Spawn Origins Collection – Band 7

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Einer meiner ersten Ausflüge in den Bereich der Comics für Erwachsene war „Spawn“. Vor ungefähr 15 Jahren hatte ich das erste mal eines der Hefte in der Hand, die zum damaligen Zeitpunkt noch monatlich erschienen. Inzwischen ist man zu broschierten Ausgaben übergegangen, die gleich vier US-Hefte auf einmal beinhalten. Zwar muss man nun etwas länger auf sie warten, dafür gibt es aber eine richtig große Ladung an Anti-Helden-Stoff.

Für diejenigen, die die Figur nicht kennen sollten, möchte ich kurz erklären worum sich die seit Anfang der 90er laufende Geschichte dreht. Erstmal zum Ursprung. Spawns Erfinder Todd McFarlane genoß einen legendären Ruf und konnte vor allem als Spider-Man-Zeichner und Autor eine gehörige Portion Ruhm einfahren. Sein extrem detailverliebter Stil gehört bis heute zu seinen Trademarks. Als er sich mit dem Marvel-Verlag überworfen hatte, zog mit einem ganzen Tross an weiteren Kreativen (z.B. mit dem legendären Jim Lee) aus, um einen neuen Verlag aus dem Boden zu stampfen, der den Künstlern mehr Mitspracherecht und Kontrolle in Bezug auf ihre Arbeit einräumen sollte: Image Comics.

Hier konnte man sich von allen Zwängen der Industrie, wie den Verzicht auf übermäßige Gewalt, Tabu-Themen wie Pädophilie oder sexuelle Darstellungen befreien. Die Reihe, die diese Freiheit bis heute wohl am meisten im Mainstream ausreizt ist „Spawn“. Es geht darin um den amerikanischen Söldner Al Simmons, der im Auftrag seines Auftraggebers während eines letzten Einsatzes ermordet wird. Daraufhin kommt Al in die Hölle und trifft dort den Teufel Malebolgia. Dieser bietet ihm einen Vertrag an, der Simmons an ihn bindet, dafür aber ein Wiedersehen mit dessen Frau Wanda verspricht. So wird er wieder auf die Erde geschickt und muss feststellen, dass er Jahre nach seinem Tod, grässlich entstellt und ohne Gedächtnis wieder in New York ist. Seine Frau ist längst mit einem anderen verheiratet, zieht ein kleines Mädchen auf und hat die Trauer um ihren Ex-Mann größtenteils überwunden. Zeitgleich ist unser Hauptcharakter mit einem lebenden Kostüm und magischen Kräften ausgestattet, die er noch nicht einordnen kann. Im Laufe der Zeit wird ihm der Name „Spawn“ verpasst und er erkennt die Verschwörung, die ihn in die nun vorherrschende Situation gebracht hat.

Währenddessen kümmert er sich um die bösen Menschen dieser Welt in einer Art und Weise, die man auch heute nicht von Cape-Trägern in Comics erwarten würde. Während ein „Batman“ den „Joker“ auch nach hundertfachem Mord einfach wieder einsperrt, massakriert „Spawn“ Kinderschänder und Konsorten auf einer Art, die nur als Warnung an die anderen Parasiten dieser Gesellschaft zu verstehen ist. Das ist eine Art die schwächsten Glieder der Bevölkerung zu beschützen, die es bis zum Start der Serie nicht gab und damit einen Impuls an die Industrie und Fangemeinde gab, der bis heute anhält und durch den Erfolg bestätigt wird.

Da die Serie nun seit 2 1/2 Jahrzehnten besteht, war es nur eine Frage der Zeit bis eine Neuauflage der Klassiker herausgebracht wird, um die Sammlung der alten Hasen zu vervollständigen und neue Fans an die Geschichte heran zu führen. In diesem Fall wäre es die sogenannte „Spawn Origins Collection“, die in jedem Hardcover-Band über 10 Hefte ab der ersten Nummer vereint und dabei sogar in Deutschland bisher unveröffentlichte Storys an den Mann bringt. In den USA wurde diese Aufarbeitung leider nach dem neunten Band eingestellt. Wir in Deutschland haben aber vielleicht Glück, was den Fortbestand der Serie anbelangt. So geht es diesen Monat in die siebte Runde mit den Heften 76 bis 87 und laut Aussagen seitens „Panini Comics Deutschland“, ist der Erfolg zumindest groß genug, um eine eigenständige Fortsetzung zu starten.

Falls ihr schon Besitzer der ersten sechs Bände seid, möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten, ob sich die Anschaffung lohnt bzw. ob es sich nur um einen Lückenfüller in der Sammlung handelt. Gleich von Anfang an kann ich eine Entwarnung geben. Die Story wird von mal zu mal runder, schlüssiger und auch in der Optik ansprechender. Todd Mcfarlane hat es über die Jahre geschafft, die Tiefe der einzelnen Charaktere wie Sam & Twitch hervorzuheben und aus der am Anfang teils vorhandenen Statik zu befreien. Man nimmt inzwischen jede Figur für voll und erkennt mehr Facetten entlang der Handlung. In diesem Band lüftet „Spawns“ mysteriöser Freund „Cog“ ein überraschendes Geheimnis und eröffnet unserem Helden eine Möglichkeit seinen Fluch zu brechen. Auf dem Weg dahin trifft er jedoch einen seiner ersten Widersacher, der es sich zur Aufgabe gemacht hat Seelen für die Hölle zu sammeln und dabei vor den bestialischsten Morden nicht zurück schreckt. Diesen jagt unser Rächer mit dem eben erwähnten Duo, welches inzwischen Spawns geheime Identität gelüftet hat. Außerdem findet ein Treffen mit dem Geist eines alten Bekannten statt, welches einen Wendepunkt in der gesamten Geschichte darstellt…

Glücklicherweise handelt es sich um eine Reihe, die einen großen Story-Bogen schlägt und den Leser nicht durchgehend gestückelt mit Informationen versorgt. So ist es möglich den Band an einem Stück zu verschlingen, da man natürlich wissen möchte, wie es weitergeht. Als Zeichner ist der aktuelle „Batman“-Kreative Greg Capullo an Bord, der schon bald nach McFarlane das Ruder am Stift übernommen hat und sich von Heft zu Heft zu entwickeln scheint. Während die ersten Ausflüge in die Gassen von New York fast cartoonesk wirkten, hat sich der ihm eigene Stil in eine bizarr verformte Version der Realität gewandelt, die von unendlich vielen Details durchzogen ist. Jedes Panel scheint eigene Geheimnisse zu verbergen, die man mit einem genauen Blick ausfindig machen möchte. Nach wie vor gehört Capullo wegen dieser Art Elemente zu „komponieren“ zu meinen Lieblingskünstlern dieser Sparte. Man kann sich vorstellen wie glücklich ich über seine Verpflichtung bei DCs größtem Flaggschiff war. Im vorliegenden Band kann man ihn geradezu zu Höchstform auflaufen sehen und die klassische visuelle Umsetzung der Reihe genießen, die vor einigen Jahren einem gänzlich neuen Stil gewichen ist, der ebenfalls seinen Reiz hat, aber bei weitem nicht das Gefühl hervorruft, wie im Laufe der 90er und frühen 2000er.

„Spawn Origins Collection: Band 7“ ist dementsprechend eine weitere Steigerung auf dem Weg zur nächsten Ausgabe, die ich nach der Lektüre der vorliegenden Geschichten haben MUSS. Es bleibt nur zu hoffen, dass Paninis Pläne einer Fortführung reale Züge annehmen und uns für ein paar Jahre mehr mit Storys aus der Hölle versorgen.

Hier geht es zu einer Leseprobe.

Ihr könnt euch den Band entweder hier oder hier besorgen.

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