Stephen Kings „Der Dunkle Turm“ – Schauspieler bestätigt

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©ew.com; Getty Images

Wie vor geraumer Zeit berichtet, gab es inoffzielle aber umso glaubhaftere Meldungen, dass Idris Elba als der Revolvermann und Matthew McConaughey als „der Mann in schwarz“ für die „Der Dunkle Turm“-Verfilmung gecastet wurden.

Nun wurde die Vermutung endlich auch von offizieller Seite bestätigt! In einem exklusiven Gespräch mit „Entertainment Weekly“ gingen dabei Stephen King und Co-Autor Nikolaj Arcel auf potentielle Fragen ein und lieferten schon die ersten Details bezüglich der Handlung, die nicht gänzlich der aus dem ersten Buch entspricht.

Der Autor der Reihe erklärt außerdem seine Sichtweise in Bezug auf die Besetzung der beiden Figuren (auch auf die Hautfarbe Elbas, die bei einigen Hinterwäldlern für Diskussionen sorgte) und seine eigenen Vorstellungen zur visuellen Umsetzung. Des Weiteren gibt es einen Ausblick auf die potentielle Zukunft des Stoffes für die große Leinwand und vieles mehr.

In sieben Wochen beginnen in Südafrika endlich die Aufnahmen und wenn nicht alles schief geht, dürfen wir uns auf den 13 Januar 2017 freuen, an dem der einst als unverfilmbar geltende Stoff das Licht der Welt erblickt!

Alle Details hierzu findet ihr hier:

http://www.ew.com/article/2016/02/29/dark-tower-rises-stephen-king-idris-elba-and-matthew-mcconaughey

Hieronymus Bosch. Das vollständige Werk

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Selbst diejenigen, die sich mit Malerei nur am Rande beschäftigen oder deren Wissen
um berühmte Werke sich auf die Mona Lisa beschränkt, haben sicherlich mindestens eines der Werke des Hieronymus Bosch (* um 1450; † August 1516), bürgerlich Jheronimus van Aken, zu Gesicht bekommen, es unterbewusst als (vermeintlichen) Surrealismus eingeordnet und sich über die vielen teils schockierenden Elemente gewundert.

Einige handelten den aus ’s-Hertogenbosch (daher sein Künstlername) in den Niederlanden stammenden Künstler aufgrund der durch ihn dargestellten Höllenvisionen als Ketzer oder schlimmeres. Nun weiß man aber seit geraumer Zeit, dass er Teil der lokal ansäßigen Liebfrauenbruderschaft war, die einen elitären und vor allem religiös geprägten Kreis an einflussreichen Männern bildete. Dort hätte er nur beim Hauch der Blasphemie keinen Einlass gefunden und die darauf einsetzenden Karrieresprünge, dank der in dieser Gemeinschaft gut gepflegten Kontakte, wären ausgeblieben. So dienten seine bizarren Darstellungen vor allem als moralischer Wegweiser, der die Quallen aufzeigt, die einen Sünder zu erwarten hätten. In diesem Zusammenhang erlangte er auch über Landesgrenzen hinweg schon während seiner Lebenszeit Berühmtheit und fertigte dadurch auch Auftragsarbeiten für sie städtische Oberschicht, den nationalen sowie internationalen Adel an.

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Der Garten der Lüste, um 1503; Mitteltafel: Die Menschheit vor der Sintflut

Aus seiner Schaffenszeit sind der Nachwelt aber nur wenige Bilder bekannt, die allesamt auf Holztafeln verewigt wurden, obwohl während der frühen Renaissance textile Bildträger schon vorhanden waren. Dieses kleine Erbe gibt aber glücklicherweise einen Überblick von den Anfängen in Form klassisch sakraler Darstellungen, die jedoch schon die ersten auffälligen Elemente aufwiesen, über den Höhepunkt seiner Schaffenszeit durch die berühmten Triptychen „Der Heuwagen“, „Der Garten der Lüste“ oder „Die Versuchung des heiligen Antonius“ bis hin zu seinem Spätwerk sowie Zeichnungen bzw. Entwürfen. Das besondere an all den vorhandenen Motiven, außer der übergreifenden Groteske, sind die schier unendlichen Verweise auf folkloristische Elemente in Form von Sprichwörtern, damals gegenwärtigen Vorstellungen von Himmel und Hölle und Hinweise auf Bibelstellen, die Bosch als sattelfester Kenner des Buches auch in die abwegigsten Szenen hinein malen konnte. All das wird durch visuell aufbereitete Metaphern wie fliegende Fische, nackte Leiber, monströse und bisweilen witzige Fantasiegebilde dargestellt und diente dabei nicht nur als Mittel zum Zweck, sondern zusätzlich der persönlichen Freude des Künstlers, wie man an den überlieferten Entwürfen erkennen kann. Viele dieser Ideen zog er aus der zeitgenössischen Literatur und eröffnete damit gänzlich neue Ansätze für die Entfaltung der Fantasie durch die Malerei.

Welch immensen Einfluss er auf die Nachwelt hatte und was für revolutionäre Ansätze in seinem Handwerk zu entdecken sind, sieht man an allerlei Zitaten durch Zeitzeugen, die wie die Nachwelt kaum Möglichkeiten hatten das Gesamtwerk von Bosch wirklich zu deuten. Diese damit verbundene Ehrfurcht blieb offensichtlich auch nach seinem Tod bestehen. So eröffnete er eine Werkstatt, die aufgrund seines inzwischen zu stattlicher Größe angewachsenen Vermögens mit Mitarbeitern besetzt werden konnte. Diese unterschrieben zum Teil post mortem mit dem legendären Namen. In diesem Zusammenhang gilt Bosch ebenfalls als Vorreiter, da er einer der ersten Künstler war, der seine eigenen Werke signierte und damit das Motiv ohne Zweifel mit dem Erschaffer verknüpfte.

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Die Versuchung der heiligen Antonius, um 1502

Nun können Interessenten seine kurze aber interessante Biografie, sämtliche ihm zweifellos zugewiesenen Werke, die Produktionen seiner Werkstatt und alle entdeckten Zeichnungen in TASCHENs „Hieronymus Bosch. Das vollständige Werk“ selbst erkunden. Neben den vom Bosch-Experten Stefan Fischer verfassten informativen Texten zu jedem Lebensabschnitt des Visionärs, findet man viele vergrößerte Ausschnitte, aus den vor Details überquellenden Bildern, die man in der Form sonst niemals zu Gesicht bekommen würde. Kleinste Szenen wirken dabei, bevor man das Gesamtkonstrukt aufschlägt, schon für sich alleine beeindruckend und entfalten bei der Gegenüberstellung zum ganzen Bild eine einzigartige Faszination. Genuagenommen wirkt alles bei der chronologischen Aufarbeitung von Boschs Lebenswerk in sich schlüssig und angenehm konstruiert. Nachdem man den Hauptteil des Buches genoßen hat, gibt es im Anhang zusätzlich die Möglichkeit alle Werke nochmals komprimiert in einer kleiner Fassung zu betrachten und einen kurze Text, der diese einordnet um das gelesene nochmals Revue passieren zu lassen.

Ursprünglich erschien auch dieses Buch in einem für den Verlag typischen XL-Format, welches sich für Malerei dieser Größenordnung geradezu anbietet aber natürlich in einer entsprechenden Preisklasse zu verorten ist. Zum 500. Geburtstag des Künstlers gibt es nun auch für Fans oder die, die es noch werden wollen eine kleinere aber ebenfalls wunderschön gebundene Ausgabe, die inhaltlich dem großen Bruder in nichts nachsteht, aber der breiten Masse auch auf finanzieller Ebene den Zugang zu Hieronymus Bosch gewährt. Hier stimmen wieder sowohl Quantität als auch Qualität, die mich immer wieder gerne rein blättern lassen um neue Sachen zu entdecken. Das ist eine Anschaffung, die man auch nach einiger Zeit gerne erneut hervor holt.

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Der Garten der Lüste, um 1503; Rechter Innenflügel: Die Hölle

Für diejenigen unter euch, die entweder in der Nähe der niederländischen Grenze wohnen, in Spanien ansäßig sind oder sich ohnehin gerne in der Weltgeschichte treiben lassen, gibt es dieses Jahr zwei Ausstellungen, wovon die aktuell durchgeführte vermutlich die beste ist. Sie findet in Boschs Heimatstadt statt und vereint, die zuvor auf verschiedenen Museen verteilten Teile seiner Triptychen. Ein Trip, der sich durchaus lohnt. Hier wären die Details:

 

13. Februar 2016 – 08. Mai 2016

Bosch

Het Noordbrabants Museum, ’s-Hertogenbosch, Niederlande

 

31. Mai 2016 – 11. September 2016

Bosch. The Centenary Exhibition

Museo Nacional del Prado, Madrid, Spanien

 

https://www.youtube.com/watch?v=vFiB5ev7U1o

Stephen King – Basar der bösen Träume

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Mit seiner sechsten Kurzgeschichtensammlung „Basar der bösen Träume„, bringt Stephen King ganze 20 seiner bis dato nicht im klassischen Buchformat veröffentlichten Werke unter die Leser.

Diese wurden in den letzten Jahren in den unterschiedlichsten (englischsprachigen) Magazinen abgedruckt oder waren zumindest dem deutschen Publikum nicht oder nur schwer zugänglich. So finden wir unter anderem „UR“, eine Geschichte die exklusiv für Amazon bzw. für den Release ihres Kindle geschrieben wurde und sich tatsächlich um das kleine Lesegerät dreht. Klingt seltsam und vor allem nach billiger Werbung, funktioniert aber mit dem angewandten Konzept so gut, dass das recht abwegige Thema nichts von der vorhandenen Spannung nimmt.

„Böser kleiner Junge“ wurde als Dankeschön für den warmen Empfang des Autors im Jahr 2013, in Europa exklusiv als eBook auf französisch und deutsch veröffentlicht. Der Meister des Horrors war im Herbst vor drei Jahren in München, Hamburg und Paris zu Gast und bewarb seine „Shining„-Fortsetzung „Dr. Sleep„, wobei dies zur Nebensache wurde und der Autor im Laufe der jeweiligen Abende selbst den Mittelpunkt des Geschehens darstellte.

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Für mich wurde der 13. November (ein Freitag!) in der bayerischen Landeshauptstadt ohnehin zu einem unvergesslichen Erlebnis. Neben wenigen anderen Fans hatte ich die Ehre den erfolgreichsten Schriftsteller der Gegenwart und meinen Lieblingsautoren persönlich zu treffen und mir und meiner Freundin jeweils ein Buch signieren zu lassen („Der Anschlag„, der aktuell als Serie mit dem Titel „11.22.63“ auf hulu läuft und „Dr. Sleep“). Bezüglich der Kurzgeschichte mussten im Umkehrschluss das erste Mal Kings heimische Fans auf eine seiner stärksten Erzählungen warten.

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Inhaltlich erstreckt sich die Bandbreite vom klassischen Horror wie „Raststätte Mile 81“, über persönlich angehauchte Geschichten wie „Leben nach dem Tod“, in dem King seine Gedanken über das nahende Ende verarbeitet (der gute Mann geht auf die 70 zu), bis hin zu den hässlichen Dramen, die nur das Leben schreiben kann. Im Detail wird die Frage der „Moral“ erörtert, die Beziehung eines Sohnes zu seinem an Alzheimer erkrankten Vater beschrieben oder die alltägliche Gewalt unserer Gesellschaft gekonnt in Worte gefasst.

Dazwischen befinden sich gleich zwei Gedichte die aufzeigen, dass King nicht Unterhaltungsliteratur mit Talent und ohne Ahnung publiziert, sondern ein gewaltiges Wissen um die englischsprachige Geschichte der Lyrik und Prosa verfügt, die er bei vollem Bewusstsein zu nutzen weiß. So ist beispielweise „Die Knochenkirche“ sowohl konzeptionell als auch stilistisch an Robert Browning angelehnt, der wohl den berühmtesten „dramatic monologue“ in Form von „My Last Duchess“ verfasste.

Neben dem Inhalt, der über 700 Seiten einnimmt, überzeugt die eben beschriebene Fülle an unterschiedlichsten Ansätzen, die vor allem beweist, dass King nicht ohne Grund seit Jahrzehnten Erfolge feiert und insbesondere in den letzten Jahren auch von der „seriösen“ Kritik und Presse ernst genommen wird und neben Horror auch Drama und Fantasy zu seinem natürlichen Terrain gehören. Um dabei den Hintergrund der jeweiligen Handlung für alle verständlich aufzuschlüsseln, steht jeder Geschichte ein einleitender Text vor, in dem die Intention, Entstehungsgeschichte und passende Anekdoten zur nachfolgender Handlung aufgeführt werden.

Als Fazit kann man anführen, dass man nicht nur vor Blut triefende Massaker oder übernatürliche Effektfeuerwerke erwarten kann. Sollte dies die Haltung des Lesers sein, hat er zum einen Stephen King nicht verstanden, und zum anderen das Konzept einer Kurz(!)Geschichte nicht begriffen, die nur bedingt Platz für eine ausufernde Handlung bieten kann.

Für alle anderen ist „Basar der bösen Träume“ nicht nur eine Ergänzung zum inzwischen zu einer stattlichen Größe angewachsenen Gesamtwerk des Autors, sondern eine auch für sich stehende, tolle Zusammenstellung an Storys, die ich persönlich nach der Lektüre nicht missen möchte!

Harry Potter and the Cursed Child vorbestellbar!

Wie vor einigen Tagen berichtet, erscheint diesen Sommer das neue Harry Potter-Buch „Harry Potter and the Cursed Child“. Selbstverständlich ist der Run auf das neueste Kapitel dieser legendären Reihe immens und aufgrund der strengen Limitierung der Ertsausgabe nicht weiter verwunderlich.

Deswegen solltet ihr euch beeilen! Das Buch ist ab sofort HIER vorbestellbar und jetzt schon auf Platz 1. der Vorbesteller-Listen in den meisten Ländern der Welt! Ich hab meins natürlich schon zurücklegen lassen! 😉

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Deutschland um 1900 – Ein Porträt in Farbe

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Ich denke, dass ich nicht alleine bin wenn ich beim Betrachten von schwarz-weiß-Fotografien, insbesondere aus dem 19. Jahrhundert, das Gefühl bekomme auf eine gänzlich andere Welt zu blicken. Es scheint fast ein fremder Planet zu sein, mit ganz eigenen Riten und Bräuchen, so wie der dazu passender Optik.

Das liegt vor allem an der industriellen Revolution, die sich zum damaligen Zeitpunkt erst zu entfalten begann und damit nach und nach Traditionen und über Jahrhunderte gereifte Stadtbilder verschlang. Festgehalten wurden ursprüngliche Szenerien höchstens auf Gemälden und Fotografien, die ohne Farbe einen Teil des Bezugs zur Realität einbüßen mussten.

Demenstprechend kam es einem Wunder gleich, als das Schweizer Unternehmen „Orell Füssli“ den sogenannten Photochromdruck im Jahr 1888 patentieren ließ. Mit diesem Verfahren war es nun plötzlich möglich Fotografien in Farbe (14 an der Zahl) serienmäßig abzudrucken. Was könnte da am ehesten in Betracht kommen, als Postkarten in dieser Form herzustellen und damit die schönsten Plätze des jeweiligen Landes zu porträtieren?

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Dom und Friedrichsbrücke

Genau dieser Gedanke ließ um die Jahrhundertwende auch in Deutschland einen Boom entstehen, aus dem sehr viele Abbildungen hervorgegangen sind, die uns einen interessanten Einblick in die „gute alte Zeit“ gewähren. Und genau hier ist der kleine Wermutstropfen zu finden. Da es sich großteils um Bilder für Tourismuszwecke handelt, werden dunkle Kapitel der Geschichte, wie die teils katastrophalen Arbeitsbedingungen der Unterschicht, Antisemitismus (auch schon im Kaiserreich ein eklatantes Problem) sowie soziale Unruhen gänzlich ausgeblendet. Was bleibt sind Idyllen im wahrsten Sinne des Wortes.

Dies kann dem Prachtband, der diese Bilder eindrucksvoll versammelt, jedoch auf keinen Fall zu Lasten gelegt werden, da die rund 800 Photochrome auf über 600 Seiten ein Bild Deutschlands um 1900 vermitteln, welches durchaus existiert hat und zu recht eine gewisse Faszination mit sich bringt.

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Eisenach, Hohe Sonne mit Blick auf die Wartburg

Diese sind einer Rundreise gleich in einer gewissen geografischen Chronologie angeordnet. Angefangen bei Berlin, der Nord- und Ostseeküste, über die am Rhein gelegenen Städte, den Schwarzwald bis hin nach Bayern. Dabei begegnet der Betrachter monumentalen Schlössern und Burgen, ländlichen Gebieten, wie entrückt wirkenden Straßenszenen, sowie schier unfassbar schönen Naturlandschaften, die einem Märchen entstammt sein könnten. Es ist kein Wunder, dass sich eine Vielzahl an Kreativen in das Herz Europas verirrte. Romantiker wie Lord Byron konnten hier der Natur so nah sein, wie sonst kaum an einem anderen Ort. Autoren wie Mark Twain wurden durch ihre Reisen auch nachhaltig in ihrem Schaffen geprägt und Künstler ergötzten sich an der Inspiration, die im Überfluss vor ihren Füßen lag.

Auch heute noch kommt man aus dem Staunen kaum mehr raus, kann fast nicht glauben, dass solche Orte existiert haben könnten und verfällt in eine Art Wehmut, da all die dargestellte Schönheit in ihrer Pracht unwiederbringlich verloren ist.

Neben den heutzutage längst zerstörten Gebieten, ziehen vor allem die uns besonders vertrauten Abbildungen ihre Aufmerksamkeit auf sich. In meinem Fall wäre es die Stadt München, die zwar ihre klassischen Charakteristika beibehalten hat, aber vor über 100 Jahren eine gänzlich andere Ausstrahlung besaß, als es heute der Fall ist. Es fühlt sich fast so an, als würde man durch dieses Buch in ein Paralleluniversum blicken und genau das macht es zu einer lohnenden Anschaffung. Es bietet die Möglichkeit in die Vergangenheit des eigenen Landes zu reisen und sich selbst auszumalen, wie das heutige Deutschland aussehen würde, wenn es nicht seine Identität und Kultur, die es sich mit Architektur und Landschaften aufgebaut hat, mit dem 2. Weltkrieg in den Abgrund gestoßen hätte. Hier kommen sowohl Leser mit großem Interesse an Geschichte als auch Fans der Foto-Kunst auf ihren Geschmack.

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Schloss Neuschwanstein, Schlafzimmer mit Bildern aus der Tristan-Sage

Das Buch kann bei TASCHEN bestellt werden.

David Lagercrantz – Verschwörung

Wie ich schon vor einiger Zeit berichtet habe, ist inzwischen der vierte Teil der Millenium-Reihe „Verschwörung“ erschienen und wie zu erwarten sofort an die Spitze der Bestseller-Liste geschossen.
Heute will ich endlich den Unentschlossenen unter euch erzählen, ob sich die Anschaffung trotz des neuen Autors lohnt bzw. den Besitzern des aktuellsten Werks meine Meinung kundtun und sehen ob sie sich mit eurer deckt. Die Dauer zwischen Ankündigung und Release dieses Artikels ist übrigens meinem parallelen Umzug und dem Start ins Studium geschuldet. Sorry dafür!

Zunächst mal muss ich sagen, dass ich vermutlich wie die meisten Fans der Original-Reihe ein gewisses Misstrauen gegenüber der Ankündigung des neuen Buches hatte. Wie würde sich der Schreibstil verändern? Erkenne ich die mir bekannten Figuren wieder? Solche und viele weiteren Fragen kreisten in meinem Kopf bis zu dem Tag an dem ich das auch visuell aufgefrischte Werk in den Händen hielt.
Mit dem silbernen Drachenmuster auf schwarzem Grund soll wohl auch optisch ein Cut entstehen um den Lesern auch unterbewusst die Veränderung näher zu bringen. Inhaltlich finden wir uns jedoch glücklicherweise in bekannten Gefilden wieder, die immer wieder Bezug auf die legendäre Trilogie und ihre Ereignisse nehmen und sogar die aktuelle Handlung teilweise stark beeinflussen.

Wenn man jedoch zu lesen beginnt, lässt einen auf den ersten Seiten das Gefühl nicht los, dass es sich um Fan-Fiction handeln muss, da Larsson (offensichtlich) keinen Einfluss auf Verlauf und Inhalt hatte. Man kann sich bildhaft vorstellen, wie ein Puppenspieler seine Fäden einem anderen in die Hände drückt. Es bleiben die selben Figuren aber irgendwas scheint anders zu sein.
Wie wir doch alle wissen, verschwimmt bei einem guten Buch irgendwann die Grenze zwischen der analytischen Herangehensweise über die ersten 1-2 Kapitel und dem Eintauchen mit Kopf und Seele in die Handlung. Ein bisschen so, als hätte man ein paar gute Freunde für mehrere Jahre nicht gesehen und müsse sich erstmal wieder annähern bevor alles so ist, wie es früher einmal war.

Nun aber zum eigentlichen Geschehen, dem wir im Laufe der knapp 600 Seiten begegnen. Nicht nur in der Realität des Lesers, sondern auch im Leben des Mikael Blomkvist sind die Jahre ins Land gezogen und die Gesellschaft hat sich spürbar verändert. Während Hacking in den früheren Werken ein exotisches Phänomen war, halten nun NSA, soziale Medien, abhörsichere Handys, Shitstorms und das Darknet Einzug in den Alltag der Figuren. In dieser Umgebung gilt der Starjournalist plötzlich als altbacken und abgehängt. Selbst als ihm der berühmte Informatiker Frans Balder einige brisante Informationen zukommen lassen will, ist er zunächst abgeneigt, da die Materie in diesem Bereich den Mann überfordert.

Erst als sich herauszukristallisieren beginnt, dass Blomkvists alte Bekannte Lisbeth Salander in der Geschichte eine Rolle spielt, sagt er zu, der Sache nachzugehen. Die Gedanken an die Erlebnisse mit der Soziopathin samt Drachen-Tattoo lassen ihn auch nach all der Zeit nicht los. Als kurz darauf ein folgenreicher Mord verübt wird, beginnt die eigentliche Geschichte, die vor überraschenden Wendungen nur so strotzt, neue Gesichter einführt, die wir vermutlich in Nachfolgebänden wieder treffen werden, sich alter in der einen oder anderen Form entledigt und uns bis zu den letzten Seiten raten lässt wie sich alles auflösen wird.

Dabei werden interessante Themen wie Autismus samt Inselbegabungen, organisierte Kriminalität oder der gläserne Bürger geschickt mit der Handlung verwebt und bis zu einem gewissen Grad realistisch aufbereitet. Dies ist kein Wunder, da dem Autor mehrere Profis aus den einzelnen Gebieten mit Rat und Tat zur Seite standen. Darüber hinaus ist es ganz nützlich seine ersten Schritte im journalistischen Milieu als Kriminal-Reporter getätigt zu haben und damit einen realistischen Blick auf die Schattenwelt der Gangster zu haben. Diese haben wie schon angedeutet den Bereich der klassischen Verbrechen á la Menschenhandel, Drogen und Gewalt zum Nebenschauplatz erklärt und das Internet als Umschlagplatz und Schlüssel für allerlei Machenschaften für sich entdeckt. Ein geschickter Kniff um Lisbeth Salander, das Cyber-Genie, als ebenbürtige Gegnerin aufzustellen, die es nicht nur mit Kriminellen sondern auch mit legal agierenden Akteuren wie Regierungsorganisationen aufnimmt. Dabei schrammt der Inhalt oft an Kitsch und Überzeichnung vorbei, überschreitet dabei jedoch nie die Grenze, die das Ganze zur Popcorn-Unterhaltung kippen lassen würde.

Ab hier ist es schwierig weiter auf das Geschehen einzugehen ohne zu viel Vorweg und damit die Spannung zu nehmen. Alles in allem kann man sich das vorliegende Buch als eine verdammt gute Cover-Version eines erfolgreichen Songs vorstellen, der plötzlich wieder die Charts stürmt. Vielleicht ist es bloss das Bewusstsein, dass nicht mehr Stieg Larsson federführend ist oder es ist tatsächlich ein veränderter Schreibstil, den man sich eventuell auch nur einbildet. Am Ende ist es tatsächlich der Beginn eines gänzlich neuen Kapitels der Millennium-Saga, den man als gelungen bezeichnen kann. Puristen werden sich abwenden, doch der Erfolg gibt dem Buch vollkommen recht und sichert den Fans von Lisbeth und Co. eine Zukunft auf die man sich freuen kann.

Katharsis

Katharsis

„Eines Tages ist mir das Zeichnen abhandengekommen. Am selben Tag wie auch eine Handvoll teurer Freunde“

Am 7. Januar 2015 veränderte sich die Welt für alle Kunstschaffenden und Freidenker, als zwei Fanatiker versuchten das geschriebene Wort und den gemalten Strich mit Gewalt auszuradieren. Wie wir inzwischen alle wissen, haben sie genau das Gegenteil erreicht und der bekannten Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“ sowie der kritischen Kunst im Allgemeinen zu einer Widergeburt verholfen, die ihresgleichen sucht.

Was jedoch hinter dem abstrakten Konstrukt eines Magazins schnell in den Hintergrund gerückt ist, sind die menschlichen Schicksale der Ermordeten aber vor allem der Überlebenden dieses Massakers. Allen voran der Illustrator Luz, der sich für die Gestaltung des legendären Covers verantwortlich zeigt, welches den Lesern in einer Millionen-Auflage in seinem grünen Schimmer aus den Kiosk-Buden dieser Welt entgegen leuchtete.
Dieser Mann verdankt es einem glücklichen Zufall, dass er an seinem Geburtstag(!) eine Stunde zu spät die Büro-Räume seines Arbeitgebers erreichte und damit dem sicheren Tod entging. Für uns als Außenstehende ist es auch mit der größten Anstrengung nicht möglich die Gedanken und Gefühle nachzuvollziehen, die einen Menschen beim Anblick seiner toten Freunde und Kollegen durchdringen müssen. Wir können es nicht nachempfinden, was es für ein Gefühl sein muss zu realisieren, dass man seine Frau an diesem Morgen fast zum letzten mal gesehen hätte.

Nun ist so etwas wie das visuelle Psychogram des Künstlers erschienen, der nach dem Trauma temporär die Fähigkeit zu Zeichnen verloren und einige Monate später seinen Beruf bei „Charlie Hebdo“ endgültig an den Nagel gehängt hat. „Katharsis“ ist eine emotional sehr schwer verdauliche Sammlung an Cartoons geworden, die Luz im Laufe der Zeit angefertigt hat um die Angst, Trauer, Wut, seinen Weg zurück ins Leben und zur Kunst zu verarbeiten. Angefangen bei seiner Aussage bei der Polizei, während der er das vor Entsetzen starrende Männchen zu Papier brachte, welches auch das Titelbild des Bandes ziert, über Träume, die den eigenen Tod und immer wieder die zwei Mörder thematisieren, bis zur Verarbeitung des Geschehens am Tag der alles verändern sollte, nimmt uns Luz auf eine Reise, die den Leser bis an die Grenzen des emotional Erträglichen bringt.

Das hat vor allem damit zu tun, dass aus jeder, dem Medium Cartoon entsprechend übertriebenen und oftmals recht witzigen Darstellung, die brutale Realität entgegenspringt und dabei jedes Thema streift, welches zum Zeitpunkt des Anschlags aufgekommen ist. Die Solidarität der Gesellschaft, die Verschwörungstheorien einiger Verwirrter, die Anteilnahme der Politik und die plötzlich einsetzende Paranoia im Herzen Europas. Hinzu kommen sehr persönliche Themen in Form von Zusammenbrüchen, Angst-Anfällen, die Schuldgefühle überlebt zu haben und die Hilfe seiner Frau, ohne die der Künstler das Geschehene vermutlich kaum hätte verarbeiten können.

Dabei schwankt der Stil zwischen klassischem Comic, abstrakten Darstellungen und dem dezenten Einsatz von Farbe, die sich auf rot und blau beschränkt. Besonders beeindruckend und dabei umso schmerzlicher, sind zwei Geschichten, die direkt mit dem Angriff zusammenhängen. Zum einen das Eintreffen von Luz am Tatort, an dem ihn Blut-Spuren direkt in die Redaktionsräume führen, die symbolisch als eine gänzlich rot eingefärbte Seite dargestellt werden an deren Ecke ein kleiner blauer Punkt zu sehen ist. Dieser formt sich daraufhin immer weiter in ein Objekt, bis man feststellt, dass es sich um die blaue Jacke seiner Frau handelt, die am Tatort eingetroffen ist und ihn in den Arm nimmt. In diesem Zusammenhang habe ich selten eine so schöne Bebilderung eines rettenden Ankers in Not gesehen, die einerseits überrascht und zum Anderen tief berührt. Die andere Geschichte erzählt vom verspäteten Aufbruch am Geburtstag des Künstlers, an dem ihm seine Frau liebevoll gratuliert, sie sich gegenseitig ihre Liebe bekunden und er fröhlich in die Arbeit fährt. Plötzlich empfängt seine Partnerin (scheinbar die original zitierten!) Kurznachrichten, die vom Schock und der Fassungslosigkeit am Ort des Geschehens zeugen. Diese Darstellung führt so tief in die Gefühlswelt der Beteiligten, dass ein Kloß im Hals noch die geringste emotionale Regung des Lesers sein sollte.

Bei der Beschreibung des Inhalts könnte man denken, dass es sich um ein zutiefst depressives Werk handelt. Doch ein Cartoonist verdient seine Bezeichnung nicht, wenn er es bei all dem Schrecken nicht schaffen würde seinen eigenen Humor mit einfließen zu lassen. Kaum eine Darstellung (mit wenigen Ausnahmen!) kommt ohne Pointe aus, die den Tätern eins nachträglich auswischt, die Medien tadelt oder die kurz anhaltende, oftmals oberflächliche Solidarität geißelt. So schließt das Buch auch mit einem versöhnlichen Motiv ab, welches den Anfang des Werks wieder aufgreift. Dabei wird symbolisch aufgezeigt, dass der Künstler aus Angst nicht stehen bleibt, sondern sich in Form des anfangs gezeigten, paralysierten Männchens in Bewegung Richtung Zukunft setzt.

Trotz der sensiblen Thematik wird hier jedoch kein Voyeurismus bedient, da die Darstellung durchgehend abstrakt bleibt und damit trotz der Nähe zur Realität eine Art Trennwand erschaffen wird, die der Person des Künstlers und den Opfern den nötigen Abstand verschafft.

Dieses Buch ist in meinen Augen für diejenigen gedacht, für die der Angriff auf „Charlie Hebdo“ nicht nur eine von vielen Katastrophen darstellt. Es wurde für jene herausgebracht, die Kunst- und Redefreiheit nicht nur als gegenstandslose Begriffe ansehen. Es liegt in den Buchläden für die Menschen, für die der Schock nicht primär durch die sinnlose Gewalt gegen Menschen kam, sondern durch den Angriff auf die Gedanken, die Freiheit und die Kunst.

Der Fluch Der Spindel

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Bei dieser aktuellen Rezension handelt es sich hinsichtlich der Art und des Inhalts um eine ganz Besondere. Wie oft kommt man denn auch heutzutage dazu ein Märchen zu lesen und dieses auch noch zu bewerten?

Diese Chance habe ich nun durch Knesebecks „Der Fluch der Spindel“ bekommen und habe sie auch sehr gerne genutzt. Zunächst könnte man aufgrund des Titels und des entsprechenden Covers darauf kommen, dass es sich einfach nur um eine aufgewärmte Version von „Dornröschen“ handeln könnte, doch weit gefehlt! Der Autor Neil Gaiman, den man als Comic-Fan vor allem durch sein Wirken an der legendären „Sandman“-Reihe kennen sollte, schafft es in der vorliegenden Ausgabe zwei ganze Welten, die einem von Kindesbeinen an bekannt sein sollten, zu verweben.

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So haben wir eine junge Königin, die von ihrem Zwergen-Hofstaat am Vortag ihrer Hochzeit darum gebeten wird bei der Rettung einer verfluchten Prinzessin mitzuhelfen. Diese wurde samt ihres gesamten Reiches in einen magischen Schlaf versetzt, welcher (typisch für Märchen) nur durch einen Kuss wieder gebrochen werden kann. Allein diese Ausgangslage zeigt deutlich welchen Ursprung diese Figuren haben. Erstere ist selbstverständlich „Schneewittchen“, die nach ihrer Rettung durch den Prinzen auf die Ehe wartet. Zweite Protagonistin ist „Dornröschen“, welche noch gefangen hinter hohen Mauern und undurchdringlichem Rosen-Gestrüpp auf ihre Erlösung wartet.

Hier setzt Gaiman neben der generell außergewöhnlichen Idee beide Geschichten zu verknüpfen, auf eigene Gedankenspiele, die sich ganz wunderbar in die Szenerie einfügen und dem Ganzen einen tieferen Sinn verleihen. So ist es ein geistreicher Kniff „Schneewittchen“ als Retterin auszusuchen, da sie ja aufgrund ihrer eigenen Vergangenheit schon Erfahrungen mit Schlaf-Zaubern machen durfte und damit immun gegen die dunkle Magie ist, die in dem angrenzenden Reich um sich greift. Zum anderen ist die Maid in Not nicht das, was sie zu sein scheint. Wobei ich hier inhaltlich nicht weiter ins Detail gehen möchte, um Spoiler zu vermeiden und generell zu viel vorweg zu nehmen, da die Story mit ihren knapp über 70 Seiten recht schnell durchzulesen ist.

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Aufgewertet wird diese ungewöhnliche Handlung durch detailverliebte schwarz-weiß Illustrationen von Chris Riddell, der als Mit-Autor des „New-York-Times“-Bestsellers „Die Klippenland-Chroniken“ bekannt ist und sein täglich Brot unter anderem als Cartoonist für den „Observer“ verdient. Seine Bilder strotzen dabei nur so vor kleinen Einzelheiten, die fast schon ihre eigene Geschichte zu erzählen scheinen. Das gilt dabei nicht nur für die Haupt- und Nebencharaktere, sondern auch für die tollen Hintergründe, die ebenfalls immer einen Zweck bei der Gestaltung erfüllen und nicht als obligatorischer Zusatz illustriert wurden. Farbliche Akzente werden dabei durchgehend nur durch golden eingefärbte Bild-Rahmen und Gegenstände gesetzt, die einem angenehm und nicht überflüssig ins Auge fallen.

Im Großen und Ganzen handelt es sich sich bei diesem Buch um eine angenehm frisch aufbereitete Version altbekannter Motive, die aber den Leser durch alle Altersstufen fesseln sollte. Zusätzlich stellt die Lektüre aufgrund der Bezeichnung als „Märchen“ ein ohnehin seltenes Vergnügen für die meisten Käufer dar, welches bei der gewohnten erzählerischen Qualität einen Neil Gaiman genutzt werden sollte. Nicht zu vergessen ist dabei, dass der Grundton ein für den Ursprungsstoff typischer ist und neben Humor auch eine Vielzahl düsterer Momente aufweist, die nicht zwangsläufig für ganz junge Kinder geeignet sind.

Alles in allem lohnt sich bei vorhandenem Interesse für den Stoff der Kauf und macht sich mit einem halb durchsichtigen Umschlag auch im Regal als ansehnlicher Eye-Catcher.

Hier könnt ihr das Buch erwerben!

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Die besten TV-Serien. TASCHENs Auswahl der letzten 25 Jahre

Es wird vermutlich kaum jemanden unter uns geben, der nicht die ein oder andere Fernseh-Serie als Ausklang für einen anstrengenden Tag oder als süchtig machenden Stoff konsumiert hätte. Dabei wird uns als Zuschauer eine immense Bandbreite an Genres und Formaten geliefert, die man teils kaum unter einem Oberbegriff zusammenfassen kann. Angefangen bei in sich abgeschlossener Unterhaltung für die ganze Familie (z.B. Die Simpsons), bis hin zu opulenten Meisterwerken, die einem Kinofilm in nichts nachstehen (z.B. Game Of Thrones) wird einem alles geboten was das Herz begehrt.

Bei der Masse an Produktionen ist es jedoch kaum möglich einen allumfassenden Überblick zu behalten und genau hier setzt die neueste Veröffentlichung aus dem Hause TASCHEN ein. Wie gewohnt wird das besprochene Thema bis zum kleinsten Punkt in Gänze ausgebreitet und analysiert. Dafür ist der Verlag bekannt und wird auch hier durch den Autor Jürgen Müller, den man als Herausgeber der bekannten Dekaden-Filmbuchreihe kennt, seinem Namen gerecht.

"The Simpsons" Season 25 (2014)

Dabei ist es kein Zufall, dass es sich inhaltlich  (wie der Titel des Buches schon verrät) um die besten Serien der letzten 25 Jahre handelt. Denn genau in dieser Zeit entstanden die ersten Premium-Produktionen, die entweder eine revolutionäre Idee und/oder einen mehrere Folgen überspannenden Story-Bogen vorweisen konnten. Angefangen mit der leibhaftigen Initialzündung für qualitativ hochwertige Formate um „Twin Peaks“ von David Lynch, über Frühwerke moderner Künstler wie Lars von Triers „Geister“ bis zu mit Hollywood-Größen besetzten Veröffentlichungen à la „True Detective“, wird jede einzelne Periode dieser wiedergeborenen Unterhaltungsform eindringlich analysiert und bewertet. Dabei wird jeder Serie, nach einigen Kurzinformationen in Form von Anzahl der Folgen, Sender und Dauer, ein gut genutzter Platz von jeweils 4-5 Seite eingeräumt, in dem die Story, die Ursprünge und Hintergrundinformationen beleuchtet werden. Dem wird ein kurzes Glossar nachgestellt, das weiterführende Erklärungen rund um die Entstehungsgeschichte bietet und einen noch tieferen Einblick in die Materie gewährt.

Breaking Bad (Season 4) 2011

Es handelt sich dabei jedoch nicht um eine einfache Wiedergabe schon bekannter Informationen, sondern um detailverliebte Ausführungen über Gründe für bestimmte Entwicklungen, den Einfluss von Produzenten und Filmschaffenden sowie die Auswirkungen auf das generelle Voranschreiten des Mediums. Egal ob es sich dabei um die Nutzung unvorstellbar hoher Budgets, unkonventioneller Methoden oder einfach brillantes Story-Telling handelt. Hier reicht die Bezeichnung „fun-facts“ in keinster Weise aus. Es fühlt sich eher wie eine unterhaltsam aufbereitete Enzyklopädie an, die dazu einlädt das nun erworbene Wissen mit Gleichgesinnten zu teilen. Natürlich kommen dabei, wie es sich bei einem visuellen Medium gehört, die Bilder und Screenshots zu der jeweils besprochenen Serie nicht zu kurz. Wie üblich im Überformat geliefert, entfalten die Darstellungen einen nicht zu verleugnenden Sog auf den Leser, der bei der Lektüre am liebsten sofort den Fernseher anschmeissen möchte um sich selbst einen Eindruck verschaffen zu können. Bei der Masse an vorgestellten Titeln kommt es im Übrigen gar nicht so selten vor, dass man gewisse Veröffentlichungen bis dato gar nicht kannte und sich im Laufe des Buches die ein oder andere Inspiration holt. Für mich persönlich wären das die schon oft gepriesenen „Sopranos“, sowie die mir bis zu dieser Lektüre nicht bekannten HBO-Produktionen „Deadwood“ und „Rom“. Im Umkehrschluss bedeutet es, dass hier sowohl der typische Serienjunkie überrascht wird aber auch der Neuling vollends befriedigt wird, indem kein Vorwissen verlangt wird und der Inhalt als Anreiz verstanden werden kann.

Matthew McConaughey and Woody Harrelson

Bei einem fairen Preis von knapp 50 Euro, ist das Gebotene hierbei mehr als nur ein fairer Gegenwert. In Halbleinen gebunden und auf hochwertigem Papier gedruckt, stimmen wieder einmal sowohl Aufmachung als auch Inhalt. Dementsprechend gibt es von mir eine uneingeschränkte Kaufempfehlung für dieses Sachbuch, welches vor allem in dem behandelten Bereich seinesgleichen sucht.