Ich persönlich gehöre noch zu der Generation an Spidey-Fans, die dermaßen mit der immer wieder aufgewärmten Rahmenhandlung um den Netzschwinger verschmolzen sind, dass alles jenseits von „bettelarmer Peter Parker„, „naiv-schrullige Tante May“ und „keifender J. Jonah Jameson“ schier abwegig erscheint. Selbiges gilt für Schurken, die sich nicht aus dem klassischen Kanon bis in die 90er speisen.
Nun ist mir der neueste Spider-Man-Run in Form des aktuellsten Trade-Paperbacks mit dem Namen „Von Shanghai bis Paris“ in die Hände gefallen, welches wohl Puristen und Leute, die sich länger nicht mehr mit der Figur beschäftigt haben, verdammt verwundern sollte, was wiederum nicht über die Qualität des Werks aussagt. Aber eins nach dem anderen.
Wir befinden uns hier schon beim zweiten Sammelband und damit mitten im Geschehen. Peter ist schon seit geraumer Zeit kein am Hungertuch knabbernder Fotograf, sondern Geschäftsführer seines eigenen Unternehmens, welches natürlich „Parker Industries“ heißt. Mit diesem versucht er mit modernster Technik die Welt zu einem besseren Ort zu machen und unterstützt dabei sogar ganz offiziell seinen Alter Ego Spider-Man bei der Verbrechensbekämpfung.
Diese Hilfe kann unser Wandkrabbler in diesem Abenteuer auch dringend gebrauchen, wenn er gegen die Zodiac-Organisation in den Ring steigt, die wie der Name andeutet ihre Outfits und bisweilen Kräfte auf Basis von Sternzeichen fußen lässt. Dabei ist diese Bande unter der Führung von Zodiac (ja, der Anführer wollte wohl seine Duftmarke auch in Bezug auf den Gruppen-Namen setzen) auf der Suche nach einer geheimnissvollen Macht, die ihr nicht nur unermesslichen Reichtum, sondern auch Wissen zur Verfügung stellen soll, welches für unseren Helden auf persönlicher Ebene gefährlich werden könnte. Daher scheut Spidey auch keinen Weltraumausflug mit Nick Fury, um schlimmeres zu verhindern, aber mehr soll aufgrund von Spoiler-Freiheit nicht verraten werden.
Dafür gibt es Infos zur zweiten Storyline, die Mr. Negative in den Mittelpunkt stellt. Dieser chinesische Bösewicht hat die Macht, alle die ihn berühren unter seine Kontrolle zu bringen. Leider gehören dazu auch Cloak und Dagger, die unerbittlich gegen alle Feinde des Superschurken vorgehen. Dabei machen sie auch keine Ausnahmen für die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft, die für die Rettung ihrer Freunde auch mal ans andere Ende der Welt reist. Die beiden kriegen im Übrigen demnächst ihre eigene TV-Serie spendiert, also haltet Ausschau! 😉
Geschrieben wurden beide Geschichten von Dan Slott, der geschickt einen kurzweiligen Plot zu spinnen weiß (pun intended), in dem Spider-Man auch in einem neuen Setting funktioniert. Für die uns altbekannte Stimmung sind aber natürlich nicht nur Autoren, sondern auch talentierte Zeichner verantwortlich. Hier wären es Matteo Buffagni und Giuseppe Camuncoli, die beide die für eine solche Geschichte nötige Dynamik in die Panels zaubern. Ohne sie würden wir uns als Leser nicht wie mitten in einem Daumenkino fühlen, welches uns in atemberaubender Geschwindigkeit zwischen Häuserschluchten über die Seiten treibt. Genau so muss sich Spider-Man anfühlen und zwar egal in welcher Ära die Story angesiedelt ist.
Alles in allem ist damit ein Cocktail gemixt worden, der sowohl die eingangs erwähnten Zweifler als auch Neueinsteiger zufrieden stellen sollte. Das altbekannte Feeling wird wie in einem maßgeschneidert neuem Gewand auf den Leser losgelassen und funktioniert dementsprechend einwandfrei! Ich für meinen Teil habe nach der Lektüre wirklich Lust die Abenteuer von Spider-Man auch im Jahr 2017 weiter zu verfolgen!