Deadpool: Greatest Hits & Deadpool – Das Film-Special

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Es wird kaum jemanden geben, ob nun Comicleser oder nicht, der die fast schon ausufernde Werbekampagne rund um den Söldner mit der großen Klappe nicht mitbekommen hätte.

Ob nun auf öffentliche Toiletten, ausgestattet mit thematisch passenden Plakaten („Erst pinkeln, dann schütteln!“ oder „Wow, heißes Brazilian Waxing, Bro!“), in Form von ausgeklügelten Hashtags oder die Verulkung popkultureller Themen und Ereignisse (Australian Day, Valentinstag, andere Superhelden-Filme usw.) – Deadpool ist aktuell in aller Munde!

Zu verdanken ist das dem riesigen Engagement des Hauptdarstellers Ryan Reynolds, seines Zeichens Fanboy der Reihe, einer über Jahre gewachsenen Fanbase und dem Einlenken der Filmstudios bezüglich der Ausrichtung des seit gestern in den deutschen Kinos angelaufenen Streifens. Gewalt und Humor funktionieren ab 2016 auch in diesem Genre, welches entweder mit düsteren Farben gezeichnet oder so kunterbunt ausgelegt wurde, dass es schmerzt.

Aufgrund der medialen Aufmerksamkeit, ist es nur logisch, dass auch Leute die zuvor vielleicht noch nie ein Comic-Buch in die Hand genommen haben oder nur die klassischen Helden kennen, sich für die Figur zu interessieren beginnen und sogar einen Einstieg in das Medium wagen.

Für diesen Fall hat Panini Comics Deutschland eine weitere Anthologie auf Lager die, wie schon bei Batman und Joker in den letzten Jahren, die gesamte Bandbreite der Entwicklungsgeschichte von Wade Wilson aka Deadpool abdeckt: Deadpool: Greatest Hits! Aufgrund der anarchischen Ansätze ist diese, trotz der im Verhältnis zu anderen Strumpfhosenträgern kurzen Lebensspanne (er existiert erst seit den 90er Jahren), durchsetzt von unfassbar vielen und vor allem verrückten Einfällen. Angefangen bei seinem ersten Auftritt, bei dem er gegenüber „Cable“ eine lockere Lippe riskiert, über eine Zeitreise in das Spidey-Universum der Ditko-Ära (inklusive Original-Optik!), die durch den derben Humor so richtig durcheinandergewirbelt wird (Mary Jane offensichtlich flachlegen wollen? Sich über die Frisuren der Osbornes lustig machen und nach Whiskey verlangen? Kein Problem!) bis hin zu Crossovern mit dem Punisher und einer Hochzeit! Jede der Storys steht für sich selbst und kann ohne großes Vorwissen genossen werden.

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Die Auswahl ist durchaus gelungen und lädt zum weiteren schmökern ein. Stoff gibt es in diesem Zusammenhang wirklich mehr als genug in Form einer aktuell laufenden Reihe, Tradepaperbacks aus der „Killer-Collection“ oder auch den englischsprachigen Importen aus der Prä-„Marvel Now“-Ära. Das alles zusammen ist die Mixtur, nach der die aktuelle Generation an Lesern verlangt und durch Deadpool auch bekommt. Zynisch, brutal, überbrodelnd an popkulturellen Anspielungen (Video-Games, Comics, Filme) und angereichert mit einem extrem derben Humor, präsentiert sich hier ein „Held“, der das 21. Jahrhundert in seiner Form so wiederspiegelt wie kein anderer seiner Kollegen.

Wenn jemand zunächst eine Kostprobe möchte, kann parallel zu „Deadpool – Das Film-Special“ greifen, welches als Heftausgabe vorliegt und für Sammler sogar als Variant-Cover-Version verfügbar ist. Die Geschichte findet man zwar auch in dem „Greatest Hits“-Band, aber als Leckerbissen für Untentschlossene ist diese Ausgabe perfekt! Thematisch passend zum anlaufenden Film, aber nicht zu verwechseln mit einem Comic zum Film (den es nicht gibt), möchte Wade Wilson sein Leben auf der großen Leinwand sehen und ist entschlossen sich einen Drehbuchautor zu holen, der eine in seinen Augen gelungene Umsetzung liefert. Das ist bei den Ansprüchen des Söldners ein eher komplizierteres Unterfangen, bei dem er jedoch trotzdem jemanden findet, der ihm all seine peinlichen und unglaublichen Details seiner Geschichte herauslocken kann.
Das alles schreit geradezu nach einem Oscar, außer Hollywood baut Mist!

Ihr habt nun die Wahl euch direkt in das verrückte Deadpool-Universum zu stürzen oder euch heranzutasten und am Ende trotzdem seinem Charme zu verfallen. Meine Empfehlung habt ihr auf jeden Fall für beide Optionen!

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Die auf 1.750 Stück limitierte Variant-Ausgabe

Buzzonaut – Store Opening

 

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Gestern durften sich die Münchner über die Eröffnung eines weiteren Geek-Tempels in Form des „Buzzonaut“ freuen! Der Laden liegt sehr Zentral in einer Gasse gegenüber vom Hofbräuhaus (Am Platzl 2) und lädt mit seiner gemütlichen Wohnzimmer-Atmosphäre und dem bunten Sortiment zum stöbern ein.

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Trotz dessen, dass es sich primär um einen Comic-Shop handelt, hebt sich die Location deutlich von den Mitbewerbern in Form der alteingesessenen „Comic Company“ und dem „Comicdealer“ ab, da das Konzept eine ganz eigene Richtung einschlägt.

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Während andere die gesamte Bandbreite, die der Markt hergibt bedienen, richtet sich der „Buzzonaut“ primär an Fans des Superhelden-Genres und des Star Wars-Franchise. Um dabei nicht nur durch die Masse an Veröffentlichungen aufzufallen, bietet der Laden auch eine große Auswahl an Merchandise in Form von Shirts, Action-Figuren, Modellen und Accessoires an. Damit erinnert das Ganze leicht an die US-amerikanische Definition der Comic-Verkäufer und bringt damit frischen Wind in die Szene der bayerischen Landeshauptstadt. Und sollte der Einkauf einen arg erschöpfen, gibt es sogar eine Zocker-Ecke, die mit einer PS4 und passenden Spielen mit Comic- und Filmbezug ausgestattet ist.

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Der familiäre Start-Up-Touch wurde bei meinem ersten (und bestimmt nicht letzten) Besuch durch die herzliche Eröffnungsfeier samt nerdigen Gebäck in Form von „Stormtrooper“-Cupcakes, viel Bier, netten Gesprächen und einem offenen Ohr für Fragen unterstrichen. Der Laden wird des Weiteren in den nächsten Monaten noch öfter von sich hören lassen, nachdem vor kurzem der Besuch des ultimativen Comic-Schaffenden in Form des einzigartigen Stan Lee angekündigt wurde! Sollte dieser nicht aufgrund von gesundheitlichen Problemen (der Mann ist schon über 90) oder anderweitigen Widrigkeiten absagen, dürfte der Andrang aus ganz Deutschland und dem europäischen Umland gewaltig werden. Sie werden sich zwar an der Umsetzung dieser Ansage messen lassen müssen, doch sollte alles klappen, steht einer Etablierung nach sehr kurzer Zeit nichts mehr im Wege!

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Deadpool – Return Of The Living Deadpool

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Was soll man zu Deadpool und seinen Abenteuern sagen? Wie schon bei meiner letzten Besprechung in Bezug auf den Söldner mit der großen Klappe, braucht man auch diesmal nicht nach dem großen Sinn hinter der vorliegenden Geschichte zu fragen. Trotz allem wird man durch die vorliegende Story, die keinen Respekt vor dem Genre, geschweige denn vor der immer wieder porträtierten Popkultur hat oder zu haben braucht, von der ersten bis zur letzten Seite durchgehend unterhalten.

Nun aber eins nach dem anderen. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich den Vorgänger-Band „Night Of The Living Deadpool“ nie gelesen habe. Trotzdem ist es möglich „Return Of The Living Deadpool“ als eigenständige Erzählung zu genießen, deren Titel im Übrigen nicht per Zufall gewählt wurde. Hier liegt nämlich eine astreine Parodie des „Zombie“-Genres vor, die immer wieder eine Brücke zu den Filmen als auch Comic-Reihen (The Walking Dead lässt grüßen) schlägt, die jeder Fan kennen sollte. Sogar die schwarz-weiße Optik der eben erwähnten Erfolgsserie wurde übernommen um keine Zweifel an der vorgegeben Richtung aufkommen zu lassen. Den einzigen Farbtupfer den wir finden, ist entweder der Hauptcharakter oder die mit ihm zusammenhängenden Gegenstände, wie Karten, Waffen etc..

Was die Story anbelangt, ist sie ungefähr so abgedreht wie Deadpool selbst. Nachdem die unvermeidliche Zombie-Apokalypse eingetreten ist, steht die Menschheit einem noch viel größerem Problem gegenüber: Jeder Zombie, der es schafft Deadpool zu beißen, verwandelt sich in einen weiteren Deadpool. Das Ganze hat zur Folge, dass sich diese zu Horden zusammenschließen und große Landstriche und Städte unter ihre Kontrolle bringen. Was kann es schlimmeres geben als wandelnde Untote? Richtig. Wandelnde Untote, die nicht aufhören können wirres Zeug von sich zu geben. Die Geschichte trieft dabei wie gewohnt vor Wortwitz und Anspielungen für die Eingeweihten. Allein folgendes Zitat bringt es mehr als deutlich auf den Punkt: „Das ist das Ende der Welt, oder? Die Gesellschaft ist im Eimer. Aber Campingbusse überleben? Sie sind die Kakerlaken der Behausungen.“

Verantwortlich für das irre Spektakel ist der Autor Cullen Bunn. Dieser kann auf eine lange Geschichte im Schaffensprozess von Deadpool zurück blicken und hat des Weiteren die Ehre den „Helden“ in das kommende Event „Secret Wars“ einzuführen, welches ungeahnte Folgen für das gesamte Marvel-Universum nach sich ziehen wird.

Mit dem Stift bewaffnet ist diesmal ein Neuling im Marvel-Lager. Die Künstlerin Nik Virella feiert ihren Einstand und meistert diesen mit Bravour. Ihr Stil zeichnet sich durch klare Linien, eindeutige Mimik und ausdrucksstarke Kompositionen aus und lässt den Leser auf viele weitere Werke hoffen. Man darf sich in diesem Zusammenhang schon auf eine angekündigte Mini-Serie freuen, die sich in einem Western-Alternativ-Universum der Marvel-Welt abspielt und mit dem Deadpool-Autor Gerry Duggan realisiert wird.

Zusammengefasst lässt sich mal wieder eine Empfehlung für all jene aussprechen, die wie ich auf einen gewollt trashigen Touch stehen und natürlich für Leser, die das Wort Popkultur nicht als Fremdwort betrachten. Hier geben sich Gewalt und Humor wieder mal die Klinke in die Hand und damit dem Fan Unterhaltung in seiner reinsten Form.

„Return Of The Living Deadpool“ erscheint am 24.11.2015.

Deadpool feiert Halloween

Wie wird Deadpool wohl Halloween verbracht haben? Dieser Teaser macht mir nur umso mehr Lust auf den Streifen! Ich liebe diesen Humor und den längst überfälligen Schritt, sich an ein erwachseneres Publikum zu wenden. Aber seht selbst:

What does this suit looks like to you huh, does it look like a leprechaun had sex with a cartoonist?

Deadpool – Die Kunst des Krieges

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Unistress kombiniert mit unendlich viel Arbeit kann einen echt töten…tot…dead…Deadpool! Ahja, die Review. Sorry nochmals für die aktuell unregelmäßige Berichterstattung bezüglich Neuerscheinungen. Was würde ich nur dafür geben mehr Zeit zum lesen und schreiben zu haben, aber was soll man machen? Vielleicht härtere Bandagen auffahren, tief durchatmen und in den Kampf ziehen? Zumindest das ist es, was Wade Wilson aka Deadpool mal mehr oder weniger durchdacht in seinen Abenteuern erlebt. Das aktuellste, in sich abgeschlossene Werk „Die Kunst des Krieges“ macht hierbei keine Ausnahme und wartet mit einer so haarsträubenden Handlung auf, wie wir es gewohnt sind und wie wir es uns vor allem wünschen.

Alles fängt damit an, dass Deadpool bei einem Auftrag die berühmten Schriften „Die Kunst des Krieges“ entdeckt und dabei die  (in seinen Augen) geniale Geschäftsidee entwickelt, das Werk als eigene Fassung herauszubringen und dadurch zu einem gefeierten Autor zu avancieren. Leider hat der Inhalt zum aktuellen Zeitpunkt keine Relevanz und so muss der Söldner mit der großen Klappe selbst für einen Konflikt sorgen, der sein Buch an die Spitze der Bestsellerliste katapultiert.

Was ist hierbei einfacher als die ohnehin kampfwütigen Bewohner in der Sphäre von Thor, Loki und Co. gegeneinander aufzustacheln und in den Krieg ziehen zu lassen. Selbstverständlich unter den immer wieder eingestreuten Tipps des Söldners, entliehen aus seinem in Entstehung befindlichem Buch. Als sich der Kampf dann tatsächlich bis auf die Erde ausweitet, mischen die Marvel All-Stars um die „Avengers“, „Spider-Man“, „X-Men“ und „Namor“ kräftig mit. Dadurch entsteht das wundervolle Chaos, wie es für die Geschichten um Deadpool obligatorisch ist. Wer hierbei auf ausgefeilte Logik, Tiefgang und Kontinuität aus ist, kann die Finger davon lassen. Sollte jemand jedoch auf popkulturelle Anspielungen, Alles-Scheißegal-Attitüde und ausufernde Action stehen, ist er hier genau richtig. Selbstverständlich gehen manche Witze auf Englisch besser auf (vor allem die vielen, vielen Wortspiele) als in der vorliegenden deutschen Ausgabe, aber die Übersetzer haben insoweit eine tolle Arbeit geleistet, als dass es sich immer noch sehr unterhaltsam liest.

Viel falsch konnte man ohnehin nicht machen, wenn man sich das Team hinter der Geschichte genauer ansieht. Auf der Autoren-Seite finden wir Peter David, der schon Anfang der 90er große Erfolge mit dem „Hulk“ feiern und in diesem Zuge sogar einen „Eisner-Award“ sein Eigen nennen durfte. Weitere Arbeiten, die man kennen könnte, wären „Spider-Man“, „Civil War“ und die Adaption von Stephen Kings „Dunkler Turm“-Saga. In der vorliegenden Ausgabe schafft er es der überdrehten Welt einen roten Faden zu verpassen, der trotz kleiner Ausflüge durch die vierte Wand und zahlreichen Szenen-Sprüngen deutlich sichtbar bleibt und nicht in die komplette Anarchie entgleitet. Bei so einer Hauptfigur keine Selbstverständlichkeit.

Scott Koblish übernimmt an der künstlerischen Front die Führung und schafft es die Gratwanderung zwischen lustig und ernst gekonnt umzusetzen. Genau das macht die Komik in vielen der Panels aus, die nicht nur mit flotten Sprüchen sondern auch mit zum brüllen komischer Gestik und Mimik überzeugen, die man gerne auch länger betrachten möchte. Vor allem in den zahlreichen Massen-Szenen findet man immer wieder kleine Geschichten, die einen zum Schmunzeln bringen. Dass der Zeichner schon Erfahrungen mit der Figur in dem Marvel-NOW!-Run zu „Wolverine/Deadpool“ sammeln konnte, ist sicherlich kein Nachteil. Zusätzliche konnte er schon zuvor Hand an zahlreiche Helden aus der ersten Reihe des Verlags anlegen und kann „Spider-Man“, „Wolverine“ und „Thor“ zu seinem Portfolio zählen. Das zahlt sich am Ende durch die souveräne Umsetzung der Story aus, die den Leser auf eine erneute Zusammenarbeit der Kreativen hoffen lässt.

Als Fazit lässt sich ziehen, dass hier für gerade mal 12,99€ eine tolle Geschichte vorliegt, die man aufgrund des hohen Spaß-Faktors in einem Rutsch verschlingen kann. Wirkliche Überraschungen bleiben zwar aus und es ist auch nichts was die Ewigkeit überdauern wird. Trotzdem kriegt man hier, was man erwartet. Deadpool bleibt Deadpool und damit ein Must-Have für seine Fans.

Daredevil – Der Mann ohne Furcht

Heutzutage ist der Name Frank Miller in so einem Ausmaß mit Werken, wie „The Dark Knight Returns“, der „Sin City“-Saga oder „300“ verbunden, dass andere Veröffentlichungen oftmals in den Hintergrund rücken und für viele Leser meiner Generation (mit Ausnahmen in Form der Die-Hard-Fans) in Vergessenheit geraten. So ist es mit Robocop vs. Terminator geschehen und Daredevil bildet dabei auch keine Ausnahme. Als Comic-Leser, der nicht nur alle paar Monate am Kiosk vorbei schaut, weiß man, dass Miller an der Figur arbeitete und sie wie viele andere für die Ewigkeit verändert hat. Weitere Details fehlen oft. Die unsägliche Verfilmung mit Ben Affleck tat ihr übriges und der „Teufelskerl“ verschwand für den Mainstream zeitweise in der Versenkung.

Nun macht Panini Comics dem Helden in rot alle Ehre und bringt sein über zwanzig Jahre altes Abenteuer erneut unter die Leute. Diesmal ausgestattet mit exklusivem Bonusmaterial und auf der Erfolgswelle der gleichnamigen Netflix-Serie surfend, wird Daredevil wie einst ins rechte Licht gerückt.

Inhaltlich widmet sich die Geschichte den Ursprüngen des „Mannes ohne Furcht“ und zeichnet dabei zunächst seine Kindheit im trostlosen Viertel „Hell’s Kitchen“ nach, in welchem er mit seinem alleinerziehenden Vater wohnt und dabei ums tägliche Überleben kämpft. So ist Papa Jack dazu gezwungen als abgehalfterter Boxer für den Mob Geld einzutreiben, während sein Junge Matt sich auf den Straßen herumtreibt. Das gemeinsame Leben ändert sich jedoch radikal, als Matt nun im Teenageralter einem alten Mann das Leben rettet und dabei erblindet. Die radioaktiven Chemikalien, die ihm die Sehkraft rauben, schärfen jedoch seine restlichen Sinne und lassen ihn dahingehend seine Umgebung „mit anderen“ Augen wahrnehmen. Daraufhin fördert der mysteriöse „Stick“ das Talent und den Willen des Jungen. Als sich Jack jedoch eines Tages weigert bei einem manipulierten Boxkampf auf die Bretter zu gehen, kommt es zu einer schicksalhaften Wendung im Leben des zukünftigen „Daredevil“, der sich von nun an sowohl „privat“ als Anwalt als auch bei Nacht als Vigilant der Bekämpfung von Unrecht verschreibt.

Im Detail kommt es hierbei zu Miller-typischen Dialogen und extrem offener Gewaltdarstellung, die nur er mit seiner ganz eigenen Art vermitteln und immer wieder als sein Markenzeichen ausspielen kann. Selten habe ich bei Marvel-Werken so oft Knochen splittern und Blut fließen sehen (Ausnahmen sind nicht die Regel! Stichwort: Deadpool) und das ist gut so! Genau genommen unterstreicht es ungemein gut die schon generell rohe und schmutzige Atmosphäre, die einem in jedem Panel ins Gesicht zu springen scheint. Vor allem der parallele Verzicht auf das klassische Outfit lässt die Story nicht so abgehoben wirken, wie so manch andere „Männer in Unterhosen“-Geschichten. Man kann die groben Schnitzer in der Bibliographie dieses Autors vermutlich an einer Hand abzählen und die vorliegende Ausgabe gehört definitiv nicht dazu! Ich bin zwar eher in der DC-Welt angesiedelt, aber durch den Wegfall der oft poppigen Optik und des entsprechenden Strory-Tellings fühlte ich mich beim lesen sehr angesprochen.

Apropos Optik! Es ist in diesem Fall nicht so, als ob nur Millers Name auf dem Cover prangen würde. Auf der visuellen Seite finden wir niemand geringeren als John Romita Jr., dessen Werke man generationsübergreifend kennen sollte. Insbesondere Fans der „freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft“ ist er ein Begriff. Nachdem er zunächst mit „Iron Man“ seine ersten Erfolge bestreiten konnte, trat er in die Fußstapfen seines Vaters und wurde selbst als Zeichner von „Spider-Man“ zur Ikone der Szene. Ein weiteres Werk, welches viel Beachtung bekam, ist seine Zusammenarbeit mit Mark Millar, die in „Kick Ass“ mündete.

Sein Stil fügt sich extrem gut in die Story ein und entspricht ganz der rauen Handlung, die man von so einer Kooperation erwartet. Viele Zeichnungen erinnern teilweise sogar stark an den Strich des Autors, der aber nie imitiert und damit glücklicherweise nicht in den Hintergrund gerückt wird. Viele Details, ausdrucksstarke Mimik und lebendige Szenarien tragen ihren Teil dazu bei auch auf künstlerischer Ebene auf voller Länge zu überzeugen.

Alles in allem liegt hier für jeden Marvel- und Daredevil-Fan ein Standard-Werk vor, welches direkt aus der Zeit des Höhepunkts künstlerischen Schaffens beider Männer importiert wurde. Sollte man kein Freund des Verlags und ihrer Figuren sein, empfehle ich trotzdem zumindest einen Blick auf die abgeschlossene Geschichte zu werfen und sich selbst davon zu überzeugen, dass Miller und Romita Jr. über Grenzen hinweg qualitativ hochwertige Geschichten liefern können.