Paper Girls – Band 3

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Inzwischen sollte die Reihe „Paper Girls“ (Band 1, Band 2) so gut wie jedem Comic-Leser ein Begriff sein. Die Mehrfach ausgezeichnete Geschichte von Brian K. Vaughn (Autor; u.a. „We Stand on Guard„), Cliff Chiang (Zeichner) und Matt Wilson (Farben) ging vor nicht allzu langer Zeit durch die Decke und erfuhr aufgrund des ähnlichen Looks & Feels von „Stranger Things“ einen zusätzlichen Schub.

Der Erfolg kommt dabei explizit durch die enorm hohe Qualität der Geschichte und der visuellen Aufmachung zustande, die die Definition dessen, was man als Comic versteht auf ein ganz eigenes Level heben. Es kommt selten vor, dass Graphic Novels und Co. im Rahmen ihrer Möglichkeit eine solche Dynamik im Bereich des Storytelling entwickeln, dass man gefühlt in die Panels gesogen wird. Wie bei Filmen und Büchern gibt es viele spannende Erzählungen, doch die wahren Perlen sind selten und strahlen dafür umso heller.

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©Cross Cult

So ein Fall ist auch „Paper Girls 3„, dass direkt an den Vorgänger anschließt, in dem drei der vier Heldinnen dieser Geschichte einen Sprung aus einem Helikopter in ein Zeitfenster wagten. Zuvor landeten sie auf der Suche nach ihrer Freundin KJ durch ein ähnliches Portal im Jahr 2016 (alles beginnt im Jahr ’88, daher das zuvor erwähnte Retro-Feeling), nur um in einer halsbrecherischen Aktion in einer Steinzeit-Welt, samt passender Flora und Fauna anzukommen. Hier treffen sie endlich ihre verloren geglaubte Kameradin, aber auch einen Haufen unangenehmer Zeitgenossen, die Jagd auf eine junge Kriegerin samt Baby machen. Um der Situation noch einen drauf zu setzen, taucht auch plötzlich eine Zeitreisende aus der Zukunft auf und gerät sofort zwischen die Fronten.

Hieraus versuchen sich Erin, Mac, Tiffany und KJ so schnell wie möglich zu befreien und einen Weg in ihre Heimat Stony Stream zu finden und das am besten in der Zeit, aus der sie ursprünglich kommen. Klingt zunächst wie eine von vielen Abenteuer-Geschichten in einem Fantasy- bzw. Science Fiction-Setting, ist aber so viel mehr.

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©Cross Cult

Insbesondere die Charakterzeichnung der Hauptprotagonistinnen gehört zu dem besten was man seit langer Zeit gesehen hat. Jede der Figuren wirkt individuell, jenseits von zweidimensional und durchwegs sympathisch. Bei jedem Dialog formen sich immer neue Facetten, die dem Leser Lust darauf machen, das Abenteuer der vier Mädchen so lange wie möglich zu begleiten und herauszufinden, was die Zukunft für sie bringt. Man leidet mit, freut sich über jeden kleinen Schritt in Richtung Ziel und bangt um jede von ihnen, wenn neue Gefahren auftauchen. Dazu tragen vor allem die schönen Dialoge bei, die immens die Tiefe der Geschichte erweitern und einen tollen Coming-of-Age-Charme versprühen. Nicht zu vergessen ist der vollkommene Verzicht auf Klischees von „abenteuerlustigen Mädchen, die Mädchen bleiben“ im Sinne einer vorbestimmten Zuordnung von Charaktereigenschaften aufgrund von Alter und Geschlecht. Wenn man sich durch die Story arbeitet, hat man wirklich das Gefühl die Figuren auch in seinem Leben kennen gelernt zu haben und nimmt ihnen ihre Ängste und Hoffnungen sofort ab, da diese greifbar erscheinen.

Man merkt darüber hinaus das handwerkliche Können der Macher an einem Punkt, den man beim lesen kaum bemerkt. Es werden immer wieder kleine Anspielungen auf den Hintergrund der Ereignisse eingestreut, dieser wird jedoch stets im dunklen gehalten. Man weiß nach drei Bänden immer noch nicht wirklich etwas über die Zeitreisenden, was es mit den „Apple“-Logos (ja, das uns bekannte Unternehmen) auf ihren futuristischen Geräten auf sich hat und warum die Mädchen hineingezogen wurden. Trotzdem fühlt sich der Erzählstrang bewusst gewählt und natürlich an. Dadurch wird die Spannung stets aufrecht erhalten, während man zeitgleich persönlich mit den Charakteren mitfiebert. Eine Konstellation, die auf diesem schon erwähnt hohen Niveau schnell die Frage aufkommen lässt, wann es denn endlich weiter geht. Zum Glück ist aber schon bekannt, wann uns die Fortsetzung ins Haus steht und das ist garnicht so weit entfernt. Am 16.05.2018 erscheint der vierte Band, dessen Besprechung ihr auch hier finden werdet. Bis dahin habt ihr aber Zeit euch den Vorgänger und wenn nicht schon geschehen, die ersten beiden Bände zu besorgen. Ihr werdet es nicht bereuen!

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©Cross Cult

Paper Girls - Band 3
Verlag: Cross Cult 
Erschienen am: 18.12.2017 
Autor: Brian K. Vaughan
Zeichner: Cliff Chiang 
Colorist: Matt Wilson
Format: Hardcover 
Seitenzahl: 144
Preis: 22 EUR

Torpedo 1972

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Ich muss gestehen, dass ich bis zum Release des vorliegenden Bandes noch nie etwas von „Torpedo“ gehört habe. Eine Geschichte um den eiskalten Auftragskiller Luca Torelli, dessen Moralvorstellungen auch außerhalb seiner Profession zu wünschen übrig lassen.

Schon 1981 betrat die Figur des Autors Enrique Sánchez Abulí die Bühne und eroberte die Comic-Szene im Sturm. Fast zwanzig Jahre kooperierte Abulí dabei mit dem Zeichner Jordi Bernet, der jedoch für eine erneute Zusammenarbeit leider nicht bereit war. Diesen Part übernahm nun der Ausnahmekünstler Eduardo Risso („Dark Night – A True Batman Story„, „100 Bullets„), den das Comicfestival München, genauso so wie den Autoren, im nächsten Jahr als Gast begrüßen darf.

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© Cross Cult

Worum geht es aber genau? Der ursprüngliche Titel der Reihe „Torpedo 1936“ nimmt insoweit etwas voraus, dass die vorangegangene Handlung 30 Jahre zuvor gespielt hat und damit während einer Zeit, in der es die typischen Film Noir (Anti-) Helden en masse gab. Abgebrühte Kerle, mit nervösem Finger am Abzug, einer zynischen Sichtweise auf das Leben und fehlendem Respekt vor der Frauenwelt. In diesem Sinne eine Kombination, die nicht so recht in die Welt der 70er zu passen scheint und damit einen Kontrast herstellt, an dem sich der Leser reiben kann.

Das wird in einer schönen Hommage an die teils fiktive („Der Pate„) und teils reale Welt des kriminellen Untergrunds, der in vielen Medien Beachtung fand und damit Legendenstatus erreichte, verpackt und dem Betrachter entgegen geworfen. So sieht man lustige Szenen, in denen der nun alte, verarmte und an Parkinson leidende Torpedo im Park sitzt und die ihm erhaltene Geschwindigkeit seiner Hände dazu nutzt Tauben zu erschlagen, die ihm von seinem Partner/Lakeien Rascal  für ein Mahl zubereitet werden. Auf der anderen Seite lernt man einen verbitterten, hasserfüllten Mann kennen, der sich im fragwürdigen Ruhm vergangener Tage sonnt und diesen zum Anlass nimmt sich Frauen auch gerne mal mit Gewalt zu nehmen. Um wie zu beweisen, dass Torpedo in seiner nihilistischen Herangehensweise tun und lassen kann, was er will, während seine gerechte Strafe auch im Alter auf sich warten lässt, stellt Abulí ihm einen Journalisten entgegen, der zwar nicht wirklich über einen moralischen Kompass verfügt, aber gewillt ist, den Knacker ein für allemal für seine Verbrechen (vor allem speziell für ein privates) büssen zu lassen. Dabei hat er jedoch nicht bedacht, dass es genau die Regel ist, auf alles und jeden zu scheißen, was der Gesellschaft heilig ist, die ihn so viele Dekaden unbeschoren hat walten lassen. Die Konsequenz drückt sich dabei wie so oft in Sex, Kugeln und einer Menge Blut aus, die nicht zwischen schuldig und unschuldig zu unterscheiden weiß.

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© Cross Cult

Genau diese Kompromisslosigkeit lässt Leser, die mit der Figur noch nicht in Berührung kamen, durchaus manchmal schlucken, wenn sie insbesondere Themen begegnen, für die sie zum Beispiel durch die #metoo-Debatte sensibilisiert wurden. Dabei muss man einen Schritt zurück treten und sich exakt ansehen, was der Autor zu sagen versucht, wenn man nicht reflexartig in eine Empörungshaltung verfallen möchte. Wir sehen nicht einfach irgendeinen alten Bösewicht, der tattrig seinen Lebensabend genießt, während er sich an alte Abenteuer erinnert, sondern ein wahres Monster, dass ganz reale Verbrechen in einem fiktiven Kosmos begeht. Um sich dabei nicht den Vorwurf des billigen Schockers oder Voyeur-Befriedigers anhören zu müssen, werden bei expliziteren Szenen, zumindest wenn es um Sexualverbrechen geht, die Panels nicht mit der Darstellung der Taten, sondern Andeutungen im Sinne von Sounds und abgeschnittenen Bildern befüllt. Als Leser fühlt man sich nicht weniger angewidert von dem Geschehen, wird aber nicht wie in einem billigen Underground-Comic mit dem Offensichtlichen erschlagen, was zur Klasse des Bandes beiträgt, der sich ständig einer Gratwanderung ausgesetzt sieht.

Als ob das nicht reicht, wir dem Szenario noch ein ausführliches Vorwort vorangestellt, dass die Figur und den Kontext noch genauer in Augenschein nimmt. Auch das Ende bleibt nicht bei einer letzten Seite der Story, sondern wird mit einigen Zeichnungen Rissos und einer Kurzgeschichte, die nie visualisiert wurde, abgerundet.

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© Cross Cult

Alles in allem kann man sagen, dass es sich handwerklich auf jeder Ebene um ein gelungenes Stück Comic-Geschichte handelt, dass offensichtlich auch nach mehreren Dekaden nichts vom Biss verloren hat, der sich in einem zynisch-grimmigen Setting niederschlägt. „Torpedo 1972“ ist dabei defintiv nichts für zartbesaitete Gemüter, da es durchaus einen Unterschied zwischen einer völlig überzeichneter Gewaltorgie und einer Vergewaltigung oder Exekution gibt. Wer damit umgehen kann, ist durchaus gut bedient. Alle anderen sollten sich vielleicht erst an einer Leseprobe versuchen.

Slayer: Repentless – Ohne Reue

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Es kommt wirklich selten vor, dass meine liebsten Hobbys, oder sagen wir lieber Leidenschaften, zusammen auf einen Schlag auftauchen. Die Rede ist natürlich von Comics und Musik (genauer gesagt Metal und Rock). Schon früher gab es Versuche beide Welten verschmelzen zu lassen. Das prominenteste Beispiel sind wohl KISS, die über Dekaden hinweg Künstler damit beschäftigt haben, die Band noch reicher zu machen, wobei ihr „Psycho Circus„-Run mit Angel Medina („Spawn“ u.a.) am Zeichenbrett einen Lichtblick darstellt. Einen anderen Weg ging Corey Taylor, der die zwei Konzeptalben seiner Band „Stone Sour“ mit den Titeln „The House of Gold & Bones – Part I“ und „Part II“ mit einem Comic parallel begleiten ließ um die in den Songs erzählte Story zu visualisieren. Erschienen ist die Mini-Serie übrigens bei „Dark Horse„, die auch den heute zu besprechenden Band auf ihre Kappe nehmen und ihn hierzulande über „Cross Cult“ unter die Leute bringen: „Slayer Repentless – Ohne Reue!

Richtig gelesen! Slayer haben nun ihren ganz eigenen Comic-Band, dessen Titel und Cover (siehe oben) die Essenz der Band ganz gut auf den Punkt bringen. Die Kalifornier stehen seit ihrer Gründung für Kontroversen, die sich primär in blutiger Ästhetik, Kritik an Religionen und dem spielen mit zweideutiger Symbolik manifestiert. Genau mit all diesen Punkten setzt sich die von Jon Schnepp geschriebene Geschichte auseinander, die gänzlich auf der Videoclip-Trilogie von BJ McDonnell (Buch und Regie) basiert. Inhaltlich werden die Musikvideos zu den Tracks „Repentless„, You Against You“ und „Pride in Prejudice“ nacherzählt, die dem aktuellsten Album, des Quartetts entstammen, dass den selben Titel trägt, wie der vorliegende Comic.

Der Unterschied liegt in der Ausführung von Hintergrundinformationen, die uns in den Videos verwehrt bleiben. So kriegt unser Hauptprotagonist den Namen Wyatt (im Video gespielt von Jason Trost, bekannt aus „Hatchet III„) und klärt uns im Dialog mit seinem krankhaft bösen Bruder Adrian über die Familiengeschichte der beiden auf, die auch ein Licht darauf wirft, wieso die beiden einander verfeindet gegenüberstehen. Zum einen natürlich wegen der Liebe und zum anderen in dem Zusammenhang aufeinander stoßende Weltanschauungen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Ursprünglich beide in der amerikanischen Nazi-Szene verwurzelt, die mit für die US-Geschichte ikonischen Bildverweisen illustriert wird (siehe die American Nazi Party von George Lincoln Rockwell), haben sich die Geschwister entfremdet. Während Adrian hierarchisch bis an die Spitze der Faschisten aufsteigt, hat sich Wyatt mit seiner afroamerikanischen Freundin Angel anders sozialisiert und später im Gefängnis Zusammenhalt zwischen multikulturellen Gruppen kennen gelernt. Das kann der Nazi-Bruder natürlich nicht auf sich sitzen lassen und will das Ganze blutig demonstrieren. Dafür lässt er nach einer Entführung Wyatts aus dem Knast, seine Freundin Angel vor dessen Augen töten, was den gewalttätigen Roadtrip mit Rache als Ziel auslöst, den wir sowohl auf Papier als auch Video zu sehen bekommen.

Dabei bekommt er tatkräftige Unterstützung des mexikanischen Mithäftlings Manny (gespielt vom legendären Danny Trejo), der mit ihm gemeinsam einige Spelunken abklappert um sich mehr Unterstützung im Kampf gegen die Glatzen zu holen. Wie durch „Zufall“ begegnen sie dabei niemand geringerem als der gesamten Slayer-Truppe, die tatkräftig am Schießeisen aushilft. Neben der Tatsache, dass die Band im Gegensatz zu den Musikvideos (nur Performances) eine tragende Rolle bekommt, ist es bemerkenswert, dass sie mit dem Schritt diese Geschichte zu veröffentlichen und sich selbst in den Mittelpunkt zu rücken, entscheidend den Gerüchten entgegen treten, Sympathien für den Nationalsozialismus zu hegen. Ähnlich wie Rammstein hat die Band gerne in der Vergangenheit mit der damit zusammenhängenden Ästhetik gespielt, aber nie eine Glorifizierung, geschweige denn Verharmlosung der Taten erkennen lassen. Wobei Slayer mit ihrem Song „Angel of Death“ explizit Bezug auf die Zeit nehmen. Hier wird ein unmissverständliches Statement gesetzt, dass auch die letzten Kritiker  verstummen lassen sollte.

Aufs Papier gebracht wurde das Ganze vom aus Barcelona stammenden Zeichner Guiu Vilanova der seit 2007 die amerikanische Comic-Szene aufmischt und seitdem seine Dienste unter anderem für die Reihen „Dark Shadows„, „Conan the Avanger“ oder „The Wilight Zone“ zur Verfügung stellt. Sei Stil passt auch zu „Repentless“ wie die Faust aufs Auge. Viele schwarze Flächen, eine schöne Bandbreite emotioanaler Gesichtsausdrücke und ganz viel Blut, bringen das Gesamtwerk auf eine noch höhere Ebene, die auch für sich und ganz ohne passende Musikvideos stehen könnte.

Zwar handelt es sich bei dem Band sicherlich nicht um den nächsten Eisner-Anwärter, aber um einen extrem unterhaltsamen Slasher im Roadtrip-Gewand, der nicht nur für Fans von Slayer, sondern für jeden Comicleser zu empfehlen ist, der sich an B-Movies, Splattern und dem Metal-Lifestyle erfreuen kann. Ich für meinen Teil wurde großartig unterhalten und freue mich, dass Cross Cult auch solchen, auf den ersten Blick abwegigen, Veröffentlichungen positiv gegenüber steht.

Paper Girls – Band 2

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Wie ich schon bei der Review zum ersten Band von Paper Girls zugeben musste, ist mir der Release im Gegensatz zum Rest der Welt reichlich spät aufgefallen. Eine wahre Schande, die mit einem verdienten Eisner-Award als „beste neue Serie“ umso größer auf mich zurück fällt. Ich rede mich hier mal im Hinblick auf privates Chaos raus und bin zumindest froh die Fortsetzung von Erfolgsautor Brian K. Vaughn (Y: The Last Man, Saga, We Stand on Guard) rechtzeitig am Horizont erblickt zu haben.

Diese steht nämlich dem Erstling in nichts nach und das ist schon mal eine Ansage, wenn man bedenkt welche Schnappatmung der Beginn des Abenteuers von Erin, Mac, Tiffany und KJ sowohl bei Fans als auch Rezensenten (inklusive mir) ausgelöst hat. Spielte die Handlung zunächst im Jahr 1988, was mit den Fahrrad fahrenden Heldinnen sofort Assoziationen zu der Netflix-Serie Stranger Things ausgelöst hat, befinden wir uns mit 3/4 der ursprünglichen Mädchen-Gang durch die Zeit katapultiert im Jahr 2016 und auf der Suche nach ihrer verschwundenen Freundin KJ.

Die Handlung setzt nahtlos in dem Moment ein, mit dem der letzte Band ein Ende gefunden hat: Der Begegnung mit Erins zukünftigem ich. Dieses ist entgegen der Erwartungen der Mädchen, der Inbegriff einer fertigen Mittdreißigerin ohne Partner, mit miesen Job und Angstzuständen. Kein Wunder, dass beide Seiten erstmal eine ganze Menge Fragen haben. Trotz anfänglicher Skepsis schließt sich das seltsame Team zusammen um gemeinsam nach der vermissten Freundin zu suchen. Die aber ohnehin schon verwirrende Situation wird für alle nur noch irritierender, als plötzlich eine Art Klon der jüngeren Erin erscheint und mit ihr nicht weniger als Hochhaus-große Bärtierchen, die sich einen Kampf ganz im Stile eines Godzilla/King Kong/Jedes japanischen Monsterfilms liefern und damit die Umgebung in Schutt und Asche legen.

Klingt überdreht und ist es auch. Trotzdem schafft es Vaughn die Handlung extrem flüssig und kohärent zu gestalten. Bei all den eingeführten Elementen keine Selbstverständlichkeit und doch wie spielerisch umgesetzt. Daher ist der schon bei der letzten Rezension angeführte Vergleich mit einer guten, sowie modernen TV-Serie erneut angebracht. So detailverliebt und gleichzeitig frei beim Umgang mit popkulturellen Referenzen und Sozialkritik sieht man nur wenige Comic-Publikation auf dem Markt und noch viel weniger, die eine solch hohe Qualität über einen längeren Zeitraum halten können. In diesem Sinne habe ich fast schon Angst vor einem Finale wie bei LOST, welches gefühlt die ganzen sechs Staffeln zunichte gemacht hat. Bis jetzt besteht aber kein Grund zur Sorge, da von der ersten bis zur letzten Seiten Unterhaltung auf einem Niveau geboten wird, das seinesgleichen sucht.

Auch visuell bleibt die Latte oben liegen. Cliff Chiang ist mit seinem Stil nicht einfach nur der Handwerker, der Vaughns Geschichte Leben einhaucht, sondern mit seiner Arbeit einen mindestens gleichwertig wichtigen Teil zur Atmosphäre beiträgt und mit dem Koloristen Matt Wilson an seiner Seite ein Produkt erschafft, auf das Comic-Fans noch in Jahren zurückblicken werden.

Man kommt nicht umhin, zu sagen, dass es sich auch bei Paper Girls – Band 2 um einen Pflichtkauf handelt. Ich verspreche euch, dass ihr es bitter bereuen werdet, wenn die Hardcover-Ausgabe vergriffen ist! Also nichts wie hin in den nächsten Comicladen, mit dem Kauf die Szene unterstützen und sich selbst ein Geschenk bereiten, zu welchem man immer wieder gerne greifen möchte.

ALIENS Classic Omnibus

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1979: Das Jahr in dem Ridley Scott der Welt ein Stück immerwährende Popkultur schenkte und mit dem Großmeister H.R. Giger Alpträume erschuf, die auch fast 40 Jahre später Relevanz haben. Natürlich spreche ich von der legendären ALIEN-Reihe, die zum einen bis heute auf der Kinoleinwand existiert und zum anderen auch andere, vor allem visuelle Medien, immer noch in Beschlag nimmt. Dazu zählen selbstverständlich Comics, die neben Filmen wohl die logischste Form darstellen, wenn es um die Vermittlung des visuellen Schreckens der Xenomorphe geht.

In ihrer minimalistischen Farbgebung und fast schon eleganten Formen liegt es nahe, dass sie in einer schwarz-weißen Umgebung um einiges bedrohlicher wirken, als in „klassisch bunten“ Bildchen. Diesen Gedanken fassten wohl auch vor 10 Jahren die Leute von Cross Cult um die „nur“ getuschten Versionen großartiger Geschichten unters Volk zu bringen, die allesamt während der 90er ihren ursprünglichen Release feierten. Nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, welcher Zeitgeist in Popkultur und Medien herrschte und dabei natürlich Comics nicht außen vor ließ.

2007 und 2008 noch in drei Teilen veröffentlicht, beschenkt uns der Verlag diesmal mit einem Omnibus in Übergröße und Limitierung auf 999 Stück. Dieses edel designte Buch, dass wohl den Schrank eines jeden Minimalisten Platz finden würde, ist hierbei nicht nur eine schöne Ergänzung für Fans des kultigen Franchise, sondern auch für Kenner der Comic-Szene ein Must-Have. Hier gibt sich nämlich das „Who-is-Who“ der Zeichner und Autoren die Klinke in die Hand und beglückt damit das Nerd-Herz.

Man kann getrost von Legenden sprechen, wenn Leute wie Mike Mignola (Hellboy), David Lloyd (V for Vendetta), Eduardo Risso (100 Bullets), Kelley Jones (Sandman) oder Richard Corben (Underground-Veteran) den Zeichenstift schwingen und dabei mit ihren Trademarks nicht hinterm Berg halten. Jede, der von ihnen realisierten Storys bekommt den Stempel verpasst, der sie wiederum sofort an ihren Schöpfer bindet. Daher ermüdet das Auge bei der 500 Seiten starken Lektüre nicht so schnell, wie man bei ihrem Design zunächst denken könnte. Man entdeckt dadurch sogar einzelne Aspekte, die bei einer „Farbkur“ wohl untergegangen wären.

Inhaltlich gibt es bezüglich der Geschichten natürlich auch genug zu entdecken. Mal finden wir uns in einem bitterernsten Szenario wieder, dass an die bedrückende Atmosphäre der Filme erinnert, mal klingt so etwas wie zynischer Humor durch die Panels, um dann in vollkommen übertriebenem Splatter aufzugehen. Damit wird jede Spielart des Horrors bedient und genau solche Attribute erwartet man, wenn man zu einer Veröffentlichung dieser Art greift. Beim Kauf des ALIENS Classic Omnibus findet der Leser die Essenz der Reihe, die ohne zu übertreiben in jedes Regal eines Fans gehört, wenn dieser sich selbst für einen hält.

Gung Ho – Band 3: Sexy Beast

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Wie wir wissen, ist Deutschland „Export-Weltmeister“. Wenn es jedoch um das Medium Comic geht, sieht die Sache schon wieder ganz anders aus. Zwar existiert hierzulande eine rege Szene und über zu wenige Veröffentlichungen muss man sich auch nicht beschweren, aber eine internationale Bühne ist nur den wenigsten Zeichnern und Autoren vorbehalten. Zu den wenigen Auserwählten gehören zum Beispiel Thomas von Kummant und Benjamin von Eckartsberg.

Die beiden Münchner sind in den hiesigen Breitengraden ein Begriff und werden auf Festivals zu recht am entsprechenden Verlagsstand belagert. In Frankreich sind sie jedoch nicht einfach „erfolgreich“, sondern geradezu Superstars. Das wiederum führt zur seltenen Situation, dass ihre aktuelle Reihe Gung Ho zuerst bei unseren Nachbarn erscheint und erst später ihren Weg in die heimischen Regale findet.

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©Cross Cult

Selbiger Umstand gilt auch für den dritten Band der angesprochenen Serie, der den klingenden Namen Sexy Beast trägt und eindrucksvoll unter Beweis stellt, warum sich in kürzester Zeit eine ganze Fan-Gemeinde etablieren konnte.

Inhaltlich befinden wir uns, wie schon in Schwarze Schafe und Ohne Rücksicht auf Verluste, in einer postapokalyptischen Welt, deren Leben sich primär hinter Mauern von rar gesäten Dörfern und Städten abspielt, da die Außenwelt eine Vielzahl an unkalkulierbaren Gefahren birgt. Das gilt natürlich auch für die Hauptlocation der Story in Form von Fort Apache. Dort leben die uns schon bekannten Figuren, die sich im Zuge der vergangenen Events immer weiter voneinander entfernen, wobei die Trennlinie primär zwischen den Teenagern und Erwachsenen der Siedlung gezogen wird. Hierbei sind, wie schon zuvor, die Brüder Zack und Archer Goodwoody der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Während der jüngere Zack langsam in die Gemeinschaft integriert wird, stellt sich Archer immer wieder quer zu den auferlegten Regeln. So dauert es zum Beispiel nicht lange, bis für die Versorgung zuständige Beamte Bangster, aufgrund von Abhängigkeiten, jegliche Grenzen der Moral überschreitet und die Führer der Ortschaft ihn trotzdem gewähren lassen. Das kann Archer nicht auf sich sitzen lassen und greift zu drastischen Mitteln, die am Ende aber kombiniert mit Intrigen, seinen Rauswurf aus der Gemeinschaft zur Folge haben, der mehr Konsequenzen nach sich zieht, als es zunächst den Anschein macht…

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©Cross Cult

Visuell bleibt Thomas von Kummant seinem Stil treu und lässt den Leser dadurch erneut in eine Mischwelt aus Animationsfilm und Mad Max-Dystopie (mit weit mehr Grünzeug) eintauchen, die in malerischer Schönheit auf jeder Seite zur Entdeckungsreise einlädt. Genau diese individuelle Art hebt die Reihe vom Rest der deutschen Releases ab und lässt sie folgerichtig auf einer internationalen Ebene landen. Zwar bewegt sich das ganze stilistisch etwas weiter weg vom „klassichen“ Comic-Ambiente, aber genau dieser Umstand hält die Fans wohl, neben der sehr unterhaltsamen Story, schon seit geraumer Zeit bei Laune.

Hinzu kommt die Tatsache, dass schon bekannt ist, dass Gung Ho in insgesamt fünf Bänden abgeschlossen sein wird (Das Skript war schon vor dem ersten Pinselstrich fertig). Dadurch wird zumindest mir die Entscheidung erleichtert, ob ich zugreifen soll, da man sich nicht auf eine Endlosschleife à la The Walking Dead einlassen muss.

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©Cross Cult

Dementsprechend kann ich jedem nur ans Herz legen, sich Sexy Beast zuzulegen und falls man noch nicht das Vergnügen mit den Vorgängerbänden hatte, einen Blick hinein zu werfen und sich überzeugen zu lassen.

Paper Girls – 1

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Wenn ihr Comic-Fans seid, wundert ihr euch wahrscheinlich, warum die erste Ausgabe von Paper Girls (Cross Cult) erst jetzt ihren Weg zu einer Rezension auf ZOMBIAC gefunden hat. Wißt ihr was? Ich kann euch diese Frage nicht beantworten und schäme mich fast schon dafür, meine Leser nicht früher über diese großartige Geschichte informiert zu haben.

Nun habe ich aber endlich die Gelegenheit und möchte sie gleich nutzen, um in eine Story einzutauchen, die ihresgleichen sucht. Wir befinden uns in Stony Steam, einem Vorort von Cleveland am Morgen nach Halloween 1988. In der Morgendämmerung macht sich das zwölfjährige Mädchen Erin Tieng an ihre Arbeit als fahrradfahrende Zeitungsausträgerin, als sie Mac und ihrer Entourage aus Tiffany und K.J. über den Weg läuft, die ebenfalls in Erins Alter sind und mit dem selben Job im kleinen Ort ihr Taschengeld aufbessern. So weit, so üblich. Als jedoch plötzlich seltsame Gestalten auftauchen, die trotz Halloween-Settings nicht ganz in die Szenerie reinpassen wollen, geraten immer mehr mysteriöse Dinge in Bewegung, die die Augen des Lesers geradezu an die Seiten nageln.

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Dabei handelt es sich nicht um eine klassische Coming-of-Age-Geschichte, die trotzdem den dazu passenden Charme transportiert. Wenn uns eine alkoholkranke Mutter über den Weg läuft und mit Waffen hantiert wird, merkt man recht schnell, dass diese Lektüre trotz des jungen Alters der Protagonistinnen, alles andere als für ein gleichaltriges Publikum konzipiert wurde.

Neben der eigentlichen Story beglückt uns der Ausnahmeautor Brian K. Vaughan (Y: The Last Man, Saga) mit einer gewaltigen Ladung an popkulturellen Referenzen, die nicht nur Kinder der 80er verstehen sollten. Ob Musik, Technik oder einfach der Zeitgeist – so gekonnt platziert habe ich solche Anleihen höchstens in gut gemachten TV-Serien gesehen. Das Ganze wird zum Glück nicht einfach als Futter für die Fanboys à la „Ha! Kenn ich!„-Effekt verkauft, sondern immer mit einem leichten Augenzwinkern in die Geschichte verbaut.

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©Cross Cult

Hinzu kommt das wunderschöne Artwork von Cliff Chiang, welches die Atmosphäre gekonnt einfängt und eine Welle der Nostalgie über die Leser schwappen lässt, ohne diese altbacken wirken zu lassen. Man bedenke: Ich bin ein Kind der 90er und fühle mich bei der Lektüre wie in eine fiktive Vergangenheit zurück versetzt. Jede der Figuren, ob Randerscheinung oder Träger der Geschichte, strotzt nur so vor individuellen Charakterzügen und baut damit auch umso leichter eine emotionale Brücke auf. Ich für meinen Teil, würde mich zumindest nicht wundern, wenn man Paper Girls sowohl bezüglich der Story als auch der visuellen Umsetzung als Blaupause für das nächste große Serien-Projekt aufzieht. Das gilt auch für die Farbgebung durch Matt Wilson, welche mit einer reduzierten Palette auskommt und trotzdem nichts zu wünschen übrig lässt. Diese trägt nämlich ungemein zur Atmosphäre bei, die Chiangs Zeichnungen die Facette gibt, die den Touch der 80er erst in ihrer ganze Fülle transportiert.

Alles in allem ist dieser Band das, als was er von Seiten des Verlags (ohne zu übertreiben) beworben wird: „Das wohl Heißeste und Abgefahrenste, was der US-Comicmarkt derzeit zu bieten hat.“  Ich wurde auf jeden Fall so extrem und vor allem positiv überrascht, dass ich jedem, der sich nur im Ansatz als Comic-Leser bezeichnet, Paper Girls ans Herz lege.

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Band 1 ist schon im Handel erhältlich! Der zweite Band erscheint am 31.07. und der dritte am 18.12.2017!

We Stand on Guard

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Insbesondere seit dem „Kampf gegen den Terror“, den die USA unter George W. Bush eröffnet haben, traut man der Weltmacht alles zu, wenn es um das Eröffnen neuer Konfliktherde geht. Dabei wurden und werden vorzugsweise Länder infiltriert, die reich an Rohstoffen und arm in Bezug auf militärische Schlagkraft sind. Bis dato gilt das primär für Nationen im Nahen Osten, die auf begehrten Öl-Reserven sitzen. Doch was bringt die Zukunft? Das schwarze Gold wird noch zu Lebzeiten meiner Generation zur Neige gehen, während die Natur parallel bis an die Belastungsgrenze ausgenutzt wird. Das Ergebnis wird aller Wahrscheinlichkeit nach ein Kampf um lebenswichtige Ressourcen sein, der neue Fronten nach sich ziehen wird, die wir uns heutzutage nicht mal vorstellen können…oder wollen.

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Genau in diese Kerbe schlägt „We Stand on Guard“ von Cross Cult, welches hundert Jahre in der Zukunft spielt und einen (bis jetzt) imaginären Konflikt zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten von Amerika beleuchtet. Aufgrund von drastischen Klimaveränderungen, die wir schon heute spüren können, gehen die Wasservorräte der USA zu Ende und lassen das Land zu den uns schon bekannten Werkzeugen der Machterweiterung greifen. Durch einen als Gegenschlag inszenierten Angriff wird der wasserreiche Nachbar aus dem Norden überrannt. Infolgedessen ziehen sich verschiedene Gruppen in die dichten Wälder zurück und kämpfen als Guerilla-Einheiten gegen die gnadenlos agierenden Invasoren. Im Mittelpunkt steht dabei die Hautprotagonistin Amber, die den ersten Angriff als Kind miterlebt hat und aufgrund zahlreicher persönlicher Verluste in der Konfrontation mit den Amerikanern ihren Rachedurst zu stillen versucht.

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Die Story ist dabei weder ein schwülstiger Anti-Kriegs-Roman, noch reines Ami-Bashing, sondern eine Warnung, die in ein futuristisches Gewand gekleidet ist. Die Rhetorik der Amerikaner gegenüber ihren Freunden und Verbündeten wird in all ihrer Fragilität präsentiert und lässt den Leser mit der Frage zurück, ob ein solches Szenario in einer ähnlichen Form nicht vielleicht doch irgendwann Realität werden könnte. Folter zum Zwecke der angeblichen Wahrheitsfindung, politisches Kalkül und der Verzicht auf moralische Abwägung finden alle ihren Platz in einer Science-Fiction-Welt, spiegeln jedoch durchgehend reale Umstände, bei denen man nur die Namen der Nationen und den umkämpften Rohstoff auswechseln müsste um einen Bericht der Tagesschau konstruieren zu können. Das dies ohne Durchhänger, geschweige denn einem Abfall der Spannung geschieht, ist dem Star-Autoren Brian K. Vaughan zu verdanken, den Fans auch als Macher hinter der „Saga“-Reihe kennen.

Am Zeichentisch wird er dabei durch niemand geringeren als den Story-Board-Artist Steve Skroce unterstützt, dessen Arbeiten an „Matrix“ oder „V wie Vendetta“ sich in Bezug auf atmosphärische Perspektiven und emotionale Szenen in jedem Panel widerspiegeln. Feste Konturen und detailverliebte Umgebungen leisten einen nicht geringen Anteil daran, dass man in der Geschichte so oft mit den Figuren mitfiebert und ihr persönliches Schicksal zu Herzen nimmt.

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Eine nicht zu vernachlässigende Ergänzung bietet der Kolorist Matt Hollingsworth, der mit „Preacher“ und „Hawkeye“ seinen Ruf erarbeitet hat, den er mit „We Stand on Guard“ weiter festigt. Die relativ blassen Farben, die auch mal gänzlich ohne Outlines Seiten füllen können, unterstreichen die erzeugte Stimmung, in der sie nicht in eine gefällig knallige Form der Superhelden-Geschichten abdriften und das Ganze damit unverdienterweise in eine belanglose Action-Ecke stellen.

Als Fazit kann ich ziehen, dass die an realen Ängsten angelehnten Begebenheiten, samt die kontinuierlich auf höchstem Niveau illustrierten Panels eine Kombination ergeben, die man sich nicht entgehen lassen sollte. „We Stand on Guard“ sticht mit einem frischen Ansatz, der alte Themen neu bearbeitet heraus und unterhält auch beim erneuten Aufschlagen der Seiten.

Feuer und Stein – Predator

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Nachdem ich schon das Glück hatte die ersten drei Bände der erfolgreichen „Feuer und Stein“-Saga von Cross Cult zu besprechen, ist vor kurzem endlich die Abschlussausgabe „Predator“ in meinen Briefkaste geflattert.

Diese greift wieder die Geschichte um den Söldner Galgo auf, der nach einer gescheiterten Mission sein Schiff „Perses“ und damit sich selbst in Sicherheit bringen möchte. Was er nach dem Angriff der Predatoren im Vorgänger-Band nicht mitbekommen hat, ist jedoch, dass er einen blinden Passagier mitgenommen hat, der ganz andere Pläne hat. Der Predator „Ahab“ (wie er im Laufe der Geschichte von den anderen Figuren betitelt wird) möchte die ultimative Trophäe in Form eines „Konstrukteurs“ in den Händen halten und zwingt dementsprechend den verängstigen Piloten dazu den Kurs auf den infizierten Mond zu nehmen, auf dem das Chaos seinen Anfang nahm.

Auf diesem findet nun das ungleiche Duo die zu einer Handvoll dezimierten Überlebenden der Katastrophe um Kapitän Angela wieder. Nun zu einer größeren Gruppe zusammengeschlossen, fängt die Crew an nach einem Fluchtweg aus ihrem Gefängnis zu suchen als plötzlich der mit der schwarzen Flüssigkeit infizierte Android „Elden“ auf LV-223 abstürzt und der Handlung eine erneute Wendung hinzufügt, die mit großen Schritten auf das offene Ende der Geschichte zusteuert.

Das dieser letzte Teil überhaupt nachzulesen ist, haben wir der Kurzgeschichte „Omega“ zu verdanken, die die Fäden der bis dato erzählten Geschichte nach der Haupt-Story zusammenführt, dem Leser aber selbst überlässt sich Gedanken darüber zu machen, was aus den übrig gebliebenen Charakteren wird. Ohne diese letzten Seiten wäre in meinen Augen ein viel zu großes Fragezeichen übrig geblieben, welches mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Nur mit dieser Erweiterung macht es Sinn, die vorangegangenen Bände überhaupt in eine Reihenfolge zu setzen. Man muss jedoch dem „Predator“-Autor Joshua Williamson zugute halten, dass er als einziger mit der Aufgabe betraut wurde, die vorhandenen Puzzle-Stücke zu einem Ganzen zu formen und dies auch sehr atmosphärisch und zum Teil sogar recht witzig in Szene setzt. So etwas wie Humor ist weder typisch für die Filme, auf denen die „Feuer und Stein“-Saga beruht, noch ist es ein Element, dass in den anderen Geschichten als Stilmittel verwendet wird. Trotzdem fügt es sich sehr gut in den Story-Strang ein und vermittelt dabei zwangsläufig ein frisches Lese-Gefühl, welches auch auf dieser Ebene für einen schönen Cut zwischen den Bänden sorgt. Somit gelingt der etwas schwierige Spagat vier eigenständige Geschichten kreieren zu wollen, die jedoch unter einer Zeitlinie zusammen kommen.

Das Finale wird dabei wieder von einem Künstler umgesetzt, der sich deutlich von seinen Vorgängern abhebt und dabei seine ganz eigene Art einbringt. Wenn es so etwas wie einen „klassischen Action-Stil“ gibt, beherrscht ihn Christopher Mooneyham souverän und erzeugt über mehrere Panels hinweg ein wunderbares Gefühl von Bewegung und Tempo, welches im positiven Sinne kaum Zeit zum durchschnaufen gibt. Zusätzlich nimmt sich der Künstler die Freiheit schon vorhandene Figuren aus dem Film-Universum in seinem Sinne zu modifizieren und kleine Easter-Eggs einzubauen, die nach Entdeckung für zusätzliche Heiterkeit sorgen. So ist zum Beispiel der nach dem Moby Dick-Jäger benannte Predator ähnlich übel zugerichtet wie sein Namensvetter und dadurch in seiner Wirkung noch martialischer. Als kleinen Kontrast trägt er jedoch den Schädel eines simplen Schnabeltiers als Halsschmuck. So ein exotisches Wesen musste wohl auch Teil seiner Trophäen-Sammlung werden.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass „Predator“ ein Muss für jeden Sammler der bisherigen Reihe ist, welches es dabei dank der schon erwähnten Kurzgeschichte schafft einen finalen Bogen über die „Feuer und Stein“-Saga zu spannen. Das hinterlässt wiederum ein gewohnt wohliges Gefühl der Vollendung einer Geschichte, wie es nur nach einer Reise über mehrere hundert Seiten eintreten kann. Science Fiction wird zwar vermutlich nie mein Steckenpferd im Bereich der Comics und Graphic Novels werden. Trotzdem beweisen Veröffentlichungen wie die hier vorliegende, dass das Genre spannende Unterhaltung bieten kann, ohne in das oft so naheliegende Klischee abzurutschen.

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Robocop versus The Terminator

Wenn man den Titel der vorliegenden Ausgabe liest, dann muss man sich eingestehen, dass es sich zunächst nach der Ausschlachtung zweier Marken anhört, die mit mittelmäßigen Autoren und Zeichnern zusammengeschustert wurde um auch in der Comic-Sparte richtig Kohle für die Hollywood-Studios raus zu schlagen. Auf den zweiten Blick fallen einem jedoch die Namen des kreativen Gespanns um diese Veröffentlichung ins Auge und die Kinnlade gleich darauf herunter.

Ja, wir sehen ganz richtig: Frank Miller (ja, genau der!) und Walter Simonsen (der in den 70er und 80er Jahren quasi an allem für Marvel und DC gearbeitet hat) haben sich tatsächlich im Jahre 1992 zusammen geschlossen und in meinen Augen einen der besten Comics herausgebracht, die auf einem Film-Franchise basieren. Vor allem diejenigen, die sich mit Millers Werken genauer auskennen, werden wissen was sie hier erwartet: Eine brachiale, doch zeitgleich bis ins letzte Detail ausgeklügelte Story, die trotz der zum Klischee neigenden Geschichte niemals ins Lächerliche abrutscht. Genau genommen ist der vorliegende Rahmen der Handlung ziemlich unüblich für Crossover-Events.

Normalerweise werden irgendwelche hanebüchenen Szenarien aus den Fingern gesogen um einen realitätsfernen Rahmen zu schaffen, in dem sich die zwei Hauptprotagonisten so richtig eins auf die Mütze geben können. Hier wurde zum Glück auf dieses ausgelutschte Konzept komplett verzichtet. In diesem Fall wird ein tatsächlich nachvollziehbarer Story-Strang aufgespannt, der die Existenz der einen Figur vollkommen logisch mit der Erschaffung der anderen begründet.

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Ja, richtig gehört. Ich versuche euch in diesem Zusammenhang die Story näher zu bringen, ohne große Spoiler einzubauen, die euch den Lesespaß vermiesen könnten: Als der den Terminator-Fans bekannte Widerstand der Menschheit erfährt, dass die Technologie, die das Bewusstsein von Skynet aktiviert hat (die Technologie, die den atomaren Erstschlag gegen die Menschheit ausführt und daraufhin die Terminatoren sowohl in die Gegenwart als auch Vergangenheit entsendet um die verbliebenen Menschen auszulöschen), der künstlich wieder hergestellte Verstand des Polizisten Alex Murphy aka RoboCop ist, entsendet er eine Kämpferin aus ihren Reihen namens Flo in die Vergangenheit um eben diesen zu eliminieren. Daraufhin werden scheinbar aus einem Selbsterhaltungstrieb heraus Schwadronen an Terminatoren nachgeschickt um Murphy um jeden Preis zu beschützen, da dieser durch die Maschinen als der Ursprung oder auch der Schöpfer Skynets angesehen wird. Ab diesem Zeitpunkt möchte ich nicht weiter drauf eingehen wie die Story weiter verläuft, da dies zum einen etwas von der Spannung nimmt und zum anderen Miller-typisch eine Seitenlange Erklärung nach sich ziehen würde.

Auf der erzählerischen Ebene ist an diesem Werk in meinen Augen wenig bis gar nichts zu kritisieren, da hier etwas ungewöhnliches erschaffen wurde. Vermutlich konnte sich hier das kreative Gespann vollends austoben und genoss all die Freiheiten, die man so als aufsteigender Stern am Comic-Himmel so mit bekommt.

Bezüglich des Zeichenstils muss man ebenfalls eine Lanze für Walter Simonson brechen. Jeder, der über Jahre hinweg Comics gelesen hat oder liest, kann sich bestimmt an die unsäglichen Zeiten der 90er erinnern als die Panels genauso wie das Jahrzehnt aussahen: trashig. Zumindest wurde das Wort „zeitlos“ vermutlich eher selten im Wortschatz der Kreativen verortet. Simonson belehrt uns hier glücklicherweise eines Besseren und präsentiert uns einen Stil, der zum einen entfernt an Miller erinnert und zum anderen doch so sauber ausgeführt wird, dass es eine individuelle Note beibehält. Natürlich handelt es sich hier nicht um das aktuelle Werk eines Jim Lee, aber man wird hier in soweit versorgt, dass potentielle Erwartungen komplett erfüllt werden.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass es selten eine so gute auf Filmen basierende Comic-Umsetzung gab, hinter der auch noch klingenden Namen standen, die ohnehin wenig Zweifel an der Qualität des Werkes zulassen. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Kaufempfehlung! In diesem Fall solltet ihr euch jedoch wirklich beeilen: Diesen Band gibt es tatsächlich nur in einer Auflage und diese beträgt nur 1.444 Exemplare! Also nichts wie los und in den Warenkorb damit!

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