Daredevil – So finster die Nacht

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Ich für meinen Teil muss gestehen, dass ich nie so wirklich etwas mit Daredevil anfangen konnte. Dabei liegt es nicht daran, dass die Figur besonders uninteressant oder anderweitig unattraktiv wirkt. Daredevil schien bis dato einfach nicht „mein Ding“ zu sein. Mit diesem Mindset bin ich wohl nicht alleine, denn der geringe Umsatz, den Panini Comics mit den Abenteuern des „Mannes ohne Furcht“ erwirtschaftet hat, führte vor zwei Jahren zu einer Einstellung der Serie.

Doch Comic-Fans sind für ihre Leidenschaft bekannt und somit ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie sich eine Stimme verschafft und der Figur eine Wiedergeburt auf dem deutschen Markt ermöglicht haben. Diese manifestiert sich in einem Band, der die US-Hefte 8 bis 14 beinhaltet und damit einen ersten Blick in das aktuelle Geschehen um den Teufel mit den engelsgleichen Ambitionen bietet.

Doch was erleben wir hier als Leser von „So finster die Nacht“ und könnte dies der Beginn einer neu entfachten Liebe für alte und ein gelungener Einstieg für neue Fans sein? Zunächst einmal wird dem Haupt-Storystrang eine Ausgabe von All-New All-Different Marvel Point One 1 (Daredevil: Blindspot) vorangestellt, in der wir Dardevils neuen Sidekick Blindspot kennenlernen, während unser Hauptprotagonist ganz in zivil (aber unter falschem Namen) im Spielerparadies Macau residiert, um unauffällig einen Koffer, der wichtige Inhalte zu Verbrecherclans aus New York City beinhaltet, aus den Händen der Triaden zu entreissen.

Ein recht unterhaltsamer Einstieg, der einer Verwirrung beim Leser entgegenwirkt, die sich ohne Einführung neuer Figuren definitiv einstellen würde. Darüber hinaus sorgt ein gelungener Gastauftritt von Spider-Man und eine ohnehin recht humorvolle Stimmung für einen sanften Start, der Lust auf mehr macht. Das wie üblich qualitativ auf hohem Niveau angefertigte Artwork von Goran Sudzuka rundet die Story von Charles Soule darüber hinaus nicht nur ab, sondern wertet diese auf. Für sich alleine ist dieser kleine Exkurs in Chinas Sonderverwaltungsgebiet zwar nicht mehr, als nett anzuschauen, im Kontext der darauf folgenden Handlung aber eine willkommene Ergänzung

In der nun regulären Serie sehen wir Matt Murdock (DD in zivil), wie er als ein durch einen verlorenen Fall in Ungnade gefallener Bezirksstaatsanwalt versucht seine berufliche Laufbahn wieder gerade zu rücken und dabei immer weniger Zeit hat, sich bei Nacht um die Verbrecherjagd zu kümmern. Dafür hilft im sein eben erwähnter Partner Blindspot wo er nur kann. Dieser stößt bei einer seiner nächtlichen Patrouillen auf einen bizarr anmutenden Tatort, der von einem gigantischen, mit dem Blut vermisster Personen angefertigten, Bild dominiert wird. Schon relativ zeitnah bekennt sich der psychopathische Killer Muse zu dem Verbrechen und präsentiert seine Taten als Werk eines weitsichtigen Künstlers, der seine Opfer in sein Schaffen mit einbezieht.

Klingt gruselig und ist es auch. Durch die düstere Visualisierung von Roy Garney wirkt das gesamte Setting durchwegs bedrohlich und strotzt nur so vor blutig-bizarren Szenen, die definitiv nichts für schwache Nerven sind. Zeitweise erinnert die Jagd auf den Mörder an Psychothriller im Stile von „Sieben“ und hat zumindest mir persönlich eine Seite an der Reihe aufgezeigt, die Daredevil defintiv auf meinen Radar gesetzt hat. Zwar gibt es einzelne Schwächen, wie die arg aufgezwungenen Inhumans, die sowohl Opfer von Muse, als auch Helfer auf Seiten der Polizei und Vigilanten darstellen, aber doch nie zu 100% ins Bild passen. Trotzdem liest sich die sehr solide Story stets flüssig und unterhält durchwegs.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass es eigentlich eine Schande ist, dass es in Deutschland nicht mehr Fans bzw. Käufer der Reihe gibt, die offensichtliche Qualitäten aufweist. Natürlich findet man hier zwar keinen Eisner-Anwärter, aber eine erzählerisch schöne und visuell großartige Geschichte, die hoffentlich ihren Weg in die Herzen neuer und alter Leser findet. Ich für meinen Teil bin neben abgeschlossenen Bänden wie „Der Mann ohne Furcht“ das erste Mal mit einer regulären Reihe um Daredevil in Berührung gekommen und weiß im Rückblick einfach nicht, wie mir sowas zuvor entgehen konnte. Daher ist mein Rat an euch, sich zeitnah in den Comicshop eures Vertrauens zu begeben und einen Blick hinein zu wagen. Fans düsterer Geschichten, die trotzdem den typischen Marvel-Charme beibehalten, werden hier mehr als nur gut bedient!

Old Man Logan – Band 5: Blutige Erinnerung

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Endlich ist es wieder soweit und wir dürfen wieder die postapokalyptische Welt von „Old Man Logan“ betreten, der zum aktuellen Zeitpunkt der einzige lebende Wolverine des Marvel-Universums (ja, nur das Standard-Kontinuum) ist und sich als gealterte Version seiner selbst auf dem vermeintlichen Weg zur Erlösung begeben hat.

Zunächst einmal sei gesagt, dass man nicht umhin kommt den Vorgängerband zu lesen. Es werden sicherlich auch neue Leser Spaß an der Handlung haben, aber ohne die Vorgeschichte bleibt am Ende trotzdem primär Verwirrung als dominierendes Gefühl zurück. Für all jene, die entweder zu faul sind oder aufgrund der teils verlagsvergriffenen Ausgaben ohnehin nicht alle Nummern im Schrank stehen haben, helfe ich aber gerne weiter:

Wie schon die Inhaltsangabe verrät, hat Logan sein Mündel (den Sohn von Hulk) alleine in der Obhut einer Freundin zurückgelassen und versucht mit Hilfe des (kein Witz) Magiers Asmodeus seinen Fehler rückgängig zu machen. Als ihn der Zauberer jedoch hintergeht, wird Wolverines Geist durch den Strom der Zeit zurückgeschleudert, während sein Körper als Hülle zurückbleibt und an höchstbietenden Gangster übergeben werden soll.

Genau hier steigt der Band „Blutige Erinnerung“ ein und versetzt Hauptfigur und Leser in die chronologisch frühesten Epochen, in denen Logan seine Abenteuer erlebte. Angefangen in Kanada des 19. Jahrhunderts, über die erste Begegnung mit dem Hulk, bis hin zu seiner anfänglichen Zusammenarbeit mit den X-Men ist alles dabei was das Herz der Nostalgiker höher schlagen lässt. Dabei scheut der Autor Jeff Lemire in seinem Abschlussband, trotz des eher düsteren Settings nicht vor Selbstreferenzen aus der langen Geschichte des Mutanten zurück, die sich nicht nur in Optik, sondern gerne auch in Stimmung und Dialogen widerspiegeln. Ich sag nur so viel: Cheesy Sprüche aus den 90ern werden definitiv auch serviert und lassen dem geneigten Leser einen wohligen Schauer über den Rücken laufen!

Trotzdem ruht sich der Autor dieser Rückschau nicht auf der bewegten Historie von Wolverine aus, die als Fan-Service wohl für einige ausreicht hätte, sondern garniert die Szenerie mit gehörig Emotionen, die einen in regelmäßigen Abständen den Frosch im Hals spüren lassen. Es ist in meinen Augen immer noch ein relativ seltenes Phänomen in Superhelden-Comics tiefergehende Emotionen beim Leser auszulösen, doch hier geschieht es wie nebenbei und damit umso eindrucksvoller.

Was die visuelle Umsetzung anbelangt, sehen wir nun zum ersten Mal einen anderen Künstler am Werk als Andrea Sorrentino, der mich immer noch extrem begeistert und zu meinen absoluten Favoriten der Branche gehört. Diesmal sehen wir Eric Nguyen am Zeichenbrett, der stilistisch durchaus in der Ecke von Sorrentino zu verorten ist, aber durch seinen „klassischeren“ Stil in Bezug auf Panel-Aufbau und Charakterzeichnung eine individuelle Note setzen kann. Zwar darf man deswegen nicht mehr die teils extrem abstrakten Splash-Pages und andere ungewöhnliche Experimente erwarten, wird aber immer noch mit einer Dynamik versorgt, von der die Bilder einer solche Geschichte leben.

Dementsprechend kann ich schon, wie bei den Ausgaben zuvor, meine wärmste Empfehlung für diesen Band und für die Reihe insgesamt aussprechen, die mit zu dem besten Output gehört, den Marvel (bzw. Panini Comics) aktuell zu bieten hat. Ich für meinen Teil bin sowohl erstaunt, als auch begeistert, dass Lemire die Qualität der Handlung über den gesamten Run halten konnte und bin in dem Zusammenhang auch sehr gespannt darauf, wie sich ein komplett neues Kreativteam bei der Fortsetzung schlägt, die für den 5. Juni angekündigt wurde. Bis dahin habt ihr aber genug Zeit, euch an den schon schon veröffentlichten Bänden (1, 2, 3, 4) zu erfreuen!

 

 

Deadpool the Duck

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Sowohl Deadpool als auch Howard the Duck sind DIE Figuren der neuen Marvel-Generation, die sich humortechnisch weit außerhalb der politischen Korrektheit bewegen und damit einen bis zu ihrem Durchbruch unbeachteten Kreis an Lesern für sich gewonnen haben.

Daher ist es fast schon verwunderlich, dass die beiden bis dato nie ein gemeinsames Abenteuer erleben durften. Nun ist es aber endlich soweit und das vorprogrammierte Chaos kann in „Der Söldner mit dem grossen Schnabel“ seinen Lauf nehmen.

Es beginnt alles damit, dass der beliebte Söldner mit Persönlichkeitsstörung von SHIELD den Auftrag bekommt ein Alien dingfest zu machen, dessen Name dem Leser zunächst nicht verraten wird, beim Schnitt zum extraterrestrischen Erpel Howard aber offenbart wird: Rocket Racoon wurde Weltraum-Rabies (ich schreibe bewusst nicht Tollwut ;-)) injiziert, der ihn Amok laufen lässt. Ursprünglich miteinander befreundet, greift er nach einem zufälligen Zusammentreffen den Enten-Detektiv sofort an.

Da Deadpool dem Waschbären mit Aggressionsproblemen auf der Spur ist, dauert es nicht lange, bis er ihn aufgespürt hat. Bei dem nun stattfindenden Kampf, kommt es zu einem folgenschweren Unfall (zu komplex, um ihn genauer zu beschreiben), der die beiden Großmäuler miteinander verschmelzen lässt (wie auf dem Cover zu erkennen) und Rocket Racoon bewusstlos zurücklässt. Ab diesem Zeitpunkt hat Deadpool die Kontrolle über den Körper von Howard, der aber wie ein Geist über ihn wacht und mit ihm gemeinsam versucht das Ganze rückgängig zu machen. Dabei ziehen sie nicht immer an einem Strang und es ist alles andere als festgelegt, dass Deadpool die Kontrolle behält…

Diese Konstellation stellt sich insbesondere als schwierig heraus, als sie sich auf den Weg zu einer verlassenen Roxxon-Weltraumstation machen, um Rocket Racoon zu heilen dem Grund ihrer Verwandlung auf die Spur zu kommen. Dabei steht sich unser Heldenhybrid nicht nur selbst im Weg, indem er Rocket als potentiell neue Mütze einplant, sondern auch gebrochen deutsch sprechende Hausmeister und rabiate Bewacherinnen tun ihr Übriges, um das Chaos perfekt zu machen. Wie dieses aufgelöst wird, soll aber der geneigte Leser selbst in Erfahrung bringen.

Neben dem Plot sei aber verraten, dass man genau den Humor geboten bekommt, den man sich beim Kauf von „Deadpool the Duck“ erwartet. Ständige Auseinandersetzungen mit der inneren Stimme Deadpools, die mit Howard einen neuen Twist bekommt, die neurotisch-resignierten Monologe unserer Lieblingsente und die ständigen popkulturellen Querverweise bilden den Cocktail, den man sich gerne zu Gemüte führt, egal ob man der Fanfraktion um Deadpool, Howard the Duck oder Rocket Racoon angehört: Wirklich jeder kriegt hier was geboten.

Die von Stuart Moore geschriebene Story wird dabei mit der passenden Visualisierung durch Jacopo Camagni bestens in Szene gesetzt und verleiht den Gags durch die lebendige Dynamik seines Strichs eine noch größere Wucht. Vollgepackt mit Action, aber die subtilen Gags von Mimik und Gestik nicht vernachlässigend, liefert der gebürtige Italiener ein Highlight nach dem nächsten und damit exakt das, was Fans der beiden Anarchos erwarten.

Daher ist „Deadpool the Duck“ definitiv eine Anschaffung wert. Natürlich reißt der Band inhaltlich keine Bäume aus, aber das wird man auch nicht erwarten. Was man bekommt, ist ein Abenteuer, dass mit derbem Humor und rasanter Action zu überzeugen weiß und sich daher als kurzweiliger Snack zwischen zwei Wälzern oder als Lektüre während der Bahnfahrt eignet.

Viel Lärm um Deadpool

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Wer von euch musste nicht schon mal in der Schule oder im Studium mit den Texten von Shakespeare arbeiten? Es ist zumindest ein seltener Fall, wenn man nicht mindestens ein mal im Leben über eines seiner Werke gestolpert ist.

Es ist unbestritten, dass sein Schaffen wichtig, aber insbesondere für jüngere Leser schwer zugänglich ist. Um Abhilfe zu schaffen, machte sich vor geraumer Zeit der Autor Ian Doescher daran, das gesamte Star Wars-Universum durch den verbalen Shakespeare-Fleischwolf zu drehen, an dessen Ende eine urkomische Version der Weltraumsaga herauskam, die in Deutschland die ersten drei Abenteuer umfasst (unbedingte Empfehlung das Ganze auf Englisch zu genießen!).

Nun hat sich Doescher (mit dem Zeichner Bruno Oliveira) das erste Mal an einen Comic gewagt und dafür gleich mal die Figur ausgesucht, die sich wohl am meisten für Klamauk eignet: Deadpool!

Mit dem passendern Titel „Viel Lärm um Deadpool“ (wohlgemerkt ohne Story-Elemente der Orignal-Geschichte „Viel Lärm um nichts„) wacht unser Held(?) in einer überzeichneten Welt des 16. Jahrhunderts aus, die in ihrer Absurdität in Teilen an Alice in Wunderland erinnert. Dabei kann er nicht anders, als in der Art zu sprechen, wie sie für Shakespeares Stücke üblich war und stolpert fast sofort in den Mischmasch der Geschichten, die man wohl auch ohne viele Vorkenntnisse beim Namen kennen sollte. Ob Romeo und Julia, Macbeth oder Hamelt – die groben Züge oder im schlimmsten Fall die Verfilmungen werden bekannt vorkommen und lassen selbst Lesemuffel nicht gleich alt aussehen.

Vor allem wird nicht allzu tief in die Materie eingetaucht und selbst diese ist durch die Verwirrung Deadpools und seine Interaktion zwischen Mordlust und Geilheit so verwischt, dass man der Handlung für sich alleine Folgen kann. Natürlich macht die Lektüre dabei aber nur halb so viel Spaß und weil es den Machern auch aufgefallen zu sein scheint, wurde dem Band ein fülliger Teil an Bonusmaterial spendiert.

Dieser beinhaltet nicht nur ein interessantes Interview mit dem Autoren zur Entstehungsgeschichte des Comics und seiner generellen Arbeit, eine Story auf Shakespeare umzumünzen, sondern auch eine Biografie zu Shakespeare und angenehm detaillierte Informationen zu all den Stücken, auf die im Laufe von „Viel Lärm um Deadpool“ verwiesen wird.

Als Gesamtpaket ist dieser Band daher gleich mehreren Gruppen ans Herz zu legen. Zum einen offensichtlich die Deadpool-Fans, die es ohnehin gewohnt sind dem Charakter in irrwitzigen Situationen zu begegnen. Zum anderen denjenigen, die die originalen Shakespeare-Stücke kennen und daher den ein oder anderen Gag etwas schneller erfassen. Und schlussendlich den zahlreichen Ian Doescher-Lesern, die es nicht erwarten können, bis die restlichen Star Wars-Bücher ihren Weg in deutsche Läden finden und auch offen den ersten Gehversuchen im Bereich der Comics gegenüberstehen. In diesem Sinne lohnt sich faktisch für (fast) jeden ein Blick hinein und lässt auf weitere Veröffentlichungen in diesem Stil hoffen!

 

Old Man Logan – Band 4

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Es ist schon wieder soweit und ich kann mich wirklich nur wiederholen: Die Old Man Logan-Serie (Bd. 1, 2, 3) ist eine der besten Comic-Reihen, die in den letzten Jahren verlagsübergreifend erschienen ist. Es ist schier unglaublich, wie es Jeff Lemire schafft die Qualität der Geschichten auf einem konstant hohen Level zu halten, während der Zeichner Andrea Sorrentino auf jeder Seite die Grenzen dessen ausreizt, was das Medium Comic ausmacht.

In dieser Runde ist der sieben US-Hefte umfassende Band in zwei Story-Stränge unterteilt, die sich bezüglich Stimmung, Optik und Setting extrem unterscheiden, dadurch aber die Bandbreite dessen aufzeigen, was man mit der Figur und ihrer Welt alles anstellen kann.

Im ersten Teil wird Logans alte Freundin Jubilee vermisst, deren Spur ins ferne Rumänien führt. Dort trifft der ehemalige X-Man auf eine Spezialeinheit, die gefühlt einem Kuriositäten-Zirkus entstammt. Ein amphibisches Alien, ein Werwolf (der sich Warwolf nennt), ein zum Killer ausgebildeter Affe und ein paar andere Freaks der selben Größenordnung.  Mit diesen versucht Logan nun seine Freundin aus einem Schloss zu befreien. Nun denkt über den Schauplatz nach und ihr könnt sicherlich erraten, gegen wen die seltsame Gruppe in den Kampf ziehen muss…richtig: Dracula!

Der Plot klingt zunächst wie ein Witz, spielt aber bewusst mit Trash-Klischees und schöpft tatsächlich auch reichlich aus der Marvel-Historie, in dem die ein oder andere Figur aus den längst vergessenen Experimentier-Phasen des Verlags ausgegraben wird. Als Ganzes eine sehr unterhaltsame Story, die als One-Shot überzeugt und Lust auf weitere kleine Episoden aus der Welt des alternden Wolverine macht.

Ihr schließt sich als Kontrast-Programm eine Geschichte aus der „Old Man Logan„-Kontinuität an die, so viel darf man vorausschicken, die Messlatte wieder ein Stück höher hängt. Wir begegnen unserem Helden plötzlich in der ursprünglich zurückgelassenen „Einöde“ wieder, die das Ursprungs-Universum des Charakters darstellt und diesen dementsprechend irritiert zurücklässt. Seine letzten Erinnerungen beziehen sich auf einen Notfalleinsatz auf einer Raumstation. Trotzdem überschneiden sich parallele Erinnerungen einer veränderten Realität der Gegenwart mit Ereignissen aus der Zukunft. Was ist real? Was Fiktion?

Mit diesen Fragen stürzt man sich als Leser mit Logan in eine fast schon an den Film „Inception“ erinnernden Plot, der nichts vom Ausgang vorausnimmt, der die Spannung ersticken könnte. Sorrentinos meisterhafte visuelle Umsetzung tut ihr Übriges, indem Panels gekonnt als Spiegelbilder verschiedener Realitäten vermengt werden, Überschneidungen über das klassische „gleiche Figur im selben Winkel auf verschiedenen Seiten“-Rezept hinaus gehen und Farben nicht als reines Mittel zum Zweck verwendet werden.

Diese Mixtur ergibt eine unglaublich spannende Geschichte, die mich ungeduldig mit den Hufen bis zur Fortsetzung im Februar nächsten Jahres(!) warten lässt. Eine erneut klare Empfehlung an alle bisherigen Leser und die es noch werden wollen. Sollte man sich für eine Anschaffung entscheiden, sollte man jedoch schnell sein. Der vorherige Band ist verlagsvergriffen und das aus gutem Grund!

SPIDER-MAN PAPERBACK 2: VON SHANGHAI BIS PARIS

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Ich persönlich gehöre noch zu der Generation an Spidey-Fans, die dermaßen mit der immer wieder aufgewärmten Rahmenhandlung um den Netzschwinger verschmolzen sind, dass alles jenseits von „bettelarmer Peter Parker„, „naiv-schrullige Tante May“ und „keifender J. Jonah Jameson“ schier abwegig erscheint. Selbiges gilt für Schurken, die sich nicht aus dem klassischen Kanon bis in die 90er speisen.

Nun ist mir der neueste Spider-Man-Run in Form des aktuellsten Trade-Paperbacks mit dem Namen „Von Shanghai bis Paris“ in die Hände gefallen, welches wohl Puristen und Leute, die sich länger nicht mehr mit der Figur beschäftigt haben, verdammt verwundern sollte, was wiederum nicht über die Qualität des Werks aussagt. Aber eins nach dem anderen.

Wir befinden uns hier schon beim zweiten Sammelband und damit mitten im Geschehen. Peter ist schon seit geraumer Zeit kein am Hungertuch knabbernder Fotograf, sondern Geschäftsführer seines eigenen Unternehmens, welches natürlich „Parker Industries“ heißt. Mit diesem versucht er mit modernster Technik die Welt zu einem besseren Ort zu machen und unterstützt dabei sogar ganz offiziell seinen Alter Ego Spider-Man bei der Verbrechensbekämpfung.

Diese Hilfe kann unser Wandkrabbler in diesem Abenteuer auch dringend gebrauchen, wenn er gegen die Zodiac-Organisation in den Ring steigt, die wie der Name andeutet ihre Outfits und bisweilen Kräfte auf Basis von Sternzeichen fußen lässt. Dabei ist diese Bande unter der Führung von Zodiac (ja, der Anführer wollte wohl seine Duftmarke auch in Bezug auf den Gruppen-Namen setzen) auf der Suche nach einer geheimnissvollen Macht, die ihr nicht nur unermesslichen Reichtum, sondern auch Wissen zur Verfügung stellen soll, welches für unseren Helden auf persönlicher Ebene gefährlich werden könnte. Daher scheut Spidey auch keinen Weltraumausflug mit Nick Fury, um schlimmeres zu verhindern, aber mehr soll aufgrund von Spoiler-Freiheit nicht verraten werden.

Dafür gibt es Infos zur zweiten Storyline, die Mr. Negative in den Mittelpunkt stellt. Dieser chinesische Bösewicht hat die Macht, alle die ihn berühren unter seine Kontrolle zu bringen. Leider gehören dazu auch Cloak und Dagger, die unerbittlich gegen alle Feinde des Superschurken vorgehen. Dabei machen sie auch keine Ausnahmen für die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft, die für die Rettung ihrer Freunde auch mal ans andere Ende der Welt reist. Die beiden kriegen im Übrigen demnächst ihre eigene TV-Serie spendiert, also haltet Ausschau! 😉

Geschrieben wurden beide Geschichten von Dan Slott, der geschickt einen kurzweiligen Plot zu spinnen weiß (pun intended), in dem Spider-Man auch in einem neuen Setting funktioniert. Für die uns altbekannte Stimmung sind aber natürlich nicht nur Autoren, sondern auch talentierte Zeichner verantwortlich. Hier wären es Matteo Buffagni und Giuseppe Camuncoli, die beide die für eine solche Geschichte nötige Dynamik in die Panels zaubern. Ohne sie würden wir uns als Leser nicht wie mitten in einem Daumenkino fühlen, welches uns in atemberaubender Geschwindigkeit zwischen Häuserschluchten über die Seiten treibt. Genau so muss sich Spider-Man anfühlen und zwar egal in welcher Ära die Story angesiedelt ist.

Alles in allem ist damit ein Cocktail gemixt worden, der sowohl die eingangs erwähnten Zweifler als auch Neueinsteiger zufrieden stellen sollte. Das altbekannte Feeling wird wie in einem maßgeschneidert neuem Gewand auf den Leser losgelassen und funktioniert dementsprechend einwandfrei! Ich für meinen Teil habe nach der Lektüre wirklich Lust die Abenteuer von Spider-Man auch im Jahr 2017 weiter zu verfolgen!

 

 

Deadpool – Back in Black

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Und die nächste Ladung Deadpool-Wahnsinn steht ins Haus: Wie schon so oft, nutzen die Macher hinter der Figur Freiheiten, die mit der Arbeit an ihr fast automatisch einhergehen. Dabei geht es nicht darum, das schon aktuelle Marvel-Universum unsicher zu machen und selbstreferenziell auch mal Kritik am Medium selbst zu üben, sondern auch mal als festgelegt geltende Ereignisse durch den Kakao zu ziehen. So sind wir mit dem Söldner mit der großen Klappe schon mal im Spidey-Run der 60er/70er gelandet und konnten uns köstlich über seine Kommentare zum Look und Feel der damaligen Zeit amüsieren.

In eine ähnliche Kerbe schlägt auch die vorliegende Geschichte „Back in Black„, die sich das ikonische Todd McFarlane-Zeitalter um die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft vorknöpft. Genaugenommen steigen wir genau dort ein, wo Spidey sich vom Alien-Symbionten trennt, der sich später mit Eddie Brock verbinden und diesen schlussendlich zu Venom machen wird.

Exakt hier spielt sich der Cut ab, der dieser Handlung (geschrieben von Cullen Bunn) den Deadpool-Twist verpasst, den man als Leser erwartet: Der Symbiont hat sich nämlich zunächst gar nicht wie erwartet den späteren Bösewicht, sondern unser allseits beliebtes Großmaul mit den fehlenden Tassen im Schrank geschnappt! Dabei ist er gar nicht abgeneigt sich in die Abgründe des extraterrestrischen Schleims fallen zu lassen, wobei dieser nicht erwartet hat einen sagen wir mal „etwas anderen“ Wirt zu befallen.

In ständiger Diskussion mit seinem neuen Anzug verfangen, schwanken Deadpools Gefühle für den früheren Wirt Spider-Man zwischen Vernarrtheit und Mordlust, während er sich ganz im Stil seines Vorgängers durch die Häuserschluchten New Yorks schwingt(!). Dabei laufen ihm zum einen für das Franchise typische Alien-Bösewichter über den Weg, als auch Spideys Freunde und Feinde, die sich entweder mit seiner Haut schmücken wollen (Kraven der Jäger) oder sich an diese gerne schmiegen würden (Black Cat). Hierbei wird immer wieder damit gespielt, dass Deadpool und der Netzschwinger nicht nur gerne von Lesern verwechselt werden. Aberwitzige Situationen sind damit faktisch vorprogrammiert!

Die Story macht dementsprechend sehr viel Spaß, aber vom vollmundig angekündigten 80s-Feeling habe ich soweit nichts mitbekommen. Das liegt primär am sehr modernen Zeichenstil von Salva Espin, der zeitgeistig daherkommt und damit in logischer Konsequenz keine Nostalgie erzeugen kann. Es ändert zwar nichts an der Tatsache, dass „Back in Black“ sehr unterhaltsam ist, aber ohne den passenden Kontrast fühlt sich die Handlung nach etwas sehr aktuellem an und wird damit dem angedachten Ziel nicht gerecht.

Man kann zwar ruhig zugreifen, wenn man auf den debil-derben Humor von Deadpool steht, aber eine versprochene Zeitreise bleibt uns der Titel schuldig.

Deadpool – X für ein U

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Es ist schon etwas länger her, seit ich ein Abenteuer des Söldners mit der großen Klappe rezensiert habe und freue mich umso mehr, die abgeschlossene Storyline „X für ein U“ präsentieren zu können.

Wie der Titel und das Cover schon deutlich vorweg nehmen, sind die X-Men das tragende Element dieser Geschichte bzw. Deadpools nimmermüdes Verlangen ein Teil der Mutanten-Truppe zu werden. Bevor es jedoch dazu kommt, möchte sich Wade Wilson, wie unsere Hauptfigur mit bürgerlichen Namen heißt, einen lange gehegten Traum erfüllen und Pirat werden. Ja, richtig gehört und keiner, der Deadpools Eskapaden verfolgt kann mir erzählen, er oder sie wäre überrascht.

 

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©Panini Comics

Auf jeden Fall schwimmt unser irrer Freund aufgrund vorangegangener Ereignisse geradezu in Geld (es sei nur so viel verraten: der Preis dafür ist, dass er unter dem Radar bleibt) und was wäre am naheliegendsten als sich seine geheimen Träume einfach zu erkaufen? Dafür scheint es nicht mehr zu brauchen als einen unterwürfigen Sidekick, der sich als Papagei verkleiden und auch so sprechen muss, eine blinde Navigatorin, sowie einen gewaltigen Knacks, der zu allerlei halsbrecherischen Entscheidungen führt. Im Endeffekt das uns bekannte und lieb gewonnene Schema, dass wir erwarten, wenn wir eine Ausgabe mit dem Namen Deadpool im Titel in den Händen halten.

Wie zu Anfang angesprochen ist die Hauptgeschichte eine andere und damit das Ende des Söldners als Freibeuter auf offener See beschlossene Sache. Nach dem Ausflug in eher „klassisch“ kriminelle Gefilde, möchte Wade nämlich bei den X-Men einsteigen, die mit Cyclops an der Spitze eine Inselzuflucht für Mutanten errichtet haben. Doch schon bald merkt Deadpool, dass es offensichtlich nicht reicht auf enges Leder zu stehen, um sich dieser Gang der Guten anzuschließen. Daher versucht er auf seine ganz eigene Art die Leute von sich zu überzeugen, was im Umkehrschluss den altbekannten Cocktail aus dicken Wummen, mit Leichen gepflasterten Straßen und einer dicken Lippe ergibt. Doch ist es nicht genau das, was wir als Leser erwarten? Ich für meinen Teil kriege gar nicht genug von der respektlosen Art, die solche Veröffentlichung unter Garantie mitbringen.

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©Panini Comics

Für diesen Mix zeigt sich Daniel Way als Autor verantwortlich, der mit dem zweiten Run der Figur von 2008 bis 2013 eine Art Wiedergeburt einleitete, die das Franchise weltweit einschlagen ließ, als gäbe es keinen Morgen mehr. Dadurch ist Deadpool neben Spidey und den allgegenwärtigen Avengers zu einem brandneuen Aushängeschild avanciert, welches in logischer Konsequenz einen Film spendiert bekommen hat, der wiederum eine neue Art des Humors in die Marvel-Welt trug, der bis heute Bestand hat. Mit den in „X für ein U“ vorliegenden Heften 13 bis 18 befinden wir uns mitten in seinem Run, der sowohl Lust auf das macht, was noch kommen wird, als auch das was zuvor erschien.

Die witzigste Geschichte ist im Medium Comic aber nur halb so viel wert, wenn sie nicht von einem Künstler in Panels gepresst wird, der die Figur, die Handlung und das gewisse Etwas einverleibt hat, um alles authentisch präsentieren zu können. Zum Glück ist mit Shawn Crystal (Guardians of the Galaxy) bei der Piraten-Geschichte und Paco Medina (Star-Lord) jeweils der perfekte Mann am Zeichentisch gesessen und hat die Gabe auch ohne viele Worte einen Brüller nach dem anderen hervorzubringen oder einzelne (Selbst)Gespräche umso lustiger zu gestalten. Beide balancieren auf einem schmalen Grad zwischen cartoonesk und klassisch, wobei Medina eher zum zweiten tendiert. Genau diese Mischung macht die Reihe und damit den Erfolg aus, der sich bis heute immer wieder selbst bestätigt.

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©Panini Comics

In diesem Sinne gibt es nichts anderes als eine Kaufempfehlung für alle vorhandenen Deadpool-Fans und die, die es noch werden wollen. Klar, gibt es Elemente, die ohne Vorwissen nur halb so lustig sind, aber als Ganzes funktioniert „X für ein U“ auch für Neueinsteiger und ist damit jedem ans Herz gelegt, der etwas mit derben Humor im Superhelden-Setting anfangen kann.

Spider-Man: Erstaunliche Abenteuer – Die Spider-Man Anthologie

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Inzwischen kann ich glaub ich nicht mehr mitzählen, wie viele Bände Panini Comics neu aufgelegt hat, um entweder eine bestimmte Ära oder die gesamte Entwicklung eines Charakters nachzuzeichnen. So finden wir neben den Marvel Klassikern auch zahlreiche Anthologien, die sich zwar in der DCSparte öfter lokalisieren lassen, der aber mit Deadpool auch in der Heimat der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft ein Einstand gelungen ist.

Nun ist eben Spider-Man an der Reihe, dessen ikonenhafte Stellung zum einen keine andere Wahl zulässt, als seine Abenteuer Revue passieren zu lassen und zum anderen mit dem neuesten Kino-Hit Spider-Man: Homecoming eine perfekte Gelegenheit gekommen ist, eine neue Generation an Fans an die Figur heranzuführen. Mit Spider-Man: Erstaunliche Abenteuer – Die Spider-Man Anthologie verzichtet der Verlag dabei glücklicherweise auf einen unnötigen Aufguss von alten Geschichten, die nur aufgrund ihres Alters repräsentativ für ein Jahrzehnt sind, sondern bietet primär neuen Lesern einschneidende Storys, die das Franchise real vorangetrieben haben und zeitgleich einen guten Überblick bezüglich des veränderten Erzählstils und der verschiedenen Zeichner verschaffen.

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©Panini Comics

Wie zu erwarten, beginnt die Sammlung mit Spideys erstem Auftritt in Amazing Fantasy #15 aus dem Jahre 1962 und bewegt sich in schnellen Schritten durch die Jahrzehnte bis in die Gegenwart. Dabei gibt es einen Rundumschlag in Sachen „legendäre Gegenspieler“. Gleich in Amazing Spider-Man #2 gibt es eine erste Begegnung mit dem Geier, dessen Neu-Interpretation aktuell die Kino-Leinwände unsicher macht. Nicht fehlen dürfen auch Feinde wie der grüne Kobold, der Vampir Morbius oder Venom, die allesamt im klassischen Look über die Seiten wüten und dabei ein wohlig nostalgisches Gefühl nach sich ziehen.

Auch bezüglich Ereignisse, die die Welt von Peter Parker aka Spider-Man nachhaltig auf den Kopf stellten, wird geklotzt. So finden wir Spideys Abkehr vom Superhelden-Geschäft und allem was damit zusammenhängt, die Hefte, in denen er mit sechs Armen seinem Namensvetter noch ähnlicher wird oder die Hochzeit mit seiner Langzeit-Liebe Mary-Jane.

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©Panini Comics

Eine besondere Perle, deren Veröffentlichung in dem Band mich besonders freut, ist die Geschichte „Das lange Gespräch„, welche nur aus einem Dialog zwischen Peter und seiner Tante May besteht, die sein Geheimnis herausgefunden hat. Eine Erzählung, die einfühlsam, emotional und erstaunlich reif daher kommt und damit gleichzeitig unter Beweis stellt, dass Figuren wie Spider-Man auch ohne Action funktionieren und ihre über Dekaden anhaltende Popularität auf einer soliden Basis und keinem Trend beruht.

In diesem Sinne schließt sich auch der Kreis dieses „Best-Of„, welches sich zwar wie schon erwähnt primär an Einsteiger richtet, aber durchaus eine Investition für Fans sein kann, wenn sie die erwähnten Hefte nicht schon längst im Regal stehen haben. Ich für meinen Teil war von der Zusammenstellung positiv überrascht und habe mich neben den eigentlichen Geschichten, auch über die einleitenden Worte gefreut, die jeder Story voraus gehen und diese entsprechend historisch als auch erzählerisch einordnen. Daher kann ich als jemand, der solchen Kollektionen eher skeptisch gegenüber steht, auch ohne schlechtes Gewissen eine klare Empfehlung aussprechen.

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©Panini Comics

Old Man Logan – Band 3

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Vor kurzem habe ich über den großartigen „Der Unterwasser-Schweisser“ von Jeff Lemire berichtet, für den er nicht nur die Geschichte geschrieben, sondern auch den Zeichenstift geschwungen hat. Ein berührendes Drama über Verlust und Liebe im Familiengefüge.

In diesem Zusammenhang werden sich die wenigsten Leser (mit Ausnahme der Kenner) vorstellen können, dass der selbe Mann auch für die extrem brutale „Old Man Logan„-Reihe verantwortlich sein könnte. Klar, versuchen sich einige Autoren und Zeichner auch in anderen Bereichen des Mediums Comic, aber einen so standardisiert durchgeführten Bruch zwischen zwei Welten gibt es selten.

In der neuesten Ausgabe finden wir Logan nach den traumatisierenden Ereignissen des letzten Bands in Killhorn Falls, auf der Jagd nach Lady Deathstrike, die ihn in das entfernte Japan führt. Dort angekommen, findet er sich gleich in der Falle der sogenannten Silent Order wieder, die er schon aus seiner alternativen Vergangenheit kennt und ihn zu Handlungen zwingen möchte, denen Wolverine schon vor langer Zeit abgeschworen hat…

Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden, denn es handelt sich nicht nur um eine eigenständig tolle Story, sondern auch um eine gelungene Vertiefung der legendären Geschichte unter Mark Millars Federführung. Nicht nur einmal wird sich auf den postapokalyptischen Plot bezogen und damit eine Vertiefung der bekannten Ereignisse vorangetrieben.

Hinzu kommen die gewohnt großartigen Panels von Andrea Sorrentino, die das uns bekannte Spektrum der graphischen Erzählung regelmäßig (im wahrsten Sinne des Wortes) sprengen. Es ist schier unglaublich mit welchem Einfallsreichtum auch Szenen mit wenig Dialog, nur mit gekonntem Einsatz von Geräuschen, Gedankenströmen oder visuell umgesetzten Bewusstseinszuständen fortgeführt werden. Allein schon für das Artwork, welches seinesgleichen sucht, sollte man einen Blick in die „Old Man Logan„-Reihe wagen. Puristen könnte der Ansatz vielleicht aufstoßen, aber aufgeschlossene Leser finden hier eine spannende Lektüre, die mit ihrer Optik zeitlos zu bestechen weiß.

Auch bezüglich Band 3 müsste ich Kritikpunkte mit der Lupe suchen. Natürlich handelt es sich hier nicht um eine Story für die Ewigkeit, aber definitiv um einen der Höhepunkte im Bereich der Fortsetzungsgeschichten, den in den meisten Fällen nach einiger Zeit die Luft aus geht. Hier braucht man diesbezüglich keine Angst zu haben.

Von mir gibt es, mit einer riesigen Vorfreude auf Band 4, eine klare Empfehlung!