Batman – Das Beben

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Neben vereinzelten Perlen, die als gesonderte Geschichten erscheinen („The Killing Joke“, „The Dark Knight Returns“, „Superman Unchained“ usw.), halten die Comicverlage ihre Leser primär mit Events bei der Stange, die immer wieder als etwas angekündigt werden, dass „alles verändern“ soll. Dabei werden so gut wie alle Register der Fantasie gezogen. Alien-Angriffe, die ehemalige Feinde zusammenschweißen, der Tod eines lieb gewonnen Charakters oder anderweitige Katastrophen, die sich teils durch verschiedene Serien ziehen und diesen somit einen übergeordneten Zusammenhang verpassen.

Im Batman-Universum gab es diesbezüglich so einige Momente, die sogar noch Einfluss auf später stattfindende Reboots hatten. Zum Beispiel wird jeder Fan die „Knightfall“-Saga bzw. die Szene kennen, in der Bane Batman das Rückgrat bricht. Eine andere Geschichte ist die um „Das Beben“, welcher die berühmte „Niemandsland“-Storyline folgen sollte. All diese Ereignisse liegen nun teils Dekaden zurück und sind wohl nur noch eingefleischten Kennern der Materie bekannt. Um diesen Umstand zu beheben, werden wie schon oft erwähnt die alten Schinken neu aufgelegt, damit auch die aktuelle Generation sich an den tollen Geschichten erfreuen kann. Aber waren sie denn wirklich so toll oder sehen wir eine verklärte Vergangenheit, weil wir vom Hype erfasst wurden, der immer noch nachwirkt? Diese Frage kann ich zumindest für den Fall des eben erwähnten „Batman – Das Beben“ beantworten, da ich 1998 (Release-Jahr) gerade mal ein Jahr in Deutschland war und erstmals sehen musste, wie ich die Sprache am besten erlerne. Dementsprechend kann ich einen relativ neutralen Blick auf Handlung und Optik werfen.

Zunächst mal zum Ausgangspunkt der Story. Wie der Titel schon verrät, erschüttert ein gewaltiges Erdbeben Batmans Heimat „Gotham City“ und stürzt die Metropole erwartungsgemäß ins Chaos. Neben dem dunklen Ritter müssen sich dabei noch weitere Mitglieder der Fledermaus-Familie (Nightwing, Huntress und im weitesten Sinne Catwoman und Azrael) beweisen und den Bewohnern der Stadt helfend zur Seite stehen, während alte Bekannte wie Bane und KGBeast ihnen das Leben schwer machen. Dazwischen mischen sich persönliche Schicksale und ungewöhnliche Bündnisse, die der Situation geschuldet, gehalten werden müssen. Ihr seht, es kommt auf den 240 Seiten einiges zusammen und das ist dabei bloss der erste von zwei Teilen! Es ist durchaus unterhaltsam dem Chaos über die gesamte Länge des Erzählstrangs zu folgen, doch die Art in der es rüber gebracht wird ist etwas gewöhnungsbedürftig. Nicht vergessen – wir befinden uns in den 90ern und die Comic-Landschaft war damals noch weit davon entfernt gezielt Leute außerhalb des Teenageralters anzusprechen. Klar, gab es großartige Ausnahmen wie „Spawn“ und auch die zwei Marktführer haben nicht nur gekleckert. Trotzdem sehen wir durchgehend die Attribute, die dieses Jahrzehnt gewißermaßen ausgezeichnet haben. Hanebüchene Dialoge, ein durchgehendes Action-Feuerwerk und der Versuch sich irgendwie in düsteren bis brutalen Gefilden zu platzieren, was leider recht peinlich ausfallen kann. Trotzdem bleibt es unterhaltsam, da ein B-Movie-Charme mitschwingt, der dafür sorgt, dass es beim lesen nicht langweilig wird. In diesem Sinne braucht man trotz pathosgeladenem Setting nicht zu erwarten, dass so etwas wie Tiefe geboten wird. Quasi Popcorn mit Nostalgie-Geschmack.

Das nichts anderes möglich war, erkennt man leicht, wenn man die erste Seite aufschlägt und sieht über wie viele Reihen hinweg die Handlung ausgebreitet wurde. Sage und schreibe zehn Ausgaben, die aus acht verschiedenen Serien entnommen wurden. So betrachtet, ist es eigentlich schon eine Meisterleistung, den Bogen gespannt zu haben. Dafür verantwortlich waren zudem ganze sechs Autoren, unter denen sich legendäre Schreiber wie Alan Grant und Denny O’Neil befinden.

Die dazugehörigen Zeichner können sich ebenfalls nicht über zu geringe Prominenz beschweren. Männer wie Jim Aparo, Klaus Janson, Graham Nolan oder Mark Buckingham sind nicht gerade kleine Hausnummern, können aber das gebotene Niveau nicht durchgehend halten. Den zu sehenden Stil kann man ihnen nicht wirklich vorwerfen, da damals andere Zeiten mit anderen Ansprüchen geherrscht haben, die Catwoman-Seiten von Jim Balent können zum Beispiel aber fast schon als Körperverletzung durchgehen. Hintergründe gehen gerade so durch, aber die Figuren könnte vermutlich ein talentierter Teenager besser hinkriegen. Sorry, aber das geht in jedem Jahrzehnt besser. Diese gelegentlichen qualitativen Einbrüche in Bezug auf die Befüllung der Panels stellen damit aber auch den einzigen Wermutstropfen dar, der den Lesern zwar leicht aufstoßen könnte, aber den allgemeinen Spaß an trashiger Unterhaltung kann das nicht trüben.

Deswegen kann ich diesen Band, der den Einstieg in ein weit größeres Event bietet und durch eine zweite Veröffentlichung ergänzt wird jedem empfehlen, der sich zum einen auf einer historischer Ebene mit Batman beschäftigen möchte und zum anderen die Materie zumindest in Bezug auf die reguläre Reihe nicht zu ernst nimmt. Ich freue mich in jedem Fall auf die Fortsetzung, von der ich euch sicher ebenfalls berichten werde!

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