We Stand on Guard

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Insbesondere seit dem „Kampf gegen den Terror“, den die USA unter George W. Bush eröffnet haben, traut man der Weltmacht alles zu, wenn es um das Eröffnen neuer Konfliktherde geht. Dabei wurden und werden vorzugsweise Länder infiltriert, die reich an Rohstoffen und arm in Bezug auf militärische Schlagkraft sind. Bis dato gilt das primär für Nationen im Nahen Osten, die auf begehrten Öl-Reserven sitzen. Doch was bringt die Zukunft? Das schwarze Gold wird noch zu Lebzeiten meiner Generation zur Neige gehen, während die Natur parallel bis an die Belastungsgrenze ausgenutzt wird. Das Ergebnis wird aller Wahrscheinlichkeit nach ein Kampf um lebenswichtige Ressourcen sein, der neue Fronten nach sich ziehen wird, die wir uns heutzutage nicht mal vorstellen können…oder wollen.

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Genau in diese Kerbe schlägt „We Stand on Guard“ von Cross Cult, welches hundert Jahre in der Zukunft spielt und einen (bis jetzt) imaginären Konflikt zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten von Amerika beleuchtet. Aufgrund von drastischen Klimaveränderungen, die wir schon heute spüren können, gehen die Wasservorräte der USA zu Ende und lassen das Land zu den uns schon bekannten Werkzeugen der Machterweiterung greifen. Durch einen als Gegenschlag inszenierten Angriff wird der wasserreiche Nachbar aus dem Norden überrannt. Infolgedessen ziehen sich verschiedene Gruppen in die dichten Wälder zurück und kämpfen als Guerilla-Einheiten gegen die gnadenlos agierenden Invasoren. Im Mittelpunkt steht dabei die Hautprotagonistin Amber, die den ersten Angriff als Kind miterlebt hat und aufgrund zahlreicher persönlicher Verluste in der Konfrontation mit den Amerikanern ihren Rachedurst zu stillen versucht.

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Die Story ist dabei weder ein schwülstiger Anti-Kriegs-Roman, noch reines Ami-Bashing, sondern eine Warnung, die in ein futuristisches Gewand gekleidet ist. Die Rhetorik der Amerikaner gegenüber ihren Freunden und Verbündeten wird in all ihrer Fragilität präsentiert und lässt den Leser mit der Frage zurück, ob ein solches Szenario in einer ähnlichen Form nicht vielleicht doch irgendwann Realität werden könnte. Folter zum Zwecke der angeblichen Wahrheitsfindung, politisches Kalkül und der Verzicht auf moralische Abwägung finden alle ihren Platz in einer Science-Fiction-Welt, spiegeln jedoch durchgehend reale Umstände, bei denen man nur die Namen der Nationen und den umkämpften Rohstoff auswechseln müsste um einen Bericht der Tagesschau konstruieren zu können. Das dies ohne Durchhänger, geschweige denn einem Abfall der Spannung geschieht, ist dem Star-Autoren Brian K. Vaughan zu verdanken, den Fans auch als Macher hinter der „Saga“-Reihe kennen.

Am Zeichentisch wird er dabei durch niemand geringeren als den Story-Board-Artist Steve Skroce unterstützt, dessen Arbeiten an „Matrix“ oder „V wie Vendetta“ sich in Bezug auf atmosphärische Perspektiven und emotionale Szenen in jedem Panel widerspiegeln. Feste Konturen und detailverliebte Umgebungen leisten einen nicht geringen Anteil daran, dass man in der Geschichte so oft mit den Figuren mitfiebert und ihr persönliches Schicksal zu Herzen nimmt.

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Eine nicht zu vernachlässigende Ergänzung bietet der Kolorist Matt Hollingsworth, der mit „Preacher“ und „Hawkeye“ seinen Ruf erarbeitet hat, den er mit „We Stand on Guard“ weiter festigt. Die relativ blassen Farben, die auch mal gänzlich ohne Outlines Seiten füllen können, unterstreichen die erzeugte Stimmung, in der sie nicht in eine gefällig knallige Form der Superhelden-Geschichten abdriften und das Ganze damit unverdienterweise in eine belanglose Action-Ecke stellen.

Als Fazit kann ich ziehen, dass die an realen Ängsten angelehnten Begebenheiten, samt die kontinuierlich auf höchstem Niveau illustrierten Panels eine Kombination ergeben, die man sich nicht entgehen lassen sollte. „We Stand on Guard“ sticht mit einem frischen Ansatz, der alte Themen neu bearbeitet heraus und unterhält auch beim erneuten Aufschlagen der Seiten.

4 Kommentare

  1. DerSinn · Mai 30, 2016

    Klingt, als sollte ich doch einmal einen Blick hinein werfen. Danke. 😉

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  2. Patrick · Juni 1, 2016

    Das klingt wirklich sehr geil. Am Gratis Comic Tag konnte ich schon einmal etwas reinlesen und finde solch Stories immer wieder spannend 🙂

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    • Zombiac · Juni 1, 2016

      Ist wirklich lohnenswert! Hab mich schon seit dem Tag darauf gefreut, an dem ich das erste Mal von der Story gehört habe! 🙂

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