Wie wir wissen, ist Deutschland „Export-Weltmeister“. Wenn es jedoch um das Medium Comic geht, sieht die Sache schon wieder ganz anders aus. Zwar existiert hierzulande eine rege Szene und über zu wenige Veröffentlichungen muss man sich auch nicht beschweren, aber eine internationale Bühne ist nur den wenigsten Zeichnern und Autoren vorbehalten. Zu den wenigen Auserwählten gehören zum Beispiel Thomas von Kummant und Benjamin von Eckartsberg.
Die beiden Münchner sind in den hiesigen Breitengraden ein Begriff und werden auf Festivals zu recht am entsprechenden Verlagsstand belagert. In Frankreich sind sie jedoch nicht einfach „erfolgreich“, sondern geradezu Superstars. Das wiederum führt zur seltenen Situation, dass ihre aktuelle Reihe Gung Ho zuerst bei unseren Nachbarn erscheint und erst später ihren Weg in die heimischen Regale findet.

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Selbiger Umstand gilt auch für den dritten Band der angesprochenen Serie, der den klingenden Namen Sexy Beast trägt und eindrucksvoll unter Beweis stellt, warum sich in kürzester Zeit eine ganze Fan-Gemeinde etablieren konnte.
Inhaltlich befinden wir uns, wie schon in Schwarze Schafe und Ohne Rücksicht auf Verluste, in einer postapokalyptischen Welt, deren Leben sich primär hinter Mauern von rar gesäten Dörfern und Städten abspielt, da die Außenwelt eine Vielzahl an unkalkulierbaren Gefahren birgt. Das gilt natürlich auch für die Hauptlocation der Story in Form von Fort Apache. Dort leben die uns schon bekannten Figuren, die sich im Zuge der vergangenen Events immer weiter voneinander entfernen, wobei die Trennlinie primär zwischen den Teenagern und Erwachsenen der Siedlung gezogen wird. Hierbei sind, wie schon zuvor, die Brüder Zack und Archer Goodwoody der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Während der jüngere Zack langsam in die Gemeinschaft integriert wird, stellt sich Archer immer wieder quer zu den auferlegten Regeln. So dauert es zum Beispiel nicht lange, bis für die Versorgung zuständige Beamte Bangster, aufgrund von Abhängigkeiten, jegliche Grenzen der Moral überschreitet und die Führer der Ortschaft ihn trotzdem gewähren lassen. Das kann Archer nicht auf sich sitzen lassen und greift zu drastischen Mitteln, die am Ende aber kombiniert mit Intrigen, seinen Rauswurf aus der Gemeinschaft zur Folge haben, der mehr Konsequenzen nach sich zieht, als es zunächst den Anschein macht…

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Visuell bleibt Thomas von Kummant seinem Stil treu und lässt den Leser dadurch erneut in eine Mischwelt aus Animationsfilm und Mad Max-Dystopie (mit weit mehr Grünzeug) eintauchen, die in malerischer Schönheit auf jeder Seite zur Entdeckungsreise einlädt. Genau diese individuelle Art hebt die Reihe vom Rest der deutschen Releases ab und lässt sie folgerichtig auf einer internationalen Ebene landen. Zwar bewegt sich das ganze stilistisch etwas weiter weg vom „klassichen“ Comic-Ambiente, aber genau dieser Umstand hält die Fans wohl, neben der sehr unterhaltsamen Story, schon seit geraumer Zeit bei Laune.
Hinzu kommt die Tatsache, dass schon bekannt ist, dass Gung Ho in insgesamt fünf Bänden abgeschlossen sein wird (Das Skript war schon vor dem ersten Pinselstrich fertig). Dadurch wird zumindest mir die Entscheidung erleichtert, ob ich zugreifen soll, da man sich nicht auf eine Endlosschleife à la The Walking Dead einlassen muss.

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Dementsprechend kann ich jedem nur ans Herz legen, sich Sexy Beast zuzulegen und falls man noch nicht das Vergnügen mit den Vorgängerbänden hatte, einen Blick hinein zu werfen und sich überzeugen zu lassen.