[Rezension] Marvel Comics Library. X-Men. Vol. 1. 1963–1966 (TASCHEN)

Viele Teenager, insbesondere diejenigen, die sich Produkten wie Comics oder Fantasy-Romanen widmen, neigen dazu in fremde Welten abzutauchen, da sie sich als Außenseiter verstehen. In diesem Sinne eine Gruppe an Menschen, die sich von der Mehrheitsgesellschaft missverstanden fühlt und sich daher beweisen muss. Die kreativen Köpfe bei MARVEL, allen voran Stan Lee, haben das schon früh verstanden und versucht ihren Leserinnen und Lesern Vorbilder und Helden an die Hand zu geben, mit denen sie sich identifizieren können. Darunter bis heute legendäre Charaktere wie Spider-Man, die Avengers oder die Fantastic Four. So unterschiedlich wie sie alle anmuten, haben sie doch eine Sache gemeinsam: Mit wenigen Ausnahmen erhielten sie ihre übermenschlichen Kräfte durch Experimente oder Unfälle und damit erst im Laufe ihres Lebens. Dadurch konnten Fans sich zwar dem heimlichen Wunschtraum hingeben eines Tages an ihrer Seite kämpfen zu können (wer weiß, wann man mal einer radioaktiven Spinne begegnet?) aber die einschneidenden Veränderungen in Körper und Geist eines Teenagers konnten nie abgebildet werden.

Genau hier setzte Stan Lee an, als er von MARVEL-Verleger Martin Goodman den Auftrag bekam eine weitere Comic-Reihe zu entwickeln. Aus der Not heraus, dass es sich als schwierig gestaltet einem ganzen Team Ursprungsgeschichten zu verpassen, beschloss er, dass seine neuen Figuren schon mit ihren Fähigkeiten, die sich erst mit dem Einsetzen der Pubertät zeigen, geboren werden sollten und damit als Mutanten galten. Eine bessere Metapher für den Übergang von Kindes- zu Erwachsenenalter hat es in der Comicwelt zuvor noch nicht gegeben. Damit waren die X-Men geboren (Menschen mit „x-tra“ Kräften). Zusätzlich wurde in den hitzigen 60ern sogar eine politische Dimension eingebracht. Eine Gruppe an Menschen, die aufgrund ihrer von Natur aus gegebenen Erscheinung gefürchtet, missverstanden und verfolgt wurde, hat bei nicht wenigen auch Assoziationen mit der Realität ausgelöst (Stichwort „Bürgerrechtsbewegung“). Trotz dieses vielversprechenden Ansatzes konnte die Reihe jedoch nicht an die hohen Auflagen der schon erwähnten Titel anknüpfen und spiegelte damit den „Underdog“-Status der Figuren wieder. Eventuell war die Welt noch nicht bereit für uniform auftretende Teams? Vielleicht galten die dargestellten Kräfte nicht als cool? Man wird es wohl nie erfahren. Trotzdem wurde hier die Basis für etwas gelegt, was sich als eine über Dekaden laufende Erfolgsgeschichte entpuppen sollte. Vor allem ab den 70er Jahren stoßen plötzlich Figuren wie Wolverine oder Storm hinzu, definieren das Bild der X-Men und steigern damit die Popularität, die bis heute anhält.

Doch ohne die Ursprünge, lassen sich spätere Erfolge trotzdem nicht erklären. Genau hier setzen TASCHEN erneut mit ihrer beliebten Marvel Comics Library-Reihe ein und liefern mit X-Men. Vol. 1. 1963–1966 den Lesern endlich ein weiteres Must-Have für Sammler, Comic-Historiker und offene Kunstinteressierte. Man darf sich wie schon bei den drei Vorgänger-Bänden auf die ersten 21 Hefte freuen, die in diesem Fall zwischen 1963 und 1966 veröffentlicht wurden. Erneut in enger Zusammenarbeit mit CGC entstanden, wurden für die XXL-Reproduktionen ausschließlich makellose Originalausgaben herangezogen, Seite für Seite fotografiert und mit moderner Retusche-Technik zum bestmöglichen Produkt verwandelt. Um den Retro-Charme zu steigern, wurde für die Comic-Seiten ein eigens dafür entwickeltes ungestrichenes Papier verwendet, welches die Haptik der Hefte aus den 60er Jahren simulieren soll. Ein wahres Fest für Enthusiasten, die dem Original nahe kommen wollen.

Inhaltlich lernt man die erste Generation an Helden und Schurken kennen, von denen einige uns bis heute erhalten geblieben sind. Cyclops, Beast, Professor Xavier, Magneto, Quicksilver, Scarlet Witch, Juggernaut und viele mehr werden von Stan Lee eingeführt und vom legendären Jack Kirby visuell einzigartig in Szene gesetzt. Den Kern bildet dabei auf lange Sicht die Konfrontation zwischen den X-Men und der Bruderschaft böser Mutanten, die jeweils eine eigene Vorstellung davon haben, wie die Stellung der Mutanten innerhalb der Gesellschaft aussehen soll.

Auch auf der Meta-Ebene tut sich in den den drei präsentierten Jahren einiges. Ab einem bestimmten Zeitpunkt überlassen nämlich Lee und Kirby den Platz zwei weiteren (zukünftigen) Giganten der Comic-Branche. Niemand Geringeres als der Zeichner Werner Roth und Autor Roy Thomas übernahmen den Titel und begannen damit eine langjährige gemeinsame Arbeit, die ihre Karrieren beschleunigen und ihren Status zementieren sollte.

Doch auch heute angefertigte Texte und kontextualisierte Originalzeichnungen, Fotos und Erinnerungsstücke finden Eingang in Marvel Comics Library. X-Men. Vol. 1. 1963–1966. In einem Vorwort nimmt Chris Claremont (16 Jahre lang Autor für X-Men) den Leser an die Hand und übergibt ihn an seinen Kollegen Fabian Nicieza, der in einem ausführlichen Essay die Entwicklung der Reihe über die ersten Jahre ihrer Entstehung nachzeichnet. Dadurch wird das Lesen nicht einfach zu einer simplen „Zeitreise“ für Nostalgiker, sondern ein Ritt durch Popkultur, Geschichte und Politik und damit genau das was erfolgreiche Comics ausmacht. Sie sind Unterhaltung und zeitgleich das Produkt eines Zeitgeistes. Genau dieser Punkt wird durch diese qualitativ in nichts nachstehenden Publikation mehr als deutlich unterstrichen. In diesem Sinne handelt es sich bei dem Band nicht einfach um eine Neuauflage für diejenigen, die eine hübsche Kopie im Schrank stehen haben wollen, sondern um ein Stück Zeitgeschichte, welches das Herz von Fans und alle jenen die es noch werden wollen höher schlagen lässt. All jene, für die Geld zumindest in solchen Fällen eine untergeordnete Rolle spielt, können außerdem zu einer auf 1.000 Stück limitierten Version greifen, die in Kunstleder gebunden und eingefasstem ChromaLuxe-Aluminiumprint im Schuber geliefert wird. Alle anderen können mit etwas Glück auch ein Exemplar der ersten Auflage (Famous First Edition) ergattern. Diese ist nummeriert und macht sich nicht minder hübsch in einer gut sortierten Sammlung.

Marvel Comics Library. X-Men. Vol. 1. 1963–1966
Verlag: TASCHEN
Sprache: Englisch
Format: Hardcover, 28 x 39.5 cm, 4.67 kg
Seitenzahl: 666
Preis: 150 EUR

[Rezension] The Fantastic Worlds of Frank Frazetta (TASCHEN)

Als jemand, der Popkultur in all ihren Facetten und Entwicklungen verfolgt und auch die damit zusammenhängende Historie einbezieht, war ich fast erstaunt zu erfahren, dass es bis dato keine vollumfassende Monografie zu Frank Frazetta gab, die diese Bezeichnung auch verdient. Selbstverständlich wurden Bände über ihn und sein Werk publiziert, ihm ganze Kapitel zu Kunst-Strömungen im 20. Jahrhundert gewidmet, aber eine Rückschau, die der 2010 verstorbenen Legende gerecht wird, gibt es erst seit kurzem bei TASCHEN. Überraschenderweise der selbe Verlag, der schon 1999 ein Buch mit 164 Seiten zu dem Mann herausbrachte, welches aber im direkten Vergleich zum neuesten Titel aus dem Hause, so gut wie verblasst.

Um auch all jene ins Boot zu holen, die mit dem Namen nichts anfangen können, sei gesagt, dass auch sie definitiv Bilder des in Brooklyn geborenen Künstlers kennen. Vor allem die kraftvollen Ölgemälde von Tarzan, Conan, Vampirella und dem legendäreren Death Dealer. Die Interpretation von Conan definiert sogar bis heute den Look & Feel von Filmen, Comics und anderweitigen Formen der Verwertung. Doch auf den 468 Seiten des knapp 5 kg schweren Buchs findet man nicht nur Ikonen, sondern unzählige weitere Arbeiten aus der gesamten Karriere des Amerikaners. Angefangen mit den ersten Gehversuchen im Bereich der grafischen Literatur als Teenager, über Arbeiten für legendäre Publikationen wie EC-Comics bis hin zu legendären Plakat- (z.B. Was gibt’s Neues Pussy?, Der Mann der niemals aufgibt oder From Dusk Till Dawn) und LP-Cover-Motiven (z.B. Molly Hatchet, Wolfmother oder Nazareth) ist die unfassbar lange Karriere von Frank Frazetta in tiefstem Detail illustriert und ausgeleuchtet. Hinzu kommen informative Texte des Experten Dan Nadel und des Künstlers Zak Smith, die vier zunächst chronologisch und später thematisch geordnete Kapitel einleiten. Dementsprechend findet man mit The Fantastic Worlds of Frank Frazetta nicht nur ein visuell opulentes Werk vor, sondern einen Fundus an Informationen, der nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch auch das schwer zusammenzuführende Oeuvre perfekt einzuordnen weiß.

Sollte einem der Zeichner und Maler auch mit diesen Informationen nichts sagen, kann es sein, dass die Rezeption seiner Bilder insbesondere für jüngere Generationen teils schwer zu verdauen ist. Oder wie der Mann es selber formulierte: „Ich bin sehr körperfixiert. In Brooklyn kannte ich Conan, ich kannte Typen, die exakt so drauf waren wie er“. Das heißt im Klartext, dass man hier zunächst einmal auf massive, bedrohliche und Testosteron-gesteuerte Fantasy-Helden trifft, die man heutzutage wohl in ihrem Auftreten als toxisch bezeichnen würde. Auch im Hinblick auf die Darstellung von Frauen wurden hypersexualisierte Körper mit feinen Gesichtszügen, muskulösen Oberschenkeln, gebärfreudigen Hüften, hervortretenden Brüsten und Hintern auf Papier und Leinwand gebracht. Bedenkt man jedoch die Sozialisation und die Zeit in dem Frazetta aufwuchs, relativiert sich die Empörung. Er wurde 1928 als Sohn einer sizilianischen Familie in Brooklyn geboren. Er war Profi-Baseballer in der amerikanischen Liga, Kleinkrimineller und notorischer Verführer mit dem Aussehen eines Filmstars und außergewöhnlichen Begabungen. Seine Umgebung ließ keine andere Sichtweise als „nur der Stärkste überlebt“ zu. Damit einher gingen selbstverständlich Darstellungen von Körpern, die einem geradezu animalischen Idealbild entsprachen. Es sollte jedem ernsthaft an Kunst interessiertem Leser aber fern liegen, aus der Gegenwart heraus Werke der Vergangenheit losgelöst zu kritisieren. Trotzdem soll an dieser Stelle auf die teils delikate Visualisierung von Frank Frazettas Fantasie aufmerksam gemacht werden, die in jeder Hinsicht wegweisend ist, für zeitgenössische Augen aber gewöhnungsbedürftig sein kann.

Alles in allem, handelt es sich bei The Fantastic Worlds of Frank Frazetta (in Zusammenarbeit mit der Frazetta-Familie und den wichtigsten Sammlern erstellt) in meinen Augen um eine Pflichtanschaffung für all jene, die verstehen wollen, wie Popkultur verwoben ist, wie Impulse zur richtigen Zeit am richtigen Ort gesetzt und sich die Reputation von KünstlerInnen in diesem Kontext verändern kann. So hat Frazetta einst billige Pulp-Romane mit Covern bestückt, während 2019 sein Gemälde Egyptian Queen für unfassbare 5,4 Millionen Dollar an den Höchstbietenden einer Auktion in Chicago ging. Dieser Sprung innerhalb von einem halben Jahrhundert sollte schon Grund genug für einen Blick in das Schaffen des Malers sein. Sollte man zeitnah seine Bestellung auf der Website von TASCHEN tätigen, hat man zudem das Glück eines der nummerierten 6.000 Exemplare der sogenannten Famous First Edition sein Eigen nennen zu dürfen.

The Fantastic Worlds of Frank Frazetta
Verlag: TASCHEN 
Sprache: Englisch, Deutsch, Französisch
Herausgeberin: Dian Hanson
Autoren: Dan Nadel, Zak Smith
Format: Hardcover, Leineneinband mit Schutzumschlag, 29 x 39.5 cm, 4.87 kg
Seitenzahl: 468 
Preis: 150 EUR

[Rezension] Marvel Comics Library. Avengers. Vol. 1. 1963-1965 (TASCHEN)

Jeder Marvel-Fan weiß um die Ursprünge des „zweiten Frühlings“ des Verlags, der mit den Fantastic Four im Jahr 1961 begann und in den Folgejahren mit weiteren Ikonen wie Spider-Man, Ant-Man, Doctor Strange oder Iron Man weiter aufblühte. Zwar waren einige Serien, wie es damals nicht unüblich war, ein Flop, aber das hinderte Künstler und Autoren nicht mit pfiffigen Ideen auch ehemalige Rohrkrepierer in ein neues Rampenlicht zu rücken. Erstaunlicherweise gehörten dazu auch Titel wie der Hulk. Mit diesem Portfolio an fantastischen, schrägen, mutierten aber übergreifend mutigen Helden konnte man nun ab einem bestimmten Punkt so hantieren, dass Leser zwangsläufig auf Charaktere stießen, die sie noch nicht kannten. Stichwort: Gastauftritte. Mal wollte Spidey den Fantastic Four beitreten, mal wurden ehemals befreundete Cape- und Spandex-Träger zu Feinden usw. Doch Stan Lee sah in diesem Gewimmel an übernatürlichen Persönlichkeiten ein größeres Potential, welches es zu entfalten galt.

Deswegen setzte er sich mit dem legendären Zeichner Jack Kirby zusammen und versammelte mit ihm  Iron Man, Ant-Man, The Wasp, Thor und Hulk, um die Avengers zu gründen. Ein Zusammenschluss aus Superhelden, die weniger familiäre als „berufliche“ und moralische Bande miteinander teilten. Zwar gab es hier und da Querelen, Aus- und Einstiege sowie Seitenwechsel aber zusammen schafften sie es immer wieder die größten Superschurken des Universums in die Flucht zu schlagen. Der größte Coup war jedoch einem Charakter neues Leben einzuhauchen, der Jahre zuvor in der Versenkung verschwunden war: Captain America wurde samt einer Erklärung für seine jahrzehntelange Abwesenheit erneut eingeführt und wurde zum Teil der Avengers. Ein Umstand, der bis heute mit Unterbrechungen und Alternativ-Versionen aufgebrochen, aber im Kern Bestand hat.

Genau diese Momente kann man nun dank TASCHEN so authentisch und umfangreich erleben wie nie zuvor, da der Verlag nach Marvel Comics Library. Spider-Man. Vol. 1. 1962-1964 den zweiten Band ihrer brandneuen Marvel Comics Library-Reihe herausgebracht hat: Avengers. Vol. 1. 1963–1965. Wie schon beim Erstling, wurden auch hier die ersten 20 Ausgaben im XXL-Format nachgedruckt. Hierbei wurden in Zusammenarbeit mit Marvel und der Certified Guaranty Company ausschließlich die makellosesten Hefte herangezogen, die der Markt hergibt. Garniert mit modernster Retusche-Technik wird den Lesern schlussendlich eine Qualität präsentiert, die ihresgleichen sucht. Eine visuell bessere, aber zeitgleich authentischere Fassung der ersten Avengers-Hefte gibt es de facto nicht. Um das „reale“ Gefühl aus den 60ern noch greifbarer zu machen, wurde zusätzlich auch die Auswahl des Papiers beachtet. So erstrahlen Cover auf Hochglanzpapier, während einem originalgetreue Rasterpunkte von einem mattem Offsetpapier entgegen springen. Außerdem wurde darauf geachtet, dass auch Leserbriefe und Werbeanzeigen vollständig abgebildet sind, um wirklich jedem Aspekt der Orignal-Vorlage gerecht zu werden.

Auf den 630 Seiten kommt man zudem nicht nur in den Genuss der angesprochenen Geschichten, sondern wird auch mit einem Vorwort von Kevin Feige, seines Zeichens Präsident der Marvel Studios, bedacht. Historisch eingehegt wird der Inhalt darüber hinaus von Autor und Eisner-Award-Gewinner Kurt Busick. Selbstverständlich wird diese kleine Zeitreise mit Originalzeichnen, seltenen Fotos und Dokumenten bebildert.

Wenn es um den Spaß am Lesen der ersten 20 Hefte geht, so muss man sich vor Augen halten, was man hier in den Händen hält. In erster Linie handelt es sich um popkulturell und kunsthistorisch relevante Reproduktionen von Geschichten, die die Basis für eines der erfolgreichsten Franchises aller Zeiten gelegt haben. Sowohl im Kontext der gleichnamigen Filme, als auch im Hinblick auf die weitere Verwertung der Helden dieses Titels. Wenn es um das ausschließliche Storytelling geht, wird der Spaß durch die Lesegewohnheiten eines jeden Käufers bestimmt. Konsumiert man primär Werke der letzten 20 Jahre, wird einem Vieles zwangsläufig altbacken und steif vorkommen, was aber nicht dazu führen muss, dass man keine Lust hat die Abenteuer der Avengers zu verfolgen, um die vielen ersten Auftritte und Konfrontationen für sich selbst erleben zu dürfen. Dies sei vorausgeschickt, da mich Leser nach der letzten Review des Spider-Man Bandes explizit nach diesem Thema gefragt haben.

Hat sich diese Frage jedoch geklärt, spricht nichts gegen eine Anschaffung von Marvel Comics Library. Avengers. Vol. 1. 1963–1965. Es ist nämlich nicht nur ein Sammlerstück für Fans der Charaktere, sondern für jeden Comic-Interessenten und Popkultur-Geek, der die Ursprünge heutiger Auswüchse persönlich ergründen möchte. Sollte man es sogar noch etwas exklusiver mögen, ist ab Ende Juli eine exklusive „Collector’s Edition“ verfügbar, die zwar mit 500€ zu Buche schlägt, aber eine edle Kunstlederbindung, einen eingefasstem ChromaLuxe-Aluminiumprint und einen wunderschönen Schuber bietet. Wer außerdem nie genug vom Marvel-Universum haben kann, der darf sich jetzt schon auf weitere angekündigte Bände aus der Marvel Library freuen: die Fantastic Four und Captain America stehen schon in ihren Startlöchern bereit!

Marvel Comics Library. Avengers. Vol. 1. 1963–1965
Verlag: TASCHEN 
Sprache: Englisch
Autoren: Kurt Busiek, Kevin Feige
Format: Hardcover, 28 x 39,5 cm, 4,44 kg
Seitenzahl: 630 
Preis: 150 EUR

[Rezension] Hokusai. Sechsunddreißig Ansichten des Berges Fuji (TASCHEN)

Es gibt Gemälde, die losgelöst von ihrem Entstehungskontext oder dem Vorwissen der Betrachter Assoziationen wecken und Fantasien beflügeln. Geht es noch einen Schritt weiter, exisiteren besagte Werke sogar im popkulturellen Gedächtnis. Dazu gehört definitiv „Die große Welle von Kanagawa“ von Katsushika Hokusai (1760-1849), die weltweit an Wänden, auf Postern, Merchandise-Artikeln und vielem mehr zu sehen ist. Diese Kunst-Ikone scheint allgegenwärtig zu sein und ist doch in ihrer Kontextualisierung für die meisten nicht greifbar. Wer kann sich bei dem Gedanken an das Motiv an die Fischerboote oder den Berg Fuji im Hintergrund erinnern?

Umso schöner ist der Umstand, dass der TASCHEN-Verlag sich der Serie an Farbholzschnitten mit dem Titel „Hokusai. Sechsunddreißig Ansichten des Berges Fuji“ angenommen hat, um der Welt den Zusammenhang zwischen Künstler, Entstehung und Popularisierung der Motiv-Reihe, in der sich die besagte „große Welle“ befindet, näher zu bringen. Wobei zunächst geklärt werden sollte, warum der Berg Fuji so besonders ist und es kein Zufall war, als er 2013 zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Neben der fast schon malerischen Pracht, genießt der Ort eine seit vielen Jahrhunderten mystische Anziehungskraft, von der zahllose Schreine und Legenden zeugen. So galt das Besteigen des Fuji im Buddhismus als Ausdruck des Tiefen Glaubens. Als ein solcher Ankerpunkt japanischer Tradition ist der Berg keine moderne Manifestation fernöstlicher Sehnsucht, sondern Teil der urtümlichen Identität dieses Landes. Das sieht man nicht zuletzt an der im vorliegenden Band präsentierten Bilderreihe, die zu einem Zeitpunkt angefertigt wurde, als Japan noch isoliert von der Außenwelt für sich sein konnte. Kein westlicher Einfluss trieb Hokuasi an, sondern die Nachfrage der lokalen Bevölkerung, die sich seine Bilder auch leisten konnte, wenn sie nicht zur höheren Schicht angehörte.

Revolutionär war die Anfertigung aber auch so. Schon zu Lebzeiten berühmt und gefragt, wagte sich Hokusai an eine für die damaligen Umstände ungewöhnliche Perspektive, indem er die dargestellten Menschen in den Hintergrund rückte und sie zum Beiwerk der Naturgewalten und Landschaften machte. Offensichtlich kam diese Herangehensweise so gut an, dass der Titel schlussendlich irreführend ist. Aufgrund der hohen Nachfrage wurden nämlich ganze 46 Holzschnitte angefertigt, die allesamt in dem für TASCHEN typischen XXL-Band zu finden sind.

Um das Erlebnis beim Betrachten der beeindruckenden Werke außerdem noch authentischer zu Gestalten, hat es sich der Verlag erneut nicht nehmen lassen zur traditionell japanischen Fadenheftung zu greifen und die Bilder auf ungeschnittenem, einseitig bedruckten Papier abzubilden. Wer zum Beispiel schon „Hiroshige & Eisen. Die neundsechzig Stationen des Kisokaido“ (ebenfalls bei TASCHEN erschienen) zuhause stehen hat, weiß um die Besonderheit dieser Bindung.

Des Weiteren bleibt es nicht einfach nur beim Genuss von Meisterwerken, sondern man wird als Leser an die Hand genommen, um die Entstehung der einzelnen Holzschnitte zu verstehen, die Inhalte einzuordnen und bisweilen Variationen des gleichen Motivs zu erkennen. Dafür zuständig ist Herausgeber und Autor Andreas Marks, der ostasiatische Kunstgeschichte an der Universität Bonn studierte und der mit einer Dissertation in Japanologie zu Schauspielerdrucken des 19. Jahrhundert promoviert. Außerdem war Marks von 2008 bis 2013 Direktor und Chefkurator des Clark Center for Japanese Art im kalifornischen Hanford. Seit 2013 ist er Mary Griggs Burke Curator of Japanese and Korean Art, Leiter der Abteilung für japanische und koreanische Kunst sowie Direktor des Clark Center for Japanese Art am Minneapolis Institute of Art. In diesem Sinne kann man sich auf die detaillierte Ausführung eines wahren Experten verlassen.

Genau aufgrund dieser Kombination aus beeindruckender Gestaltung der Reproduktionen und einer elaborierten Aufbereitung von Hintergrundinformationen darf „Hokusai. Sechsunddreißig Ansichten des Berges Fuji“ in keinem Regal eines Liebhabers japanischer Kunst fehlen.

Hokusai. Sechsunddreißig Ansichten des Berges Fuji
Verlag: TASCHEN 
Mehrsprachige Ausgabe: Englisch, Deutsch, Französisch 
Autor: Andreas Marks
Format: Hardcover, 44 x 30 cm, 3,88 kg
Seitenzahl: 224 
Preis: 125 EUR 

Signierstunde: Walton Ford. Pancha Tantra (40th-Edition-Jubiläumsreihe)

Nach knapp drei Jahren ist er endlich wieder in Deutschland: Am Samstag, dem 20. April signiert der amerikanische Künstler Walton Ford sein in der 40th-Edition-Jubiläumsreihe erschienenes Buch „Pancha Tantra“ im Kölner TASCHEN Store (Neumarkt 3, 50667 Köln).

Dort kann man sich von 17 bis 18 Uhr Fords Œuvre als aktualisierte Ausgabe (nun mit 20 neuen Werken) mit einer Unterschrift veredeln lassen. Dabei ist auch eine Anschaffung des Bands unabhängig von einer Reise nach Köln lohnenswert. Hat man bei einem ersten Blick auf die detailreichen Tieraquarellen zunächst Drucke besagter Motive aus dem 19. Jahrhundert vor Augen, erschließt sich bei einer genaueren Betrachtung ein komplexes und beunruhigend anthropomorphes Univesum voller Symbolik, hintergründigem Humor und Anspielungen auf die „Opernhaftigkeit“ traditioneller Naturkunde.

Die Details zur Signierstunde:

Signierstunde: Walton Ford. 40th Ed.
Ort: TASCHEN Flagshipstore Köln (Neumarkt 3, 50667 Köln)
Datum: 20.04.2024
Uhrzeit: 17 bis 18 Uhr

Die Details zum Band:

Walton Ford. 40th Ed.
Verlag: TASCHEN
Künstler: Walton Ford
Autor: Bill Buford
Format: Hardcover, 15.6 x 21.7 cm, 1.11 kg
Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch
Seitenzahl: 512
Preis: 25 EUR

[Rezension] TATTOO. 1730s-1970s. Henk Schiffmacher’s Private Collection (TASCHEN)

Ich bin selbst tätowiert und interessiere mich allein schon aufgrund der „persönlichen Erfahrung“ mit dieser Kunstform für ihre Historie und den weltweiten Einfluss, der seit Jahren zwischen lokalen Traditionen und globalen Trends zu verorten ist. Bis dato gab es jedoch zu diesem Thema nur wenige Publikationen, die man unter seriöser Auseinandersetzung einordnen könnte. Selbstverständlich gibt es weltweit zahlreiche Zeitschriften, oft von den Künstlern selbst veröffentlichte Artbooks und eine insbesondere im Westen erhöhte Akzeptanz von Tattoos. Trotzdem blieb in der klassischen Literatur der Hautmalerei meistens die Nische der Anthropologie oder die Geschichte der Kriminalität. Die erste große Ausnahme, die ich in der Hinsicht zu Gesicht bekam war das beliebte von Henk Schiffmacher herausgegebene 1000 Tattoos, welches bei TASCHEN im Rahmen der Bibliotheca Universalis-Reihe (klein, kompakt und informativ) erschien und bis heute zu den Standard-Auslagen in Tattoo-Studios gehört. Trotzdem fehlte im Verlag, der doch eigentlich seit jeher für Blicke über den Tellerrand bekannt war, ein Werk in der inhaltlichen und physischen Größe, wie es schon anderen Kunstgattungen vergönnt war. Nun ist es aber endlich soweit und TATTOO. 1730s-1970s. Henk Schiffmacher’s Private Collection kann endlich in den Buch-Regalen der Republik gefunden werden. Dank Corona ist das Stöbern durch Läden, die es im Angebot haben könnten aber natürlich eher schwierig. Daher sei an dieser Stelle schon auf taschen.com verwiesen, wo es erstanden und sicher nachhause geliefert werden kann.

Zurück zum Buch. Wem zunächst der Name Henk Schiffmacher nichts sagen sollte, dem sei versichert, dass das Wort Legende alles andere als unangebracht ist. Man kann sagen, dass Tätowierer sich selbst in Handwerker und Künstler aufteilen. Die einen erlernen durch händisches Geschick eine Technik, die sie abhebt und erfolgreich macht, andere brillieren darüber hinaus mit einer kreativen Ader und mit tiefgründigem Wissen um die Arbeit, die sie verrichten. Schiffmacher gehört zur zweiten Sorte und stellt das seit nun über 50 Jahren unter Beweis. Seit den 70ern ist er nicht nur aktiver Tätowierer, sondern auch Besitzer einer der weltweit größten Sammlungen zeitgenössischer und historischer Tattoo-Ephemera. Darüber hinaus könnte er auch Freunden der Rock- und Popmusik der letzten 30 Jahre ein Begriff sein. Unter seinen prominenten Kunden befanden sich nämlich unter anderem klingende Namen wie Anthony Kiedis, Kurt Cobain, Lemmy Kilmister, Adam Levine oder auch Lady Gaga. Allein diese Riege sollte einen Hinweis darauf geben, dass sich Menschen nicht ohne Grund unter seine Nadel begeben. Der ultimative Beweis für seine Relevanz im Hinblick auf die Kunst, die er sammelt und der er sich selbst als Tätowierer verschrieben hat, war die Verleihung des Ritterordens von Oranien-Nassau durch das niederländische Königspaar im Jahr 2017. Dabei handelt es sich um eine der höchsten Auszeichnungen des Landes für Zivilisten. Daher ist es nur folgerichtig, dass der gebürtige Niederländer sich an die aktuell umfangreichste und zeitgleich edelste Veröffentlichung zum Thema Tattoos gemacht hat. Jemand besseres hätte man dafür wirklich nicht finden können.

Schon von Kindesbeinen an war der Amsterdamer fasziniert von Radierungen und Hautbildern, da er sie als Legastheniker auch als Kommunikationsinstrumente verstand, die über Kultur- und Klassengrenzen hinweg zu funktionieren schienen. Man betrachtete die Person, die ihre Geschichte als Tattoos zur Schau trug und konnte dadurch etwas über sie erfahren. Eine Erkenntnis, die ihn dazu trieb die Welt zu bereisen und nicht nur einer simplen Sammelleidenschaft mit exklusivem Themenbezug nachzugehen, sondern die Menschen in unterschiedlichen Kulturkreisen kennenzulernen und zu verstehen. Dabei ist das besagte „kennenlernen“ durch einen Zugang vollzogen worden, dem sich nur wenige Personen öffnen. Daher ist Schiffmachers Blick auf die Welt der Tattoos nicht der eines Außenseiters, sondern Teilnehmers an einem globalen Austausch. Auf seinen Reisen erfuhr er aus erster Hand etwas über die Geschichte eines Handwerks, das sich über Jahrhunderte und ganze Kontinente spannte. Dabei beließ er es nicht nur bei Erzählungen, sondern wollte die Historie wortwörtlich spüren. Darum ist sein Körper nicht einfach nur von lebenslangen Souvenirs, sondern gelebter Geschichte übersät, die er nun in seinem Buch der Öffentlichkeit präsentiert. Hierbei teilt er es in mehrere durch goldfarbene Seiten getrennte Kapitel auf, die zunächst auf Länderebene Tribals in Neuseeland und Samoa, aber auch klassische „Suits“ wie in Japan betrachten. Dabei werden nicht nur Fotografien von Tattoos (entsprechend des Zeitraums ab 1730 verständlich), sondern auch eine Vielzahl an Originalzeichnungen, Instrumenten, Illustrationen, Gemälden und Lithographien präsentiert, die in ihrer Gesamtheit die Tiefe dieser Kunstgattung erfassen. Zeitgleich wirken die Darstellungen in Kombination mit dem Text nie wie ein entrückt anthropologischer Blick auf „das Fremde“, sondern wie ein Rückblick auf etwas, an dem der Autor selbst in seiner Tradition teilnimmt, ohne sich anzumaßen sich die beschriebenen Kulturen aneignen zu können.

Natürlich richtet Schiffmacher seinen Blick aber auch direkt auf die westliche Kultur und ihren anfänglichen Umgang mit Tattoos, als diese zunächst nur einem bestimmten Klientel zugeschrieben und entsprechend sozial assoziiert wurden. Wer kennt nicht die alten Geschichten von „nur Kriminelle und Seemänner lassen sich Bilder unter die Haut stechen“? Nun, eine zeitlang war es der Wahrheit nicht allzu fern und kann durch eine Vielzahl an Flashs und Fotografien bewiesen werden. Natürlich dürfen dabei auch nicht die sogenannten Performer während der durch den Autoren als „Zeit des Exhibitionismus“ bezeichneten Ära fehlen. Eine Zeit in der Menschen aus dem Unterhaltungsgewerbe ihre Haut nutzten, um aus der exotischen Anziehung einen finanziellen Nutzen zu schlagen. Hierbei, wie kann es auch anders sein, waren insbesondere Damen ein beliebtes „Ausstellungsstück“, die im Kontext von Tattoos unüblich viel Haut zeigen und damit eine sexuelle Komponente einbauten, die für das Ende des 19. und den Beginn des 20. Jahrhunderts mehr als ungewöhnlich war. Natürlich gibt es aber auch einen Ausblick auf das, was noch kommen würde. Die ersten professionellen Tätowierer alter westlicher Schule, Clubs und vieles mehr deuteten schon ab den 1950ern auf eine gewisse Akzeptanz hin, die sich jedoch erst nach der Jahrtausendwende in der Breite der Gesellschaft festigen konnte.

Betrachtet man nun diese Masse an bildlichem und inhaltlichem Input, dann erkennt man, dass dieses gut 440 Seiten dicke Buch nicht nur zur reinen Information dient, sondern wie die Tattoo-Kunst selbst Geschichte, Kunst und persönliche Erinnerung in einem Schmelztiegel zusammenführt. Deswegen gilt die Empfehlung für eine Anschaffung nicht nur für Tätowierer und Tätowierte, sondern auch für all jene Interessenten, die keine Scheuklappen aufsetzen, wenn es um die Auseinandersetzung mit Kunstformen geht, die üblicherweise nicht in Galerien zu bestaunen sind. Ein weiterer kleiner Anreiz ist die Tatsache, dass es sich bei dem Band um eine auf 10.000 Stück limitierte, sowie nummerierte Erstauflage handelt, die ganz der Sammelleidenschaft von Henk Schiffmacher entsprechend, jedes Bücherregal mit seiner Exklusivität verschönert.

TATTOO. 1730s-1970s. Henk Schiffmacher's Private Collection
Verlag: TASCHEN 
Mehrsprachige Ausgabe: Englisch, Deutsch, Französisch
Autor: Henk Schiffmacher
Herausgeberin: Noel Daniel
Format: Hardcover, 29 x 38,8 cm, 6,13 kg
Seitenzahl: 440
Preis: 125 EUR
Limitierung: 10.000 Exemplare (Erstauflage)

[Rezension] Masterpieces of Fantasy Art (TASCHEN)

Wenn man das Wort Fantasie in den Mund nimmt, fällt jeder Person etwas anderes dazu ein, aber es werden sich wohl die meisten darauf einigen können, dass Drachen, gruselige Gestalten, strahlende HeldInnen und fremdartig verlockende Welten darunter fallen. Das ist wohl auch der Grund, warum sich aus dieser Kombination eine ganze Kunst-Gattung herausbilden konnte, die nach inzwischen fast 100 Jahren nichts von ihrer Popularität eingebüßt hat. Das hat selbstverständlich auch etwas mit der Wandlungsfähigkeit und den überwiegend inhaltlichen und nicht technischen Gemeinsamkeiten der Werke zu tun. Nichtsdestotrotz sehen Kenner sofort relevante Erkennungsmerkmale und bei vielen Künstlern die Handschrift, die ihre Gemälde und Zeichnungen zu einem Trademark werden ließ.

Genau in diese Sparte stößt der TASCHEN-Verlag, der es erneut schafft eine (zumindest für den typischen Snob) nischige Ecke der Kunst in das lange verdiente Rampenlicht zu rücken. Angefangen beim legendären Weird Tales-Magazin, über die zahlreichen Zeitschriften und Comics mit ähnlicher Namensgebung, bis hin zu den stoßweiten Entwicklungen der Jahrzehnte ab dem Revival des Genres in den 60ern ist wirklich alles dabei. So wird nicht nur der Hype um Illustrationen bestimmter Titel wie Herr der Ringe oder Conan der Barbar popkulturell und historisch kontextualisiert, sondern die Macher hinter den unglaublichen Werken in aller Ausführlichkeit vorgestellt. Diese haben nämlich mit ihren Kreationen nicht nur einen immensen Einfluss auf die Popkultur ihrer Zeit (und teils weit darüber hinaus) gehabt, sondern haben auch den „klassischen“ Kunstmarkt ordentlich durcheinander gebracht. So sind erzielte Preise von mehr als 5 Millionen Dollar für die seltenen Ölgemälde von Legenden wie Frank Frazetta durchaus ein Statement, das aufhorchen lässt. Nicht mehr sogenannten Experten bestimmen den Wert von Gemälden, sondern Menschen, die eine emotionale Verbindung jenseits aller Spekulationsblasen zu den Bildern aufbauen.

Wie diese zustande kommen kann, wird in den nach einzelnen Künstlern sortierten Kapiteln in Masterpieces of Fantasy Art ausführlich erklärt und kann vor allem durch die bis heute relevanten Franchises wie Dungeons & Dragons, Star Wars oder Conan einfach nachvollzogen werden. Doch nicht nur die Werke, sondern auch die Namen der KünstlerInnen sind in Teilen Trademarks für sich, die sofort Bilder im Kopf entstehen lassen, die wiederum die fantastische Schöpfungskraft dieser kreativen Genies unterstreichen. Wer denkt bei Giger nicht sofort an Aliens und Biomechanik oder bei Moebius an unfassbar komponierte Comic-Seiten und sein Wirken bei Tron und Das Fünfte Element?

Dabei sind noch nicht einmal die Skizzen, Skulpturen und Buch-Cover erwähnt, die die informativen Texte säumen, die vermutlich mehr Informationen für den geneigten Leser bereit halten, als er oder sie irgendwo anders finden könnte. Das Buch ist in dem Zusammenhang nicht nur im Hinblick auf das gigantische Format (29 x 39,5 cm, 7,43 kg, 532 Seiten!), sondern auch inhaltlich ein wahrer Wälzer, der de facto keinen Wunsch offen lässt. Natürlich könnte man anbringen, dass es ja so viele andere KünstlerInnen gibt, die man hätte präsentieren können und es ist tatsächlich etwas dran. Möchte man jedoch nicht eine Bibliothek mit einem Thema füllen, sondern den möglichst umfassendsten Einblick anhand der prominentesten Beispiele an den Leser herantragen, kann man es nicht besser machen als mit dem vorliegenden Band.

Nicht zuletzt liegt es an der Herausgeberin Dian Hanson, die schon seit vielen Jahren über TASCHEN informative und spannende Bücher publiziert. Diese bewegen sich zwar überwiegend im Bereich der Erotik, aber auch darüber hinaus besitzt Hanson eine solche Expertise im Bereich gleich mehrerer Kunstgattungen und des Zeitgeists der letzten Dekaden, dass man vermutlich keine passendere Person für den Job hätte finden können. Wer sich selbst überzeugen möchte, muss sich nur die Texte (auf Englisch/Deutsch/Französisch) zu Gemüte führen, die einen an der Hand nehmen und durch das Reich der Fantasie und das Leben und Schaffen der präsentierten Künstler geleiten.

Als ergänzendes Sahnehäubchen ist auch haptisch etwas geboten. Eingeklebte Kapitelopener und Trenner aus rauem Papier versüßen den Genuss des Bandes selbst beim simplen Durchblättern und Bestaunen der Werke, die in einer atemberaubenden Qualität abgedruckt und neben den schon aufgezählten Vorteilen den Preis von 150€ allemal rechtfertigen. Ein weiterer Anreiz ist die Limitierung der nummerierten Erstauflage. Bei einer Produktion von 7.500 Stück weltweit, sei es dem Interessenten geraten nicht zu lange mit einer Entscheidung bezüglich eines Kaufs zu warten. Bereuen wird man eine Anschaffung auf jeden Fall nicht.

Masterpieces of Fantasy Art



Verlag: TASCHEN



Sprache: Englisch, Deutsch, Französisch



Autor: Dian Hanson



Format: Hardcover



Seitenzahl: 532



Preis: 150 EUR



Limitierung: 7.500 Exemplare (Erstauflage)

[Signieraktion] Christo in München

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Als Münchner fühlte ich mich lange Zeit benachteiligt, wenn es um die beliebten Signieraktionen aus dem Hause TASCHEN ging. Üblicherweise gaben sich zeitgenössische Künstler nur in den Flagshipstores in Hamburg, Berlin und Köln gegenseitig die Klinke in die Hand, während andere Städte neidisch in die genannten Ecken Deutschlands blicken mussten.

Nun ist es aber endlich soweit und niemand Geringeres als Christo wird sich die Ehre in der bayerischen Landeshauptstadt geben. Wie schon angeklungen ist, wird er dabei nicht in einem TASCHEN-Store, sondern in der Hugendubel-Filiale Fünf Höfe (Theatinerstraße 11, 80333 München) signieren. Den Anlass bietet dabei die aktualisierte Neu-Veröffentlichung von Christo and Jeanne-Claude, die zuvor nur als limitierte, von Christo selbst entworfene, sowie signierte und damit auch bezüglich des Preises nur einem bestimmten Klientel zugänglichen Version verfügbar war.

Inhaltlich gibt der XXL-Band den bis dato umfassendsten Überblick über das Schaffen von Christo und Jean-Claude (†2009), welches mit hunderten von Skizzen und Fotografien nachgezeichnet wird. Dazu gehören nicht nur weltbekannte Projekte wie Verhüllter Reichstag oder The Floating Piers, sondern auch nie abgeschlossene Werke wie The Mastaba of Abu Dhabi und L’Arc de Triomphe Wrapped, Paris.

Neben dem eigentlichen Inhalt gibt es dazu eine aktualisierten Einleitung vom mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Architekturkritiker Paul Goldberger und ein ausführliches Gespräch zwischen den Künstlern und dem Autor, in dem sich Jeanne-Claude kurz vor ihrem Tod Ende 2009 noch einmal öffentlich über die gemeinsame Arbeit äußert. So stellt dieser Band eine letztgültige Hommage an Jeanne-Claude und eine Würdigung des Werks zweier Künstler dar, deren Ideen den Blick auf Landschaften und Gebäude weltweit für immer verändert haben.

Wer nun die Möglichkeit nutzen möchte Christo persönlich zu erleben und den neuen Band von ihm signieren zu lassen, hat am Montag, dem 21.10.2019 (17-18 Uhr) die einzigartige und in München zum ersten Mal gegebene Chance dazu.

Hier wären alle Details zur Signierstunde und dem Band:

Künstler: Christo
Ort: Hugendubel Fünf Höfe (Theatinerstraße 11, 80333 München) 
Datum: Montag, 21.10.2019 
Uhrzeit: 17 bis 18 Uhr
Christo and Jeanne-Claude. Updated Edition
Verlag: TASCHEN 
Autor: Paul Goldberger
Fotograf: Wolfgang Volz
Mehrsprachige Ausgabe: Deutsch, Englisch, Französisch 
Format: Hardcover, 29,2 x 39 cm
Seitenzahl: 616
Preis: 150 EUR

 

[Ausstellungseröffnung] Ai Weiwei. The Papercut Portfolio (TASCHEN)

Ai Weiwei

Gerade noch eine Signieraktion angekündigt, die im TASCHEN-Flagshipstore in Berlin stattfindet und schon steht die nächste Aktion in den selben Räumen an. Am Freitag, dem 27.09.2019, wird Interessenten nämlich die einzigartige Möglichkeit gegeben, von 18 bis 21 Uhr das limitierte Scherenschnitt-Portfolio von Ai Weiwei zu bestaunen. Jedes der acht großformatigen Blätter ist aus hochwertigem, rot eingefärbtem Fine-Art-Papier gefertigt und behandelt entscheidende Stationen aus Ai Weiweis Biografie. Von seiner Zeit in New York in den 80er Jahren über seine Auseinandersetzung mit chinesischem Kunsthandwerk in Peking in den 90ern bis hin zum politischen Aktivismus in den jüngsten Arbeiten – The Papercut Portfolio präsentiert Ai Weiweis ganz persönlichen Rückblick in einem außergewöhnlichen Format.

Der Künstler, geboren 1957 in Peking, gilt als einer der bekanntesten und wichtigsten Akteure seiner Zunft. Dies hat neben der Tatsache, dass seine Werke für sich stehend Inspirationsquellen sind auch mit seinen klaren künstlerischen Aussagen zu drängenden geopolitischen Fragen unserer Zeit zu tun. Von Skulpturen und Installationen über Architektur bis hin zu Dokumentationen und Social Media nutzt er eine Vielzahl von Medien, um die Gesellschaft und ihre Werte auf immer neue Weise zu hinterfragen. Wenn man sich im Detail mit seinem Werk und Werdegang beschäftigen möchte, kann ich persönlich jedem die bei TASCHEN erschienene Monografie über den Künstler ans Herz legen, die vor längerer Zeit auch auf ZOMBIAC besprochen wurde. Hier geht es zur Rezension.

Er ist Träger des von Amnesty International vergebenen Ambassador of Conscience Awards 2015 und des Václav-Havel-Preises für kreativen Dissens der Human Rights Foundation 2012. Ais abendfüllender Dokumentarfilm Human Flow feierte Premiere im Wettbewerb der 74. Filmfestspiele in Venedig. Derzeit lebt und arbeitet er in Berlin.

Wer nun persönlich die Scherenschnitte betrachten möchte, sollte sich den kommenden Freitag frei halten. Für all jene, die sich ernsthaft mit dem Sammeln von Kunst beschäftigen, wäre ein Blick auf die Internet-Präsenz des Verlags zu empfehlen. Dort kann man sich bei einem entsprechenden Budget selbst eins der auf 250 Stück limitierten Portfolios sichern, deren Blätter allesamt von Ai Weiwei persönlich signiert wurden. Für alle anderen wären hier die Details zu der kommenden Veranstaltung:

Ausstellungseröffnung: Ai Weiwei. The Papercut Portfolio
Ort: TASCHEN Flagshipstore Berlin (Schlüterstraße 39, 10629 Berlin) 
Datum: Freitag, 27.09.2019 
Uhrzeit: 18 bis 21 Uhr

 

[Rezension] Bauhaus. Aktualisierte Ausgabe (TASCHEN)

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Manche kreativen Strömungen haben über Dekaden hinweg Einfluss auf Architektur, Mode, Handwerk und Technik und verpuffen nichtsdestotrotz zum Ende ihrer Existenz in der Bedeutungslosigkeit. Ganz anders sieht es mit der Kunst- und Gestaltungsschule Bauhaus aus, die in nur 14 Jahren zwischen den beiden Weltkriegen die Moderne zu definierten wusste.

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Woman with a mask by Schlemmer seated in one of Marcel Breuer’s first tubular steel chairs. Copyright: Bauhaus-Archiv, Berlin Inv. F1218a

Scheinbar ohne Grenzen zu kennen, durchzog der unverwechselbare Stil aus Weimar alle bis dato bekannten Unterhaltungsmedien, die Architektur, sowie die bildenden Künste. Um diesem bis heute nachhallenden Einfluss ein Denkmal zu setzen, hat der TASCHEN-Verlag schon vor geraumer Zeit ein Referenzwerk in Zusammenarbeit mit dem Bauhaus-Archiv/Museum in Berlin veröffentlicht, dass nun zum 100-jährigen Jubiläum neu und aktualisiert aufgelegt wird. Wie schon beim Erstling konnten die Macher um die Autorin Magdalena Droste auf die weltgrößte Sammlung zur Geschichte des Bauhauses zugreifen und nun mit über 250 neuen Fotografien, Schriften, Studien, Skizzen, Plänen und Modellen die Jubiläums-Ausgabe erweitern.

Dabei wird sich nicht nur auf die nüchterne Dokumentation der bekannten Arbeiten konzentriert, sondern auch Aufnahmen von gemeinsamen Freizeitaktivitäten der Künstler und Architekten. Hinzu kommen Baupläne, Skizzen und Modelle, um aufzuzeigen, dass zum allseits bekannten Ergebnis, natürlich auch ein entsprechender Weg führt, der von realen Menschen gepflastert wird. Dazu gehören in diesem Band unter anderem Josef Albers, Marianne Brandt, Walter Gropius, Gertrud Grunow, Paul Klee, Ludwig Mies van der Rohe und Lilly Reich.

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Kurt Schmidt: The Man at the Control Panel, 1924, scene design. Copyright: Bauhaus-Archiv, Berlin Inv. 3893, Foto: Markus Hawlik

Eine weitere kleine Besonderheit, neben der genannten Erweiterung, ist die Art und Weise der Veröffentlichung. Während üblicherweise bei TASCHEN eine höherpreisige Version auf den Markt gebracht wird, bevor nach einiger Zeit eine kostengünstigere Fassung verfügbar ist, fährt der Verlag diesmal zweigleisig. Zum einen gibt es die, in meinen Augen immer noch bezahlbare, Fassung für 40 Euro im schönen Format von 24 x 31,6 cm. Zum anderen kann man für kostengünstige 15 Euro zur handlichen Version aus der Bibliotheca Universalis greifen, die traditionell in der Abmessung 14 x 19,5 cm daherkommt und damit auch als Lektüre für unterwegs taugt.

Durch diesen Schritt kann wirklich jeder in den Genuss kommen sein Wissen um das Bauhauszu erweitern oder diese einflussreiche Schule zu ihrem 100. Geburtstag kennen zu lernen. In beiden Fällen macht man als Leser bei einer Anschaffung nichts falsch.

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Walter Gropius: Bauhaus building in Dessau, 1925/26. View of the Bauhaus building from the southwest, workshop wing.  Copyright: Bauhaus-Archiv, Berlin ((inv. 5993/3); photo: Atlantis-Foto

Bauhaus. Aktualisierte Ausgabe 
Verlag: TASCHEN
Autorin: Magdalena Droste
Sprache: Deutsch
Format: Hardcover, 29 x 39,5 cm / 14 x 19,5 cm
Seitenzahl: 400552
Preis: 40 EUR / 15 EUR