Spawn Origins Collection – Band 8

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Inzwischen läuft die „Spawn Origins Collection“ seit gut drei Jahren und schlägt sich hierzulande sowohl bei Neueinsteigern als auch alten Fans ganz gut durch. In den USA hingegen wurde die Reihe leider schon nach der Nummer 9 und damit mitten in einem Story-Strang abgewürgt. Ob es an schwindenden Verkaufszahlen oder einer unternehmenspolitischen Entscheidung lag, kann wohl niemand beantworten. In Deutschland spekuliert Panini Comics im Gegensatz dazu öffentlich über eine eigene Fortführung der Geschichte um Al Simmons und seinem Kampf zwischen Himmel und Hölle.

Warum das eine gute Idee ist, beweist die aktuellste Veröffentlichung, die mit den Heften 88 bis 100 aufwartet. In diesen erwartet uns wieder die gewohnte Mischung aus Gewalt, Pathos und einem Schuss Selbstironie. Wobei man durchaus merkt, dass sich der Stil der 90er weitesgehend zurückgezogen und damit Platz für den düster-seriösen Anstrich gemacht hat, der noch heute vorherrscht. Das sieht man vor allem an den in sich geschlossenen Storys, die den Anfang des Sammelbands bilden. Es werden zwar immer wieder Verweise auf die Kontinuität eingeworfen, der Genuss der einzelnen Handlungen kann aber für sich selbst erfolgen.

Zum Beispiel gibt es die schöne „Verhör-Situation“ eines Verbrecher-Trios durch Spawn, welches die Weltanschauung Todd McFarlanes (der geistige Vater der Figur) verdeutlicht und zeitgleich makaber zu unterhalten weiß. Das selbe gilt für ein immer wieder aufgegriffenes Thema: Den Kindesmissbrauch. Man spürt förmlich den Hass des Autoren auf die Monster, die diese unbeschreiblichen Verbrechen begehen und mit dem Medium Comic hat er ein Ventil gefunden, mit dem er sich ganz explizit damit auseinandersetzen kann.

Trotz dieser kleinen Ausflüge läuft die Hauptgeschichte unaufhörlich weiter. Der Kampf zwischen Himmel und Hölle steht unmittelbar bevor und so gut wie alle Akteure der bis dato stattgefundenen Geschehnisse sind wieder an Bord. Angela, Cogliostro, Sam, Twitch und viele mehr. Da Spawn sich von beiden Seiten emanzipiert hat und sein Erschaffer Malebolgia in der Verwirrung um die Zugehörigkeit des Geschöpfs die Macht der Hölle an sich reißen möchte, um die Apokalypse auszulösen, ist das Chaos so gut wie unausweichlich. Dafür lässt er mit Hilfe zweier Helfer einen Dämon auferstehen, der das Ende der Welt bedeuten kann. Damit fängt die Schlacht aller Schlachten an, in dessen Verlauf einige Überraschungen zutage gefördert werden.

Das alles kommt glücklicherweise, wie schon mal erwähnt, mit immer weniger Pathos aus. Dadurch kann man sich ganz auf den Inhalt konzentrieren, der sich nicht hinter hohlen Phrasen zu verstecken braucht. Natürlich reden wir immer noch von einer der erfolgreichsten Indie-Reihen aller Zeiten, aber gewisse Regeln des Mainstream-Story-Tellings werden trotzdem eingehalten und heben „Spawn“ aus der blutigen Masse des Trash hervor. Hinzu kommen die gewohnt großartigen Zeichnungen von Greg Capullo, der sich im letzten Batman-Run ausleben und sich über die letzten zwei Dekaden als feste Größe in der Szene etabliert konnte. Plastisch, düster und doch mit einem gewissen Augenzwinkern, ist sein Stil unverkennbar und trägt als wichtiger Pfeiler den Erfolg der Reihe mit.

Wenn man die „Spawn Origins Collection“ von Anfang an verfolgt hat, wird man sowohl visuell als auch inhaltlich einen kontinuierlichen Anstieg der Qualität feststellen. Während zu Anfang das Konzept auf größtmögliche Provokation abzielte, die die ehemaligen Marvel-Mitarbeiter erstmals ausleben konnten, fokussiert sich das Kreativ-Team über die Jahre hinweg mehr auf die Tiefe der Charaktere, den Feinschliff des Looks und einen epischen Bogen, den es in solchen Releases selten zu schlagen gilt.

In diesem Sinne ist der achte Teil keinesfalls nur eine Ergänzung (die sich tatsächlich schön im Regal präsentieren lässt), sondern in meinen Augen der Höhepunkt, der bis dahin erzählten Geschichte um Spawn. Ich freue mich dementsprechend jetzt schon auf die weitere Fortsetzung und hoffe, dass Panini Comics ihre Spekulationen diesbezüglich in die Tat umsetzt!

Fight Club 2 – Buch 2|2

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Was hat es lange gedauert, aber nun ist es endlich soweit: Nachdem mich schon der erste Band der offiziellen „Fight Club“-Fortsetzung umgehauen hat, findet die geniale Story ihren Abschluss in der finalen Ausgabe beim Splitter Verlag.

Um diejenigen nicht zu verwirren, die das erste mal davon hören, dass es eine Fortsetzung um Tyler Durden gibt, hole ich etwas aus. 16 Jahre nach der bahnbrechenden Verfilmung und 20 Jahre nach dem Release des ursprünglichen Romans, erschien 2015 die lang ersehnte Fortführung von Chuck Palahniuk, der sich auch für das Erstlingswerk verantwortlich zeigte. Auf die Idee seine ursprünglichen Visionen weiter laufen zu lassen kam er, als er realisierte, dass die Gegenwart bezüglich ihrer fast schon dystopischen Entwicklung, die Realität seiner Figuren zu unterbieten schien. Das konnte er natürlich nicht umkommentiert lassen und griff auf eines seiner Lieblingsmedien zurück – den Comic. Dafür holte er sich den Eisner-Award-Gewinner Cameron Stewart ins Team und legte los.

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©Splitter

Zehn Jahre nachdem Tylers „Projekt Chaos“ gescheitert ist, lebt der ehemals namenlose Mann hinter dem Soziopathen als Sebastian ein fast normales Leben. Pillen und medizinisches Marihuana ermöglichen es ihm einen Alltag zu bestreiten, der eine Zeit lang als unmöglich galt. Diesen teilt er sich mit der uns bekannten Marla Singer, deren Charakter immer noch durch Zigaretten und Zynismus geformt wird, die jedoch inzwischen mit ihrem Mann einen neunjährigen Sohn großzieht. So wie wir Marla jedoch kennen, wird ihr diese Konstellation auf lange Sicht zu langweilig und sie beginnt Sebastians Medizin zu präparieren, bis ihr psychopathischer Sex-Gott Tyler Stück für Stück aus der geistigen Versenkung empor steigt.

So kommt es wie es kommen muss und das „Projekt Chaos“ wird erneut aus der Taufe gehoben, während die immer noch aktiven Fight Clubs tatkräftige Unterstützung leisten und uns dabei bekannte Charaktere wie Angel Face oder Robert Paulson über den Weg laufen. Die ohnehin schon prekäre Situation erreicht ihren Höhepunkt als der gemeinsame Sohn von Marla und Sebastian von Mr. Durden entführt wird. Da beide Persönlichkeiten streng von einander getrennt sind, weiß niemand außer unser hauptberufliche Tunichtgut wo der Nachwuchs festgehalten wird. Nun bleibt nichts anderes übrig als nach dem Kind zu suchen und genau hier setzt die Handlung des Abschluss-Bandes ein, in dem Marla mit einem Haufen todkranker Kinder und jenen, die so tun als ob, die Gegend absucht und Sebastian versucht mit seinem Therapeuten seinen dunkle Seite zu unterdrücken.

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©Splitter

Dabei spielt Palahniuk wieder gekonnt mit dem ihm zur Verfügung stehenden Medium. Wie ein in die Tastatur gehämmerter Mittelfinger nimmt er die Erwartungen der Leser und spuckt sie ihnen vor die Füße. Man weiß nie was auf der nächsten Seite passiert und das ist gut so. Es ist selten, dass man einen Comic in die Hand bekommt, der so gekonnt mit Selbstreferenzen umgeht und die vierte Wand durchbricht ohne dieses Stilmittel zur reinen Zierde verkommen zu lassen. So nimmt er zum Beispiel immer wieder den popkulturellen Fußabdruck des Titels und richtet ihn gegen die damit einhergehenden Konventionen. Er feiert sozusagen einen Anti-Kult des eigenen Werkes, welches trotzdem durch seinen Hauptcharakter funktioniert. Am faszinierendsten bleibt die immer deutlicher zutage tretende Aussage, dass der Schöpfer sowohl in Bezug auf die Fans seiner Arbeit als auch auf das Werk selbst, jegliche Kontrolle verloren hat. Damit gelingt es dem Autoren sowohl inhaltlich als auch vom Feeling her, eine funktionierende Fortsetzung seines wohl größten Erfolgs weiter zu spinnen aber auch eine parallele Aussage zu seiner Schöpfung auf den Punkt zu bringen, die größer geworden ist als er selbst.

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©Splitter

Dabei spielt Cameron Stewart keine unwichtige Rolle. Er schafft es nämlich nicht nur die komplexe Gedankenwelt Palahniuks in Panels zu pressen, sondern nimmt sich die Freiheit diese regelmäßig zu sprengen und auch im visuellen Bereich selbstreflektiert zu agieren. Schuss- und Explosions-Geräusche werden so integriert, dass sie Einfluss auf das Verständnis des Gesagten haben und die Psychosen der Hauptfigur werden mit über die Seiten verteilten Gegenständen fast schon greifbar. Kurzum technisch auf höchstem Niveau.

Dieses wird wie beschrieben über alle Ebenen auch im letzten Band gehalten und bildet den in meinen Augen perfekten Abschluss, aus dem sich der Autor kein Hintertürchen gelassen hat und damit die Punkrock-Attitüde des Gesamtwerkes zu unterstreichen weiß. Dementsprechend gilt auch hier: Pflichtkauf!