Love Addict

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Vor ein paar Jahren war der legendäre Zeichner Robert Crumb zu Gast beim Münchner Comicfestival und all jene die sein Werk nicht kannten, waren vermutlich leicht verblüfft als sie seine Bilder sahen. Hier saß nun dieser träumerisch wirkende alte Mann und als Kontrast waren da diese Bilder, die alle möglichen Sex-Fantasien eines Nerds repräsentieren. Das typische Motiv ist dabei der unattraktive Eigenbrötler, dem eine in allen physiognomischen Merkmalen übertriebene Frau gegenübersteht. Ein auf Papier gebannter Wunsch nach körperlicher Nähe ohne Verpflichtungen, aufgeladen mit der Angst der Abweisung. Das machte Crumb besonders und genau diesem Stil blieb der Mann über Jahrzehnte hinweg treu. Das Problem daran war und ist der oft fehlende Bezug zur aktuellen Generation an „Liebe“ suchenden Außenseitern. Seine Motive sind den 60ern entsprungen und wirken auch heutzutage noch wie aus der Zeit gefallen.

Zwar ist der Wunsch des Underdogs nach sexueller Zuneigung natürlich gleich geblieben, aber die Umstände haben sich insbesondere in den letzten Jahren extrem gewandelt. Apps wie „tinder“ verändern das „Balzverhalten“ der Menschen zu einer bizarren Form des Einkaufserlebnisses. Fleischbeschau wäre noch nett ausgedrückt. Genau in dieses Umfeld schickt der gebürtige Israeli Koren Shadmi seine Hauptfigur K. (Kafka lässt grüßen). Der Gute wurde von seiner Freundin verlassen und gerät in ein schwarzes Loch, welches Männer, die Probleme haben Frauen anzusprechen nur allzu gut kennen. Frustration, Selbstzweifel und der Sex ist schon so lange her, dass man sich fast an den Zustand gewöhnt hat. Genau zu diesem Zeitpunkt kommt K.s Mitbewohner Brian ins Spiel, der ihn auf die Plattform „Lovebug“ aufmerksam macht. Diese ist im Endeffekt das selbe wie „tinder“ und lässt unseren Helden in die unverbindliche Welt der (auf Sex zumindest ausgerichteten) Dates des 21. Jahrhunderts abtauchen.

Zunächst geht er unbedarft an die Sache heran, verhält sich eher ungewöhnlich für solche Arrangements und trifft entsprechend seltsame Gestalten. Diejenige, die sich noch am ehesten der Sparte „normal“ zurechnen lassen, sind jedoch von seiner nerdigen Aura angetan. Nach mehreren Anläufen fängt er an das Spiel zu verstehen und entwickelt etwas wie Kalkül bei den Treffen mit Frauen. Plötzlich werden aus interessanten Gesprächen komplett auf Sex-Dates zugeschnittene Dialoge, die nur ein Ziel verfolgen. Teilweise werden sogar Phrasen auswendig gelernt, Namen verwechselt und der kleine Freundeskreis wird dank ständig wechselnder Begleitung verwirrt. Er entwickelt sogar ganze Pläne vom ersten Kontakt, über die Hinführung zu bestimmten Orten bis zum großen Finale im Bett. Um diesen Zustand zu verdeutlichen, werden die einzelnen Kapitel mit immer größer werdenden Zahlen in Bezug auf realisierte Treffen überschrieben, Namen der Gespielinnen kommen einem mit der Zeit vor wie Dekor und mit wenigen Ausnahmen rückt der Charakter so weit in den Hintergrund, dass nur noch der Körper als funktionelle Hülle übrig zu sein scheint.

Damit wird auf eine gelungene Art und Weise die Gefühlswelt des K. bzw. die Wahrnehmung seiner Umwelt auf den Leser übertragen, der jedoch das Glück hat als Beobachter noch den Unterschied zwischen Spaß und egoistischer Befriedigung der eigenen Lust zu erkennen. Diese Grenze scheint die Hauptfigur nämlich mit fortschreitendem „Erfolg“ immer öfter zu streifen und in einem Fall sogar beinahe zu übertreten. Ein Punkt, der ihn seine bis dato absolvierte Odyssee überdenken lässt, den Leser aber schlussendlich doch im unklaren lässt, ob die Abwendung von seiner Sucht endgültig oder nur eine Phase ist. Ein insgesamt sehr starker Story-Bogen, der trotz offenem Ende einen zufrieden die letzte Seite umblättern lässt. Dafür sind vor allem die vielen witzigen Situationen verantwortlich, die das im Kern unappetitliche Thema der aktuell grassierenden Vermittlungsplattformen treffend umschreiben und ein deutliches Statement dazu setzen. Eine wirklich runde Geschichte, die ohne Hänger durchgehend zu unterhalten weiß.

Koren Shadmi übernimmt dabei neben dem Autoren-Teil auch die Aufgabe der Visualisierung seiner Ideen. Hier lehnt er sich teils sehr deutlich an den zu Anfang erwähnten Robert Crumb an, der viel mit Schraffur arbeitet und damit seine Figuren extrem plastisch wirken lässt. Während eines Kapitels besucht K. sogar mit einer Bekanntschaft eine Ausstellung des Künstlers. Es folgt selbstverständlich eine Bett-Geschichte, die aber insbesondere bei der dargestellten Frau keinen Zweifel an der Inspiration durch den alten Meister lässt. Trotzdem behält sich Shadmi eine Eigenständigkeit bei, die ihn vor einer Degradierung zu einer simplen Kopie bewahrt. Körpersprache und Mimik der Charaktere wirken durchwegs lebendig und dem Thema entsprechend passend in Szene gesetzt. So wird Verzweiflung und Komik gleichermaßen Rechnung getragen, die beide Grundbausteine dieses Werks sind.

Alles in allem handelt es sich bei „Love Addict“ um eine Pflichtanschaffung für alle Fans der Crumb-Charaktere, Nerds mit „Träumen“ und alle, die sich gepflegt durch eine Graphic Novel unterhalten lassen wollen, die diesen Namen allemal verdient.

Hier könnt ihr euch das Buch besorgen.

Spawn Origins Collection – Band 7

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Einer meiner ersten Ausflüge in den Bereich der Comics für Erwachsene war „Spawn“. Vor ungefähr 15 Jahren hatte ich das erste mal eines der Hefte in der Hand, die zum damaligen Zeitpunkt noch monatlich erschienen. Inzwischen ist man zu broschierten Ausgaben übergegangen, die gleich vier US-Hefte auf einmal beinhalten. Zwar muss man nun etwas länger auf sie warten, dafür gibt es aber eine richtig große Ladung an Anti-Helden-Stoff.

Für diejenigen, die die Figur nicht kennen sollten, möchte ich kurz erklären worum sich die seit Anfang der 90er laufende Geschichte dreht. Erstmal zum Ursprung. Spawns Erfinder Todd McFarlane genoß einen legendären Ruf und konnte vor allem als Spider-Man-Zeichner und Autor eine gehörige Portion Ruhm einfahren. Sein extrem detailverliebter Stil gehört bis heute zu seinen Trademarks. Als er sich mit dem Marvel-Verlag überworfen hatte, zog mit einem ganzen Tross an weiteren Kreativen (z.B. mit dem legendären Jim Lee) aus, um einen neuen Verlag aus dem Boden zu stampfen, der den Künstlern mehr Mitspracherecht und Kontrolle in Bezug auf ihre Arbeit einräumen sollte: Image Comics.

Hier konnte man sich von allen Zwängen der Industrie, wie den Verzicht auf übermäßige Gewalt, Tabu-Themen wie Pädophilie oder sexuelle Darstellungen befreien. Die Reihe, die diese Freiheit bis heute wohl am meisten im Mainstream ausreizt ist „Spawn“. Es geht darin um den amerikanischen Söldner Al Simmons, der im Auftrag seines Auftraggebers während eines letzten Einsatzes ermordet wird. Daraufhin kommt Al in die Hölle und trifft dort den Teufel Malebolgia. Dieser bietet ihm einen Vertrag an, der Simmons an ihn bindet, dafür aber ein Wiedersehen mit dessen Frau Wanda verspricht. So wird er wieder auf die Erde geschickt und muss feststellen, dass er Jahre nach seinem Tod, grässlich entstellt und ohne Gedächtnis wieder in New York ist. Seine Frau ist längst mit einem anderen verheiratet, zieht ein kleines Mädchen auf und hat die Trauer um ihren Ex-Mann größtenteils überwunden. Zeitgleich ist unser Hauptcharakter mit einem lebenden Kostüm und magischen Kräften ausgestattet, die er noch nicht einordnen kann. Im Laufe der Zeit wird ihm der Name „Spawn“ verpasst und er erkennt die Verschwörung, die ihn in die nun vorherrschende Situation gebracht hat.

Währenddessen kümmert er sich um die bösen Menschen dieser Welt in einer Art und Weise, die man auch heute nicht von Cape-Trägern in Comics erwarten würde. Während ein „Batman“ den „Joker“ auch nach hundertfachem Mord einfach wieder einsperrt, massakriert „Spawn“ Kinderschänder und Konsorten auf einer Art, die nur als Warnung an die anderen Parasiten dieser Gesellschaft zu verstehen ist. Das ist eine Art die schwächsten Glieder der Bevölkerung zu beschützen, die es bis zum Start der Serie nicht gab und damit einen Impuls an die Industrie und Fangemeinde gab, der bis heute anhält und durch den Erfolg bestätigt wird.

Da die Serie nun seit 2 1/2 Jahrzehnten besteht, war es nur eine Frage der Zeit bis eine Neuauflage der Klassiker herausgebracht wird, um die Sammlung der alten Hasen zu vervollständigen und neue Fans an die Geschichte heran zu führen. In diesem Fall wäre es die sogenannte „Spawn Origins Collection“, die in jedem Hardcover-Band über 10 Hefte ab der ersten Nummer vereint und dabei sogar in Deutschland bisher unveröffentlichte Storys an den Mann bringt. In den USA wurde diese Aufarbeitung leider nach dem neunten Band eingestellt. Wir in Deutschland haben aber vielleicht Glück, was den Fortbestand der Serie anbelangt. So geht es diesen Monat in die siebte Runde mit den Heften 76 bis 87 und laut Aussagen seitens „Panini Comics Deutschland“, ist der Erfolg zumindest groß genug, um eine eigenständige Fortsetzung zu starten.

Falls ihr schon Besitzer der ersten sechs Bände seid, möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten, ob sich die Anschaffung lohnt bzw. ob es sich nur um einen Lückenfüller in der Sammlung handelt. Gleich von Anfang an kann ich eine Entwarnung geben. Die Story wird von mal zu mal runder, schlüssiger und auch in der Optik ansprechender. Todd Mcfarlane hat es über die Jahre geschafft, die Tiefe der einzelnen Charaktere wie Sam & Twitch hervorzuheben und aus der am Anfang teils vorhandenen Statik zu befreien. Man nimmt inzwischen jede Figur für voll und erkennt mehr Facetten entlang der Handlung. In diesem Band lüftet „Spawns“ mysteriöser Freund „Cog“ ein überraschendes Geheimnis und eröffnet unserem Helden eine Möglichkeit seinen Fluch zu brechen. Auf dem Weg dahin trifft er jedoch einen seiner ersten Widersacher, der es sich zur Aufgabe gemacht hat Seelen für die Hölle zu sammeln und dabei vor den bestialischsten Morden nicht zurück schreckt. Diesen jagt unser Rächer mit dem eben erwähnten Duo, welches inzwischen Spawns geheime Identität gelüftet hat. Außerdem findet ein Treffen mit dem Geist eines alten Bekannten statt, welches einen Wendepunkt in der gesamten Geschichte darstellt…

Glücklicherweise handelt es sich um eine Reihe, die einen großen Story-Bogen schlägt und den Leser nicht durchgehend gestückelt mit Informationen versorgt. So ist es möglich den Band an einem Stück zu verschlingen, da man natürlich wissen möchte, wie es weitergeht. Als Zeichner ist der aktuelle „Batman“-Kreative Greg Capullo an Bord, der schon bald nach McFarlane das Ruder am Stift übernommen hat und sich von Heft zu Heft zu entwickeln scheint. Während die ersten Ausflüge in die Gassen von New York fast cartoonesk wirkten, hat sich der ihm eigene Stil in eine bizarr verformte Version der Realität gewandelt, die von unendlich vielen Details durchzogen ist. Jedes Panel scheint eigene Geheimnisse zu verbergen, die man mit einem genauen Blick ausfindig machen möchte. Nach wie vor gehört Capullo wegen dieser Art Elemente zu „komponieren“ zu meinen Lieblingskünstlern dieser Sparte. Man kann sich vorstellen wie glücklich ich über seine Verpflichtung bei DCs größtem Flaggschiff war. Im vorliegenden Band kann man ihn geradezu zu Höchstform auflaufen sehen und die klassische visuelle Umsetzung der Reihe genießen, die vor einigen Jahren einem gänzlich neuen Stil gewichen ist, der ebenfalls seinen Reiz hat, aber bei weitem nicht das Gefühl hervorruft, wie im Laufe der 90er und frühen 2000er.

„Spawn Origins Collection: Band 7“ ist dementsprechend eine weitere Steigerung auf dem Weg zur nächsten Ausgabe, die ich nach der Lektüre der vorliegenden Geschichten haben MUSS. Es bleibt nur zu hoffen, dass Paninis Pläne einer Fortführung reale Züge annehmen und uns für ein paar Jahre mehr mit Storys aus der Hölle versorgen.

Hier geht es zu einer Leseprobe.

Ihr könnt euch den Band entweder hier oder hier besorgen.

Gotham Central – Band 3: Im Fadenkreuz des Jokers

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Was habe ich lange auf den dritten Band der „Gotham Central“-Reihe gewartet und nun ist es endlich soweit! Als ich die erste Ausgabe vor einigen Monaten in den Händen hielt, wusste ich zwar schon, dass die „Gotham“-TV-Serie unter anderem durch die Geschichten um die Cops aus der gleichnamigen Stadt als Vorlage diente, aber eine so hohe Qualität hätte ich wirklich nicht erwartet.

Was das anbelangt wurde ich relativ schnell überzeugt und gierte sofort nach der Fortsetzung, die in Bezug auf Spannung dem Vorgänger in nichts nachstand. Für diejenigen, die hiermit frisch auf den Titel stoßen, möchte ich kurz erklären was das besondere an „Gotham Central“ ist. Primär ist die Handlung zwar in der Welt von „Batman“ angesiedelt und wir treffen regelmäßig auf seine Widersacher, aber diejenigen, die sich mit ihnen rumschlagen müssen sind in dem Fall die Polizisten der Stadt. Klassischerweise kennen wir die Handlung nach dem Muster „Bösewicht greift an -> Keiner kann etwas dagegen tun -> Batman ist zur Stelle -> Happy End“. Hier wird ein gänzlich neuer Ansatz verfolgt, der das Police Department und seine Akteure in den Vordergrund stellt, die ihrer Arbeit nachgehen, persönliche Geschichten mit sich bringen und sich auch ohne Maske dem Verbrechen entgegenstellen. Dabei sticht die Atmosphäre durchaus auch im Vergleich zu anderen Cop-Reihen individuell hervor, indem die Geschichten sich am Film Noir- und Hardboiled-Genre orientieren. Alles ist geerdet, wobei eine durchgehend zynische Sichtweise auf den Alltag der Hauptfiguren gerichtet wird. Selbst wenn ein Schurke mit ungewöhnlichen Kräften oder Waffen wie „Mr. Freeze“ auftaucht, rutscht die Handlung nie ins fantastische und behält damit die einzigartige Note im DC-Universum bei.

Ein fast schon prototypisches Beispiel ist die vorliegende Story „Im Fadenkreuz des Jokers„. Hier macht der Clownsprinz des Verbrechens Jagd auf die Bewohner des verschneiten Gothams, indem er sie ins Visier seines Scharfschützengewehrs nimmt. Damit wird der Grundstein für eine Handlung um einen „klassischen“ Serienkiller gelegt, mit dem Unterschied, dass dieser üblicherweise in einer direkten Auseinandersetzung mit Batman zu verorten ist. In diesem Fall übernehmen jedoch die Polizisten Renee Montoya, Crispus Allen und ihre Kollegen den Fall, um weitere Mordopfer zu verhindern. Dabei legt der „Joker“ kleine Hinweise aus, verhöhnt sowohl den dunklen Ritter als auch die Gesetzeshüter gleichermaßen und arbeitet dabei auf einen in seinen Augen fulminanten Showdown hin.

In dieser Konstellation folgt der Leser den Ermittlern Schritt um Schritt, leidet mit ihnen um Verluste aus dem Umfeld, fühlt den Druck der Obrigkeit und sieht ihnen beim Messen mit Batman zu, um ihre eigene Legitimation aufrecht zu erhalten. In meinen Augen gibt es dabei während der Lektüre keinerlei Durchhänger oder Lückenfüller, sondern durchgehenden Nervenkitzel, für den das Autoren-Duo schon seit der ersten Ausgabe verantwortlich ist. Greg Rucka und Ed Brubaker, die beide neben Comic-Werken auch im Krimi-Genre beheimatet sind, haben von Anfang an die Messlatte sehr hoch gelegt und schaffen es erstaunlicherweise konsequent das selbst auferlegte Level zu halten. Natürlich bin ich froh darüber, die bis dato konstante Qualität genießen zu können, habe aber zeitgleich Angst bei den folgenden Werken einen Abfall der Kreativität beobachten zu müssen. Das ist natürlich das Los aller hervorragenden Serien, wobei ich mir in diesem Fall einen baldigen Abschluss in Deutschland wünsche, damit der Name „Gotham Central“ als Ganzes in positiver Erinnerung behalten werden kann.

Auf der visuellen Ebene erleben wir zum einen wieder den altbekannten Michael Lark, der mit seinem an den frühen Frank Miller erinnernden Stil für düster-beklemmende Bilder sorgt, während bei einem Kapitel Brian Hurtt den Stift schwingen darf. Da ihr Stil relativ ähnlich ist und sich großteils nur in der mal mehr oder weniger rohen Art der Darstellung unterscheidet, findet kein Bruch statt, der das Lesevergnügen stückelt. Alles in allem scheinen die Panels wie die Faust aufs Auge in Bezug auf die Story zu passen und unterstreichen durchgehend sowohl die bedrohliche Atmosphäre als auch den zynischen Blick der Protagonisten auf das Geschehen.

Zusammengenommen kriegt man hier die Kost, die man als Fan der Vorgänger erwartet und das im positivsten Sinne! Von der ersten bis zur letzten Seite bangt man mit und wird nicht durch allzu offensichtliche Hinweise vorzeitig auf das Ende hingewiesen, was einem Todesstoß für Kriminal-Geschichten gleichkommt. Im Laufe der Zeit habe ich mich wie erwähnt zu einem großen Fan der Reihe entwickelt und freue mich jetzt schon, wenn in der nächsten Panini-Vorschau Band 4 stecken sollte. In diesem Fall habt ihr meine uneingeschränkte Empfehlung bei „Gotham Central – Band 3: Im Fadenkreuz des Jokers“ zuzugreifen!

 

Howard the Duck – Ein Erpel für alle Fälle

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Letztens habe ich über den sanften Relaunch bei DC unter dem Namen „DC YOU“ berichtet und über die damit einhergehende humoristische Ausrichtung mancher Reihen bzw. Einzelbände wie „BIZARRO„.

In dem Artikel wurde ebenfalls angesprochen, dass ich so manchen Gag eher von Marvel erwartet hätte und siehe da: heute geht es quasi um den Prototypen der Selbstreferenz im Comic-Universum des Verlags (mit der Ausnahme von „Deadpool“).

Der Titel „Howard the Duck“ lässt vielleicht den ein oder anderen erahnen, dass die Hauptfigur ein Erpel gleichen Namens ist. Im Detail handelt es sich um ein Alien, welches auf der Erde gestrandet ist und sich als Privatdetektiv neu erfinden möchte. Tatsächlich eröffnet er ein eigenes Büro und nimmt sogleich einen Fall an, der ihn durch das halbe Marvel-Universum treibt.

Genaugenommen wird er mit einer bewaffneten Tante May konfrontiert, die einen Laden ausrauben möchte. Das bringt ihn wiederum auf eine Verschwörung, in die manipulierte Rentner involviert sind. Ja, das ist kein Witz und die folgende Anekdote bringt den Verrücktheits-Grad der Story vermutlich ganz gut auf den Punkt: Eine der Methoden die Howard nutzt um unerkannt die Verdächtigen zu observieren, ist es sich nackt zwischen Erden-Enten im Park zu platzieren und um Brot zu betteln. Nackt. Park. Brot. Genau dieses Level.

Während er irgendwie seinem Job nachgeht, stößt er unvermeidlich mit einem Großteil der A-Promis unter den Superhelden zusammen und bringt ihr Leben ordentlich durcheinander. Für den Leser ist es hingegen ein riesen Spaß zuzusehen, wie die Eigenheiten gewisser Charaktere teils bitterböse durch den Kakao gezogen werden. So versucht „Spidey“ zum Beispiel Howard vor einem Angriff zu retten und denkt daraufhin, dass dieser tot sei. Tja, was als nächstes kommt nennt man wohl Flashback. An seine Unfähigkeit Onkel Ben zu retten erinnert, bricht die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft kurzerhand zusammen und errichtet eine Art Schrein um sein Gewissen zu erleichtern. Außerdem muss sich unsere Lieblings-Ente eine Zelle mit „Rocket Raccoon“ teilen, sich mit Affen streiten und „Dr. Strange“ um Hilfe erpressen.

Ich denke allein diese Aufzählung sollte reichen um ein Bild davon zu vermitteln, was man erwarten kann, wenn man diese durchwegs gelungene Ausgabe aufschlägt. Vor allem handelt es sich nur um die Spitze des Eisbergs an wahnwitzigen Situationen und Gastauftritten ohne, dass es zu einer Übersättigung kommt. Verantwortlich dafür ist der Autor Chip Zdarsky, der zwar mit Independet-Projekten wie „Prison Funnies“ und „Monster Cops“ seinen Einstand feierte, sich aber spätestens seit dem Release der Eisner-Award-prämierten Reihe „Sex Criminals“ (die sogar für das TV adaptiert wurde) in die vorderste Reihe der Kreativen in der Branche katapultiert hat. Die Bandbreite seiner Interessen sieht man auch dem aktuellsten Werk an, das haarscharf an der Grenze zur Anarchie balanciert, aber mit einem roten Faden, begleitet von bösen Witzen und Slapstick-Humor die Richtung hält.

Visualisiert wurde alles von Joe Quinones, der zuvor schon seinen Stift bei „Spider-Man“, „Batman/Superman“, „Batman ’66“, „Fantastic Four“ und vielen anderen geschwungen hat. Sein Stil erlaubt es mühelos den cartoonesken Hauptcharakter zwischen realistisch dargestellten Nebenfiguren zu sehen ohne, dass sich etwas fehl am Platz anfühlt. Die Witze werden gekonnt in Bilder verpackt und entfalten auch gerne mal über mehrere Panels hinweg ihren Reiz.

Zusammengefasst kann ich „Howard the Duck – Ein Erpel für alle Fälle“ wirklich jedem ans Herz legen, der sich auch für Humor in Comics erweichen kann. Vor allem wenn dieser so souverän und alles andere als kindisch umgesetzt wurde. Ich hatte auf jeden Fall meinen Spaß und freue mich schon auf weitere Auftritte der Ente zwischen all den Cape-Trägern!

Hier geht es zur Leseprobe!

BIZARRO

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Vor einigen Jahren krempelte DC sein eigenes Universum kräftig um, indem alle laufenden Serien unter dem gemeinsamen Titel „New 52“ (entsprechend der Anzahl der Reihen) wortwörtlich auf 0 gesetzt wurden.

Mit wenigenAusnahmen, wurden alle Vorgeschichten, Entstehungsmythen und Beziehungen für nichtig erklärt und damit ein Neustart ermöglicht, den es in der langen Geschichte des Verlags bis dato nicht gab. Damit sollten vorrangig neue Fans rekrutiert und alte mit frischen Ideen getriggert werden. Selbstverständlich gab es auch einen Aufstand der Puristen, dem jedoch ein klarer Erfolg der Strategie entgegenstand.

So konnte man als alter Hase immer noch überrascht werden, während Neulinge plötzlich die Chance bekamen endlich in den boomenden Markt (vor allem aufgrund der zahlreichen Verfilmungen) einzusteigen. Wie gesagt fing alles schon vor gut 4 Jahren an und wie es eben in der Natur der Sache liegt, erweiterte sich das neue Universum wieder fast ins unendliche, die Erzählstränge wurden komplexer und die Qualität schwankte deutlich zwischen brillant und unerträglich.

Dementsprechend war es nur eine Frage der Zeit bis der nächste (sanfte) Relaunch kommt, um die nächste Generation an Lesern an sich zu binden und mit neuen Reihen das Interesse der Veteranen (wieder mal) hoch zu halten. Nun ist es endlich soweit und „DC YOU“ geht auch hierzulande an den Start. Dabei werden, wie eben angedeutet, nicht alle bisher publizierten Geschehnisse für ungültig erklärt, sondern zum einen die Kontinuität der Reihen aufgelockert und zum anderen ein für bestimmte Serien gültiger humoristischer Ansatz präsentiert.

Zum Beispiel agiert im ersten Fall Jim Gordon als Rächer der Nacht in der regulären „Batman“-Reihe, während der altbekannte Bruce Wayne bei der „JLA“ immer noch seinen Umhang trägt. Bei der zweiten Option sehen wir eine „hippe“ Version von „Bat-Girl“
oder die „Gotham Academy“, die beide eine jüngere und teils weiblichere Zielgruppe ansprechen sollen.

In diese Kerbe schlagen auch einige selbstreferenzielle Titel wie „Bizarro„, den ich euch heute stellvertretend für die gesamte Neu-Ausrichtung präsentieren möchte.
Leser der regulären Serien kennen die Figur als furchteinflößende, von Lex Luthor geschaffene Version des Mannes aus Stahl oder aus der „Superman Adventures“-TV Show aus den 90ern. In der vorliegenden Fassung sehen wir ein naives bis dämliches Alien,
welches es sich seit seiner Ankunft auf der Erde zur Aufgabe gemacht hat, ein eigener „Superman“ zu werden. Dafür ist es zwar mit entsprechend übermenschlicher Stärke, Gefrier-Blick und Laser-Atem ausgestattet, geht mit diesen aber um wie ein Kind,
dass gerade zu laufen beginnt. Darum folgen „Bizarro“ Zerstörung und Chaos auf Schritt und Tritt. Deshalb ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Metropolis vom selbsternannten Helden mehr als genervt und für jede Idee dankbar ist das gutherzige Ungetüm so weit wie möglich fort zu schaffen.

Diese Aufgabe fällt Clark Kents/“Supermans“ Sidekick Jimmy Olsen zu, der das graue Monster nach Kanada (oder auch „Bizarro-Amerika“) verfrachten soll. Daraus ergibt sich ein wahnwitziger Road-Movie bzw. eine Buddy-Komödie, die es in der Form bei DC schon seit Ewigkeiten nicht gab. Dabei erleben wir die beiden Hauptfiguren beim Kampf gegen einen besessenen Gebrauchtwagen-Verkäufer, des Weiteren in einer Geisterstadt im Wilden Westen und einen wahrlich „bizarren“ Körpertausch. Und ja, es ist genauso verrückt wie es sich anhört.

Noch verwirrender aber umso witziger werden diese ganzen Situationen, wenn man sich vor Augen führt, dass „Bizarro“ durchgehend das Gegenteil von dem meint was er sagt und dabei nicht gerade die feinste Grammatik an den Tag legt. Durch diese Mixtur schafft Heath Corson als Autor mit einen Spagat zwischen Vorschlaghammer und dezenten Anspielungen, durchgehend die Lachmuskeln zu bearbeiten. Zusätzlich verknüpft er immer wieder Elemente aus der realen Welt, um das Geschehen trotz absurder Bedingungen dennoch greifbar zu machen. Kleine Gags wie der manchmal eingespielte Liebelingssong von „Bizarro“ („Wrecking Ball“ von Miley Cyrus, was denn sonst!?) stehen repräsentativ für einen Humor, den ich persönlich bis dato nur von Marvel kannte. Hier sieht man jedoch, dass auch in der tendentiell dunkleren Welt von DC Platz für Spaß vorhanden ist und dieser auch passend in Texten und Bildern umgesetzt werden kann.

Apropos Bilder. Gustavo Duarte macht einen ganz wunderbaren Job, indem seine cartoonhaften Panels einen nicht ganz unwesentlichen Beitrag zur Slapstick-Stimmung leisten. Ob nun Mimik oder Bewegung – beides passt wie die Faust aufs Auge und lässt einen Schnitzer höchstens mit der Lupe suchen. Als kleines Extra hat der gute Mann für einzelne Panels Gastzeichner mit an Bord geholt, die den meisten Kennern ein Begriff sein sollten. So finden wir Darwyn Cooke („Before Watchmen: Minutemen“), Tim Sale („Batman: Das lange Halloween“), Francis Manapul („The Flash“) und einige mehr. Da der Stil-Bruch sich zum einen nur auf einzelne Charaktere bezieht und die generelle Stimmung von vornherein sympathisch wirr ist, fallen die kleinen Gastauftritte in keinster Weise negativ ins Gewicht.

Als Fazit kann ich ziehen, dass der humoristische Einstand von „DC YOU“ zumindest in Bezug auf „Bizarro“ mehr als gelungen ist. Man wird durchgehend gut unterhalten und hat im Gegensatz zu den US-Amerikanischen Lesern sofort den Luxus, die Geschichte in einem Zug lesen zu können, da mit dieser Ausgabe die gesamte Miniserie von 6 Heften vorliegt. Da ich persönlich in Bezug auf Humor in Comics relativ schwer zu überzeugen bin, kann ich nach der persönlich positiven Erfahrung jedem einen Blick in den Band empfehlen. Nun bin ich auf „Bat-Mite“ im nächsten Monat gespannt und hoffe euch auch davon berichten zu können!

Eine Leseprobe zu „Bizarro“ findet ihr hier.

Wer gleich zuschlagen möchte, kann sich hier die Ausgabe besorgen.

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Auf 444 Stück limitierte Variant-Ausgabe für die Leipziger Buchmesse

MADs Meisterwerke: Superhelden – Band 1 (1954-2004)

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Die Besprechung des vorliegenden Titels ist gleich in mehrfacher Hinsicht besonders. Zum einen muss man wissen, dass ich als Teil des Comicstadt München e.V. an der Organisation des Comicfestivals München beteiligt bin, welches Ende Mai 2017 erneut seine Pforten öffnen wird. In diesem Zusammenhang gibt es so gut wie immer ein Jubiläum oder ein Thema, welches sich besonderer Aufmerksamkeit erfreut. So ist auch diesmal: MAD feiert seinen 50. Geburtstag in Deutschland und wir werden uns bemühen eine attraktive Ausstellung präsentieren zu können, die alle wichtigen Evolutionsstufen des Kult-Magazins beleuchtet.

Dieses wagt mit „MADs Meisterwerke: Superhelden – Band 1 (1954-2004)“ eine eigene Rückschau mit einem spezifischen Thema, welches schon im Titel deutlich wird. Die Helden in Strumpfhosen sind nämlich nicht erst seit Anfang der 00er-Jahre populär, sondern erfreuen schon seit Mitte des 20. Jahrhunderts Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Aufgrund der schon immer vorhandenen Fanschar, ist es natürlich nicht weiter verwunderlich wenn ein Satire-Magazin das Thema und die dazugehörigen Protagonisten auf die Hörner nimmt.

Die dabei in Form von Realverfilmungen wirklich existierenden Menschen wurden in diesem Zuge auch nicht verschont und ordentlich durch den Kakao gezogen. Diese fanden es offensichtlich ebenfalls amüsant. Zumindest lässt das Vorwort durch niemand geringeren als den ’66er-Batman Adam West höchstpersönlich darauf schließen. Mit lobenden Worten äußert er sich zur Parodie der Serie und leitet launisch direkt in das Geschehen ein, welches in chronologischer Reihenfolge durch die MAD-Historie führt.

Die deutschen Fans können sich sogar besonders glücklich schätzen, da dem US-Original die lokalen Satire-Stücke beigefügt wurden und zusammen ein attraktives Hardcover ergeben, auf welches die Amerikaner leider verzichten mussten.

Los geht es mit einer Geschichte aus der vierten Ausgabe der Reihe in Form von „Superduperman“, der den Mann aus Stahl nach allen Regeln der Kunst in seiner Perfektion auseinandernimmt. Es folgen kurze Comicstrips, Ausflüge nach Gotham zu „Blöd-Man“ oder manchmal auch „Brettpfann“ genannt, Abstecher in Comic-Universen, die auch die hinteren Reihen der übernatürlich ausgestatteten Recken beleuchten und in bekannte Film-Streifen, die eine ganz eigene „MAD„-Note abbekommen. Durch die durchgehend hohe Diversität spürt man zum einen, dass Comics auch vor 60 Jahren gelesen und unabhängig von Verfilmungen konsumiert wurden. Zum anderen merkt man das Inserderwissen der Macher auf jeder Seite und versteht, dass da Fanboys gearbeitet haben, die wussten wie man die jeweiligen Figuren und ihre Geschichten anzugehen hat.

Ein weiterer Punkt, der das Buch so besonders für mich macht, ist die Möglichkeit in Jugenderinnerungen zu schwelgen. Ich weiß noch ganz genau, als der erste Spider-Man-Film mit Tobey McGuire erschien, die X-Men die große Leinwand enterten und die ersten Staffeln von Smallville über den Bildschirm flimmerten. Zeitgleich war ich ein regelmäßiger Leser des Mad-Magazins und habe natürlich auch die Parodien der eben genannten Streifen geradezu verschlungen. Dabei begegnet man auf so mancher Seite alten Bekannten, die man fast schon vergessen hatte. Wer kann sich noch an Erkan & Stefan oder den Quatsch Comedy Club erinnern? Diese und viele weitere Phänomene der deutschen Medienlandschaft wurden gut und gerne mit den Geschichten verwoben und gaben diese der Lächerlichkeit preis, ohne zu sehr in fast schon bösartige Gefilde vorzustoßen.

Der einzige Kritikpunkt den ich hier anzuführen habe, ist die an wenigen Punkten im Buch zu findende nicht ganz gelungene Übertragung vom Englischen ins Deutsche. So findet man unter anderem einen Comicstrip, in dem Superman sich in eine Schlange bei einer Behörde für „Aliens“ (Englisch für Ausländer) stellt. Leider funktioniert der Witz im deutschen nicht, egal wie man ihn dreht und wendet. Natürlich ist es nachvollziehbar, dem Wunsch nachgehen zu wollen, wirklich alles abzubilden, was jemals veröffentlicht wurde. Die Frage ist, ob es auch auf Kosten sinnfreier Darstellungen gehen muss. Im Großen und Ganzen fällt es aber in der Masse an Geschichten nicht wirklich stark auf und sollte das Lesevergnügen nicht negativ beeinflussen.

Als kleines aber feines Extra findet man am Ende sogar Superhelden-Entwürfe von „echten“ Genre-Zeichnern von Rang und Namen, die in ihrem unverkennbaren Stil Figuren wie „Der Zecher“ (Frank Miller), „Der unglaubliche Urheberrechtsverletzer“(Jim Lee) oder „Der Entomologe“ (Dave Gibbons) zum besten geben und damit zeigen, dass auch sie den Spaß verstehen, den die MAD-Redakteure seit Jahrzehnten mit ihren Werken treiben.

Der Band macht als Gesamtwerk unglaublich viel Spaß und macht Lust auf den abschließenden zweiten Teil, der aufgrund des anhaltenden Superhelden-Hypes mindestens genauso dick ausfallen sollte wie der erste!

Batman Sonderband 47 – Convergence

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Das große DC-Event „Convergence“, über das ich schon mehrfach berichtet habe, erstreckt sich bekannterweise über die gesamte Historie des Verlags und spart natürlich nicht die größten Aushängeschilder des Unternehmens aus.

Insbesondere Batman hat eine Vielzahl von Auftritten in mehreren Ausführungen. Ob nun als viktorianischer Tüftler, Vampir oder futuristisch ausgestattet – die Fledermaus ist überall. Bei der Masse an „Elseworld“-Geschichten liegt es natürlich nahe auch das auf einzelne Superhelden zugeschnittene Sonderband-Format zu nutzen, um wirklich allen Versionen des dunklen Ritters eine Bühne zu bieten. In Ausgabe 47 gehen wir dabei auf eine nostalgische Rückschau, die einen Blick auf eines der wichtigsten Kapitel rund um die Figur bietet und begleiten seine Mitstreiter aus Paralleluniversen, die gegen ebenfalls alternative Formen anderer Promis in Strumpfhosen antreten.

Im Detail sehen wir in der ersten Erzählung „Die dunkle Seite der Straße“ eine Verbrüderung zwischen Batman und seinem Nachfolger Azrael, der während des Mega-Events „Knightfall“ (die Story, in der Bane Batmans Rückgrat bricht) mit eiserner Hand und brutalsten Methoden Gotham sicherer machen möchte. Nun müssen sie, eingesperrt unter der Kuppel, gemeinsam vorgehen um Metropolis (jap, nicht Gotham) zu beschützen. Dabei kommen wieder die gänzlich unterschiedlichen Ansätze der Verbrechensbekämpfung zur Geltung und lassen den alten Konflikt, der im Original schon gut über 20 Jahre her ist, wieder aufleben. Hier kann man die Nostalgie geradezu riechen. Zeitgleich spannend erzählt und visuell sehr ansprechend gestaltet, ist der Entertainment-Faktor gleich am Anfang hoch angesetzt.

Dem folgt das Aufeinandertreffen zwischen zwei meiner Lieblingswelten. Auf der einen Seite haben wir Robin und Huntress, die das dynamische Duo der alten „Erde-2“ bilden und „Genosse Superman“ in der anderen Ecke des Ringes. Der Mann aus Stahl ist in dieser Version nicht im ländlichen Amerika gelandet, sondern mitten in der Sowjetunion. Eine gewagte aber wunderbar umgesetzte Fassung der im Grunde sehr amerikanischen Story. Auch Batman darf bei diesem Clash der Titanen nicht fehlen. Da Supes seine Kräfte dank der Kuppel verloren hat, lässt er seinen Mythos durch sowjetische Propaganda aufrechterhalten. Dementsprechend gestaltet sich der Kampf bei weitem nicht so unfair wie er zunächst anmutet. Wenn man seinen Blick dabei von den von Denys Cowan mit rauem aber passenden Strich befüllten Seiten losreißen kann, merkt man bei der Aufzählung der Macher sofort, warum die Story so gut funktioniert. Wieder einmal wurde der legendäre Len Wein herangezogen um seiner Fantasie freien Lauf zu lassen und dabei ein so überzeugendes Ergebnis abzuliefern, wie wir es bei diesem Mann fast schon erwarten.

Die vorletzte Geschichte ist gleichzeitig die ungewöhnlichste des ganzen Bandes. Batman und die Outsiders (eine Art Ersatz für die JLA, angeführt vom dunklen Ritter, inklusive der ersten schwarzen Hauptfigur bei DC in Person von Black Lightning) müssen sich in „Der neue Alltag“ gegen OMAC behaupten. Dieser Charakter war nichts Geringeres als Jack Kirbys letztes Projekt für DC Comics und damit wieder ein Leckerbissen für Hobby-Historiker in Bezug auf das neueste Event. Das besondere an der Story ist, dass zunächst auf den Umgang der einzelnen Figuren mit der neuen Situation eingegangen wird. Für einige kann der Verzicht auf Superkräfte nämlich ein wirklicher Segen sein. Das erste Mal nach unendlich langer Zeit jemanden berühren zu können, sich als ein Teil der Gesellschaft zu betrachten. Teilweise gern betretenes Neuland, bis sich die Kuppel wie so oft auflöst und dadurch den Kampf der Welten auf ein Neues einläutet. Dieser wird durch Carlos D’Anda ansehnlich in Szene gesetzt, verleiht jedem Panel etwas fast schon explosives und gleichzeitig einen frischen Touch, wenn man bedenkt, dass unsere Helden noch in den Outfits der 70er Jahre stecken.

Die abschließende Handlung bildet „Ein Liebeslied für Stephanie Brown“. Diese Stephanie ist ein Batgirl, welches kurz nach dem verheerenden Erdbeben in Gotham auftauchte und genauso schnell wieder verschwand. Zusätzlich finden wir eine weitere weibliche Fledermaus in Form von Cassandra Cain und einen Red Robin, der das Gespann zu einem Trio aufstockt. Die eigentliche Hauptfigur bleibt jedoch die Dame aus dem Titel und führt uns durch die Geschichte aus der Ich-Perspektive. Leider ist die Story hierbei nur bedingt unterhaltsam bzw. gelungen. Da ist als Abschluss für einen im Grunde sehr gelungenen Sonderband doch sehr schade. Offensichtlich auf lustig getrimmte Szenen regen nur bedingt zum lachen an, visuell wird zwar eine annehmbare Arbeit geleistet, sackt aber im direkten Vergleich deutlich ab.

Im Großen und Ganzen bleibt es aber der einzige Wermutstropfen, der das Lesevergnügen bei weitem nicht in dem Maße trübt, dass man von einem Kauf abraten müsste. Nach dem teils durchwachsenen, teils aber auch großartigen Megaband, kann ich heute den Batman-Sonderband zu „Convergence“ uneingeschränkt empfehlen!

Superbowl Trailer

Traditionell werden zum Superbowl die neuesten Trailer der kommenden Blockbuster präsentiert, da es vermutlich kaum eine Veranstaltung gibt, die weltweit mehr Leute vor den Bildschirm bringt.

Diesmal gibt es (bezüglich Comicverfilmungen) frisches Material von „Batman v Superman“, „Captain America: Civil War“ und „X-Men: Apocalypse!

https://www.youtube.com/watch?v=qpk8eSpRBnY

 

https://www.youtube.com/watch?v=TReIozZ1b10

 

 

apRon – Der Punch beginnt

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Mit dieser Rezension ist eine kleine persönliche Geschichte verbunden.

Vor einigen Jahren entdeckte ich die Münchner Underground-Band „apRon„, die einen Sound zwischen Nu-Metal/Crossover, Hardcore und Rock fabrizierte und damit exakt meinen Geschmack traf. Als ich neben ihrer großartigen Musik auch noch ihre Bühnenoutfits in Form von sich teils von Gig zu Gig wandelnder Schminke, und viel Konfetti entdeckte, war ich hin und weg.

Natürlich musste ich mir dieses Gebräu erstmal live ansehen und wurde
wie zu erwarten von ihrer unbändigen Energie umgeblasen, die sich aus der ständigen Bewegung und ihrem fast schon choreographiert wirkenden Zusammenspiel speiste. Theater in seiner schönsten Form!

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Nur kurze Zeit später wurde ich mit meiner damaligen Band gefragt, ob wir Lust hätten an einem fast schon irren Weltrekordversuch teilzunehmen und sagten selbstverständlich zu. Damit wurden wir Teil eines 67-stündigen und damit längsten Konzerts der Welt. Weiter ging es im Vorprogramm der Band in Passau und nach der Auflösung unserer Kapelle als Zuschauer auf fast allen Konzerten in München. Da der Kontakt auch auf privater Ebene sporadisch erhalten blieb, wurde ich als Fan und Kenner der Musik dazu eingeladen am Video „IDGAF“ als Darsteller mitzuwirken und machte selbstverständlich mit, indem ich einen Clown mit „Gilf“-Fetisch mimte.

Es ist nicht schwer zu erkennen, dass sich hier viele meiner Leidenschaften  in Form einer Band und ihrer Aktionen manifestierten. Als dann noch eines Tages die Ankündigung kam, dass zu einem kommenden Konzept-Album ein passender Comic erscheinen würde um die Story des „Mr. Punch“ durch verschiedene Medien erzählen zu können, schloss ich mich mit vielen anderen der parallel gestarteten Kickstarter-Kampagne an, die das ambitionierte Werk finanzieren sollte. Als kleine Belohnung in meinem Package, wurde ich als Figur sowohl in das Heft als auch Booklet integriert.

Die Lieder auf „Der Punch“ (apRons erstes deutschsprachiges Werk) drehen sich um den Spießbürger Kleinmann, der die fiese Handpuppe Mr. Punch findet, die von seinem Puppenspieler sofort Besitz ergreift und ihn auf eine Jahrmakttour nimmt, die wohl keiner so schnell vergessen wird…
Die Songs wirken dabei dem Ambiente der Erzählung und des Cover-Artworks (von Streetartist Michael „Fester“ Heinz-Fischer) entsprechend wie Zirkusmusik aus einem Horrorfilm und schwanken dabei von dicken Brettern bis zur melancholischer Ballade. Die einzelnen Tracks werden dabei durch einen Erzähler miteinander verbunden. Niemand geringeres als Stefan Linder, seines Zeichens Sänger der Band Schandmaul führt hierbei von Stück zu Stück.

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Die Visualisierung in Form des gleichnamigen Comic-Bandes folgt dabei parallel dem Geschehen und wurde vom Künstler Andi Papelitzky in Szene gesetzt, die wie das Leben Kleinmanns in Grautönen dargestellt wird. Die Figuren und die dazu passende Umgebung wirken der Erzählung (von apRon-Drummer Andreas „Medusa“ Kuhn getextet) entsprechend recht bizarr und werden nur durch vereinzelte Farbtupfer in Form des „Mr. Punch“ und bestimmter Körperflüssigkeiten aufgebrochen. Wie aber die Puppe dorthin gelangt ist, wo sie gefunden wurde und ob es eine Vorgeschichte zum bösartigen Innenlebens des Punch gibt, wurde nie geklärt.

Um diese Rätsel zu lösen hat das bestehende Kreativteam sich eines Prequels angenommen, welches vor kurzem als „Der Punch beginnt“ beim nun jährlichen „Punchfest“ (Konzert mit lokalen Bands im Münchner Backstage) Premiere feiern durfte. Während visuell fast alles beim gleichen bleibt (Papilitzkys Strich erscheint nur etwas weniger rau), begleiten wir zwei tragische Figuren in Person eines Professoren (Kleinmann ) der Literaturwissenschaften (Der Punch stammt ursprünglich aus einer britischen Erzählung) und einer Studentin, deren Wege sich einem Kreislauf gleich, am Anfang und am Ende der Geschichte kreuzen und dabei einen Übergang zum ursprünglichen Strang der Geschichte markieren. Garniert werden die Panels dabei mit allerlei Anspielungen auf die Münchner Alternativ-Szene und deren Protagonisten, wobei es einem „Außenstehenden“ nicht negativ auffallen sollte.

Alles in allem bleibt auch diese Ausgabe dem Underground treu und genießt dadurch sowohl auf Seiten der Story als auch auf künstlerischer Ebene Freiheiten, die im Mainstream unmöglich erscheinen. Trotzdem wirkt das Ergebnis sowohl von der Aufmachung als auch vom Inhalt her professionell genug, um auch die „Laufkundschaft“ in Comic-Läden anzusprechen. Der Stil erinnert mehr an einen Burton als an die Comix-Verfechter, die mehr durch Provokation als sicheren Umgang mit ihrem Werkzeug glänzten. Dementsprechend lege ich euch ans Herz das gesamte „apRon“-Package in Form der CD, des ursprünglichen Comics und des Prequels zuzulegen. Neben dem Genuss fürs Auge und Ohr, unterstützt ihr hierbei nämlich den Underground gleich zweier Szenen, die beweisen, dass dickes Budget und große Plattenfirma/Verlag noch lange nicht der einzige Garant für Qualität sind.

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Das Album findet ihr hier. Hier wäre der passende Comic und dort das Prequel.

Happy Birthday, Stan Lee!

Der Miterfinder einer Vielzahl an Aushängeschildern des Marvel-Verlags wird heute 93(!) Jahre alt! Herzlichen Glückwunsch, Stan!

Falls alles gut läuft, dürfen ihm die Fans in Deutschland schon im Mai kommenden Jahres persönlich gratulieren! Denn sollte der gute Mann nicht spontan beschließen abzusagen, dürfen wir ihn am 06.05.2016 im Münchner Comic Store „Buzzonaut“ begrüßen! Ich persönliche drücke natürlich alle Daumen und Zehen, damit es wirklich klappt und ein Traum wahr wird: Stan „The Man“ Lee persönlich treffen!

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