Breaking Bad – Das offizielle Buch zur TV-Serie
Könnt ihr euch noch an die erste Serie erinnern, die euch zum Binge-Watching gezwungen hat? In meinem Fall wäre es definitiv „Breaking Bad“ von Vince Gilligan. Es gab Nächte, in denen ich mir ausrechnen musste, wie viele Folgen ich noch sehen könnte, um gleichzeitig genug Schlaf zu haben, um am nächsten Tag in der Arbeit funktionieren zu können. Jede Folge wurde mehr inhaliert als gesehen, jeder Cliffhanger verschaffte mir einen Herzinfarkt und die Entwicklung Walter Whites ließ mir den Kiefer fast konstant runter hängen. Alles in allem die vielleicht beste TV-Serie aller Zeiten. Natürlich recherchierte ich parallel alle bekannten Hintergründe, wollte alles Mögliche über die Entstehungsgeschichte und potentielle Easter-Eggs erfahren. Später konnte ich, als nach und nach die Staffeln auf Blu-Ray erschienen, zusätzliche Interviews und Making-Ofs genießen und die ein oder andere interessante Info für mich mitnehmen.
Nun haben Fans die Möglichkeit sich noch mehr Input über dieses großartige Stück Fernseh-Geschichte nach Hause zu holen. David Thomson hat über Panini Books endlich „Breaking Bad – Das offizielle Buch zur TV-Serie“ veröffentlicht und damit das Sahnehäubchen auf die Sammlung eines jeden Zuschauers gesetzt.
Genaugenommen finden wir hier neben einer ausführlichen Chronik, die die Ereignisse von der ersten bis zur letzten Folge beleuchtet und uns erneut auf eine emotionale Reise durch New Mexico mitnimmt, eine ganze Reihe von internen Einblicken vom ersten Gedankengang bis zur Umsetzung von „Breaking Bad“. Zunächst führt uns eine Einleitung des Herausgebers an die Materie heran, während uns im darauf folgenden Interview mit Mastermind Gilligan eine Vielzahl an überraschenden Aussagen dargeboten wird, die einen gänzlich neuen Blick auf das gesamte Konstrukt ermöglichen. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber es wird nach der Lektüre vermutlich keine Szene geben, bei der man nicht nach den im Text erwähnten Details suchen wird.
Um diese dann wirklich alle finden zu können, widmet sich anschließend ein ganzes Kapitel der Aufschlüsselung der Hintergründe zur Serie in ihre symbolträchtigen Einzelteile. Dem folgt die Beantwortung der Fragen bezüglich Outfits, der sich entwickelnden Farbgebung der Charaktere, Gründe für bestimmte Einstellungen, innovativer Technik und zu allem anderen, was man sich noch so vorstellen kann. Wenn jemand danach das Konzept noch nicht erfasst hat, hat er oder sie das Buch einfach nicht gelesen.
Der Band geht ab diesem Zeitpunkt sogar einen Schritt weiter und erinnert uns an die besondere Stellung der Story und die damit verbundenen Inhalte. In erster Linie ist die Chemie und alles was man mit ihr kreieren oder anrichten kann als eigener Charakter zu verstehen. Diesem wird sich auf ganzen 14 Seiten gewidmet, indem legendäre Szenen analysiert werden, während denen die jeweiligen Stoffe zum Einsatz kommen. In diesem Zusammenhang wird erläutert wie Flusssäure oder Knallquecksilber in der Realität funktionieren und ob sie naturgetreu auf dem Bildschirm genutzt wurden. Ein wirklicher Leckerbissen, der einem erneut vor Augen führt mit welcher Akribie, trotz aller vorhandenen Widrigkeiten, an der Entwicklung der Folgen gearbeitet wurde.
Weitere Aspekte, die behandelt wurden aber auch mir beim ersten Betrachten der Folgen nie in den Sinn kamen, beweisen einmal mehr, dass der Erfolg dem gesamten Konzept recht gibt. Details wie eigens für die jeweiligen Figuren ausgewählte Themes, Spielereien mit dem Tausch von typischen Farben (Grün für Walt, Blau für Skyler und dann entsprechend andersrum usw.), Gründe für bestimmte Schlüsselszenen (Wer hätte gedacht, dass der pinke Teddy eingeführt wurde ohne, dass zunächst eine Idee bestand wie er in den Pool gekommen sein soll?) oder der konkrete Aufbau einer Wohnung lassen einen immer wieder ehrfürchtig auf die über fünf Staffeln andauernde Odyssee „Heisenbergs“ zurückblicken.
Um auch die letzten Fragezeichen zu beseitigen, werden immer wieder Interviews mit den Verantwortlichen der jeweiligen Abteilungen eingestreut, in denen sie ihre Ideen nochmals persönlich erklären können. Selbiges wird nochmal als Abschluss in Form von Gesprächen mit den Produzenten geboten. Um bis dahin die Info-Flut mit visuellen Spielereien aufzulockern, wurden außerdem alle Plakate des legendären „Breaking Bad Art Project“abgedruckt und alle verteilten „Challenge Coins“ (Gedenkmünzen und eine Art Ausweis für Crew und Cast) mit ihren Motiven erläutert. Damit sollte eigentlich jeder erdenkliche Aspekt abgedeckt sein, den man als Fan erwarten kann.
Ich persönlich bin geradezu angefixt die Blu-Ray-Boxen wieder aus dem Schrank zu holen und mir das Geschehen aus dem neu erworbenen Blickwinkel anzusehen. Genau genommen ist die Anschaffung des Buchs unumgänglich, wenn man für Hintergrundinformationen, Making-Ofs usw. zu begeistern ist. Insbesondere für knapp 30€ ist es für den gebotenen Inhalt als Schnäppchen zu betrachten. Vor allem wenn man sich vergleichbare Veröffentlichungen über Serien-Events oder Filme ansieht. Für mich bleibt der Band immer in Sichtweite im Schrank stehen, damit ich beim nächsten BB-Marathon das „Lexikon“ griffbereit habe.