Blechbart – Vendetta auf Beard Island

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Vor kurzem habe ich euch über die Independent-Szene im Bereich Comics berichtet
und dabei „hellDRAWeen – Die Proteinriegelverschwörung“ vorgestellt. Das Ergebnis einer Zusammenarbeit von 20 Künstlern, die sich Seite für Seite an einer Geschichte entlang hangelten, die Timo Schütz aka Teamo zu verantworten hat.

Er wickelte die Aktion komplett über Facebook ab, stellte alles kostenfrei als Web-Comic der Öffentlichkeit zur Verfügung und bietet es demnächst mit allen anderen beteiligten als gedruckte Version beim Comic-Salon Erlangen an.

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Heute möchte ich eines seiner weiteren Projekte vorstellen, welches diesmal von ihm sowohl getextet als auch gestaltet wurde. Er veröffentlicht auf seinem Blog eine irre Geschichte in Form von „Blechbart – Vendetta auf Beard Island„, die jede Woche um ein Kapitel erweitert wird. Hierbei wird der Lebensweg des titelgebenden Helden nachgezeichnet, dem ungefähr alles über den Weg läuft was man sich im berauschten Zustand ausdenken kann.

Wir hätten Superhelden, Roboter, Ninja-Affen und mutierte Toast-Brote. Wer weiß, wann ich das nächste mal so eine Reihenfolge aufzählen darf. Primär dreht sich aber alles um Bärte, da unser Held doch auf Beard Island als Spross einer bärtigen Familie (auch mütterlicherseits) das Licht der Welt erblickt und in seinen ersten Lehrjahren zu einem richtigen Piraten herangezüchtet wird. Doch eines Tages fällt sein Vater einem Hinterhalt zum Opfer und ebnet damit den Beginn des Abenteuers, während dessen erklärt wird, wieso Blechbart nun Blechbart heisst, was es mit der Kapitäns-Würde auf sich hat und wie ein Einhorn in die Geschichte passt. Verwirrt? So soll es sein und trotzdem macht es einen irren Spaß sich auf diesen Trip zu begeben! Gewollt flacher Humor, durchgehende Reime (quasi der moderne Faust) und eine trotz allem Chaos doch zusammenhängende Welt, die auf 28 Seiten (ja, ihr kriegt das Abenteur auch in gedruckter Form) schön kurzweilige Unterhaltung bietet.

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Visuell erwartet den Leser ein minimalistisch bunter Stil, der mich in seiner Einfachheit oft an den rohen Charme von South Park erinnert, wobei mit der digitalen Bearbeitung alles etwas grober rüber kommt. Alles in allem passt es wunderbar zu der herrlich wirren Story und dem Humor, der damit noch mehr unterstrichen wird.

Als Fazit kann man ziehen, dass „Blechbart – Vendetta auf Beard Island“ jedem ans Herz gelegt werden kann, der sich zum Beispiel schon durch die von mir rezensierte Ausgabe von „hellDRAWeen – Die Proteinriegelverschwörung“ angesprochen gefühlt hat oder sich noch weiter an die bunte Independent-Szene Deutschland herantasten möchte. Auch in diesem Fall habt ihr die Möglichkeit euch ein persönliches Exemplar beim Künstler auf dem Comic-Salon Erlangen abzuholen. Vielleicht entdeckt ihr bei eurem Streifzug ja noch mehr kreative Geister, die euch nachhaltig begeistern?

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hellDRAWeen – Die Proteinriegelverschwörung

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Aktuell scheint die Independent-Schiene der Comic-Sparte auf meinem Blog etwas unterrepräsentiert zu sein. Daher möchte ich etwas Abhilfe schaffen und euch an großartiges Projekt heranführen, welches ganze 20(!) Künstler aus ganz Deutschland in einem Projekt vereint.

„hellDRAWeen – Die Proteinriegelverschwörung“ liefert exakt das, was der Titel verspricht.
Eine wilde Genre-Mischung aus Action, Mystery und Horror. Gleich zu Anfang wird die Richtung vorgegeben, als die Hauptfigur Fränki (Frankensteins Monster, wer sonst?) bei einem Glas Wein in seinem Anwesen sitzt und entspannt. Daraufhin besucht ihn ein Zombie, der von Angriffen auf Prteinriegelfabriken berichtet und nun Hilfe bei der Aufklärung der Verbrechen braucht. Warum Proteinriegel? Weil diese alles beinhalten was ein Zombie braucht und sogar dabei hilft „menschlichere“ Fähigkeiten zurück zu erlangen. Quasi die Hauptnahrung politisch korrekter Beisser.

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©Sebastian Kempke

Das nun zum Duo angewachsene Team macht sich daraufhin auf die Suche nach den Übeltätern und stößt dabei regelmäßi auf Freund und Feind aus den Tiefen der B-Movie-Fantasien eines jeden Trash-Fans. Die Story, erstellt von Timo Schütz aka Teamo, bleibt dabei durchwegs unterhaltsam. Die leicht wirre Abfolge der Ereignisse versprüht dabei einen angenehm anarchischen Charme, den sich in der Form nur die Independent-Szene zu Eigen machen kann. Trotz der Kürze der Geschichte von 25 Seiten, fühlt sich das Ganze ziemlich rund an und unterhält auf ganzer Linie.

Auf der visuellen Ebene begegnen uns die eingangs erwähnten 20 Künstler, die 1-2 Seiten für das als Web-Comic angelegte Projekt beigesteuert haben. Einigen von ihnen bin ich schon bei anderen Veröffentlichungen über den Weg gelaufen. So kenne ich Andi Papelitzky zum einen persönlich und zum anderen als Macher hinter „Der Punch“ und „Der Punch beginnt“. Teamo ist nicht nur Autor der vorliegenden Story, sondern auch der kreative Kopf hinter „Blechbart“, dessen Abentuer man auf dem passenden Blog verfolgen kann. Zu diesem Gesellen folgt übrigens demnächst ebenfalls eine Rezension. Andere Teilnehmer kennt man aus den vor einiger Zeit erneut aus der Taufe gehobenen U-Comix und eigener Projekte, auf die am Ende des Hefts explizit hingewiesen wird.

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©Sarah Stowasser

Stilistisch unterscheiden sich die einzelnen Seiten natürlich extrem. Jeder Künstler hat seine eigene Art Situation in Szene zu setzen und genau das macht den Reiz an dieser Veröffentlichung aus. Beginnend bei relativ realisitschen Darstellungen und einem festen Strich, findet man zwischendurch Manga-Einflüsse, Querverweise an Crumb, schroffe Umsetzungen und gänzlich digital erstellte Panels. Erstaunlicherweise passt alles wunderbar zusammen und wirkt aufgrund der gelungenen Verzahnung der Ereignisse wie aus einem Guss.

Hier hat man die einzigartige Möglichkeit sich einen Überblick über die lebendige Szene in Deutschland zu verschaffen und sich bei Bedarf näher mit den Menschen hinter den Bildern auseinander zu setzen.

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©Uli Döring

Eine ganz  klare Empfehlung von meiner Seite und ein Aufruf sich mit der Mateire Comic auch außerhalb des Mainstreams auseinanderzusetzen. Die oft nur als „bunte Bildchen“ verschrienen Publikationen bieten eine weitaus größere Bandbreite an Ausdrucksformen,
als so mancher glaubt. Ein lebender Beweis, dass neben Cape-Trägern auch fantastische Welten unter dem Radar der Öffentlichkeit existieren, findet sich definitiv in „hellDRAWeen – Die Proteinriegelverschwörung“.

Hier könnt ihr euch die Geschichte digital ansehen. Bei Anfragen zur gedruckten Fassung, könnt ihr euch direkt an Teamo oder einen der vielen anderen Zeichner wenden! Primär werden die Ausgaben auf dem diesjährigen Comic-Salon Erlangen unter die Leute gebracht! Übrigens findet ihr auch mich am Stand des Comicfestivals München! Gründe über Gründe um hinzufahren! 😉

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©Hannes Radke

 

Sammelwut

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Aktuell läuft über die Plattform Fashion-Library by Sarah eine Blogparade mit dem Thema „Sammelwut“. Wenn ihr schon länger meine Beiträge auf ZOMBIAC verfolgt, dann könnt ihr euch schon denken, dass die Initiatorin der Aktion einen Volltreffer mit Ihrer Anfrage für diesen Beitrag gelandet hat.

Meine Leidenschaft für das „sammeln“ beschränkt sich dabei aber keinesfalls nur auf Comics und Bücher, die ich primär auf dieser Seite rezensiere. In meiner Wohnung befindet sich so gut wie alles, was man als nerdig bezeichnen könnte und das in nicht zu kleinem Ausmaß. Da ich außerdem recht klassisch veranlagt bin, was den Genuss bestimmter Medien anbelangt, besitze ich so gut wie gar nichts in digitaler Form. Bücher, Comics, Videospiele, Filme und Musik finden sich alle schön verpackt und im besten Fall limitiert in meinen Schränken wieder.

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Diese ganzen Objekte kann man in meinen Augen auf den Begriff „Kultur“ herunter brechen und genau diese muss physisch erlebbar bleiben. Ob es nun das einfache Aufschlagen eines dicken Wälzers, der Einschub einer CD in ein Laufwerk, der Geruch eines frischen Druckerzeugnisses oder einfach der Genuss seine Sammlung direkt im Blick zu haben – es geht nichts über diese Sinneseindrücke.

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Dabei fing ich mit diesen Hobbys erst recht spät an bzw. hatte erst im Laufe der Jahre die Möglichkeit bekommen das zu erwerben, was ich mir wünsche. Bis vor nicht allzu langer Zeit gab es weder das Geld, noch die Connections um nur Ansatzweise die Masse zu erreichen, auf die ich heute Blicke. Glück, Sparsamkeit und ein Blick für Schnäppchen haben mir dabei geholfen.

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Es fielen mir teilweise bestimmte Sachen nur zufällig in die Hände, bilden aber das Herzstück meiner Sammlung. So besitze ich neben mehreren hundert Comic-Heften und Büchern, „normaler“ Literatur im selben Ausmaß, Türmen an CDs und einem Schrank DVDs und BluRays auch gefangene Plektren. Diese habe ich entweder bei Konzerten erwischt oder in die Hand gedrückt bekommen. Inzwischen kann sich auch dieser kleine Haufen sehen lassen und wartet darauf erweitert zu werden. In die selbe Kerbe schlägt auch meine Slipknot-Kassetten-Demo, die noch vor dem ersten Album der Metal-Formation erschien. Als ich bei einem Meet&Greet mit dem Sänger Corey Taylor darüber sprach, konnte er selbst kaum fassen, dass es dieses Teil noch gibt. Entsprechend stolz bin ich auf dieses unscheinbare Stück Band-Geschichte. Apropos Musik und Bands! Da ich von allen Musikern die ich höre so gut wie immer die gesamte Diskografie besitze, lasse ich sie mir bei entsprechender Möglichkeit gerne signieren. Um ja keine Chance zu verpassen, schleppe ich generell alle Booklets mit auf die Konzerte, die ich besuche. So hat es sich ergeben, dass ich Unterschriften von Slipknot, Korn, Limp Bizkit, Chimaira, Suicide Silence, Jennifer Rostock, Casper und vielen anderen besitze (genaugenommen von allen Personen aus der „Hall of Fame„).

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Da Buch-Autoren eher seltener anzutreffen sind, beschränken sich hier meine Signaturen auf Sachbücher und den heiligen Gral: Ein mit persönlicher Widmung signiertes Buch von Stephen King! Ich konnte den Mann (und meinen Lieblings-Autoren) auf seiner Tournee zu „Doctor Sleep“ persönlich treffen und habe selbstverständlich die Chance genutzt, etwas bleibendes mitzunehmen.

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Was Comics anbelangt, sieht es schon wieder etwas anders aus. Da ich neben meiner Leidenschaft fürs Lesen auch organisatorisch in das Comicfestival München eingebunden bin und die Jahre zuvor als regelmäßiger Gast anwesend war, konnte ich mir im Laufe der Zeit schon einige Ausgaben verschiedenster Reihen unterschreiben lassen und mit noch etwas mehr Glück sogar einen Sketch abstauben. Für Original-Seiten ist mein Budget dann doch etwas zu schmal. Trotzdem greife ich auch schon mal tiefer in die Tasche um bestimmte Fassungen einer Geschichte als Hardcover oder limitierte Variant-Version zu bekommen. Neben der offensichtlich kleineren Stückzahl reizt mich die Qualität eines gebundenen Werks. Ich habe keine Lust in einigen Jahren die Seiten einzeln zusammen zu tackern, nur weil sie aus dem Leim gegangen sind. Es soll etwas beständiges haben, wenn ich in meinem Schrank blicke. Wenn es um Hefte geht, werden diese (zumindest bei Comics) gleich nach dem lesen in Folie gepackt und mit Karton stabilisiert.

Neben den regulären Anschaffungen gibt es natürlich auch viel „Krimskrams“ drum herum. Merchandise, weitere persönliche Sachen wie geschenkte Drum-Sticks, Memorabilia wie die Clown-Maske vom selben Hersteller wie die „echte“ von Slipknot, Demos, Erinnerungsstücke usw.

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Wenn ich mich auf der Couch entspannen möchte, greife ich gerne mal zu einer der drei Konsolen (Wii U, PS3 und PS4). Natürlich hat sich seit ich sie besitze auch eine gewisse Sammlung an Games etabliert. Es klingt im Zusammenhang mit gleich drei Geräten für Laien etwas viel, aber es stapelt sich ja Stück für Stück und die Hardware wurde nicht auf einen Schlag geholt. Für all die Sachen musste ich selbstverständlich sparen wie jeder andere. Die einzigen Ausnahmen bilden dabei nach wie vor die Bücher und Comics, die ihr hier als Rezension wiederfindet. Diese werden mir entweder nach Anfrage durch mich oder den jeweiligen Verlag zugeschickt und können behalten werden. Ihr könnt euch also denken, dass solange dieser Blog existiert, die Sammlung weiter wachsen wird.

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Dementsprechend kann man wohl wirklich von einer „Sammelwut“ reden, die auf angenehme Weise durchgehend befeuert wird. Es stellt sich nur die Frage was passiert, wenn der Platz irgendwann nicht reichen sollte. Verkaufen? Schmerzt in der Seele. Verschenken? Zu wertvoll. Einlagern? Wo bleibt dann der Spaß alles im Blick zu haben? Naja, es wird bis dahin noch etwas Zeit ins Land ziehen und ich werde mich weiterhin an all den schönen Sachen erfreuen. Sieht es bei einem von euch ähnlich aus oder tanze ich da aus der Reihe? Ich würde mich auch über Einblicke in eure Sammlungen freuen! 🙂

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Sartre

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Mit den ins Land ziehenden Jahren, wird auch der letzte Kritiker der Comic-Sparte realisiert haben, dass sich das Medium auch in Bezug auf ernstere oder komplexere Stoffe etabliert hat.

Dazu gehören selbstverständlich auch Biografien berühmter bis berüchtigter Personen,
die sich in der Popkultur („Cash – I see a darkness“), Politik („Willy Brandt“) oder auch Polizeiakten („Mein Freund Dahmer“) finden lassen. Dabei fasziniert den Leser in der Regel ein Lebensweg, den sich ein „normaler“ Mensch kaum ausdenken könnte und der auch Jahre nach dem Tod Spuren in der Gesellschaft hinterlässt.

In diese Nische ist ein Jean-Paul Sartre einzuordnen. Der wohl bedeutendste Philosoph des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erlebte der Existentialismus eine so große öffentliche Resonanz, die heutzutage schier unvorstellbar ist. Klerus, Staat und Presse rieben sich an den Grundaussagen auf und verschafften dem Mann dadurch eine noch größere weltweite Wahrnehmung. Welche geistige Strömung, die wie alle Philosophien am Ende Theorie bleibt, sollte aktuell so hohe Wellen schlagen? An diesem Punkt erkennt man, wie sehr sich die Welt weiter bewegt hat und solche Charaktere durch den modernen Pragmatismus zeitgleich verschlungen hat.

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Natürlich gab es auch vor den mehrfachen Karriere-Höhepunkten viele Aspekte seines Lebens, die einer Erzählung würdig sind. Den dazu passenden Versuch sie alle bis seinem Tod im Jahre 1980 in einen Fluss zu bringen, finden wir in der Graphic Novel „Sartre“ von Egmont Graphic Novel. Hier erzählt Mathilde Ramadier in einer angenehmen Geschwindigkeit über die wichtigsten Begebenheiten in Sartres Leben und schafft dabei das Kunststück die Story mit Original-Aussagen der Hauptfigur und seiner lebenslangen (nicht minder wichtigen) Begleiterin Simone de Beauvoir zu schmücken und damit auf mehreren Ebenen aufzuwerten. Dabei wird geschickt die persönliche Biografie mit den öffentlich wahrgenommenen Punkten verwoben. Ob es sich nun um sein Engagement in der Résistence, sein Verhältnis zu Freunden und Familie über alle Altersstufen hinweg oder entscheidende Veröffentlichungen in den Bereichen Literatur, Theater und Presse handelt – alles wird aufgegriffen. Trotzdem wirkt es selbst auf Laien in diesem Gebiet nicht überladen, sondern angenehm strukturiert. Es stellen sich keine unangenehmen bzw. unpassenden Zeitsprünge ein und selbst wenn man nicht sofort weiß wer soeben auf den Plan getreten ist, wird man nicht ganz allein gelassen. Der Geschichte steht eine Art Stammbaum voran, während zum Schluss nochmal die Figuren beleuchtet werden, die keinen so großen Raum bekommen konnten, wie die direkten Begleiter Sartres.

Des Weiteren, schafft man es ein Leben unterhaltsam auf 160 Seiten zusammenzufassen ohne dass die Information gänzlich dem Entertainment untergeordnet wird. Ein Comic soll natürlich einen Inhalt transportieren können, aber als visuelles Medium muss er den Leser anregen. Insbesondere Stoffe, die die Themen Philosophie, Politik und persönliche Konflikte behandeln, bilden dabei ein gefährliches Terrain, dass in diesem Fall erfolgreich passiert wurde. Für diejenigen, die sich weiter mit Sartre und seinem Schaffen beschäftigen wollen, gibt es zusätzlich mehr als genug Anhaltspunkte und ergänzende Texte, die den Zeitraum Ende der 60er bis zum Tod 1980 abdecken (Der Besuch bei Andreas Baader, die Gründung der Presseagentur „Libération“ usw.). Diese Jahre sind im kollektiven Gedächtnis der Öffentlichkeit geblieben und müssen in diesem Zusammenhang auch nicht in so einer Weise ausgeleuchtet werden, wie die Dekaden davor.

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Auf visueller Seite wurde ebenfalls ganze Arbeit geleistet. Anaïs Depommier durchbricht mit einem feinen Strich und einer sanften Kolorierung das oft freiwillig angelegte Korsett der malenden Biografen. Üblicherweise findet man auf unzähligen schwarz-weiß Panels fast schon auf komische Weise tragische Momente, die mit viel Schatten und wenig Text ihre eigene Existenz als „Erwachsenenliteratur“ rechtfertigen wollen. Es wird sogar mancherorts schon von einem „Graphic Novel-Stil“ gespottet.

Glücklicherweise wird bei „Sartre“ auf Konventionen verzichtet und ein mit gedeckten Farben servierter Cocktail serviert. Die Bilder wirken nicht statisch und selbst den vielen Dialogen kann immer eine Bewegung entlockt werden. Generell scheint die Story bei Depommier in guten Händen gewesen zu sein. Der unaufgeregte aber trotzdem lebendige Stil driftet nie ins cartooneske, trägt die Handlung auch ohne Worte fort und ergänzt bisweilen selbst vordergründig unauffällige Momente. In meinen Augen hat hier zumindest mit Blick auf das Ergebnis ein gut funktionierendes Team zusammen gearbeitet, bei dem ich mich auf als Leser auf eine erneute Zusammenarbeit freuen würde.

Passend zum aktuellen Release, haben Interessenten und Fans übrigens Ende Mai die Möglichkeit die Autorin persönlich zu treffen. Sie wird für Egmont Graphic Novel beim Comic Salon Erlangen (26. – 29. Mai 2016) zur Verfügung stehen. Genaugenommen findet ihr sie neben zahlreichen weiteren Künstlern hier:

Halle B/Stand 30, Kongresszentrum Heinrich-Lades Halle, Rathausplatz 1, 91052 Erlangen

Die genauen Zeiten von Mathilde sind folgende:

Freitag, 27.05.2016 – Öffnungszeiten: 10:00 bis 19:00 Uhr

12:00 bis 14:00 Uhr

16:00 bis 18:00 Uhr

 

Samstag, 28.05.2016 – Öffnungszeiten: 10:00 bis 19:00 Uhr

10:30 bis 12:00 Uhr:

14:00 bis 16:00 Uhr:

 

Sonntag, 29.05.2016 – Öffnungszeiten: 10:00 bis 18:00 Uhr

13:00 bis 15:00 Uhr:

 

 

„Batman: The Killing Joke“ – Trailer veröffentlicht!

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Die Pose diente auch als Inspiration für Jared Letos erstes Promo-Foto als „Joker“.

Es gibt wahnsinnig viele Geschichten um und mit Batman, die in ihrer Qualität von fantastisch bis grottig schwanken. Bei fast 80 Jahren als Hauptfigur einer der meistgelesenen Comic-Reihen aller Zeiten ist das natürlich kein Wunder.

Nun gibt es ein paar Storys, die jeder Fan in seinem Schrank und jeder Einsteiger in die Welt des dunklen Ritters gelesen haben sollte. Dazu gehören selbstverständlich „The Dark Knight Returns“, „Batman: Das erste Jahr“, „Arkham Asylum“ und die legendäre Graphic Novel „The Killing Joke“.

Hier wird durch Alan Moore („From Hell“, „V wie Vendetta“, „Watchmen“) auf eine Origin des Jokers eingegangen, der Grund für Barbara Gordons Lähmung dargestellt und eine nachdenklich-düstere Ebene eingeführt, die es in der Form noch nie gab. Die detailverliebten Zeichnungen des Briten Brian Bolland (2011 Gast auf dem Comicfestival München) passten in diesem Zusammenhang wie die Faust aufs Auge und unterstrichen die Atmosphäre der Geschichte in Perfektion. So hinterließen zwischen Szenen und Zeiten verbindende Panels und ein Witz des Clownprinzen des Verbrechens einen bleibenden Eindruck bei mir und inspirierten mich vor einigen Jahren sogar zu einem gleichnamigen Song, der die Ereignisse in dem Band behandelt.

Dieses Jahr erscheint nun eine passende Film-Adaption aus der „Animated“-Reihe, in der schon der Stoff von „The Dark Knight Returns“ und „Batman: Das erste Jahr“ vorlagengetreu umgesetzt wurde.

Was erstaunlich wenige Leute wissen ist, dass Mark Hamill (ja, Luke Skywalker!) dem Joker bis dato in so gut wie allen Videospielen und Trickfilmen seine Stimme lieh. Leider kündigte er schon vor geraumer Zeit an sich von der Figur zu verabschieden, kehrt aber für den aktuellsten und vermutlich wichtigsten Auftritt des Bösewichts zurück.

Jetzt wurde der erste Trailer zum Event veröffentlicht, dass schon in wenigen Monaten (voraussichtlich August) auf Blu-Ray erscheinen wird:

https://www.youtube.com/watch?v=SnTSqgJPVl8

Panini Programmvorschau 2. Halbjahr 2016!

 

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Vor wenigen Tagen hat Panini Comics Vetriebsleiter Alexander Bubenheimer in einem Interview mit dem Comic-Report einen Ausblick auf das Verlags-Programm für die zweite Jahreshälfte 2016 gegeben.

Diese hat es dabei in sich! Sowohl von der Masse als auch Qualität her, erwartet uns eine ganze Menge an hochkarätigem Material. So nutzt der Verlag, da er die Flaggschiffe Marvel und DC unter einem Banner vereint, die Möglichkeit die Mark Millar-Collection komplett herauszubringen. Außerdem kommen neue Reihen und Sammelbände aus der Superhelden-Ecke auf uns zu. Viel diskutierte Werke wie „Über“ oder lang erwartete Bände wie „MADs große Meister: Spion & Spion“ dürfen auch endlich in die deutschen Läden.

Eine Serie, die vermutlich nicht wenige Fans verarmen lassen wird, ist die „Star Wars“-Kollektion, die ähnlich wie bei Hachette oder Eaglemoss hart getacktet und mit Rückenbild erscheinen wird. Hier werden fleißig alte Dark Horse- und Marvel-Sachen neu aufgelegt und ermöglich damit neuen Lesern an alte Geschichten anzuknüpfen. Manchmal wünscht man sich wirklich einer, dieser extravaganten Millionäre mit Comic-Faible zu sein.

Was merkt ihr euch schon mal vor? Im Übrigen werden die limitierten Fassungen der einzelnen Ausgaben noch nicht gelistet. Der Geldbeutel wird vermutlich also etwas lauter schreien.

Hier geht es zum Interview und der Liste!

Bat-Mite

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Wie schon vor einiger Zeit ausführlich berichtet, gab es einen sanften Relaunch beim DC-Verlag, aus dem das sogenannte „DC You“-Universum hervor ging. Hier wurde die Kontinuität der einzelnen Reihen aufgeweicht um Autoren mehr Freiheiten bei der Gestaltung ihrer Geschichten zu geben und andererseits neue Zielgruppen zu erschließen.

Das geschieht aktuell zum Beispiel mit der „Gotham Academy“, „Batgirl“ oder „Bizarro„. Letzterer setzt auf einen humoristischen Ansatz, den man üblicherweise vom Konkurrenten Marvel erwarten würde. In die selbe Kerbe schlägt auch „Bat-Mite“.

Viele Fans des dunklen Ritters kennen mit ziemlicher Sicherheit die 60er-Jahre Serie mit Adam West, die in Bezug auf verrückte Versionen von Batman wohl die Rangliste anführt. Was wiederum wenige wissen ist, dass schon im Jahr 1959 der kleine „Bat-Mite“ seinen Einstand in der US-Reihe „Detective Comics“ feiern durfte. Er stammt laut Origin-Story aus dem selben Universum wie Supermans Widersacher „Mr. Mxyzptlk“, ist aber im Gegensatz zu diesem Bösewicht ein großer Fan des dynamischen Duos „Batman & Robin“. Dementsprechend möchte er die beiden unterstützen, stiftet dabei jedoch mehr Chaos als zu helfen. Er tauchte größtenteils, passend zum damaligen Zeitgeist, in den 60ern auf und verschwand Ende der 70er fast vollkommen vom Radar der Comic-Leser, als  die Geschichten einen ernsteren Anstrich verpasst bekommen haben.

Nun ist der nervige Zwerg mit den magischen Kräften in einer abgeschlossenen Mini-Serie von Autor Dan Jurgens („Der Tod von Superman“, „Flashpoint“, „Batman of the Future“ usw.) und der Zeichner-Newcomerin Corin Howell (dieser Band ist ihr Debüt im Batman-Universum) zu neuem Leben erwacht.

In der vorliegenden Story taucht der Gnom aus dem nichts auf um dem echten dunklen Ritter bei einem Kampf zur Seite zu stehen. Natürlich artet die undurchdachte Aktion in Chaos aus und endet in einer Zerstörungsorgie. Wie üblich kann Bat-Mite jedoch keine Schuld bei sich selbst entdecken und ist nach wie vor überzeugt davon, der bessere Verbrechensbekämpfer zu sein. Dadurch bildet er sich zu allem Überfluss ein, dass Batman sein Sidekick sei, dem er fortwährend unter die Arme greifen muss. Dieser ist davon eher weniger begeistert und im Laufe des Zwiegesprächs entwickelt sich bei dem Wesen aus einer anderen Welt eine irrwitzige Idee. Dadurch, dass er sich für den ultimativen Helden hält, ist es für ihn die logische Konsequenz Amateure wie „Robin“ aka „Damian“, „Hawkman“, „Poster Gold“ oder die „Inferior Five“ zu coachen.

Mit der Umsetzung seines Einfalls bricht nun das komplette Chaos aus, welches unsere Hauptfigur in eine Anstalt für Hirntransplantationen, die Wohnung eines seltsamen Pärchens und in die Konfrontation mit der Cape-tragenden Version eines Sammler-Nerds treibt. Es klingt verrückt? Ist es auch! Glücklicherweise funktioniert dieses Konzept aber wunderbar und lässt den Leser öfter mal laut auflachen. Leider sind ein paar gute Witze durch die Übersetzung verloren gegangen, die ansonsten mehr als deutlich auf die verschiedenste Bereiche der Popkultur verweisen. Sie können aber bei der Masse an Gags gut verschmerzt werden. Filme, Comics und Musik werden mit sicherer Hand durch den Kakao gezogen und bilden das i-Tüpfelchen auf der durchgehend unterhaltsamen Geschichte. Auch mit diesem Band hat DC eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass Humor in ihrem Haus einen Platz finden kann und nicht nur auf depressiv dreinblickende (was nicht schlecht sein muss!) Charaktere bauen muss.

Die visuelle Umsetzung passt dabei wie die Faust aufs Auge und könnte für Corin Howell die Eintrittskarte für eine dauerhafte Etablierung im Verlag bedeuten, wenn „DC You“ einen nachwirkenden Anklang bei der Leserschaft findet. Ihr zwischen Realismus und Cartoon schwankender Stil unterstreicht die bizarre Verflechtung zwischen Superhelden-Genre und Comedy auf eine Weise, die frischen Wind in die Reihen der muskelbepackten Heroen bringen könnte. Ich werde die Dame auf jeden Fall auf dem Radar haben um ihren Werdegang ganz genau verfolgen zu können!

Dafür, dass ich es von mir selbst nicht erwartet hätte, habe ich einen Narren an der neuen Ausrichtung und den abgeschlossenen Serien gefressen, die etwas Leichtigkeit in die dunkle Comic-Welt in meinem Schrank bringen. Wer ebenfalls einen Versuch mit „Bat-Mite“ wagen möchte, kann ab dem 19. April im Comicbuchladen eueres Vertrauens oder hier zuschlagen.

X-Men: Ein neuer Anfang

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Aktuell befinden wir uns mitten in einem Hype um Superhelden, ausgelöst durch Verfilmungen, die einen Rekord nach dem anderen brechen. Angefangen mit Spider-Man, kriegen wir teilweise monatlich neue Kost von Marvel und DC auf der großen Leinwand geliefert. Als großer Comic-Fan freut es mich natürlich, dass plötzlich so viele Menschen einen Zugang zu diesem Medium gefunden haben und die Storys nicht mehr als Kinderkram abgetan werden (Spawn und Deadpool würde ich keinem Grundschüler in die Hand drücken). Aber wie nach jedem Aufstieg wird es irgendwann einen Absturz geben. Man kann davon ausgehen, dass der Markt irgendwann übersättigt wird und damit vermutlich auch die Leserschaft der bunten Hefte zurück geht.

Der letzte Boom, den ich aufgrund meines Alters leider nicht aktiv mitbekommen habe, war Anfang der 90er, nachdem Autoren wie Frank Miller und Alan Moore in den Jahren zuvor gänzlich neue Zielgruppen erschlossen haben, die mehr Dunkelheit und Härte wollten. Damit wurde eine Ära eingeläutet, die mit Konventionen brach und damit den Weg für Künstler und Schreiber ebnete, die ganz dem neuen Zeitgeist entsprachen.

Dazu gehörte eine ganze Riege an Kreativen aus dem Marvel-Lager wie der legendäre Jim Lee. Diesem wurde kurze Zeit nach seinem Einstieg in das Unternehmen die prestigeträchtige Serie „Uncanny X-Men“ anvertraut. Kurz darauf legte er auch Hand an den heute zu besprechenden Titel „X-Men“ (1991). Das erste Heft schaffte es sogar in das Guinness Buch der Rekorde als der meistverkaufte Comic aller Zeiten. Neben dem Artwork war natürlich auch die Story-Komponente entscheidend für den anhaltenden Erfolg der Reihe. Chris Claremont, schon 1969 als Laufbursche im Verlag eingestiegen, erarbeitete sich den Weg an die Spitze mit Einfällen für die Mutanten-Welt, die heute noch nachhallen und mit dem Look von Lee das Bild der X-Men erschaffen haben, welches schließlich in der 90er-Jahre TV-Serie mündete.

Nach einiger Zeit beanspruchte Lee jedoch mehr Mitspracherecht, änderte Skripte eigenmächtig ab und initiierte damit einen Disput, der zunächst den Abgang von Claremont zur Folge hatte. Nur Monate später ging auch der Zeichner, um mit anderen den Image-Verlag zu gründen, der ihnen Rechte an den eigenen Kreationen gab und am Teil des Booms profitieren ließ.

Die Zusammenarbeit der zwei Männer bleibt bis dato ein Meilenstein, der glücklicherweise von Panini Comics Deutschland neu aufgelegt wurde. „X-Men: Ein neuer Anfang“ beinhaltet die ersten sieben Hefte, die einen überspannenden Zusammenhang aufweisen und darum als ganze Geschichte gelesen werden können. In dieser macht sich eine Gruppe von Mutanten mit einem Raumschiff auf die Suche nach Magneto, der in seinem Asteroid M die Erde umkreist, um sein selbst auferlegtes Exil zu fristen. Als er von der Gruppe entdeckt wird, bietet diese ihm ihre Dienste an. Der Anführer Fabian Cortez erklärt des Weiteren, dass die Station angeblich entdeckt wurde. Um sich zu schützen, begibt sich Magneto daraufhin zur Erde um einige Atomraketen zu bergen, die im Notfall zur Verteidigung eingesetzt werden sollen. Dabei kommt es zum Kampf mit den X-Men, während dem einer der Sprengköpfe über Russland detoniert. Daraufhin zieht sich Magneto mit den verbliebenen Raketen auf seine Basis zurück, während auf der Erde ein Plan zum Einsatz kommt, der die Vernichtung des Asteroiden-Heims des Mutanten zum Ziel hat. Zeitgleich überzeugt Cortez Magneto davon, dass dessen DNA durch Moira McTaggert verändert wurde. Als Reaktion entführt er die Frau und Professor X um sie zu zwingen die X-Men zu manipulieren und für ihn kämpfen zu lassen. Doch als es zum Showdown kommt, ergibt sich eine überraschende Wendung der Ereignisse…

Was diese Geschichte anbelangt, bin ich relativ zwiegespalten. Einerseits sieht man den Panels eindeutig an, warum Jim Lee zur modernen Speerspitze der Comic-Künstler unserer Zeit avanciert ist und gelegentlich eingestreute Verweise auf ernste Ereignisse der Realität (z.B. der Holocaust, Rassismus usw.) sind eindeutig an ein älteres Publikum gerichtet. Trotzdem wirkt es alles mit einem zeitlichen Abstand von 25 Jahren etwas altbacken. Nachdem ich als Leser an Geschichten heran geführt wurde, die episch über einen Zeitraum von einem Jahr ausgebreitet werden können oder an visuelle Meisterwerke, die in Sachen Dramaturgie großen Film-Events in nichts nachstehen, fremdle ich ein bisschen mit dem vorliegenden Band. Ich gehe davon aus, dass es wie in jedem Bereich eine Entwicklung gab, die zum damaligen Release übergreifend nicht abgeschlossen war. Das beziehe ich jedoch ausschließlich auf fortlaufenden Reihen und nicht auf komplette Storys, auf die ja auch noch heute gern verwiesen wird (V wie Vendetta, Watchmen, The Dark Knight Returns usw.). Sprechblasen wurden scheinbar wahllos gestaltet, was wiederum Satzbrüche zur Folge hatte, die keinen wirklichen Sinn ergeben. Natürlich kann es ein Problem der Übersetzung sein, funktioniert im Vergleich jedoch in der Gegenwart tadellos. Außerdem finden wir die typischen Dialoge, die mitten im Kampfgeschehen geführt werden, obwohl einer der Charaktere zum Beispiel gerade eins übergebraten bekommen hat. Hinzu kommt die schon angesprochene Geschwindigkeit, bei der man als Leser das Geschehen kaum verarbeiten kann.

Das klingt im ersten Moment hart, ist aber ein übergreifendes Phänomen der damaligen Ära. Im Klartext bedeutet es, dass meine Generation etwas verwöhnt ist! 😉 Aus nostalgischer und historischer Sicht, ist es jedoch eine lohnenswerte Anschaffung. Man wird durchwegs gut unterhalten, die Optik stimmt (bei dem Künstler kein Wunder) und man kriegt einen kleinen Einblick in die Zeit, als die uns heute noch bekannten Figuren dem Höhepunkt ihrer Popularität entgegen schritten.

Dementsprechend kann ich „X-Men: Ein neuer Anfang“ jedem empfehlen, der weiß worauf er sich einlässt, während Neulinge oder Leser, die nur aktuelle Erscheinungen konsumieren erst einen Blick beim Comic-Shop eures Vertrauens riskieren sollten.

Old Man Logan: Die Rückkehr

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Vor geraumer Zeit habe ich mir im Kino den ultimativen Film bezüglich der visuellen Umsetzung einer Postapokalypse angesehen. „Mad Max“ überzeugte mich von der ersten bis zur letzten Sekunde durch die brillante Optik, den treibenden Soundtrack und die daraus resultierende Atmosphäre, die den Puls konstant oben hält. Im Endeffekt ein Szenario, dass wie geschaffen für eine Comic-Welt zu sein schien und mit der unvergleichlichen Art gleich mehrere Oscars absahnen konnte.

Nun ist mir ein Band in die Hände gefallen, der ganz dem gerade von mir beschriebenen Muster entspricht und sogar in einer Welt angesiedelt ist, die eine frappierende Ähnlichkeit zur Wüstenlandschaft von Max aufweist. „Old Man Logan: Die Rückkehr“ setzt kurz nach den Ereignissen des Erstlings von Mastermind Mark Millar ein, ist jedoch Teil des Mega-Events „Secret Wars“. Glücklicherweise wurde die Geschichte jedoch nicht in irgendeinem Megaband vergraben, sondern darf als eigenständiges Werk das Licht der Welt erblicken und dabei trotzdem Teil der Kontinuität nach dem Krieg bleiben.

Das gigantische Marvel-Multiverse wurde zerstört und nur ein Planet überlebte, der als eine Art bizarres Patchwork eine Vielzahl an Regionen beheimatet, die jedoch vollkommen unabhängig voneinander existieren. Anzutreffen sind dort die verschiedenen Versionen der uns bekannten Helden, die zwar von den anderen Zonen wissen, aber trotz allem isoliert agieren. Gemeinsam ist nur die Angst vor dem aus dem Chaos hervorgegangenen Herrscher Dr. Doom, der als Gott verehrt wird und dessen Status durch die Thors verschiedener Realitäten auch mit Gewalt untermauert wird.

Mittendrin finden wir eine von der Zerstörung des Krieges zwischen Helden und Schurken gezeichnete Wüste, die ein einsamer alter Mann durchstreift. Dieser ist der uns wohlbekannte Wolverine (oder auch Old Man Logan), der eine gewisse Ähnlichkeit zum Revolvermann aus der Stephen King-Saga „Der Dunkle Turm“ aufweist. In sich gekehrt versucht er die Ereignisse von vor 50 Jahren zu verarbeiten, bei denen er durch Mysterio manipuliert die X-Men getötet hat. In der Zwischenzeit schafft er es sogar eine Familie zu gründen, die jedoch durch den Hulk-Clan ermordet wird. Damit legt er seinen pazifistischen Lebensstil ab und eliminiert aus Rache die gesamte Sippe, mit der Ausnahme des Babys Robert Bruce Banner Jr., den er sogar adoptiert. Genau hier setzt die neue Story ein, bei der Wolverine bei einem seiner Streifzüge den Kopf eines Ultron findet. Ihm ist bewusst, dass dieser aus einem anderen Teil der „Battleworld“ stammen muss und macht sich auf die Suche nach dessen Ursprung. Dabei begegnet er alten Weggefährten, alternativen Versionen seiner Feinde und Verbündeten und trotzt unzähligen Gefahren, die sein vom langsamen Altern ausgezehrter Körper erdulden muss.

Verantwortlich für die Story, die mit wenig Dialog, dafür aber mit umso mehr packender Atmosphäre dienen kann, ist der Erfolgs-Autor Brian Michael Bendis. Der mit fünf Eisner-Awards ausgezeichnete Schreiberling kann sich so gut wie alles von Rang und Namen auf die Fahnen schreiben. Ob Hellspawn, Batman oder gefühlt jede wichtige Figur von Marvel Comics – überall hat der gute Mann schon seine Finger im Spiel gehabt. Bei der Fortsetzung zur Kult-Geschichte „Old Man Logan„, die nicht wenigen als das Wolverine-Äquivalent zu Batmans „The Dark Knight Returns“ gilt, ist es nicht verwunderlich, dass die verantwortlichen bei Bendis anfragten. So gut wie alle seine Veröffentlichungen wurden zu einem durchschlagenden Erfolg und auch hier enttäuscht er weder Fans noch Kritiker. Ein spannender Aufbau, der intelligent in die aktuellsten Ereignisse des fiktiven Universums eingepflegt wurde, ein Höhepunkt, der einen von Seite zu Seite treibt und ein Ende, dass direkt in die Kontinuität überführt ist fast schon mehr als man erwarten kann. Trotzdem schafft er es die Story mit der nötigen nüchternen Stimmung zu transportieren, die der Rahmen der Handlung verlangt.

Einen nicht geringen Anteil an der Atmosphäre hat der Zeichner Andrea Sorrentino, den man von seiner Arbeit an „Green Arrow“ oder „I, Vampire“ kennen könnte. Mit unzähligen Splash-Pages und Panel-Breaks kreiert er Seite für Seite kleine Meisterwerke, die man sich auch einzeln gerne an die Wand hängen würde. Mimik, Gestik und das Zusammenspiel mit der Umgebung tun ihr übriges, um nachhaltig Begeisterung auszulösen. Kombiniert mit der düsteren bis erdrückenden Farbpalette Marcelo Maiolos, kann man sich gar nicht lang genug an den Bildern laben.

Es gibt durchaus komplexere Geschichten, die durch ausgetüftelte Wendungen im Gedächtnis bleiben oder durch Cliffhanger die Tage bis zum Release der Fortsetzung zählen lassen, aber insbesondere ein visuelles Medium wie der Comic, lebt von den Gefühlen, die die Bilder kombiniert mit der Story transportieren wollen. Genau das schafft „Old Man Logan: Die Rückkehr“ mit Bravour. Packend, spannend und nachdenklich zugleich, wird man auf eine Reise geschickt, die man gerne noch viel weiter mit gegangen wäre. Glücklicherweise werden diese Gebete von Marvel erhört. Im Klartext können wir uns auf eine reguläre Reihe um den gealterten Recken freuen, die zwar von Jeff Lemire („All-New Hawkeye“, „Extraordinary X-Men“) getextet, aber weiterhin mit dem beliebten Artwork von Sorrentino veredelt wird.

In diesem Sinne könnt ihr euch nach meiner Huldigung schon denken, was ich als Fazit von dem vorliegenden Band halte: Absolute Kaufempfehlung! Wenn ihr euch unsicher seid oder denkt, dass ich euch was andrehen will, dann schaut im nächstgelegenen Comic-Shop vorbei und wagt einen Blick in die Ausgabe. Es wird sich lohnen!

Love Addict

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Vor ein paar Jahren war der legendäre Zeichner Robert Crumb zu Gast beim Münchner Comicfestival und all jene die sein Werk nicht kannten, waren vermutlich leicht verblüfft als sie seine Bilder sahen. Hier saß nun dieser träumerisch wirkende alte Mann und als Kontrast waren da diese Bilder, die alle möglichen Sex-Fantasien eines Nerds repräsentieren. Das typische Motiv ist dabei der unattraktive Eigenbrötler, dem eine in allen physiognomischen Merkmalen übertriebene Frau gegenübersteht. Ein auf Papier gebannter Wunsch nach körperlicher Nähe ohne Verpflichtungen, aufgeladen mit der Angst der Abweisung. Das machte Crumb besonders und genau diesem Stil blieb der Mann über Jahrzehnte hinweg treu. Das Problem daran war und ist der oft fehlende Bezug zur aktuellen Generation an „Liebe“ suchenden Außenseitern. Seine Motive sind den 60ern entsprungen und wirken auch heutzutage noch wie aus der Zeit gefallen.

Zwar ist der Wunsch des Underdogs nach sexueller Zuneigung natürlich gleich geblieben, aber die Umstände haben sich insbesondere in den letzten Jahren extrem gewandelt. Apps wie „tinder“ verändern das „Balzverhalten“ der Menschen zu einer bizarren Form des Einkaufserlebnisses. Fleischbeschau wäre noch nett ausgedrückt. Genau in dieses Umfeld schickt der gebürtige Israeli Koren Shadmi seine Hauptfigur K. (Kafka lässt grüßen). Der Gute wurde von seiner Freundin verlassen und gerät in ein schwarzes Loch, welches Männer, die Probleme haben Frauen anzusprechen nur allzu gut kennen. Frustration, Selbstzweifel und der Sex ist schon so lange her, dass man sich fast an den Zustand gewöhnt hat. Genau zu diesem Zeitpunkt kommt K.s Mitbewohner Brian ins Spiel, der ihn auf die Plattform „Lovebug“ aufmerksam macht. Diese ist im Endeffekt das selbe wie „tinder“ und lässt unseren Helden in die unverbindliche Welt der (auf Sex zumindest ausgerichteten) Dates des 21. Jahrhunderts abtauchen.

Zunächst geht er unbedarft an die Sache heran, verhält sich eher ungewöhnlich für solche Arrangements und trifft entsprechend seltsame Gestalten. Diejenige, die sich noch am ehesten der Sparte „normal“ zurechnen lassen, sind jedoch von seiner nerdigen Aura angetan. Nach mehreren Anläufen fängt er an das Spiel zu verstehen und entwickelt etwas wie Kalkül bei den Treffen mit Frauen. Plötzlich werden aus interessanten Gesprächen komplett auf Sex-Dates zugeschnittene Dialoge, die nur ein Ziel verfolgen. Teilweise werden sogar Phrasen auswendig gelernt, Namen verwechselt und der kleine Freundeskreis wird dank ständig wechselnder Begleitung verwirrt. Er entwickelt sogar ganze Pläne vom ersten Kontakt, über die Hinführung zu bestimmten Orten bis zum großen Finale im Bett. Um diesen Zustand zu verdeutlichen, werden die einzelnen Kapitel mit immer größer werdenden Zahlen in Bezug auf realisierte Treffen überschrieben, Namen der Gespielinnen kommen einem mit der Zeit vor wie Dekor und mit wenigen Ausnahmen rückt der Charakter so weit in den Hintergrund, dass nur noch der Körper als funktionelle Hülle übrig zu sein scheint.

Damit wird auf eine gelungene Art und Weise die Gefühlswelt des K. bzw. die Wahrnehmung seiner Umwelt auf den Leser übertragen, der jedoch das Glück hat als Beobachter noch den Unterschied zwischen Spaß und egoistischer Befriedigung der eigenen Lust zu erkennen. Diese Grenze scheint die Hauptfigur nämlich mit fortschreitendem „Erfolg“ immer öfter zu streifen und in einem Fall sogar beinahe zu übertreten. Ein Punkt, der ihn seine bis dato absolvierte Odyssee überdenken lässt, den Leser aber schlussendlich doch im unklaren lässt, ob die Abwendung von seiner Sucht endgültig oder nur eine Phase ist. Ein insgesamt sehr starker Story-Bogen, der trotz offenem Ende einen zufrieden die letzte Seite umblättern lässt. Dafür sind vor allem die vielen witzigen Situationen verantwortlich, die das im Kern unappetitliche Thema der aktuell grassierenden Vermittlungsplattformen treffend umschreiben und ein deutliches Statement dazu setzen. Eine wirklich runde Geschichte, die ohne Hänger durchgehend zu unterhalten weiß.

Koren Shadmi übernimmt dabei neben dem Autoren-Teil auch die Aufgabe der Visualisierung seiner Ideen. Hier lehnt er sich teils sehr deutlich an den zu Anfang erwähnten Robert Crumb an, der viel mit Schraffur arbeitet und damit seine Figuren extrem plastisch wirken lässt. Während eines Kapitels besucht K. sogar mit einer Bekanntschaft eine Ausstellung des Künstlers. Es folgt selbstverständlich eine Bett-Geschichte, die aber insbesondere bei der dargestellten Frau keinen Zweifel an der Inspiration durch den alten Meister lässt. Trotzdem behält sich Shadmi eine Eigenständigkeit bei, die ihn vor einer Degradierung zu einer simplen Kopie bewahrt. Körpersprache und Mimik der Charaktere wirken durchwegs lebendig und dem Thema entsprechend passend in Szene gesetzt. So wird Verzweiflung und Komik gleichermaßen Rechnung getragen, die beide Grundbausteine dieses Werks sind.

Alles in allem handelt es sich bei „Love Addict“ um eine Pflichtanschaffung für alle Fans der Crumb-Charaktere, Nerds mit „Träumen“ und alle, die sich gepflegt durch eine Graphic Novel unterhalten lassen wollen, die diesen Namen allemal verdient.

Hier könnt ihr euch das Buch besorgen.