Eingefleischte Fans wissen, dass Ektomorf regelmäßig Gäste auf deutschen Bühnen sind und dabei auch in schöner Regelmäßigkeit der bayerischen Landeshauptstadt einen Besuch abstatten. Das letzte mal ist mit dem berühmten „Free & Easy“-Festival im Backstage erst wenige Monate her, aber das hindert das ungarische Quartett nicht daran mit ihrem neuesten Album „Aggressor“ wieder die kultige Halle zu bespielen.

Cane Hill
Natürlich kam die Band am 27.11. nicht alleine, sondern stellte sich eine bunte Mischung aus Support-Acts zusammen, die mit vier an der Zahl die Menge ordentlich zum schwitzen bringen sollte.

Cane Hill
Genau das haben die Musiker allesamt mit Bravour gemeistert. Den Anfang machten die Ungarn um „Cain Hill“, die sowohl optisch (weiße Jumpsuits und Masken) als auch musikalisch ganz dem Genre des Nu-Metal zuzuordnen sind. Fette Riffs, treibende Drums und ein extrem variabler Gesang in Form von Sprechpassagen, Shouts und melodiösen Lines sind die Mischung meiner Jugend und auch ein großer Einfluss auf die Hauptband des Abends. Wie um ihre musikalische Herkunft zu unterstreichen, wurden gleich zwei Cover präsentiert, die die dargebotene Mischung vermutlich am besten umschreiben. „Break Stuff“ von Limp Bizkit und „Duality“ von Slipknot brachten Erinnerungen zurück und die ersten Köpfe zum nicken. Leider ging aufgrund der recht frühen Stunde und der leider abhanden gekommenen Eigenständigkeit in Bezug auf den Sound (trotz solider Performance) nicht mehr als ein zustimmender Applaus. Nichtsdestotrotz eine passende Eröffnung des Konzerts und durchaus unterhaltsam. Eine individuellere Note und die Jungs könnten öfter vorbei kommen!

Etecc
Nun folgte die Wolfsburger Formation „Etecc“, die sich zwar ebenfalls bei großen musikalischen Vorbildern (Stichwort „Pantera“) bediente, aber durch ihre bloße Präsenz und Sicherheit auf der Bühne in die Herzen der Zuschauer spielte. Insbesondere Frontmann Rouven wußte mit animierenden Ansagen und selbstbewußter Performance wirklich zu überzeugen. Hier kreisten schon die ersten Matten ohne jeden Zwang, der bei Verbands oft mitschwingt. Erstaunlich, dass ich vorher noch nie was von den Jungs mitbekommen habe. Bei so einer Show sieht man schon der nächsten eigenständigen Tour der Band entgegen. Headliner-Potential ist hier geboten! Notiert euch den Namen und ab zum nächstgelegenen Gig!

Etecc
Die nächsten auf der Liste waren die aus Ungarn stammenden „Hot Beaver“, die sich in Bezug auf Bühnenpräsenz ebenfalls nicht hinter ihren Kollegen verstecken müssen. Sich selbst als „Grunge Metal“ bezeichnend, findet man das erste Element zwar großteils nur in den ruhigeren Passagen, aber ansonsten ist der Ton mit der Umschreibung genau richtig angegeben. Bierselige, positive Vibes im Mid-Tempo, kombiniert mit melancholischen Passagen bieten die perfekte Mischung um die Haare kreisen zu lassen und in der Gemeinschaft das ein oder andere Bier zu kippen. Genau das machte die Band in ihrer Spielzeit in regelmäßigen Abständen. Wer nichts zu trinken hatte, bekam es sogleich von der Bühne gereicht und konnte Teil der Party werden. Wahnsinnig sympathische Jungs mit frecher Lippe aber mit der größten Berechtigung diese auszuspielen. Alles in allem eine weitere Formation, die man sich auf die Liste setzen sollte und gleichzeitig ein Beweis, dass auch außerhalb weltweit etablierter Musikmärkte Perlen zu finden sind.

Hot Beaver
Die letzte Combo vor dem großen Finale stellten die Israelis um „Shredhead“ dar, die den brutalsten Ton des Abends angaben. Eine harte Mixtur aus Thrash und Hardcore, gepaart mit einer „ihr seid mit uns oder gegen uns“-Attitüde, die über dem teils überraschten Publikum ausgeschüttet wurde. Markerschütternde Shout-Passagen und dissonante Riffs en masse stellten in gewisser Weise einen kleinen Bruch zu den anderen Bands dar, die vor allem auf Groove und gute Stimmung setzten. In diesem Fall bin ich mir entsprechend nicht sicher, wie den Jungs diese Performance ausgelegt werden kann. In Bezug auf handwerkliches Können und Professionalität kann ihnen in jedem Fall kein Vorwurf gemacht werden. Von der musikalischen Seite aus muss man jedoch sagen, dass der Sound sehr wohl zum anheizen der Menge taugt, aber insbesondere durch den starken Kontrast auf Dauer sehr anstrengend sein kann. Objektiv eine sehr gute Formation, die jedoch bei einem auf Death- oder Thrash-Metal ausgerichteten Tour-Tross besser aufgehoben wäre.

Hot Beaver
Die Menge nun in bester Stimmung und die gesamte Halle füllend, konnte es nun ablesbar an den „Ektomof“-Chören (die immer wieder erschallen sollten) kaum erwarten die europäischen Neo-Thrash-Könige wieder live zu erleben und sie wurden mehr als nur bedient.

Shredhead
Ab der ersten Sekunde konnte man die Momente an einer Hand abzählen, an dem das Publikum nicht gerade sprang, moshte oder sich die Seele aus dem Leib brüllte. Manche mögen die Musik selbst für das Genre als sehr primitiv empfinden, doch es ist eine höhere Kunst aus wenigen Farben ein schönes Gebilde zu erschaffen, als mit der größten Palette ein schwer verdauliches Werk zu präsentieren.

Shredhead
Der lebende Beweis in Gestalt der zahlreichen Fans spornte die Band dazu an, diesen Abend bis zur Grenze auszuschöpfen und fast zwei(!) Stunden lang eine energiegeladene Performance hinzulegen, die mit so gut wie allen Hits ihrer langen Karriere gespickt war. Klassiker aus den Anfangstagen, Dancfloor-Kracher wie „Outcast“ oder die härtesten Tracks ihrer Kariere aus dem neuen Album „Aggressor“. Das war eine dieser Shows bei der wirklich jeder das bekam was er wollte.

Ektomorf
Und man nimmt ihnen ab, wenn sie sagen, dass sie die Musik nur für ihre Fans und sich selbst machen. Dieses Rezept scheint nämlich immer wieder aufs neue aufzugehen. Ich selbst habe sie in den letzten zehn Jahren mehrfach gesehen und Höhen und Tiefen miterlebt. Dass sie immer noch und vor allem mehrfach in die selben Städte zurück kehren und dabei sogar Fans einer gänzlich neuen Generation für sich rekrutieren können, spricht für sich selbst. Ich denke ich bin nicht allein, wenn ich sage, dass ich mich auch auf die nächste Tour freue, selbst wenn sie in wenigen Monaten wieder nach Deutschland führen sollte.

Ektomorf
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