Superman Paperback 1: Pfad zur Verdammnis

SUPERMANPAPERBACK1SOFTCOVER_Softcover_733

Viele von euch wissen, dass ich nicht als großer Fan des DC-Aushängeschilds Superman bekannt bin. Für mich überwogen beim lesen immer Elemente, die mir die Figur als zu glatt und seine Welt, trotz regelmäßig stattfindender Apokalypsen, als zu friedfertig erscheinen ließen.

Vielleicht bin ich einfach psychisch kranke Freaks wie in Batman gewohnt und weniger bunte Aliens, die Metropolis als Spielplatz benutzen. Wie so oft handelt es sich hierbei aber um meine ganz persönliche Meinung und ich bin mir verdammt sicher, dass mir so einige Perlen entgangen sind, die mich eines besser belehren hätten können. In jedem Fall könnt ihr euch vorstellen, dass ich durchaus etwas skeptisch an den Reboot um den Pfadfinder unter den Superhelden herangegangen bin. Ein Neubeginn kann aber auch eine ganz frische Liebe entfachen und genau das ist hier geschehen. Aber eins nach dem anderen…

Wie es sich gehört, musste es zunächst einen vernünftigen Übergang zwischen der alten New 52 und der neuen Rebirth-Welt geben, bevor der Reboot seinem Namen gerecht werden konnte. Da sich der Verlag durch die langjährige Geschichte damit auskennt, wurde der Switch mit dem Tod des einen Superman (New 52) und dem Auftauchen des anderen (Post-Crisis) vollzogen. Der neue Unbekannte rettete sich zuvor von seiner sterbenden Welt in die hiesige und lebte fortan mit seiner Familie versteckt auf einer kleinen Farm. Erst als der Superman, den wir seit 2011 kennen und lieben gelernt haben das zeitliche segnet, traut sich der neue aus dem Versteck.

Dabei will er nicht einfach einen Platz besetzen, der plötzlich frei geworden ist, sondern den Namen des Mannes aus Stahl rein halten, als Lex Luthor beschließt sich in einen Metall-Anzug á la Iron Man (ja, ich weiß) zu quetschen und das Erbe des Kryptoniers anzutreten. Natürlich dürfen Leser und Hauptfiguren in diesem Moment sehr skeptisch sein, wie edel die Motive von Lex wirklich sind. In jedem Fall kommt es beim Aufeinandertreffen der alten Erzfeinde gar nicht erst wirklich zur Klärung der Situation, da ein anderer alter Bekannter auf der Bildfläche erscheint: Doomsday!

Das Monster, dass schon einst Superman töten konnte, ist zurück und so stark wie eh und je. Mit jedem Schlag scheint es näher dran zu sei, die Katastrophe von einst in einem Déjàvu aufleben zu lassen und als dann wie aus dem nichts der Reporter Clark Kent(!) erscheint, ist die mysteriöse Zusammenkunft komplett…

Wie es weitergeht und wie das alles zustande kommt, sollten Interessenten selbst herausfinden, um den Spaß nicht mit Spoilern zu verderben! 😉

So viel sei verraten: Qualitativ befindet sich die Story in den oberen Ligen. Das habe ich aus meiner Erfahrung heraus nicht erwartet und bin dementsprechend positiv überrascht. Nicht ganz unschuldig daran, ist natürlich der Autor Dan Jurgens. Seines Zeichens Erfinder von Doomsday und damit ganz tief in der Materie, die mit einem modernen Anstrich, trotzdem nostalgische Gefühle entfachen kann. Trotz einiger Standard-Gekloppe-Szenen, bleibt die Handlung an sich stets spannend und man möchte wirklich wissen, was es mit dem Erscheinen all der totgeglaubten Charaktere auf sich hat. Zudem ist der neue Aspekt um Superman als Familienvater eine erfrischende Facette, die den alten Trott um endlose Faustkämpfe angenehm aufweicht.

Auch an der Zeichner-Front wird einiges geboten! Zwar sind gleich mehrere Künstler (Tyler Kirkham, Stephen Segovia und Patrick Zircher) am Werk, deren Handschrift sich untereinander teils deutlich unterscheidet, aber es ergibt sich trotzdem kein so eklatanter Stilbruch, dass man das Gefühl bekommt verschiedene Storys vor sich zu haben. Sie alle beherrschen das nötige Handwerk, um die dynamischen Action-Szenen attraktiv in den Panels umzusetzen und der legendären Reihe gerecht zu werden.

In dieser Kombination aus starker Geschichte und optisch ansprechendem Artwork, lasse ich mich doch gerne von der Figur überzeugen, der ich lange nichts abgewinnen konnte. Sollte es euch ähnlich gehen, wäre mit Superman Paperback 1: Pfad zur Verdammnis die perfekte Einstiegsmöglichkeit gegeben.

Daredevil – So finster die Nacht

DAREDEVILSOFINSTERDIENACHTSOFTCOVER_Softcover_150

Ich für meinen Teil muss gestehen, dass ich nie so wirklich etwas mit Daredevil anfangen konnte. Dabei liegt es nicht daran, dass die Figur besonders uninteressant oder anderweitig unattraktiv wirkt. Daredevil schien bis dato einfach nicht „mein Ding“ zu sein. Mit diesem Mindset bin ich wohl nicht alleine, denn der geringe Umsatz, den Panini Comics mit den Abenteuern des „Mannes ohne Furcht“ erwirtschaftet hat, führte vor zwei Jahren zu einer Einstellung der Serie.

Doch Comic-Fans sind für ihre Leidenschaft bekannt und somit ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie sich eine Stimme verschafft und der Figur eine Wiedergeburt auf dem deutschen Markt ermöglicht haben. Diese manifestiert sich in einem Band, der die US-Hefte 8 bis 14 beinhaltet und damit einen ersten Blick in das aktuelle Geschehen um den Teufel mit den engelsgleichen Ambitionen bietet.

Doch was erleben wir hier als Leser von „So finster die Nacht“ und könnte dies der Beginn einer neu entfachten Liebe für alte und ein gelungener Einstieg für neue Fans sein? Zunächst einmal wird dem Haupt-Storystrang eine Ausgabe von All-New All-Different Marvel Point One 1 (Daredevil: Blindspot) vorangestellt, in der wir Dardevils neuen Sidekick Blindspot kennenlernen, während unser Hauptprotagonist ganz in zivil (aber unter falschem Namen) im Spielerparadies Macau residiert, um unauffällig einen Koffer, der wichtige Inhalte zu Verbrecherclans aus New York City beinhaltet, aus den Händen der Triaden zu entreissen.

Ein recht unterhaltsamer Einstieg, der einer Verwirrung beim Leser entgegenwirkt, die sich ohne Einführung neuer Figuren definitiv einstellen würde. Darüber hinaus sorgt ein gelungener Gastauftritt von Spider-Man und eine ohnehin recht humorvolle Stimmung für einen sanften Start, der Lust auf mehr macht. Das wie üblich qualitativ auf hohem Niveau angefertigte Artwork von Goran Sudzuka rundet die Story von Charles Soule darüber hinaus nicht nur ab, sondern wertet diese auf. Für sich alleine ist dieser kleine Exkurs in Chinas Sonderverwaltungsgebiet zwar nicht mehr, als nett anzuschauen, im Kontext der darauf folgenden Handlung aber eine willkommene Ergänzung

In der nun regulären Serie sehen wir Matt Murdock (DD in zivil), wie er als ein durch einen verlorenen Fall in Ungnade gefallener Bezirksstaatsanwalt versucht seine berufliche Laufbahn wieder gerade zu rücken und dabei immer weniger Zeit hat, sich bei Nacht um die Verbrecherjagd zu kümmern. Dafür hilft im sein eben erwähnter Partner Blindspot wo er nur kann. Dieser stößt bei einer seiner nächtlichen Patrouillen auf einen bizarr anmutenden Tatort, der von einem gigantischen, mit dem Blut vermisster Personen angefertigten, Bild dominiert wird. Schon relativ zeitnah bekennt sich der psychopathische Killer Muse zu dem Verbrechen und präsentiert seine Taten als Werk eines weitsichtigen Künstlers, der seine Opfer in sein Schaffen mit einbezieht.

Klingt gruselig und ist es auch. Durch die düstere Visualisierung von Roy Garney wirkt das gesamte Setting durchwegs bedrohlich und strotzt nur so vor blutig-bizarren Szenen, die definitiv nichts für schwache Nerven sind. Zeitweise erinnert die Jagd auf den Mörder an Psychothriller im Stile von „Sieben“ und hat zumindest mir persönlich eine Seite an der Reihe aufgezeigt, die Daredevil defintiv auf meinen Radar gesetzt hat. Zwar gibt es einzelne Schwächen, wie die arg aufgezwungenen Inhumans, die sowohl Opfer von Muse, als auch Helfer auf Seiten der Polizei und Vigilanten darstellen, aber doch nie zu 100% ins Bild passen. Trotzdem liest sich die sehr solide Story stets flüssig und unterhält durchwegs.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass es eigentlich eine Schande ist, dass es in Deutschland nicht mehr Fans bzw. Käufer der Reihe gibt, die offensichtliche Qualitäten aufweist. Natürlich findet man hier zwar keinen Eisner-Anwärter, aber eine erzählerisch schöne und visuell großartige Geschichte, die hoffentlich ihren Weg in die Herzen neuer und alter Leser findet. Ich für meinen Teil bin neben abgeschlossenen Bänden wie „Der Mann ohne Furcht“ das erste Mal mit einer regulären Reihe um Daredevil in Berührung gekommen und weiß im Rückblick einfach nicht, wie mir sowas zuvor entgehen konnte. Daher ist mein Rat an euch, sich zeitnah in den Comicshop eures Vertrauens zu begeben und einen Blick hinein zu wagen. Fans düsterer Geschichten, die trotzdem den typischen Marvel-Charme beibehalten, werden hier mehr als nur gut bedient!

Old Man Logan – Band 5: Blutige Erinnerung

OLDMANLOGAN5BLUTIGEERINNERUNG_Softcover_332

Endlich ist es wieder soweit und wir dürfen wieder die postapokalyptische Welt von „Old Man Logan“ betreten, der zum aktuellen Zeitpunkt der einzige lebende Wolverine des Marvel-Universums (ja, nur das Standard-Kontinuum) ist und sich als gealterte Version seiner selbst auf dem vermeintlichen Weg zur Erlösung begeben hat.

Zunächst einmal sei gesagt, dass man nicht umhin kommt den Vorgängerband zu lesen. Es werden sicherlich auch neue Leser Spaß an der Handlung haben, aber ohne die Vorgeschichte bleibt am Ende trotzdem primär Verwirrung als dominierendes Gefühl zurück. Für all jene, die entweder zu faul sind oder aufgrund der teils verlagsvergriffenen Ausgaben ohnehin nicht alle Nummern im Schrank stehen haben, helfe ich aber gerne weiter:

Wie schon die Inhaltsangabe verrät, hat Logan sein Mündel (den Sohn von Hulk) alleine in der Obhut einer Freundin zurückgelassen und versucht mit Hilfe des (kein Witz) Magiers Asmodeus seinen Fehler rückgängig zu machen. Als ihn der Zauberer jedoch hintergeht, wird Wolverines Geist durch den Strom der Zeit zurückgeschleudert, während sein Körper als Hülle zurückbleibt und an höchstbietenden Gangster übergeben werden soll.

Genau hier steigt der Band „Blutige Erinnerung“ ein und versetzt Hauptfigur und Leser in die chronologisch frühesten Epochen, in denen Logan seine Abenteuer erlebte. Angefangen in Kanada des 19. Jahrhunderts, über die erste Begegnung mit dem Hulk, bis hin zu seiner anfänglichen Zusammenarbeit mit den X-Men ist alles dabei was das Herz der Nostalgiker höher schlagen lässt. Dabei scheut der Autor Jeff Lemire in seinem Abschlussband, trotz des eher düsteren Settings nicht vor Selbstreferenzen aus der langen Geschichte des Mutanten zurück, die sich nicht nur in Optik, sondern gerne auch in Stimmung und Dialogen widerspiegeln. Ich sag nur so viel: Cheesy Sprüche aus den 90ern werden definitiv auch serviert und lassen dem geneigten Leser einen wohligen Schauer über den Rücken laufen!

Trotzdem ruht sich der Autor dieser Rückschau nicht auf der bewegten Historie von Wolverine aus, die als Fan-Service wohl für einige ausreicht hätte, sondern garniert die Szenerie mit gehörig Emotionen, die einen in regelmäßigen Abständen den Frosch im Hals spüren lassen. Es ist in meinen Augen immer noch ein relativ seltenes Phänomen in Superhelden-Comics tiefergehende Emotionen beim Leser auszulösen, doch hier geschieht es wie nebenbei und damit umso eindrucksvoller.

Was die visuelle Umsetzung anbelangt, sehen wir nun zum ersten Mal einen anderen Künstler am Werk als Andrea Sorrentino, der mich immer noch extrem begeistert und zu meinen absoluten Favoriten der Branche gehört. Diesmal sehen wir Eric Nguyen am Zeichenbrett, der stilistisch durchaus in der Ecke von Sorrentino zu verorten ist, aber durch seinen „klassischeren“ Stil in Bezug auf Panel-Aufbau und Charakterzeichnung eine individuelle Note setzen kann. Zwar darf man deswegen nicht mehr die teils extrem abstrakten Splash-Pages und andere ungewöhnliche Experimente erwarten, wird aber immer noch mit einer Dynamik versorgt, von der die Bilder einer solche Geschichte leben.

Dementsprechend kann ich schon, wie bei den Ausgaben zuvor, meine wärmste Empfehlung für diesen Band und für die Reihe insgesamt aussprechen, die mit zu dem besten Output gehört, den Marvel (bzw. Panini Comics) aktuell zu bieten hat. Ich für meinen Teil bin sowohl erstaunt, als auch begeistert, dass Lemire die Qualität der Handlung über den gesamten Run halten konnte und bin in dem Zusammenhang auch sehr gespannt darauf, wie sich ein komplett neues Kreativteam bei der Fortsetzung schlägt, die für den 5. Juni angekündigt wurde. Bis dahin habt ihr aber genug Zeit, euch an den schon schon veröffentlichten Bänden (1, 2, 3, 4) zu erfreuen!

 

 

Batman – Der dunkle Prinz (Band 1 von 2)

1516870804_DDCHC024_min

Es kommt durchaus mal vor, dass ein europäischer Künstler sich an einem Flaggschiff von DC Comics versuchen darf, doch meist beschränkt sich die Arbeit auf fortlaufende Serien, in denen Experimente und eine zu individuelle Handschrift eines Autoren oder Künstlers nur ungern gesehen werden.

Deswegen gleicht der Release von Batman – Der dunkle Prinz einer kleinen Sensation, da zum einen der Schweizer Enrico Marini (u.a. Die Adler Roms) ganz alleine für Inhalt und Optik verantwortlich ist und zum anderen die auf zwei Bände angelegte Geschichte in Hardcover-Alben frankobelgischen Stils erscheinen wird. Band eins liegt schon in den Regalen, während der Abschluss im Juni (also vermutlich im Rahmen des Comic Salons Erlangen) veröffentlicht wird.

1516870804_image001

© Panini Comics

Doch worum geht es in der Story eigentlich? Zunächst einmal mutet die Handlung ziemlich typisch für Batman an. Mal wieder wird der dunkler Ritter mit dem Joker konfrontiert, der hier tatsächlich wie eine Art Clown aussieht und sich mit einem dazu passenden Gefolge umgibt. Natürlich dürfen in so einer Konstellation auch nicht die weiblichen Pendants der zwei ewigen Feinde fehlen: Catwoman und Harley Quinn, die ebenfalls in einer recht frischen Optik präsentiert werden und den Leser daran erinnern, dass es sich hier tatsächlich um ein eigenständiges Werk handelt. Außer diesen Ausnahmen wirkt alles ein wenig austauschbar, als aber eines Tages eine Kellnerin an der Tür von Bruce Wayne klingelt und ihn mit den angeblichen Folgen einer Jahre zurückliegenden Nacht konfrontiert, erfährt die Handlung einen Spin, den man schon lange nicht mehr im Zusammenhang mit Batman erlebt hat. Als der Joker auch noch Wind von der Sache bekommt, ist der Aufbau zum Cliffhanger perfekt, der es einem so richtig unter den Fingernägeln brennen lässt, wie sich die Sachlage entwickelt…

1516870804_image002

© Panini Comics

Das Ganze wird dabei in wunderschönen Panels präsentiert, die gänzlich handgemalt sind und digitale Trickkisten weglassen. Dadurch kommen unter anderem wunderschöne Splash-Pages zustande, die eine wahre Augenweide sind und die ein ganz gutes Bild davon vermitteln, warum Jim Lee (Herausgeber von DC Comics) sich persönlich dafür einsetzte, dass Marini seinen heimlichen Traum eines eigenen Batman-Comics umsetzen konnte.

Um die Besonderheit dieser Veröffentlichung zu unterstreichen, wird der Story ein ausführliches Interview zwischen dem Macher des vorliegenden Bandes und Alexander Bubenheimer von Panini Comics nachgestellt, dass nochmal die Vorgeschichte zur Entstehung von „Der dunkle Prinz“ aufgreift, die besonderen Umstände als Künstler vom europäischen Kontinent umschreibt und einen Ausblick auf das Finale im Juni  gibt, welches definitiv in meinen Schrank wandern wird!

1516870804_image003

© Panini Comics

In diesem Sinne macht man bei einer Anschaffung dieses Prachtstücks für knapp 17 Euro nichts falsch. Ein visuell und inhaltlich schönes Gesamtwerk, dessen Abschluss ihr sicherlich genauso sehnlichst erwarten werdet wie ich!

Spawn Origins Collection – Band 10

SPAWNORIGINSBAND10_Hardcover_334

Endlich bin ich mit meinen Prüfungen für dieses Semester durch und nur noch zwei Hausarbeiten davon entfernt, mich wirklich entspannen zu können. Bis dahin habe ich endlich etwas mehr Zeit, um mich um ZOMBIAC zu kümmern und präsentiere nach der unfreiwilligen Pause gleich mal die Fortsetzung einer meiner Lieblingsreihen, die in die zehnte Runde geht: Die Spawn Origins Collection!

Diese beinhaltet die US-Hefte 113 bis 125 und damit weiterhin den Run des Spawn-Zeichners Angel Medina, mit dem ich die Figur entdeckt habe und den ich bis heute als den besten Künstler ansehe, der sich an Todd McFarlanes Schöpfung versucht hat. Nun aber erstmal zum Inhalt:

Da der Vorgänger-Band quasi mitten im Geschehen abgebrochen ist, finden wir uns erneut im Kampf gegen die Vampire in New York City wieder, der zwar keine unmittelbaren Folgen für Spawn aber durchaus für einige seiner nächsten Verbündeten nach sich zieht. Wie für die Heftreihe üblich, setzt der Fortgang der Geschichte nicht sofort nach der angesprochenen Konfrontation ein, sondern bietet dem Leser zunächst ein schön düsteres Intermezzo, dass uns sowohl in das alte Japan verschlägt, als auch in der Gegenwart schaurige Geschehnisse bietet, bei denen Spawn erstaunlicherweise sogar nur eine Nebenrolle spielt.

Dem schließt sich die eigentliche Haupthandlung an, die nach längerer Zeit erneut den Redeemer als eine Art Anti-Spawn in den Mittelpunkt stellt und ihn gegen die beliebteste Ausgeburt der Hölle in den Ring steigen lässt. Dabei wird glücklicherweise darauf verzichtet (nur) einen simplen Showdown zweier übernatürlicher Wesen zu porträtieren, sondern schlägt sogar den Bogen zu einer älteren Spawn-Story, in der ein kleiner Junge vor dem eigenen brutalen Vater gerettet werden sollte. Es ist nicht das erste Mal, dass McFarlane und seine Co-Autoren mit solchen Kniffen eine in sich geschlossene Welt präsentieren, die deutlich tiefer wirkt, als die Vielzahl an Schocker-Comics der 90-Ära, die zum Glück hinter uns liegt und nur die besten Serien hat überleben lassen.

Das ist unter anderem der Grund dafür, warum Spawn seit seinem Debüt vor nun fast drei Dekaden, als die erfolgreichste Figur aus einer eher unkonventionellen Comic-Ecke, immer noch seine Fans findet, immer noch in einer laufenden Serie vertreten ist und seine Klassiker auch außerhalb der USA erfolgreich neu aufgelegt werden. Schön erzählte Geschichten, die mit ihrem Pathos oft nur knapp an der Fremdscham-Grenze vorbei schrammen, aber immer noch genug Ernst beibehalten, um gut zu unterhalten, sowie ein detailverliebtes Artwork, dass bis heute unerreicht bleibt. Diese Mixtur lässt mich daher hoffen, dass Panini Comics, im Gegensatz zu ihren Kollegen aus den Vereinigten Staaten, den Mut aufbringt die Origins Collection eigenständig weiterzuführen, sollten die Verkaufszahlen stimmen. Die Fans über dem großen Teich schauten nämlich nach dem Release von Band 10 in die Röhre, während hier noch eine gewisse Hoffnung im Raum steht.

Ich für meinen Teil würde jedem von euch ans Herz legen, die wunderschönen Hardcover-Bände in euren Schrank wandern zu lassen und dadurch die Chancen für alle Fans zu erhöhen, auch in Zukunft Freude an Spawn haben zu können.

 

Torpedo 1972

torpedo1972_rgb

Ich muss gestehen, dass ich bis zum Release des vorliegenden Bandes noch nie etwas von „Torpedo“ gehört habe. Eine Geschichte um den eiskalten Auftragskiller Luca Torelli, dessen Moralvorstellungen auch außerhalb seiner Profession zu wünschen übrig lassen.

Schon 1981 betrat die Figur des Autors Enrique Sánchez Abulí die Bühne und eroberte die Comic-Szene im Sturm. Fast zwanzig Jahre kooperierte Abulí dabei mit dem Zeichner Jordi Bernet, der jedoch für eine erneute Zusammenarbeit leider nicht bereit war. Diesen Part übernahm nun der Ausnahmekünstler Eduardo Risso („Dark Night – A True Batman Story„, „100 Bullets„), den das Comicfestival München, genauso so wie den Autoren, im nächsten Jahr als Gast begrüßen darf.

torpedo_1972_05

© Cross Cult

Worum geht es aber genau? Der ursprüngliche Titel der Reihe „Torpedo 1936“ nimmt insoweit etwas voraus, dass die vorangegangene Handlung 30 Jahre zuvor gespielt hat und damit während einer Zeit, in der es die typischen Film Noir (Anti-) Helden en masse gab. Abgebrühte Kerle, mit nervösem Finger am Abzug, einer zynischen Sichtweise auf das Leben und fehlendem Respekt vor der Frauenwelt. In diesem Sinne eine Kombination, die nicht so recht in die Welt der 70er zu passen scheint und damit einen Kontrast herstellt, an dem sich der Leser reiben kann.

Das wird in einer schönen Hommage an die teils fiktive („Der Pate„) und teils reale Welt des kriminellen Untergrunds, der in vielen Medien Beachtung fand und damit Legendenstatus erreichte, verpackt und dem Betrachter entgegen geworfen. So sieht man lustige Szenen, in denen der nun alte, verarmte und an Parkinson leidende Torpedo im Park sitzt und die ihm erhaltene Geschwindigkeit seiner Hände dazu nutzt Tauben zu erschlagen, die ihm von seinem Partner/Lakeien Rascal  für ein Mahl zubereitet werden. Auf der anderen Seite lernt man einen verbitterten, hasserfüllten Mann kennen, der sich im fragwürdigen Ruhm vergangener Tage sonnt und diesen zum Anlass nimmt sich Frauen auch gerne mal mit Gewalt zu nehmen. Um wie zu beweisen, dass Torpedo in seiner nihilistischen Herangehensweise tun und lassen kann, was er will, während seine gerechte Strafe auch im Alter auf sich warten lässt, stellt Abulí ihm einen Journalisten entgegen, der zwar nicht wirklich über einen moralischen Kompass verfügt, aber gewillt ist, den Knacker ein für allemal für seine Verbrechen (vor allem speziell für ein privates) büssen zu lassen. Dabei hat er jedoch nicht bedacht, dass es genau die Regel ist, auf alles und jeden zu scheißen, was der Gesellschaft heilig ist, die ihn so viele Dekaden unbeschoren hat walten lassen. Die Konsequenz drückt sich dabei wie so oft in Sex, Kugeln und einer Menge Blut aus, die nicht zwischen schuldig und unschuldig zu unterscheiden weiß.

torpedo_1972_07

© Cross Cult

Genau diese Kompromisslosigkeit lässt Leser, die mit der Figur noch nicht in Berührung kamen, durchaus manchmal schlucken, wenn sie insbesondere Themen begegnen, für die sie zum Beispiel durch die #metoo-Debatte sensibilisiert wurden. Dabei muss man einen Schritt zurück treten und sich exakt ansehen, was der Autor zu sagen versucht, wenn man nicht reflexartig in eine Empörungshaltung verfallen möchte. Wir sehen nicht einfach irgendeinen alten Bösewicht, der tattrig seinen Lebensabend genießt, während er sich an alte Abenteuer erinnert, sondern ein wahres Monster, dass ganz reale Verbrechen in einem fiktiven Kosmos begeht. Um sich dabei nicht den Vorwurf des billigen Schockers oder Voyeur-Befriedigers anhören zu müssen, werden bei expliziteren Szenen, zumindest wenn es um Sexualverbrechen geht, die Panels nicht mit der Darstellung der Taten, sondern Andeutungen im Sinne von Sounds und abgeschnittenen Bildern befüllt. Als Leser fühlt man sich nicht weniger angewidert von dem Geschehen, wird aber nicht wie in einem billigen Underground-Comic mit dem Offensichtlichen erschlagen, was zur Klasse des Bandes beiträgt, der sich ständig einer Gratwanderung ausgesetzt sieht.

Als ob das nicht reicht, wir dem Szenario noch ein ausführliches Vorwort vorangestellt, dass die Figur und den Kontext noch genauer in Augenschein nimmt. Auch das Ende bleibt nicht bei einer letzten Seite der Story, sondern wird mit einigen Zeichnungen Rissos und einer Kurzgeschichte, die nie visualisiert wurde, abgerundet.

torpedo_1972_09

© Cross Cult

Alles in allem kann man sagen, dass es sich handwerklich auf jeder Ebene um ein gelungenes Stück Comic-Geschichte handelt, dass offensichtlich auch nach mehreren Dekaden nichts vom Biss verloren hat, der sich in einem zynisch-grimmigen Setting niederschlägt. „Torpedo 1972“ ist dabei defintiv nichts für zartbesaitete Gemüter, da es durchaus einen Unterschied zwischen einer völlig überzeichneter Gewaltorgie und einer Vergewaltigung oder Exekution gibt. Wer damit umgehen kann, ist durchaus gut bedient. Alle anderen sollten sich vielleicht erst an einer Leseprobe versuchen.

Mark Millar Collection 5: Kick-Ass Runde 2

MARKMILLARCOLLECTION5KICKASSRUNDE2_Hardcover_642

Schon bei der Besprechung des ersten Teils von Kick-Ass, der auch als Teil der Mark Millar Collection erschienen ist, habe ich nichts als lobende Worte für dieses Anarcho-Prunkstück gehabt und der zweite Teil lässt nichts anderes zu, als die Lobhudelei fortbestehen zu lassen. Aber eins nach dem anderen.

Nachdem die „I don’t give a fuck„-Attitüde Millars in jedem Panel des Erstlings greifbar war, dreht er in Hit Girl und Kick-Ass 3, die beide gesammelt in dem edlen XL-Hardcover vorliegen, die Eskalationsstufe noch eine Spur weiter und das auf jeder erdenklichen Ebene. Ob Gewalt, humoristische Seitenhiebe auf Popkultur und Comic-Szene – hier werden keine Gefangenen gemacht.

Wie um an dieser Richtung keinen Zweifel aufkommen zu lassen, fängt die Geschichte auf Hit Girls erster Seite schon mit der Exekution eines selbsternannten Vigilanten an, den wir in der Art schon aus dem Erstling kennen. Jungs und Mädels, die zu viele Comics gelesen und nun mit Kick-Ass als ultimatives Vorbild, Gerechtigkeit auf die Straßen ihrer Stadt bringen wollen, dafür aber inzwischen von der lokalen Mafia gerne mal eine Kugel verpasst bekommen.

In dieser Atmosphäre beschließt unsere Heldin, bürgerlich Mindy McReady, den Verbrechersumpf auszutrocknen und dafür Kick-Ass, der als Zivilist wie sie die lokale High-School besucht, an ihre Seite zu rekrutieren. Mit einem ausgeklügelten Plan möchte sie Stück für Stück die führenden Köpfe der Cosa Nostra und ihrer „Kollegen“ eliminieren und damit zeitgleich die Gefahr von ihrer Familie fernhalten. Ihr Stiefvater Marcus ist einer der wenigen ehrlichen Cops in seinem Revier und damit DIE Zielscheibe für seine korrupter Kollegen und ihre inoffiziellen Arbeitgeber. Zusätzlich ist Mindys Mutter von den Eskapaden im ersten Band psychisch so gezeichnet, dass ihr jede Aufregung ernsthaft zusetzen kann.  Eine schwierige Situation, wenn man eine Spur an in jeder möglichen Form massakrierten Verbrecher nach sich ziehen möchte. Das Versprechen als Held niemanden zu töten sieht sie in jedem Fall eher als Empfehlung und nicht als Richtlinie.

Es wäre jedoch keine Millar-Geschichte, wenn nicht ein seltsamer Twist die Sache auflockern würde. In diesem Fall handelt es sich um Mindys Verhältnis zu ihren Mitschülerinnen, die gerade in das Alter kommen, in dem man angesagte Musik hört, auf die neusten Trends anspringt und sich älter gibt als man ist. Eine Herausforderung, garniert mit Mobbing der besagten Mädchen, die sie mehr an sich zweifeln lässt, als jeder der von ihr begangenen Morde. Da hilft es auch nicht, dass sie Dave (Kick-Ass) um Hilfe bittet, damit sie sich mehr in die Masse einfügt. Wir erinnern uns, dass er der Prototyp des Comic-Nerds mit psychotischen Einschlag ist. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Mindy auf ihre altbewährten Methoden aus dem Kampf auf der Straße zurückgreift (welche das sind, müsst ihr schon selbst herausfinden), um sich in der Hierarchie der von ihr anvisierten Clique nach oben zu arbeiten und dabei nebenbei in Millar-typische Manier die Popkultur in wenigen Panels durch die Mangel zu drehen („Ich werde dich mit meinem Wissen über Die Tribute von Panem zerschmettern. Ich erschlage dich mit dem, was ich über Bieber weiß.„). Das Ganze schön gewürzt mit einer ordentlich Portion Zynismus, die neben der Comic-Kultur und der Medien-Welt, wie nebenbei die Sozialisation von Kindern und Jugendlichen zum Thema macht und mit einem erzählerischen Vorschlaghammer durch den Verstand des Lesers jagt.

Diesem der 11-jährigen Killer-Heldin gewidmeten Kapitel, folgt der (bis dato) abschließende Teil der Kick-Ass-Saga, der sofort nach den Ereignissen im Vorgängerband ansetzt. Hit-Girl wurde bekannterweise gefangen genommen und in ein Hochsicherheitsgefängnis verfrachtet. Zuvor hat sie es jedoch geschafft Kick-Ass einen detaillierten Plan für ihre Befreiung zukommen zu lassen. Nach einem missglückten „Versuch“ zieht er sich samt seinem neu zusammengestellten Team (kleine Anleihe an die Avengers bzw. die Justice League) zurück, um mit etwas zeitlichem Abstand einen neuen Anlauf zu wagen.

In der Zwischenzeit ist Hit-Girl jedoch in der Gefängnis-Hierarchie, trotz Dauerüberwachung, in die höchsten Ränge aufgestiegen und zeigt auch in den, aus der Sichtweise der Therapeuten und Wächter, ausweglosesten Situationen deutlich, wer die Zügel eigentlich in der Hand hält. Eben diese Momente nutzt Millar gekonnt, um Rückblenden aus Mindys Ausbildungszeit zur Superheldin durch ihren Vater einzuflechten und damit mehr Tiefe in der Charakterentwicklung zu gewährleisten.

In einem weiteren parallelen Handlungsstrang treffen wir erneut auf den Motherfucker, der bekanntlich noch von Kick-Ass übel zugerichtet und daher im Krankenhaus sein dasein fristet. Dort erfährt er auch, dass ein ehemals ins Exil geschickter Bruder seines Vaters nun die Geschäfte der Mafia an sich gebunden hat und eine Zusammenführung aller großen „Familien“ zum Ziel hat. Und da Verwandschaft in diesen Kreisen einen hohen Stellenwert hat, soll der junge Psychopath in die Familiengeschäfte eingebunden werden. Klingt zunächst nach klassischem Mafia-Stoff, wird aber mit subtilen aber im Nachgang extrem derben Gags auf eine Ebene gebracht, die wir genau bei dieser Veröffentlichung erwarten.

Zeitgleich plant unser titelgebender Held einen Auftritt vor den Gangstern, der sie das fürchten lehren und von ihren Plänen abrücken lassen soll. Nur blöd, dass das Ganze auf einer Szene aus „Batman: Year One“ basiert und die Realität einem ganz anderen Skript folgt. Nach einem absehbaren Ergebnis zieht sich Kick-Ass immer weiter zurück, findet privat plötzlich sein Glück und vernachlässigt in der Folge seine Helden-Karriere, die die zuvor von ihm bedrohten Verbrecher definitiv nicht vergessen haben und in der Folge einen Feldzug gegen maskierte Vigilanten starten, den es in der Form wohl in keiner Comic-Veröffentlichung zu sehen gab…Alles andere müsst ihr für euch selbst herausfinden.

Stilistisch bleibt der Band auf dem selben konstant hohen Level, wie sein Vorgänger. Kein Wunder wenn der legendäre John Romita Jr. erneut den Zeichenstift schwingt und in seiner ganz eigenen Art den immer recht nett wirkenden Look der Charaktere mit literweise Blut und Innereien garniert. Hinzu kommt sein Gespür für Dynamik und die dadurch rasant in Szene gesetzte Action und Situationskomik, die einen zusätzlichen Aspekt zu einer Story hinzugibt, die ohnehin in ihrer ganz eigenen Liga spielt. Hier haben sich wirklich zwei Ausnahmetalente zusammengetan, um ein Stück Comic-Geschichte zu schaffen.

Daher ergibt sich ein Gesamtbild, dass den modernen Superheldencomic des neuen Jahrtausends definiert. Nicht im klassischen Sinne mit einem perfekt genormten moralischen Kompass, sondern selbstironisch, die Realität der Leser reflektierend, brutal auf allen Ebenen, ohne ins Belanglose abzurutschen, sowie relevant in seinem Inhalt.

In diesem Sinne gebe ich hiermit keine Kaufempfehlung, sondern eine Aufforderung, euch in den Comicladen eures Vertrauens zu begeben und den Band danach in euer Regal zu stellen. Außerdem könnte es ein Einstieg für viele weitere Geschichten sein, denn es ist offiziell: Die Reihe geht mit dem selben Kreativ-Team weiter! Ihr dürft auf jeden Fall gespannt sein!

Deadpool the Duck

deadpool-the-duck---softcover-softcover-1511946674

Sowohl Deadpool als auch Howard the Duck sind DIE Figuren der neuen Marvel-Generation, die sich humortechnisch weit außerhalb der politischen Korrektheit bewegen und damit einen bis zu ihrem Durchbruch unbeachteten Kreis an Lesern für sich gewonnen haben.

Daher ist es fast schon verwunderlich, dass die beiden bis dato nie ein gemeinsames Abenteuer erleben durften. Nun ist es aber endlich soweit und das vorprogrammierte Chaos kann in „Der Söldner mit dem grossen Schnabel“ seinen Lauf nehmen.

Es beginnt alles damit, dass der beliebte Söldner mit Persönlichkeitsstörung von SHIELD den Auftrag bekommt ein Alien dingfest zu machen, dessen Name dem Leser zunächst nicht verraten wird, beim Schnitt zum extraterrestrischen Erpel Howard aber offenbart wird: Rocket Racoon wurde Weltraum-Rabies (ich schreibe bewusst nicht Tollwut ;-)) injiziert, der ihn Amok laufen lässt. Ursprünglich miteinander befreundet, greift er nach einem zufälligen Zusammentreffen den Enten-Detektiv sofort an.

Da Deadpool dem Waschbären mit Aggressionsproblemen auf der Spur ist, dauert es nicht lange, bis er ihn aufgespürt hat. Bei dem nun stattfindenden Kampf, kommt es zu einem folgenschweren Unfall (zu komplex, um ihn genauer zu beschreiben), der die beiden Großmäuler miteinander verschmelzen lässt (wie auf dem Cover zu erkennen) und Rocket Racoon bewusstlos zurücklässt. Ab diesem Zeitpunkt hat Deadpool die Kontrolle über den Körper von Howard, der aber wie ein Geist über ihn wacht und mit ihm gemeinsam versucht das Ganze rückgängig zu machen. Dabei ziehen sie nicht immer an einem Strang und es ist alles andere als festgelegt, dass Deadpool die Kontrolle behält…

Diese Konstellation stellt sich insbesondere als schwierig heraus, als sie sich auf den Weg zu einer verlassenen Roxxon-Weltraumstation machen, um Rocket Racoon zu heilen dem Grund ihrer Verwandlung auf die Spur zu kommen. Dabei steht sich unser Heldenhybrid nicht nur selbst im Weg, indem er Rocket als potentiell neue Mütze einplant, sondern auch gebrochen deutsch sprechende Hausmeister und rabiate Bewacherinnen tun ihr Übriges, um das Chaos perfekt zu machen. Wie dieses aufgelöst wird, soll aber der geneigte Leser selbst in Erfahrung bringen.

Neben dem Plot sei aber verraten, dass man genau den Humor geboten bekommt, den man sich beim Kauf von „Deadpool the Duck“ erwartet. Ständige Auseinandersetzungen mit der inneren Stimme Deadpools, die mit Howard einen neuen Twist bekommt, die neurotisch-resignierten Monologe unserer Lieblingsente und die ständigen popkulturellen Querverweise bilden den Cocktail, den man sich gerne zu Gemüte führt, egal ob man der Fanfraktion um Deadpool, Howard the Duck oder Rocket Racoon angehört: Wirklich jeder kriegt hier was geboten.

Die von Stuart Moore geschriebene Story wird dabei mit der passenden Visualisierung durch Jacopo Camagni bestens in Szene gesetzt und verleiht den Gags durch die lebendige Dynamik seines Strichs eine noch größere Wucht. Vollgepackt mit Action, aber die subtilen Gags von Mimik und Gestik nicht vernachlässigend, liefert der gebürtige Italiener ein Highlight nach dem nächsten und damit exakt das, was Fans der beiden Anarchos erwarten.

Daher ist „Deadpool the Duck“ definitiv eine Anschaffung wert. Natürlich reißt der Band inhaltlich keine Bäume aus, aber das wird man auch nicht erwarten. Was man bekommt, ist ein Abenteuer, dass mit derbem Humor und rasanter Action zu überzeugen weiß und sich daher als kurzweiliger Snack zwischen zwei Wälzern oder als Lektüre während der Bahnfahrt eignet.

Slayer: Repentless – Ohne Reue

slayer_rgb

Es kommt wirklich selten vor, dass meine liebsten Hobbys, oder sagen wir lieber Leidenschaften, zusammen auf einen Schlag auftauchen. Die Rede ist natürlich von Comics und Musik (genauer gesagt Metal und Rock). Schon früher gab es Versuche beide Welten verschmelzen zu lassen. Das prominenteste Beispiel sind wohl KISS, die über Dekaden hinweg Künstler damit beschäftigt haben, die Band noch reicher zu machen, wobei ihr „Psycho Circus„-Run mit Angel Medina („Spawn“ u.a.) am Zeichenbrett einen Lichtblick darstellt. Einen anderen Weg ging Corey Taylor, der die zwei Konzeptalben seiner Band „Stone Sour“ mit den Titeln „The House of Gold & Bones – Part I“ und „Part II“ mit einem Comic parallel begleiten ließ um die in den Songs erzählte Story zu visualisieren. Erschienen ist die Mini-Serie übrigens bei „Dark Horse„, die auch den heute zu besprechenden Band auf ihre Kappe nehmen und ihn hierzulande über „Cross Cult“ unter die Leute bringen: „Slayer Repentless – Ohne Reue!

Richtig gelesen! Slayer haben nun ihren ganz eigenen Comic-Band, dessen Titel und Cover (siehe oben) die Essenz der Band ganz gut auf den Punkt bringen. Die Kalifornier stehen seit ihrer Gründung für Kontroversen, die sich primär in blutiger Ästhetik, Kritik an Religionen und dem spielen mit zweideutiger Symbolik manifestiert. Genau mit all diesen Punkten setzt sich die von Jon Schnepp geschriebene Geschichte auseinander, die gänzlich auf der Videoclip-Trilogie von BJ McDonnell (Buch und Regie) basiert. Inhaltlich werden die Musikvideos zu den Tracks „Repentless„, You Against You“ und „Pride in Prejudice“ nacherzählt, die dem aktuellsten Album, des Quartetts entstammen, dass den selben Titel trägt, wie der vorliegende Comic.

Der Unterschied liegt in der Ausführung von Hintergrundinformationen, die uns in den Videos verwehrt bleiben. So kriegt unser Hauptprotagonist den Namen Wyatt (im Video gespielt von Jason Trost, bekannt aus „Hatchet III„) und klärt uns im Dialog mit seinem krankhaft bösen Bruder Adrian über die Familiengeschichte der beiden auf, die auch ein Licht darauf wirft, wieso die beiden einander verfeindet gegenüberstehen. Zum einen natürlich wegen der Liebe und zum anderen in dem Zusammenhang aufeinander stoßende Weltanschauungen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Ursprünglich beide in der amerikanischen Nazi-Szene verwurzelt, die mit für die US-Geschichte ikonischen Bildverweisen illustriert wird (siehe die American Nazi Party von George Lincoln Rockwell), haben sich die Geschwister entfremdet. Während Adrian hierarchisch bis an die Spitze der Faschisten aufsteigt, hat sich Wyatt mit seiner afroamerikanischen Freundin Angel anders sozialisiert und später im Gefängnis Zusammenhalt zwischen multikulturellen Gruppen kennen gelernt. Das kann der Nazi-Bruder natürlich nicht auf sich sitzen lassen und will das Ganze blutig demonstrieren. Dafür lässt er nach einer Entführung Wyatts aus dem Knast, seine Freundin Angel vor dessen Augen töten, was den gewalttätigen Roadtrip mit Rache als Ziel auslöst, den wir sowohl auf Papier als auch Video zu sehen bekommen.

Dabei bekommt er tatkräftige Unterstützung des mexikanischen Mithäftlings Manny (gespielt vom legendären Danny Trejo), der mit ihm gemeinsam einige Spelunken abklappert um sich mehr Unterstützung im Kampf gegen die Glatzen zu holen. Wie durch „Zufall“ begegnen sie dabei niemand geringerem als der gesamten Slayer-Truppe, die tatkräftig am Schießeisen aushilft. Neben der Tatsache, dass die Band im Gegensatz zu den Musikvideos (nur Performances) eine tragende Rolle bekommt, ist es bemerkenswert, dass sie mit dem Schritt diese Geschichte zu veröffentlichen und sich selbst in den Mittelpunkt zu rücken, entscheidend den Gerüchten entgegen treten, Sympathien für den Nationalsozialismus zu hegen. Ähnlich wie Rammstein hat die Band gerne in der Vergangenheit mit der damit zusammenhängenden Ästhetik gespielt, aber nie eine Glorifizierung, geschweige denn Verharmlosung der Taten erkennen lassen. Wobei Slayer mit ihrem Song „Angel of Death“ explizit Bezug auf die Zeit nehmen. Hier wird ein unmissverständliches Statement gesetzt, dass auch die letzten Kritiker  verstummen lassen sollte.

Aufs Papier gebracht wurde das Ganze vom aus Barcelona stammenden Zeichner Guiu Vilanova der seit 2007 die amerikanische Comic-Szene aufmischt und seitdem seine Dienste unter anderem für die Reihen „Dark Shadows„, „Conan the Avanger“ oder „The Wilight Zone“ zur Verfügung stellt. Sei Stil passt auch zu „Repentless“ wie die Faust aufs Auge. Viele schwarze Flächen, eine schöne Bandbreite emotioanaler Gesichtsausdrücke und ganz viel Blut, bringen das Gesamtwerk auf eine noch höhere Ebene, die auch für sich und ganz ohne passende Musikvideos stehen könnte.

Zwar handelt es sich bei dem Band sicherlich nicht um den nächsten Eisner-Anwärter, aber um einen extrem unterhaltsamen Slasher im Roadtrip-Gewand, der nicht nur für Fans von Slayer, sondern für jeden Comicleser zu empfehlen ist, der sich an B-Movies, Splattern und dem Metal-Lifestyle erfreuen kann. Ich für meinen Teil wurde großartig unterhalten und freue mich, dass Cross Cult auch solchen, auf den ersten Blick abwegigen, Veröffentlichungen positiv gegenüber steht.

Weihnachten mit den DC-Superhelden

1507274859_image011

Vielleicht erinnert sich der ein oder andere von euch an die alten Weihnachtsspecials, die im Fernsehen liefen und die uns bekannten Charaktere aus Serien und Filmen in ein wohlig familiäres Setting setzten. Die wohl bekannteste Version ist die von Star Wars, die bis heute auf Videoplattformen herumgeistert und uns einen gewissen Schauer vor Fremdscham über den Rücken laufen lässt.

In die selbe Kerbe mit einem anderen Medium, schlägt Panini bzw. DC Comics und veröffentlicht mit „Weihnachten mit den DC-Superhelden“ eine ganz eigene Version des Fests der Liebe, bei dem sowohl Schurken als auch Helden zusammenkommen und gemeinsam zumindest für einen kurzen Zeitraum das Kriegsbeil begraben.

1507274859_image007

Wie bei den erwähnten Shows, gibt es auch hier einen gemeinsamen Ausgangspunkt für viele unterschiedliche Storys. In diesem Fall führt Harley Quinn ein Gespräch mit dem Leser durch die vierte Wand und leitet uns von einer Geschichte zur nächsten, die jeweils für sich selbst steht und bewusst außerhalb des Kontinuums angesiedelt ist.

Hiervon gibt es 12 an der Zahl, die von unterschiedlichen Teams in Angriff genommen und auf wenigen Seiten in sich geschlossen angefertigt wurden. Dabei setzen sich die Zeichner und Autoren aus einem bunten Gemisch aus Prominenz und Geheimtipps zusammen. Zur ersten Gruppe gehören zum Beispiel niemand geringeres als Paul Dini und Neal Adams.

1507274859_image008

© Panini Comics

Inhaltlich hatten aber offensichlich alle Beteiligten ausnahmslose Narrenfreiheit. Wie sonst, könnte man eine Geschichte um ein Team aus Batman und einem Detektiv-Schimpansen namens Bobo kreieren? Wie würde man andernfalls auf die Idee einer Waffenruhe zwischen Flash und dem Team von Captain Cold zur Weihnachtszeit kommen? Und nicht zu vergessen die Jagd nach einer Videospielkonsole für den Superheldennachwuchs!

Ihr seht, es ist das auf Papier wahr gewordene, eben angesprochene Weihnachtsspecial, bei dem sich alle Protagonisten schlussendlich in den Armen liegen. Ich für meinen Teil konnte die aberwitzigen Eskapaden genießen und musste mehrmals herzlich über die ein oder andere Szene lachen, die als deutlicher Seitenhieb auf das Genre der Sueprhelden zu verstehen war. In diesem Sinne ist „Weihnachten mit den DC-Superhelden“ nicht nur für junge Leser geeignet (keine explizite Gewalt, wie sie heutzutage üblich ist!), sondern auch für ältere Semester eine Anschaffung wert.

1507274859_image010

© Panini Comics

Passend zum Thema eignet sich der Band auch prima als Geschenk unterm Weihnachtsbaum, da er als Hardcover wertig rüber kommt um mit einem Preis von 14,99€ nicht zu sehr am Konto rüttelt, wenn man sich spontan für eine Kleinigkeit für seine Nächsten entscheidet. Daher eine ganz klare Empfehlung meinerseits!