Batman Megaband 2 – Über den Dächern von Gotham
Ich bekomme öfter zu hören, dass die Welt bestimmter Comic-Figuren inzwischen so groß und kompliziert geworden ist, dass das Eintauchen in die Geschichten schlichtweg unmöglich sei. Paralleluniversen, vertrackte Beziehungen und Überschneidungen zu anderen Serien tun ihr Übriges um potentielle Leser zu verschrecken. Als langjähriger Fan genießt man zwar, dass eine Welt aufgebaut wird, die über das hinausgeht, was das weitläufige Klischee dieser Kunstform bietet, aber neue Anhänger gewinnt man damit nicht.
Glücklicherweise gibt es aber immer wieder Ausnahmen, die sowohl Kenner der Materie als auch Neueinsteiger erfreuen. So verhält es sich zum Beispiel mit dem zweiten „Batman Megaband“ mit dem Titel „Über den Dächern von Gotham“ von Panini Comics Deutschland. Hier kann man komplett ohne Vorwissen loslegen und sich die gelungene Mischung aus Action und Grusel einverleiben. Grusel? Ja, richtig gehört! Die 12 in sich abgeschlossenen Storys bieten auf über 300 Seiten teilweise ziemlich starken Tobak. Themen wie Kannibalismus oder Kindesmissbrauch wurden im Laufe der letzten Jahre zwar ab und zu angeschnitten, aber in so einer expliziten Form habe ich sie zumindest in Gotham City nie gesehen. Diesen Punkt verbuche im Übrigen unter einem positiven Aspekt! Die düstere Grundstimmung des Charakters wird durch solche Tricks im Bereich Storytelling umso mehr unterstrichen. Ich für meinen Teil bin auf jeden Fall froh, dass seit den 80er Jahren ein gewisser Trend zur dunklen Seite des Menschen (mit einigen Ausnahmen) zu einem Standard umfunktioniert wurde.
So werden zum Beispiel Geschichten wie „Ohne Sünde“ primär Batmans Beinamen „Mitternachtsdetektiv“ gerecht, die eine spannende Krimi-Handlung ausbreiten und den Leser bis zum Schluss im Unklaren um die Absichten der einzelnen Figuren lassen. Ein weiteres Highlight wäre „Anpassung“. Auf wenigen Seiten tauchen wir in ein „was wäre wenn“-Szenario ein, welches direkt Bezug auf die Ereignisse um „The Killing Joke“ macht und ein mehr als überraschendes Ende bereit hält. Trotzdem gibt es Momente, die aus den dunklen Wolken heraus brechen und die Stimmung etwas auflockern können. Zum Beispiel gibt es entsprechend der titelgebenden Figur in „Dr. Quinns Diagnose“ Momente zum schmunzeln und mit „Ich hasse es, wenn er das macht“ einen kleinen Ausflug in Bruce Waynes Reisen als Jugendlicher auf der Suche nach sich selbst.
In diesem Sinne liegt mit dieser Auswahl aus der „Legends of the Dark Knight“-Reihe ein gelungener Cocktail vor, der jedem schmecken sollte, der sich auf den dunklen Rächer einlassen möchte oder schon mit ihm verbunden ist. Es gibt kaum Hänger und optisch keinen Totalausfall, was natürlich auch an den hochkarätigen Machern wie Rafael Albuquerque, Tim Seely, Peter Milligan, Tom Mandrake oder Charles Soule liegt.
Als Fazit sehe ich keinen Grund bei diesem dicken Schmöker nicht zuzugreifen und freue mich persönlich auf den nächsten Release aus der Megaband-Reihe!