Zwei ganze Jahre mussten wir uns auf einen Nachfolger von „Sempiternal“ gedulden und es hat sich wirklich gelohnt. Bring Me The Horizon haben sich endgültig aus dem zerfallenden Korsett des Deathcore befreit und liefern mit „That’s The Spirit“ eine Platte, die einem das Wort „Konsequent“ geradezu ins Gesicht schreit. Waren auf dem Vorgänger noch Tracks zu finden, die noch durchaus als Pit-tauglich durchgingen („Antivist“ etc), reiht sich hier eine epische Hymne an die nächste.
Das ist vor allem den zurückgenommenen Gitarren zu verdanken, die den Drums und Synthies den nötigen Raum geben, der auf „Sempiternal“ schon angedeutet wurde. Dies ist schon deswegen nicht verwunderlich, da der als Gitarristen-Ersatz angeheuerte Keyboarder Jordan Fish mit dem Sänger Oli Sykes den Hauptsongwriter stellt und bei der gemeinsamen Arbeit offensichtlich seine Freude an Melodie-Experimentieren ausgelebt hat.
Bezüglich des Gesangs überrascht Sykes bei nahezu allen Songs mit einer facettenreichen Stimme, die man ihm vor ein paar Jahren beim besten Willen nicht zugetraut hätte. Beim letzten Album konnte man mit Chester Bennington-artigen „Shout“-Passagen und an Sprechgesang erinnernden Parts erahnen wohin die Reise gehen würde. Das jedoch eine so filigrane Stimme in dem bis zum Hals zugehakten Frontmann steckt, überrascht auf voller Länge. Dadurch kriegen die Titel allesamt eine noch individuellere Note, da noch mehr Klangfarben beigemischt werden können. Die Technik ist dabei sogar nur das Sahnehäubchen auf den fantastischen Texten, die man hier zu hören bekommt. Thematisch wird zwar das klassische Spektrum aus Liebeskummer, Hass, Trennung, Religion und Freundschaft abgedeckt, aber dabei so gelungen umschrieben, dass man immer wieder inne hält um die Aussagen sinken zu lassen und sie vielleicht beim nächsten Durchgang in einem anderen Licht zu sehen. Hier lohnt es sich wirklich auf die Lyrics zu hören, die vor Wortspielen, schönen Vergleichen und mehreren Ebenen nur so strotzen.
Das Resultat überzeugt dementsprechend auf technischer und lyrischer Ebene voll und ganz. Was alte Fans jedoch endgültig zur Abkehr bewegen könnte ist, dass das Wort Core nun endgültig aus der Genre-Bezeichnung für die Band gestrichen werden kann. Es schleichen sich zwar angenehm erfrischende Einflüsse aus Punk, Elektro, Indie und sogar Pop ein, aber die Zeiten der Two-Steps, Circle-Pits und Ohrlöchern, so groß wie Untertassen sind zumindest bei Bring Me The Horizon endgültig vorbei.
Dafür präsentiert sich mit dieser Veröffentlichung eine sehr junge Band, die durch ihre nun fünf Platten merklich gereift ist und sich die internationalen Chart-Erfolge damit mehr als verdient hat. Vor allem heutzutage scheint es so, als ob handgemachte ehrliche Musik im Mainstream (im Sinne von Erfolg) keinen Platz mehr findet. Umso erfreulicher ist es, dass die Flagge des Rock und Metal auch in diese Sphären getragen wird und aufzeigt, dass es immer noch Bands da draußen gibt, die uns Fans noch viel zu geben haben!