Old Man Logan – Band 5: Blutige Erinnerung

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Endlich ist es wieder soweit und wir dürfen wieder die postapokalyptische Welt von „Old Man Logan“ betreten, der zum aktuellen Zeitpunkt der einzige lebende Wolverine des Marvel-Universums (ja, nur das Standard-Kontinuum) ist und sich als gealterte Version seiner selbst auf dem vermeintlichen Weg zur Erlösung begeben hat.

Zunächst einmal sei gesagt, dass man nicht umhin kommt den Vorgängerband zu lesen. Es werden sicherlich auch neue Leser Spaß an der Handlung haben, aber ohne die Vorgeschichte bleibt am Ende trotzdem primär Verwirrung als dominierendes Gefühl zurück. Für all jene, die entweder zu faul sind oder aufgrund der teils verlagsvergriffenen Ausgaben ohnehin nicht alle Nummern im Schrank stehen haben, helfe ich aber gerne weiter:

Wie schon die Inhaltsangabe verrät, hat Logan sein Mündel (den Sohn von Hulk) alleine in der Obhut einer Freundin zurückgelassen und versucht mit Hilfe des (kein Witz) Magiers Asmodeus seinen Fehler rückgängig zu machen. Als ihn der Zauberer jedoch hintergeht, wird Wolverines Geist durch den Strom der Zeit zurückgeschleudert, während sein Körper als Hülle zurückbleibt und an höchstbietenden Gangster übergeben werden soll.

Genau hier steigt der Band „Blutige Erinnerung“ ein und versetzt Hauptfigur und Leser in die chronologisch frühesten Epochen, in denen Logan seine Abenteuer erlebte. Angefangen in Kanada des 19. Jahrhunderts, über die erste Begegnung mit dem Hulk, bis hin zu seiner anfänglichen Zusammenarbeit mit den X-Men ist alles dabei was das Herz der Nostalgiker höher schlagen lässt. Dabei scheut der Autor Jeff Lemire in seinem Abschlussband, trotz des eher düsteren Settings nicht vor Selbstreferenzen aus der langen Geschichte des Mutanten zurück, die sich nicht nur in Optik, sondern gerne auch in Stimmung und Dialogen widerspiegeln. Ich sag nur so viel: Cheesy Sprüche aus den 90ern werden definitiv auch serviert und lassen dem geneigten Leser einen wohligen Schauer über den Rücken laufen!

Trotzdem ruht sich der Autor dieser Rückschau nicht auf der bewegten Historie von Wolverine aus, die als Fan-Service wohl für einige ausreicht hätte, sondern garniert die Szenerie mit gehörig Emotionen, die einen in regelmäßigen Abständen den Frosch im Hals spüren lassen. Es ist in meinen Augen immer noch ein relativ seltenes Phänomen in Superhelden-Comics tiefergehende Emotionen beim Leser auszulösen, doch hier geschieht es wie nebenbei und damit umso eindrucksvoller.

Was die visuelle Umsetzung anbelangt, sehen wir nun zum ersten Mal einen anderen Künstler am Werk als Andrea Sorrentino, der mich immer noch extrem begeistert und zu meinen absoluten Favoriten der Branche gehört. Diesmal sehen wir Eric Nguyen am Zeichenbrett, der stilistisch durchaus in der Ecke von Sorrentino zu verorten ist, aber durch seinen „klassischeren“ Stil in Bezug auf Panel-Aufbau und Charakterzeichnung eine individuelle Note setzen kann. Zwar darf man deswegen nicht mehr die teils extrem abstrakten Splash-Pages und andere ungewöhnliche Experimente erwarten, wird aber immer noch mit einer Dynamik versorgt, von der die Bilder einer solche Geschichte leben.

Dementsprechend kann ich schon, wie bei den Ausgaben zuvor, meine wärmste Empfehlung für diesen Band und für die Reihe insgesamt aussprechen, die mit zu dem besten Output gehört, den Marvel (bzw. Panini Comics) aktuell zu bieten hat. Ich für meinen Teil bin sowohl erstaunt, als auch begeistert, dass Lemire die Qualität der Handlung über den gesamten Run halten konnte und bin in dem Zusammenhang auch sehr gespannt darauf, wie sich ein komplett neues Kreativteam bei der Fortsetzung schlägt, die für den 5. Juni angekündigt wurde. Bis dahin habt ihr aber genug Zeit, euch an den schon schon veröffentlichten Bänden (1, 2, 3, 4) zu erfreuen!

 

 

Mark Millar Collection 2: Wolverine – Staatsfeind

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Nach „Wanted“ veröffentlicht Panini Comics Deutschland den nächsten Band aus der sogenannten „Mark Millar Collection„, die ihrem Namen entsprechend das Werk des talentierten Schotten würdigt.

Mit „Wolverine: Staatsfeind“ bekommt man eine seiner weniger bekannten, aber nichtsdestotrotz qualitativ hochwertigen Geschichten geliefert. Genaugenommen handelt es sich um den von Millar und John Romita Jr. (mit dem einige Jahre später die Zusammenarbeit an „Kick-Ass“ realisiert wurde) betreuten Run der Comic-Serie „Wolverine„, die sich ab Heft 20 über 12 Ausgaben erstreckte.

Wie schon der Erstling, kommt Band Nummer zwei als edle Hardcover-Ausgabe auf den Markt und wird diesmal mit einem Vorwort von Garth Ennis („Rover, Red, Charlie„, „Crossed, „Preacher“ usw.) eingeleitet. Dieser ist definitiv nicht als großer Superhelden-Fan bekannt. Daher ist es umso erfreulicher zu lesen, dass er sich für die Geschichte um den beliebten Mutanten erwärmen konnte und teils überschwänglich lobende Worte dafür findet.

Die eigentliche Story ist als klassische Rache-Erzählung angelegt, in der Wolverine den Mördern des Sohnes eines japanischen Freundes auf der Spur ist. Hierbei sieht er sich persönlich in der Verantwortung und geht entsprechend kompromisslos gegen jeden vor, der sich ihm entgegen stellt. Man sollte hier aber kein Gemetzel erwarten, dass nach der „Logan„-Verfilmung offensichtlich Hochkonjunktur hat. Romita Jr. nutzt seinen ihm eigenen und daher beliebten Stil, der individuell und doch angenehm fürs Auge ist.

Die Geschichte ist dabei keineswegs so voraussehbar, wie man es zunächst erahnen könnte. Der Erzschurke Gorgon schafft es im Verlauf der Ereignisse „Hydra“ mit „der Hand“ zu vereinen und in dem Zuge Wolverine unter seine Kontrolle zu bringen, der nun schier unkontrollierbar eine Schneise der Zerstörung hinter sich her zieht.

Auf dem eben beschriebenen Weg begegnet Wolverine so gut wie allen bekannten Helden des Marvel-Universums, die ihm teils zur Seite stehen und teils bekämpfen. Dabei wirkt die Geschichte keineswegs überladen und hält die eine oder andere Überraschung für die Leser bereit. Durch die Länge des Ganzen ist man darüber hinaus gezwungen, sich gänzlich auf die Handlung einzulassen und nicht als Lesesnack zwischendurch zu verschlingen.

Ein zusätzliches Highlight in diesem Band, neben viele Konzeptzeichnungen und Covern, ist die Geschichte „Gefangener Nummer Null„, die zwar ebenfalls mit Wolverine als Hauptcharakter aufwartet und von Millar getextet wurde, aber für sich alleine steht.

Hier begegnen wir unserem Helden um das Jahr 1942 im Konzentrationslager Sobibor, in dem er den diensthabenden Kommandanten an seinem Verstand zweifeln lässt. So schafft es der Autor die Kräfte des Mutanten zum Element einer schaurigen Handlung werden zu lassen, die trotzdem genug Fingerspitzengefühl aufweist, um ein KZ nicht zur reinen Kulisse verkommen zu lassen. Diesbezüglich hatte Millar persönlich Angst eine Grenze zu überschreiten, die ihm aber nach einem im Nachwort beschriebenen Gespräch mit Comic-Legende Will Eisner genommen wurde.

Alles in allem ein Pflichtkauf, unabhängig davon ob man Fan der Mark Millar-Kreationen ist oder primär den X-Men anhängt. Hier sollten beide Fan-Lager gleichermaßen bedient werden. Nun freue ich mich umso mehr auf die Fortsetzung der „Collection“ und verstehe umso mehr, warum diesem Mann eine ganze Reihe gewidmet wurde.

Der Tod von Wolverine

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Nachdem ich den großartigen Film „Logan“ gesehen habe, dachte ich mir, dass ich bei meiner nächsten Rezension thematisch bei Wolverine bleiben möchte. Selbiges gilt auch für die Grundstimmung bzw. thematische Anleihen um den Charakter. Dementsprechend kommt es mir sehr gelegen, dass Panini Comics Deutschland ein passendes Trade Paperback veröffentlicht hat: „Der Tod von Wolverine

Dem Titel entsprechend, könnt ihr euch sicherlich denken, wie die Geschichte ausgehen wird. Daher ist der Weg dorthin, der spannende Teil des Ganzen. Wie fleißige Leser bereits wissen, hat Logan seine Selbstheilungskräfte eingebüßt und ist daher sterblich wie jeder andere auch. Der einzige Vorteil den er gegenüber Feinden vorweisen kann, ist sein Adamantiumskelett samt Klauen. Doch genau dieses scheint auch der Ursprung des langsamen Verfalls des Helden zu sein. Da er direkt am Abwurfpunkt der Atombombe in Nagasaki war, wurde das Metall verstrahlt. Dank seines Heilfaktors, konnte Wolverine die Radioaktivität nicht viel anhaben, aber das hat sich nun offensichtlich geändert.

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©Panini Comics Deutschland

 

Leider bleibt dieser Umstand kein Geheimnis und es beginnt eine unerbittliche Jagd. Ein ominöser Geldgeber hat ein extrem hohes Kopfgeld auf Logan angesetzt und damit zeitgleich eine Horde Kopfgeldjäger auf den Plan gerufen. Als Wolverine jedoch herausfindet, dass er lebend gefangen werden soll, geht er in die Offensive und hinterlässt auf seiner Suche nach den Hintermännern eine Schneise der Zerstörung. Den Tod vor Augen, ist er fest entschlossen so zu sterben wie er gelebt hat: kämpfend!

Für dieses finale(?) Kapitel hat der Autor Charles Soule alle Geschütze aufgefahren, die für einen Abgesang von Nöten sind. Dramatik, Verzweiflung, Action und ganz viel Insider-Futter für die Fans. Das alles wird extrem blutig serviert, damit von vornherein keine Zweifel daran bestehen, dass es aufs Ende zugeht. Zwar ist die Story abgesehen vom finalen Twist und des eben beschriebenen Effektfeuerwerks etwas arm an Überraschungen und der Umfang für so ein Ereignis durchaus etwas gering, aber der Unterhaltungswert nimmt hierdurch keinerlei Schaden. Wie bei einem dramatischen Action-Film fiebert man ständig mit, obwohl eine emotionale Tiefe nur angedeutet wird. Im Endeffekt die Essenz einer Superheldengeschichte, die hier meisterhaft umgesetzt wurde.

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©Panini Comics Deutschland

 

Dieser Eindruck verfestigt sich nicht zuletzt aufgrund des unfassbaren Talents von Steve McNiven, der den Figuren fast schon greifbares Leben einhaucht und atmosphärische Landschaften kreiert, die auch ohne Dialog für sich selbst stehen können. Ein sehr angenehmer Stil, der sich stark realistisch gibt, aber das Groteske eines Comics nicht komplett unter den Tisch fallen lässt.

Diese Kombination aus spannendem Storytelling und einer extrem attraktiven Visualisierung macht „Der Tod von Wolverine“ zu einem Pflichtkauf für Fans und eine schöne Anschaffung für diejenigen, die es noch werden wollen.

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©Panini Comics Deutschland

 

LOGAN (Filmkritik)

 

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Foto Copyright: © 2017 Twentieth Century Fox

 

Nachdem ich den letzten Solo-Film um Wolverine als wirklich schwach empfunden habe und den ersten als mutlos, hat mich der nun (offiziell) letzte Auftritt des Mutanten wirklich positiv überrascht.

Erstmal zur Handlung selbst: Zwar spielt die Geschichte in der nahen Zukunft und suggeriert den Comic-Fans aufgrund des Titels eine Art Adaption des Meisterwerks von Mark Millar, besitzt daraus aber nur Anleihen, da eine wirkliche Verfilmung wohl kaum in das etablierte Filmuniversum der X-Men gepasst hätte.

Wir sehen Logan, der seinen Alias Wolverine abgelegt hat, als Limo-Chauffeur an der Grenze zu Mexiko seinen Lebensunterhalt verdienen, während sein geschundener Körper immer weiter zerfällt, da seine Selbstheilungskräfte mit der Zeit nachlassen. Was der genau Grund dafür ist, erfährt der Zuschauer nicht wirklich, aber eine Anspielung, die man im Detail dem Comic „Der Tod von Wolverine“ entnehmen kann, deutet an, dass ihn die Adamantium-Legierung über seinen Knochen langsam vergiftet. Eventuell ist eine schleichende Verstrahlung des Metalls schuld, da er in Japan unmittelbar beim Bombenabwurf in Nagasaki anwesend war.

Kurz darauf erfahren wir, warum sich unser Held abrackert. Er fährt täglich über die Grenze Mexikos um illegal erworbene Medikamente in seinem Versteck abzuliefern, in dem der 90-jährige Professor Charles Xavier im Sterben liegt. Nur durch die ihm zuteilwerdende Medikation können immer wieder auftretende Anfälle vermieden werden, die schon bei einem nicht näher beschriebenen Ereignis viele Verletzte und einige Tote gefordert haben. Dabei steht Logan der befreundete Mutant Caliban zur Seite, der die Fähigkeit hat andere Mutanten aufzuspüren. Die X-Men selbst existieren schon lange nicht mehr, seit einem viertel Jahrhundert wurden keine Kinder mit besonderen Fähigkeiten mehr geboren. Daher füllt James Howlett, wie Logan mit bürgerlichem Namen heißt, seinen Alltag mit der Hilfe für den Professor und gesteigertem Alkoholkonsum aus.

Dieses Gerüst wird aber sofort aufgebrochen, als ein kleines Mädchen in sein Leben tritt, dass dringend Schutz vor zunächst ominösen Verfolgern braucht. Daher bleibt dem Krallenschwinger und dem alten Mann nichts anderes übrig, als sie an einen sicheren Ort zu eskortieren. Während dieses Roadtrips in den Norden Amerikas realisiert unser Held, dass das Kind eine ganz besondere Verbindung zu ihm hat und gibt damit der Story einen neuen Spin…

Von der ersten Minute des Films an, schwebt eine Gewissheit mit, dass es sich um den letzten Auftritt Wolverines handelt, den Hugh Jackman inzwischen ganze 17 Jahre lang verkörpert. Der omnipräsente Zerfall des Körpers, der Verlust aller alten Kameraden und der passend staubig-kaputte Look der Umgebung sind nur die offensichtlichsten Anzeichen eines finalen Kapitels. Das Ganze wirkt von seiner Tonalität in keiner Weise überdreht oder künstlich pathosgeladen, wie es oftmals typisch für Filme dieses Genres ist. Man begegnet zwar vereinzelt Sprüchen und Situationen, die die jeweilige Szene etwas auflockern, aber an der mürrischen Stimmung ändert es über weite Strecken nichts.

Dazu kommen weitere Neuerungen, die dem überladen scheinenden Superhelden-Genre wirklich gut tun. Zum einen versucht sich der Regisseur James Mangold an wirklich tiefgründigen Dialogen, die nicht als reiner Füller zwischen Action-Sequenzen zu verstehen sind. Zum anderen wird an der physischen und verbalen Gewaltspirale gedreht, die wir in der Form höchstens von Deadpool kennen. Aufgespießte und abgetrennte Gliedmaßen und Köpfe, literweise spritzendes Blut und wirklich unvorhersehbare Tote lassen einen mehr als nur einmal überrascht zurück. Zusätzlich werden Dialoge mit einem ganzen Arsenal an Kraftausdrücken aufgefüllt, wie wir sie noch nie aus dem Mund eines Marvel-Helden gehört haben. Das R-Rating in den USA ist in jedem Fall nicht übertrieben. Diese Kombination gibt dem finalen Kapitel einer fast zwei Dekaden andauernden Odyssee, die wohltuende Seriosität, welche ich mir viel früher gewünscht hätte. Natürlich ist es nur eine Vermutung, aber ich denke, dass Deadpool in vielerlei Hinsicht eine neue Ära eingeleitet hat. Während die Dark Knight-Trilogie gezeigt hat, dass Superhelden nicht zwangsläufig in einer bunten Umgebung platziert werden müssen und der Söldner mit der großen Klappe auch Erwachsenen einen Zugang zum Genre geebnet hat, geht Logan den entscheidenden Schritt weiter und gibt auch nicht Comic-affinen Zuschauern die Möglichkeit einen Film in diesem Universum zu genießen.

Natürlich gibt es auch Punkte wie die Charakterentwicklung der Nebenfiguren, die teils auf der Strecke bleiben. Ich denke jedoch, dass es auf den rasanten Stilwechsel zurückzuführen ist, der keine ausgedehnten Vorgeschichten erlaubt. Auch die brachiale Gewalt könnte den ein oder anderen Liebhaber bewährter Kost abschrecken. Bei der überwiegend sehr gut umgesetzten Arbeit, wäre das alles jedoch gut zu verkraften. Alles in allem lässt sich feststellen, dass es sich bei „Logan“ nicht nur um wohl den besten Film aus dem X-Men-Franchise handelt, sondern um eine der besten Comic-Verfilmungen überhaupt. Daher kann ich nichts anderes, als eine uneingeschränkte Empfehlung für den baldigen Kinobesuch aussprechen!

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Foto Copyright: © 2017 Twentieth Century Fox

 

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Ich bin wieder da! Nach all den großen Pausen zwischen den Beiträgen, habe ich schon langsam an mir selbst gezweifelt, werde aber von nun an versuchen wieder öfter zu schreiben. Die Unterbrechungen sind definitiv nicht aufgrund von Schreibblockaden oder fehlender Lust passiert, sondern wegen einer Summe an privaten Schwierigkeiten entstanden. Eine Trennung, die diffuse Angst in dem Zusammenhang die eigene Wohnung zu verlieren, Arbeit und Studium weiterhin unter einen Hut kriegen…Ihr seht, es gibt durchaus Dinge, die meine Leidenschaft für Comics, Kunst und Literatur in den Hintergrund rücken lassen.

Nun, gut. Ich möchte euch nicht mit privaten Storys langweilen, sondern euch gleich mal auf eine neue Comic-Reihe aufmerksam machen, die mit einem One-Shot vor acht Monaten ihren Einstand feierte: Old Man Logan!

Wir setzen ziemlich genau da ein, wo wir mit der abgeschlossenen Geschichte aufgehört haben. Logan aka Wolverine landet nackt im New York des heutigen Marvel-Universums. Wie einige von euch wissen könnten, existieren mehrere Versionen davon parallel um verschiedene Erzählstränge zu legitimieren und diese bei Bedarf (wie hier) überschneiden zu lassen. Logan stammt ursprünglich aus seiner eigenen Geschichte von Mark Millar, in der er 50 Jahre in der Zukunft zurückgezogen auf einer Farm mit Frau und Kind lebt, während die Welt von Bösewichten beherrscht wird. Nachdem seine Familie von der Hulk-Gang (die Sprösslinge des irre gewordenen Bruce Banner) ermordet wurde, macht er sich auf um Gerechtigkeit zu üben…

Hier möchte ich ungern auf Details eingehen um Lesern, die das erste Mal mit der Story in Berührung kommen, den Spaß nicht zu verderben. Im schon angesprochenen One-Shot befinden wir uns in den Nachwehen des „Secret War“. Das Multiversum wurde zerstört und nur ein Planet blieb übrig, der eine Art Patch-Work der vielen Welten repräsentiert. Logan verschlägt es hierbei in mehrere Fassungen seiner eigenen Realität, bis er auf den letzten Seiten am Times Square landet und uns in die erste Ausgabe seiner eigenen Reihe entführt.

Da er zunächst nicht versteht, dass es sich nicht um die Vergangenheit handelt (Helden am leben, Gebäude intakt), sondern um eine gänzlich andere Welt, sinnt er darauf seine eigene Zukunft zu verändern, in dem er alle Personen umbringt, die seine Familie und ihn selbst bedroht oder schlussendlich getötet haben. Erst Stück für Stück kommt er dahinter, dass es ein sinnloses Unterfangen ist. Bis dahin begegnet er einem Großteil der Riege aus der neuen Marvel-Generation. Darunter dem neuen Hulk, der jungen Hawkeye oder dem alten Steve Rogers (Captain America). Wie das Ganze von statten geht, möchte ich hier aufgrund von Spoiler-Gefahr nicht erörtern und gehe nun auf die Macher des Werkes ein.

Im Gegensatz zum Einstieg am Anfang des Jahres, übernimmt hier nicht Brian Michael Bendis das texten, sondern Jeff Lemire. Ihr könntet ihn als Autoren hinter „Sweet Tooth“, „Justice League Dark“ und vielen weiteren Veröffentlichungen kennen, da er durchaus umtriebig ist. Es erfolgt jedoch kein wirklicher Bruch was den Schreibstil anbelangt. Sollte man den Vorgänger zuvor gelesen haben und nicht auf die Namen der Macher achten, sollte es ein smoother Übergang sein. Die Stimmung ist immer noch düster, brutal und trotzdem versehen mit dem gewohnten Feeling des Verlags. Das könnte aber auch zu großen Teilen am Zeichner Andrea Sorrentino liegen, der im Gegensatz zum Autoren bei der Figur geblieben ist. Und eins ist sicher: wir können ihm dafür nur dankbar sein! Ich habe zwar schon von Leuten gehört, die mit seinem abstrakten Stil nicht viel anfangen können und eher zu „klassischer“ Kost in Bezug auf die visuelle Umsetzung greifen. Trotzdem kann ich mir kaum eine bessere Fassung für den rachedurstigen Mutanten vorstellen, als die hier vorliegende. Malerisch springt Sorrentino von üblichen Panel-Abfolgen zu ganze Seiten sprengenden Szenen, die oftmals sogar Geräusche als füllendes Stil-Element aufweisen. Schwer zu erklären, aber wunderschön anzusehen.

Ich bin nach der Lektüre auf jeden Fall hungrig auf das was noch kommen mag und kann jedem, der den Vorgänger gelesen hat oder zumindest das Original von Mark Millar sein eigen nennt empfehlen, sich schleunigst auf den Weg ins nächste Comic-Geschäft zu machen oder gleich bei Panini zu bestellen. Ich bleibe Logan auf jeden Fall treu!