Batman – Das Beben

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Neben vereinzelten Perlen, die als gesonderte Geschichten erscheinen („The Killing Joke“, „The Dark Knight Returns“, „Superman Unchained“ usw.), halten die Comicverlage ihre Leser primär mit Events bei der Stange, die immer wieder als etwas angekündigt werden, dass „alles verändern“ soll. Dabei werden so gut wie alle Register der Fantasie gezogen. Alien-Angriffe, die ehemalige Feinde zusammenschweißen, der Tod eines lieb gewonnen Charakters oder anderweitige Katastrophen, die sich teils durch verschiedene Serien ziehen und diesen somit einen übergeordneten Zusammenhang verpassen.

Im Batman-Universum gab es diesbezüglich so einige Momente, die sogar noch Einfluss auf später stattfindende Reboots hatten. Zum Beispiel wird jeder Fan die „Knightfall“-Saga bzw. die Szene kennen, in der Bane Batman das Rückgrat bricht. Eine andere Geschichte ist die um „Das Beben“, welcher die berühmte „Niemandsland“-Storyline folgen sollte. All diese Ereignisse liegen nun teils Dekaden zurück und sind wohl nur noch eingefleischten Kennern der Materie bekannt. Um diesen Umstand zu beheben, werden wie schon oft erwähnt die alten Schinken neu aufgelegt, damit auch die aktuelle Generation sich an den tollen Geschichten erfreuen kann. Aber waren sie denn wirklich so toll oder sehen wir eine verklärte Vergangenheit, weil wir vom Hype erfasst wurden, der immer noch nachwirkt? Diese Frage kann ich zumindest für den Fall des eben erwähnten „Batman – Das Beben“ beantworten, da ich 1998 (Release-Jahr) gerade mal ein Jahr in Deutschland war und erstmals sehen musste, wie ich die Sprache am besten erlerne. Dementsprechend kann ich einen relativ neutralen Blick auf Handlung und Optik werfen.

Zunächst mal zum Ausgangspunkt der Story. Wie der Titel schon verrät, erschüttert ein gewaltiges Erdbeben Batmans Heimat „Gotham City“ und stürzt die Metropole erwartungsgemäß ins Chaos. Neben dem dunklen Ritter müssen sich dabei noch weitere Mitglieder der Fledermaus-Familie (Nightwing, Huntress und im weitesten Sinne Catwoman und Azrael) beweisen und den Bewohnern der Stadt helfend zur Seite stehen, während alte Bekannte wie Bane und KGBeast ihnen das Leben schwer machen. Dazwischen mischen sich persönliche Schicksale und ungewöhnliche Bündnisse, die der Situation geschuldet, gehalten werden müssen. Ihr seht, es kommt auf den 240 Seiten einiges zusammen und das ist dabei bloss der erste von zwei Teilen! Es ist durchaus unterhaltsam dem Chaos über die gesamte Länge des Erzählstrangs zu folgen, doch die Art in der es rüber gebracht wird ist etwas gewöhnungsbedürftig. Nicht vergessen – wir befinden uns in den 90ern und die Comic-Landschaft war damals noch weit davon entfernt gezielt Leute außerhalb des Teenageralters anzusprechen. Klar, gab es großartige Ausnahmen wie „Spawn“ und auch die zwei Marktführer haben nicht nur gekleckert. Trotzdem sehen wir durchgehend die Attribute, die dieses Jahrzehnt gewißermaßen ausgezeichnet haben. Hanebüchene Dialoge, ein durchgehendes Action-Feuerwerk und der Versuch sich irgendwie in düsteren bis brutalen Gefilden zu platzieren, was leider recht peinlich ausfallen kann. Trotzdem bleibt es unterhaltsam, da ein B-Movie-Charme mitschwingt, der dafür sorgt, dass es beim lesen nicht langweilig wird. In diesem Sinne braucht man trotz pathosgeladenem Setting nicht zu erwarten, dass so etwas wie Tiefe geboten wird. Quasi Popcorn mit Nostalgie-Geschmack.

Das nichts anderes möglich war, erkennt man leicht, wenn man die erste Seite aufschlägt und sieht über wie viele Reihen hinweg die Handlung ausgebreitet wurde. Sage und schreibe zehn Ausgaben, die aus acht verschiedenen Serien entnommen wurden. So betrachtet, ist es eigentlich schon eine Meisterleistung, den Bogen gespannt zu haben. Dafür verantwortlich waren zudem ganze sechs Autoren, unter denen sich legendäre Schreiber wie Alan Grant und Denny O’Neil befinden.

Die dazugehörigen Zeichner können sich ebenfalls nicht über zu geringe Prominenz beschweren. Männer wie Jim Aparo, Klaus Janson, Graham Nolan oder Mark Buckingham sind nicht gerade kleine Hausnummern, können aber das gebotene Niveau nicht durchgehend halten. Den zu sehenden Stil kann man ihnen nicht wirklich vorwerfen, da damals andere Zeiten mit anderen Ansprüchen geherrscht haben, die Catwoman-Seiten von Jim Balent können zum Beispiel aber fast schon als Körperverletzung durchgehen. Hintergründe gehen gerade so durch, aber die Figuren könnte vermutlich ein talentierter Teenager besser hinkriegen. Sorry, aber das geht in jedem Jahrzehnt besser. Diese gelegentlichen qualitativen Einbrüche in Bezug auf die Befüllung der Panels stellen damit aber auch den einzigen Wermutstropfen dar, der den Lesern zwar leicht aufstoßen könnte, aber den allgemeinen Spaß an trashiger Unterhaltung kann das nicht trüben.

Deswegen kann ich diesen Band, der den Einstieg in ein weit größeres Event bietet und durch eine zweite Veröffentlichung ergänzt wird jedem empfehlen, der sich zum einen auf einer historischer Ebene mit Batman beschäftigen möchte und zum anderen die Materie zumindest in Bezug auf die reguläre Reihe nicht zu ernst nimmt. Ich freue mich in jedem Fall auf die Fortsetzung, von der ich euch sicher ebenfalls berichten werde!

Der TASCHEN-Sale hat begonnen!

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Wie schon vor ein paar Tagen angekündigt, ist heute der TASCHEN-Sale gestartet und läuft bis zum 26.06. Ich habe mich soeben durch die Angebote gescrollt und es ist echt der Wahnsinn! So gut wie alle Bücher, die ich bis jetzt besprochen habe und sogar ihre „großen Brüder“, wie im Fall von „Hieronymus Bosch. Das vollständige Werk“ befinden sich in der Auswahl! Schnell zuschlagen, bevor die Ausgaben weg sind!

Wenn ihr euch ein Bild von den Büchern machen wollt, habe ich hier für euch ein paar meiner bis dato veröffentlichten Rezensionen zusammengestellt (die allesamt im Sale zu finden sind!). Viel Spaß beim shoppen und nicht vergessen: Mein Gewinnspiel, bei dem ihr ein Buch eurer Wahl im Wert von bis zu 50€ ergattern könnt, endet parallel zum Sale!

The Charlie Chaplin Archives

Die besten TV-Serien. TASCHENs Auswahl der letzten 25 Jahre

The Bronze Age of DC Comics

The Little Book of Wonder Woman 

Deutschland um 1900 – Ein Porträt in Farbe

Hieronymus Bosch. Das vollständige Werk

An American Odyssey

 

TASCHEN WAREHOUSE SALE und GEWINNSPIEL

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Ihr werdet bemerkt haben, dass seit ZOMBIAC in Betrieb ist, eine Vielzahl an TASCHEN-Publikationen auf der Seite besprochen wurden. Es ist wohl offensichtlich, dass ich ein Fan des Verlags bin. Warum? Dort scheint es selbst für die abwegigsten Themen eine Nische zu geben und sollte es sich um Mainstream-Kost handeln, wird diese unnachahmlich aufbereitet.

So gibt es gelegentlich Beigaben, wie Original-Filmschnipsel bei „The Charlie Chaplin Archives“ oder „The James Bond Archives„, wertvolle Drucke und signierte Exemplare wie bei „Mick Rock. The Rise of David Bowie, 1972-1973“ oder einfach nur gigantische Rückblicke auf das Werk von Verlagen und Künstlern („75 Years of DC Comics„).

Dabei wird sowohl der Leser mit kleinem Geldbeutel (Kunst-Bände ab 10€ oder „Volksausgaben“ für ein wenig mehr bei gleichem Inhalt wie der große Bruder), als auch der vermögende Sammler mit Editionen für mehrere Tausend Euro bedient („Moonfire“ als extremes Beispiel mit Mondgestein(!) als zusätzlichen Anreiz). Natürlich kann man sich beim Blick auf den Katalog nicht alles leisten, aber nun gibt es endlich die Möglichkeit auch bei wertigeren Veröffentlichungen zuzuschlagen:

Vom 23. bis 26. Juni findet der große TASCHEN WAREHOUSE SALE statt! Bei Rabatten von 50% bis 75% auf Ansichtsexemplare und Bücher mit kleinen Mängeln könnt ihr euch entweder in den Stores in Köln und Hamburg oder direkt auf taschen.com eindecken!

Was es genau geben wird, erfahrt ihr bei Beginn des Sales, aber Titel wie „The Charlie Chaplin Archives“ oder die große „Hieronymus Bosch„-Monografie sind fest eingeplant!

Um das Ganze gebührend zu zelebrieren, findet in Zusammenarbeit mit und dank TASCHEN das erste Gewinnspiel bei ZOMBIAC statt und folgendes könnt ihr vielleicht schon bald euer Eigen nennen:

Unter allen Lesern, die bis zum 26.06.2016 (23:59) meine Seite und den Facebook-Beitrag zum TASCHEN SALE mit einem „Like“ markieren und öffentlich in ihrem Profil teilen, verlose ich ein (lieferbares) Buch eurer Wahl bis zu einem Bestellwert von 50€! Schaut euch ruhig auf taschen.com um! Neben den von mir schon besprochenen Titeln, gibt es auch eine Vielzahl an neuen Büchern, die nur zu empfehlen sind. Da wären zum Beispiel Exodus von SalgadoHelmut Newton. Us and Them oder Castros Kuba!

Viel Glück an alle Teilnehmer!

Teilnahmebedingungen
1. Teilnahmeberechtigte
Teilnehmen kann jede(r) Volljährige, ausgenommen Mitarbeiter der TASCHEN GmbH.
Eine Teilnahme über Gewinnspiel-Agenturen oder sonstige Dritte, die den Teilnehmer bei einer Vielzahl von Gewinnspielen anmelden, ist ausgeschlossen.
2. Teilnahmemöglichkeiten
Eine Teilnahme ist nur über Facebook möglich, indem der im Text angegebene Beitrag und die Facebook-Seite von ZOMBIAC mit einem „Like“ versehen und öffentlich geteilt wird. Das Gewinnspiel erfolgt ohne Zusammenarbeit mit Facebook.
3. Teilnahmeschluss
Teilnahmeschluss ist der 26.06.2016 um 23:59.
4. Gewinnermittlung
Der Gewinner wird per Los ermittelt.
5. Art der Gewinnbenachrichtigung
Der oder die Gewinner/in wird über eine persönliche Facebook-Nachricht schriftlich kontaktiert.
6. Veröffentlichung der Gewinner
Der Name des Gewinners wird nach seiner Ermittlung in anonymisierter Form auf zombiac.wordpress.com und der angeschlossenen Facebook-Seite veröffentlicht.
7. Der Rechtsweg
Eine Barauszahlung der Gewinne ist ebenso wie der Rechtsweg ausgeschlossen.

Aaron und Baruch

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Da ich mich gerade mitten in den Prüfungsvorbereitungen befinde, verteilen sich meine Beiträge in den letzten Wochen eher sporadisch über die schnell dahinziehenden Tage.

So ist es auf auf dem Zeitstrahl meiner Reviews gar nicht so lange her, als ich über „Ghost Realm“ von Timo Wuerz berichten durfte, der gemeinhin sowohl vom Auftreten als auch von der Optik her (sowohl vom Werk als auch der Person) als Rockstar der deutschen Szene gilt. Das besondere an diesem Band ist, dass es die erste Veröffentlichung nach vielen Jahren der Abstinenz in Bezug auf die uns lieb gewordenen bunten Heftchen ist und zeitgleich der ausschlaggebende Punkt für den POPCOM-Verlag eine Werkausgabe des Künstlers auf den Markt zu bringen.

Um Timos kreative Entwicklung chronologisch nachvollziehen zu können, beginnt das Ganze mit dem 1993 erschienenen „Aaron und Baruch„, welches mit Niki Kopp als Autor umgesetzt wurde. Man merkt, dass sich die Zeiten gehörig ändern, wenn man sich die Geburtsdaten der Macher zur damaligen Zeit ansieht. So machten sich Niki mit 20 und Timo mit zarten 17 Jahren ans Werk und zauberten eine Geschichte hervor, die in der Form vermutlich selbst von alteingesessenen Veteranen mit Schwierigkeiten umgesetzt worden wäre. Vielleicht ist das Alter aber auch genau die Variable, die diesen Band so ungestüm aggressiv, erotisch und zeitgleich intelligent erscheinen lässt. Die Gefühle der Jugend waren schon immer zeitlos und genau das könnte der Grund dafür sein, dass „Aaron und Baruch“ immer noch frisch wirkt, obwohl der erste Release schon geschlagene 23 Lenze  zurück liegt.

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©Timo Wuerz

Aber eins nach dem anderen. Damit ihr diese Einschätzung besser verstehen könnt, setze ich erstmal bei der Geschichte an. Gleich zu Anfang werden uns Aaron, der seinen Lebensunterhalt als Waffenhändler bestreitet und Baruch, dessen Geschäft ebenfalls der Tod ist, aber in Bezug auf sein Profil als Auftragskiller eher der illegalen Schienen zuzuordnen ist, vorgestellt. Durch seltsame Umstände scheinen sich die Wege der beiden immer wieder zu kreuzen, während Aarons Frau ein Scharnier zwischen beiden Welten zu bekleiden scheint…

Technisch wird uns von der Erzählweise wie zu erwarten kein Popcorn vorgesetzt, sondern ein Patchwork aus Szenen, Dialogen und Textfetzen, die trotzdem gekonnt in eine logische Reihenfolge gesetzt werden. Hier wird durchaus eine gewisse Konzentration des Lesers vorausgesetzt, der dem Ablauf fokussiert folgt und das Gebotene nicht nur als Snack-Lektüre konsumiert. Innere Monologe, die erst Stück für Stück ihren Sinn preisgeben und Tauchgänge in die chaotische Psyche der Hauptprotagonisten heben das Geschehen auf eine durchgängig anspruchsvolle Ebene, während man durch viel nackte Haut und Gewaltdarstellungen gut unterhalten wird. So halten sich Pop und Art-House in der Waage, ohne zu sehr in die verkopfte oder stumpfe Ecke abzurutschen. Ich denke als Teenager oder junger Mensch, der sich an dieses Medium heranwagt und nicht von vornherein in die Unterhaltungs-Schublade gesteckt werden möchte, ist so eine Umsetzung mehr als nachvollziehbar. Das erstaunliche ist, dass es funktioniert, ohne zu viel künstlichen Pathos reinpumpen zu müssen.

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©Timo Wuerz

Nun zur visuellen Umsetzung, die ja unter dem Motto des Gesamtwerks des Künstlers den wichtigeren Part darstellt. Da ich nun sowohl die frischeste als auch älteste Arbeit mein Eigen nennen kann, ist ein direkter Vergleich angebracht. Man merkt natürlich, dass 23 Jahre an Erfahrung nicht spurlos an einem Kreativen vorbei gehen und eine Entwicklung zwangsläufig stattfinden muss. Das diese jedoch ihren Ausgangspunkt auf einem so hohen Niveau hat, darf als ungewöhnlich gelten. Zwar haben aktuelle Bilder in Bezug auf Gestik, Mimik und Raum mehr Dynamik, Details und gewagtere Perspektiven, die Qualität dieser Punkte war aber auch Anfangs der 90er schon vorhanden. Experimentelle Brüche der Panels, interessante Farbenspiele und die attraktive Darstellung der Figuren gehörten schon damals zum Standardrepertoire. Zu der Selbstkontrolle eines talentierten Malers kommt die gehörige Wut eines gerade so dem Teenager-Alter entwachsenen Menschen, die man oft im rohen Strich herauslesen kann. Ob dies nun gewollt oder intuitiv zustande kam sei dahingestellt. Das Ergebnis spricht für sich. Ich müsste lügen, wenn nicht ein klein wenig Neid in Bezug auf das fertige Produkt mit einfließen würde. Neun(!) Jahre jünger als ich es aktuell bin und schon einen Grundstein für eine steile Karriere gelegt, die weit über Comics hinausgeht und schlußendlich wieder dort landet. Kein Wunder, dass in den letzten Jahren die Schlangen auf Conventions für einen Sketch (was für ein Wort für das was auf dem Papier landet) nicht kleiner wurden, obwohl nichts neues (zumindest in Bezug auf Comics) aus der Feder des Meisters kam.

Neben der großartigen Geschichte, findet sich im hinteren Abschnitt des Bandes ein üppiger Bonus-Teil, der mit ersten Skript-Entwürfen und Test-Seiten aufwartet, kurze Storys, die in keinem Zusammenhang mit „Aaron und Baruch“ stehen und ein sehr unterhaltsames Interview mit den Machern, samt damaligen Wegbegleitern aus der Comic-Szene. Eine wirklich schöne Ergänzung, die dem Leser einen Einblick in die Entstehungsgeschichte der Ausgabe bietet und zeitgleich zum tieferen Verständnis der Handlung beiträgt.

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©Timo Wuerz

Als Fazit kann ich ziehen, dass man hier eine immer noch aktuelle Geschichte geboten bekommt, die sowohl die grauen Zellen anstrengt, als auch den Durst nach Gewalt und Erotik stillt. Eine Kombination, mit der man auch nach mehreren Dekaden punkten kann, ohne dass es altbacken oder ausgelutscht wirkt. Ein perfekter Einstieg in die Welt von Timo Wuerz, der Lust auf mehr macht. Glücklicherweise ist das erst der Anfang und wir dürfen uns auf weitere Neuauflagen freuen, die teilweise ebenfalls mit dem Autor Niki Kopp realisiert wurden.

Wenn ihr aus unerfindlichen Gründen noch nicht überzeugt sein solltet, geht es hier zur Leseprobe!

Rover Red Charlie

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©Panini Comics Deutschland

Im Bereich des Films findet schon seit knapp 15 Jahren ein Revival des Zombie- bzw. Apokalypse-Genres statt und es sieht nicht so aus als ob dieser Trend demnächst abebben würde. Einen nicht geringen Anteil an der Popularität der Endzeit-Szenarios haben auch sicher die „The Walking Dead“-Comicreihe und die gleichnamige Serie samt Spin-Off zu verantworten.

Der Ablauf vom Ende der Welt bleibt dabei aber über die meisten Veröffentlichungen hinweg der gleiche. Ein Virus, eine Krankheit oder ein gescheitertes Experiment dezimiert die Bevölkerung und lässt nur einen Haufen nach Menschenfleisch gierender Zombies zurück. Die Helden folgen zeitgleich ebenfalls einem bekannten Muster. Ein Anführer, ein Verräter, ein alter weiser Mann, der Situationen kurz vor der Eskalation entschärft usw.

Nun bin ich in diesem Zusammenhang auf etwas ganz besonderes gestoßen. Zunächst muss ich sagen, dass mir das Cover der zu besprechenden Geschichte einen etwas anderen Eindruck vermittelt hat, als am Ende geboten wurde, aber dazu gleich etwas mehr. In jedem Fall ist „Rover Red Charlie“ auf mehreren Ebenen etwas ganz spezielles.

Dann muss ich auf den irischen Skandal-Autor eingehen, der hinter der Story steckt. Selbst wenn ihr Garth Ennis nicht sofort vom Namen her kennt, sind euch sicherlich einige seiner Werke bekannt. Zum Beispiel läuft im Angebot von Amazon Prime aktuell die auf seinem Comic „Preacher“ basierende Serie und regelmäßige Leser der Panini Preview sind bestimmt über die Crossed-Reihe gestolpert, die aufgrund ihrer Brutalität in Bild und Text ganz gerne mal geschwärzt angekündigt wird. Beide Publikationen geben von ihrer Art her schon den Ton an, dem sich Ennis generell treu bleibt. Das heißt im Klartext: brutal, zynisch, aufwühlend, lustig und dabei intelligent.

Einen nicht zu übersehenden Bruch gibt es dennoch. Die Hauptcharaktere sind die titelgebenden Hunde „Rover“, „Red“ und „Charlie“. Die drei Kumpel finden sich mitten in der obligatorischen Apokalypse wieder, bei der es zwar keine wandelnden Untoten gibt, aber eine sich selbst massakrierende Bevölkerung, die sich entweder selbst verbrennt, von Häusern stürzt, gegen Wände läuft und alle um sich herum mit in den Tod reißt. Der unvermittelte Einstieg gibt dem Leser das Gefühl, welches die Protagonisten gleichermaßen empfinden: Verwirrung, Schock und Panik.

Wie durch ein Wunder schaffen es die drei aus dem Chaos ihrer Stadt (vermutlich New York) und stehen vor den selben Herausforderungen wie die Charaktere aus anderen Reihen dieser Art. Die Menschen („Fütterer“ genannt) haben sich selbst ausgerottet, geben in der Folge keine Anweisungen mehr, können im Fall der Fälle nicht für die Hunde da sein. Nun müssen die Tiere selbstständig Nahrung suchen, sich zurechtfinden und Pläne für ihre eigene Zukunft schmieden. Dementsprechend fassen sie nach kurzer Zeit den Entschluss ihr Glück am „größeren Platsch“ (Westküste) zu suchen und begeben sich auf eine einzigartige Reise im Stile eines Road-Movies.

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©Avatar Press

Nun könnte man in Versuchung kommen zu glauben, dass alles irgendwie drollig abläuft und die Grundstimmung trotz der Ausgangslage eine witzige Komponente hat. Weit gefehlt. Zwar werden den Figuren menschliche Eigenschaften wie der Dialog untereinander zugestanden, aber dieses Werkzeug wird nur so viel wie nötig eingesetzt. So wird die Gefahr einer Parabel auf menschliche Charaktere vermieden und der damit einhergehende individuelle Ansatz noch weiter verfestigt. Selbst die menschlich anmutenden Verhaltensweise und die Sprache selbst werden genutzt um den Fokus auf die jeweilige Tierrasse und ihre Charakteristika zu lenken. Hunde besitzen ein geringes Vokabular („Ich bin ein Hund! Ich bin ein Hund!“ als Äquivalent zum Bellen), Katzen interessieren sich nur für sich selbst, sind verschlagen und deutlich intelligenter als ihre anderen vierbeinigen Genossen (auch vom Sprachgebrauch), während zum Beispiel Hühner an der Grenze zur Debilität wandern. Das Ganze funktioniert so unglaublich gut, dass man am liebsten dem Autor persönlich zu dieser Leistung gratulieren möchte. Vor allem wird nichts grundlos dargestellt. Alle Handlungen bringen die Geschichte voran und zementieren zeitgleich die dargestellten Protagonisten.

Es läuft im Übrigen typisch für Garth Ennis, in einer leicht Pathos-geschwängerten Atmosphäre ab, die gelegentlich von seinem schwarzen Humor aufgebrochen wird. Hierbei gelingt es ihm immer wieder, dass einem das Lachen im Halse stecken bleibt, wenn zunächst lustig anmutende Situationen in bestialischer Grausamkeit münden. In einem Wort: genial! Vor allem schafft er es, dass man mit den zunächst doch leicht cartoonesk wirkenden Figuren mitfiebert und teilweise sogar mitleidet. In meinen Augen mit den gegebenen Mitteln ein Kunststück, welches andere Schreiber nicht mal mit klassischen Methoden hinkriegen.

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©Avatar Press

Auf der visuellen Ebene finden wir Michael DiPascale, der mit seinem sehr eigenen Stil eine Welt erschafft, die ständig zwischen abwegig surreal und photorealistisch schwankt und dabei die Story in ihrer Wucht umso mehr unterstreicht. Da er hierbei ausschließlich digital arbeitet, gelingen ihm hier Farbkombinationen und Darstellungen, die man am Zeichentisch vermutlich nie zu sehen bekommt. Zwar gehen andersrum Aspekte verloren, die man im Medium Comic üblicherweise findet, doch allein schon wegen dem ungewöhnlichen Setting passt die Umsetzung wie die Faust aufs Auge.

Zusammengefasst muss ich euch diese Veröffentlichung unbedingt ans Herz legen. Es ist ungelogen eine der besten Geschichten, die ich in den letzten Monaten lesen durfte. Aufregend, emotional aufwühlend und durchwegs eigenständig. Kein Wunder, dass Panini Comics sich an einen Release des Indie-Verlags Avatar Press heran getraut hat um die deutschen Leser zu beglücken. So etwas wie „Rover Red Charlie“ darf man einfach niemandem vorenthalten. In diesem Sinne: Entweder gleich im Internet bestellen oder zum Comic-Händler eueres Vertrauens rennen! Es lohnt sich!

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©Avatar Press

 

 

 

 

Drei Steine

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Die folgende Rezension befasst sich mit einer Herzensangelegenheit meinerseits. Ich habe das Glück in eine Generation hineingeboren worden zu sein, die faschistisches Gedankengut als etwas so fremdartiges und verabscheuungswürdiges empfindet, dass allein der Gedanke daran mit so etwas menschenfeindlichem zu sympathisieren vollkommen abwegig erscheint. Diese Aussage lässt sich natürlich nicht verallgemeinern und die Stadt in der ich lebe bietet einen so hohen Lebensstandard, dass sich Unzufriedenheit eher selten in Angriffen gegen Minderheiten kanalisiert. Trotzdem hat insbesondere in den letzten zwei Jahrzehnten ein gewisses Umdenken stattgefunden, welches auch durch das Aussterben der ursprünglichen Nazi-Generation vorangetrieben wird.

Leider scheint der natürlich voranschreitende Abstand zu den Ereignissen der Hitler-Jahre  auch dazu zu führen, dass ein gewisses Klientel trotzdem zu vergessen scheint, was zu der Terrorherrschaft unter dem Diktator geführt hat. Abgehängte und diejenigen, die Angst davor haben zu diesen zu gehören, laufen Menschen hinterher, die in Bezug auf Rhetorik und unterschwelligem (bis teils offenem) Fremdenhass in nichts der frühen NSDAP nachstehen. Irrationale Ängste brechen sich Bahn, dumpfe Ressentiments werden wieder salonfähig und ein brauner Flächenbrand, der halb Europa erfasst hat, ermutigt die Akteure in Nadelstreifen und Thor Steinar-Kluft gleichermaßen in ihrem Bestreben alles „fremde“ sowohl politisch als auch auf der Straße zu eliminieren.

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Dementsprechend erscheint mit „Drei Steine“ sowohl thematisch als auch bezüglich des aktuellen Zeitgeists die passende Graphic Novel bei Panini Comics. Die autobiographische Geschichte des Autoren und Zeichners Nils Oskamp spielt in den achtziger Jahren in Dortmund-Dorstfeld, eine bis heute berüchtigte Hochburg der Glatzen in Deutschland. Ein Gebiet welches sich der oberflächlichen Anpassung an das Bürgertum, wie es die NPD pflegt, verweigert und sich immer noch als Repräsentant der stiernackigen Schläger, deren Argumente durch Faustrecht entschieden werden sieht. Hier wird Oskamp während seiner Schulzeit mehrfach Opfer rechter Gewalt, welche im fast das Leben gekostet hätte. Diese physische und psychische Einschüchterung hat ihn jedoch nicht zum Täter umgepolt, sondern zu einem entschiedenen Gegner der Rechten werden lassen, der mit der vorliegenden Graphic Novel ein Zeichen gegen politisch motivierte Gewalt setzt.

Das Buch beginnt in der Gegenwart, in der der Autor seinem Sohn aus seiner Jugend in den achtziger Jahren berichtet. Er wächst in einer Zeit auf, als die Stahlindustrie im Ruhrgebiet ihren Niedergang findet und die Zechen schließen. Dazu schießt die Arbeitslosenquote in die Höhe und die Wut über die Lebensumstände findet generationenübergreifend ein Ventil in der extremen Rechten. Dieses wird während des Jahrzehnts immer noch von ehemaligen Mitgliedern des SS und fanatischen Anhängern des „Führers“ weiter aufgedreht. Dabei suchen diese Leute gezielt verführbare Jugendliche, die damals entsprechend konditioniert noch heute Terror und Angst in der Bundesrepublik verbreiten. Ein weiterer Faktor waren die immer noch von Alt-Nazis besetzten Stellen des öffentlichen Dienstes (wie Lehrer) und die Mentalität des Vergessens in der restlichen Bevölkerung. In so einer Umgebung aufgewachsen, stellt sich Nils Oskamp konsequent dem Status Quo entgegen, um dafür mehrfach fast mit dem Leben zu bezahlen. Nur wenige Menschen solidarisieren sich mit dem jungen Mann und helfen ihm dabei standhaft zu bleiben und dem braunen Mob entgegen zu treten. Die Öffentlichkeit und das Elternhaus ignorieren die Gefahr zeitgleich konsequent und zeigen die krankhaften Symptome einer Nation, die scheinbar erst nach der Aufdeckung der NSU-Morde aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht ist. Wenn man sich Stück für Stück durch diese Story vorarbeitet erkennt mit Schrecken die zeitlose Aktualität der Ereignisse wieder. Junge Menschen, die aus Perspektivlosigkeit heraus ein Feindbild suchen, welches ihnen mehr oder minder subtil durch AfD (z.B. die Causa Gauland im Fall Boateng) oder PEGIDA (Flüchtlinge als Invasoren) vorgesetzt wird. Das Ergebnis sind brennende Flüchtlingsheime und ein an das 3. Reich erinnernder Gestus à la Björn Höcke. Zwar agiert die Dortmunder Szene nach wie vor im Vergleich zum restlichen deutschen Gebiet extrem brutal, die treibenden Gedanken hinter den Aktionen bleiben jedoch ein bundesweites Phänomen.

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In diesem Sinne handelt es sich um eine graphisch aufbereitete Mahnung an die Provokateure und eine helfende Hand für die Jugend, hinter der die Aufforderung steht: Lasst euch nicht von den Rattenfängern verführen! Stellt euch Rassismus, Antisemitismus und Nazis offen entgegen! Sie sind die laute Minderheit, die simple Antworten auf komplizierte Lösungen geben möchten und dabei die Probleme erst selber erschaffen.

Den aufwühlenden Ereignissen folgt ein ausführliches Nachwort, welches das Thema nochmal von sachlicher Seite aus beleuchtet. Zunächst wird die jüdische Tradition der „drei Steine“ erklärt, die auch titelgebend für das Werk ist. Danach sehen wir eine Auseinandersetzung mit der „Kontinuität des Hasses“, die einem Zeitstrahl folgend die einschneidendsten Ereignisse rechter Gewalt und Anstöße für die Szene beleuchtet und am lokalen Beispiel Dortmund nochmals zeigt, dass der Kampf noch lange nicht ausgestanden ist.

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Aufgrund der Relevanz des Themas wird durch die Amadeu Antonio Stiftung auch eine auf 96 Seiten gekürzte Schulausgabe als Softcover publiziert, damit junge Leser durch das Medium Comic einen leichteren Zugang zu der Materie bekommen und eine Auseinandersetzung anhand eines realen Beispiels fast schon spielerisch erfolgen kann. Diese Fassung kann über die Webseite www.dreisteine.com für Schulen bestellt werden. Dort findet man auch passendes pädagogisches Begleitmaterial, welches im Unterricht eingesetzt werden kann.

Ich kann dementsprechend eine eindeutige Empfehlung für all jene aussprechen, die sich für das Thema „rechte Gewalt“ interessieren, für Eltern die ihre Kinder vor der allgegenwärtigen Gefahr bewahren und für Pädagogen, die ihre Schützlinge aufklären wollen, ohne auf trockene Broschüren oder immer wieder gekaute Phrasen zurück greifen zu müssen.

Panini Comics und Nils Oskamp können stolz darauf sein, auch im Bereich der neunten Kunst ein Zeichen gegen Rechts gesetzt zu haben.

Hier können sowohl Schulen als auch alle anderen das Buch bestellen.

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We Stand on Guard

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Insbesondere seit dem „Kampf gegen den Terror“, den die USA unter George W. Bush eröffnet haben, traut man der Weltmacht alles zu, wenn es um das Eröffnen neuer Konfliktherde geht. Dabei wurden und werden vorzugsweise Länder infiltriert, die reich an Rohstoffen und arm in Bezug auf militärische Schlagkraft sind. Bis dato gilt das primär für Nationen im Nahen Osten, die auf begehrten Öl-Reserven sitzen. Doch was bringt die Zukunft? Das schwarze Gold wird noch zu Lebzeiten meiner Generation zur Neige gehen, während die Natur parallel bis an die Belastungsgrenze ausgenutzt wird. Das Ergebnis wird aller Wahrscheinlichkeit nach ein Kampf um lebenswichtige Ressourcen sein, der neue Fronten nach sich ziehen wird, die wir uns heutzutage nicht mal vorstellen können…oder wollen.

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Genau in diese Kerbe schlägt „We Stand on Guard“ von Cross Cult, welches hundert Jahre in der Zukunft spielt und einen (bis jetzt) imaginären Konflikt zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten von Amerika beleuchtet. Aufgrund von drastischen Klimaveränderungen, die wir schon heute spüren können, gehen die Wasservorräte der USA zu Ende und lassen das Land zu den uns schon bekannten Werkzeugen der Machterweiterung greifen. Durch einen als Gegenschlag inszenierten Angriff wird der wasserreiche Nachbar aus dem Norden überrannt. Infolgedessen ziehen sich verschiedene Gruppen in die dichten Wälder zurück und kämpfen als Guerilla-Einheiten gegen die gnadenlos agierenden Invasoren. Im Mittelpunkt steht dabei die Hautprotagonistin Amber, die den ersten Angriff als Kind miterlebt hat und aufgrund zahlreicher persönlicher Verluste in der Konfrontation mit den Amerikanern ihren Rachedurst zu stillen versucht.

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Die Story ist dabei weder ein schwülstiger Anti-Kriegs-Roman, noch reines Ami-Bashing, sondern eine Warnung, die in ein futuristisches Gewand gekleidet ist. Die Rhetorik der Amerikaner gegenüber ihren Freunden und Verbündeten wird in all ihrer Fragilität präsentiert und lässt den Leser mit der Frage zurück, ob ein solches Szenario in einer ähnlichen Form nicht vielleicht doch irgendwann Realität werden könnte. Folter zum Zwecke der angeblichen Wahrheitsfindung, politisches Kalkül und der Verzicht auf moralische Abwägung finden alle ihren Platz in einer Science-Fiction-Welt, spiegeln jedoch durchgehend reale Umstände, bei denen man nur die Namen der Nationen und den umkämpften Rohstoff auswechseln müsste um einen Bericht der Tagesschau konstruieren zu können. Das dies ohne Durchhänger, geschweige denn einem Abfall der Spannung geschieht, ist dem Star-Autoren Brian K. Vaughan zu verdanken, den Fans auch als Macher hinter der „Saga“-Reihe kennen.

Am Zeichentisch wird er dabei durch niemand geringeren als den Story-Board-Artist Steve Skroce unterstützt, dessen Arbeiten an „Matrix“ oder „V wie Vendetta“ sich in Bezug auf atmosphärische Perspektiven und emotionale Szenen in jedem Panel widerspiegeln. Feste Konturen und detailverliebte Umgebungen leisten einen nicht geringen Anteil daran, dass man in der Geschichte so oft mit den Figuren mitfiebert und ihr persönliches Schicksal zu Herzen nimmt.

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Eine nicht zu vernachlässigende Ergänzung bietet der Kolorist Matt Hollingsworth, der mit „Preacher“ und „Hawkeye“ seinen Ruf erarbeitet hat, den er mit „We Stand on Guard“ weiter festigt. Die relativ blassen Farben, die auch mal gänzlich ohne Outlines Seiten füllen können, unterstreichen die erzeugte Stimmung, in der sie nicht in eine gefällig knallige Form der Superhelden-Geschichten abdriften und das Ganze damit unverdienterweise in eine belanglose Action-Ecke stellen.

Als Fazit kann ich ziehen, dass die an realen Ängsten angelehnten Begebenheiten, samt die kontinuierlich auf höchstem Niveau illustrierten Panels eine Kombination ergeben, die man sich nicht entgehen lassen sollte. „We Stand on Guard“ sticht mit einem frischen Ansatz, der alte Themen neu bearbeitet heraus und unterhält auch beim erneuten Aufschlagen der Seiten.

Curse of the Spawn – Band 1

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Seit geraumer Zeit bringen Panini Comics die beliebte „Spawn“-Reihe als Hardcover-Version heraus, die alle Hefte der Serie ab dem Release Anfang der 90er vereint und uns noch mindestens ein Jahr erhalten bleibt. Denn dann kommt das letzte Buch, welches in den USA einen unwillkürlichen Abschluss der „Origins Collection“ markierte. Da es in Deutschland jedoch bezüglich der Nachfrage mehr als rund läuft, munkelt man über eine Fortsetzung, die unabhängig von Veröffentlichungspolitik im Heimatland der Serie realisiert werden soll.

Bis diese Frage geklärt ist, haben wir als Fans natürlich immer noch Heißhunger auf Geschichten rund um den titelgebenden Höllen-Krieger und werden glücklicherweise in regelmäßigen Abständen bedient. So wurden uns im Laufe der Zeit einige Spin-Offs in Form von „Violator“ und „Blood Feud – Blutfehde“ spendiert und verschönern jede auf Vollständigkeit ausgelegte Sammlung. Nun kommt der Nachschlag durch „Curse of the Spawn – Band 1„, welcher es vor allem durch Masse und Hintergrundinfos zu allerlei Figuren in sich hat. Im Detail finden wir in diesem schönen Hardcover (passt perfekt neben die „Origins Collection“, hebt sich aber durch die schwarze Färbung ab) vier Geschichten, die Al Simmons (der Spawn der regulären Reihe) gänzlich vernachlässigen, aber dafür mit umso mehr Freiheiten daherkommen.

Die erste spielt ungefährt 400 Jahre in der Zukunft, während die Apokalypse auf Erden ihren Lauf nimmt. Der Antipapst herrscht mit eiserner Hand über die verwüsteten Flächen der Erde, über die seine Helfer unter dem Kommando des Monstrums Abaddon marodieren. Über allem steht jedoch der Teufel Phlegethonyarre, der den neuen Hellspawn Daniel Llanos aus seinem ewigen Schlaf befreit und auf die Welt los lässt. Dieser erkennt den ersten Menschen den er trifft als seine Schwester wieder und rettet sie samt ihren Sohn vor einem Ansturm der Untoten. Das ist natürlich nicht der Plan, den die Kreaturen des Bösen mit ihm umsetzen wollten und nun damit einem neuen Feind aus ihren Reihen gegenüberstehen.

Die nächste Story dreht sich um die uns schon bekannten Privatdetektive Sam und Twitch (die Handlung spielt während ihrer Suspendierung in der regulären Reihe), die einem perversen Serienmörder auf der Spur sind, als plötzlich eine erneute Mordserie einsetzt, der jedoch die psychopathischen Killer und Schänder New Yorks zum Opfer fallen und zeitgleich den korrupten Polizeiapparat eines Departments in Bedrängnis bringt.

Die dritte Handlung beleuchtet die Entstehungsgeschichte des Engels „Angela“, eine besonders in den ersten Jahren oft wiederkehrende Figur, die von ihrem Schöpfer Neil Gaiman nach seinem Abgang zu Marvel mitgenommen wurde und seitdem auch nicht mehr Teil des Geschehens rund um das blutrünstige Image-Universum ist. Hier können wir uns aber sogar an dem Charakter als Hauptprotagonisten erfreuen und uns über Beweggründe und innere Abgründe Angelas informieren.

!!! ACHTUNG SPOILER !!!

Im letzten Teil des Bandes begegnen wir Al Simmons Mörderin „Priest“, die ihn zu dem machte was er ist. Erstaunlicherweise begegnen wir ihr das erste mal in der Realverfilmung von 1997, während in den Comics weiterhin „Chapel“ als der wahre Killer präsentiert wurde. Da er jedoch aus rechtlichen Gründen im Film nicht auftauchen durfte, hat man sich für eine neue Figur entschieden, die später auch in der Serie als wahre Mörderin der Hauptfigur enthüllt wurde. Hier sehen wir ihre Kindheit, die erste Verknüpfung zu Jason Wynn und ihr schizophrenes Leben als immerwährenden Strom des Wahnsinns.

!!! SPOILER VORBEI !!! 

Während der Lektüre bekommt man durchgehend die Spawn-Kost, die man erwartet. Pathosgeschwängerte Umschreibungen des dargestellten Geschehens, teils an Peinlichkeit grenzende Dialoge, aber selbstverständlich auch die unglaubliche Brutalität in Wort und Bild, nach der es die Fans seit bestehen der Figur giert. Diese Freiheit war der ursprüngliche Grund eine Handvoll Künstler den Verlag zu gründen, der die Serie heraus brachte und genau das spürt man auf jeder dieser Seiten. Es kommt mir sogar vor, als ob dieses Spin-Off in mancher Hinsicht noch weiter geht als die regulär erschienenen Ausgaben. Selbst als hartgesottener Leser zieht es einem dabei doch einiges zusammen (Mord an Kindern, Nekrophilie, Vergewaltigung usw.). Doch genau dieses Spiel mit Tabus ist das was Spawn ausmacht und genau das kriegt man auch geliefert. Qualitativ befinden sich alle Storys auf einem ähnlichen Niveau, während die erste leicht abfällt, wobei es auch an dem recht ungewöhnlichen Setting liegen kann, welches einen extremen Cut zu den anderen Geschichten bietet. Diese wurden übrigens allesamt von Alan McElroy umgesetzt, der auch für das Drehbuch des Spielfilms zum Comic verantwortlich war.

Mit dem Zeichenstift bewaffnet ist Dwayne Turner, der sich vom Stil her nur minimal vom Großmeister Todd McFarlane oder Allzweckwaffe Greg Capullo unterscheidet. So bleiben uns die rohen, vor Details strotzenden Panels erhalten, die von Figuren bevölkert werden, die ganz dem Design des Schöpfers entsprechen. Würde am Anfang nicht ein anderer Name stehen, würde ich behaupten Capullo wäre der Mann hinter dem Projekt. Zwar wird dadurch keine eigene Handschrift erkennbar, aber in dem Fall ist es vermutlich sogar die bessere Lösung.

Alles in allem bietet uns „Curse of the Spawn – Band 1“ die perfekte Ergänzung zu den schon erschienenen Bänden und gibt der Hauptgeschichte noch mehr Tiefgang und Erkenntnisse für den Leser. Wenn sich jemand anschickt die „Origins“-Ausgaben zu holen, kommt an der hier besprochenen Veröffentlichung jedenfalls nicht vorbei!

Section Eight

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Es gibt nicht oft die Möglichkeiten das Wort „asozial“ positiv konnotiert verwenden zu können, aber heute ist es endlich soweit! Mit „Section Eight“ erreicht uns der asozialste, derbste und perverseste Release, den DC bzw. hierzulande Panini Comics seit Jahren auf die Leser losgelassen hat. Aber eins nach dem anderen.

Für diejenigen, denen der Titel nichts sagt, wäre hier eine kleine Geschichtsstunde in Sachen Comics. Im Jahre 1997 tauchte in der DC-Reihe „Hitman“ ein neues Superhelden-Team auf, welches das Konzept der Cape-Träger unter der Gürtellinie aufs Korn nahm. So wurde es zum einen von „Sixpack“ angeführt, dessen besondere Fähigkeit darin besteht sich auf unnatürliche Weise betrinken zu können und Leute mit einer zerbrochenen Schnapsflasche zu vermöbeln. Ihm folgten „Bueno Excellente“, ein fetter haariger Latino, der nur seinen Namen aussprechen kann und das Böse durch die Macht der Perversion besiegen will. Dazu kamen „der Fensterstürzer“, der alle seine Gegner durch eine mitgebrachte Fensterscheibe wirft, der „Hundschweißer“, der tote Hunde an seine Gegner…naja…schweißt? Ebenfalls dabei waren Freundes-Feuer (er kann nur auf Verbündete schießen), der Schüttler (ein stotternder Penner, den es ständig schüttelt), „Jean de-Baton“ (kämpft mit der Macht des „französisch-seins“) und „Speister“ (verteidigt sich mit hochgewürgtem Rotz). Diese Freak-Versammlung wurde nach einem Einsatz fast gänzlich ausgelöscht und fristete bis jetzt ein Dasein in den nostalgischen Erinnerungen der alten Fans der Serie.

Nun kann sich auch die aktuellste Generation an Lesern an den widerlichsten Protagonisten der Verlagsgeschichte erfreuen, denn das original Team um Garth Ennis (Autor) und John McCrea (Zeichnungen) hat sich erneut zusammen getan um den Ernst aus dem DC-Universum raus zu kitzeln. Es beginnt damit, dass der temporär vom Alkohol losgekommene „Sixpack“ einen Rückfall erleidet und daraufhin sein Alter Ego erneut das Licht der Welt erblickt. Im Rausch beschließt er eine große Bedrohung für die Welt abzuwenden (die er sich eventuell nur einbildet). Dafür muss er aber laut eigner Aussage eine neue „Section Eight“ zusammenstellen um eine Chance gegen das Böse zu haben. Dafür rekrutiert er zunächst den ebenfalls überlebenden „Bueno Excellente“ und holt sich neue Verstärkung durch „Baytor“ (Dämon der Kriminellen und Barkeeper in „Sixpacks“ Stammbar), den „Greiffa“ (eine mit einem Greifhaken ausgestattet Nervensäge, die ihren Mund nicht halten kann), „Bauhauser“ (hat eine Bohrmaschine an seinen Helm montiert) und „Därm“ (ein weiblicher Haufen innerer Organe ohne Körper). Dazu kommt ein von „Hundschweißers“ Ausrüstung besessener Afro-Amerikaner, der seine Stelle im Team einnimmt. Da „Sixpack“ davon überzeugt ist, dass die Gruppe aus genau acht Mitglieder bestehen muss, versucht er den letzten Platz mit jemanden aus der „Justice League“ zu besetzen und damit fängt das ganze Schlamassel erst richtig an.

Um nicht allzu viel vorweg zu nehmen, möchte ich mich einfach mal auf die Hauptereignisse beziehen. „Batman“ ist die erste Wahl, wird jedoch als Rassist hingestellt und dampft sauer ab. „Green Lantern“ hat von Kyle Rayners Schicksal (Stichwort „Bueno Excellente“ und „date-rape“) gehört und lehnt das Angebot ab, „Martian Manhunter“ ist interessiert und „Wonder Woman“…ich will nicht weiter ins Detail gehen.

Während all dieser Geschehnisse scheint es, als ob der Autor versucht sich Stück für Stück in Sachen dreckiger Humor zu steigern und schreckt dabei vor rein gar nichts zurück. Ich meine ein belesener überdimensionaler Bandwurm der gegen unseren perversen Latino um das Herz von „Därm“ kämpft!? Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Ich habe mich selten so gut amüsiert, während unsere Lieblingshelden ganz offiziell und nicht allzu zimperlich durch den Kakao gezogen wurden (Superman schenkt „Sixpack“ eine Flasche Fusel um ihn aufzuheitern! WAS?). Es fühlt sich einfach gut an, wenn man nicht mal im Ansatz vermuten kann was auf den nächsten Seiten passieren wird und verschluckt sich manchmal bei dem Gedanken, dass gewisse Szenen wirklich zu Papier gebracht wurden. Einfach eine große Kunst der Grenzüberschreitung, die insbesondere in Bezug auf das doch recht biedere Genre mehr als ausgiebig zelebriert wird. Wer auf seichte Unterhaltung mit einem Anspruch an Moral steht, sollte schleunigst die Finger davon lassen. Für alle anderen ist das hier eine Pflichtanschaffung, die in meinen Augen das Juwel der „DC You„-Reihe darstellt.

Visuell wird uns eine ordentliche Portion Ekel serviert, die man sich genüsslich von Panel zu Panel einverleibt. Ob klassische Superhelden-Darstellung, groteske Geschöpfe wie aus einem Cartoon oder einfach nur jede erdenkliche Körperflüssigkeit – McCrea weiß von der ersten bis zur letzten Seite zu überzeugen. Man kann förmlich spüren wie sich der Künstler austoben konnte. Jede Linie versprüht einen unwirklich Spaß am Schabernack und nimmt den Betrachter sofort in ihren Bann. Alles in allem einfach eine großartige Arbeit.

Anhand der Lobhudelei ist es für euch wahrscheinlich ersichtlich, aber ich muss es einfach nur wiederholen. „Section Eight“ ist ein durchgehendes Vergnügen am Rande der Perversion, welches zwar nichts für zarte Gemüter aber auf jeden Fall etwas für alle mit einem dehnbaren Begriff von Humor ist! Auf zum nächsten Comic-Shop und viel Spaß beim lesen!

 

Planet Hulk – Band 1

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Ich muss gestehen, dass ich in Bezug auf das Marvel-Universum eher wenig mit dem wütenden grünen Riesen anfangen konnte. Zwar fand ich seine Origin-Story recht interessant und die Umsetzung des „Dr. Jekyll and Mr. Hyde“-Themas gelungen in das Comic-Genre integriert, aber der Funken wollte einfach nicht über springen.

Nun habe ich mich an eine Geschichte um den Hulk gewagt, die laut Aussagen der Fans zu den besten gehört, die jemals über ihn geschrieben wurden. Genau genommen ist das schon 16 Jahre her, aber Panini Comics Deutschland legt regelmäßig alte Storys neu auf um junge Leser an die Klassiker heran zu führen und diesmal hat es eben „Planet Hulk“ erwischt. Eine abgeschlossene Handlung, die aufgrund ihrer Größe (knapp 500 Seiten) auf zwei Bände verteilt wurde. Der erste liegt schon in den Regalen des Comic-Dealers eures Vertrauens. Ob sich die Anschaffung lohnt, erfahrt ihr hier!

Zunächst einmal muss man wissen, dass es sich bei dem Ganzen um ein gigantisches Projekt gehandelt hat, welches die drei Autoren Peter A. David, Daniel Way und Greg Pak realisiert haben. Sie haben sich als Team gut verstanden, denn die Geschichte läuft fließend und ohne abgehakte Versätze stetig voran. Diese ist hierbei der perfekte Rahmen für eine so physische Figur wie den Hulk. Bruce Banner (die zivile Version des Monstrums) hat sich in einen abgeschiedenen Teil Alaskas zurück gezogen, um seine Ruhe zu finden und die Menschheit vor den Zerstörungsorgien seines Alter Ego zu beschützen. Doch eines Tages wird er von Nick Fury kontaktiert, der ihn auf eine halsbrecherische Mission ins All schicken möchte. Im Laufe dieser, wird er aber von ihm hereingelegt und zum Schutz der Erde auf einen fremden Planeten geschossen. Er ist jedoch nicht wie zunächst angenommen unbewohnt und friedlich, sondern ist die Heimat einer Alien-Spezies, die eine pervertierte Version des alten Roms darstellt. Hier wird nämlich durch einen Imperator zwischen Bevölkerung und Sklaven getrennt. Zweite Gruppe (die auch aus Aliens anderer Planeten besteht) muss dabei zum Vergnügen der Elite Gladiatorenkämpfe austragen und welches Thema passt wohl besser zum Hulk als dieses? Spannend erzählt, vor Selbstreferenzen strotzend und bei weitem nicht so beliebig wie man es von einer Geschichte erwarten würde, die sich zumindest oberflächlich nur um das Kämpfen dreht. Ich hätte persönlich nicht erwartet, dass mich der Hulk über 250 Seiten so gut unterhalten würde. Hut ab!

Bezüglich der Zeichner, muss man sich jedoch auf mehrfache Stilbrüche gefasst machen, die bei einer über einem Jahr (in Bezug auf den ersten Band) laufenden Serie nur natürlich, aber für mich immer noch etwas gewöhnungsbedürftig sind. Dabei schwankt der Stil der insgesamt acht Künstler (ohne die Geschichte in Mitleidenschaft zu ziehen) zwischen schlichtweg fantastisch (Andy Kubert) und relativ mies (Juan Santacruz). Es ist vermutlich nicht leicht einen grünen Muskelberg vorteilhaft zu porträtieren, aber manchmal rutscht die Gestaltung fast schon ins lächerliche. Da diese Schnitzer nur vereinzelt vorkommen, ist es bei der starken Story durchaus zu verkraften, aber eingebettet zwischen wirklich großartige Umsetzungen doch manchmal nervig. Lasst euch davon aber nicht von der potentiellen Kaufentscheidung abhalten, denn mit „Planet Hulk“ liegt ein richtig starkes Stück Marvel-Historie vor, die sogar einen DC-Fanboy wie mich überzeugt!

Alles in allem wirklich empfehlenswert. Ich kann es zumindest kaum erwarten herauszufinden, wie es mit unserem Wüterich im abschließenden Band weiter geht!