[Rezension] Italien um 1900. Ein Porträt in Farbe (TASCHEN Verlag)

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Wenn man die Deutschen nach ihrem Traumland befragen würde, wäre die überwiegend häufigste Antwort wohl Italien. Wie bei so vielen Reisezielen, ist dabei jedoch die idealisierte Vorstellung das erste Bild, dass einem in den Sinn kommt und nicht die Realität, die häufig so schnöde ist, wie das eigene Zuhause. Doch warum haben sich bei uns gewisse Klischees über Land und Leute eingebrannt, selbst wenn wir persönlich vielleicht nie vor Ort gewesen sind?

Die simple Antwort lautet: Postkarten und Abbildungen, die nichts anderes tun sollten, als eben dieses bis heute omnipräsente Gefühl einzufangen, dass man mit den dargestellten Ländern verbindet. Genaugenommen reden wir von Photochromdrucken, die Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt wurden und dem Betrachter die Illusion der Realität in Form von Farbfotografien zu präsentieren. Eigentlich handelt es sich dabei um durch spezielle Techniken eingefärbte Schwarzweiß-Negative, die abhängig vom Können der Ersteller, abstrakter oder greifbarer wirken können. Die Klischees, die wir uns in dem Kontext einprägen, entstehen dadurch, dass die Bilder Momente aufgreifen, die zumindest oberflächlich eine Unschuld in sich tragen, die sie nur wenige Jahrzehnte später durch die beiden Weltkriege verlieren sollten. Natürlich gab es auch vor dem Umbruch des 20. Jahrhunderts Konflikte, soziale Spannungen und Ängste, doch diese sind weder im kollektiven Gedächtnis präsent, noch stößt man auf sie bei der Betrachtung der genannten Bilder.

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Venedig, Canal Grande mit Rialtobrücke; Copyright: Marc Walter Collection, Paris

Genaugenommen glänzen Photochrome oft (aber nicht immer) durch die Abwesenheit von Menschen und einen Fokus auf die Umgebung. Dadurch erscheinen uns geläufige Plätze plötzlich idyllisch, während sie heutzutage von Touristen überrannt werden. So sah man es schon in den TASCHEN-Veröffentlichungen „Deutschland um 1900 – Ein Porträt in Farbe“ und „An American Odyssey„, die das beschriebene Konzept genauso in sich trugen, wie der neueste Release „Italien um 1900. Ein Porträt in Farbe„. Hier trug der Sammler Marc Walter die schönsten Darstellungen von den Alpen bis Sizilien zusammen, die im XL-Format nur als opulent zu bezeichnen sind.

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Gardone Riviera am Gardasee, um 1900; Copyright: Marc Walter Collection, Paris

Wenn man es genau nimmt, handelt es sich um eine Art Bilderbuch, dass die Version eines Landes zeigen möchte, dass es in diesem makellosen Zustand wohl nie gegeben hat, aber Sehnsüchte weckt, den fast schon spürbaren Flair von Markusplatz und Gardasee persönlich zu erleben. Wie in einer Filmkulisse bewegt man sich als Zuschauer zwischen Händlern, ikonischen Bauwerken und leergefegten Straßen, die komprimiert die Essenz der sogenannten „Belle Époque“ repräsentieren. Die Moderne scheint noch weit entfernt und nur in ihren Anfängen erkennbar, während Tradition und Folklore ein Idealbild zeichnen, dass sich aus Marktgassen, Zitronenhainen und verträumten Panorama-Aufnahmen speist. Im Endeffekt genau das Italien, von dem Goethe schwärmte und damit die Deutschen mit seiner Lust an dem Sehnsuchtsort im Süden ansteckte.

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Turin, Piazza Vittorio Emanuele I; Copyright: Marc Walter Collection, Paris

Diesem Gefühl kann man nun auch als Leser des Prachtbands mit einem Glas Wein und genügend Platz auf dem Tisch (der Band kommt im typischen TASCHEN-XL-Format) nachgeben und sich in längst vergangene Zeiten entführen lassen.

Italien um 1900. Ein Porträt in Farbe*
Verlag: TASCHEN
Herausgeber: Marc Walter, Sabine Arqué
Autor: Giovanni Fanelli
Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch 
Format: Hardcover, 29 x 39,5 cm
Seitenzahl: 580
Preis: 150 EUR
*Affiliate Link

TASCHEN – Neuer Flagshipstore mit Star-Gast & Gewinnspiel

Ihr wisst inzwischen, dass ich ein riesiger Fan des TASCHEN-Verlags bin, der gefühlt jeden Geschmack in allen Bereichen der Kunst- und Popkultur streift. Ob Filme, Comics, Geschichte, Fotografie, Malerei oder Erotik: Hier findet man alles was das Herz begehrt und das ist unter anderem der Grund, warum ich so gerne Titel aus diesem Haus rezensiere.

Was vielleicht doch nicht allzu viele Leute mitbekommen haben ist, dass es neben der Website auch Flagshipstores von TASCHEN gibt. Insgesamt kann man sich bis dato weltweit in 11 Läden die schönen und teils extrem limitierten Exemplare zu Gemüte führen. In Deutschland haben bis jetzt die Leser in Köln und Hamburg das Glück einen der Stores in der Nähe zu haben. Nun kann sich endlich eine weitere Stadt darüber freuen Heimat für den Verlag zu werden: Berlin!

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am 03. Dezember öffnet in der Schlüterstraße 39 der neueste Zuwachs seine Pforten und weiß den Anlass ordentlich zu zelebrieren! Niemand Geringeres als Peter Lindbergh, seines Zeichens Legende im Bereich der Mode-Fotografie, gibt sich die Ehre und wird am Eröffnungstag von 16 bis 18 Uhr für Autogramme zur Verfügung stehen. Hier könnt ihr euch vorab anmelden!

Zum Beispiel kann man sich vor Ort das neueste Buch „Peter Lindbergh. A Different Vision on Fashion Photography“ von ihm persönlich signieren lassen und ein Stück Mode-Geschichte mit nach Hause nehmen.

Solltet ihr vorhaben anwesend zu sein, habt ihr aber auch hier die Möglichkeit diese neue Veröffentlichung zu sichern und perfekt vorbereitet anzureisen! Wie das geht? Ganz einfach:

  1. Lasst ein „Like“ auf meiner Facebook-Seite
  2. Lasst ein „Like“ unter diesem auf der FB-Seite geposteten Beitrag
  3. Teilt genau diesen Beitrag ÖFFENTLICH

Dadurch kommt ihr in den Los-Topf, den ich ganz old-school wie einer Tombola mit Zettelchen befüllen werde, um danach den glücklichen Gewinner zu ziehen.

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Ich wünsche euch Glück beim Gewinnspiel und ganz viel Spaß beim Besuch des neuen Berliner Flagshipstores von TASCHEN!

Teilnahmebedingungen
1. Teilnahmeberechtigte
Teilnehmen kann jede(r) Volljährige, ausgenommen Mitarbeiter der TASCHEN GmbH.
Eine Teilnahme über Gewinnspiel-Agenturen oder sonstige Dritte, die den Teilnehmer bei einer Vielzahl von Gewinnspielen anmelden, ist ausgeschlossen.
2. Teilnahmemöglichkeiten
Eine Teilnahme ist nur über Facebook möglich, indem der im Text angegebene Beitrag und die Facebook-Seite von ZOMBIAC mit einem „Like“ versehen und öffentlich geteilt wird. Das Gewinnspiel erfolgt ohne Zusammenarbeit mit Facebook.
3. Teilnahmeschluss
Teilnahmeschluss ist der 28.11.2016 um 23:59.
4. Gewinnermittlung
Der Gewinner wird per Los ermittelt.
5. Art der Gewinnbenachrichtigung
Der oder die Gewinner/in wird über eine persönliche Facebook-Nachricht schriftlich kontaktiert.
6. Veröffentlichung der Gewinner
Der Name des Gewinners wird nach seiner Ermittlung in anonymisierter Form auf zombiac.wordpress.com und der angeschlossenen Facebook-Seite veröffentlicht.
7. Der Rechtsweg
Eine Barauszahlung der Gewinne ist ebenso wie der Rechtsweg ausgeschlossen.

 

New Fashion Nudes

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Vor geraumer Zeit habe ich über „Goliath“ berichtet. Ein Verlag, der mit seinen hochwertigen Veröffentlichungen im Bereich der Photographie versucht den Begriff der Erotik in einem zeitgenössischen Rahmen zu präsentieren. So kommen für den Mainstream ungewöhnliche Bände wie „Tattoo Super Models“ zustande, die ein Publikum ansprechen, welches im Zeitalter der Digitalisierung schon alles gesehen zu haben scheint. Mit diesem Konzept schlagen die Macher eine neue Richtung ein, die konstant fortgeführt wird. Ein gutes Beispiel wäre der aktuellste Release mit dem einprägenden Titel „New Fashion Nudes„.

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Auch hier wird ein erfrischender Weg beschritten und ein Spiegel des vorherrschenden Zeitgeists erzeugt. Der Band repräsentiert mit den Produkten verschiedenster Fotografen aus aller Welt, die erotische Form des „Arty Snapshot“. Dahinter steckt die Definition der Ästhetik, die uns seit dem Boom der Social Networks tagtäglich begegnet. Augenscheinlich ungestellt und zufällig entstandene Momente, die zeitgleich sowohl Natürlichkeit, als auch inszenierte Schönheit ausstrahlen. Untermalt durch gelegentliche Farbstiche, Unschärfen oder einer betont unvollkommener Beleuchtung, sehen wir auf Facebook oder Instagram ständig junge Frauen, die die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf ihren Alltag lenken wollen, der aber mit einem Arrangement repräsentiert wird.

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Genau diesem Look widmet sich das 272 Seiten starke Buch, dass mit 240 Abbildungen all die Facetten darstellen möchte, die mit den genannten Kriterien einhergehen. So sehen wir neben verträumten Begegnungen in der Natur, urbane Direktheit und subkulturelle Anstriche in Form von Piercings, Tattoos oder alternativen Kleidungsstilen. Bedenkt man den internationalen Ansatz der zahlreichen Photographen wird darüber hinaus der globalisierte Blickwinkel der Jugend auf ihre eigene Generation umso deutlicher wiedergegeben. Frauen von verschiedenen Kontinenten spinnen durch ihre digitale Vernetzung ein einheitliches Bild der Schönheit, dass nur durch den kulturellen Background in seinen Nuancen variiert. Genau aus diesem Grund wirkt der Inhalt von „New Fashion Nudes“ durchgehend homogen und anziehend. Kein wild zusammengewürfeltes Sammelsurium, sondern eine gekonnt zusammengestellte Galerie moderner Erotik.

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The Circus. 1870s-1950s

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Wir leben in einer Zeit, in der unsere Sinne mit Reizen überflutet werden, jede erdenkliche Form des Entertainments zur Verfügung steht und so etwas wie Langeweile kaum aufkommen kann. Wir sind es gewohnt den Fernseher anzuschalten, die neuesten viralen Hits auf YouTube zu checken und kontinuierlich Zugriff auf einen unendlichen Fundus an Wissen im Internet zu haben.

Es ist nicht wirklich lange her, als die von mir aufgezählten Dinge in den Bereich der Phantasie verbannt worden wären. So etwas wie die Freizeit-Gesellschaft hat sich erst nach dem zweiten Weltkrieg entwickelt, als die Wirtschaft einen weltweiten Aufschwung erlebte und die Arbeitszeit in vielen Bereichen reduziert werden konnte. Davor galt man mit den ersten Fernsehern und Radios als privilegiert, hatte aber trotzdem nur ein recht übersichtliches Programm, auf welches man zugreifen konnte. Das was man heutzutage als Entertainment bezeichnen kann, wurde insbesondere ab der Mitte des 19. Jahrhunderts unter dem Begriff „Zirkus“ zusammengefasst.

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Hier konnte man einer wilden Mischung aus Museum, Tierschau, Akrobatik und Absonderlichkeiten begegnen, die man vielleicht aus Erzählungen kannte, sich aber jeglicher Vorstellungskraft entzog.  Man sah Künstler und Artisten, die einen so bleibenden Eindruck hinterließen, dass ihr Legendenstatus Jahrzehnte weiter strahlte. Tiere von denen man noch nie etwas gehört hatte, standen nur wenige Meter entfernt in der Manege während ihre wagemutigen Dompteure sie zu Kunststücken anstachelten, bei denen einem die Luft weg blieb. Alles in allem also ein Erlebnis, welches eine solch unvergleichliche Außenwirkung nach sich zog, dass zwangsläufig ein Massenphänomen daraus entstehen musste, an dessen Höhepunkt die Zelte mit so vielen Menschen gefüllt waren, wie bei heutigen Stadion-Konzerten. Insbesondere in Amerika, dem Schoß der Popkultur, konnte man den Zirkus beim Gedeihen beobachten. Mit der kommerziellen Nutzung der Eisenbahn ab den 1870er Jahren begann diese besondere Erfolgsgeschichte auf dem neuen Kontinent und konnte nur ab den 1950ern durch das Aufkommen der Unterhaltungsindustrie, sowie die damit einhergehende Verbreitung von Fernsehgeräten gestoppt werden. Dieser goldenen Ära hat die Autorin Linda Granfield in Zusammenarbeit mit dem Zirkushistoriker Fred Dahlinger Jr., sowie der Herausgeberin Noel Daniel  mit dem Buch „The Circus. 1870s-1950s“ ein gigantisches Denkmal beim TASCHEN-Verlag gesetzt. Genaugenommen kam vor Jahren ein für den Verlag üblich opulenter Band heraus, dessen Größe und Qualität sich in einem entsprechenden Preis spiegelten. Nun wurde dieses Buch glücklicherweise in die Bibliotheca Universalis überführt. Hier findet man eine kompaktere Version zu einem demokratischen Preis von gerade mal 14,99€ (Wir reden im vorliegenden Fall von 888 Seiten!).

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Dabei wird neben dem bewährten Prinzip kommentierter Bilder aus Archiven und Privatsammlungen, viel Wert auf die Historie allgemein gelegt. So kriegt man nicht nur einen Einblick in das Privatleben der Artisten, das Geschäft hinter der Fassade oder in gewaltigen Promo-Strategien der jeweiligen Zeit. Es werden einschneidende Erlebnisse wie der große Zirkusbrand vom 6. Juli 1944 in Hartford beleuchtet, die Entwicklung der großen Dynastien erklärt und die Ursprünge der jeweiligen Kunstform detailliert ausgebreitet. Zeitgleich wird bei all der Informationsfülle der Spagat zum Entertainment geschlagen. So bleibt die Lektüre durchgehend spannend und interessant, ohne zu sehr in Details zu versinken. Die eben erwähnten Bilder, die einen gleichwertigen Hauptaspekt des Werks bilden, tun ihr Übriges um den Leser in faszinierende Welten fallen zu lassen, die es durchgehend schaffen, das Lebensgefühl dieser eingeschworenen Gemeinschaften und das Treiben drum herum zu vermitteln.

Solltet ihr wie ich von der surrealen Welt des Zirkus und ihrer Bewohner fasziniert sein, gibt es wohl kaum ein vergleichbares Buch, welches im Bereich der Populär-Literatur sowohl qualitativ als auch quantitativ an „The Circus. 1870s-1950s“ heranreicht, euch zeitgleich dazu motiviert das nächste bunte Zelt in eurer Stadt zu besuchen, dort den süßlichen Geruch von Pocorn und Theaterschminke zu inhalieren und sich wie in alten Zeiten verzaubern zu lassen.

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TASCHEN WAREHOUSE SALE und GEWINNSPIEL

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Ihr werdet bemerkt haben, dass seit ZOMBIAC in Betrieb ist, eine Vielzahl an TASCHEN-Publikationen auf der Seite besprochen wurden. Es ist wohl offensichtlich, dass ich ein Fan des Verlags bin. Warum? Dort scheint es selbst für die abwegigsten Themen eine Nische zu geben und sollte es sich um Mainstream-Kost handeln, wird diese unnachahmlich aufbereitet.

So gibt es gelegentlich Beigaben, wie Original-Filmschnipsel bei „The Charlie Chaplin Archives“ oder „The James Bond Archives„, wertvolle Drucke und signierte Exemplare wie bei „Mick Rock. The Rise of David Bowie, 1972-1973“ oder einfach nur gigantische Rückblicke auf das Werk von Verlagen und Künstlern („75 Years of DC Comics„).

Dabei wird sowohl der Leser mit kleinem Geldbeutel (Kunst-Bände ab 10€ oder „Volksausgaben“ für ein wenig mehr bei gleichem Inhalt wie der große Bruder), als auch der vermögende Sammler mit Editionen für mehrere Tausend Euro bedient („Moonfire“ als extremes Beispiel mit Mondgestein(!) als zusätzlichen Anreiz). Natürlich kann man sich beim Blick auf den Katalog nicht alles leisten, aber nun gibt es endlich die Möglichkeit auch bei wertigeren Veröffentlichungen zuzuschlagen:

Vom 23. bis 26. Juni findet der große TASCHEN WAREHOUSE SALE statt! Bei Rabatten von 50% bis 75% auf Ansichtsexemplare und Bücher mit kleinen Mängeln könnt ihr euch entweder in den Stores in Köln und Hamburg oder direkt auf taschen.com eindecken!

Was es genau geben wird, erfahrt ihr bei Beginn des Sales, aber Titel wie „The Charlie Chaplin Archives“ oder die große „Hieronymus Bosch„-Monografie sind fest eingeplant!

Um das Ganze gebührend zu zelebrieren, findet in Zusammenarbeit mit und dank TASCHEN das erste Gewinnspiel bei ZOMBIAC statt und folgendes könnt ihr vielleicht schon bald euer Eigen nennen:

Unter allen Lesern, die bis zum 26.06.2016 (23:59) meine Seite und den Facebook-Beitrag zum TASCHEN SALE mit einem „Like“ markieren und öffentlich in ihrem Profil teilen, verlose ich ein (lieferbares) Buch eurer Wahl bis zu einem Bestellwert von 50€! Schaut euch ruhig auf taschen.com um! Neben den von mir schon besprochenen Titeln, gibt es auch eine Vielzahl an neuen Büchern, die nur zu empfehlen sind. Da wären zum Beispiel Exodus von SalgadoHelmut Newton. Us and Them oder Castros Kuba!

Viel Glück an alle Teilnehmer!

Teilnahmebedingungen
1. Teilnahmeberechtigte
Teilnehmen kann jede(r) Volljährige, ausgenommen Mitarbeiter der TASCHEN GmbH.
Eine Teilnahme über Gewinnspiel-Agenturen oder sonstige Dritte, die den Teilnehmer bei einer Vielzahl von Gewinnspielen anmelden, ist ausgeschlossen.
2. Teilnahmemöglichkeiten
Eine Teilnahme ist nur über Facebook möglich, indem der im Text angegebene Beitrag und die Facebook-Seite von ZOMBIAC mit einem „Like“ versehen und öffentlich geteilt wird. Das Gewinnspiel erfolgt ohne Zusammenarbeit mit Facebook.
3. Teilnahmeschluss
Teilnahmeschluss ist der 26.06.2016 um 23:59.
4. Gewinnermittlung
Der Gewinner wird per Los ermittelt.
5. Art der Gewinnbenachrichtigung
Der oder die Gewinner/in wird über eine persönliche Facebook-Nachricht schriftlich kontaktiert.
6. Veröffentlichung der Gewinner
Der Name des Gewinners wird nach seiner Ermittlung in anonymisierter Form auf zombiac.wordpress.com und der angeschlossenen Facebook-Seite veröffentlicht.
7. Der Rechtsweg
Eine Barauszahlung der Gewinne ist ebenso wie der Rechtsweg ausgeschlossen.

An American Odyssey

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Wenn ihr meinem Blog seit einiger Zeit folgt, werdet ihr sicher über meinen Artikel zu „Deutschland um 1900“ gestolpert sein. Falls nicht, empfehle ich dem Link zu folgen! 😉

Hier habe ich ganz offen über meine Faszination bezüglich dieses Buches berichtet. Farbfotografien aus einer Zeit, die über 100 Jahre zurück liegt, wirkten auf mich wie ein Fenster in eine andere Welt. Orte, die ich kenne waren fremd und doch vertraut. Wie ein Paralleluniversum, festgehalten für die Ewigkeit. Einen ähnlichen Eindruck kann man auch bei Marc Walters „An American Odyssey“ gewinnen, welches zwar schon vor meiner bereits besprochenen Ausgabe (ebenfalls bei TASCHEN) erschien, aber nun glücklicherweise ebenfalls seinen Weg in meine Hände gefunden hat.

Um diejenigen abzuholen, die sich gerade darüber wundern, dass es farbige Aufnahmen aus der eben erwähnten Epoche gibt, möchte ich etwas weiter ausholen und erklären wie das möglich sein kann. Die zu sehenden Photographien nennt man „Photochrome“. Schwarzweiß-Negative, die man dank eines lithografischen Verfahrens serienmäßig in Farbe produzieren konnte. Dabei wurden 14 Tintentöne in verschiedenen Farben eingesetzt, um das unglaubliche Ergebnis abliefern zu können. Diese Technik wurde von der Schweizer Druckerei Orell Füssli (auch heute noch als Holding existent) im Jahr 1889 in Zürich eingeführt und fand nachvollziehbar schnell Anklang in der Bevölkerung.

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Durch den immensen Erfolg war es bald möglich weltweit Zweigstellen zu eröffnen und damit die Produkte einer größeren Masse zur Verfügung zu stellen. Eine davon war die Detroit Photographic Company, die noch bis in die 1920er Jahre millionenfach Postkarten mit den im Buch zu sehenden Motiven produzierte. Das Geschäft brummte vor allem durch die Tourismus-Industrie, die schon damals wußte wie man Erinnerungsstücke an den Mann bringt. So wurden neben Karten und großen Drucken, zum Beispiel ganze Alben an den Verkaufsstellen der zahlreichen Sehenswürdigkeiten angeboten. Davon gab und gibt es nach wie vor mehr als genug. Der Unterschied liegt darin, dass gegen Ende des 19 Jahrhunderts die letzten Entdeckungen des Landes erst wenige Jahre zurück lagen. Ein Grand Canyon war zur Entstehungszeit der Bilder erst seid ca. 20 Jahre bekannt und für die meisten die davon gehört hatten schier unvorstellbar. Nun konnte man nicht nur von den Schätzen Nordamerikas berichten, sondern diese auch zeigen.

Hierbei folgen wir dem selben geografischen Prinzip wie bei „Deutschland um 1900„. Im Klartext begeben wir uns auf eine visuelle Reise vom östlichen Ende des Landes bis an die Westküste. Dabei wird den einzelnen Städten und Staaten unterschiedlich viel Platz eingeräumt. Zum einen vermutlich abhängig von der Frequentierung durch Touristen und andererseits durch die Auswahl der Sehenswürdigkeiten. Während New York faktisch an jeder Straßenecke etwas zu zum Entdecken bietet, müssen einige Landstriche wie Iowa mit nur wenigen Abbildungen auskommen, da Landwirtschaft und Industrie natürlich weniger Reize bieten als Naturspektakel oder aufregende Architektur.

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Von beidem findet man auf seiner Reise zuhauf. Die Niagara-Fälle, Wüstenlandschaften, an die jeweilige europäische Abstammung der Siedler erinnernde Gebäude und ihre Bewohner faszinieren von der ersten bis zur letzten Seite. Insbesondere Bilder, die man zwar erstmals sieht, die einem aber seltsamerweise bekannt vorkommen, haben eine ganze besondere Anziehungskraft. Wenn man die Cowboys auf ihren Pferden, die schwarze Bevölkerung auf den Baumwollplantagen oder die fast schon als exotische Tiere abgelichteten Indianer sieht, fühlt man sich in einen Film versetzt, bei dem man nicht genau weiß ob man den Anblick genießen darf oder nicht. Meine Faszination für historische Aspekte von Photographien sog alles genüßlich auf, während meiner rationale Seite bewusst wurde, dass ich ehemalige Sklaven und vertriebene Bevölkerungsgruppen beobachte. Doch genau dieser Zwiespalt, der von den Photographen sicherlich nicht beabsichtigt war, stellt einen ganz besonderen Pluspunkt dieser Veröffentlichung dar.

Während man nämlich bei dem Band zum Deutschland des 19. Jahrhunderts aufgrund der stilisierten Ausrichtung die Schattenseiten des Lebens und die Konfliktherde dieser Gesellschaft nicht mal erahnen konnte, gibt uns „An American Odyssey“ tatsächlich die Möglichkeit etwas reflektierter auf die dargestellten Orte und Menschen zu blicken.

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Als Fazit kann ich ziehen, dass dieses schwergewichtige Buch (selbes Kaliber wie „The Charlie Chaplin Archives“ oder „Deutschland um 1900„) nicht nur für Nordamerika-Fans, sondern für jeden Interessenten der Geschichte geeignet ist, der sich auf eine einzigartige Zeitreise begeben möchte. Hier erlebt man einen Hauch dessen, was einst als der „American Dream“ bekannt wurde und die Menschen noch heute über alle Maßen fasziniert. Ein Buch, welches mit 612 Seiten und über 2000 Aufnahmen nichts anderes als ein Abtauchen in die Geschichten hinter den Motiven zulässt. Eine klare Empfehlung meinerseits!

 

Mick Rock. The Rise of David Bowie, 1972-73

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Anfang diesen Jahres verstarb eine der schillerndsten Figuren des Pop, die das letzte Jahrhundert hervorgebracht hat. David Bowie, Vorbild und Inspiration für Musiker über alle Genre-Grenzen hinweg. Während sich einige Bands musikalisch an seinem Schaffen orientierten, ebnete der Brite auch visuell anderen Legenden den Weg.
Im absoluten Mainstream erschuf sich Lady Gaga immer wieder aufs Neue und passte in diesem Zuge ihre Optik auf mehr oder minder kreative Weise an. Die deutlichsten Anleihen finden wir jedoch bei Marilyn Manson, der sich am offensichtlichsten bei Bowies frühen Auftritten bediente. Ob es sich um die rasierten Brauen, die verschiedenen Augenfarben (bei Bowie von Natur aus, bei Manson durch eine milchige Linse) oder verwendeten Symbole (Ziggy Stardust vs. Antichrist Superstar) handelt ist irrelevant, wenn man sich das Gesamtkonstrukt als Verneigung vor einem Genie vorstellen darf. In jedem Fall, sieht man den Einfluss, den der Mann über Jahrzehnte hinweg auf die gesamte Branche ausübte.
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Den Anfang dieses Prozesses oder eher gesagt den Beginn der explosionsartigen Karriere Bowies fing der ebenfalls namhafte Fotograf Mick Rock ein, der als ständiger Begleiter, Video-Regisseur und Freund an der Seite des Musikers stand und damit den Aufstieg von Ziggy Stardust (eines der viele Alter Egos und Kunstfiguren David Bowies) dokumentierte. Damit fing auch Rocks unglaubliche Karriere an, die Lou Reed, Iggy Pop, die Ramones, Queen oder die Sex Pistols im Portfolio umfasste und damit das Bild ganzer Generationen definierte.
Um die Masse an ikonenhaften und teils bisher unveröffentlichten Aufnahmen den Fans zugänglich zu machen, brachte der TASCHEN-Verlag im letzten Jahr den Foto-Band „Mick Rock. The Rise of David Bowie, 1972-73“ heraus, den man typisch für die Unternehmenspolitik zunächst in limitierter Auflage anbot. Diese kam aber nicht von ungefähr: die 1.972 Exemplare wurde allesamt von Rock und Bowie handsigniert. Davon konnte man wiederum 200 Versionen mit einem signierten Pigmentdruck erwerben. Die Preise waren dementsprechend einem Segment zuzuordnen, welchem sich der Normal-Verdiener vermutlich nicht mal nähern würde. Trotzdem war es nicht weiter verwunderlich, dass nach Bowies Tod alle Exemplare restlos vergriffen waren. Nur noch wenige sind in den TASCHEN-Stores verfügbar und in ihrem Wert gestiegen.
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Nun haben auch alle Anhänger mit kleinerem Budget, die Möglichkeit sich die Bilder im XL-Format zu Gemüte zu führen. Seit diesem Monat liegt nämlich die „Standardausgabe“ der Buchs aus, welches inhaltlich keinen Unterschied zu den großen Brüdern aufweist. Man findet beim Aufschlagen des Werks wirklich alles was das Fan-Herz begehrt. Angefangen bei Konzert-Aufnahmen, die im Vergleich zu späteren Verhältnissen ein geradezu winziges Publikum zeigen, Standbilder aus Promofilmen und Musik-Videos, private Abbildungen (beim Schlafen, essen, umziehen) und Fotos für die Ewigkeit, auf die auch in Zukunft zurückgegriffen wird, um den Urknall des Glam zu visualisieren.
Eingeleitet werden die einzelnen Bildreihen von Überschriften in Form der Titel des damals erschienenen Albums „The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars“. Diese geben mit einem kleinen Lyrics-Zitat jeweils eine Grundstimmung vor, die das gesamte Buch angenehm strukturiert und es dadurch nicht zu einem Sammelsurium verkommen lässt.
Dem wird noch eine wunderbare Einleitung samt Interview mit dem Fotografen vorangestellt, die den Werdegang der beiden Männer nachzeichnet und eine Perspektive der Protagonisten bietet, die den aufkommenden Erfolg hautnah miterleben und vor allem gestalten durften. Dabei werden Einblicke in eine Zeit gewährt, die eine Jugendkultur erst ermöglicht und heute als Alltag angesehene Grenzen definiert hat, indem alte Barrieren niedergerissen wurden. Als jemand, der weit nach dieser Ära das Licht der Welt erblickt hat, beschleicht mich tatsächlich eine Art Wehmut, so etwas nicht selbst erfahren zu dürfen.
Im Gesamten kann man diesen Band wirklich jedem ans Herz legen, der sich als Fan des legendären David Bowie bezeichnet. Eine vergleichbare Sammlung aus der Zeit des Ziggy Stardust und damit dem Beginn einer unvergleichbaren Karriere, wird man kein zweites mal finden. Für alle anderen können die handwerklich perfekt in Szene gesetzten Motive ein Anreiz sein, sich an die Musik des Künstlers heranzuwagen und sich selbst von der Legitimation seines Erfolgs zu überzeugen.
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Tattoo Super Models

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Mit der folgenden Review eröffne ich zeitgleich eine neue Kategorie auf ZOMBIAC: Fotografie!

Wie die meisten von euch wissen sollten, beschränkt sich heutzutage visuelle Kunst nicht nur auf einen bestimmten Bereich, sondern wird mit den Jahren erweitert. Zum Beispiel wäre man vor nicht allzu langer Zeit ausgelacht worden, wenn man als erwachsener Mann zugegeben hätte Comics zu lesen. An der Etablierung der sogenannten „Graphic Novel“ und dem immensen Erfolg einschlägiger Verfilmungen kann man ablesen, wie weit diese Form des Geschichten-Erzählens im Mainstream angekommen ist.

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Tattoo model Leah Jung doing a back bend completely nude, photographed by Christian Saint

Von einer ähnlichen Story können tätowierte Menschen in einer noch extremeren Form berichten. Während Comics ab einem gewissen Alter als seltsam empfunden wurden, schlug permanenten Körperverzierungen regelrecht Hass und Ablehnung entgegen. Assoziationen mit Kriminalität, Drogenmilieu und Mangel an Bildung wurden schnell gezogen. Die scheinbar einzige Personengruppe, die es sich erlauben konnte offen mit dem Thema umzugehen, waren vor allem Musiker.

Inzwischen hat sich ein nicht zu leugnender Wandel vollzogen, der weg vom einfachen Handwerk für Außenseiter der Gesellschaft, hin zur Kunst für jedermann führte. Neben dem Fortschritt auf praktischer Ebene (professioneller, objektiv schöner, experimentierfreudiger), halfen auch prominente Vorbilder aus Sport und Medien deutlich nach, indem sie sich auf dem Platz oder rotem Teppich offen mit ihren Hautbildern präsentierten. Ein eher bizarres aber doch passendes Beispiel wäre ein Promi wie Justin Bieber, der den Prototyp des Teenyschwarms verkörpert wie kein anderer. Zeitgleich ist er stark tätowiert ohne, dass sein Image (zumindest in Bezug auf seine Optik) Schaden genommen hätte. In der Ära der Boybands wäre das ein Grund seine Karriere zu begraben. Ein weitere Berufsstand, der von seiner Optik lebt, aber mit Tattoos bis dato kaum von der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde sind Models. Richtig gehört: Frauen, die fast surreal schön sind, sich auf Catwalks und in Photosessions trauen, aber bei denen der Blick des Zuschauers vom fast perfekten Körper hin zu Meisterwerken wandert, die das Gesamtbild umso mehr abrunden.

Tattooed model Hattie Watson photography by Christian Saint.

Tattooed model Hattie Watson photography by Christian Saint.

Um eben diesen Damen zu huldigen, erschien beim GOLIATH Verlag vor kurzem der Bildband „Tattoo Super Models“, der auf fast 140 Seiten zeigt, dass es extrem sexy ist den einen Moment zu leben und nicht darüber nachzudenken, was die Welt in 30 Jahren über die dauerhaften Schmuckstücke denken wird. Die Bilder präsentieren selbstbewusste Schönheiten, die sich entgegen aller Konvention dazu entschieden haben, einen unwiderruflichen Weg zu gehen und damit nun Erfolge feiern. Ob mit viel nackter Haut oder mit aufreizenden Dessous, bei dem vorliegenden Band wird (zumindest für den Großteil der Bevölkerung) eine gänzlich neue Dimension in Bezug auf Ästhetik beigefügt, die die Körper der Frauen noch aufregender und damit den Inhalt zur visuellen Achterbahnfahrt macht.

Dabei werden die Motive bewusst hochstilisiert und in einen eher für Fashion- und Beauty-Kampagnen bekannten Kontext gesetzt, der die Darstellungen noch weiter von der konventionellen Fotografie abhebt. Das dies kein Zufall ist, verdanken wir dem in Brooklyn ansäßigen Fotografen Christian Saint, der über 20 Jahren als Profi im Bereich (wie schon angedeutet) Fashion, Beauty und Celebrity tätig war und sich nach Ermüdungserscheinungen durch das ihm vorgesetzte Schönheitsideal dazu überging seinen Schwerpunkt auf die Tattoo-Szene zu legen. „Tattoo Super Models“ ist dabei wohl der beeindruckendste Beweis dafür, dass er die vollkommen richtige Entscheidung traf. Wer diese Form der Ästhetik ansprechend findet, der kommt an diesem Buch wohl nicht vorbei!

Alt tattooed model Vanessa Lake photographed by Cristian Saint.

Alt tattooed model Vanessa Lake photographed by Cristian Saint.

Für all diejenigen, die mehr aus diesem Bereich sehen wollen und dabei auch eher „verruchteren“ Themen nicht abgeneigt sind, bietet GOLIATH eine Vielzahl an Bildbänden aus den Sparten Fetisch, Akt und auch erotische Abarbeitungen im historischen Kontext. Für die Sammler unter euch gibt es auch limitierte und signierte Editionen und Kunstdrucke zu erwerben. Ein gutes Beispiel für die Vielfältigkeit des Bereichs wäre das ebenfalls vor kurzem erschienene „Naked Fashion Girls“, welches den Weg der Natürlichkeit bestreitet, den rauen Look der unverfälschten Spontanität geht und dabei Frauen aus der Fashion-Branche in all ihrer natürlichen Schönheit darstellt. Interessenten können sich einfach mal auf der Seite umsehen und sich selbst ein Bild davon machen. Wer weiß? Vielleicht entdeckt man auch Facetten an sich selbst, die einem bisher verborgen blieben.