Paper Girls – Band 2

PaperGirls_Vol02-1

Wie ich schon bei der Review zum ersten Band von Paper Girls zugeben musste, ist mir der Release im Gegensatz zum Rest der Welt reichlich spät aufgefallen. Eine wahre Schande, die mit einem verdienten Eisner-Award als „beste neue Serie“ umso größer auf mich zurück fällt. Ich rede mich hier mal im Hinblick auf privates Chaos raus und bin zumindest froh die Fortsetzung von Erfolgsautor Brian K. Vaughn (Y: The Last Man, Saga, We Stand on Guard) rechtzeitig am Horizont erblickt zu haben.

Diese steht nämlich dem Erstling in nichts nach und das ist schon mal eine Ansage, wenn man bedenkt welche Schnappatmung der Beginn des Abenteuers von Erin, Mac, Tiffany und KJ sowohl bei Fans als auch Rezensenten (inklusive mir) ausgelöst hat. Spielte die Handlung zunächst im Jahr 1988, was mit den Fahrrad fahrenden Heldinnen sofort Assoziationen zu der Netflix-Serie Stranger Things ausgelöst hat, befinden wir uns mit 3/4 der ursprünglichen Mädchen-Gang durch die Zeit katapultiert im Jahr 2016 und auf der Suche nach ihrer verschwundenen Freundin KJ.

Die Handlung setzt nahtlos in dem Moment ein, mit dem der letzte Band ein Ende gefunden hat: Der Begegnung mit Erins zukünftigem ich. Dieses ist entgegen der Erwartungen der Mädchen, der Inbegriff einer fertigen Mittdreißigerin ohne Partner, mit miesen Job und Angstzuständen. Kein Wunder, dass beide Seiten erstmal eine ganze Menge Fragen haben. Trotz anfänglicher Skepsis schließt sich das seltsame Team zusammen um gemeinsam nach der vermissten Freundin zu suchen. Die aber ohnehin schon verwirrende Situation wird für alle nur noch irritierender, als plötzlich eine Art Klon der jüngeren Erin erscheint und mit ihr nicht weniger als Hochhaus-große Bärtierchen, die sich einen Kampf ganz im Stile eines Godzilla/King Kong/Jedes japanischen Monsterfilms liefern und damit die Umgebung in Schutt und Asche legen.

Klingt überdreht und ist es auch. Trotzdem schafft es Vaughn die Handlung extrem flüssig und kohärent zu gestalten. Bei all den eingeführten Elementen keine Selbstverständlichkeit und doch wie spielerisch umgesetzt. Daher ist der schon bei der letzten Rezension angeführte Vergleich mit einer guten, sowie modernen TV-Serie erneut angebracht. So detailverliebt und gleichzeitig frei beim Umgang mit popkulturellen Referenzen und Sozialkritik sieht man nur wenige Comic-Publikation auf dem Markt und noch viel weniger, die eine solch hohe Qualität über einen längeren Zeitraum halten können. In diesem Sinne habe ich fast schon Angst vor einem Finale wie bei LOST, welches gefühlt die ganzen sechs Staffeln zunichte gemacht hat. Bis jetzt besteht aber kein Grund zur Sorge, da von der ersten bis zur letzten Seiten Unterhaltung auf einem Niveau geboten wird, das seinesgleichen sucht.

Auch visuell bleibt die Latte oben liegen. Cliff Chiang ist mit seinem Stil nicht einfach nur der Handwerker, der Vaughns Geschichte Leben einhaucht, sondern mit seiner Arbeit einen mindestens gleichwertig wichtigen Teil zur Atmosphäre beiträgt und mit dem Koloristen Matt Wilson an seiner Seite ein Produkt erschafft, auf das Comic-Fans noch in Jahren zurückblicken werden.

Man kommt nicht umhin, zu sagen, dass es sich auch bei Paper Girls – Band 2 um einen Pflichtkauf handelt. Ich verspreche euch, dass ihr es bitter bereuen werdet, wenn die Hardcover-Ausgabe vergriffen ist! Also nichts wie hin in den nächsten Comicladen, mit dem Kauf die Szene unterstützen und sich selbst ein Geschenk bereiten, zu welchem man immer wieder gerne greifen möchte.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s