Robocop versus The Terminator

Wenn man den Titel der vorliegenden Ausgabe liest, dann muss man sich eingestehen, dass es sich zunächst nach der Ausschlachtung zweier Marken anhört, die mit mittelmäßigen Autoren und Zeichnern zusammengeschustert wurde um auch in der Comic-Sparte richtig Kohle für die Hollywood-Studios raus zu schlagen. Auf den zweiten Blick fallen einem jedoch die Namen des kreativen Gespanns um diese Veröffentlichung ins Auge und die Kinnlade gleich darauf herunter.

Ja, wir sehen ganz richtig: Frank Miller (ja, genau der!) und Walter Simonsen (der in den 70er und 80er Jahren quasi an allem für Marvel und DC gearbeitet hat) haben sich tatsächlich im Jahre 1992 zusammen geschlossen und in meinen Augen einen der besten Comics herausgebracht, die auf einem Film-Franchise basieren. Vor allem diejenigen, die sich mit Millers Werken genauer auskennen, werden wissen was sie hier erwartet: Eine brachiale, doch zeitgleich bis ins letzte Detail ausgeklügelte Story, die trotz der zum Klischee neigenden Geschichte niemals ins Lächerliche abrutscht. Genau genommen ist der vorliegende Rahmen der Handlung ziemlich unüblich für Crossover-Events.

Normalerweise werden irgendwelche hanebüchenen Szenarien aus den Fingern gesogen um einen realitätsfernen Rahmen zu schaffen, in dem sich die zwei Hauptprotagonisten so richtig eins auf die Mütze geben können. Hier wurde zum Glück auf dieses ausgelutschte Konzept komplett verzichtet. In diesem Fall wird ein tatsächlich nachvollziehbarer Story-Strang aufgespannt, der die Existenz der einen Figur vollkommen logisch mit der Erschaffung der anderen begründet.

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Ja, richtig gehört. Ich versuche euch in diesem Zusammenhang die Story näher zu bringen, ohne große Spoiler einzubauen, die euch den Lesespaß vermiesen könnten: Als der den Terminator-Fans bekannte Widerstand der Menschheit erfährt, dass die Technologie, die das Bewusstsein von Skynet aktiviert hat (die Technologie, die den atomaren Erstschlag gegen die Menschheit ausführt und daraufhin die Terminatoren sowohl in die Gegenwart als auch Vergangenheit entsendet um die verbliebenen Menschen auszulöschen), der künstlich wieder hergestellte Verstand des Polizisten Alex Murphy aka RoboCop ist, entsendet er eine Kämpferin aus ihren Reihen namens Flo in die Vergangenheit um eben diesen zu eliminieren. Daraufhin werden scheinbar aus einem Selbsterhaltungstrieb heraus Schwadronen an Terminatoren nachgeschickt um Murphy um jeden Preis zu beschützen, da dieser durch die Maschinen als der Ursprung oder auch der Schöpfer Skynets angesehen wird. Ab diesem Zeitpunkt möchte ich nicht weiter drauf eingehen wie die Story weiter verläuft, da dies zum einen etwas von der Spannung nimmt und zum anderen Miller-typisch eine Seitenlange Erklärung nach sich ziehen würde.

Auf der erzählerischen Ebene ist an diesem Werk in meinen Augen wenig bis gar nichts zu kritisieren, da hier etwas ungewöhnliches erschaffen wurde. Vermutlich konnte sich hier das kreative Gespann vollends austoben und genoss all die Freiheiten, die man so als aufsteigender Stern am Comic-Himmel so mit bekommt.

Bezüglich des Zeichenstils muss man ebenfalls eine Lanze für Walter Simonson brechen. Jeder, der über Jahre hinweg Comics gelesen hat oder liest, kann sich bestimmt an die unsäglichen Zeiten der 90er erinnern als die Panels genauso wie das Jahrzehnt aussahen: trashig. Zumindest wurde das Wort „zeitlos“ vermutlich eher selten im Wortschatz der Kreativen verortet. Simonson belehrt uns hier glücklicherweise eines Besseren und präsentiert uns einen Stil, der zum einen entfernt an Miller erinnert und zum anderen doch so sauber ausgeführt wird, dass es eine individuelle Note beibehält. Natürlich handelt es sich hier nicht um das aktuelle Werk eines Jim Lee, aber man wird hier in soweit versorgt, dass potentielle Erwartungen komplett erfüllt werden.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass es selten eine so gute auf Filmen basierende Comic-Umsetzung gab, hinter der auch noch klingenden Namen standen, die ohnehin wenig Zweifel an der Qualität des Werkes zulassen. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Kaufempfehlung! In diesem Fall solltet ihr euch jedoch wirklich beeilen: Diesen Band gibt es tatsächlich nur in einer Auflage und diese beträgt nur 1.444 Exemplare! Also nichts wie los und in den Warenkorb damit!

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3 Kommentare

  1. DerSinn · September 6, 2015

    Klingt gut. Allerdings wirkt mir der Zeichenstil ein wenig zu grell. 😦

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    • Zombiac · September 6, 2015

      Die Farbgebung ist vermutlich dem Jahrzehnt geschuldet, in dem die Geschichte ursprünglich erschien. 😉 Ich muss aber sagen, dass es bei der in meinen Augen echt gelungenen Story nicht wirklich negativ ins Gewicht fällt. Die Zeichnungen selber erinnern einen zudem sehr oft an Miller selbst und unterstreichen die tolle Atmosphäre. Sonnenbrille auf und durch, würde ich sagen! 😀

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      • DerSinn · September 6, 2015

        Ist ein Argument! Wenn ich nicht schon tausend Serien angefangen hätte, würde es mich definitiv überzeugen. 😀

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