American Gods – Schatten Buch 2 (von 2)

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Fleißige Serienjunkies kennen den Titel des finalen Bands von Neil Gaiman spätestens seit dem gleichnamigen Release auf Amazon Prime Video und erfreuen sich seitdem am blutig-okkulten Feuerwerk „American Gods„.

Trotzdem wissen erstaunlich wenig Fans um den Fakt, dass die Geschichte ursprünglich als Roman ihren Weg in die Läden fand und der vorliegende Comic sich deswegen nicht an der Serie, sondern an der Ursprungsveröffentlichung des „Sandman„-Erfinders Gaiman orientiert.

Schon der erste Band, den ich im Zuge des Gratis Comic Tags 2018 in einem YouTube-Video besprochen habe, hat mich positiv überrascht. Zunächst von der Fantasy-Aufmachung des Titels abgeschreckt, habe ich eine ganze Weile einen Bogen um diesen Splitter-Release gemacht, bis ich mich im nachhinein extrem darüber geärgert habe, meinen Horizont selbst derart beschränkt zu haben. Nun bin ich, was Vorurteile anbelangt, eines besseren belehrt worden und habe mir sofort nach Release den Abschluss der tollen Geschichte geholt, die unter dem Titel „Schatten Buch“ firmiert.

Hier wird der Leser genau an der Stelle abgeholt, wo er zum Ende des ersten Bands zurück gelassen wurde. Der Hauptprotagonist Shadow ist, nach mehrjähriger Haftstrafe und dem Tod seiner Frau, immer noch mit seinem geheimnisvollen neuen Arbeitgeber Mr. Wednesday unterwegs. Auf eben dieser Reise begegnen die zwei immer wieder alten Bekannten von Shadows Chef, die sich mal mehr oder weniger verdeckt, als im zivilen Leben angepasste Götter der alten Welt herausstellen. Ob nun ehemaliger Schlächter oder alte Hausfrau – jeder hat sein Plätzchen gefunden. Nun versucht Mr. Wednesday die alten Recken zusammenzutrommeln, um sich den neuen Göttern der Moderne entgegenzustellen. Diese sind nicht mehr die mystischen Gestalten einer Mischung aus Traum und Albtraum, sondern die flimmernden Götzen des Konsums.

Zu Beginn von Band 2 befinden wir uns am Zielort des Treffens der alten Götter, die aber bei weitem nicht so zahlreich erschienen sind wie erhofft. Daher geht die Reise schon nach kurzer Zeit weiter und führt das Duo in das abgelegene Nest Kairo, dass seinem Namen durch die Anwesenheit einiger ägyptischer Gottheiten, die sich als Bestatter verdingen, mehr als gerecht wird. Hier scheint auch für Shadow so etwas wie Ruhe greifbar zu sein, indem er sich den nun menschlichen Überwesen anschließt und ihnen bei ihrer Arbeit unter die Arme greift.

Doch die Geschichte wäre nicht so spannend, wie sie nun mal ist, wenn hier alles nach Plan laufen würde. So platzen unverhofft alte Bekannte in Shadows neues Leben, neue Bekanntschaften lassen ihn an seinem Verstand zweifeln und die aktuelle Umgebung scheint auch nicht der Normalität zu entsprechen, die er sich so sehr wünscht…

Mehr zum eigentlichen Inhalt zu verraten, würde fast schon unter Spoiler fallen und der Komplexität der dargestellten Ereignisse einfach nicht gerecht werden. Daher sei als Ergänzung nur noch erwähnt, dass man im Verlauf der Handlung nicht nur Shadow über die Schulter blicken kann, sondern auch mit kleinen Rückblenden erklärt bekommt, wie sich die Götter und andere Wesen der alten Welt in den USA der Gegenwart eingerichtet haben. So wird dem Ganzen eine weitere Facette und damit zusätzliche Tiefe verliehen, die das Konstrukt um „American Gods“ noch durchdachter erscheinen lässt, als es ohnehin schon der Fall ist.

Das spricht vor allem für Neil Gaimans genialen Geist, der es schafft, sich konstant und über mehrere Medien hinweg zu beweisen und damit deutlich zu machen, dass eine gute Geschichte in jeder Erzählform funktionieren kann.

Natürlich werden aber Projekte, wie das hier vorliegende, nur selten alleine umgesetzt. Daher stand dem Großmeister unter anderem P. Craig Russell zur Seite, der die Ideen und Dialoge Gaimans in Skript und Layouts verschmelzen ließ. Doch was nützt das schönste Comic-Skript, wenn nicht der passende Zeichner mit an Bord ist? Doch auch hier wurde nicht gekleckert, denn mit Scott Hampton hat man die perfekte Besetzung gefunden, um die Stimmung der Handlung optimal an den Leser heranzutragen.

Dabei füllt er die Panels mit recht groben und flächigen Pinselstrichen, die in ihrer Gesamtheit eine tolle Komposition ergeben, die die Surrealität der Ereignisse perfekt einfängt, ohne zu sehr von der eigentlichen Geschichte abzulenken.

Garniert wird der Band außerdem mit einem reichhaltigen Bonusteil, der einen Haufen Variant-Cover der US-Ausgaben, sowie Skizzen-Entwürfe und Original-Seiten enthält, die den Entstehungsprozess einzelner Panels und Abschnitte wiedergeben.

Alles in allem liegt hier ein schöner Abschluss-Band vor, der aber so offen gelassen ist, dass einer Fortsetzung zumindest in der Theorie nichts im Wege steht. Visuell und erzähltechnisch wurde hier in jedem Fall ganze Arbeit geleistet, die von der ersten bis zur letzten Seite zu unterhalten weiß und einem als Leser erneut vor Augen führt, wie viele Arten an Storys es gibt, die durch grafische Literatur zum Leben erweckt werden können. Eine klare Empfehlung meinerseits, die sich schön im Regal macht und mit zwei Bänden auch für die Sammler nicht zu sehr auf dem Geldbeutel lastet.

American Gods - Schatten Buch 2 (von 2) 
Verlag: Splitter Verlag
Erschienen am: 23.04.2018 
Autor: Neil Gaiman, P. Craig Russell
Zeichner: Scott Hampton
Format: Hardcover 
Seitenzahl: 152
Preis: 19,80 EUR

Batman – Dark Knight III: Die Übermenschen

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Wenn der Name Frank Miller fällt, horcht die Comic-Szene in der Regel erstmal auf. Ob es sich nun um „300„, „The Dark Knight Returns“ oder die „Sin City„-Reihe handelt – der gute Mann hat mit jedem dieser Meilensteine seinen Legenden-Status weiter zementiert.

Trotz der damit verbundenen Erfolge und einer Reihe von Film-Umsetzungen, die seine Titel einem breiteren Publikum bekannt machten, entwickelte sich sein Schreibstil immer weiter in eine derart reaktionäre Ecke, dass selbst seine größten Fans mit der Zeit Abstand von Miller als Person nehmen mussten. Einen traurigen Höhepunkt erreichte seine kreative Tirade gegen alles „liberale“ (unter bestimmten Kreisen in den USA geradezu ein Schimpfwort) mit „Holy Terror„, eine ehemals als Batman-Geschichte konzipierte Erzählung, die sich primär gegen den Islam richtet und ihn gefühlt als Brutstätte des Bösen im Kontext von Terrorismus darstellt. Sachliche Kritik weicht dabei einem für den Autoren und Zeichner typisch blutgetränkten Pathos nach dem Motto „du oder ich“. Kein Wunder, dass DC das Projekt abgelehnt hat und Miller diesen Tiefpunkt bei einem anderen Verlag unterbringen musste. Auch visuell und auf der Ebene des Storytellings baute er immer weiter ab. Selbst die offizielle Fortsetzung zu „The Dark Knight Returns“ mit dem Titel „The Dark Knight Strikes Again“ wurde trotz vorhandener Basis, auf der man eine tolle Geschichte aufbauen könnte, sowohl von Fans als auch Kritikern zerrissen.

Gut 15 Jahre später schlug die Nachricht über eine weitere Fortsetzung natürlich hohe Wellen. Würde sich der streitbare Altmeister auf alte Stärken besinnen oder die nächste Runde seines Streifzuges gegen die „Political Correctness“ einläuten? Dahingehend beruhigte die Ankündigung über eine Erweiterung des Kreativ-Teams, dass den alternden Miller bei seiner Arbeit unterstützen würde. Zum einen Brian Azzarello („100 Bullets„, „Joker„,  „Flashpoint„) an der Seite des Autors und zum anderen Andy Kubert („Flashpoint„, „Batman and Son„, usw.) am Zeichenbrett, vervollständigt durch Klaus Janson (unter anderem „The Dark Knight Returns„) als Inker.

Nun konnte man wirklich gespannt sein, ob der Mann, der in den 80ern neben Alan Moore den Comic aus der Kinderecke in die dreckigen Gossen der Realität führte, mit Hilfe seiner Kollegen eine erneut relevante Geschichte aus dem Hut zaubern würde. Und Siehe da: Er hat es tatsächlich geschafft.

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©Panini Comics

Zunächst aber einmal eine kurze Anmerkung zum Titel des Comics, der nicht unbedingt auf eine positive geistige Entwicklung des Machers schließen lassen könnte. Während es im Deutschen mit „Batman – Dark Knight III: Die Übermenschen“ einen Querverweis zu Nietzsche gibt, lautet der mit einem bitteren Beigeschmack versetzte Titel des Originals „Dark Knight III: The Master Race„. Auch auf Englisch ist es ein kalkuliertes Spiel mit Tabus, dass man hierzulande aus nachvollziehbaren Gründen nicht mittragen wollte. Die Vermittlung eines „Herrenrasse“-Schriftzugs wäre durchaus eine eher schwierige Aufgabe auf dem deutschen Markt. Beide Bezeichnungen sind jedoch ein direkter Verweis auf den Inhalt und daher nur auf den ersten Blick eine reine Provokation.

Die Handlung setzt drei Jahre nach dem Ende des Vorgängerbandes ein. Bruce Wayne gilt als verstorben, Wonder Woman zieht auf der Amazonen-Insel Themyscira ihren Nachwuchs Lara und Jonathan auf, die beide niemand geringeres als den Mann aus Stahl ihren Vater nennen können. Dieser ist jedoch wie der dunkle Ritter seit Jahren nicht gesehen worden. Ein Status Quo, aus dem nichts auf eine Veränderung hindeutet, wenn nicht scheinbar Batman oder zumindest jemand der sich für ihn ausgibt, auf der Bildfläche erscheinen und den Verbrechern auf der Straße nach einer gefühlten Ewigkeit Saueres geben würde. Kurze Zeit später stellt sich jedoch heraus, dass sich mit Carrie Kelley das ehemalige Mündel des maskierten Rächers unter der Maske befindet und das Erbe ihres Lehrmeisters aufrechterhalten will. Wie schon im Erstlingswerk, dürfen damit zusammenhängende Verweise auf die journalistische Berichterstattung nicht fehlen, die diesmal nicht nur mit Talkshow-Ausschnitten aufwarten, sondern auch ganz aktuelle Phänomene wie virale Videos oder wirre Kommentare eines Donald Trump (klar zu erkennen, ohne benannt zu werden) mit einbeziehen. Somit wird eine Ebene der gesellschaftlichen Relevanz eingefügt, die man als belesener Fan gerne annimmt, die den uninteressierten Leser aber auch nicht irritiert. Im Endeffekt ein auf wenige Panels komprimierter Balanceakt, der das dem Comic oft angedichtete Phänomen des Trivialen infrage stellt.

Währenddessen hadert Lara mit sich selbst, da sie sich nirgendwo zugehörig fühlt. Ohne greifbare Vaterfigur wächst sie zwar unter Amazonen auf, fühlt sich mit ihren von Superman geerbten übermenschlichen Fähigkeiten aber nicht als Teil der Gemeinschaft. Deswegen beschließt der Teenager sich dazu die Festung der Einsamkeit, Rückzugsort und Geheimversteck ihres kryptonischen Vaters, aufzusuchen und dort nach Antworten zu ihrer Identität zu suchen. Dort findet sie nicht nur ihren vor längerer Zeit eingefrorenen Vater, sondern auch die zur Miniatur geschrumpfte kryptonische Stadt Kandor. Unter einer Glaskuppel gefangen, sehnen sich die Bewohner nach einer Befreiung. Einzelne als Hilferuf interpretierte Zeichen deuten zumindest darauf hin. Lara sieht nun ihre Chance gekommen sich mit in ihren Augen „ihresgleichen“ auszutauschen, schnappt sich kurzerhand die Stadt und sucht die einzige Person auf, die ihr helfen könnte: Ray Palmer alias Atom.

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Der Wissenschaftler hat es geschafft sich nach Belieben zu schrumpfen und wieder wachsen zu lassen und soll nun zur Rettung der letzten Kryptonier beitragen. Doch dieser Plan entpuppt sich als fataler Fehler. Zur Lebensgröße angewachsen, stellt sich heraus das der zuvor getätigte Hilferuf von einer Sekte um den irren Anführer Quar abgeschickt wurde, der mit der Selbstüberhöhung der eigenen Rasse eine Art faschistisch-spirituellen Führer darstellt. Noch unter der Kuppel hat er mit seinen Anhängern diejenigen ermordet, die sich nicht zu seinen Idealen bekannten und möchte dieses Spiel nun auf der Erde wiederholen. Durch die gelbe Sonne der Erde nun wie Superman mit entsprechenden Kräften ausgestattet, sieht es so aus, als gäbe es niemanden auf der Welt, der die Kryptonier-Sekte in ihre Schranken weisen könnte, wenn nicht eine uns allzu bekannte Gestalt aus dem Untergrund auftauchen würde: Bruce Wayne. Gealtert und mit Wut im Bauch offenbart er sich der Öffentlichkeit und reaktiviert auch einige seiner alten Mitstreiter, um nichts weniger als die Welt zu retten…

Inhaltlich möchte ich ab diesem Zeitpunkt nicht zuviel vorausnehmen, da sich die Spannung der Story auch aus unerwarteten Wendungen speist und damit verhindert, dass das Ganze zum üblichen Gekloppe verkommt.

Außerdem entdeckt man zwischen den einzelnen Kapiteln, die ursprünglich als Einzelhefte ihren Weg in die Regale der Comic-Shops fanden, so etwas wie Tie-Ins, die zwar die Story voranbringen, aber als Zusatzelemente konzipiert wurden. Diese wurden zudem nicht wie der Hauptstrang von Andy Kubert, sondern von Frank Miller selbst gezeichnet. Ob das eine gute Idee war, muss der Leser wohl für sich selbst entscheiden. Es ist auf jeden Fall anzumerken, dass neben der unsäglichen digitalen Kolorierung, die schon seit gut 20 Jahren nicht zu seinem Stil passt, auch die zeichnerischen Fähigkeiten des Künstlers sich im Rahmen halten. So schwankt er zwischen extrem grobschlächtigen Geschmiere und genialer Strichführung vergangener Tage. In jedem Fall kommt sein Talent nicht an das des hauptverantwortlichen Kubert ran, dem zurecht bei diesem Projekt Platz gemacht wurde. So schafft er es tatsächlich seinen eigenen Stil mit der ursprünglichen Gestaltung der 80er und damit zeitgleich Nostalgie und Moderne verschmelzen zu lassen.

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©Panini Comics

In diesem Sinne schafft es „Batman – Dark Knight III: Die Übermenschen“ sowohl auf visueller als auch erzählerischer Ebene den Sprung zum modernen Klassiker, der zwar nicht wie „The Dark Knight Returns“ eine Revolution, aber sicherlich eine Evolution darstellt, die mit gut funktionierenden Rezepten aus der Vergangenheit auch im hier und jetzt zu überzeugen weiß. Eine klare Empfehlung!

Batman - Dark Knight III: Die Übermenschen 
Verlag: Panini Comics 
Erscheint am: 10.04.2018 
Autor: Frank Miller und Brian Azzarello
Zeichner: Frank Miller, Andy Kubert, Klaus Janson
Format: Softcover bzw. Hardcover
Seitenzahl: 380
Preis: 34 bzw. 39 EUR

Am liebsten mag ich Monster

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Graphic Novel. Ein Begriff unter dem sich aktuell scheinbar jeder etwas vorstellen kann, aber doch keiner so genau weiß, wie er oder sie das Medium exakt beschreiben soll. Für die einen ist es einfach ein Terminus, den sich der Feuilleton zu eigen gemacht hat, um sich vom immer noch belasteten Begriff des Comics abzugrenzen, obwohl es sich schlussendlich um die ein und dieselbe Sache handelt. Für die anderen ist es eine Art grafisch aufbereiteter und in sich geschlossener Roman, der die Bilder aus dem Kopf des Autoren aufs Papier wandern lässt.

Am Ende des Tages liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen, lässt aber auf beiden Seiten einen wichtigen Aspekt außer acht, der Bände wie den hier vorliegenden „Am liebsten mag ich Monster“ von Emil Ferris zu etwas ganz besonderem macht. Eine Erzählung aus der Sicht eines jungen Mädchens namens Karen Reyes, die zunächst mit einem unschuldigen Anstrich den Leser auf eine falsche Fährte lockt, um im Laufe der Handlung mit einem Vorschlaghammer an Emotionen die Vielzahl an Facetten des Erstlingswerks der Autorin und Zeichnerin offenzulegen.

Dabei folgen wir nicht einfach einer Figur von Panel zu Panel, sondern lesen quasi in Karens Tagebuch, dass im Stil eines Ringblocks aufgemacht ist und ihre Alltagsbeobachtungen, sowie intimsten Gedanken zu Familie, Freunden und der Liebe beinhaltet. Dazwischen platziert sie eine Vielzahl an Monster- und Pulp-Zeichnungen, die auf trashigen Postern und Magazin-Covern basieren. So wird man langsam an die Familiensituation herangeführt, sieht die holprigen Versuche Freundschaften zu etablieren und die Entdeckung der eigenen Andersartigkeit in Form einer aufkeimenden Homosexualität. Die Selbstdarstellung als ein mit Reißzähnen bewaffnetes kleines Monster ist dabei eine offensichtliche Metapher für die erfahrene Ausgrenzung in der unmittelbaren Umgebung, die empfundene Andersartigkeit in Bezug auf ihre sexuellen Empfindungen, aber auch ein imaginierter Schutz vor der als unfair und gefährlich empfundenen Welt der 1960er-Jahre in den USA.

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©Panini Comics

Ab einem gewissen Zeitpunkt vollzieht sich jedoch ein schleichender Bruch, der die Coming-of-Age-Geschichte in Richtung Murder-Mystery führt, als Anka Silverberg, die Nachbarin der Reyes (bestehend aus Karen, ihrer Mutter und ihrem Bruder) ermordet wird. Dies ist gleichzeitig der Ausgangspunkt für einen Film-Noir-artigen Handlungsstrang, in dem Karen sich als Detektivin betätigen möchte, um das Geheimnis um den Tod der deutschen Immigrantin aufzuklären.

Dabei schlittert man mit ihr durch ein von sozialen Problemen durchzogenes Chicago, dass kein relevantes Thema der Zeit außen vor lässt und mit historische Ereignissen als Authentizitätsbeweise durchzogen ist. Auf diesem Weg begegnet sie nicht nur die in ihrem Kopf spukenden, sondern auch den ganz realen Monstern dieser Welt. Diese lassen sich aber auch in der Vergangenheit finden, in die Karen durch das Anhören alter Kassetten abtaucht, um weitere Hinweise in ihrem Fall zu erlangen. Dabei wird die desaströse Kindheit und Jugend von Anka Silverberg während der Weimarer Republik und den Jahren der NS-Herrschaft nachgezeichnet, die in ihrer Wucht bezüglich Themen wie Kindesmissbrauch oder Antisemitismus allein schon wegen dem Kontrast zu Karens eigener Geschichte beim Leser einschlägt wie eine Bombe und sich angereichert mit erschütternden Details fast bis zum Schluss des Bandes durchzieht.

Weitere Details zum Inhalt möchte mir ab diesem Zeitpunkt sparen, um die Spannung beim lesen zu erhalten und die weiter oben erwähnte „Mystery“ ihrem Namen gerecht werden zu lassen.

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©Panini Comics

Bezüglich der visuellen Aufmachung ist es schwer in Worte zu fassen, was Emil Ferris hier auf ganzen 420 Seiten zu Papier gebracht hat. Vielleicht ging es ihr bei der Erstellung von „Am liebsten mag ich Monster“ ähnlich, denn hier nutzt sie die Eigenarten des Comics bis zum äußersten aus und zeigt damit auf, dass grafische Literatur ein eigenständiges Medium ist, dass Möglichkeiten bietet Dinge darzustellen, die in Worten kaum zu beschreiben sind. Allein die Tatsache, dass wir Karens gezeichnetes Tagebuch in den Händen halten, bietet uns die Möglichkeit die Welt durch die Augen des Hauptcharakters zu betrachten. So schwankt die Darstellung ihres idealisierten Bruders vom Helden zum Monster und zurück, ein Besuch im Museum wird zum wortwörtlich greifbaren Ereignis und es ist nie die Sicherheit gegeben, dass Freunde und Bekannte bezüglich ihres Aussehens nicht gerade gänzlich auf der Interpretation von Karen  basieren. Genau dieses Spiel zwischen Fiktion und Realität macht den zusätzlich Reiz aus, der Comics (oder Graphic Novels wenn man darauf besteht) für sich einzigartig macht.

Neben dem sicheren Umgang mit dem Medium, erweist sich Emil Ferris neben ihrem Talent als Autorin, auch noch als großartige Künstlerin, die offensichtlich kein Problem damit hat zwischen Cartoons, photorealistischen Momentaufnahmen und Reinterpretationen berühmter Kunstwerke zu springen, aber am Ende doch ein Gesamtbild zu erzeugen. Mit Blei- und Buntstift bewaffnet, hat sie es geschafft jede Seite extrem individuell zu gestalten, aber trotzdem in einen Fluss zu setzen, der angenehm von Kapitel zu Kapitel gleitet und den Leser zeitgleich motiviert mit Karen weitere Geheimnisse offen zu legen.

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©Panini Comics

Alles in allem handelt es sich bei „Am liebsten mag ich Monster“ daher um nichts weniger als ein Gesamtkunstwerk, dass nicht ohne Grund für den prestigeträchtigen „Hugo“-Award nominiert wurde. Daher ist es eigentlich fast unglaublich, dass die Künstlerin mit Mitte fünfzig hier ihren ersten Band vorgelegt hat. In diesem Sinne darf man darauf hoffen, dass noch zahlreiche Nachfolge-Ausgaben ihren Weg in die Bücherregale der Leser finden werden, denn von diesen wird es nach der Lektüre dieses Titels nicht wenige geben. Eine klare Kaufempfehlung!

Am liebsten mag ich Monster
Verlag: Panini Comics 
Erscheint am: 25.06.2018 
Autorin und Zeichnerin: Emil Ferris
Format: Softcover 
Seitenzahl: 420 
Preis: 39 EUR

Black Hammer (Bd. 2) – Das Ereignis

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Black Hammer. Ein Titel der schon bei der Ankündigung des Lizenzerwerbs durch den Splitter-Verlag hohe Wellen schlug, durch die Vorschau am Gratis Comic Tag einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wurde und schlussendlich, durch die renommiertesten Auszeichnungen der Comicbuch-Branche, einen wahren Hype um den Tausendsassa Jeff Lemire ausgelöst hat. Als auch noch genannter Autor viel gelobter Serien wie „Sweet Tooth„, „Der Unterwasser-Schweisser“ oder auch „Old Man Logan“ sein Kommen zum Comic-Salon Erlangen und damit zur größten Comic-Veranstaltung Deutschlands ankündigte, drehten Szene und Feuilleton endgültig durch.

Doch woher kommt die Begeisterung für eine Geschichte, die sich vordergründig erneut dem unendlich oft bespielte Thema der Superhelden annimmt? Nun, zunächst einmal sollte festgestellt werden, dass die Hauptprotagonisten zwar tatsächlich dem klassischen Bild der Kämpfer für die Gerechtigkeit entsprechen, aber in Bezug auf die Bedienung von Klischees, ungefähr so viel mit dem üblichen DC- und Marvel-Aufgebot zu tun haben, wie die Gruppe kaputter Gestalten in Watchmen.

Noch immer befinden sich Abraham Slam, Golden Gail, Colonel Weird, Madam Dragonfly, Talky-Walky und Barbalien auf der abgelegenen Farm in der Nähe einer Kleinstadt, die nicht so normal scheint, wie man zunächst glauben möchte. Vor allem eine unsichtbare Barriere um das Areal macht der Gruppe sorgen. Da sie eine bestimmte Grenze nicht überschreiten können, ohne in ihre Bestandteile zerfetzt zu werden, versucht der Roboter Talky-Walky Kontakt mit der Außenwelt über eigens gebaute Sonden herzustellen, scheitert aber regelmäßig.

Als zum Schluss des ersten Sammelbandes aber Lucy Weber, die Tochter des verstorbenen Helden und Namensgebers der „Black Hammer„-Reihe, plötzlich wie aus dem nichts auftaucht und ab Beginn des nun erschienenen zweiten Teils („Das Ereignis„) versucht das Geheimnis um den Tod ihres Vaters und der Stadt zu lösen, offenbaren sich langsam Motive und Hintergründe, die zumindest den Ansatz einer Erklärung bieten.

Dabei treten zeitgleich die Beweggründe mancher der Hauptfiguren deutlicher zutage, da die immer wieder eingestreuten Rückblenden und Origin-Geschichten so einige noch im Dunkeln liegende Geheimnisse hervorholen und damit regelmäßig für „Aha“-Effekte sorgen.

Insbesondere wenn es sich dabei um Themen wie Sexualität oder den psychischen Zerfall einzelner Charaktere handelt, spielt die Geschichte ihre Stärken aus, da zu keinem Zeitpunkt das Gefühl aufkommt, dass hier nur ein Mittel zum Zweck genutzt wird, sondern die Handlung real vorangetrieben wird, während sich das gesamte Konzept angenehm deutlich durch seine Tiefe von den uns schon bekannten Konsorten der Mitbewerber-Verlage abhebt.

Mehr möchte ich an dieser Stelle zum Inhalt nicht verraten, da dieser wirklich eine Klasse für sich ist und es dementsprechend nicht verwundert, dass schon mehrere Spin-Offs und noch kein Ende der Hauptreihe angekündigt wurden. Auch visuell wird nicht mit den üblichen Zutaten gekocht, was wiederum dem erwähnten Gefühl zuträglich ist, keinen klassischen Superheldenstoff durchzuackern. Mit dem ungewöhnlichen, aber sehr passenden Look von Dean Ormston nimmt man in meinen Augen das „spezielle“ der Figuren und der Umgebung viel einfacher auf, als muskelbepackte Halbgötter mit angedichtetem Makel und statischem Setting. In Kombination mit Dave Stewarts Farbenspiel ergibt sich schlussendlich ein erfrischendes Gesamtprodukt, von dem man nicht genug kriegt. Auch David Rubín sorgt für Abwechslung, indem er einen fast cartoonesk wirkenden Abenteur-Stil anwendet, um ein ganzes Kapitel als Rückblende zu gestalten und damit dem subjektiven Gefühl der Erinnerung Rechnung trägt.

Alles in allem kann man daher sagen, dass es sich, wie schon beim ersten Band um ein Must-Have handelt, über das man noch in vielen Jahren sprechen wird. Ähnlich wie bei Mark MillarsKick-Ass“ oder Mike MignolasHellboy„, wird vor unseren Augen live ein Universum erschaffen, dass die Fans nicht nur aufgrund des klingenden Namens des Autors, sondern primär wegen der immens hohen Qualität an sich bindet. Ich persönlich sitze schon auf heißen Kohlen und kann kaum erwarten, was in knapp einem Jahr der dritte Band mit dem klingenden Titel „Age of Doom“ (04/2019) zu bieten hat. Da es ja doch noch etwas dauert, kann man sich dazwischen aber auch die Zeit mit den Spin-Offs „Doctor Star“ (01/2019) und „Sherlock Frankenstein“ (09/2018) versüßen. Falls ihr aber allen Ernstes noch nicht mal den ersten Band euer Eigen nennt, empfehle ich dringendst einen Ausflug in den nächstgelegenen Comic-Shop eures Vertrauens!

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Mit Jeff Lemire beim Comic-Salon Erlangen

Black Hammer (Bd. 2): Das Ereignis
Verlag: Splitter Verlag 
Erschienen am: 22.05.2018 
Autor: Jeff Lemire 
Zeichner: Dean Ormston, David Rubín
Kolorist: Dave Stewart
Format: Hardcover 
Seitenzahl: 176 
Preis: 24,80 EUR

 

 

 

Paper Girls – Band 3

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Inzwischen sollte die Reihe „Paper Girls“ (Band 1, Band 2) so gut wie jedem Comic-Leser ein Begriff sein. Die Mehrfach ausgezeichnete Geschichte von Brian K. Vaughn (Autor; u.a. „We Stand on Guard„), Cliff Chiang (Zeichner) und Matt Wilson (Farben) ging vor nicht allzu langer Zeit durch die Decke und erfuhr aufgrund des ähnlichen Looks & Feels von „Stranger Things“ einen zusätzlichen Schub.

Der Erfolg kommt dabei explizit durch die enorm hohe Qualität der Geschichte und der visuellen Aufmachung zustande, die die Definition dessen, was man als Comic versteht auf ein ganz eigenes Level heben. Es kommt selten vor, dass Graphic Novels und Co. im Rahmen ihrer Möglichkeit eine solche Dynamik im Bereich des Storytelling entwickeln, dass man gefühlt in die Panels gesogen wird. Wie bei Filmen und Büchern gibt es viele spannende Erzählungen, doch die wahren Perlen sind selten und strahlen dafür umso heller.

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©Cross Cult

So ein Fall ist auch „Paper Girls 3„, dass direkt an den Vorgänger anschließt, in dem drei der vier Heldinnen dieser Geschichte einen Sprung aus einem Helikopter in ein Zeitfenster wagten. Zuvor landeten sie auf der Suche nach ihrer Freundin KJ durch ein ähnliches Portal im Jahr 2016 (alles beginnt im Jahr ’88, daher das zuvor erwähnte Retro-Feeling), nur um in einer halsbrecherischen Aktion in einer Steinzeit-Welt, samt passender Flora und Fauna anzukommen. Hier treffen sie endlich ihre verloren geglaubte Kameradin, aber auch einen Haufen unangenehmer Zeitgenossen, die Jagd auf eine junge Kriegerin samt Baby machen. Um der Situation noch einen drauf zu setzen, taucht auch plötzlich eine Zeitreisende aus der Zukunft auf und gerät sofort zwischen die Fronten.

Hieraus versuchen sich Erin, Mac, Tiffany und KJ so schnell wie möglich zu befreien und einen Weg in ihre Heimat Stony Stream zu finden und das am besten in der Zeit, aus der sie ursprünglich kommen. Klingt zunächst wie eine von vielen Abenteuer-Geschichten in einem Fantasy- bzw. Science Fiction-Setting, ist aber so viel mehr.

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©Cross Cult

Insbesondere die Charakterzeichnung der Hauptprotagonistinnen gehört zu dem besten was man seit langer Zeit gesehen hat. Jede der Figuren wirkt individuell, jenseits von zweidimensional und durchwegs sympathisch. Bei jedem Dialog formen sich immer neue Facetten, die dem Leser Lust darauf machen, das Abenteuer der vier Mädchen so lange wie möglich zu begleiten und herauszufinden, was die Zukunft für sie bringt. Man leidet mit, freut sich über jeden kleinen Schritt in Richtung Ziel und bangt um jede von ihnen, wenn neue Gefahren auftauchen. Dazu tragen vor allem die schönen Dialoge bei, die immens die Tiefe der Geschichte erweitern und einen tollen Coming-of-Age-Charme versprühen. Nicht zu vergessen ist der vollkommene Verzicht auf Klischees von „abenteuerlustigen Mädchen, die Mädchen bleiben“ im Sinne einer vorbestimmten Zuordnung von Charaktereigenschaften aufgrund von Alter und Geschlecht. Wenn man sich durch die Story arbeitet, hat man wirklich das Gefühl die Figuren auch in seinem Leben kennen gelernt zu haben und nimmt ihnen ihre Ängste und Hoffnungen sofort ab, da diese greifbar erscheinen.

Man merkt darüber hinaus das handwerkliche Können der Macher an einem Punkt, den man beim lesen kaum bemerkt. Es werden immer wieder kleine Anspielungen auf den Hintergrund der Ereignisse eingestreut, dieser wird jedoch stets im dunklen gehalten. Man weiß nach drei Bänden immer noch nicht wirklich etwas über die Zeitreisenden, was es mit den „Apple“-Logos (ja, das uns bekannte Unternehmen) auf ihren futuristischen Geräten auf sich hat und warum die Mädchen hineingezogen wurden. Trotzdem fühlt sich der Erzählstrang bewusst gewählt und natürlich an. Dadurch wird die Spannung stets aufrecht erhalten, während man zeitgleich persönlich mit den Charakteren mitfiebert. Eine Konstellation, die auf diesem schon erwähnt hohen Niveau schnell die Frage aufkommen lässt, wann es denn endlich weiter geht. Zum Glück ist aber schon bekannt, wann uns die Fortsetzung ins Haus steht und das ist garnicht so weit entfernt. Am 16.05.2018 erscheint der vierte Band, dessen Besprechung ihr auch hier finden werdet. Bis dahin habt ihr aber Zeit euch den Vorgänger und wenn nicht schon geschehen, die ersten beiden Bände zu besorgen. Ihr werdet es nicht bereuen!

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©Cross Cult

Paper Girls - Band 3
Verlag: Cross Cult 
Erschienen am: 18.12.2017 
Autor: Brian K. Vaughan
Zeichner: Cliff Chiang 
Colorist: Matt Wilson
Format: Hardcover 
Seitenzahl: 144
Preis: 22 EUR

The Death of Stalin

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Die meisten werden den Titel dieses Comics in einem anderen Zusammenhang gehört haben, als sie in den letzten Wochen eine Zeitung aufgeschlagen oder die Nachrichten angesehen haben. „The Death of Stalin“ wurde als Film in Russland verboten, weil dieser in den Augen der Zensoren (oder offiziell Kultusministerium genannt) einen Angriff auf die Kultur des Landes darstellen soll. Eine ziemlich gewagte Aussage, wenn man an einen paranoiden Massenmörder denkt, doch die im Zuge eines aufkeimenden Nationalismus voranschreitende Rehabilitierung scheint zu fruchten. Ein Sieg über den Faschismus überschattet dabei so sehr die unfassbaren Verbrechen Stalins, dass eine humoristische Kritik wohl in die Kategorie Landesverrat fällt.

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Was in dem Zusammenhang nur wenige wissen ist, dass der Film auf einem Comic von Fabien Nury und Thierry Robin aus dem Jahr 2010 basiert und nun (vermutlich im Zuge des kleinen Hypes um den Kino-Release) zum ersten Mal auf deutsch beim Splitter-Verlag erscheint.

Wie der Titel des Bandes schon verrät, dreht sich alles um die absurden Abläufe nach Stalins Tod, die sich primär aus dem Chaos innerhalb des kommunistischen Zentralkomitees speisen. Schon am 02.03.1953, dem Tag an dem der sowjetische Diktator einen Schlaganfall erleidet, der kurze Zeit später tödlich verläuft, spielen sich Szenen ab, die man sich kaum vorstellen kann. Leute wie der Innenminister Lawrenti Beria, der den Fokus der Geschichte großteils auf sich zieht, oder der spätere Generalsekretär Nikita Chruschtschow bieten sich dabei einen Schlagabtausch aus Intrigen, Denunziationen und menschlichen Abgründen, den man sich bei Personen in Machtpositionen generell nicht vorstellen möchte. Dabei wird überspitzt(?) die Absurdität eines zum Scheitern verurteilten Systems anhand von Situationen, wie der Bestimmung eines behandelnden Arztes dargestellt: So muss einstimmig beschlossen werden, welche Mediziner konsultiert werden sollen um sich um Stalin zu kümmern, wobei sich die Auswahl durch die zuvor denunzierten und daraufhin liquidierten jüdischen Top-Ärzte ziemlich verengt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Entscheidung darüber vertagt(!) werden soll, da sich das Zentralkomitee vor der möglichen Reaktion Stalins fürchtet, sollte er doch überleben.

In diesem Sinne ist „The Death of Stalin“ eine bitterböse Realsatire, die unverblümt den Kampf in einem Machtvakuum beschreibt, dass selbst nach dem Tod des Sowjet-Diktators von diesem bestimmt zu sein scheint. Jede Handlung wird mit dem vermuteten Willen Stalins abgewogen, während Pläne geschmiedet werden die politischen Mitbewerber auszuschalten. Dagegen wird in kürzeren Sequenzen das Leben der einfachen Bürger gegengeschnitten, die im Glauben an die Unantastbarkeit ihres Führers nach Moskau pilgern, um ihren Tribut zu zollen. Dem folgt eine Überreaktion der Streitkräfte, die den Massenauflauf nicht mehr unter Kontrolle haben und nur noch mit der ihnen eingeimpften Gewalt eine Antwort finden. Durch diese Konstellation lacht man köstlich über die Mischung als Weltfremdheit und eiskalter Kalkulation, bis einem das Lachen im Hals stecken bleibt. Wüsste man nicht, dass die Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht, könnte man sich gemütlich zurücklehnen und das Spektakel durch die Brille der Fantasie betrachten. Leider musste erstaunlich wenig hinzugedichtet werden. So wurden den Charakteren nur griffigere Züge verpasst oder Abläufe umstrukturiert, um Zusammenhänge besser begreifen zu können.

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Die Macher machen auch keinen Hehl um ihre Anpassungen und beziehen sich im Bonus-Teil des Bandes ganz explizit auf ihre Arbeitsweise, ihre Gedanken und die Entwicklung der Geschichte. Damit überlassen sie Nationalisten nicht das Feld und geben zeitgleich Interessenten für den Entstehungsprozess einen Einblick, der mehr zum Verständnis der Geschichte beiträgt. Hierbei merkt man Nury und Robin auf jeder Seite an, wie ernst sie die Thematik der beschriebenen Zeit nehmen und das der Humor daher einfach ein Stilmittel ist, um sich den schrecklichen Ereignissen besser annähern zu können.

In Mütterchen Russland sieht man das bekanntlich anders. Hier sieht man das Andenken an einen Nationalhelden beleidigt, da man über ihn lacht. Da wiegt der Sieg über Hitler-Deutschland offenbar mehr als die Opferzahlen seiner Säuberungsaktionen, die sich bezüglich der Höhe auf Platz zwei nach Mao Zedong befinden. Daher ist es umso wichtiger den Menschen mit solchen Werken zu signalisieren, dass die Realität durch eine ideologie nicht für nichtig erklärt werden kann. Ein Werkzeug dafür lässt sich in der Kunst finden und in den letzten Jahren umso deutlicher in der Comic-Branche. Wie sehr die Mächtigen die bildenden Künste dabei als Gefahr ansehen, lässt sich an Verboten umso deutlicher ablesen.

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Hier findet man daher nicht nur einen spannenden Polit-Thriller mit schwarzhumorigen Anstrich, sondern ein bebildertes Statement gegen eine geschichtsrelativierende Denkweise, die sich aus einem falsch verstandenen Nationalstolz speist.

Eine klare Empfehlung meinerseits, euch „The Death of Stalin“ ins Regal zu stellen!

The Death of Stalin
Verlag: Splitter 
Erschienen am: 25.02.2018
Autor: Fabien Nury
Zeichner: Thierry Robin
Format: Hardcover
Seitenzahl: 144 inkl. Bonus-Material
Preis: 29,80 EUR

Suicide Squad Paperback 1: Die stählerne Gruft

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Das Rebirth-Universum von DC-Comics baut sich immer weiter auf und etabliert mehr und mehr Serien, die Neuleser hinzugewinnen und alte Fans bei der Stange halten sollen. Eine zumindest im Mainstream relativ neu angesiedelte Reihe dreht sich dabei um die Taskforce X, die besser unter dem Namen Suicide Squad bekannt ist.

Spätestens seit dem Kinodebüt dieses Antihelden-Teams sieht man mehr oder weniger gelungene Cosplay-Versionen von Joker und Harley aus dem Boden sprießen und Fans nach mehr Stoff rund um die Psychopathen-Bande gieren, obwohl die Kritik am Streifen alles andere als milde ausfiel.

Nun ja. Comics und Filme sind zwei Paar Schuhe. Daher soll im Folgenden die Kritik am ersten Paperback „Die Stählerne Gruft“ (und damit den ersten Heften der neuen Reihe) gänzlich ohne Verweise auf David Ayers Werk auskommen.

Wobei…eine Parallele, die auch im Vorwort des Bands Erwähnung findet, möchte ich herausheben. Für den ersten Teil der Handlung ist am Zeichenbrett niemand geringeres als Jim Lee verantwortlich, Herausgeber bei DC Comics und DER Name, wenn es um actiongeladene Kämpfe mit und um Antihelden in den 90er Jahren geht. Viel Pathos, Einzeiler zum Fremdschämen und dicke Wummen waren das Rezept der Wahl, wenn es um Comics bis zur Jahrtausendwende ging. Genau diesen Rückgriff auf bewährte Mittel führten die Macher nun fast zwanzig Jahre nach der Hochphase dieses Trends durch und zeigen auf, dass alt nicht gleich altbacken sein muss.

Nun aber mal zum Inhalt. „Die stählerne Gruft“ beginnt mit einer Diskussion zwischen Amanda Waller, der Initiatorin des psychopathischen Selbstmordkommandos und dem ehemaligen (zu diesem Zeitpunkt in den letzten Zügen seiner Amtszeit) Präsidenten der vereinigten Staaten, Barack Obama. Dieser erfährt quasi kurz vor knapp von der Existenz der Taskforce X und möchte diese sogleich auflösen. Geschickt ringt ihm Waller jedoch einen Kompromiss ab, indem sie den Bösewichten den bis dato inhaftierten Colonel Flagg zur Seite stellt, der als eine Art Aufpasser fungieren soll, während die streng geheimen Missionen rund um Harley Quinn, Enchantress, Killer Croc, Deadshot und Captain Boomerang durchgeführt werden.

Eben eine dieser Missionen verschlägt die Gruppe in ein Unterwassergefängnis in Russland, dass von niemand geringerem bewacht wird, als dem sowjetischen Gegenstück der Suicide Squad mit dem klingenden Namen Annihilation Brigade. Um noch ein wenig in Klischees rumzuwaten haben die Mitglieder sich ein paar schöne Alias-Titel wie Gulag, Tankograd und Cosmonut zugelegt. Doch für einen wirklichen Kampf bleibt tatsächlich gar nicht so viel Zeit, nachdem schnell festgestellt wird, was hier eigentlich vervorgen wird: Die Superhackerin und Harley-Fan Hack (nicht mit dem Fleischgericht zu verwechseln) und General Zod, der in der Phantom-Zone sein Dasein fristet.

Nach einem kurzen, aber unterhaltsamen Gefecht, schaffen es die Irren beide Gefangenen in die USA zu transportieren, wo Waller auf den tollen Einfall kommt, die Neuankömmlinge in die Taskforce X zu integrieren. Kein Problem bei Hack, die ohnehin Superschurkin werden möchte, aber bei Zod gestaltet es sich reichlich schwierig, als die Phantom-Zone, aus der er gezogen wurde, alle Anwesenden in der Geheimanlage durchdrehen und jeden jedem an die Gurgel gehen lässt. Mit einer einzigen Ausnahme: Harley Quinn. Die Clownprinzessin des Verbrechens scheint nämlich ins genau Gegenteil verkehrt worden zu sein und kann plötzlich klar denken und ist damit die einzige Hoffnung, die Lage zu entschärfen…

So viel erstmal zur Geschichte, ohne zu viel vorweg zu nehmen. Eins muss jedoch noch erwähnt werden. Um dem Ganzen eine gewisse Tiefe zu verleihen, werden sowohl dazwischen, als auch im Nachgang die Origin-Storys der einzelnen Charaktere (aber nicht alle) eingeflochten und bieten dadurch eine gewisse emotionale Nähe zu Katana, Killer Croc und Co. Vor allem ist sowas im Kontext der fast durchgehenden Klopperei bitter nötig, um nicht in zu generische Gefilde abzuwandern und die eigene Bedeutungslosigkeit einzuleiten.

In diesem Sinne ist mit dem ersten Paperback zur Suicide Squad ein solides Produkt veröffentlicht worden (für 17,99€ als Softcover), dass als unterhaltsamer Action-Snack durchgeht, aber darüber hinaus noch beweisen muss, ob es für einen längerfristigen Erfolg reicht. Ich für meinen Teil bleibe ein wenig skeptisch, da Schießereien und abgedrehte Situationen für sich Spaß machen, aber auf Dauer nicht zu überzeugen wissen, solange nicht eine spannende Geschichte das Konzept zusammenhält. In jedem Fall darf man gespannt sein, ob sich die Reihe außerhalb des popkulturell befeuerten Ruhms etablieren kann.

 

Old Man Logan – Band 5: Blutige Erinnerung

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Endlich ist es wieder soweit und wir dürfen wieder die postapokalyptische Welt von „Old Man Logan“ betreten, der zum aktuellen Zeitpunkt der einzige lebende Wolverine des Marvel-Universums (ja, nur das Standard-Kontinuum) ist und sich als gealterte Version seiner selbst auf dem vermeintlichen Weg zur Erlösung begeben hat.

Zunächst einmal sei gesagt, dass man nicht umhin kommt den Vorgängerband zu lesen. Es werden sicherlich auch neue Leser Spaß an der Handlung haben, aber ohne die Vorgeschichte bleibt am Ende trotzdem primär Verwirrung als dominierendes Gefühl zurück. Für all jene, die entweder zu faul sind oder aufgrund der teils verlagsvergriffenen Ausgaben ohnehin nicht alle Nummern im Schrank stehen haben, helfe ich aber gerne weiter:

Wie schon die Inhaltsangabe verrät, hat Logan sein Mündel (den Sohn von Hulk) alleine in der Obhut einer Freundin zurückgelassen und versucht mit Hilfe des (kein Witz) Magiers Asmodeus seinen Fehler rückgängig zu machen. Als ihn der Zauberer jedoch hintergeht, wird Wolverines Geist durch den Strom der Zeit zurückgeschleudert, während sein Körper als Hülle zurückbleibt und an höchstbietenden Gangster übergeben werden soll.

Genau hier steigt der Band „Blutige Erinnerung“ ein und versetzt Hauptfigur und Leser in die chronologisch frühesten Epochen, in denen Logan seine Abenteuer erlebte. Angefangen in Kanada des 19. Jahrhunderts, über die erste Begegnung mit dem Hulk, bis hin zu seiner anfänglichen Zusammenarbeit mit den X-Men ist alles dabei was das Herz der Nostalgiker höher schlagen lässt. Dabei scheut der Autor Jeff Lemire in seinem Abschlussband, trotz des eher düsteren Settings nicht vor Selbstreferenzen aus der langen Geschichte des Mutanten zurück, die sich nicht nur in Optik, sondern gerne auch in Stimmung und Dialogen widerspiegeln. Ich sag nur so viel: Cheesy Sprüche aus den 90ern werden definitiv auch serviert und lassen dem geneigten Leser einen wohligen Schauer über den Rücken laufen!

Trotzdem ruht sich der Autor dieser Rückschau nicht auf der bewegten Historie von Wolverine aus, die als Fan-Service wohl für einige ausreicht hätte, sondern garniert die Szenerie mit gehörig Emotionen, die einen in regelmäßigen Abständen den Frosch im Hals spüren lassen. Es ist in meinen Augen immer noch ein relativ seltenes Phänomen in Superhelden-Comics tiefergehende Emotionen beim Leser auszulösen, doch hier geschieht es wie nebenbei und damit umso eindrucksvoller.

Was die visuelle Umsetzung anbelangt, sehen wir nun zum ersten Mal einen anderen Künstler am Werk als Andrea Sorrentino, der mich immer noch extrem begeistert und zu meinen absoluten Favoriten der Branche gehört. Diesmal sehen wir Eric Nguyen am Zeichenbrett, der stilistisch durchaus in der Ecke von Sorrentino zu verorten ist, aber durch seinen „klassischeren“ Stil in Bezug auf Panel-Aufbau und Charakterzeichnung eine individuelle Note setzen kann. Zwar darf man deswegen nicht mehr die teils extrem abstrakten Splash-Pages und andere ungewöhnliche Experimente erwarten, wird aber immer noch mit einer Dynamik versorgt, von der die Bilder einer solche Geschichte leben.

Dementsprechend kann ich schon, wie bei den Ausgaben zuvor, meine wärmste Empfehlung für diesen Band und für die Reihe insgesamt aussprechen, die mit zu dem besten Output gehört, den Marvel (bzw. Panini Comics) aktuell zu bieten hat. Ich für meinen Teil bin sowohl erstaunt, als auch begeistert, dass Lemire die Qualität der Handlung über den gesamten Run halten konnte und bin in dem Zusammenhang auch sehr gespannt darauf, wie sich ein komplett neues Kreativteam bei der Fortsetzung schlägt, die für den 5. Juni angekündigt wurde. Bis dahin habt ihr aber genug Zeit, euch an den schon schon veröffentlichten Bänden (1, 2, 3, 4) zu erfreuen!

 

 

Batman – Der dunkle Prinz (Band 1 von 2)

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Es kommt durchaus mal vor, dass ein europäischer Künstler sich an einem Flaggschiff von DC Comics versuchen darf, doch meist beschränkt sich die Arbeit auf fortlaufende Serien, in denen Experimente und eine zu individuelle Handschrift eines Autoren oder Künstlers nur ungern gesehen werden.

Deswegen gleicht der Release von Batman – Der dunkle Prinz einer kleinen Sensation, da zum einen der Schweizer Enrico Marini (u.a. Die Adler Roms) ganz alleine für Inhalt und Optik verantwortlich ist und zum anderen die auf zwei Bände angelegte Geschichte in Hardcover-Alben frankobelgischen Stils erscheinen wird. Band eins liegt schon in den Regalen, während der Abschluss im Juni (also vermutlich im Rahmen des Comic Salons Erlangen) veröffentlicht wird.

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© Panini Comics

Doch worum geht es in der Story eigentlich? Zunächst einmal mutet die Handlung ziemlich typisch für Batman an. Mal wieder wird der dunkler Ritter mit dem Joker konfrontiert, der hier tatsächlich wie eine Art Clown aussieht und sich mit einem dazu passenden Gefolge umgibt. Natürlich dürfen in so einer Konstellation auch nicht die weiblichen Pendants der zwei ewigen Feinde fehlen: Catwoman und Harley Quinn, die ebenfalls in einer recht frischen Optik präsentiert werden und den Leser daran erinnern, dass es sich hier tatsächlich um ein eigenständiges Werk handelt. Außer diesen Ausnahmen wirkt alles ein wenig austauschbar, als aber eines Tages eine Kellnerin an der Tür von Bruce Wayne klingelt und ihn mit den angeblichen Folgen einer Jahre zurückliegenden Nacht konfrontiert, erfährt die Handlung einen Spin, den man schon lange nicht mehr im Zusammenhang mit Batman erlebt hat. Als der Joker auch noch Wind von der Sache bekommt, ist der Aufbau zum Cliffhanger perfekt, der es einem so richtig unter den Fingernägeln brennen lässt, wie sich die Sachlage entwickelt…

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© Panini Comics

Das Ganze wird dabei in wunderschönen Panels präsentiert, die gänzlich handgemalt sind und digitale Trickkisten weglassen. Dadurch kommen unter anderem wunderschöne Splash-Pages zustande, die eine wahre Augenweide sind und die ein ganz gutes Bild davon vermitteln, warum Jim Lee (Herausgeber von DC Comics) sich persönlich dafür einsetzte, dass Marini seinen heimlichen Traum eines eigenen Batman-Comics umsetzen konnte.

Um die Besonderheit dieser Veröffentlichung zu unterstreichen, wird der Story ein ausführliches Interview zwischen dem Macher des vorliegenden Bandes und Alexander Bubenheimer von Panini Comics nachgestellt, dass nochmal die Vorgeschichte zur Entstehung von „Der dunkle Prinz“ aufgreift, die besonderen Umstände als Künstler vom europäischen Kontinent umschreibt und einen Ausblick auf das Finale im Juni  gibt, welches definitiv in meinen Schrank wandern wird!

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© Panini Comics

In diesem Sinne macht man bei einer Anschaffung dieses Prachtstücks für knapp 17 Euro nichts falsch. Ein visuell und inhaltlich schönes Gesamtwerk, dessen Abschluss ihr sicherlich genauso sehnlichst erwarten werdet wie ich!

Spawn Origins Collection – Band 10

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Endlich bin ich mit meinen Prüfungen für dieses Semester durch und nur noch zwei Hausarbeiten davon entfernt, mich wirklich entspannen zu können. Bis dahin habe ich endlich etwas mehr Zeit, um mich um ZOMBIAC zu kümmern und präsentiere nach der unfreiwilligen Pause gleich mal die Fortsetzung einer meiner Lieblingsreihen, die in die zehnte Runde geht: Die Spawn Origins Collection!

Diese beinhaltet die US-Hefte 113 bis 125 und damit weiterhin den Run des Spawn-Zeichners Angel Medina, mit dem ich die Figur entdeckt habe und den ich bis heute als den besten Künstler ansehe, der sich an Todd McFarlanes Schöpfung versucht hat. Nun aber erstmal zum Inhalt:

Da der Vorgänger-Band quasi mitten im Geschehen abgebrochen ist, finden wir uns erneut im Kampf gegen die Vampire in New York City wieder, der zwar keine unmittelbaren Folgen für Spawn aber durchaus für einige seiner nächsten Verbündeten nach sich zieht. Wie für die Heftreihe üblich, setzt der Fortgang der Geschichte nicht sofort nach der angesprochenen Konfrontation ein, sondern bietet dem Leser zunächst ein schön düsteres Intermezzo, dass uns sowohl in das alte Japan verschlägt, als auch in der Gegenwart schaurige Geschehnisse bietet, bei denen Spawn erstaunlicherweise sogar nur eine Nebenrolle spielt.

Dem schließt sich die eigentliche Haupthandlung an, die nach längerer Zeit erneut den Redeemer als eine Art Anti-Spawn in den Mittelpunkt stellt und ihn gegen die beliebteste Ausgeburt der Hölle in den Ring steigen lässt. Dabei wird glücklicherweise darauf verzichtet (nur) einen simplen Showdown zweier übernatürlicher Wesen zu porträtieren, sondern schlägt sogar den Bogen zu einer älteren Spawn-Story, in der ein kleiner Junge vor dem eigenen brutalen Vater gerettet werden sollte. Es ist nicht das erste Mal, dass McFarlane und seine Co-Autoren mit solchen Kniffen eine in sich geschlossene Welt präsentieren, die deutlich tiefer wirkt, als die Vielzahl an Schocker-Comics der 90-Ära, die zum Glück hinter uns liegt und nur die besten Serien hat überleben lassen.

Das ist unter anderem der Grund dafür, warum Spawn seit seinem Debüt vor nun fast drei Dekaden, als die erfolgreichste Figur aus einer eher unkonventionellen Comic-Ecke, immer noch seine Fans findet, immer noch in einer laufenden Serie vertreten ist und seine Klassiker auch außerhalb der USA erfolgreich neu aufgelegt werden. Schön erzählte Geschichten, die mit ihrem Pathos oft nur knapp an der Fremdscham-Grenze vorbei schrammen, aber immer noch genug Ernst beibehalten, um gut zu unterhalten, sowie ein detailverliebtes Artwork, dass bis heute unerreicht bleibt. Diese Mixtur lässt mich daher hoffen, dass Panini Comics, im Gegensatz zu ihren Kollegen aus den Vereinigten Staaten, den Mut aufbringt die Origins Collection eigenständig weiterzuführen, sollten die Verkaufszahlen stimmen. Die Fans über dem großen Teich schauten nämlich nach dem Release von Band 10 in die Röhre, während hier noch eine gewisse Hoffnung im Raum steht.

Ich für meinen Teil würde jedem von euch ans Herz legen, die wunderschönen Hardcover-Bände in euren Schrank wandern zu lassen und dadurch die Chancen für alle Fans zu erhöhen, auch in Zukunft Freude an Spawn haben zu können.