[Rezension] Superman – Der Mann aus Stahl (Panini Comics)

Diejenigen, die meinen Blog schon etwas länger verfolgen wissen, dass ich ein eher ambivalentes Verhältnis zu Superman pflege. Zwar bin ich nicht generell seinen Abenteuern abgeneigt, muss aber schon mal länger an einer Story kauen, wenn mehr die Sci-Fi-Elemente, als menschliche Dramen im Vordergrund stehen. Daher bin ich mit ein wenig Skepsis an den Sonderband „Superman – Der Mann aus Stahl“ herangetreten, wurde aber im Laufe der Lektüre vollends überzeugt. Aber eins nach dem anderen.

Zunächst einmal sei die prominente Personalie auf dem Autoren-Stuhl zu erwähnen, die vor gut einem Jahr die Comic-Branche in helle Aufregung versetzt hat. Brian Miachael Bendis war für fast zwei Dekaden eines der Aushängeschilder von Marvel, bis niemand geringeres als die Konkurrenz um DC den Star-Schreiber für sich gewinnen konnte. Natürlich war man entsprechend gespannt, welche Figur man ihm an die Hand geben würde und wurde nicht enttäuscht: Bendis sollte nicht nur für eine Reihe, sondern gleich für beide Serien in Form von „Action Comics“ und „Superman“ in die Tasten hauen. Einen kleinen Vorgeschmack konnte man schon kurz zuvor durch eine Kurzgeschichte in „Action Comics #1000“ bekommen. Und nicht nur das! Um einen glatten Übergang von einer in die nächste Ära zu gewährleisten, setzte sich Bendis zusätzlich an eine Mini-Serie, deren sechs Hefte in dem nun hier zu besprechenden Band wiederzufinden sind und eine Art Vorgeschichte darstellen, um den neuen Status Quo in Gänze nachvollziehen zu können.

Der Titel der Geschichte kommt dabei nicht von ungefähr und soll auf einen weiteren Umschwung in der DC-Historie hinweisen, der mit einem gleichlautenden Namen für Furore sorgte. 1986 erschien nämlich mit „The Man of Steel“ von John Byrnes und Dick Giordiano der Einstieg in die Welt nach dem Mega-Event „Crisis on Infinite Earths“ und Bendis scheint sich sicher genug zu sein, diesen Maßstab für sich übertragen zu können und behält damit sogar recht.

Wir steigen in ein klassisches Setting ein, dass auch nicht regulären Lesern bekannt vorkommen sollte. Clark Kent aka Superman arbeitet wie immer beim Daily Planet und die üblichen verdächtigen laufen durchs Bild. Doch etwas scheint sich geändert zu haben. Während im Vor-Bendis-Run auch Lois Lane und der gemeinsame Sohn Johnathan einen zentralen Kern der Geschichten verkörperten, scheinen beide nicht mehr da zu sein. Warum das der Fall ist, lässt der Autor den Leser erst langsam begreifen, ohne zu viel vorweg zu nehmen und die Spannung damit zu dämpfen. Zeitgleich muss Superman sich wie üblich um die Verbrechensbekämpfung in Metropolis kümmern, die sich diesmal in einer Reihe von Brandstiftungen manifestiert, deren Ursprung und Motiv der Mann aus Stahl noch nicht greifen kann. Hinzu kommt ein übermächtiger Gegner, der wie aus dem nichts auftaucht und irgendwie mit dem Schicksal Kryptons und damit Supermans Vergangenheit in Verbindung zu stehen scheint.

Auf den ersten Blick hört sich das Ganze nach einer ziemlich typisch zusammengeschusterten Geschichte aus der Welt des Stählernen an, doch bei dieser Annahme täuscht man sich gewaltig. Bendis hat sich nicht ohne Grund einen Legenden-Status erarbeitet, den er hier mit Bravour verteidigt. All die genannten Elemente wirken zwar vertraut, aber doch so frisch, dass man sich mit Vergnügen in die Handlung stürzt und wirklich wissen möchte, wie die beschriebenen Ereignisse und Figuren miteinander in Zusammenhang stehen. Dabei findet er eine tolle Balance zwischen dem üblichen Gekloppe und emotionalen Momenten, die flüssig ineinander übergehen und damit die Stärken der Figur und ihrer Historie hervortreten lassen. Hinzu kommt das Kunststück den Status Quo so hinzubiegen, dass er in die Ideenwelt des Autoren passt, zeitgleich aber keinen Bruch zum Rebirth-Kontinuum darstellt. Ein Freiraum, der wohl nur einem Giganten wie Bendis ohne zu murren zugestanden wird.

Dem Standing des Autoren entsprechend wurde auch bei der Auswahl, der ihm zur Seite gestellten Künstler nicht gekleckert. Das wäre sowohl auf die Qualität der einzelnen Zeichner und Inker, als auch ihre schiere Menge gemünzt. Wir reden hier, der Vollständigkeit halber von den hier komplett aufgezählten Kreativen: Jason Fabok, José Luis García-López, Adam Hughes, Kevin Maguire, Joe Prado, Ivan Reis, Steve Rude, Evan „Doc“ Shaner, Ryan Look, Dexter Vines und Wade Grawbadger. Das sollte einen ungefähren Eindruck davon vermitteln, als wie wichtig der Neuzugang bei DC erachtet wird. Davon profitiert nicht nur der Verlag, sondern schlussendlich auch die Masse an Fans.

Ich für meinen Teil wurde vollends überzeugt. Meine anfängliche Skepsis wurde zur Seite gewischt und wich der Vorfreude auf die regulären Serien, denn die in „Superman – Der Mann aus Stahl“ aufgeworfenen Fragen müssen teils noch beantwortet werden. Bis dahin kann ich jedem bestehenden Fan der Figur, aber auch allen Zweiflern diesen Sonderband ans Herz legen. Ihr werdet es nicht bereuen.

Superman - Der Mann aus Stahl 
Verlag: Panini Comics 
Autor: Brian Michael Bendis
Zeichner: Ivan Reis, Jason Fabok, Evan Shaner, Steve Rude, 
Ryan Sook, Kevin Maguire, Adam Hughes, Jim Lee, 
José Luis Garcia-López
Erschienen am: 05.02.2018 
Format: Softcover 
Seitenzahl: 188 
Preis: 18,99 EUR

 

[Rezension] Black Hammer: Doctor Star und das Reich der verlorenen Hoffnung (Splitter)

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Endlich ist es soweit und nach gut 1 1/2 Monaten, die sich wie eine Ewigkeit angefühlt haben, bin ich wieder da und kann euch mit Rezensionen versorgen. Für all jene, die sich gewundert haben sollten, wieso sich diese recht große Lücke zwischen den Beiträgen aufgetan hat, dem sei gesagt, dass ein Staatsexamen leider doch etwas mehr Vorbereitungszeit verschlingt, als da wäre, um nebenbei Comics zu besprechen. Nun ist der Alptraum jedoch vorbei und der Wiedereinstieg in mein liebstes Hobby wird sogleich mit einem richtigen Leckerbissen versüßt, der schon seit gut einem Monat hier liegt und besprochen werden will: „Black Hammer: Doctor Star und das Reich der verlorenen Hoffnung“ aus dem Splitter Verlag.

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Fleißige Leser meines Blogs wissen längst, dass ich ein großer Fan des immer größer werdenden Universums aus Jeff Lemires Feder bin und auch den Spin-Offs ständig entgegen fiebere, zu denen auch der hier zu besprechende Band gehört. Erstaunlicherweise handelt es sich nach „Sherlock Frankenstein & die Legion des Teufels“ schon um die zweite Auskopplung und damit einen Gleichstand zu der regulären Reihe mit „Vergessene Helden“ und „Das Ereignis„. Im Gegensatz zu anderen Veröffentlichungen mit verzweigtem Release-Muster, ist jedoch das „Black Hammer„-Universum so sehr ineinander verzahnt, dass man bei der Lektüre der zusätzlichen Geschichten das Gefühl hat, nicht in die Breite, sondern in die Tiefe der Handlung einzusteigen.

Das ist auch diesmal in der rührenden Story um den Helden „Doctor Star“ gelungen, der zunächst als Dr. Jim Robinson in den 1940er Jahren wortwörtlich daran arbeitet nach den Sternen zu greifen. Währenddessen sitzt seine Frau Joan daheim mit dem gemeinsamen Kind Charlie und hofft auf emotionale und greifbare Unterstützung, die der vollkommen auf seine Arbeit fokussierte Jim zu keinem Zeitpunkt bieten kann und damit fast wie in Zeitlupe sein Familienleben gegen die Wand fährt.

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Auf der anderen Seite feiert er immer größere Erfolge seiner Forschung, die schon nach kurzer Zeit Regierungsmitarbeiter auf den Plan rufen, die nicht ganz uneigennützig ihre Hilfe anbieten: Sie wollen im Gegenzug für finanzielle Spritzen, seine Erkenntnisse für den Bau einer Waffe nutzen und stürzen Jim damit, nachdem er zustimmt, in einen Arbeitswahn, der ihm schlussendlich die Macht beschert, eine sogenannte „dimensionale Membran“ zu durchbrechen. Dieser Vorstoß gibt ihm nun die Macht, die von ihm so heiß geliebte Energie der Sterne einzufangen. Durch diesen Schritt gelingt es ihm unvorstellbare Kräfte über Raum und Zeit zu gewinnen und dadurch zu einer personifizierten Verneigung vor Alan Moores Dr. Manhatten („Watchmen„) zu werden, dessen Geburt offensichtlich durch einzelne Panels zitiert wird. Genauso wie das erwähnte Original, schließt sich nun Dr. Star den zu dem Zeitpunkt aktiven Superhelden an, um sowohl auf der Erde, als auch in anderen Galaxien für Recht und Ordnung zu sorgen. Dabei vergisst er aber nicht nur seine Pflichten als Vater und Ehemann, sondern im wahrsten Sinne des Wortes auch die Zeit, die wie ein Bumerang mit ihrer Erkenntnis der Unumkehrbarkeit auf den Helden zurückzufliegen scheint. Wie sich diese äußert, muss der geneigte Leser dann aber selbst für sich herausfinden, denn wie all die anderen „Black Hammer„-Releases, lebt auch der vorliegende Band von Überraschungen, ungewöhnlichen Charakteren und mit menschlichen Tragödien verbundene Verneigungen vor den großen Titeln der Comic-Historie.

Diese dadurch entstehende emotionale Achterbahnfahrt aus Familiendrama und Action, die nur wenige Autoren wie Lemire beherrschen, wird dabei mit visueller Wucht durch Max Fiumara (u.a. „Abe Sapien„) in Szene gesetzt, der es schafft sowohl fulminante Action-Sequenzen, als auch stille Momente der intimen Trauer einzufangen und damit den Charakteren, die er porträtiert auf jeder Ebene gerecht zu werden. Einen nicht geringen Anteil daran hat auch der Kolorist Dave Stewart, der durch seine vorangegangene Arbeit an der Hauptreihe schon den Fans ein Begriff sein sollte und seinen Ruf mit „Doctor Star und das Reich der verlorenen Hoffnung“ nun weiter zu festigen weiß.

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Dabei ist es eigentlich erstaunlich, dass die einzelnen Elemente der Geschichte für sich genommen das Rad nicht neu erfinden und trotzdem in ihrer Gesamtheit überzeugen. Durch die Kombination der an sich so unterschiedlichen Genres gelingt es dem Kreativ-Team um Lemire eine Handlung zu spinnen, die von der ersten bis zur letzten Seite unter die Haut geht und noch lange in Verstand und Herz nachhallt. Ich kann bloß immer wieder in diesem Zusammenhang betonen, dass „Black Hammer“ eine der qualitativ besten Comic-Reihen der letzten Jahre darstellt. In diesem Sinne kann ich garnicht anders, als mich jetzt schon auf die angekündigten zwei Bände der Haupt-Storyline mit den Titeln „Age of DoomTeil 1 und 2, sowie das dritte Spin-Off „The Quantum Age“ (der deutsche Titel steht noch nicht final fest) zu freuen wie auf ein zweites Weihnachten. Bis dahin kann ich jedem von euch empfehlen „Black Hammer: Doctor Star und das Reich der verlorenen Hoffnung“ beim Händler eures Vertrauens zu ordern. Ihr werdet es nicht bereuen!

Doctor Star und das Reich der verlorenen Hoffnung 
Verlag: Splitter Verlag 
Erschienen am: 01.01.2019
Autor: Jeff Lemire 
Zeichner: Max Fiumara
Format: Hardcover 
Seitenzahl: 128
Preis: 19,80 EUR