Slayer: Repentless – Ohne Reue

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Es kommt wirklich selten vor, dass meine liebsten Hobbys, oder sagen wir lieber Leidenschaften, zusammen auf einen Schlag auftauchen. Die Rede ist natürlich von Comics und Musik (genauer gesagt Metal und Rock). Schon früher gab es Versuche beide Welten verschmelzen zu lassen. Das prominenteste Beispiel sind wohl KISS, die über Dekaden hinweg Künstler damit beschäftigt haben, die Band noch reicher zu machen, wobei ihr „Psycho Circus„-Run mit Angel Medina („Spawn“ u.a.) am Zeichenbrett einen Lichtblick darstellt. Einen anderen Weg ging Corey Taylor, der die zwei Konzeptalben seiner Band „Stone Sour“ mit den Titeln „The House of Gold & Bones – Part I“ und „Part II“ mit einem Comic parallel begleiten ließ um die in den Songs erzählte Story zu visualisieren. Erschienen ist die Mini-Serie übrigens bei „Dark Horse„, die auch den heute zu besprechenden Band auf ihre Kappe nehmen und ihn hierzulande über „Cross Cult“ unter die Leute bringen: „Slayer Repentless – Ohne Reue!

Richtig gelesen! Slayer haben nun ihren ganz eigenen Comic-Band, dessen Titel und Cover (siehe oben) die Essenz der Band ganz gut auf den Punkt bringen. Die Kalifornier stehen seit ihrer Gründung für Kontroversen, die sich primär in blutiger Ästhetik, Kritik an Religionen und dem spielen mit zweideutiger Symbolik manifestiert. Genau mit all diesen Punkten setzt sich die von Jon Schnepp geschriebene Geschichte auseinander, die gänzlich auf der Videoclip-Trilogie von BJ McDonnell (Buch und Regie) basiert. Inhaltlich werden die Musikvideos zu den Tracks „Repentless„, You Against You“ und „Pride in Prejudice“ nacherzählt, die dem aktuellsten Album, des Quartetts entstammen, dass den selben Titel trägt, wie der vorliegende Comic.

Der Unterschied liegt in der Ausführung von Hintergrundinformationen, die uns in den Videos verwehrt bleiben. So kriegt unser Hauptprotagonist den Namen Wyatt (im Video gespielt von Jason Trost, bekannt aus „Hatchet III„) und klärt uns im Dialog mit seinem krankhaft bösen Bruder Adrian über die Familiengeschichte der beiden auf, die auch ein Licht darauf wirft, wieso die beiden einander verfeindet gegenüberstehen. Zum einen natürlich wegen der Liebe und zum anderen in dem Zusammenhang aufeinander stoßende Weltanschauungen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Ursprünglich beide in der amerikanischen Nazi-Szene verwurzelt, die mit für die US-Geschichte ikonischen Bildverweisen illustriert wird (siehe die American Nazi Party von George Lincoln Rockwell), haben sich die Geschwister entfremdet. Während Adrian hierarchisch bis an die Spitze der Faschisten aufsteigt, hat sich Wyatt mit seiner afroamerikanischen Freundin Angel anders sozialisiert und später im Gefängnis Zusammenhalt zwischen multikulturellen Gruppen kennen gelernt. Das kann der Nazi-Bruder natürlich nicht auf sich sitzen lassen und will das Ganze blutig demonstrieren. Dafür lässt er nach einer Entführung Wyatts aus dem Knast, seine Freundin Angel vor dessen Augen töten, was den gewalttätigen Roadtrip mit Rache als Ziel auslöst, den wir sowohl auf Papier als auch Video zu sehen bekommen.

Dabei bekommt er tatkräftige Unterstützung des mexikanischen Mithäftlings Manny (gespielt vom legendären Danny Trejo), der mit ihm gemeinsam einige Spelunken abklappert um sich mehr Unterstützung im Kampf gegen die Glatzen zu holen. Wie durch „Zufall“ begegnen sie dabei niemand geringerem als der gesamten Slayer-Truppe, die tatkräftig am Schießeisen aushilft. Neben der Tatsache, dass die Band im Gegensatz zu den Musikvideos (nur Performances) eine tragende Rolle bekommt, ist es bemerkenswert, dass sie mit dem Schritt diese Geschichte zu veröffentlichen und sich selbst in den Mittelpunkt zu rücken, entscheidend den Gerüchten entgegen treten, Sympathien für den Nationalsozialismus zu hegen. Ähnlich wie Rammstein hat die Band gerne in der Vergangenheit mit der damit zusammenhängenden Ästhetik gespielt, aber nie eine Glorifizierung, geschweige denn Verharmlosung der Taten erkennen lassen. Wobei Slayer mit ihrem Song „Angel of Death“ explizit Bezug auf die Zeit nehmen. Hier wird ein unmissverständliches Statement gesetzt, dass auch die letzten Kritiker  verstummen lassen sollte.

Aufs Papier gebracht wurde das Ganze vom aus Barcelona stammenden Zeichner Guiu Vilanova der seit 2007 die amerikanische Comic-Szene aufmischt und seitdem seine Dienste unter anderem für die Reihen „Dark Shadows„, „Conan the Avanger“ oder „The Wilight Zone“ zur Verfügung stellt. Sei Stil passt auch zu „Repentless“ wie die Faust aufs Auge. Viele schwarze Flächen, eine schöne Bandbreite emotioanaler Gesichtsausdrücke und ganz viel Blut, bringen das Gesamtwerk auf eine noch höhere Ebene, die auch für sich und ganz ohne passende Musikvideos stehen könnte.

Zwar handelt es sich bei dem Band sicherlich nicht um den nächsten Eisner-Anwärter, aber um einen extrem unterhaltsamen Slasher im Roadtrip-Gewand, der nicht nur für Fans von Slayer, sondern für jeden Comicleser zu empfehlen ist, der sich an B-Movies, Splattern und dem Metal-Lifestyle erfreuen kann. Ich für meinen Teil wurde großartig unterhalten und freue mich, dass Cross Cult auch solchen, auf den ersten Blick abwegigen, Veröffentlichungen positiv gegenüber steht.

„Make Europe Great Again“-Tour (live in München; 05.06.2016)

Es ist schon eine Zeit lang her, seit ich das letzte mal meine Leser an gute Musik heranführen durfte. Nun ist es wieder soweit und es gibt gleich die Möglichkeit über vier Kappellen zu schreiben, die das Münchner Backstage beehrt haben.

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Rabia Sorda

Unter dem Motto „Make Europe Great Again“ teilen sich Erk Aicrags (Hocico) Nebenprojekt Rabia Sorda, die deutschen Dark-Rocker Lord of the Lost, die legendären Filtersowie der Headliner in Form der von Aggro-Tech zu Metal gewechselten Combichrist die Bühne.

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Rabia Sorda

Hierbei wurde nichts dem Zufall überlassen und etwaige Sound-Experimente im Rahmen des Line-Ups sind mit der Lupe zu suchen. Durften früher klassische Glühstäbchen-wirbelnde Pool-Nudel-Träger die Shows von Combichrist eröffnen, lassen sich diesmal alle Gruppen unter Gitarren-Musik mit Elektro-Einschlag einordnen. Passend zur homogenen Ausrichtung, hat sich auch die Fanbase der Bands deutlich gewandelt. Man findet zwar immer noch überwiegend Leute aus dem Gothic-Bereich, aber die Metal-Heads sind eindeutig auf dem Vormarsch. Nebenprojekte und Support-Slots in diesem Genre scheinen einen bleibenden Eindruck bei den Musikern und damit der Schreibweise der Songs hinterlassen zu haben. Einen Einbruch des Erfolgs muss deswegen aber keiner befürchten, wenn man die gut gefüllte Halle betrachtet.

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Lord of the Lost

Leider kam genau das dem Trio um Rabia Sorda nur bedingt zugute, denn der Einlass und der Beginn des Konzerts lagen gerade mal 30 Minuten auseinander. Dementsprechend mussten die Musiker zunächst vor halb leerer Halle spielen, machten ihre Sache aber sehr gut. Die Mischung aus Punk und Industrial war der perfekte Einstieg um die ersten Hände hoch gehen zu lassen und einige zu den ersten Tanzschritten zu bewegen. Netter Sound, den man sich merken darf, falls der Name der Band dem Leser noch kein Begriff sein sollte.

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Lord of the Lost

Dem folgte das Dark-Rock-Phänomen Lord of the Lost. Optisch irgendwo zwischen Black Metal, Marilyn Manson und Murderdolls zu verorten, lieferte das Quintett eine überzeugende Mischung aus Metal, Pop und Punk, die erstaunlich gut funktioniert. Nach den ersten paar Minuten war ich zwar drauf und dran die Band als humorbefreite Grufti-Gang abzustempeln, wurde aber recht schnell eines besseren belehrt. Die Texte zu Tracks wie „Blood for Blood“, „Sex on Legs“ oder „Black Lolita“ klingen zwar zunächst ungewollt klischeehaft, aber mit einem gewissen Augenzwinkern im Bereich der Performance kann man den bubenhaften Spaß am Spiel mit der Symbolik erkennen. Der eindeutigste Beweis dafür, dass die düstere Optik nicht gleich mit Dauerdepression gleichzusetzen ist, wird wohl das Backstreet Boys-Cover von „Everybody“ (1997) sein. Wer hätte gedacht, dass martialisch bis barock anmutende Gestalten so textsicher bei Bubblegum-Kost sein könnten? Im Gesamten setzen die Jungs zwar keine musikalische Revolution in Gange, unterhalten aber auf ganzer Linie, wirken sympathisch und sind sowohl tanz- als auch moshbar. Ganz klare Empfehlung für die kommende Konzert-Planung.

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Filter

Nun war ich mehr als gespannt, als mit Filter die prominentesten Gestalten im Tour-Tross die Bühne betraten und wurde gleich mal vor den Kopf gestoßen. Richard Patrick, ehemaliger Gitarrist der Nine Inch Nails, liefert mit seinem Projekt zwar einen soliden Sound, den man in der Form auch erwartet, aber die Darbietung des Ganzen war jenseits von gut und böse. Wenn man die Frage des Song-Titels „Can you trip like I do?“ beantworten möchte, muss ich im direkten Vergleich zum Frontmann der Band ganz klar „Nein“ sagen. Ich kann gar nicht so viel von was auch immer konsumieren, um so drauf zu sein wie er.

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Filter

Es gehört ja als Musiker eigentlich zum guten Ton eine leicht zerstörerische Aura zu haben bzw. sich mal etwas daneben zu benehmen. Trotzdem muss man dabei so viel Professionalität ausstrahlen, dass man nicht minütlich mit einem Abbruch des Gigs rechnen muss. Ein offensichtlich zugedröhnter Patrick diskutierte technische Probleme live am Mikro aus, nuschelte seine Ansagen mehr als sie wirklich an das Publikum zu richten und hatte wohl Spaß daran Fans aus der ersten Reihe mit Bier und Wasser zu übergießen, da sie seiner Meinung nach nicht genug für die Band abgingen. Das sie eventuell für die nachfolgenden Combichrist da sein könnten, ist ihm wohl nicht in den Sinn gekommen. Die Enttäuschung erreichte bei mir persönlich den traurigen Höhepunkt, als ich realisierte, dass der gute Mann seine Texte von einem eigens für ihn an einer Halterung montierten Tablet ablesen musste. Sorry, aber man kann von einem Profi, der seit fast 30 Jahren im Business ist verlangen, ein Set von einer Stunde im Kopf zu haben, welches nicht mal wie geplant zu Ende gespielt werden konnte. Andererseits sah man auch deutlich warum er sie sich nicht merken konnte. Drogen gehören irgendwo zum Rock’n’Roll aber man muss dabei fähig sein seinen Job erledigen zu können. Da ich Filter zum ersten mal gesehen habe, kann ich nur von meinen Erfahrungen in München berichten und kann dadurch nicht auf den Rest der Tour schließen. Ich lasse mich gerne eines besseren überzeugen, aber das war schlicht und ergreifend eine traurige Vorstellung.

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Combichrist

Damit man jedoch nicht enttäuscht nach hause gehen musste, haben Combichrist exakt das abgeliefert, was man von ihnen schon seit Jahren erwarten kann. Eine brachiale und energiegeladene Show, die man sowohl im Pit als auch beim tanzen genießen kann. Da ich ihre Entwicklung nun schon seit knapp sieben Jahren mitverfolge, freue ich mich von mal zu mal etwas mehr, wenn ich sie live erleben kann. Angefangen mit einer aggressiven Machart des Industrial samt Shouts, die eher unüblich in der Szene sind, über die ersten Versuche „klassische“ Band-Instrumente einzuführen, bis zur finalen Formation als mit Percussions unterstütze Metal-Truppe habe ich alles miterlebt. Zwar haben sich dadurch zwangsläufig einige Old-School-Fans abgewandt, aber dafür sind deutlich mehr Leute aus anderen Sparten dazu gestoßen und der immer größer werdende Erfolg gibt ihnen offensichtlich recht. Zwar gibt es nun das Problem, dass ursprünglich als reine Elektro-Arrangements konzipierte Tracks wie „Get Your Body Beat“ vom Band kommen und dadurch Spielereien mitten im Song ausfallen müssen, aber das tut dem Spaß der Fans keinen Abbruch. Und so befeuerte das norwegisch-amerikanische Projekt die Halle bis weit nach Mitternacht und kramte dabei in der weitreichenden Diskografie um sowohl alte Perlen als auch neue Stampfer präsentieren zu können. Mit „What the Fuck is Wrong With You“ entließen sie schlußendlich ein wie immer zufriedenes Publikum in die Nacht und machten damit fast unverzüglich den Aussetzer des Co-Headliners ungeschehen. Es war wie immer eine Freude, an die ich beim nächsten Besuch der Band gerne anschließen werde!

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Combichrist

Mehr Fotos vom Konzert findet ihr hier!

Rob Zombie – Get High (Music Video)

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Schon seit der Bekanntgabe, dass Rob Zombie an einem neuen Album arbeitet, konnte ich es nicht erwarten neues Material des Multitalents zu hören. Es wurde zwar nie wirklich ruhig um den Mann, da er die Fans ständig auf dem Laufenden über sein neuestes Film-Projekt „31“ hielt, aber was auf die Ohren gab es nie.

Vor kurzem wurde dann das Musik-Video „Well, Everybody’s Fucking in a U.F.O.“ veröffentlicht und machte durchaus Appetit auf das Ende April erscheinende Album „The Electric Warlock Acid Witch Satanic Orgy Celebration Dispenser„. Das einzige was mir diesbezüglich fehlte, war die Härte der alten Tage, die nun mit der neuesten Auskopplung „Get High“ (auf dem Album als „In The Age Of The Consegrated Vampire We All Get High“ gelistet) befriedigt wird. Neben den wummernden Riffs für die Ohren, können wir in dem Performance-Video eine deutliche Anleihe an Elvis in Bezug auf die Bühnenausstattung erkennen.

Um ihn selbst aus dem Rolling Stone zu zitieren: „I always loved the way Elvis looked on his comeback special standing in front of a giant ‚ELVIS‘ sign, so I figured let’s do that, but instead of my name it will say ‚GET HIGH.‘ It’s a simple message for everyone.“

Und genau das will ich in diesem Sinne so stehen lassen! 😉

Hier geht es zum neuen Track!

ESC-Vorentscheid: Für Avantasia stimmen!

Nach dem Debakel um die Personalie Xavier Naidoo, der aufgrund seiner mehrfach ausgeführten und untragbaren Aussagen als Vertreter Deutschlands beim ESC das Handtuch geworfen hat, gibt es etwas Hoffnung für eine würdige Repräsentation in Stockholm.

Zwischen all dem belanglosen Pop und peinlicher Elektro-Folklore, stechen Avantasia mit handgemachtem und ehrlichem Metal angenehm aus der Masse heraus! 

Tobias Sammet feiert mit seinem Projekt seit Jahren international Erfolge und ist auf den großen Bühnen dieser Welt zuhause. Nun kann man den restlichen Ländern zeigen, dass Rammstein und Scorpions nicht die einzigen Kappellen sind, die den Mainstream sprengen können und der Überraschungssieg von Lordi keine einmalige Angelegenheit bleiben muss.

Ich würde mich freuen, wenn Avantasia im ersten Schritt der deutschen Plastik-Musikindustrie zeigen könnten, dass ehrliche Mucke immer noch die beste ist und daraufhin in Schweden den Sieg endgültig einsacken!

Wenn ihr auch dieser Meinung seid, dann schaltet heute um 20:15 Uhr bei ARD rein und gebt dem Metal eine Stimme!

Edit: Nooooin!

El Rancho – Home (Music Video)

Vor einiger Zeit habe ich über die mit mir befreundete Band „apRon“ berichtet und dabei erwähnt, dass ich mit Musikern meiner alten Band „One Cold Night“ am Weltrekordversuch bezüglich des längsten Konzerts der Welt teilgenommen habe. Was ich dabei nicht erzählt habe ist, dass die zwei Gitarristen Luca und Patty schon während unserer gemeinsamen Musiker-Zeit ein Nebenprojekt in Form des Akustik-Projekts „El Rancho“ hatten.

Was als Gegenpol zum brutalen Sound unserer Metal-Combo begann, entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem ernstzunehmenden Unterfangen, welches bis dato zwei ganze Studio-Alben („Strangeland“ und „The Black and White Sessions“ und eine bald erscheinende EP mit dem Namen „Home“ hervorbrachte.

Eine große heterogene Fanbase, ausverkaufte Konzerte und in erster Linie ein individueller Ansatz, der irgendwo zwischen Rock, Western und Pop zu verorten ist, bilden die perfekte Mischung, die vom Metal-Jünger bis zum Radio-Hörer jeden zu begeistern weiß.

Ich persönlich genieße bis heute in regelmäßigen Abständen die minimalistischen Tracks aus den Anfangstagen und freue mich zeitgleich immer wieder auf neue Releases, die neue Richtungen einschlagen und den gewohnten Klang um neue Facetten erweitern. So ist die Gruppe nun mit Stefan an den Drums bzw. am Piano auf ein offizielles Trio angewachsen und beschreitet mit Beats und filigranen Passagen weiterhin neue Wege, die ich als Fan der ersten Stunde weiterhin gerne mitgehen werde.

Überzeugt euch selbst von ihrem neuesten Song „Home“, der zeitgleich den Titeltrack der kommenden EP darstellt und ab dem 08. April zu erwerben ist (Release-Show im Milla Club, München)

apRon – Der Punch beginnt

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Mit dieser Rezension ist eine kleine persönliche Geschichte verbunden.

Vor einigen Jahren entdeckte ich die Münchner Underground-Band „apRon„, die einen Sound zwischen Nu-Metal/Crossover, Hardcore und Rock fabrizierte und damit exakt meinen Geschmack traf. Als ich neben ihrer großartigen Musik auch noch ihre Bühnenoutfits in Form von sich teils von Gig zu Gig wandelnder Schminke, und viel Konfetti entdeckte, war ich hin und weg.

Natürlich musste ich mir dieses Gebräu erstmal live ansehen und wurde
wie zu erwarten von ihrer unbändigen Energie umgeblasen, die sich aus der ständigen Bewegung und ihrem fast schon choreographiert wirkenden Zusammenspiel speiste. Theater in seiner schönsten Form!

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Nur kurze Zeit später wurde ich mit meiner damaligen Band gefragt, ob wir Lust hätten an einem fast schon irren Weltrekordversuch teilzunehmen und sagten selbstverständlich zu. Damit wurden wir Teil eines 67-stündigen und damit längsten Konzerts der Welt. Weiter ging es im Vorprogramm der Band in Passau und nach der Auflösung unserer Kapelle als Zuschauer auf fast allen Konzerten in München. Da der Kontakt auch auf privater Ebene sporadisch erhalten blieb, wurde ich als Fan und Kenner der Musik dazu eingeladen am Video „IDGAF“ als Darsteller mitzuwirken und machte selbstverständlich mit, indem ich einen Clown mit „Gilf“-Fetisch mimte.

Es ist nicht schwer zu erkennen, dass sich hier viele meiner Leidenschaften  in Form einer Band und ihrer Aktionen manifestierten. Als dann noch eines Tages die Ankündigung kam, dass zu einem kommenden Konzept-Album ein passender Comic erscheinen würde um die Story des „Mr. Punch“ durch verschiedene Medien erzählen zu können, schloss ich mich mit vielen anderen der parallel gestarteten Kickstarter-Kampagne an, die das ambitionierte Werk finanzieren sollte. Als kleine Belohnung in meinem Package, wurde ich als Figur sowohl in das Heft als auch Booklet integriert.

Die Lieder auf „Der Punch“ (apRons erstes deutschsprachiges Werk) drehen sich um den Spießbürger Kleinmann, der die fiese Handpuppe Mr. Punch findet, die von seinem Puppenspieler sofort Besitz ergreift und ihn auf eine Jahrmakttour nimmt, die wohl keiner so schnell vergessen wird…
Die Songs wirken dabei dem Ambiente der Erzählung und des Cover-Artworks (von Streetartist Michael „Fester“ Heinz-Fischer) entsprechend wie Zirkusmusik aus einem Horrorfilm und schwanken dabei von dicken Brettern bis zur melancholischer Ballade. Die einzelnen Tracks werden dabei durch einen Erzähler miteinander verbunden. Niemand geringeres als Stefan Linder, seines Zeichens Sänger der Band Schandmaul führt hierbei von Stück zu Stück.

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Die Visualisierung in Form des gleichnamigen Comic-Bandes folgt dabei parallel dem Geschehen und wurde vom Künstler Andi Papelitzky in Szene gesetzt, die wie das Leben Kleinmanns in Grautönen dargestellt wird. Die Figuren und die dazu passende Umgebung wirken der Erzählung (von apRon-Drummer Andreas „Medusa“ Kuhn getextet) entsprechend recht bizarr und werden nur durch vereinzelte Farbtupfer in Form des „Mr. Punch“ und bestimmter Körperflüssigkeiten aufgebrochen. Wie aber die Puppe dorthin gelangt ist, wo sie gefunden wurde und ob es eine Vorgeschichte zum bösartigen Innenlebens des Punch gibt, wurde nie geklärt.

Um diese Rätsel zu lösen hat das bestehende Kreativteam sich eines Prequels angenommen, welches vor kurzem als „Der Punch beginnt“ beim nun jährlichen „Punchfest“ (Konzert mit lokalen Bands im Münchner Backstage) Premiere feiern durfte. Während visuell fast alles beim gleichen bleibt (Papilitzkys Strich erscheint nur etwas weniger rau), begleiten wir zwei tragische Figuren in Person eines Professoren (Kleinmann ) der Literaturwissenschaften (Der Punch stammt ursprünglich aus einer britischen Erzählung) und einer Studentin, deren Wege sich einem Kreislauf gleich, am Anfang und am Ende der Geschichte kreuzen und dabei einen Übergang zum ursprünglichen Strang der Geschichte markieren. Garniert werden die Panels dabei mit allerlei Anspielungen auf die Münchner Alternativ-Szene und deren Protagonisten, wobei es einem „Außenstehenden“ nicht negativ auffallen sollte.

Alles in allem bleibt auch diese Ausgabe dem Underground treu und genießt dadurch sowohl auf Seiten der Story als auch auf künstlerischer Ebene Freiheiten, die im Mainstream unmöglich erscheinen. Trotzdem wirkt das Ergebnis sowohl von der Aufmachung als auch vom Inhalt her professionell genug, um auch die „Laufkundschaft“ in Comic-Läden anzusprechen. Der Stil erinnert mehr an einen Burton als an die Comix-Verfechter, die mehr durch Provokation als sicheren Umgang mit ihrem Werkzeug glänzten. Dementsprechend lege ich euch ans Herz das gesamte „apRon“-Package in Form der CD, des ursprünglichen Comics und des Prequels zuzulegen. Neben dem Genuss fürs Auge und Ohr, unterstützt ihr hierbei nämlich den Underground gleich zweier Szenen, die beweisen, dass dickes Budget und große Plattenfirma/Verlag noch lange nicht der einzige Garant für Qualität sind.

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Das Album findet ihr hier. Hier wäre der passende Comic und dort das Prequel.

Ektomorf (+ Shredhead, Hot Beaver, Etecc & Cane Hill) live in München, 27.11.2015

Eingefleischte Fans wissen, dass Ektomorf regelmäßig Gäste auf deutschen Bühnen sind und dabei auch in schöner Regelmäßigkeit der bayerischen Landeshauptstadt einen Besuch abstatten. Das letzte mal ist mit dem berühmten „Free & Easy“-Festival im Backstage erst wenige Monate her, aber das hindert das ungarische Quartett nicht daran mit ihrem neuesten Album „Aggressor“ wieder die kultige Halle zu bespielen.

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Cane Hill

Natürlich kam die Band am 27.11. nicht alleine, sondern stellte sich eine bunte Mischung aus Support-Acts zusammen, die mit vier an der Zahl die Menge ordentlich zum schwitzen bringen sollte.

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Cane Hill

Genau das haben die Musiker allesamt mit Bravour gemeistert. Den Anfang machten die Ungarn um „Cain Hill“, die sowohl optisch (weiße Jumpsuits und Masken) als auch musikalisch ganz dem Genre des Nu-Metal zuzuordnen sind. Fette Riffs, treibende Drums und ein extrem variabler Gesang in Form von Sprechpassagen, Shouts und melodiösen Lines sind die Mischung meiner Jugend und auch ein großer Einfluss auf die Hauptband des Abends. Wie um ihre musikalische Herkunft zu unterstreichen, wurden gleich zwei Cover präsentiert, die die dargebotene Mischung vermutlich am besten umschreiben. „Break Stuff“ von Limp Bizkit und „Duality“ von Slipknot brachten Erinnerungen zurück und die ersten Köpfe zum nicken. Leider ging aufgrund der recht frühen Stunde und der leider abhanden gekommenen Eigenständigkeit in Bezug auf den Sound (trotz solider Performance) nicht mehr als ein zustimmender Applaus. Nichtsdestotrotz eine passende Eröffnung des Konzerts und durchaus unterhaltsam. Eine individuellere Note und die Jungs könnten öfter vorbei kommen!

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Etecc

Nun folgte die Wolfsburger Formation „Etecc“, die sich zwar ebenfalls bei großen musikalischen Vorbildern (Stichwort „Pantera“) bediente, aber durch ihre bloße Präsenz und Sicherheit auf der Bühne in die Herzen der Zuschauer spielte. Insbesondere Frontmann Rouven wußte mit animierenden Ansagen und selbstbewußter Performance wirklich zu überzeugen. Hier kreisten schon die ersten Matten ohne jeden Zwang, der bei Verbands oft mitschwingt. Erstaunlich, dass ich vorher noch nie was von den Jungs mitbekommen habe. Bei so einer Show sieht man schon der nächsten eigenständigen Tour der Band entgegen. Headliner-Potential ist hier geboten! Notiert euch den Namen und ab zum nächstgelegenen Gig!

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Etecc

Die nächsten auf der Liste waren die aus Ungarn stammenden „Hot Beaver“, die sich in Bezug auf Bühnenpräsenz ebenfalls nicht hinter ihren Kollegen verstecken müssen. Sich selbst als „Grunge Metal“ bezeichnend, findet man das erste Element zwar großteils nur in den ruhigeren Passagen, aber ansonsten ist der Ton mit der Umschreibung genau richtig angegeben. Bierselige, positive Vibes im Mid-Tempo, kombiniert mit melancholischen Passagen bieten die perfekte Mischung um die Haare kreisen zu lassen und in der Gemeinschaft das ein oder andere Bier zu kippen. Genau das machte die Band in ihrer Spielzeit in regelmäßigen Abständen. Wer nichts zu trinken hatte, bekam es sogleich von der Bühne gereicht und konnte Teil der Party werden. Wahnsinnig sympathische Jungs mit frecher Lippe aber mit der größten Berechtigung diese auszuspielen. Alles in allem eine weitere Formation, die man sich auf die Liste setzen sollte und gleichzeitig ein Beweis, dass auch außerhalb weltweit etablierter Musikmärkte Perlen zu finden sind.

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Hot Beaver

Die letzte Combo vor dem großen Finale stellten die Israelis um „Shredhead“ dar, die den brutalsten Ton des Abends angaben. Eine harte Mixtur aus Thrash und Hardcore, gepaart mit einer „ihr seid mit uns oder gegen uns“-Attitüde, die über dem teils überraschten Publikum ausgeschüttet wurde. Markerschütternde Shout-Passagen und dissonante Riffs en masse stellten in gewisser Weise einen kleinen Bruch zu den anderen Bands dar, die vor allem auf Groove und gute Stimmung setzten. In diesem Fall bin ich mir entsprechend nicht sicher, wie den Jungs diese Performance ausgelegt werden kann. In Bezug auf handwerkliches Können und Professionalität kann ihnen in jedem Fall kein Vorwurf gemacht werden. Von der musikalischen Seite aus muss man jedoch sagen, dass der Sound sehr wohl zum anheizen der Menge taugt, aber insbesondere durch den starken Kontrast auf Dauer sehr anstrengend sein kann. Objektiv eine sehr gute Formation, die jedoch bei einem auf Death- oder Thrash-Metal ausgerichteten Tour-Tross besser aufgehoben wäre.

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Hot Beaver

Die Menge nun in bester Stimmung und die gesamte Halle füllend, konnte es nun ablesbar an den „Ektomof“-Chören (die immer wieder erschallen sollten) kaum erwarten die europäischen Neo-Thrash-Könige wieder live zu erleben und sie wurden mehr als nur bedient.

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Shredhead

Ab der ersten Sekunde konnte man die Momente an einer Hand abzählen, an dem das Publikum nicht gerade sprang, moshte oder sich die Seele aus dem Leib brüllte. Manche mögen die Musik selbst für das Genre als sehr primitiv empfinden, doch es ist eine höhere Kunst aus wenigen Farben ein schönes Gebilde zu erschaffen, als mit der größten Palette ein schwer verdauliches Werk zu präsentieren.

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Shredhead

Der lebende Beweis in Gestalt der zahlreichen Fans spornte die Band dazu an, diesen Abend bis zur Grenze auszuschöpfen und fast zwei(!) Stunden lang eine energiegeladene Performance hinzulegen, die mit so gut wie allen Hits ihrer langen Karriere gespickt war. Klassiker aus den Anfangstagen, Dancfloor-Kracher wie „Outcast“ oder die härtesten Tracks ihrer Kariere aus dem neuen Album „Aggressor“. Das war eine dieser Shows bei der wirklich jeder das bekam was er wollte.

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Ektomorf

Und man nimmt ihnen ab, wenn sie sagen, dass sie die Musik nur für ihre Fans und sich selbst machen. Dieses Rezept scheint nämlich immer wieder aufs neue aufzugehen. Ich selbst habe sie in den letzten zehn Jahren mehrfach gesehen und Höhen und Tiefen miterlebt. Dass sie immer noch und vor allem mehrfach in die selben Städte zurück kehren und dabei sogar Fans einer gänzlich neuen Generation für sich rekrutieren können, spricht für sich selbst. Ich denke ich bin nicht allein, wenn ich sage, dass ich mich auch auf die nächste Tour freue, selbst wenn sie in wenigen Monaten wieder nach Deutschland führen sollte.

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Ektomorf

Weitere Fotos findet ihr wie immer bei Fuchse Fotografie!

Ektomorf – live auf der „European Aggressor Tour“

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Endlich kommen die Groove-Metaler um Ektomorf wieder nach Deutschland um ihr neues Album „Aggressor“ auf der gleichnamigen Tournee zu bewerben! Mit dabei sind die Israelis „Shredhead“ und die Ungarn „Hot Beaver“. Ich bin jetzt schon gespannt wer den „Corpsegrinder“ bei dem Track „Evil By Nature“ live ersetzen wird.

Natürlich wird es auch diesmal einen Bericht aus München samt tatkräftiger Unterstützung von Fuchse Fotografie geben!

Die Tourdaten wären folgende:

12.11.2015: Berlin – K-17 (Germany)

13.11.2015: Cham – L.A. Cham (Germany)

14.11.2015: Sand In Taufers – Archetype Festival Vol.IX (Italy)

16.11.2015: Dresden – Chemiefabrik (Germany)

18.11.2015: Sion – Le Port Franc (Switzerland)

19.11.2015: Lenzburg – Met-Bar (Switzerland)

20.11.2015: Montpellier – Le Secret Place (France)

21.11.2015: Schüttorf – Komplex (Germany)

23.11.2015: Paris – Le Gibus (France)

24.11.2015: Nantes – Le Ferrailleur (France)

25.11.2015: Roeselare – De Verlichte Geest (Belgium)

26.11.2015: Sittard – Volt (Netherlands)

27.11.2015: München – Backstage (Germany)

28.11.2015: Lindau – Vaudeville (Germany)

29.11.2015: Ludwigsburg – Rockfabrik (Germany)

30.11.2015: Frankfurt – 11-er (Germany)

01.12.2015: Nürnberg – Hirsch (Germany)

02.12.2015: Mörlenbach – Live Music Hall (Germany)

03.12.2015: Ingolstadt – Eventhalle Westpark (Germany)

04.12.2015: Jena – F-Haus (Germany)

05.12.2015: Hamburg – headCRASH (Germany)

07.12.2015: Ostrava – Barrak club (Czech)

08.12.2015: Brno – Melodka (Czech )

09.12.2015: Ceske Budejovice – Fabrika (Czech)

10.12.2015: Osnabrück – Works (Germany)

11.12.2015: Gadenstedt – Black Hand Inn (Germany)

12.12.2015: Košice – The Collosseum (Slovakia)

Public Enemy holen Anthrax als Überraschungsgast auf die Bühne!

Gestern war ich beim The Prodigy-Konzert im Münchner Zenith und konnte es kaum fassen, als der Support-Act Public Enemy die Metal-Combo Anthrax (bzw. Scott Ian und Frank Bello) auf die Bühne holte um den Urknall des Crossover in Form von „Bring The Noise“ zu performen! Ein Glück für die Münchner, dass am nächsten Tag der Slayer-Gig mit Anthrax als Vorband anstand und die Jungs scheinbar schon frühzeitig in der Stadt waren. Der Ton ist zwar nicht Bombe, dafür sieht man alles was man soll. Ja, ich habe es „aufgenommen“! 😉