Vor kurzem habe ich über den großartigen „Der Unterwasser-Schweisser“ von Jeff Lemire berichtet, für den er nicht nur die Geschichte geschrieben, sondern auch den Zeichenstift geschwungen hat. Ein berührendes Drama über Verlust und Liebe im Familiengefüge.
In diesem Zusammenhang werden sich die wenigsten Leser (mit Ausnahme der Kenner) vorstellen können, dass der selbe Mann auch für die extrem brutale „Old Man Logan„-Reihe verantwortlich sein könnte. Klar, versuchen sich einige Autoren und Zeichner auch in anderen Bereichen des Mediums Comic, aber einen so standardisiert durchgeführten Bruch zwischen zwei Welten gibt es selten.
In der neuesten Ausgabe finden wir Logan nach den traumatisierenden Ereignissen des letzten Bands in Killhorn Falls, auf der Jagd nach Lady Deathstrike, die ihn in das entfernte Japan führt. Dort angekommen, findet er sich gleich in der Falle der sogenannten Silent Order wieder, die er schon aus seiner alternativen Vergangenheit kennt und ihn zu Handlungen zwingen möchte, denen Wolverine schon vor langer Zeit abgeschworen hat…
Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden, denn es handelt sich nicht nur um eine eigenständig tolle Story, sondern auch um eine gelungene Vertiefung der legendären Geschichte unter Mark Millars Federführung. Nicht nur einmal wird sich auf den postapokalyptischen Plot bezogen und damit eine Vertiefung der bekannten Ereignisse vorangetrieben.
Hinzu kommen die gewohnt großartigen Panels von Andrea Sorrentino, die das uns bekannte Spektrum der graphischen Erzählung regelmäßig (im wahrsten Sinne des Wortes) sprengen. Es ist schier unglaublich mit welchem Einfallsreichtum auch Szenen mit wenig Dialog, nur mit gekonntem Einsatz von Geräuschen, Gedankenströmen oder visuell umgesetzten Bewusstseinszuständen fortgeführt werden. Allein schon für das Artwork, welches seinesgleichen sucht, sollte man einen Blick in die „Old Man Logan„-Reihe wagen. Puristen könnte der Ansatz vielleicht aufstoßen, aber aufgeschlossene Leser finden hier eine spannende Lektüre, die mit ihrer Optik zeitlos zu bestechen weiß.
Auch bezüglich Band 3 müsste ich Kritikpunkte mit der Lupe suchen. Natürlich handelt es sich hier nicht um eine Story für die Ewigkeit, aber definitiv um einen der Höhepunkte im Bereich der Fortsetzungsgeschichten, den in den meisten Fällen nach einiger Zeit die Luft aus geht. Hier braucht man diesbezüglich keine Angst zu haben.
Von mir gibt es, mit einer riesigen Vorfreude auf Band 4, eine klare Empfehlung!