Batman – Niemandsland: Band 1

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Mir persönlich will quantitativ keine größere Batman-Storyline einfallen, als die um das verheerende Beben, welches Gotham City in Anarchie gestürzt hat. Die Frage bezüglich der Qualität ist dabei erstaunlicherweise von Band zu Band schwankend zu beantworten. In welche Richtung das Pendel bei der Ankunft im Niemandsland ausschlägt, erfahrt ihr hier.

Nachdem schon Das Beben und der Weg ins Niemandsland ausführlich besprochen wurden, hat sich der Staub in der Stadt des dunklen Ritters langsam gelegt und aus dem Chaos erwächst eine brutale Struktur aus verfeindeten Territorien und einigen wenigen, die so etwas wie Ordnung wieder herstellen wollen.

Auf über 300 Seiten werden mehr oder weniger abgeschlossene Geschichten erzählt, die die allgemeine Entwicklung der Machtstrukturen beleuchten. Besonders deutlich wird es gleich in der ersten Story „(Un)recht und (Un)ordnung“, die die verbliebene Polizei in der von der Welt abgeschnittenen Stadt in den Mittelpunkt rückt, die ihr Gebiet Stück für Stück auszubauen versucht und dabei inzwischen auch nicht vor moralisch fragwürdigen Methoden zurückschreckt. Gar nicht so verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Gesetzeshüter einer Überzahl von kleinkriminellen Banden und organisierten Verbrecher-Organisationen gegenüber stehen.

Selbst der nach monatelanger Abwesenheit zurückgekehrte Batman muss sich erst noch an die neuen Spielregeln gewöhnen, die eine weibliche Version der Fledermaus, nach dem Verschwinden des Originals, schon seit geraumer Zeit in der Stadt durchzusetzen versucht und damit dem dunklen Ritter quasi seinen Platz vorwärmt. Wer die geheimnisvolle Rächerin ist, erfahren wir aber wohl erst im abschließenden Band.

Als weitere Geschichte gesellt sich beim Kauf dieser Ausgabe sogar eine deutsche Erstveröffentlichung hinzu, die sich um den ehemaligen Teilzeit-Batman Azrael dreht, der sich zurück nach Gotham kämpfen will, während sich ihm der aus dem letzten Band bekannte Nicholas Scratch und seine Entourage in den Weg stellen. Eine nette Geschichte, die aber den von mir schon öfter kritisierten Pathos-Kitsch der 90er inne hat, den manche als nostalgisch, ich aber als trashig bezeichnen würde.

Dem folgt mit „Vertrauenskrise“ ein Kampf zwischen Huntress und Scarecrow, der sich in der Kirche eines gutgläubigen Priesters eingenistet hat und während einer gespielten Läuterung seine Gönner im Dienste der Angst zu hintergehen versucht. Hier spielt das Storytelling glücklicherweise wieder seine Stärken aus und bleibt mit der darauf folgenden Handlung auf einem ähnlich hohen Niveau.

„Brot & Spiele“ dreht sich um die finale Rückkehr Batmans an die Öffentlichkeit, die er in einer gewollten Konfrontation mit dem Pinguin sucht, der wie zu erwarten sein eigenes kleines Imperium aus Tauschhandel, Erpressung und Unterhaltung für die Massen aufgebaut hat. Fans der Arkham-Spielreihe werden das Konzept der von Gangstern geleiteten Viertel sofort wieder erkennen und dürfen sich über die Liebe der Macher zum Ursprungs-Stoff freuen.

Alles in allem weiß die gesamte dicke Ausgabe zu überzeugen. Zwar stolpert man gelegentlich über Stellen, an denen sich einem die Nackenhaare vor Fremdscham sträuben (wie gesagt ein Phänomen des Jahrzehnts der Original-Veröffentlichung), aber der Großteil der Geschichten liest sich flüssig und unterhält auf eine ungezwungene Art und Weise. Damit werden zwar inhaltlich keine Berge versetzt und zeichnerisch alles andere als heutige Standards erfüllt, aber einem gewissen Charme kann man sich definitiv nicht entziehen. Vor allem möchte man nach der Lektüre der inzwischen vielen Schinken im Regal doch gerne wissen, wie alles ausgeht, wenn man nicht ohnehin die Originale im Regal stehen hat. Ich freue mich auf jeden Fall über den baldigen Abschluss der Reihe und bin dankbar, dass sich Panini Comics immer wieder auf nostalgische Experimente einlässt.

 

Deadpool – Back in Black

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Und die nächste Ladung Deadpool-Wahnsinn steht ins Haus: Wie schon so oft, nutzen die Macher hinter der Figur Freiheiten, die mit der Arbeit an ihr fast automatisch einhergehen. Dabei geht es nicht darum, das schon aktuelle Marvel-Universum unsicher zu machen und selbstreferenziell auch mal Kritik am Medium selbst zu üben, sondern auch mal als festgelegt geltende Ereignisse durch den Kakao zu ziehen. So sind wir mit dem Söldner mit der großen Klappe schon mal im Spidey-Run der 60er/70er gelandet und konnten uns köstlich über seine Kommentare zum Look und Feel der damaligen Zeit amüsieren.

In eine ähnliche Kerbe schlägt auch die vorliegende Geschichte „Back in Black„, die sich das ikonische Todd McFarlane-Zeitalter um die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft vorknöpft. Genaugenommen steigen wir genau dort ein, wo Spidey sich vom Alien-Symbionten trennt, der sich später mit Eddie Brock verbinden und diesen schlussendlich zu Venom machen wird.

Exakt hier spielt sich der Cut ab, der dieser Handlung (geschrieben von Cullen Bunn) den Deadpool-Twist verpasst, den man als Leser erwartet: Der Symbiont hat sich nämlich zunächst gar nicht wie erwartet den späteren Bösewicht, sondern unser allseits beliebtes Großmaul mit den fehlenden Tassen im Schrank geschnappt! Dabei ist er gar nicht abgeneigt sich in die Abgründe des extraterrestrischen Schleims fallen zu lassen, wobei dieser nicht erwartet hat einen sagen wir mal „etwas anderen“ Wirt zu befallen.

In ständiger Diskussion mit seinem neuen Anzug verfangen, schwanken Deadpools Gefühle für den früheren Wirt Spider-Man zwischen Vernarrtheit und Mordlust, während er sich ganz im Stil seines Vorgängers durch die Häuserschluchten New Yorks schwingt(!). Dabei laufen ihm zum einen für das Franchise typische Alien-Bösewichter über den Weg, als auch Spideys Freunde und Feinde, die sich entweder mit seiner Haut schmücken wollen (Kraven der Jäger) oder sich an diese gerne schmiegen würden (Black Cat). Hierbei wird immer wieder damit gespielt, dass Deadpool und der Netzschwinger nicht nur gerne von Lesern verwechselt werden. Aberwitzige Situationen sind damit faktisch vorprogrammiert!

Die Story macht dementsprechend sehr viel Spaß, aber vom vollmundig angekündigten 80s-Feeling habe ich soweit nichts mitbekommen. Das liegt primär am sehr modernen Zeichenstil von Salva Espin, der zeitgeistig daherkommt und damit in logischer Konsequenz keine Nostalgie erzeugen kann. Es ändert zwar nichts an der Tatsache, dass „Back in Black“ sehr unterhaltsam ist, aber ohne den passenden Kontrast fühlt sich die Handlung nach etwas sehr aktuellem an und wird damit dem angedachten Ziel nicht gerecht.

Man kann zwar ruhig zugreifen, wenn man auf den debil-derben Humor von Deadpool steht, aber eine versprochene Zeitreise bleibt uns der Titel schuldig.

Deadpool – X für ein U

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Es ist schon etwas länger her, seit ich ein Abenteuer des Söldners mit der großen Klappe rezensiert habe und freue mich umso mehr, die abgeschlossene Storyline „X für ein U“ präsentieren zu können.

Wie der Titel und das Cover schon deutlich vorweg nehmen, sind die X-Men das tragende Element dieser Geschichte bzw. Deadpools nimmermüdes Verlangen ein Teil der Mutanten-Truppe zu werden. Bevor es jedoch dazu kommt, möchte sich Wade Wilson, wie unsere Hauptfigur mit bürgerlichen Namen heißt, einen lange gehegten Traum erfüllen und Pirat werden. Ja, richtig gehört und keiner, der Deadpools Eskapaden verfolgt kann mir erzählen, er oder sie wäre überrascht.

 

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©Panini Comics

Auf jeden Fall schwimmt unser irrer Freund aufgrund vorangegangener Ereignisse geradezu in Geld (es sei nur so viel verraten: der Preis dafür ist, dass er unter dem Radar bleibt) und was wäre am naheliegendsten als sich seine geheimen Träume einfach zu erkaufen? Dafür scheint es nicht mehr zu brauchen als einen unterwürfigen Sidekick, der sich als Papagei verkleiden und auch so sprechen muss, eine blinde Navigatorin, sowie einen gewaltigen Knacks, der zu allerlei halsbrecherischen Entscheidungen führt. Im Endeffekt das uns bekannte und lieb gewonnene Schema, dass wir erwarten, wenn wir eine Ausgabe mit dem Namen Deadpool im Titel in den Händen halten.

Wie zu Anfang angesprochen ist die Hauptgeschichte eine andere und damit das Ende des Söldners als Freibeuter auf offener See beschlossene Sache. Nach dem Ausflug in eher „klassisch“ kriminelle Gefilde, möchte Wade nämlich bei den X-Men einsteigen, die mit Cyclops an der Spitze eine Inselzuflucht für Mutanten errichtet haben. Doch schon bald merkt Deadpool, dass es offensichtlich nicht reicht auf enges Leder zu stehen, um sich dieser Gang der Guten anzuschließen. Daher versucht er auf seine ganz eigene Art die Leute von sich zu überzeugen, was im Umkehrschluss den altbekannten Cocktail aus dicken Wummen, mit Leichen gepflasterten Straßen und einer dicken Lippe ergibt. Doch ist es nicht genau das, was wir als Leser erwarten? Ich für meinen Teil kriege gar nicht genug von der respektlosen Art, die solche Veröffentlichung unter Garantie mitbringen.

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©Panini Comics

Für diesen Mix zeigt sich Daniel Way als Autor verantwortlich, der mit dem zweiten Run der Figur von 2008 bis 2013 eine Art Wiedergeburt einleitete, die das Franchise weltweit einschlagen ließ, als gäbe es keinen Morgen mehr. Dadurch ist Deadpool neben Spidey und den allgegenwärtigen Avengers zu einem brandneuen Aushängeschild avanciert, welches in logischer Konsequenz einen Film spendiert bekommen hat, der wiederum eine neue Art des Humors in die Marvel-Welt trug, der bis heute Bestand hat. Mit den in „X für ein U“ vorliegenden Heften 13 bis 18 befinden wir uns mitten in seinem Run, der sowohl Lust auf das macht, was noch kommen wird, als auch das was zuvor erschien.

Die witzigste Geschichte ist im Medium Comic aber nur halb so viel wert, wenn sie nicht von einem Künstler in Panels gepresst wird, der die Figur, die Handlung und das gewisse Etwas einverleibt hat, um alles authentisch präsentieren zu können. Zum Glück ist mit Shawn Crystal (Guardians of the Galaxy) bei der Piraten-Geschichte und Paco Medina (Star-Lord) jeweils der perfekte Mann am Zeichentisch gesessen und hat die Gabe auch ohne viele Worte einen Brüller nach dem anderen hervorzubringen oder einzelne (Selbst)Gespräche umso lustiger zu gestalten. Beide balancieren auf einem schmalen Grad zwischen cartoonesk und klassisch, wobei Medina eher zum zweiten tendiert. Genau diese Mischung macht die Reihe und damit den Erfolg aus, der sich bis heute immer wieder selbst bestätigt.

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©Panini Comics

In diesem Sinne gibt es nichts anderes als eine Kaufempfehlung für alle vorhandenen Deadpool-Fans und die, die es noch werden wollen. Klar, gibt es Elemente, die ohne Vorwissen nur halb so lustig sind, aber als Ganzes funktioniert „X für ein U“ auch für Neueinsteiger und ist damit jedem ans Herz gelegt, der etwas mit derben Humor im Superhelden-Setting anfangen kann.

Spider-Man: Erstaunliche Abenteuer – Die Spider-Man Anthologie

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Inzwischen kann ich glaub ich nicht mehr mitzählen, wie viele Bände Panini Comics neu aufgelegt hat, um entweder eine bestimmte Ära oder die gesamte Entwicklung eines Charakters nachzuzeichnen. So finden wir neben den Marvel Klassikern auch zahlreiche Anthologien, die sich zwar in der DCSparte öfter lokalisieren lassen, der aber mit Deadpool auch in der Heimat der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft ein Einstand gelungen ist.

Nun ist eben Spider-Man an der Reihe, dessen ikonenhafte Stellung zum einen keine andere Wahl zulässt, als seine Abenteuer Revue passieren zu lassen und zum anderen mit dem neuesten Kino-Hit Spider-Man: Homecoming eine perfekte Gelegenheit gekommen ist, eine neue Generation an Fans an die Figur heranzuführen. Mit Spider-Man: Erstaunliche Abenteuer – Die Spider-Man Anthologie verzichtet der Verlag dabei glücklicherweise auf einen unnötigen Aufguss von alten Geschichten, die nur aufgrund ihres Alters repräsentativ für ein Jahrzehnt sind, sondern bietet primär neuen Lesern einschneidende Storys, die das Franchise real vorangetrieben haben und zeitgleich einen guten Überblick bezüglich des veränderten Erzählstils und der verschiedenen Zeichner verschaffen.

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©Panini Comics

Wie zu erwarten, beginnt die Sammlung mit Spideys erstem Auftritt in Amazing Fantasy #15 aus dem Jahre 1962 und bewegt sich in schnellen Schritten durch die Jahrzehnte bis in die Gegenwart. Dabei gibt es einen Rundumschlag in Sachen „legendäre Gegenspieler“. Gleich in Amazing Spider-Man #2 gibt es eine erste Begegnung mit dem Geier, dessen Neu-Interpretation aktuell die Kino-Leinwände unsicher macht. Nicht fehlen dürfen auch Feinde wie der grüne Kobold, der Vampir Morbius oder Venom, die allesamt im klassischen Look über die Seiten wüten und dabei ein wohlig nostalgisches Gefühl nach sich ziehen.

Auch bezüglich Ereignisse, die die Welt von Peter Parker aka Spider-Man nachhaltig auf den Kopf stellten, wird geklotzt. So finden wir Spideys Abkehr vom Superhelden-Geschäft und allem was damit zusammenhängt, die Hefte, in denen er mit sechs Armen seinem Namensvetter noch ähnlicher wird oder die Hochzeit mit seiner Langzeit-Liebe Mary-Jane.

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©Panini Comics

Eine besondere Perle, deren Veröffentlichung in dem Band mich besonders freut, ist die Geschichte „Das lange Gespräch„, welche nur aus einem Dialog zwischen Peter und seiner Tante May besteht, die sein Geheimnis herausgefunden hat. Eine Erzählung, die einfühlsam, emotional und erstaunlich reif daher kommt und damit gleichzeitig unter Beweis stellt, dass Figuren wie Spider-Man auch ohne Action funktionieren und ihre über Dekaden anhaltende Popularität auf einer soliden Basis und keinem Trend beruht.

In diesem Sinne schließt sich auch der Kreis dieses „Best-Of„, welches sich zwar wie schon erwähnt primär an Einsteiger richtet, aber durchaus eine Investition für Fans sein kann, wenn sie die erwähnten Hefte nicht schon längst im Regal stehen haben. Ich für meinen Teil war von der Zusammenstellung positiv überrascht und habe mich neben den eigentlichen Geschichten, auch über die einleitenden Worte gefreut, die jeder Story voraus gehen und diese entsprechend historisch als auch erzählerisch einordnen. Daher kann ich als jemand, der solchen Kollektionen eher skeptisch gegenüber steht, auch ohne schlechtes Gewissen eine klare Empfehlung aussprechen.

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©Panini Comics

Mark Millar Collection (Bd. 3) – Kick-Ass: Runde 1

 

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Wer wollte nicht schon immer mal ein Superheld sein? Genau diese Frage stellte sich wohl Comic-Wunderkind und Erfolgsautor Mark Millar, als er die Idee zu Kick-Ass entwarf und zwischen 2008 und 2009 auf die Welt losließ. Was danach geschah ist vermutlich schon allgemein bekannt: Hollywood klopfte an, das Franchise explodierte, zog mehrere Fortsetzungen nach sich und etablierte sich endgültig im Bereich der Popkultur.

Warum ich darüber gut 8 Jahre später schreibe? Weil Mark Millar sich über die Zeit hinweg einen solch unumstößlichen Status als Genie der Branche erarbeitet hat, dass sich Panini Comics kurzerhand entschlossen hat eine eigene Reihe mit seinem Gesamtwerk im edlen Hardcover-Format heraus zu bringen. Nachdem WANTED und Wolverine – Staatsfeind die Regale der Comicshops als Neuauflage erobert haben, war es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis Kick-Ass sich in all seiner Pracht hinzugesellen würde.

Hier hat sich Millar nach der erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem nicht minder legendären John Romita Jr. (am eben erwähnten Wolverine-Band) erneut dazu entschlossen den Zeichner mit an Bord zu holen und das überragende Ergebnis spricht für sich.

Aber lasst uns erstmal die Story begutachten, die die Comic-Gemeinde in beinharte Fans und Hater gespalten hat: Dave Lizevski stellt wohl so etwas wie den Prototypen des Typs dar, in dem sich die Leser solcher Geschichten schnell wiederfinden. Er ist ein Junge im Teenager-Alter, der von seinem alleinerziehenden Vater großgezogen wird, seine Freizeit mit Comics lesen verbringt und ein für ihn unerreichbares Mädchen aus seiner Klasse anhimmelt, für die er sogar den schwulen besten Freund mimt, nur um ihr nahe zu sein.

In Folge dieser vorgezogenen Midlife-Crisis möchte er seinem trostlosen Leben einen Sinn geben und was liegt da näher, als sich einen grünen Neopren-Anzug bei eBay zu besorgen und auf reale Vebrecherjagd zu gehen? Richtig. Wie zu erwarten geht sein erster Einsatz in den Straßen New Yorks ordentlich schief und die Quittung erfolgt durch einen ausgedehnten Krankenhausaufenthalt in Folge einer ordentlichen Tracht Prügel samt einem Frontalzusammenstoß mit einem Auto. Doch dadurch lässt sich unser Held nicht entmutigen und nimmt seine Patrouille in den düsteren Straßen der Ostküsten-Metropole wieder auf.

Natürlich dauert es nicht lange, bis die erste Konfrontation ins Haus steht. Diesmal ist Dave jedoch besser vorbereitet und zeigt keine Skrupel beim Einsatz seiner zwei Knüppel, die ihr Ziel primär im Gesicht ihrer Gegner suchen. Da wir uns in der Gegenwart befinden, dauert es auch nicht lange bis der Einsatz auf YouTube landet und Kick-Ass über Nacht zum Star einer wirren Szene aus Hobby-Superhelden avanciert. Solche Aktionen rufen wie zu erwarten auch Schurken auf den Plan, sowie weitere Vigilanten, die sich wie die von ihrem Vater trainierte Mindy McReady (ja, so heißt sie) aka Hit-Girl mit deutlich brachialeren  Mitteln eine Stimme verschafft. Letztere in der Folge sogar so erfolgreich, dass sie mit einer eigenen Geschichte bedacht wurde, die jedoch nicht in der vorliegenden Collection zu finden ist. Dafür können sich Fans über die Tatsache freuen, dass sich in diesem Band zusätzlich Kick-Ass 2 finden lässt, dass fast nahtlos an die Geschehnisse im Vorgänger anschließt.

Visuell spendiert uns John Romita Jr. die unverkennbar mit ihm assoziierte Kost, die Fans von seinen anderen Veröffentlichungen, wie The Amazing Spider-Man oder All-Star Batman zu genüge kennen sollten. Teils simpel, mit gelungenem Einsatz von Schraffur und mit einem extrem guten Gefühl für Bewegung und Dynamik scheint die Story wie für ihn geschaffen zu sein.

Nun könnte man denken, dass es sich bei der vorliegenden Geschichte um typische Superhelden-Kost mit einem leicht anderen Twist handelt, aber weit gefehlt. Die Spirale an physischer Gewaltdarstellungen wird hier so weit gedreht, wie es bei einem Comic, der sich noch verkaufen will, überhaupt möglich ist: Abgetrennte Gliedmaßen, Enthauptungen, Kopfschüsse, Folterszenen und alles was einem Sadisten in seinen feuchtesten Träumen einfallen könnte, findet hier Verwendung. Zusätzlich wird das Slasher-Szenario mit einer Vielzahl an popkulturellen Referenzen und Andeutungen auf Meta-Ebene aufgepeppt und in eine dem Zeitgeist entsprechend zynische Richtung gelenkt. Genau mit dieser Kombination scheinen einige Kritiker nicht umgehen zu können und schlucken das Ganze, als wäre es ein unnötiges Feigenblatt auf einer dünnen Erzählung.

Hierbei liegen sie genauso falsch, wie die nimmermüden Tarantino-Hasser, die nicht verstehen wollen, dass Gewalt, schwarzer Humor und die Durchdringung der vierten Wand Stilmittel sind, die nicht nur eine optionale Ergänzung, sondern ein wichtiger Teil bei der Kreation einer Atmosphäre sind, die in ihrer Kombination wohl näher an die rohe Realität rückt, als so manch leisetretender Feuilleton-Liebling.

Dabei kommen die Leser nicht nur Dank der verdammt guten Handlung auf ihre Kosten, sondern auch durch das schöne Bonusmaterial in Form eines Vorworts des Deadpool-Erfinders Rob Liefeld, einer Reihe von Variant-Covern und einem Nachwort des A-Team-Regisseurs Joe Carnahan, mit dessen Worten so ziemlich alles gesagt sein sollte, wenn man sich für die Anschaffung der Mark Millar Collection (Bd. 3) – Kick Ass: Runde 1 entschieden sollte:

So, der Appetit ist geweckt und die Hand geölt, also lehnt euch zurück und amüsiert euch, Leute. Was nun folgt, ist ein albtraumhafter, thermonuklearer Trip, den euch Mark Millar und John Romita Jr. in ihrer gemeinsamen geistigen Drogenküche gebrodelt haben. Viel Spaß…Sackratten!

Spawn Origins Collection – Band 9

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Auf diesen Band der Spawn Origins Collection habe ich mich schon seit der ersten Ausgabe gefreut und wurde nicht enttäuscht. Zunächst war noch nicht wirklich klar, ob Panini Comics Deutschland den Alleingang wagen und die hiesige Fassung der Spawn-Historie auf eigene Faust fortführen würde. Nun ist es aber endlich soweit und die Fortsetzung, die sogar einen persönliche Bedeutung für mich hat, kann im Comic-Shop eures Vertrauens abgeholt oder zu euch nach Hause geliefert werden.

Der Grund, warum dieser Band einen persönlichen Touch für mich hat, liegt schon verdammt lange zurück, denn mein erster Kontakt zu dem wohl erfolgreichsten Antihelden der Comic-Geschichte ist schon ganze 15 Jahre her! Damals fiel mir das deutsche Heft mit der Nummer 52 in die Hände und läutete damit eine bis heute andauernde Leidenschaft für Todd McFarlanes Kreation ein.

Schon damals stach mir der extrem detaillierte Zeichenstil von Angel Medina ins Auge, der zwar auf seinen Vorgängern Greg Capullo und eben McFarlane basiert, aber in seiner Extreme in Bezug auf Einzelheiten und Dramaturgie noch einen drauf setzt. Jeder Blutspritzer, jede Falte und jedes noch so kleine Staubkorn kommen in den überbrodelnden Panels zum Vorschein und fesseln den Leser bis zur letzten Seite.

Mit Band 9, in dem auch das eben erwähnte Heft zu finden ist, wird die Ära Medina gebührlich mit drei Kurzgeschichten eingeleitet, die in ihrem bitteren Zynismus sofort die Essenz der Hauptfigur zu transportieren weiß und dabei eindrucksvoll unter Beweis stellt, dass Spawn nicht nur in den Gassen New Yorks oder übernatürlichen Umgebungen funktioniert, sondern auch im klassisch anmutenden Horrorambiente (gruselige kleine Kinder), sowie echten Alpträumen (Konzentrationslager) einen wohligen Schauer über den Rücken laufen lassen kann.

Dem schließt sich die reguläre Geschichte des Hellspawns an, welcher nach dem Sieg über Malebolgia seine Wut auf alte Erzfeinde konzentriert, die in Form des altbekannten Jason Wynn, sowie des noch nie in solcher Pracht dargestellten Overtkill daherkommen. Ungebunden und mit neuer Macht ausgestattet, dauert es nicht lange, bis der wandelnde Tote sich siegreich vom Schlachtfeld entfernt.

Doch schon kurz darauf merkt Spawn erneut, dass die Kategorien „gut“ und „böse“ in seiner Welt nicht ausreichen, als die scheinbar religiöse Sekte das Himmelreich über New York herfällt und dabei sogar den ältesten Sohn von Detective Twitch fast ins Verderben reißt…

Man kann durchaus sagen, dass sich die Figur und mit ihr zwangsläufig die Reihe kontinuierlich positiv entwickelt hat und mit dem hier präsentierten Band einen erzählerischen Höhepunkt an die Leserschaft heranträgt. Wie schon oft bei anderen Rezensionen von mir angemerkt wurde, kränkelten Serien der 90er fast durchgehend an vollkommen übertriebenem Pathos und damit einhergehend peinlichen Dialogen und Handlungssträngen. Spawn bildete zwar diesbezüglich keine wirkliche Ausnahme, aber durch die generelle Zuspitzung von Gewalt und sensiblen Themen, fiel es nicht ganz so sehr ins Gewicht, wie bei Batman und Co..

Mit der Überschreitung der Jahrtausendwende zog die Ernsthaftigkeit und neu entdeckte Selbstreflexion ins Medium Comic ein und zeigte, dass die Macher mit mehr Finesse an Projekte herangehen konnten, ohne bisherige Leser vor den Kopf zu stoßen. Natürlich gehört eine Art „trashiger“ Charakter zu blutgetränkten Reihen, aber diesmal muss einem nicht stellvertretend die Schamesröte ins Gesicht steigen. Da ich auch spätere Hefte mein Eigen nennen darf, kann ich schon mal voraus schicken, dass die ohnehin schon zu diesem Zeitpunkt hohe handwerkliche und erzählerische Qualität  gesteigert wird und man sich ohne Zweifel auf den hoffentlich schon geplanten Band 10 der Spawn Origins Collection freuen darf!

 

Batman: Auf dem Weg ins Niemandsland – Band 2

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Wenn ihr ZOMBIAC schon einige Zeit folgt, werdet ihr meine Abneigung gegen einen großen Teil der 90er-Releases im Superheldenbereich kennen. Zu viel künstlicher Pathos, seltsame Dialoge und ein Artwork, dessen Charme sich mir komplett entzieht. Vielleicht bin ich auch zu verwöhnt von den Auswüchsen des neuen Jahrtausends, welche sich durch mehr Experimentierfreude und teilweise ganz dem „klassischen“ Comic fremde Elemente hervortun.

Nach wie vor bin ich aber offen für schöne Gegenbeispiele und Erklärungen, die diese Dekade in einem potentiell anderen Licht erstrahlen lassen könnten. Leider ist es bis dato niemandem so recht gelungen, wobei der vorliegende Band, der die Ausläufer der 90er markiert, in eine Richtung tendiert, die mein Interesse an der großen Niemandsland-Saga geweckt hat. Noch ist es nicht soweit, aber mit dem zweiten Teil der Auf dem Weg ins Niemandsland-Storyline steht der große Umbruch neben den Ereignissen um Knightfall kurz vor seinem Beginn.

Nun aber zur vorliegenden Geschichte, die ihren Ausgangspunkt beim Kampf von Bruce Wayne gegen die US-amerikanischen Behörden hat, die das durch ein verheerendes Erdbeben zerstörte Gotham aufgeben wollen. Richtig gehört: Der dunkle Ritter ist in diesem fast 400-Seitigen Schmöker fast schon eine Nebenfigur. Die Action-Szenen werden aber immer noch von einer illustren Runde aus der Bat-Familie bestritten. Dazu gehört neben den üblichen Verdächtigen wie Robin oder Nightwing auch Azrael, der sich primär durch seine skrupellose Gewaltanwendung in der Vergangenheit einen Namen gemacht hat und nun gegen einen mächtigen Feind zu Felde ziehen muss, der nichts weniger als das endgültige Ende Gothams samt aller „erforderlichen Verluste“ zum Ziel hat.

Ungefähr zeitgleich schmiedet der Joker im von der Versorgung abgeschnittenen Arkham Asylum Pläne für den Ausbruch mit den uns bekannten Antagonisten wie Killer Croc, Poison Ivy oder dem Riddler. Wie für den Clownprinzen des Verbrechens typisch, beinhalten seine Ausführungen nichts weniger als pure Anarchie, garniert mit einem Witz, der im Hals stecken zu bleiben droht. Der einzige der sich ihm dabei versucht in den Weg zu stellen, aber am Ende nicht mehr als ein Zuarbeiter für seine verrückten Ideen ist, ist der Leiter der Anstalt Jeremiah Arkham, dessen Mitarbeiter von Tag zu Tag sowohl durch Flucht aus der Anstalt oder Mord durch die Insassen dezimiert werden. Eine scheinbar ausweglose Situation, die in einer fatalen Entscheidung mündet…

Insbesondere der zweite Teil der Geschichte hat es mir angetan. Wie schon zuvor wird die dünne Handlung nicht durch künstlich aufgetragene Tiefe kaschiert, sondern präsentiert sich als das was sie ist: Eine volle Ladung an actiongeladenem Entertainment, die kurzweilige Unterhaltung bietet und dabei alle Elemente einer klassischen Batman-Story ausspielt. Dementsprechend musste ich mich nicht wie bei den Vorgänger-Bänden durch die kolossale Masse an Papier ackern, sondern habe die Story sogar sehr genossen.

Auf visueller Ebene wird man mich aber, Legende hin oder her, nicht vor den Ofen hervorlocken können. Mir ist vollkommen bewusst, dass Männer wie Jim Aparo oder Mark Buckingham großes für die Figur geleistet haben, aber grobschlächtige bis emotionslose Art der Federführung will sich bei mir einfach nicht als „schön“ etablieren. Dabei ist es nicht mal eine Art von altbacken, die mir sauer aufstößt. Die Werke des Golden und Silver Age haben mich auch nachhaltig beeindruckt, aber das? Nun ja, Geschmacksache würde ich sagen…

In jedem Fall lässt sich darüber hinwegsehen, wenn die Story stimmt und das tut sie in diesem Fall tatsächlich! Keine bitterböse Frank-Miller-Dystopie oder modernes Scott Snyder-Drama, sondern das was man sich von den 90ern erwartet: Action, Spaß und das Fünkchen Irrsinn, das die Fans von den Hatern trennt. Wenn ihr euch nicht sicher seid, zu welcher Seite ihr gehört, solltet ihr den nächsten Comic-Shop aufsuchen und euch selbst ein Bild von Auf dem Weg ins Niemandsland – Band 2 machen!

 

Old Man Logan – Band 3

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Vor kurzem habe ich über den großartigen „Der Unterwasser-Schweisser“ von Jeff Lemire berichtet, für den er nicht nur die Geschichte geschrieben, sondern auch den Zeichenstift geschwungen hat. Ein berührendes Drama über Verlust und Liebe im Familiengefüge.

In diesem Zusammenhang werden sich die wenigsten Leser (mit Ausnahme der Kenner) vorstellen können, dass der selbe Mann auch für die extrem brutale „Old Man Logan„-Reihe verantwortlich sein könnte. Klar, versuchen sich einige Autoren und Zeichner auch in anderen Bereichen des Mediums Comic, aber einen so standardisiert durchgeführten Bruch zwischen zwei Welten gibt es selten.

In der neuesten Ausgabe finden wir Logan nach den traumatisierenden Ereignissen des letzten Bands in Killhorn Falls, auf der Jagd nach Lady Deathstrike, die ihn in das entfernte Japan führt. Dort angekommen, findet er sich gleich in der Falle der sogenannten Silent Order wieder, die er schon aus seiner alternativen Vergangenheit kennt und ihn zu Handlungen zwingen möchte, denen Wolverine schon vor langer Zeit abgeschworen hat…

Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden, denn es handelt sich nicht nur um eine eigenständig tolle Story, sondern auch um eine gelungene Vertiefung der legendären Geschichte unter Mark Millars Federführung. Nicht nur einmal wird sich auf den postapokalyptischen Plot bezogen und damit eine Vertiefung der bekannten Ereignisse vorangetrieben.

Hinzu kommen die gewohnt großartigen Panels von Andrea Sorrentino, die das uns bekannte Spektrum der graphischen Erzählung regelmäßig (im wahrsten Sinne des Wortes) sprengen. Es ist schier unglaublich mit welchem Einfallsreichtum auch Szenen mit wenig Dialog, nur mit gekonntem Einsatz von Geräuschen, Gedankenströmen oder visuell umgesetzten Bewusstseinszuständen fortgeführt werden. Allein schon für das Artwork, welches seinesgleichen sucht, sollte man einen Blick in die „Old Man Logan„-Reihe wagen. Puristen könnte der Ansatz vielleicht aufstoßen, aber aufgeschlossene Leser finden hier eine spannende Lektüre, die mit ihrer Optik zeitlos zu bestechen weiß.

Auch bezüglich Band 3 müsste ich Kritikpunkte mit der Lupe suchen. Natürlich handelt es sich hier nicht um eine Story für die Ewigkeit, aber definitiv um einen der Höhepunkte im Bereich der Fortsetzungsgeschichten, den in den meisten Fällen nach einiger Zeit die Luft aus geht. Hier braucht man diesbezüglich keine Angst zu haben.

Von mir gibt es, mit einer riesigen Vorfreude auf Band 4, eine klare Empfehlung!

Howard the Duck – Sein schwerster Fall

Howard the Duck

Ich wär ’ne gute Tierärztin!

Waak! Dann bürste mir den Bürzel!

Wenn ich eine Rezension so beginne, sollte eigentlich schon jeder wissen um wen oder was es geht: Howard the Duck! Genau genommen um sein letztes Abenteuer unter dem Kreativ-Gespann Chip Zdarsky (Sex Criminals) und Joe Quinones (Amazing Spider-Man) mit dem Titel „Sein schwerster Fall„.

Nach den letzten beiden Ausgaben (Ein Erpel für alle Fälle und Im Weltraum hört dich niemand quaken) befällt mich geradezu eine Art Schwermut eine finale Rezension zur extraterrestrischen Ente zu verfassen, die mit ihrer trockenen Art inmitten eines anarchischen Settings, die ein oder andere Lachträne aus mir gepresst hat und nun ihr letztes Abenteuer erlebt.

Auch in diesem Fall ist es nicht anders und dementsprechend schwer zu beschreiben um was es eigentlich geht. Bevor die eigentliche Story beginnt, reist Howard mit seiner mit Skrull-Kräften ausgestatteten Assistentin Tara in das sogenannte Wilde Land, in dessen „Savage Park“ ihm ein Haufen Dinosaurier begegnet, die unter der mentalen Kontrolle eines ansässigen Mitarbeiters stehen. Im Gepäck hat er dabei niemand geringeren als Spider-Man, Steve Rogers aka Captain America („Nenn mich einfach Steve!“ „Ok, Captain Steve!„), Daredevil und She-Hulk. Diese begleiten ihn aufgrund eines Falls von Steuerbetrug. Ja, das steht da wirklich.

Nachdem dieses Abenteuer als „bestanden“ abgehakt wurde, schließt der Band an die letzte Veröffentlichung an und beginnt mit der Wiederbegegnung mit Howards Ex Beverly Switzler. Um dem Ganzen eine größere Schippe Irrsinn drauf zu legen, steht irgendwann auch noch Lea Thompson als seine neue Klientin vor der Tür (kleiner Reminder: Er ist Privatdetektiv). Dabei ist sie niemand geringeres als die Schauspielerin, die in der Howard-Verfilmung von 1986 seine Freundin gemimt hat. Als dann noch die beiden Macher der Reihe als sie selbst in Aliengestalt samt Kontrolle über Howards Leben auftauchen, ist die wirrste Mixtur die man sich vorstellen kann perfekt.

Dabei folgt die Handlung tatsächlich einem roten Faden, der sich auch den ein oder anderen Rückgriff auf vergangene Ereignisse erlaubt und damit einen größeren Bogen spannt, als man zunächst denken könnte. Dazwischen werden wie gewohnt Gags mit Seitenhieben auf bestimmte Figuren, die Comic-Industrie an sich, oder auch den Arbeitsalltag der Kreativbranche abgefeuert. Man merkt förmlich den diebischen Spaß, sich außerhalb der stringenten Ordnung des Marvel-Universums auszutoben und den Fans zu zeigen, dass man nicht viel anders ist, als sie selbst.

Visuell bleibt auch kein Wunsch unerfüllt. Durch die für Superhelden-Geschichten typische Optik, wirken die absurdesten Momente noch intensiver und dadurch eine ganze Ecke lustiger, als Produkte der Mitbewerber im „Funny-Style“.

Ich für meinen Teil kann euch nur ans Herz legen, alle drei Bände zu besorgen, die sich nicht nur schön im Regal machen, sondern es wert sind, sie mehrmals in die Hand zu nehmen und sich an ihnen zu erfreuen. Bei knapp 15€ pro Ausgabe, ist es eine wirklich lohnende Investition. Ich hoffe in jedem Fall, dass die Figur nicht irgendwann in der Bedeutungslosigkeit verschwindet, sondern ein Ventil für mutige Autoren und Künstler und eine schöne Abwechslung für Leser bleibt.

Wonder Woman – Das erste Jahr

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Der Hype greift aktuell um sich und die positiven Film-Kritiken tun ihr Übriges um eine ganze Generation an Fans heran zu züchten: Die Rede ist selbstverständlich von Wonder Woman!

Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass eine weibliche Hauptfigur sich im Cineversum der Cape-Träger etablieren, geschweige denn dieses dominieren könnte? Nach den bisher qualitativ eher durchwachsenen DC-Auskopplungen wurde es zwar vielleicht langsam Zeit, aber wer hätte bei den ersten Ankündigungen erwartet, dass dieses Franchise dermaßen einschlägt? Ich für meinen Teil bin positiv überrascht und erhoffe mir mehr weiblichen Anteil in den bis dato von Testosteron beherrschten Gefilden.

Nun ist es nicht weiter verwunderlich, dass zeitgleich zum Filmstart eine ganze Reihe an Comics veröffentlicht wird, damit die Leser in die Kinosäle und die Zuschauer in die Comic-Shops gespült werden. Darunter befinden sich neben Wiederveröffentlichungen (z.B. Heketeia) auch richtig frische Storys wie „Das erste Jahr„. Ein Titel, der seit der gleichnamigen Batman-Geschichte aus den 80er zur eigenen Institution geworden ist und oftmals eine ganze Ära einleitete. Selbiges gilt nun auch für Wonder Woman, die damit eine Origin-Story im Rebirth-Universum erhält.

In dieser lebt Prinzessin Diana (ihr Spitzname wird ihr erst später verliehen) mit ihren Amazonen-Schwestern gänzlich isoliert auf der paradiesähnlichen Insel Themyscira mit einer seltsamen Mischung aus archaischen Strukturen und fortschrittlichem Wissen im Bereich der Medizin und Forschung im Allgemeinen.

Eines Tages wird diese Idylle plötzlich durch den Absturz eines Militärflugzeugs erschüttert, welcher nur einen Überlebenden in Form des Soldaten Steve Trevor zurück lässt und damit das Leben Dianas für immer verändert.

Klingt im ersten Moment vielleicht etwas schwach auf der Brust, entfaltet aber durch das Storytelling-Talent von Greg Rucka (z.B. Gotham Central) einen einnehmenden Charme, der zwischen naiv, mysteriös und knallhart pendelt. Bezeichnungen, die nicht immer zu kombinieren sind, hier aber aufeinander abgestimmt harmonieren. Zusätzlich bleibt die Handlung durch das fantasievolle Setting durchgehend spannend und nur schwer vorherzusehen. Dadurch kommt man gerne auf eine Reise mit, die einen schön runden Abschluss und damit Ausgangspunkt für den Rebirth-Strang der Figur bildet.

Visuell aufbereitet wurde das Ganze durch Nicola Scott (z.B. Erde Zwei), die trotz zahlreicher Action-Szenen, die weibliche Hauptfigur, sowie die Umgebung fast schon „zart“ darstellt, ohne in eine für Jungs „abschreckende“ Richtung abzurutschen. Gleichzeitig vermeidet sie gekonnt eine Übersexualisierung, die man als Leser von Superhelden-Stoffen wohl zu Genüge kennt. Wonder Woman bekommt dadurch eine Aura, die weder den Beschützer-Instinkt weckt, noch „erregend“ wirkt. Alles in allem also eine Darstellung, die vollkommen auf die Reduzierung oder Ansprache des Geschlechts verzichtet und dadurch eine breitere Leserschaft erschließt.

In Kombination mit der gelungenen Geschichte, stellt „Wonder Woman – Das erste Jahr“ dadurch sowohl einen perfekten Einstieg für neue Fans, als auch eine schöne Ergänzung für die Sammlung langjähriger Fans dar. Möchte man sich sogar die edlere Hardcover-Version gönnen wollen, so ist diese sogar noch erhältlich! Ich für meinen Teil kann nur eine Empfehlung aussprechen, egal für welche Fassung ihr euch entscheiden solltet!