Paper Girls – 1

9783959811415

Wenn ihr Comic-Fans seid, wundert ihr euch wahrscheinlich, warum die erste Ausgabe von Paper Girls (Cross Cult) erst jetzt ihren Weg zu einer Rezension auf ZOMBIAC gefunden hat. Wißt ihr was? Ich kann euch diese Frage nicht beantworten und schäme mich fast schon dafür, meine Leser nicht früher über diese großartige Geschichte informiert zu haben.

Nun habe ich aber endlich die Gelegenheit und möchte sie gleich nutzen, um in eine Story einzutauchen, die ihresgleichen sucht. Wir befinden uns in Stony Steam, einem Vorort von Cleveland am Morgen nach Halloween 1988. In der Morgendämmerung macht sich das zwölfjährige Mädchen Erin Tieng an ihre Arbeit als fahrradfahrende Zeitungsausträgerin, als sie Mac und ihrer Entourage aus Tiffany und K.J. über den Weg läuft, die ebenfalls in Erins Alter sind und mit dem selben Job im kleinen Ort ihr Taschengeld aufbessern. So weit, so üblich. Als jedoch plötzlich seltsame Gestalten auftauchen, die trotz Halloween-Settings nicht ganz in die Szenerie reinpassen wollen, geraten immer mehr mysteriöse Dinge in Bewegung, die die Augen des Lesers geradezu an die Seiten nageln.

Brian K. Vaughan: Paper Girls 1

©Cross Cult

Dabei handelt es sich nicht um eine klassische Coming-of-Age-Geschichte, die trotzdem den dazu passenden Charme transportiert. Wenn uns eine alkoholkranke Mutter über den Weg läuft und mit Waffen hantiert wird, merkt man recht schnell, dass diese Lektüre trotz des jungen Alters der Protagonistinnen, alles andere als für ein gleichaltriges Publikum konzipiert wurde.

Neben der eigentlichen Story beglückt uns der Ausnahmeautor Brian K. Vaughan (Y: The Last Man, Saga) mit einer gewaltigen Ladung an popkulturellen Referenzen, die nicht nur Kinder der 80er verstehen sollten. Ob Musik, Technik oder einfach der Zeitgeist – so gekonnt platziert habe ich solche Anleihen höchstens in gut gemachten TV-Serien gesehen. Das Ganze wird zum Glück nicht einfach als Futter für die Fanboys à la „Ha! Kenn ich!„-Effekt verkauft, sondern immer mit einem leichten Augenzwinkern in die Geschichte verbaut.

Brian K. Vaughan: Paper Girls 1

©Cross Cult

Hinzu kommt das wunderschöne Artwork von Cliff Chiang, welches die Atmosphäre gekonnt einfängt und eine Welle der Nostalgie über die Leser schwappen lässt, ohne diese altbacken wirken zu lassen. Man bedenke: Ich bin ein Kind der 90er und fühle mich bei der Lektüre wie in eine fiktive Vergangenheit zurück versetzt. Jede der Figuren, ob Randerscheinung oder Träger der Geschichte, strotzt nur so vor individuellen Charakterzügen und baut damit auch umso leichter eine emotionale Brücke auf. Ich für meinen Teil, würde mich zumindest nicht wundern, wenn man Paper Girls sowohl bezüglich der Story als auch der visuellen Umsetzung als Blaupause für das nächste große Serien-Projekt aufzieht. Das gilt auch für die Farbgebung durch Matt Wilson, welche mit einer reduzierten Palette auskommt und trotzdem nichts zu wünschen übrig lässt. Diese trägt nämlich ungemein zur Atmosphäre bei, die Chiangs Zeichnungen die Facette gibt, die den Touch der 80er erst in ihrer ganze Fülle transportiert.

Alles in allem ist dieser Band das, als was er von Seiten des Verlags (ohne zu übertreiben) beworben wird: „Das wohl Heißeste und Abgefahrenste, was der US-Comicmarkt derzeit zu bieten hat.“  Ich wurde auf jeden Fall so extrem und vor allem positiv überrascht, dass ich jedem, der sich nur im Ansatz als Comic-Leser bezeichnet, Paper Girls ans Herz lege.

Brian K. Vaughan: Paper Girls 1

©Cross Cult

Band 1 ist schon im Handel erhältlich! Der zweite Band erscheint am 31.07. und der dritte am 18.12.2017!

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