Old Man Logan: Die Rückkehr

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Vor geraumer Zeit habe ich mir im Kino den ultimativen Film bezüglich der visuellen Umsetzung einer Postapokalypse angesehen. „Mad Max“ überzeugte mich von der ersten bis zur letzten Sekunde durch die brillante Optik, den treibenden Soundtrack und die daraus resultierende Atmosphäre, die den Puls konstant oben hält. Im Endeffekt ein Szenario, dass wie geschaffen für eine Comic-Welt zu sein schien und mit der unvergleichlichen Art gleich mehrere Oscars absahnen konnte.

Nun ist mir ein Band in die Hände gefallen, der ganz dem gerade von mir beschriebenen Muster entspricht und sogar in einer Welt angesiedelt ist, die eine frappierende Ähnlichkeit zur Wüstenlandschaft von Max aufweist. „Old Man Logan: Die Rückkehr“ setzt kurz nach den Ereignissen des Erstlings von Mastermind Mark Millar ein, ist jedoch Teil des Mega-Events „Secret Wars“. Glücklicherweise wurde die Geschichte jedoch nicht in irgendeinem Megaband vergraben, sondern darf als eigenständiges Werk das Licht der Welt erblicken und dabei trotzdem Teil der Kontinuität nach dem Krieg bleiben.

Das gigantische Marvel-Multiverse wurde zerstört und nur ein Planet überlebte, der als eine Art bizarres Patchwork eine Vielzahl an Regionen beheimatet, die jedoch vollkommen unabhängig voneinander existieren. Anzutreffen sind dort die verschiedenen Versionen der uns bekannten Helden, die zwar von den anderen Zonen wissen, aber trotz allem isoliert agieren. Gemeinsam ist nur die Angst vor dem aus dem Chaos hervorgegangenen Herrscher Dr. Doom, der als Gott verehrt wird und dessen Status durch die Thors verschiedener Realitäten auch mit Gewalt untermauert wird.

Mittendrin finden wir eine von der Zerstörung des Krieges zwischen Helden und Schurken gezeichnete Wüste, die ein einsamer alter Mann durchstreift. Dieser ist der uns wohlbekannte Wolverine (oder auch Old Man Logan), der eine gewisse Ähnlichkeit zum Revolvermann aus der Stephen King-Saga „Der Dunkle Turm“ aufweist. In sich gekehrt versucht er die Ereignisse von vor 50 Jahren zu verarbeiten, bei denen er durch Mysterio manipuliert die X-Men getötet hat. In der Zwischenzeit schafft er es sogar eine Familie zu gründen, die jedoch durch den Hulk-Clan ermordet wird. Damit legt er seinen pazifistischen Lebensstil ab und eliminiert aus Rache die gesamte Sippe, mit der Ausnahme des Babys Robert Bruce Banner Jr., den er sogar adoptiert. Genau hier setzt die neue Story ein, bei der Wolverine bei einem seiner Streifzüge den Kopf eines Ultron findet. Ihm ist bewusst, dass dieser aus einem anderen Teil der „Battleworld“ stammen muss und macht sich auf die Suche nach dessen Ursprung. Dabei begegnet er alten Weggefährten, alternativen Versionen seiner Feinde und Verbündeten und trotzt unzähligen Gefahren, die sein vom langsamen Altern ausgezehrter Körper erdulden muss.

Verantwortlich für die Story, die mit wenig Dialog, dafür aber mit umso mehr packender Atmosphäre dienen kann, ist der Erfolgs-Autor Brian Michael Bendis. Der mit fünf Eisner-Awards ausgezeichnete Schreiberling kann sich so gut wie alles von Rang und Namen auf die Fahnen schreiben. Ob Hellspawn, Batman oder gefühlt jede wichtige Figur von Marvel Comics – überall hat der gute Mann schon seine Finger im Spiel gehabt. Bei der Fortsetzung zur Kult-Geschichte „Old Man Logan„, die nicht wenigen als das Wolverine-Äquivalent zu Batmans „The Dark Knight Returns“ gilt, ist es nicht verwunderlich, dass die verantwortlichen bei Bendis anfragten. So gut wie alle seine Veröffentlichungen wurden zu einem durchschlagenden Erfolg und auch hier enttäuscht er weder Fans noch Kritiker. Ein spannender Aufbau, der intelligent in die aktuellsten Ereignisse des fiktiven Universums eingepflegt wurde, ein Höhepunkt, der einen von Seite zu Seite treibt und ein Ende, dass direkt in die Kontinuität überführt ist fast schon mehr als man erwarten kann. Trotzdem schafft er es die Story mit der nötigen nüchternen Stimmung zu transportieren, die der Rahmen der Handlung verlangt.

Einen nicht geringen Anteil an der Atmosphäre hat der Zeichner Andrea Sorrentino, den man von seiner Arbeit an „Green Arrow“ oder „I, Vampire“ kennen könnte. Mit unzähligen Splash-Pages und Panel-Breaks kreiert er Seite für Seite kleine Meisterwerke, die man sich auch einzeln gerne an die Wand hängen würde. Mimik, Gestik und das Zusammenspiel mit der Umgebung tun ihr übriges, um nachhaltig Begeisterung auszulösen. Kombiniert mit der düsteren bis erdrückenden Farbpalette Marcelo Maiolos, kann man sich gar nicht lang genug an den Bildern laben.

Es gibt durchaus komplexere Geschichten, die durch ausgetüftelte Wendungen im Gedächtnis bleiben oder durch Cliffhanger die Tage bis zum Release der Fortsetzung zählen lassen, aber insbesondere ein visuelles Medium wie der Comic, lebt von den Gefühlen, die die Bilder kombiniert mit der Story transportieren wollen. Genau das schafft „Old Man Logan: Die Rückkehr“ mit Bravour. Packend, spannend und nachdenklich zugleich, wird man auf eine Reise geschickt, die man gerne noch viel weiter mit gegangen wäre. Glücklicherweise werden diese Gebete von Marvel erhört. Im Klartext können wir uns auf eine reguläre Reihe um den gealterten Recken freuen, die zwar von Jeff Lemire („All-New Hawkeye“, „Extraordinary X-Men“) getextet, aber weiterhin mit dem beliebten Artwork von Sorrentino veredelt wird.

In diesem Sinne könnt ihr euch nach meiner Huldigung schon denken, was ich als Fazit von dem vorliegenden Band halte: Absolute Kaufempfehlung! Wenn ihr euch unsicher seid oder denkt, dass ich euch was andrehen will, dann schaut im nächstgelegenen Comic-Shop vorbei und wagt einen Blick in die Ausgabe. Es wird sich lohnen!

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