Batman: Auf dem Weg ins Niemandsland – Band 1

1489060062_image001

Ich durchlebte mal eine Zeit, in der ich mir eingebildet habe, die Ursprünge meiner Lieblings-Comic-Figuren erforschen zu müssen. Dabei setzte ich gerne die Brille des Fanboys auf und redete mir teils extrem trashige Veröffentlichungen künstlich schön. Da diese Phase seit langem vorbei ist, konnte ich „Batman: Auf dem Weg ins Niemandsland“ ziemlich unvoreingenommen begegnen und auf eine Reise gehen, die ich wohl nicht mehr so schnell wiederholen werde.

Hierbei handelt es sich um eines der prominentesten Batman-Crossover aller Zeiten, dass während der 90er stattfand und in zwei Bänden gesammelt bei Panini Comics Deutschland erscheint. Mit der ersten Ausgabe wird quantitativ schon mal eine hohe Messlatte angelegt. Über 400 Seiten erstrecken sich teils mehr oder weniger zusammenhängende Geschichten aus den Reihen „Batman„, „Robin„, „Detective Comics“ und „Batman: Shadow of the Bat“ und erzählen über die Nachwirkungen des vorangegangen Events „Das Beben„.

1489060062_image002

Wie der Titel des Vorgängers schon verrät, hat ein gewaltiges Erdbeben Gotham City in Teilen zerstört und die gesamte gesellschaftliche Ordnung durcheinandergebracht. Nun liegt es an Batman und seinen Gefährten, sowie Verbündeten bei der Polizei wieder Ordnung herzustellen und immer noch vermisste Bürger zu retten.

Doch neben der Zerstörung durch das Naturereignis, ergeben sich weitere Probleme für den dunklen Ritter, da die Superverbrecher der Stadt nun versuchen aus dem Chaos Kapital für ihre Machenschaften zu schlagen. Dabei trifft er alles von irren Dummschwätzern wie dem Ratcatcher, über mit unnatürlichen Kräften ausgestatte Feinde wie Clayface bis hin zum omnipräsenten Joker alles was die Stadt zu bieten hat.

1489060062_image003

Dabei treiben Autoren-Größen wie Chuck Dixon, Alan Grant oder Greg Rucka die Story im für das Jahzehnt typischen Tempo voran, bieten aber allesamt nicht die Tiefe, die man als heutiger Leser gewöhnt sein dürfte. Natürlich wird auch aktuell kein tiefenpsychologischer Eingriff in die Gedankenwelt der Figuren ermöglicht, aber die 90er belieferten die Fans mit deutlich flacheren Charakterzeichnungen.

Leider wird dieser Eindruck durch Künstler wie Jim Aparo oder Mark Buckingham nur weiter unterfüttert. Natürlich könnte man sagen, dass es der Stil dieser Epoche war, aber wenn man Veröffentlichungen der 80er ansieht, könnte man fast zum Schluss kommen, dass es einen Rückschritt im kreativen Bereich gegeben hat. Mir persönlich fehlte beim Lesen über weite Strecken einfach die Dynamik und die Darstellung der Figuren driftete zu oft in den Bereich der Karikatur. Ich verstehe vollkommen, dass gewisse Künstler sich durch ihre Projekte einen Ruf erarbeitet haben und dazu beigetragen haben, Charaktere wie Batman zur noch größeren Prominenz zu verhelfen. Als jemand, der nicht Teil der Leserschaft zum ersten Release war, ist es aber mehr als nur gewöhnungsbedürftig sich durch die Seiten zu kämpfen.

1489060062_image004

In diesem Sinne erscheint mir die Neuauflage dieses Klassikers vor allem für Nostalgiker und notorische Sammler publiziert worden zu sein, da das gesamte Konzept nach heutigen Maßstäben eher an B-Movie als Epos erinnert. Sollte es den geneigten Leser jedoch nicht stören, macht sich der dicke Band auf jeden Fall gut als Ergänzung im Regal. Der Zwiespalt basiert bei mir auf persönlichem Geschmack, der komplett konträr zur vorliegenden Ausgabe verläuft. Daher empfehle ich euch, in den nächsten Comic-Laden eures vertrauens vorbei zu schauen und einen persönlichen Blick hinein zu werfen.