Trinity 1: Gemeinsam Stark

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Das Dreiergespann um die drei großen Ikonen von DC-Comics ist wohl den meisten Comic-Lesern bekannt und sollte spätestens mit dem aktuellen Justice League-Film auch bei der breiten Masse angekommen sein. So kann der Zeitpunkt einer Veröffentlichung kaum besser gewählt worden sein, um mit „Trinity: Gemeinsam Stark“ eine Schar an neuen Lesern an die ungleiche Gemeinschaft heranzuführen und alte Hasen mit einer neuen Seite des Teams zu überraschen.

Das geschieht dabei nicht einfach nur mit einer frischen Geschichte, sondern als kompletter Reboot im Zusammenhang mit dem serienübergreifenden „Rebirth„-Event, welches die Uhr auf die Zeit vor den „New 52“ zurück dreht und alte Bekannte in einem neuen Licht erscheinen lässt.

So stammt der „neue“ Superman, der nach dem Tod des aktuellen Manns aus Stahl seinen Platz eingenommen hat, aus einer anderen Realität, die deckungsgleich mit dem Status Quo vor 2011 ist (ergo vor der Rücksetzung aller Nummern auf #1). Im Gegensatz zum Verstorbenen, ist er schon lange mit der Reporterin Lois liiert und zieht mit ihr zurückgezogen auf einer Farm seinen Sohn Jonathan auf.

Um den Neuankömmling genauer in Augenschein zu nehmen, warten Wonder Woman und Batman mit einem Besuch in zivil auf. Dabei loten sie Parallelen und Unterschiede aus, zeigen sich von den aufkeimenden (aber noch kaum zu kontrollierenden) Kräften des Nachwuchses überrascht und tasten sich an eine neue Partnerschaft heran, die schlussendlich wohl zu genau dem gleichen Gebilde führen soll, wie schon Jahre zuvor.

Zunächst scheint alles normal zu verlaufen, aber wir würden ja keine DC-Geschichte lesen, wenn nicht irgendetwas unerwartetes geschehen würde, dass gefühlt die halbe Welt aus den Angeln hebt. Genau das passiert, als die drei einer Stimme in den Schuppen auf dem Gelände der Farm folgen und sich plötzlich in einem entscheidenen Moment in der Vergangenheit des Kryptoniers wiederfinden. Clark begegnet hierbei seinem jüngeren ich und seinem Ziehvater, der das erwachsene Ebenbild seines Sohnes nicht erkennt. Diese Konstellation zieht natürlich einen emotionalen Faden nach sich, der durch die gesamte Geschichte führt, die den Leser und die Figuren daran zweifeln lässt, was real und was Fiktion ist. Dabei bleibt es nicht bei einem Ausflug in Supermans Vergangenheit, sondern auch schicksalhafte Momente des dunklen Ritters und der Amazonen-Prinzessin werden ausführlich behandelt und in den eben erwähnten surrealen Kontext gesetzt, der eine unerwartete Auflösung mit sich bringt…

Dafür verantwortlich ist der Ausnahmekünstler und Autor Francis Manapul, der mit seinem lebendigen Stil, die Story mit dem Leben füllt, dass aufgrund seiner zwei Arbeitsbereiche, genau dem Bild entspricht, welches er zuvor in seinem Kopf hatte. In dem Zusammenhang bin ich ein großer Fan von Projekten, in denen Autor und Zeichner ein und dieselbe Person sind. So wird exakt das vermittelt, was sich vorgestellt wurde und damit die reinste Form dessen, was man Ursprungsidee nennen könnte.

Diese ist in diesem Fall durchaus unterhaltsam gestaltet worden und lässt den emotionalen Tiefen der Figuren schön viel Raum. Trotzdem kommt die ein oder andere Stelle vor, die mehr nach „ich muss irgendwas einfügen, damit es weiter geht“ riecht, als nach durchdachtem Storytelling. Natürlich ist es auch bei einer Superheldengeschichte (mit einigen Ausnahmen) nicht der explizite Anspruch, aber es sollte der Ehrlichkeit halber trotzdem erwähnt werden. Insbesondere die Auflösung des sich zu Anfang aufbauenden Geheimnisses scheint ein wenig konstruiert, macht das Gesamtwerk aber trotzdem nicht weniger kurzweilig.

In diesem Sinne kann ich den ersten „Trinity“-Band den DC-Jüngern durchaus empfehlen. Neueinsteiger sollten zumindest schon eine Ahnung von den drei Hauptfiguren haben, weil sich sonst recht schnell etwas Verwirrung einstellen könnte. Darüber hinaus findet man hier jedoch eine neue und unterhaltsame Serie, die sich auf Altbekanntes verlässt und damit als „crowd-pleaser“ auf Nummer sicher geht!

 

MADs Meisterwerke: Superhelden – Band 1 (1954-2004)

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Die Besprechung des vorliegenden Titels ist gleich in mehrfacher Hinsicht besonders. Zum einen muss man wissen, dass ich als Teil des Comicstadt München e.V. an der Organisation des Comicfestivals München beteiligt bin, welches Ende Mai 2017 erneut seine Pforten öffnen wird. In diesem Zusammenhang gibt es so gut wie immer ein Jubiläum oder ein Thema, welches sich besonderer Aufmerksamkeit erfreut. So ist auch diesmal: MAD feiert seinen 50. Geburtstag in Deutschland und wir werden uns bemühen eine attraktive Ausstellung präsentieren zu können, die alle wichtigen Evolutionsstufen des Kult-Magazins beleuchtet.

Dieses wagt mit „MADs Meisterwerke: Superhelden – Band 1 (1954-2004)“ eine eigene Rückschau mit einem spezifischen Thema, welches schon im Titel deutlich wird. Die Helden in Strumpfhosen sind nämlich nicht erst seit Anfang der 00er-Jahre populär, sondern erfreuen schon seit Mitte des 20. Jahrhunderts Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Aufgrund der schon immer vorhandenen Fanschar, ist es natürlich nicht weiter verwunderlich wenn ein Satire-Magazin das Thema und die dazugehörigen Protagonisten auf die Hörner nimmt.

Die dabei in Form von Realverfilmungen wirklich existierenden Menschen wurden in diesem Zuge auch nicht verschont und ordentlich durch den Kakao gezogen. Diese fanden es offensichtlich ebenfalls amüsant. Zumindest lässt das Vorwort durch niemand geringeren als den ’66er-Batman Adam West höchstpersönlich darauf schließen. Mit lobenden Worten äußert er sich zur Parodie der Serie und leitet launisch direkt in das Geschehen ein, welches in chronologischer Reihenfolge durch die MAD-Historie führt.

Die deutschen Fans können sich sogar besonders glücklich schätzen, da dem US-Original die lokalen Satire-Stücke beigefügt wurden und zusammen ein attraktives Hardcover ergeben, auf welches die Amerikaner leider verzichten mussten.

Los geht es mit einer Geschichte aus der vierten Ausgabe der Reihe in Form von „Superduperman“, der den Mann aus Stahl nach allen Regeln der Kunst in seiner Perfektion auseinandernimmt. Es folgen kurze Comicstrips, Ausflüge nach Gotham zu „Blöd-Man“ oder manchmal auch „Brettpfann“ genannt, Abstecher in Comic-Universen, die auch die hinteren Reihen der übernatürlich ausgestatteten Recken beleuchten und in bekannte Film-Streifen, die eine ganz eigene „MAD„-Note abbekommen. Durch die durchgehend hohe Diversität spürt man zum einen, dass Comics auch vor 60 Jahren gelesen und unabhängig von Verfilmungen konsumiert wurden. Zum anderen merkt man das Inserderwissen der Macher auf jeder Seite und versteht, dass da Fanboys gearbeitet haben, die wussten wie man die jeweiligen Figuren und ihre Geschichten anzugehen hat.

Ein weiterer Punkt, der das Buch so besonders für mich macht, ist die Möglichkeit in Jugenderinnerungen zu schwelgen. Ich weiß noch ganz genau, als der erste Spider-Man-Film mit Tobey McGuire erschien, die X-Men die große Leinwand enterten und die ersten Staffeln von Smallville über den Bildschirm flimmerten. Zeitgleich war ich ein regelmäßiger Leser des Mad-Magazins und habe natürlich auch die Parodien der eben genannten Streifen geradezu verschlungen. Dabei begegnet man auf so mancher Seite alten Bekannten, die man fast schon vergessen hatte. Wer kann sich noch an Erkan & Stefan oder den Quatsch Comedy Club erinnern? Diese und viele weitere Phänomene der deutschen Medienlandschaft wurden gut und gerne mit den Geschichten verwoben und gaben diese der Lächerlichkeit preis, ohne zu sehr in fast schon bösartige Gefilde vorzustoßen.

Der einzige Kritikpunkt den ich hier anzuführen habe, ist die an wenigen Punkten im Buch zu findende nicht ganz gelungene Übertragung vom Englischen ins Deutsche. So findet man unter anderem einen Comicstrip, in dem Superman sich in eine Schlange bei einer Behörde für „Aliens“ (Englisch für Ausländer) stellt. Leider funktioniert der Witz im deutschen nicht, egal wie man ihn dreht und wendet. Natürlich ist es nachvollziehbar, dem Wunsch nachgehen zu wollen, wirklich alles abzubilden, was jemals veröffentlicht wurde. Die Frage ist, ob es auch auf Kosten sinnfreier Darstellungen gehen muss. Im Großen und Ganzen fällt es aber in der Masse an Geschichten nicht wirklich stark auf und sollte das Lesevergnügen nicht negativ beeinflussen.

Als kleines aber feines Extra findet man am Ende sogar Superhelden-Entwürfe von „echten“ Genre-Zeichnern von Rang und Namen, die in ihrem unverkennbaren Stil Figuren wie „Der Zecher“ (Frank Miller), „Der unglaubliche Urheberrechtsverletzer“(Jim Lee) oder „Der Entomologe“ (Dave Gibbons) zum besten geben und damit zeigen, dass auch sie den Spaß verstehen, den die MAD-Redakteure seit Jahrzehnten mit ihren Werken treiben.

Der Band macht als Gesamtwerk unglaublich viel Spaß und macht Lust auf den abschließenden zweiten Teil, der aufgrund des anhaltenden Superhelden-Hypes mindestens genauso dick ausfallen sollte wie der erste!

Convergence – Kampf der Welten: Sonderband 1

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Nach „Forever Evil“ und „Future’s End“ steht auch schon das nächste Crossover aus dem DC-Universum zum alles verändernden Rundumschlag bereit.

Apropos Universum. Wie der geneigten Fan sicherlich weiß, wurde mit den „New 52“ die Geschichte sämtlicher Heroen auf Null gesetzt, um zum einen Neulingen den Einstieg in die Materie zu erleichtern und zum anderen Künstlern und Autoren mehr Freiheiten zu geben, die sie nutzen konnten um ihre ganz eigene Version von Batman, Superman und Co. zu erschaffen.

Zeitgleich wurden alle vorangegangenen Ereignisse (mit vereinzelten Ausnahmen) für nichtig und damit der aktuelle Zeitstrang für den einzig gültigen erklärt (zumindest in Bezug auf den „offiziellen“ Kanon).

Dieses Konzept wird jedoch mit „Convergence – Kampf der Welten“ bis zu einem gewissen Grad aufgeweicht. Zunächt raubt Supermans alter Widersacher Brainiac eine gewisse Anzahl an Städten aus den verschiedensten Facetten von Raum und Zeit. Hier finden sich neben den „New 52“ plötzlich auch alte bekannte aus den Anfangstagen der Hefte in den 40er und 50er Jahren, „Elseworld“-Charaktere wie der kommunistische Superman oder der viktorianische Batman, als auch gänzlich abwegige Figuren wie die Vampirversionen unserer Lieblingshelden wieder. Um den Überblick zu behalten, liefert uns Panini Comics glücklicherweise eine kleine Übersicht zu den vorkommenden Welten.

Selbstverständlich hat die Entführung einen höheren Sinn. Nachdem die Charaktere in ihren individuellen Kuppeln auf dem Planeten Telos (der denken und fühlen kann) eingepfercht wurden, ruft dieser einen Krieg zwischen den einzelnen Städten aus, der wiederum von ausgewählten Helden ausgetragen werden muss. Der Unterlegene verliert dabei nicht nur den Kampf, sondern die gesamte Welt für die er stellvertretend angetreten ist. Wie das ganze im Detail abläuft, muss natürlich jeder für sich selbst herausfinden.

Hierzu findet man nämlich eine ganze Menge an Veröffentlichungen, die zusammen ein großes Ganzes ergeben und schlußendlich eine neue Ära unter dem Titel „DC YOU – Dein DC-Universum“ einläuten, die im Frühjahr in Deutschland das Licht der Welt erblickt.

Neben den zur Nostalgie anregenden Protagonisten, ist übrigens auch was für Kenner der Historie des Verlags dabei. So konnten einige Künstler und Autoren gewonnen werden, die ursprünglich tatsächlich an den einzelnen Reihen mitgewirkt haben. Zum Beispiel finden wir hier so klingende Namen wie Len Wein (Swamp Thing) und Dan Jurgens (Superman) sowie viele andere.

Nachdem ich nun etwas zur allgemeinen Rahmenhandlung erzählt habe, möchte ich heute insbesondere auf den ersten Sonderband eingehen, der seit dem 19. Januar die Regale der Republik verschönert.

Bei der unglaublichen Anzahl an Welten und Figuren ist es nicht verwunderlich, wenn einzelne Kämpfe auf gesonderte Ausgaben ausgelagert werden und man könnte in dem Zusammenhang dem Trugschluss folgen, dass es sich um weniger wichtige Geschichten oder sogar eine „Resteverwertung“ handelt.

Solchen Befürchtungen wird aber zum Glück während der Lektüre der Wind aus den Segeln genommen. Hier treffen nämlich niemand geringeres als die Gotham Sirens (Harley Quinn, Catwoman und Ivy) auf Captain Carrot (ja, ein Hase mit Superkräften),
Nightwing und Oracle auf Hawkman und Hawkwoman, Green Arrow und sein Sohn auf seine Exfrau und Tochter und schlußendlich das klassische Crime Syndicate auf die Justice Legion A aus DC One Million.

Das klingt nicht nur unterhaltsam und spannend, sondern ist es auch von der ersten bis zur letzten Seite. Durch die teils sehr gewagten Konstellationen, konnten die Autoren sich so richtig austoben und Eventualitäten in den Raum werfen, die in den „normalen“ Serien definitv keinen Platz gefunden hätten.

Wer hätte sich vorstellen könne, dass Harley eine Beziehung zu einem Polizisten aufnimmt? Wer hätte gedacht, dass Nightwing und Oracle auch als Team auf dem Schlachtfeld funktionieren? Diese und weitere Kuriositäten erwarten einen auf jeder Seite und wirken dabei keineswegs wie die Schnapsidee eines Autoren unter Zeitdruck, sondern wie das natürliche Ergebnis eines überdimensionalen Plots.

Visuell variieren die Storys natürlich aufgrund der unterschiedlichen Kreativteams und bieten dabei trotzdem vertraute Superheldenkost, die wie die Faust aufs Auge passt. Für expressive Ausflüge bietet die Handlung zwar nicht die nötige psycholigische Tiefe, versucht aber auch nicht diese zu erreichen oder zu imitieren. Da spiegelt sich selbstverständlich auch in den Panels wieder, deren Abfolge typisch für das Genre, fast schon einer Achterbahnfahrt gleicht.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass es sich zwar oberflächlich um Popcorn-Unterhaltung handelt, der eigentliche Faktor aber, der einen weiter zum lesen antreibt, die intelleigent eigenflochtene Nostalgie ist, die jedem Comic-Hobby-Historiker (wie mir) die Tränen in die Augen treiben sollte.

Der Natur der Geschichte geschuldet, lohnt es sich hier meiner Meinung nach die gesamten Stränge zu sammeln um sich nochmals an den alten Welten in neuer Gestalt zu ergötzen. Was ihr dabei zum Beispiel im passenden Monsterband entdecken könnt, erfahrt ihr schon bald hier auf ZOMBIAC!