Jamie Hewlett
Man spricht oft von zeitgenössischer Kunst und popkulturellen Kreativen, doch selten findet man einen Laien, der fähig ist, konkrete Künstler oder Werke zu benennen.
Ganz anders verhält es sich mit Jamie Hewlett, dessen Kreationen über den klassischen Kunstbetrieb hinaus Fans in aller Welt begeistern und zusammenführen. Dabei zählt die Band Gorillaz (aktuell auf Welttournee) wohl zu seinem bekanntesten Output. In Kooperation mit seinem ehemaligen Mitbewohner und Blur-Sänger Damon Albarn erschuf er einen virtuellen Mittelfinger für die Musikindustrie der ausgehenden 90er Jahre. Musiker und die dahinter stehenden Akteure schienen keine Substanz mehr liefern zu wollen und die beiden Freunde entschieden sich, eine Band zu gründen, deren Musiker keinen realen Personen entsprachen und jederzeit austauschbar waren. Ein greifbarer Kommentar zu der damals frustrierenden und heute kaum veränderten Situation wurde geboren und mit auch im Jahr 2017 ausverkauften Hallen durch die Fans in seiner Relevanz bestätigt.

Copyright: © Jamie Hewlett; Gorillaz: Russel and Noodle at the old studio 13, 2005
Schlagartig wurde das Projekt weltbekannt, spielte bis dato fünf Alben ein und wurde in der Folge mit mehreren prestigeträchtigen Preisen prämiert. In dem Zusammenhang wurde nun auch Hewlett außerhalb des eingeweihten Kreises an Comic-Nerds ein Begriff für die Massen. Zuvor arbeitete er am legendären Tank Girl, welches in einer postapokalyptischen Welt angesiedelt, durch Einflüsse des Hip-Hop, trashiger Slasher-Filme und des britischen Punk definiert wurde. Bis heute erfreuen sich seine in dem Zug erfundenen Figuren großer Beliebtheit und werden von anderen talentierten Künstlern wie Rufus Dayglo in weitere Abenteuer getrieben.

Copyright: © Jamie Hewlett; Blue Nips, Ultra Girl and Yuri Tempura, the Sushi Lovers, 2015
Nicht verwunderlich, dass er mit seinem einzigartigen und dementsprechend jederzeit wiedererkennbaren Stil auch der als „seriös“ geltenden Kunst-Szene nicht verborgen blieb. Im Jahr 2006 wurde er sogar vom Londoner Design Museum zum „Designer des Jahres“ gekürt und nur drei Jahre später mit einem Bafta für seinen mit Damon Albarn animierten Affenfilm für die Olympischen Spiele in Beijing ausgezeichnet. Sein Rezept blieb dabei über die Zeit hinweg in seinen Grundzügen gleich aber nicht minder innovativ, da mit jedem Projekt neue Elemente für zukünftige Arbeiten einflossen und bis heute bestehen. Angefangen bei der cartoonhaften Punk-Attitüde von Tank Girl, über den Anime-Einfluss der Gorillaz bis hin zu einer modernen Spielart des Pop-Art in den neuesten Veröffentlichungen – der Jamie Hewlett-Touch modellierte alles auf eine Art und Weise, die fasziniert und unterhält. Dabei setzt er sich selbst keine Grenzen und tobt sich auch außerhalb der Zeichenstube aus. So hat er zum Beispiel ebenfalls mit Albarn die Oper Monkey – Journey to the West nach dem chinesischen Roman Xi Yóu Ji von Wu Cheng’en, die 2007 in Manchester uraufgeführt wurde, auf die Beine gestellt und dabei die Vorstellung dessen, was ein Künstler zu schaffen vermag wie mit links erweitert.

Copyright: © Jamie Hewlett; Chums, 2008
Bei seiner umtriebigen Karriere, war es daher nur eine Frage der Zeit, bis sich mit TASCHEN einer der Giganten auf dem Kunstbuchmarkt für sein Portfolio interessieren würde. Nun kam eines zum anderen und damit schlussendlich die erste Monografie über Jamie Hewlett zustande, die wie als Kontrast zu seinen überdrehten Bilderwelten, zurückhaltend nach dem Künstler selbst benannt wurde.
Sie beinhaltet sein gesamtes Werk der letzten 25 reich an Projekten gefüllten Jahre, die noch weit über die schon erwähnten Arbeiten hinaus gehen. Bevor man in seine visualisierten Gedanken abtaucht, kann man sich zunächst das einleitende Interview zwischen dem Künstler und dem französischen Grafiker, Fotografen und Videoregisseur Jean-Baptiste Mondino zu Gemüte führen. Ein angenehm ungezwungenes Gespräch zwischen zwei Generationen, die die Begeisterung für ihr jeweiliges Lebenswerk teilen und dabei humoristisch explizit Hewletts Werdegang rekapitulieren, wobei man nicht umhin kommt den derben Humor, der aus den Bildern des Mannes spricht, auch in seinen Aussagen wieder zu entdecken.

Copyright: © Jamie Hewlett; Honey, 2015
Nun folgt die geballte Ladung dessen, worauf der geneigte Betrachter schon längst gewartet hat: Bilder über Bilder, die für sich selbst sprechen können, da außer bei dem jeweils einleitenden Text, der jedem der Kapitel vorangestellt wird, keine weiteren Erklärungen beigefügt werden. Nur die nötigsten Informationen wie Titel, Erscheinungsjahr und in Ausnahmefällen ein Satz zur Besonderheit des gezeigten, lenken nicht ab und fungieren als das was sie sein sollen – eine willkommene Ergänzung.
Während des Verlaufs des Buches merkt man recht schnell, wie wandlungsfähig Hewlett auch unabhängig vom Fortschreiten seiner Karriere sein kann. So schwankt sein Stil in den einzelnen Abschnitten zwischen Zeichentrickfiguren, photorealistischen Momentaufnahmen (von seiner Reise nach Bangladesch), Postern fiktiver Filme im Grindhouse-Stil, detailverliebten Tusche-Skizzen von Kiefernbäumen, die nur erahnen lassen mit welcher Engelsgeduld dieser Mann seine Zeichnungen anfertigt und schlussendlich stilecht auf halb durchsichtigem „Butterbrotpapier“ zu bewundernde Sketche, die einen noch Näher an die Arbeitsweise von Jamie Hewlett heranrücken lassen.

Copyright: © Jamie Hewlett; Original poster for the contemporary opera Monkey. Journey to the West
Seinem lückenlosen Portfolio ist als abschließendes Kapitel die Biografie des Künstlers ans Herz zu legen, die chronologisch seinen Werdegang nachzeichnet und dem Gesamtprodukt damit eine persönliche Note gibt.
Zusammengefasst kann man also sagen, dass Jamie Hewlett auf über 400 Seiten und ebenso vielen Werken eine moderne Koryphäe ehrt und zeitgleich den greifbaren Beweis dafür erbringt, dass Schubladendenken und Kunst nicht vereinbar sind. Eine Pflichtanschaffung für jeden Fan und all jene, die nach einem Blick in diesen Prachtband definitiv welche werden.
Alle Infos zum Buch:
Titel: Jamie Hewlett
Herausgeber: Julius Wiedemann
Hardcover (25 x 31,7 cm), 242 Seiten
Preis: 39,99€

Copyright: © Jamie Hewlett; The Fool, 2015
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- Teilnahmeberechtigte
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- Teilnahmemöglichkeiten
Eine Teilnahme ist nur über Facebook, Twitter und Instagram möglich, indem die jeweilige Seite mit einem Like versehen wird und ein Kommentar mit der Beantwortung der im Text angegebenen Frage erfolgt. Das Gewinnspiel erfolgt ohne Zusammenarbeit mit Facebook, Twitter oder Instagram.
- Teilnahmeschluss
Teilnahmeschluss ist der 23.11.2017 um 23:59 Uhr.
- Gewinnermittlung
Der Gewinner wird per Los ermittelt.
- Art der Gewinnbenachrichtigung
Der oder die Gewinner/in wird über eine persönliche Nachricht schriftlich kontaktiert.
- Veröffentlichung der Gewinner
Der Name des Gewinners wird nach seiner Ermittlung in anonymisierter Form veröffentlicht.
- Der Rechtsweg
Eine Barauszahlung der Gewinne ist ebenso wie der Rechtsweg ausgeschlossen.