Fear Factory (+ Dead Label & Once Human) live in München 25.11.2015
Was kann es schöneres zum aufwärmen an einem kalten Tag geben, als einen dampfenden Moshpit? Das haben sich offensichtlich die Initiatoren des Tourtrosses um Fear Factory gedacht, als sie ihnen die Iren Dead Label und die in LA ansäßigen Once Human zur Seite stellten.
So fanden sich am vergangenen Mittwoch die Münchner im für brachiale Gigs bekannten Backstage ein um den Urgesteinen des Industrial Metal zu huldigen, die den zwanzigsten Geburtstag ihres Albums „Demanufacture“ auf der gesamten Tour feierten.
Doch wie schon angedeutet, eröffnete das Trio namens Dead Label den Abend, indem sie es mit ihrem wuchtigen Groove den Adrenalinspiegel der Zuschauer steigen ließen.
Aus meiner Sicht eine Wohltat für die Ohren, wenn man bedenkt, dass es entweder gang und gebe ist „Core“-Bands vor sich auftreten zu lassen
oder es schlicht und ergreifend kaum noch Auswahl gibt, wenn sich junge Musiker dazu entscheiden auf ein Genre zu setzen.
Ein weiteres erfrischendes Element der Gruppe ist die Drummerin Claire Percival. Es sollte zwar eine Selbstverständlichkeit sein, dass auch Frauen einen Platz im Metal haben, ohne als Exot gebrandmarkt zu werden, aber leider ist es noch nicht der Normalfall. In diesem Fall wird eindrucksvoll demonstriert, dass auch auf weiblicher Seite Musiker exitieren, die bei der Bearbeitung der Felle und Becken in so einer extremen Sparte den männlichen Kollegen in nichts nachstehen.
Apropos Frauen im Metal. Mit dem darauf folgenden Support in Form von Once Human, findet sich mit Lauren Hart die Diskrepanz in Person am Mikro wieder und das im positivsten Sinne. Wer hätte erwartet, dass aus einem so zierlichen Körper ein so markerschütternder guturaler Gesang entweichen könnte? Man kommt dabei nicht umhin einen Vergleich zu Arch Enemy zu ziehen. Das liegt dabei nicht hauptsächlich am Geschlecht der Fronterin, sondern an der wirklich ähnlichen Klangfarbe der Stimme und der zum verwechseln ähnlichen Gestikulation auf der Bühne.
Stilistisch geht der Sound ebenfalls in die melodische Death-Richtung, kriegt aber durch gelegentlich eingestreute Breakbeats und Breakdowns einen modernen Anstrich.
Im Übrigen dachte ich, dass ich mich verhört habe, als von der Stage aus die Ansage kam, dass Once Human vom Gitarristen Logan Mader gegründet wurde, dem ich während der ersten Tracks, trotz deutlichem Altersunterschied zum Rest der Band nicht wirklich mehr Aufmerksamkeit geschenkt habe als den anderen Musikern.
Dieser Herr ist niemand anderes als ein Gründungsmitglied und fester Bestandteil von Machine Head bis zum Ende der 90er Jahre gewesen.
Dementsprechend wahrlich kein Zufall, als zu „Davidian„, dem Eröffnungstrack ihres Erstlings „Burn My Eyes“ angesetzt wurde. Schon davor war die Stimmung am überkochen, doch als das Cover erklang, gab es kein Halten mehr und die Menge war mehr als nur aufgewärmt für das was noch kommen sollte…
Mit 25 Jahren auf dem Buckel und kein bisschen leiser, erschienen die Mannen um Fear Factory, vor einem überdimensionalen Backdrop, der den Namen der Band zu unterstreichen wusste und feuerten mit „Demanufacture“ ihre erste Riff-Salve in die Menge, die sie ab der ersten Sekunde begeistert auffing. Der Track ist wie schon erwähnt der Titel des zuvor erwähnten Albums, welches komplett gespielt wurde! Den ganzen Gig hindurch bewies die Band, wie zeitlos die Platte ist und wie viel Energie noch in den Knochen der Band steckt. Ob kreisende Matten bei „Zero Signal“ oder Circle Pits bei „Piss Christ“. Hier wurde wirklich jeder bedient. Die Show erfolgte dabei mit einer so konstanten Energie, die vom Publikum an die Band und zurück gereicht wurde, dass man nach der extra langen Zugabe in Form einer bunten Mischung aus brandneu („Soul Hacker“, „Dielectic“) und Klassisch („Shock“, „Edgecrusher“ oder „Martyr“) nur noch verschwitzt, erschöpft aber umso glücklicher wieder die kühle Luft vor der Halle genießen konnte. So müssen Metal-Konzerte sein und Fear Factory haben wie erwartet geliefert!
Weiter Fotos vom Konzert könnt ihr natürlich wie immer bei Fuchse Fotografie sehen!