[Rezension] Batman: Der weiße Ritter (Panini Comics)

1552381220_DBLACK001_min

Als Batman-Fan wird man über Jahre hinweg mit unzähligen Storys überhäuft, die aufgrund der Wichtigkeit der Figur durchwegs gut sind und nur wenige negative Ausfälle beinhalten. Doch genauso selten wie wirklich schlechte Geschichten, gibt es leider auch nur in sehr großen Abständen so großartige Erzählungen, dass man sie den modernen Klassikern zuordnen könnte. Nun ist es aber endlich wieder soweit und eine der besten Veröffentlichungen um den dunklen Ritter erscheint unter dem sogenannten „Black Label“ erstmals auf deutsch: Der weiße Ritter!

Die im Jahr 2017 in den USA erschienene achtteilige Mini-Serie von Autor und Zeichner Sean Murphy flog zunächst unter meinem Radar, bis sie als Paperback rückwirkend das eben erwähnte „Black Label“ verpasst bekommen hat und als erster Release des neuen Sub-Labels für erwachsene DC-Leser erschien. Interessiert bestellte ich mir den Band um mir ein Bild von der Geschichte zu machen, deren Inhalt mir nur grob bekannt war und war schier fassungslos, wie mir eine wahre Comic-Perle so durch die Finger gleiten konnte. Da sie nun auf deutsch erschienen ist, kann ich euch endlich erzählen, warum es eure Pflicht ist, sich dieses Werk ins Regal zu stellen.

1552381220_DBLACK001_pages-to-jpg-0005

©Panini Comics

Inhaltlich steigen wir Jahre nach Batmans erstem Erscheinen in Gotham City ein. Inzwischen ist der dunkle Ritter quasi alleine für die Bekämpfung von Schurken der Größenordnung eines Killer Croc, Mister Freeze und Co. zuständig, da die reguläre Polizei der Stadt durch fehlende Mittel, Korruption und Inkompetenz de facto tatenlos zusehen muss. Während der besagten Kämpfe geht wie in so vielen anderen Storys um die Figur, so einiges zu Bruch, Umstehende werden verletzt, Menschen geraten in Panik und trotzdem werden die Umstände akzeptiert, solange die Superschurken hinter Schloss und Riegel landen. Doch im Laufe der Zeit schleichen sich auch bei den Verbündeten des Mitternachtsdetektivs Zweifel ein, ob die brachiale Herangehensweise tatsächlich die beste Lösung für die Verbrechensbekämpfung ist.

Diese Zweifel mehren sich erst recht, als eines Tages der Joker, hier bürgerlich Jack Napier genannt (Querverweis auf Jack Nicholsons Interpretation der Figur in Tim Burtons Film von 1989), auf der spielerischen Flucht vor Batman aufzeigt, dass diesem eigentlich egal ist was um ihn herum passiert, solange er sein Ziel erreicht. Um das zu beweisen, lockt der Clownprinz des Verbrechens seinen Verfolger in eine geheime Lagerhalle, die offensichtlich bis obenhin mit semi-offiziellen Pharmazeutika vollgestopft ist, deren Wirkung weder dem Leser, noch Batman bekannt ist. Nichtsdestotrotz schafft es der Joker seine Nemesis so sehr zu provozieren, dass er hierfür vor laufender Kamera zu Brei geschlagen und mit den rumliegenden Pillen „zwangsernährt“ wird.

Genau das scheint der Plan des Jokers gewesen zu sein, denn die ihm verabreichte Medizin ist nichts anderes als ein Gegenmittel für die Geisteskrankheit des Verbrechers, der nun geheilt von seinen bösen Geistern der Welt demonstrieren kann, dass Batman nicht einfach ein Verbrechensbekämpfer, sondern eine reale Gefahr für die Allgemeinheit ist. Vollkommen klar und rational, schafft es nun der inhaftierte Jack Napier Polizei und Justiz davon zu überzeugen ihn gehen zu lassen, um der Stadt den Beschützer zu geben, den sie verdient, aber nie bekommen hat: einen weißen Ritter!

1552381220_DBLACK001_pages-to-jpg-0007

©Panini Comics

Mehr soll hier inhaltlich nicht verraten werden, denn die Handlung lebt von überraschenden Wendungen, Erklärungen lange offener Fragen und der Infragestellung von Batman als Vigilanten, ohne die Figur zu demontieren.

Es sei nur bezüglich der wichtigsten Details und dem Rahmen der Geschichte erwähnt, dass sich das Ganze außerhalb der Kontinuität abspielt, ohne zu sehr in eine „Elseworld“-Story abzudriften. Das funktioniert dadurch, dass Sean Murphy sich, wie für solche Releases üblich, alle Freiheiten dafür nimmt seine Vision in die Tat umzusetzen, zeitgleich jedoch unzählige Referenzen einbaut, die sich nicht nur direkt auf die laufende Comic-Reihe, sondern auf das gesamte Franchise um die Figur beziehen. Das fängt bei der Ausstattung der Zelle des Jokers an, die vor Batman-Merchandise überquillt, über einen kompletten Fuhrpark an Batmobilen aus jeder(!) Epoche des dunklen Ritters, bis hin zur tatsächlich nachvollziehbaren Erklärung des Look-Wechsels von Harley Quinn. Solche Sachen gehen üblicherweise nur als „Fanpleaser“ durch, funktionieren hier aber sehr organisch und verzahnt mit der Handlung, sodass nie der Eindruck entsteht, sich mit billigen Tricks die Zustimmung der Fans verdienen zu wollen.

Vor allem liegt es an dem unfassbar gut ausgeklügelten Kniff, den Selbstjustiz-Ansatz von Frank Miller, der sich seit den 80ern durch alle Reihen und One-Shots zieht, dadurch infrage zu stellen, indem mit dem geheilten Joker ein Gegenentwurf eingeführt und die Handlungsweise von Batman so der Realität entgegengestellt wird. Diese beinhaltet dabei nicht nur zwei Antagonisten, sondern eine lebendige Stadt, samt einer Zivilbevölkerung, die unter den Kämpfen zu leiden hat. Damit schafft es Murphy sogar das Gesamtkonzept des maskierten Vigilanten zu dekonstruieren, ohne es zu zerstören. Hinzu kommen die Motive von Batman und Joker, die nicht nur wie üblich auf das Ying und Yang-Prinzip reduziert, sondern fast schon tiefenpsychologisch erörtert werden.

1552381220_DBLACK001_pages-to-jpg-0010

©Panini Comics

Mit diesem Cocktail schafft es der Autor und Zeichner eine unfassbar dichte Atmosphäre und Tiefe zu erzeugen, die man so in einem Superheldencomic Jahre nicht gesehen hat. Unterstrichen wird das Ganze mit einer unglaublich schönen Visualisierung, die sehr individuell erscheint, jedoch genug Platz für klassische Erkennungsmerkmale einer Batman-Geschichte zulässt. Was durchgehend bleibt, ist das sehr düstere und bisweilen rohe Setting der Panels, die insbesondere bei den brutalen Momenten der Geschichte eine solche Intensität erreichen, dass einem schier der Atem stockt.

Diese nahezu perfekte Kombination aus Erzählung und Bebilderung ist in der Quintessenz nicht weniger als ein Pflichtkauf für alle Batman-Fans und all jene, die mit Cape tragenden Figuren etwas anfangen können. Ihr werdet es nicht bereuen und falls ihr danach, wie ich, nicht genug haben solltet, sei euch gesagt, dass Sean Murphy für dieses Jahr schon eine Fortsetzung von „Batman: Der weiße Ritter“ angekündigt hat!

Batman: Der weiße Ritter
Verlag: Panini Comics 
 
Autor: Sean Murphy
Zeichner: Sean Murphy
Erschienen am: 26.03.2018 
 
Format: Softcover 
 
Seitenzahl: 220
Preis: 22 EUR

Batman: Das lange Halloween

BATMANDASLANGEHALLOW_552

Ich glaube an Gotham City.“ Ein Satz, so einfach und doch so verheißungsvoll. Als ich vor etlichen Jahren in der lokalen Bibliothek, die Prestige-Bände des Batman-Klassikers „Das lange Halloween“ in den Händen hielt, konnte ich mich schon damals nicht der zwischen „Der Pate“ und  Film-Noir liegenden Stimmung entziehen.

Diese wurde schon mit der ersten Szene und dem eingangs erwähnten Satz eindrucksvoll zementiert. Ein im Halbdunkel stehender Bruce Wayne, viel schwarze Fläche und ein die komplette Seite füllendes Panel. Ein sowohl für die damalige Zeit (in Deutschland zuerst 1999 bis 2000 in sieben Bänden veröffentlicht) als auch heute noch besonderer Einstieg, der den Stil für eine spannende Geschichte vorgibt, die nicht ohne Grund mehrfach ausgezeichnet wurde und als ein Klassiker des Comic-Genres in die Geschichte eingegangen ist.

Kein Wunder, möchte man sagen, wenn man bedenkt, dass der Autor Jeph Loeb nur zwei Jahre später in Zusammenarbeit mit Jim Lee den nächsten Meilenstein „Hush“ aus dem Hut gezaubert hat. Doch „Das lange Halloween“ nimmt eine ganz besondere Stellung im Kontinuum ein. Warum das so ist, kann man vielleicht erahnen, wenn man auf den Inhalt blickt, der in der Form seinesgleichen sucht.

So beginnt die Storyline, wie schon angedeutet, nicht mit einer wilden Verfolgungsjagd oder anderen typischen Versatzstücken des Superheldencomics, sondern mit einem Gespräch zwischen dem Playboy-Milliardär Wayne und Gothams Mafia-Paten Carmine Falcone, auch „der Römer“ genannt. Es geht um krumme Geschäfte mit Schwarzgeld und Möglichkeiten dieses durch Verbindungen zur Gotham Bank in Umlauf zu bringen. Der vorsitzende Direktor ist offensichtlich angetan von den Vorschlägen des Kriminellen, doch mit den entsprechenden Informationen ausgestattet, wirft sich Bruce kurz darauf in Batman-Schale und stattet ihm einen nächtlichen Besuch ab, der zu einem „Umdenken“ führt. Das sieht der Mafia-Clan natürlich nicht gerne und lässt nicht viel später Taten folgen, die den Bezirksstaatsanwalt Harvey Dent auf den Plan treten lassen.

Und genau ab diesem Zeitpunkt entwickelt sich ein wahrer Thriller um Verrat, Intrigen und die inneren Dämonen aller Protagonisten. Während des Versuchs den Mafia-Boss dingfest zu machen, erschüttert an Halloween ein kaltblütiger Mord nicht nur die Gesetzeshüter, sondern auch die Familie Falcones, da sein frisch getrauter Sohn dem Verbrechen zum Opfer fällt. Wer könnte es gewesen sein? Ein konkurrierender Clan? Korrupte Polizisten oder sogar der junge Anwalt Dent? Jeder ist verdächtig und doch gibt es keine heiße Spur, bis Thanksgiving den nächsten Feiertag einläutet und ein weiteres Massaker nach sich zieht. Langsam dämmert es den Involvierten, dass die gewählten Daten kein Zufall sein können, bis der nächste Mord an Weihnachten ihre Theorie endgültig bestätigt…

Offensichtlich macht der Killer dabei keinen Unterschied zwischen den verfeindeten Parteien auf Gothams Straßen und setzt dabei das zum Dreiergespann angewachsene Team aus Commissioner James Gordon, Harvey Dent und Batman erheblich unter Druck. So gut wie jeden Monat steht ein neuer Feiertag im Kalender und dadurch immer ein potentiell neues Opfer, dass das Grauen von Halloween immer weiter verlängert. Wie um die Ermittler zu verhöhnen, hinterlässt der Täter dabei immer kleine symbolhafte Geschenke wie einen Kürbis oder eine Schneekugel, sowie eine Waffe mit weggeschliffener Seriennummer und einen als Schalldämpfer verwendeten Babynuckel.

Im Laufe der Ermittlungen begegnen dem Leser dabei auch ikonische Figuren aus dem Batman-Universum, doch keiner scheint wirklich zu wissen, wer die Stadt in Angst und Schrecken versetzt. Das versetzt sogar einige Schurken in Panik oder lässt bei den besonders psychopathischen Exemplaren den Neid schwellen. Damit gerät ausnahmslos jeder Protagonist in Verdacht. Selbst ein Bruce Wayne oder Selina Kyle aka Catwoman bilden keine Ausnahmen.

Daher ist Eile geboten, um die Stadt wieder sicher zu machen, wobei dies in der kurz nach Frank MillersBatman: Year One“ angesiedelten Geschichte aussichtslos erscheint. Seit Batman auf die Bildfläche getreten ist, scheinen Verbrecher der „klassischen“ Sorte immer weniger zu werden, während Freaks wie Scarecrow, Solomon Grundy oder der Joker das Angesicht der dunklen Seite der Stadt definieren.

Was es in dem Zusammenhang für Wendungen gibt, ob der Killer wirklich gefasst werden kann und wie sich Charaktere unter dem Druck der Ermittlungen entwickeln, sollte der geneigte Leser selbst herausfinden, denn der Reiz der Geschichte liegt im Unerwarteten. Hier kommen vor allem Fans der Erzählweise von Regisseur Christopher Nolan auf ihre Kosten, da der gute Mann sich ordentlich an Einzelpassagen von „Das lange Halloween“ bedient hat und vor allem bei „The Dark Knight“ die Stimmung des Comics perfekt zu übertragen weiß. Düster, hart und spannend bis zum Schluss. Anders kann man diese Geschichte nicht bezeichnen.

Doch keine noch so gute Erzählung kann in Comic-Form fumktionieren, wenn nicht der passende Künstler für die visuelle Umsetzung gefunden werden kann. Das ist aber im vorliegenden Fall zum Glück gelungen, denn Tim Sales unverkennbarer Stil aus viel Schatten und toller Dynamik sorgt dafür, dass die beschriebene Stimmung ungefiltert beim Leser ankommt und die anfangs erwähnten Assoziationen mit dem Film Noir weckt. Ein passenderer Künstler aus heutigen Tagen will mir nicht einfallen und muss es auch nicht, denn „Das lange Halloween“ wird nicht ohne Grund alle paar Jahre neu aufgelegt und höchstens mit einer überarbeiteten Übersetzung (wie im vorliegenden Fall) verfeinert. Ein zeitloses Dokument der Comic-Historie muss sich definitiv nicht mit anderen messen.

Daher ist es nicht nur eine klare Kaufempfehlung für Fans des dunklen Ritters, sondern für Comic-Fans im Allgemeinen, die sich hier bei einer Abneigung gegenüber Cape-Trägern eines besseren belehren lassen können. Wer danach nicht genug von den Machern bekommen kann, dem sei mit der Fortsetzung „Dark Victory“ ein Band mit ähnlichem Umfang ans Herz gelegt.

Alles in allem kommt man an diesem großartigen Werk nicht vorbei und sollte es sich schnellstmöglich ins heimische Regal stellen!

Batman: Das lange Halloween (in überarbeiteter Übersetzung) 
Verlag: Panini Comics 
Erschienen am: 20.03.2018 
Autor: Jeph Loeb 
Zeichner: Tim Sale 
Format: Softcover 
Seitenzahl: 364 
Preis: 35 EUR

 

Batman – Dark Knight III: Die Übermenschen

BATMANDARKKNIGHTIII2_763

Wenn der Name Frank Miller fällt, horcht die Comic-Szene in der Regel erstmal auf. Ob es sich nun um „300„, „The Dark Knight Returns“ oder die „Sin City„-Reihe handelt – der gute Mann hat mit jedem dieser Meilensteine seinen Legenden-Status weiter zementiert.

Trotz der damit verbundenen Erfolge und einer Reihe von Film-Umsetzungen, die seine Titel einem breiteren Publikum bekannt machten, entwickelte sich sein Schreibstil immer weiter in eine derart reaktionäre Ecke, dass selbst seine größten Fans mit der Zeit Abstand von Miller als Person nehmen mussten. Einen traurigen Höhepunkt erreichte seine kreative Tirade gegen alles „liberale“ (unter bestimmten Kreisen in den USA geradezu ein Schimpfwort) mit „Holy Terror„, eine ehemals als Batman-Geschichte konzipierte Erzählung, die sich primär gegen den Islam richtet und ihn gefühlt als Brutstätte des Bösen im Kontext von Terrorismus darstellt. Sachliche Kritik weicht dabei einem für den Autoren und Zeichner typisch blutgetränkten Pathos nach dem Motto „du oder ich“. Kein Wunder, dass DC das Projekt abgelehnt hat und Miller diesen Tiefpunkt bei einem anderen Verlag unterbringen musste. Auch visuell und auf der Ebene des Storytellings baute er immer weiter ab. Selbst die offizielle Fortsetzung zu „The Dark Knight Returns“ mit dem Titel „The Dark Knight Strikes Again“ wurde trotz vorhandener Basis, auf der man eine tolle Geschichte aufbauen könnte, sowohl von Fans als auch Kritikern zerrissen.

Gut 15 Jahre später schlug die Nachricht über eine weitere Fortsetzung natürlich hohe Wellen. Würde sich der streitbare Altmeister auf alte Stärken besinnen oder die nächste Runde seines Streifzuges gegen die „Political Correctness“ einläuten? Dahingehend beruhigte die Ankündigung über eine Erweiterung des Kreativ-Teams, dass den alternden Miller bei seiner Arbeit unterstützen würde. Zum einen Brian Azzarello („100 Bullets„, „Joker„,  „Flashpoint„) an der Seite des Autors und zum anderen Andy Kubert („Flashpoint„, „Batman and Son„, usw.) am Zeichenbrett, vervollständigt durch Klaus Janson (unter anderem „The Dark Knight Returns„) als Inker.

Nun konnte man wirklich gespannt sein, ob der Mann, der in den 80ern neben Alan Moore den Comic aus der Kinderecke in die dreckigen Gossen der Realität führte, mit Hilfe seiner Kollegen eine erneut relevante Geschichte aus dem Hut zaubern würde. Und Siehe da: Er hat es tatsächlich geschafft.

81zDh3oaUFL

©Panini Comics

Zunächst aber einmal eine kurze Anmerkung zum Titel des Comics, der nicht unbedingt auf eine positive geistige Entwicklung des Machers schließen lassen könnte. Während es im Deutschen mit „Batman – Dark Knight III: Die Übermenschen“ einen Querverweis zu Nietzsche gibt, lautet der mit einem bitteren Beigeschmack versetzte Titel des Originals „Dark Knight III: The Master Race„. Auch auf Englisch ist es ein kalkuliertes Spiel mit Tabus, dass man hierzulande aus nachvollziehbaren Gründen nicht mittragen wollte. Die Vermittlung eines „Herrenrasse“-Schriftzugs wäre durchaus eine eher schwierige Aufgabe auf dem deutschen Markt. Beide Bezeichnungen sind jedoch ein direkter Verweis auf den Inhalt und daher nur auf den ersten Blick eine reine Provokation.

Die Handlung setzt drei Jahre nach dem Ende des Vorgängerbandes ein. Bruce Wayne gilt als verstorben, Wonder Woman zieht auf der Amazonen-Insel Themyscira ihren Nachwuchs Lara und Jonathan auf, die beide niemand geringeres als den Mann aus Stahl ihren Vater nennen können. Dieser ist jedoch wie der dunkle Ritter seit Jahren nicht gesehen worden. Ein Status Quo, aus dem nichts auf eine Veränderung hindeutet, wenn nicht scheinbar Batman oder zumindest jemand der sich für ihn ausgibt, auf der Bildfläche erscheinen und den Verbrechern auf der Straße nach einer gefühlten Ewigkeit Saueres geben würde. Kurze Zeit später stellt sich jedoch heraus, dass sich mit Carrie Kelley das ehemalige Mündel des maskierten Rächers unter der Maske befindet und das Erbe ihres Lehrmeisters aufrechterhalten will. Wie schon im Erstlingswerk, dürfen damit zusammenhängende Verweise auf die journalistische Berichterstattung nicht fehlen, die diesmal nicht nur mit Talkshow-Ausschnitten aufwarten, sondern auch ganz aktuelle Phänomene wie virale Videos oder wirre Kommentare eines Donald Trump (klar zu erkennen, ohne benannt zu werden) mit einbeziehen. Somit wird eine Ebene der gesellschaftlichen Relevanz eingefügt, die man als belesener Fan gerne annimmt, die den uninteressierten Leser aber auch nicht irritiert. Im Endeffekt ein auf wenige Panels komprimierter Balanceakt, der das dem Comic oft angedichtete Phänomen des Trivialen infrage stellt.

Währenddessen hadert Lara mit sich selbst, da sie sich nirgendwo zugehörig fühlt. Ohne greifbare Vaterfigur wächst sie zwar unter Amazonen auf, fühlt sich mit ihren von Superman geerbten übermenschlichen Fähigkeiten aber nicht als Teil der Gemeinschaft. Deswegen beschließt der Teenager sich dazu die Festung der Einsamkeit, Rückzugsort und Geheimversteck ihres kryptonischen Vaters, aufzusuchen und dort nach Antworten zu ihrer Identität zu suchen. Dort findet sie nicht nur ihren vor längerer Zeit eingefrorenen Vater, sondern auch die zur Miniatur geschrumpfte kryptonische Stadt Kandor. Unter einer Glaskuppel gefangen, sehnen sich die Bewohner nach einer Befreiung. Einzelne als Hilferuf interpretierte Zeichen deuten zumindest darauf hin. Lara sieht nun ihre Chance gekommen sich mit in ihren Augen „ihresgleichen“ auszutauschen, schnappt sich kurzerhand die Stadt und sucht die einzige Person auf, die ihr helfen könnte: Ray Palmer alias Atom.

81MHgvAtSNL

Der Wissenschaftler hat es geschafft sich nach Belieben zu schrumpfen und wieder wachsen zu lassen und soll nun zur Rettung der letzten Kryptonier beitragen. Doch dieser Plan entpuppt sich als fataler Fehler. Zur Lebensgröße angewachsen, stellt sich heraus das der zuvor getätigte Hilferuf von einer Sekte um den irren Anführer Quar abgeschickt wurde, der mit der Selbstüberhöhung der eigenen Rasse eine Art faschistisch-spirituellen Führer darstellt. Noch unter der Kuppel hat er mit seinen Anhängern diejenigen ermordet, die sich nicht zu seinen Idealen bekannten und möchte dieses Spiel nun auf der Erde wiederholen. Durch die gelbe Sonne der Erde nun wie Superman mit entsprechenden Kräften ausgestattet, sieht es so aus, als gäbe es niemanden auf der Welt, der die Kryptonier-Sekte in ihre Schranken weisen könnte, wenn nicht eine uns allzu bekannte Gestalt aus dem Untergrund auftauchen würde: Bruce Wayne. Gealtert und mit Wut im Bauch offenbart er sich der Öffentlichkeit und reaktiviert auch einige seiner alten Mitstreiter, um nichts weniger als die Welt zu retten…

Inhaltlich möchte ich ab diesem Zeitpunkt nicht zuviel vorausnehmen, da sich die Spannung der Story auch aus unerwarteten Wendungen speist und damit verhindert, dass das Ganze zum üblichen Gekloppe verkommt.

Außerdem entdeckt man zwischen den einzelnen Kapiteln, die ursprünglich als Einzelhefte ihren Weg in die Regale der Comic-Shops fanden, so etwas wie Tie-Ins, die zwar die Story voranbringen, aber als Zusatzelemente konzipiert wurden. Diese wurden zudem nicht wie der Hauptstrang von Andy Kubert, sondern von Frank Miller selbst gezeichnet. Ob das eine gute Idee war, muss der Leser wohl für sich selbst entscheiden. Es ist auf jeden Fall anzumerken, dass neben der unsäglichen digitalen Kolorierung, die schon seit gut 20 Jahren nicht zu seinem Stil passt, auch die zeichnerischen Fähigkeiten des Künstlers sich im Rahmen halten. So schwankt er zwischen extrem grobschlächtigen Geschmiere und genialer Strichführung vergangener Tage. In jedem Fall kommt sein Talent nicht an das des hauptverantwortlichen Kubert ran, dem zurecht bei diesem Projekt Platz gemacht wurde. So schafft er es tatsächlich seinen eigenen Stil mit der ursprünglichen Gestaltung der 80er und damit zeitgleich Nostalgie und Moderne verschmelzen zu lassen.

81DG2+UaRUL

©Panini Comics

In diesem Sinne schafft es „Batman – Dark Knight III: Die Übermenschen“ sowohl auf visueller als auch erzählerischer Ebene den Sprung zum modernen Klassiker, der zwar nicht wie „The Dark Knight Returns“ eine Revolution, aber sicherlich eine Evolution darstellt, die mit gut funktionierenden Rezepten aus der Vergangenheit auch im hier und jetzt zu überzeugen weiß. Eine klare Empfehlung!

Batman - Dark Knight III: Die Übermenschen 
Verlag: Panini Comics 
Erscheint am: 10.04.2018 
Autor: Frank Miller und Brian Azzarello
Zeichner: Frank Miller, Andy Kubert, Klaus Janson
Format: Softcover bzw. Hardcover
Seitenzahl: 380
Preis: 34 bzw. 39 EUR

Batman – Das Beben

BATMANDASBEBEN128VON229SOFTCOVER_Softcover_333

Neben vereinzelten Perlen, die als gesonderte Geschichten erscheinen („The Killing Joke“, „The Dark Knight Returns“, „Superman Unchained“ usw.), halten die Comicverlage ihre Leser primär mit Events bei der Stange, die immer wieder als etwas angekündigt werden, dass „alles verändern“ soll. Dabei werden so gut wie alle Register der Fantasie gezogen. Alien-Angriffe, die ehemalige Feinde zusammenschweißen, der Tod eines lieb gewonnen Charakters oder anderweitige Katastrophen, die sich teils durch verschiedene Serien ziehen und diesen somit einen übergeordneten Zusammenhang verpassen.

Im Batman-Universum gab es diesbezüglich so einige Momente, die sogar noch Einfluss auf später stattfindende Reboots hatten. Zum Beispiel wird jeder Fan die „Knightfall“-Saga bzw. die Szene kennen, in der Bane Batman das Rückgrat bricht. Eine andere Geschichte ist die um „Das Beben“, welcher die berühmte „Niemandsland“-Storyline folgen sollte. All diese Ereignisse liegen nun teils Dekaden zurück und sind wohl nur noch eingefleischten Kennern der Materie bekannt. Um diesen Umstand zu beheben, werden wie schon oft erwähnt die alten Schinken neu aufgelegt, damit auch die aktuelle Generation sich an den tollen Geschichten erfreuen kann. Aber waren sie denn wirklich so toll oder sehen wir eine verklärte Vergangenheit, weil wir vom Hype erfasst wurden, der immer noch nachwirkt? Diese Frage kann ich zumindest für den Fall des eben erwähnten „Batman – Das Beben“ beantworten, da ich 1998 (Release-Jahr) gerade mal ein Jahr in Deutschland war und erstmals sehen musste, wie ich die Sprache am besten erlerne. Dementsprechend kann ich einen relativ neutralen Blick auf Handlung und Optik werfen.

Zunächst mal zum Ausgangspunkt der Story. Wie der Titel schon verrät, erschüttert ein gewaltiges Erdbeben Batmans Heimat „Gotham City“ und stürzt die Metropole erwartungsgemäß ins Chaos. Neben dem dunklen Ritter müssen sich dabei noch weitere Mitglieder der Fledermaus-Familie (Nightwing, Huntress und im weitesten Sinne Catwoman und Azrael) beweisen und den Bewohnern der Stadt helfend zur Seite stehen, während alte Bekannte wie Bane und KGBeast ihnen das Leben schwer machen. Dazwischen mischen sich persönliche Schicksale und ungewöhnliche Bündnisse, die der Situation geschuldet, gehalten werden müssen. Ihr seht, es kommt auf den 240 Seiten einiges zusammen und das ist dabei bloss der erste von zwei Teilen! Es ist durchaus unterhaltsam dem Chaos über die gesamte Länge des Erzählstrangs zu folgen, doch die Art in der es rüber gebracht wird ist etwas gewöhnungsbedürftig. Nicht vergessen – wir befinden uns in den 90ern und die Comic-Landschaft war damals noch weit davon entfernt gezielt Leute außerhalb des Teenageralters anzusprechen. Klar, gab es großartige Ausnahmen wie „Spawn“ und auch die zwei Marktführer haben nicht nur gekleckert. Trotzdem sehen wir durchgehend die Attribute, die dieses Jahrzehnt gewißermaßen ausgezeichnet haben. Hanebüchene Dialoge, ein durchgehendes Action-Feuerwerk und der Versuch sich irgendwie in düsteren bis brutalen Gefilden zu platzieren, was leider recht peinlich ausfallen kann. Trotzdem bleibt es unterhaltsam, da ein B-Movie-Charme mitschwingt, der dafür sorgt, dass es beim lesen nicht langweilig wird. In diesem Sinne braucht man trotz pathosgeladenem Setting nicht zu erwarten, dass so etwas wie Tiefe geboten wird. Quasi Popcorn mit Nostalgie-Geschmack.

Das nichts anderes möglich war, erkennt man leicht, wenn man die erste Seite aufschlägt und sieht über wie viele Reihen hinweg die Handlung ausgebreitet wurde. Sage und schreibe zehn Ausgaben, die aus acht verschiedenen Serien entnommen wurden. So betrachtet, ist es eigentlich schon eine Meisterleistung, den Bogen gespannt zu haben. Dafür verantwortlich waren zudem ganze sechs Autoren, unter denen sich legendäre Schreiber wie Alan Grant und Denny O’Neil befinden.

Die dazugehörigen Zeichner können sich ebenfalls nicht über zu geringe Prominenz beschweren. Männer wie Jim Aparo, Klaus Janson, Graham Nolan oder Mark Buckingham sind nicht gerade kleine Hausnummern, können aber das gebotene Niveau nicht durchgehend halten. Den zu sehenden Stil kann man ihnen nicht wirklich vorwerfen, da damals andere Zeiten mit anderen Ansprüchen geherrscht haben, die Catwoman-Seiten von Jim Balent können zum Beispiel aber fast schon als Körperverletzung durchgehen. Hintergründe gehen gerade so durch, aber die Figuren könnte vermutlich ein talentierter Teenager besser hinkriegen. Sorry, aber das geht in jedem Jahrzehnt besser. Diese gelegentlichen qualitativen Einbrüche in Bezug auf die Befüllung der Panels stellen damit aber auch den einzigen Wermutstropfen dar, der den Lesern zwar leicht aufstoßen könnte, aber den allgemeinen Spaß an trashiger Unterhaltung kann das nicht trüben.

Deswegen kann ich diesen Band, der den Einstieg in ein weit größeres Event bietet und durch eine zweite Veröffentlichung ergänzt wird jedem empfehlen, der sich zum einen auf einer historischer Ebene mit Batman beschäftigen möchte und zum anderen die Materie zumindest in Bezug auf die reguläre Reihe nicht zu ernst nimmt. Ich freue mich in jedem Fall auf die Fortsetzung, von der ich euch sicher ebenfalls berichten werde!

Batman Sonderband 47 – Convergence

BATMANSONDERBAND47_Softcover_606

Das große DC-Event „Convergence“, über das ich schon mehrfach berichtet habe, erstreckt sich bekannterweise über die gesamte Historie des Verlags und spart natürlich nicht die größten Aushängeschilder des Unternehmens aus.

Insbesondere Batman hat eine Vielzahl von Auftritten in mehreren Ausführungen. Ob nun als viktorianischer Tüftler, Vampir oder futuristisch ausgestattet – die Fledermaus ist überall. Bei der Masse an „Elseworld“-Geschichten liegt es natürlich nahe auch das auf einzelne Superhelden zugeschnittene Sonderband-Format zu nutzen, um wirklich allen Versionen des dunklen Ritters eine Bühne zu bieten. In Ausgabe 47 gehen wir dabei auf eine nostalgische Rückschau, die einen Blick auf eines der wichtigsten Kapitel rund um die Figur bietet und begleiten seine Mitstreiter aus Paralleluniversen, die gegen ebenfalls alternative Formen anderer Promis in Strumpfhosen antreten.

Im Detail sehen wir in der ersten Erzählung „Die dunkle Seite der Straße“ eine Verbrüderung zwischen Batman und seinem Nachfolger Azrael, der während des Mega-Events „Knightfall“ (die Story, in der Bane Batmans Rückgrat bricht) mit eiserner Hand und brutalsten Methoden Gotham sicherer machen möchte. Nun müssen sie, eingesperrt unter der Kuppel, gemeinsam vorgehen um Metropolis (jap, nicht Gotham) zu beschützen. Dabei kommen wieder die gänzlich unterschiedlichen Ansätze der Verbrechensbekämpfung zur Geltung und lassen den alten Konflikt, der im Original schon gut über 20 Jahre her ist, wieder aufleben. Hier kann man die Nostalgie geradezu riechen. Zeitgleich spannend erzählt und visuell sehr ansprechend gestaltet, ist der Entertainment-Faktor gleich am Anfang hoch angesetzt.

Dem folgt das Aufeinandertreffen zwischen zwei meiner Lieblingswelten. Auf der einen Seite haben wir Robin und Huntress, die das dynamische Duo der alten „Erde-2“ bilden und „Genosse Superman“ in der anderen Ecke des Ringes. Der Mann aus Stahl ist in dieser Version nicht im ländlichen Amerika gelandet, sondern mitten in der Sowjetunion. Eine gewagte aber wunderbar umgesetzte Fassung der im Grunde sehr amerikanischen Story. Auch Batman darf bei diesem Clash der Titanen nicht fehlen. Da Supes seine Kräfte dank der Kuppel verloren hat, lässt er seinen Mythos durch sowjetische Propaganda aufrechterhalten. Dementsprechend gestaltet sich der Kampf bei weitem nicht so unfair wie er zunächst anmutet. Wenn man seinen Blick dabei von den von Denys Cowan mit rauem aber passenden Strich befüllten Seiten losreißen kann, merkt man bei der Aufzählung der Macher sofort, warum die Story so gut funktioniert. Wieder einmal wurde der legendäre Len Wein herangezogen um seiner Fantasie freien Lauf zu lassen und dabei ein so überzeugendes Ergebnis abzuliefern, wie wir es bei diesem Mann fast schon erwarten.

Die vorletzte Geschichte ist gleichzeitig die ungewöhnlichste des ganzen Bandes. Batman und die Outsiders (eine Art Ersatz für die JLA, angeführt vom dunklen Ritter, inklusive der ersten schwarzen Hauptfigur bei DC in Person von Black Lightning) müssen sich in „Der neue Alltag“ gegen OMAC behaupten. Dieser Charakter war nichts Geringeres als Jack Kirbys letztes Projekt für DC Comics und damit wieder ein Leckerbissen für Hobby-Historiker in Bezug auf das neueste Event. Das besondere an der Story ist, dass zunächst auf den Umgang der einzelnen Figuren mit der neuen Situation eingegangen wird. Für einige kann der Verzicht auf Superkräfte nämlich ein wirklicher Segen sein. Das erste Mal nach unendlich langer Zeit jemanden berühren zu können, sich als ein Teil der Gesellschaft zu betrachten. Teilweise gern betretenes Neuland, bis sich die Kuppel wie so oft auflöst und dadurch den Kampf der Welten auf ein Neues einläutet. Dieser wird durch Carlos D’Anda ansehnlich in Szene gesetzt, verleiht jedem Panel etwas fast schon explosives und gleichzeitig einen frischen Touch, wenn man bedenkt, dass unsere Helden noch in den Outfits der 70er Jahre stecken.

Die abschließende Handlung bildet „Ein Liebeslied für Stephanie Brown“. Diese Stephanie ist ein Batgirl, welches kurz nach dem verheerenden Erdbeben in Gotham auftauchte und genauso schnell wieder verschwand. Zusätzlich finden wir eine weitere weibliche Fledermaus in Form von Cassandra Cain und einen Red Robin, der das Gespann zu einem Trio aufstockt. Die eigentliche Hauptfigur bleibt jedoch die Dame aus dem Titel und führt uns durch die Geschichte aus der Ich-Perspektive. Leider ist die Story hierbei nur bedingt unterhaltsam bzw. gelungen. Da ist als Abschluss für einen im Grunde sehr gelungenen Sonderband doch sehr schade. Offensichtlich auf lustig getrimmte Szenen regen nur bedingt zum lachen an, visuell wird zwar eine annehmbare Arbeit geleistet, sackt aber im direkten Vergleich deutlich ab.

Im Großen und Ganzen bleibt es aber der einzige Wermutstropfen, der das Lesevergnügen bei weitem nicht in dem Maße trübt, dass man von einem Kauf abraten müsste. Nach dem teils durchwachsenen, teils aber auch großartigen Megaband, kann ich heute den Batman-Sonderband zu „Convergence“ uneingeschränkt empfehlen!

Batman: Arkham Manor

Arkham Manor Softcover

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich die erste englischsprachige Ausgabe des Titels schon ein mal in den Händen hielt und von einem Kauf zurückschreckte, da mich nach einem erste Blick ins Heft der Zeichenstil merklich irritierte. Mein erster Gedanke war: „Sie wollen mit dem leicht Cartoon-haften Touch ein jüngeres Publikum ansprechen!“.

Wie sehr kann man sich irren. Panini Comics bringt nun die komplette Miniserie in einem Band heraus und lässt den Leser aus dem Staunen nicht mehr raus. Hier liegt eine düstere, brutale Geschichte um Batman vor, wie es sie nur im 21. Jahrhundert geben kann. Folter, Blut und Wahnsinn wirken durch den erwähnten Zeichenstil und damit Kontrast viel intensiver als sie es in einem „klassischen“ Heft jemals tun könnten. Hier wird deutlich mit den Erwartungen des Lesers gespielt und eine leicht surreale Atmosphäre erzeugt. Dazu aber gleich mehr.

Zunächst wollen wir uns der gelungenen Story um den Mitternachtsdetektiv widmen. Wie aufmerksame Leser der zweiwöchig erscheinenden Reihe „Batman Eternal“ sicherlich wissen, wurde die Anstalt für geisteskranke Kriminelle „Arkham Asylum“ zerstört und die Insassen müssen zwangsläufig umgesiedelt werden. Nur wo sollen all die mehr oder weniger prominenten Psychopathen untergebracht werden. Dass der Familiensitz der Waynes vor kurzem enteignet wurde, kommt der Stadt dabei gerade recht und aus Wayne Manor wird das titelgebende Arkham Manor.

Nun könnte man meinen, dass Bruce Wayne aka Batman sich zurücklehnen könnte, doch als ein Serienmörder in der Anstalt auftaucht, muss er sich unter einer falschen Identität einweisen lassen um den Fall aufzuklären. Dabei weiß er jedoch nicht, dass sein ärgster Feind samt neuem Gesicht und Namen ebenfalls im Irrenhaus sein Unwesen treibt. Aus dieser Konstellation heraus, entwickelt sich eine spannenden Geschichte, die mich tatsächlich von Seite zu Seite getrieben hat um herauszufinden wie sich alles auflösen wird. Verantwortlich dafür ist der Autor Gerry Duggan, der ursprünglich als Produzent für Film- und Fernsehen tätig war, bis er sich einen Ruf im Superheldengeschäft erarbeitet hat. Vor allem bei Marvel verdiente er sich seine Sporen bei „Deadpool vs. Hawkeye“ oder „Nova“ um später dem Star-Schreiber Scott Snyder als Koautor einer Batman-Geschichte beizuspringen. Im vorliegenden Band zeigt er ein ausgeprägtes Gespür dafür, wie man Spannung mit Schock-Momenten aber auch oftmals witzigen Szenen kombinieren kann. Vor allem Mr. Freeze dient in der Geschichte erstaunlicherweise oft als Humor-Garant.

Auf der visuellen Seite steht Shawn Crystal, der schon an „Deadpool“ und „Batman: Stadt der Sünde“ mitgewirkt hat. Wie schon erwähnt, hat sein Stil einen leicht cartoonesken Anstrich, der auf den ersten Blick abschrecken könnte aber bei genauerem hinsehen sofort mitreißt. Eine ähnliche Situation erlebte ich zum Beispiel beim „Superior“-Run von Spider-Man und bin auch in diesem Fall nachträglich schwer begeistert. Bei „Batman: Arkham Manor“ unterstreichen die teils übertriebene Mimik oder seltsame Anatomie die bizarre Story-Line und die passend dunkel aufgetragenen Farben tun ihr Übriges um auch den letzten Zweifel aus dem Weg zu räumen, dass es sich hierbei um leichte Kost für sehr junge Leser handeln könnte.

Genau genommen handelt es sich hier in meinen Augen um eine der besten und dichtesten Geschichten um den dunklen Ritter, die ich seit langem gelesen habe. Bei der Masse an Veröffentlichungen um Batman, stechen solche Perlen eben besonders heraus und haben einen entsprechenden Ehrenplatz in meinem Regal. Was diesen Superhelden anbelangt, spielt die Geschichte ganz oben mit. Solltet ihr auch große Fans wie ich sein, dann könnt ihr hier gedankenlos zugreifen und werdet es nicht bereuen.

The Dark Knight III: The Master Race & Batman: Europa

Es wurde vor einiger Zeit bekannt gegeben, dass Frank Miller mit Brian Azzarello (Joker, Before Watchmen, 100 Bullets) an dem abschließenden Teil der „The Dark Knight Returns“-Reihe mit dem klangvollen Namen „The Master Race“ arbeiten würde und nun kann ich euch weitere Details um die Veröffentlichung präsentieren, die es wirklich in sich haben!

Die Gestaltung übernehmen hier der legendäre Andy Kubert (zu viele gute Titel um nur wenige zu nennen), sowie der Inker der vorherigen „Dark Knight“-Bände Klaus Janson. Die auf 8 Teile angelegte Mini-Serie wird es ab November in verschiedenen Ausführungen zu erwerben geben (fragt euren lokalen Comic-Händler!). So gibt es eine Vielzahl an Variant-Covern, die aber vermutlich für die meisten Europäer unerreichbar bleiben werden, wenn man sich die Stückzahlen ansieht, die geordert werden müssen um sich nur ein einziges Exemplar sichern zu können. Vor allem das Jim Lee-Variant wird sogar bei US-Händlern schwer zu bekommen sein. Aber seht selbst:

1:10 variant cover by KLAUS JANSON
1:25 variant cover by ANDY KUBERT and KLAUS JANSON
1:50 variant cover by TBA
1:100 variant cover by FRANK MILLER
1:500 variant cover by JIM LEE
1:5000 original sketch variant by JIM LEE
Blank variant cover

Zusätzlich liegt allen Heften jeweils eine 16-seitige Kurzgeschichte in kleinerem Format bei, die jedes mal von anderen Gast-Künstlern angefertigt wird.

The Dark Knight III Cover

Sollte man aber wie ich trotz aller Widrigkeiten auf eine schöne bis exklusive Aufmachung bestehen, gibt es diesmal tatsächlich eine Lösung, die sogar den Geldbeutel nicht allzu sehr strapaziert. Jeweils einen Monat nach Erscheinen der einzelnen Ausgaben wird die sogenannte Collector’s Edition auf den Markt gebracht, die beide Storys in gleichem Format beinhaltet sowie ein anderes Cover aufweist. Hat man sich dann bis zum letzten Heft geduldet, wird mit dem abschließenden Band ein schöner Schubert mitgeschickt, in dem alle 8 Bände schön aufbewahrt werden können. Natürlich lasse ich mich nicht lumpen und habe selbstverständlich gleich diese Version abonniert! 🙂

Eine weitere Veröffentlichung die den Comic-Geeks das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen wird ist „Batman: Europa“.

Die Macher haben sich dabei ganz schön viel Zeit gelassen um den Termin auf den aktuellen November zu legen. Für diejenigen, die es noch nicht wussten: Diese vierteilige Mini-Serie wurde schon im Jahr 2004 mit den selben Künstlern und Autoren (Brian Azzarello, Matteo Casali, Jim Lee and Giuseppe Camuncoli) angekündigt, die auch jetzt an Bord des Projekts sind. In dieser Geschichte wird Batman mit einem Virus infiziert und nur der Joker kann ihm helfen das Gegenmittel in Europa aufzuspüren. So müssen sie sich zusammenschließen um den Tod des dunklen Ritters zu verhindern. Eine spannende Rahmenhandlung, die viel zum spekulieren einlädt!

Auf der technischen Seite wird es ebenfalls interessant: Während Jim Lee das komplette erste Heft zeichnet und tuscht, werden bis dato noch nicht bekannt gegebene europäische Künstler Hand an die Serie legen und das Ganze dadurch zu einem wirklich großen Projekt transformieren. Auch hier gibt es ein schönes Variant-Cover (Lee Bermejo) auf das wir wieder neidisch über den großen Teich schielen können.

europa lee version

bermejo variant

Batman tötet nicht(?)

batmankills

In den Comics hat der Flattermann ja schon über die Jahre hinweg unzählige Ganoven (endgültig) zur Strecke gebracht. Ich weiß nicht wie es euch geht, aber mir ist nicht mal aufgefallen, dass Batman sich durch die Filmreihe schnetzelt! Wer auf die genaue Zahl seiner Opfer kommen will, hat hier die Möglichkeit: