[Rezension] Das Star Wars Archiv. 1999–2005 (TASCHEN)

Wer sich nur im Ansatz mit dem Fandom um Star Wars beschäftigt, weiß um den schweren Stand der Prequel-Trilogie, die viele als seelenloses CGI-Spektakel verschreien, welches nicht im Ansatz an das Original heranreicht. Trotzdem muss hier eine Lanze für die Episoden I bis III gebrochen werden, die für eine ganze Generation als Einstieg in die Abenteuer „[…] in einer weit, weit entfernten Galaxis“ fungiert haben. Als neunjähriger habe ich im Kino mit großen Augen dem Podracer-Rennen zugesehen, über die Slapstick-Einlagen von Jar Jar Binks gelacht und bei dem finalen Laserschwertkampf zwischen Obi Wan, Qui Gon und dem düsteren Darth Maul mitgefiebert. Damals konnte es mir nicht gleichgültiger sein, dass Fans der ersten Stunde die einen Dinge vermisst und die anderen verflucht haben. Ich war gebannt und als Teenager bei den beiden Fortsetzungen schon am ersten Kino-Tag im Saal, um die Vorgeschichte der Star Wars-Saga geradezu zu inhalieren.

Ich kann garantieren, dass es nicht nur mir so ging. Millionen junger Leute haben erst durch diese Neuauflage Interesse daran bekommen die alten Streifen aus den 70ern bzw. 80ern anzusehen und damit den Kreis dieser Geschichte zu schließen. Umso mehr freut es mich, dass TASCHEN nach ihrem gigantischen Werk zur ursprünglichen Trilogie nun auch der Vorgeschichte einen eigenen XXL-Band spendiert hat. Zwar war ich mir fast schon sicher, dass diese Fortsetzung kommen würde, aber die Angst, dass Puristen reinreden und das Projekt verhindern würden war bei mir durchaus gegeben. Nun ist aber Das Star Wars Archiv. 1999–2005 in deutscher Sprache erschienen und wie schon beim Erstling sind Sorgen um einen aufgewärmten Kaffee vollkommen unbegründet.

Man kann davon ausgehen, dass Fans, die 150€ für ein Buch in die Hand nehmen (trotz mehr als gegebenem Preis-Leistungs-Verhältnis) mit allergrößter Sicherheit schon alles an relevanter Sekundärliteratur und Nischenprodukten in ihrem Regal stehen haben, um ihr Bedürfnis nach Informationen zu Jedis, Siths, der Rebellion und dem Imperium zu befriedigen. Doch wie schon zuvor haben TASCHEN es mit Leichtigkeit geschafft hier gefühlt die Bibel zu Star Wars zu publizieren, während „vergleichbare“ Bände sowohl haptisch als auch inhaltlich geradezu verblassen. Damit ist natürlich nicht gemeint, dass hier die seit Jahrzehnten florierende Fanfiction zelebriert wird, die erklärt wie bestimmte Raumschiffe fliegen und woher die Jedi welche Kräfte bekommen. Hier geht es einzig und allein um das Filmprodukt, welches in seiner Größe und Tragweite vermutlich gleich mehrere dicke Schinken füllen könnte. Der Inhalt ist dabei, wie kurz angedeutet, auf keinen Fall schon bekanntes oder nur neu verpacktes Material. Denn neben den bekannten Shots und Promo-Bildern gibt es hier überwiegend unbekannte Drehbuchseiten, Konzeptentwürfe, Storyboards und Fotos von den Sets, die durch Fußnoten in einen Kontext gesetzt werden und dadurch zu einem Verständnis für den Prozess beitragen. Dieser besteht dabei aus deutlich mehr als ein paar Schauspielern, die vor einem Bluescreen mit der Luft reden, wie es diesen Filmen gerne angedichtet wird. Zwar macht George Lucas in dem Band kein Geheimnis aus seiner Affinität zur digitalen Technik, die er bei vorangeschrittener Entwicklung und einem entsprechenden Budget mit aller Sicherheit auch in seinen ersten Streifen verwendet hätte, aber Fans werden sicher überrascht sein wie viel praktisch hergestellt wurde. Zahlreiche Sets, bei denen man hätte schwören können, dass nichts reales auf der Leinwand zu sehen ist, basieren verdammt oft auf kunstvoller Handarbeit und unfassbar langer Vorbereitung.

Doch bevor es ans Eingemachte mit der Einführung des jungen Ben Kenobi und des noch unschuldigen Anakin Skywalker geht, wird überraschenderweise zunächst die Lücke zwischen den beiden Trilogien geschlossen, in der die nicht minder kontroversen Special Editions der Episoden IV bis VI veröffentlicht wurden. Schon hier zeichnete sich ab, was George Lucas nur wenige Jahre später auf Fans und diejenigen, die es noch werden sollten loslassen wollte. Stichworte wären ungewöhnliche Kameras, Bluescreen, etc. Deutlich wird das Ganze in jedem der vier Kapitel (eins pro Film bzw. eins gebündelt für die Special Editions) durch die eingestreuten Aussagen der Beteiligten, von denen sich nur das Gespräch zwischen dem Autoren Paul Duncan (Das Star Wars Archiv. 1977-1938, The Charlie Chaplin Archives, The James Bond Archives) und Regisseur Lucas wie ein roter Faden durch das Buch zieht. Es hat in dem Sinne etwas von einem Audiokommentar. Die anderen Mitarbeiter werden thematisch platziert und vertiefen die Entwicklungsstufen, wie es schon im Vorgängerband der Fall gewesen ist. Es kommen dabei entsprechend des kreativen und technischen Aufwands primär Menschen zu Wort, die hinter den Kulissen dieses gewaltige Universum aus dem nichts gestampft haben. Dazu gehören bekannte Namen wie Rick McCallum (Produzent), Doug Chiang (Illustrator und SFX-Supervisor), Ryan Church (Konzeptzeichner) oder Ben Burtt (Technik und Sounddesign). Die Schauspieler dürfen zwar selbstverständlich nicht fehlen, nehmen aber entsprechend der Stoßrichtung des Bandes keinen zentralen Standpunkt ein. Was wiederum nicht heißt, dass man keine neuen Erkenntnisse aus ihren Gedanken zur Darstellung ihrer Figuren ziehen kann.

Während man nun den Gedankengängen der Beteiligten folgt, wird ersichtlich wie genau George Lucas wusste wohin die Reise gehen würde. Natürlich stand nicht schon in den 80ern ein genauer Plot fest, der nur noch in ein Drehbuch gegossen werden musste, aber die Figuren und ihre Hintergründe hatten schon so viel Tiefe, dass die Erzählung des Ursprungs geradezu unvermeidbar wirkt. Umso spannender ist es zu sehen wie alte Ideen zur Realität wurden, gänzlich neue Ansätze entstanden und zusammen in einer Symbiose aufgingen, die wir später als Prequel-Trilogie kennenlernen sollten. Zwar muss man sich ein wenig an den sprunghaften Charakter der Erzählung gewöhnen (es ist wirklich mehr ein schriftlicher Audiokommentar als eine chronologische Abfassung), aber da man Das Star Wars Archiv. 1999–2005 auch locker unter dem Begriff „Sachbuch“ einordnen kann, lädt es ohnehin mehr dazu ein bestimmte Aspekte zum Film nachzuschlagen, als es in einem Rutsch durchzulesen.

Was man dabei vor allem, insbesondere infolge des zeitlichen Abstands mitnimmt, ist der revolutionäre Aspekt dieser Filme. Ausgestattet mit dem nötigen Budget, Kontakten und einer Vision hat George Lucas schon in den 90ern gewusst, dass das Kino der Zukunft digital und die richtige Kombination aus praktischen und künstlichen Effekten eines Tages zum Standard werden würde. Damals noch mit Skepsis begegnet, kann man heutzutage davon sprechen, dass Türen für Kreative in der Branche aufgestoßen wurden, die nun den Look und Feel des modernen Films bestimmen. Als Kind habe ich mir nichts bei der Schlacht der Gungans gegen die Droidenarmee gedacht, und den eindeutig digitalen Look von Episode II und III schulterzuckend akzeptiert. Nun zu lesen welche gigantischen Evolutionsschritte diese Filme ausgelöst haben, lässt mich die Trilogie mit einem anderen und vor allem verständnisvolleren Blick betrachten und inspiriert mich in absehbarer Zeit wieder die verstaubten BluRays erneut einzulegen.

Alles in allem muss man TASCHEN dafür danken, dass sie mit Das Star Wars Archiv. 1999–2005 ein Buch herausgebracht haben, welches im Endeffekt die Kernelemente der zahlreichen Making Of-Bände und Begleitpublikationen kombiniert und damit das ultimative Nachschlagewerk darstellt, wenn man sich primär für den Film als Kunstwerk interessiert. Es sei hierbei garantiert, dass man kein inhaltlich tieferes und äußerlich opulenteres Werk findet. In dem Zusammenhang darf man nur darauf hoffen, dass weitere Veröffentlichungen in Planung sind. mit den Sequels, Spin-Offs und Serien sollte zumindest mehr als genug Stoff vorhanden sein.

Das Star Wars Archiv. 1999-2005
Verlag: TASCHEN 
Autor: Paul Duncan
Format: Hardcover, Halbleinen, 41,1 x 30 cm, 6,90 kg
Seitenzahl: 600 
Preis: 150 EUR 

[Rezension] Das Star Wars Archiv. 1977-1983 (TASCHEN)

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Star Wars ist ein Phänomen, dass Generationen verbindet und zu den wenigen Produkten der Popkultur gehört, dass auch nach über 40 Jahren seines Bestehens immer mehr Fans generiert. Dabei sind dafür in erster Linie nicht die neuen Serien, Lizenzen und Neuverfilmungen verantwortlich, sondern die ursprüngliche Trilogie von George Lucas, die nicht nur unser Verständnis von Science-Fiction, sondern die gesamte Filmlandschaft von Grund auf verändert hat.

Genau um diese Filme dreht sich die aktuelle Veröffentlichung des TASCHEN-Verlags von Paul Duncan (Das Charlie Chaplin Archiv, Das James Bond Archiv), die ganz in der Tradition vorangegangener Bände zur Filmgeschichte Das Star Wars Archiv. 1977-1983 benannt wurde.

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Nun könnte man als langjähriger Fan der Reihe anmerken, dass seit dem Urknall in Form von Krieg der Sterne (1977) unzählige Bücher zur Entstehungsgeschichte veröffentlicht wurden. Dabei lässt man jedoch außer Acht, dass wir hier von einem Verlag sprechen, der mit seinen Verbindungen in die Kreativbranche einen deutlich besseren Zugriff auf Material wie Fotografien, Skizzen, Drehbuchentwürfe usw. hat. Hinzu kommt der qualitative Aspekt, der sich auf Umfang, Bindung und Druck bezieht und hierbei die Konkurrenz, insbesondere im Bereich von popkulturellen Themen, de facto unter sich begräbt.

Auch Das Star Wars Archiv. 1977-1983 stellt hier keine Ausnahme dar, welches in enger Kooperation mit George Lucas und Lucasfilm entstanden ist. Das erkennt man vor allem an einem Exklusivinterview mit Lucas und unzähligen selten gezeigten Dokumenten und Fotos, die den Leser mit ihrer Fülle von über 600 Seiten im XXL-Format fast zu erschlagen drohen. Doch wann hat sich jemals ein Star Wars-Fan über zu viel Input beschwert? Zu diesem gehört auch ein eher ungewöhnlicher aber interessanter Einstieg, der basierend auf dem eben erwähnten Interview und Zitaten von Lucas Wegbegleitern, den Werdegang des Regisseurs ab seiner Kindheit, über sein Studium, bis hin zu seinem auch für ihn überraschenden Durchbruch skizziert. Dabei ist die Erzählung seines Lebens kein 0815-Abriss, wie man ihn schon in vielen Feullitons nachlesen konnte, sondern ein detaillierter Einblick in Entscheidungsprozesse, Gedankengänge und Inspirationen für Figuren, Settings und Story-Verläufe.

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Dem folgen den jeweils einzelnen Filmen zugeschriebene Kapitel, die die Entstehung der Saga in aller Ausführlichkeit von der ersten Idee bis zur realen Umsetzung beschreiben. Hierbei kommt, wie im ersten Teil des Bands, primär George Lucas zu Wort, während einzelne Passagen mit Aussagen der beteiligten Schauspieler, Designer, Modellbauer und anderer Beteiligter informativ unterfüttert werden. Zeitgleich werden die zahlreichen Abbildungen mit kleinen Texten versehen, die nicht nur erklären, was man gerade zu sehen bekommt, sondern in den meisten Fällen auch Hintergrundinformationen zur jeweiligen Szene, Skizze oder Drehbuchseite liefern.

Dabei werden auch private Details aus dem Leben der Beteiligten, insbesondere von Lucas, nicht außen vor gelassen, wenn diese einen direkten Einfluss auf die Entstehung der Filme hatten. Dazu gehört natürlich auch das Eheleben, welches nicht unberührt von solch ambitionierten Projekten bleibt. Selbiges gilt auch für den Umgang innerhalb des Filmteams, der bisweilen, basierend auf großen Egos und Unsicherheiten, recht unangenehm sein konnte. Selbstverständlich ist ein Buch dieser Größenordnung und Thematik im Kern eine Hommage an die Star Wars-Reihe, die die positiven Aspekte so weit in den Vordergrund rückt, dass die negativen zu verblassen scheinen. Trotzdem sollte festgestellt werden, dass sich hier nicht vor unschönen Momenten während der Jahre 1977 bis 1983 weggeduckt wird. Zu diesen gehören, der Vollständigkeit halber, auch die seltsamen Auswürfe, die sich in den fast vergessenen Spin-Offs wie den Holiday Specials oder den Ewok-Verfilmungen manifestiert haben. Diese waren ein mehr als offensichtlicher Versuch die Hype-Maschine am Laufen zu halten, was in dem Kontext nicht negiert wird und in einem eigenen Teil am Ende des Buches behandelt wird. In diesem Sinne wird faktisch nichts außen vor gelassen und dem geneigten Leser der wohl umfangreichste Einblick in die Maschinerie von Star Wars gewährt, der jemals veröffentlicht wurde.

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Auf dieser Reise wird des Weiteren (zum Glück) darauf verzichtet eine stringente Abfolge getroffener Entscheidungen und Szenen aneinander zu reihen, sondern darauf geachtet die Entwicklung der drei legendären Filme auch im Hinblick auf Charakterentwicklung genau wiederzugeben, was insbesondere im Kapitel zu Krieg der Sterne spürbar wird. So sieht man, in meinen Augen zum ersten Mal, wie anstrengend und bei weitem nicht so sicher, wie es das Ergebnis suggeriert, der Prozess vom ersten Gedanken zur realen Umsetzung ist.

Wie man an der bisherigen Beschreibung unschwer erkennen kann, ist der Umfang bei dem gegebenen Inhalt und der Seitenzahl auch physisch nicht zu unterschätzen. Wie man es von den TASCHEN-Veröffentlichungen im XXL-Format gewöhnt ist, kommt auch der vorliegende Band mit einem Tragegriff, um sich keinen Hexenschuss zu holen, während man das im Querformat erschienene Buch auf einem Tisch platziert. Denn die Möglichkeit sich diesen Schinken im Sessel zu Gemüte zu führen ist allein schon praktisch eher ein schwieriges Unterfangen. Diesen Umstand würde ich jedoch nicht als Problem begreifen, denn Bilder und Inhalt fordern ein entsprechendes Format, welches der Saga in ihrer Größe erst gerecht wird.

Alles in allem ist Das Star Wars Archiv. 1977-1983 daher nichts anderes als eine Pflichtlektüre für jeden Cineasten und Star Wars-Fan. Man wird keine andere Veröffentlichung finden, die in Sachen Qualität und Quantität im Ansatz an den vorliegenden Band heran reicht. Das Ganze hat mit 150€ zwar auch seinen stolzen Preis, dieser speist sich jedoch nicht allein aus der Lizenz, sondern schlicht und ergreifend aus den schon beschriebenen Aspekten, die eine Anschaffung in jeder Hinsicht rechtfertigen und Lust auf eine potentiell weitere Veröffentlichung zur Prequel-Trilogie machen. Bis dahin sollte man sich auf jeden Fall die Zeit mit dem vorliegenden Werk befassen.

Das Star Wars Archiv. 1977-1983  
Verlag: TASCHEN 
Autor: Paul Duncan 
Sprache: Deutsch 
Format: Hardcover, Halbleinen 41,1 x 30 cm 
Seitenzahl: 604 
Preis: 150 EUR

 

The Charlie Chaplin Archives

Um es sogleich vorweg zu nehmen: Der TASCHEN-Verlag hat es mal wieder geschafft sowohl Qualität als auch Quantität in Perfektion verschmelzen zu lassen. Der vorliegende Prachtband „The Charlie Chaplin Archives“ ist alles und vielleicht sogar etwas mehr als sich so mancher Fan wünschen kann.

Den glücklichen Umstand, als Laie einen detaillierten Blick hinter die Kullisen der Entstehungsgeschichte aller(!) Werke Chaplins werfen zu können, verdanken wir seinen beiden Halbbrüdern Sydney Chaplin und Wheeler Dryden. Die beiden waren dafür verantwortlich, die Chaplin-Studios zu räumen als die Familie in die Schweiz umzog. Nun liegt dieser gewaltige Schatz nach 10 Jahren Arbeit, in denen die geretteten Dokumente und Schriftstücke katalogisiert und eingescannt wurden, in all seiner Schönheit vor.

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Paul Duncan, der schon das James Bond-Archiv zusammenstellte, trug für diesen Band in Überformat die wichtigsten Informationen und Aufnahmen zusammen um ein detailliertes Bild zu schaffen, welches das Genie eines Charlie Chaplin sowohl in der Arbeit als auch im privaten Umfeld einfängt.

Dabei fängt er schon bei den ersten Schritten auf der Bühne als Kind an, welches ein paar Groschen für die Familie dazu verdienen will. Schon damals erkannte man in ihm das schlummernde Talent, dass eine Tages zu einem der größten Schauspieler aller Zeiten avancieren sollte. Ausgeschmückt mit allerlei teils unbekannten Ablichtungen, erfährt die Beschreibung etwas Greifbares, welches durch die durchgehenden Zeitzeugen-Aussagen an Tiefe gewinnt. Diese setzen sich aus Beschreibungen Chaplins und seiner Weggefährten zusammen, die um einige Details durch Einwürfe der Macher des Bandes ergänzt werden.

Durch diesen Stil, der sich durch das gesamte Buch zieht, werden in schönster Weise private Momente mit denen am Set in Verbindung gebracht. Im Detail wären es Umbesetzungen, Liebschaften, Entdeckungen von Talenten, Verhältnisse zu Personen des öffentlichen Lebens, sowie Tragödien, die das Leben Charlie Chaplins vom Anfang bis zum Ende durchziehen.

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Es werden dabei in chronologischer Abfolge alle Stationen auf den Bühnen dieser Welt erfasst, bewertet, kommentiert und in einen überspannenden Zusammenhang gesetzt. Angefangen bei einem Varieté-Ensemble, über Chaplins persönliche Entdeckung des Mediums Film in den USA, bis hin zu seinen Einsätzen für „Keystone“, „Essanay“, „Mutual“, sowie „First National“, die ihn einem größeren Publikum zugänglich machten. Dabei kommen viele Anekdoten ans Licht, die eine Erklärung für viele Entscheidungen in seiner Karriere liefern und dem Leser die Entwicklung seiner berühmtesten Figur, des Tramps, lebendig vor Augen führen.

Danach folgen die Werke, die vermutlich jeder, egal ob Cineast oder Gelegenheitskonsument, gleichermaßen kennen und lieben sollte: „A Woman In Paris“ (1923), „Goldrausch“ (1925), „Circus“ (1928), „Lichter der Großstadt“ (1931), „Moderne Zeiten“ (1936) sowie einer der legendärsten Filme überhaupt – „Der große Diktator“ (1940).

Hier wird sich wie schon bei den Kurzfilmen, am Set-Geschehen, dem fast schon manischen Perfektionismus Chaplins und den Reaktionen auf die jeweilige Veröffentlichung abgearbeitet, die vieles in einem neuen Licht erscheinen lassen.

Selbstverständlich werden hier auch die Spätwerke „Monsieur Verdoux – Der Frauenmörder von Paris“ (1947), „Rampenlicht“ (1952), „Ein König in New York“ (1957), sowie die letzte vollendete Arbeit „Die Gräfin von Hongkong“ (1967) berücksichtigt. Insbesondere letzteres Kapitel ist äußerst amüsant im Bezug auf Chaplins Verhältnis zu den Hauptdarstellern Sophia Loren und Marlon Brando, welcher vom Großmeister wie ein Schuljungen getadelt wird.

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Als Abschluss kann man sich die nie vollendeten oder nie veröffentlichten Filme in Form von Skripten, Fotografien und Hintergrundinformationen zu Gemüte führen. Es ist zum Beispiel erstaunlich festzustellen, dass ein komplett fertiges Werk wie „A Woman of the Sea“ vernichtet wurde, aus der Idee Napoleon zu spielen „Der große Diktator“ wurde und sich die letzten Gedanken Chaplins in Form von „The Freak“ in ein Drama mit Fantasy-Einschlag hätten manifestieren können.

Als Fazit lässt sich ziehen, dass dieser Band ein unumgängliches Must-Have für jeden Charlie Chaplin-Fan und Cineasten darstellt. Wie so einige Veröffentlichungen bei TASCHEN zuvor, schlägt der Preis von 150 Euro zwar so manche Geldbörse durch, ist aber jeden Cent wert. Wir reden hier von einem 560 starken, im Überformat gelieferten Werk, dass mit seinen 7 Kilo deutlich macht was in ihm steckt. Wer der englischen Sprache im Übrigen nicht mächtig sein sollte, kann in dem komplett auf deutsch gedruckten Beiheft in die Archive abtauchen. Als zusätzlichen Anreiz enthalten die ersten 10.000 Exemplaren einen kostbaren Filmstreifen mit 12 Einzelbildern aus Lichter der Großstadt (1931), der aus einem 35-mm-Film aus dem Chaplin-Archiv geschnitten wurde.