[Rezension] Marvel Comics Library. Hulk. 1962-1966 (TASCHEN)

Wenn man das Wort Superheld in den Mund nimmt, erscheinen vor dem geistigen Auge Bilder von Capes, Masken, hautengen Kostümen und markanten Gesichtern. Vor Wut verzerrte Grimassen, zerrissene Klamotten und eine Hautfarbe wie nach einer schlecht vertragenen Mahlzeit gehören jedoch für die Wenigsten dazu. Dabei sind es genau diese Merkmale, die eine der bekanntesten Figuren aus dem Hause Marvel auszeichnen und die auf die immens fruchtbare Zusammenarbeit von Stan Lee und Jack Kirby zurückgehen: Der unglaubliche Hulk!

Dabei war das grüne Alter Ego des Wissenschaftlers Bruce Banner zunächst eher im Horrorgenre verankert als im Umfeld der kurz zuvor vorgestellten Fantastic Four. Doch genau das macht die Figur so faszinierend und damit relevant. Als geistiges Kind seiner Zeit wird der Hulk aus der Zerstörungskraft einer experimentellen Bombe geboren und entspringt damit direkt den Ängsten des Kalten Krieges. Kaum ein anderer Charakter spiegelt nicht nur Trends des damaligen Comicmarkts wider, sondern auch den sozialen und politischen Zeitgeist. Könnte man das grüne Ungeheuer zunächst als grobschlächtige Unterhaltung abtun, offenbart ein genauerer Blick die Motive und Themen der 60er-Jahre. In diesem Sinne sind insbesondere die frühen Abenteuer des Hulk nicht nur als wichtige Frühwerke zu verstehen, sondern auch als Quellen, aus denen sich zahlreiche Erkenntnisse ziehen lassen.

Dementsprechend darf man sich als neugieriger Interessent – oder gar Fan – glücklich schätzen, dass der TASCHEN-Verlag seine Marvel Comics Library um einen weiteren Band ergänzt hat. Mit The Incredible Hulk Nr. 1–6 sowie Auftritten in Tales to Astonish wurde der Urknall dieser Figur nun in Papierform gegossen. Wie bereits bei den anderen Bänden der Reihe bekommt man keinen simplen Nachdruck serviert, sondern die besten verfügbaren Fassungen der Originalhefte, die durch modernste Retuschetechniken auf ein neues Niveau gehoben wurden.

Hinzu kommt erneut eine fundierte Einführung. Diesmal von Douglas Wolk, für den der Begriff „Experte“ beinahe untertrieben scheint. Er schreibt regelmäßig über Comics für The New York TimesTimeThe Washington PostRolling Stone und The Believer und lehrt sogar Comics History an der Portland State University. Eine bessere Möglichkeit, sich zu informieren, wird man kaum finden.

Auch in Sachen Haptik hat sich der Verlag nicht lumpen lassen. Um ein authentisches Lesegefühl ohne Qualitätseinbußen zu vermitteln, wurde erneut auf ein eigens für diese Reihe entwickeltes Papier zurückgegriffen, das an Zeitungspapier erinnert und die Farbigkeit der ursprünglichen Veröffentlichungen originalgetreu wiedergibt. Gleichzeitig kommen Cover und Rückseiten auf dickem, glänzendem Papier zur Geltung.

Daher bleibt abschließend zu sagen, dass es dem TASCHEN-Verlag mit großer Sorgfalt, historischem Feingefühl und beeindruckender Qualität gelingt einmal mehr ein Werk zu kreieren, das weit mehr ist als nur eine Sammlung alter Hefte – es ist ein Fenster in die Ursprünge eines Mythos.

Marvel Comics Library. Hulk. 1962–1966
Verlag: TASCHEN
Sprache: Englisch
Format: Hardcover, 28 x 39,5 cm, 4,92 kg
Seitenzahl: 670
Preis: 175 EUR

[Rezension] Marvel Comics Library. Spider-Man. Vol. 2. 1965-1966 (TASCHEN)

Als Comic-Fan und Sammler darf man sich darüber freuen, dass TASCHEN sich mit Spider-Man. Vol. 2. 1965-1966 dazu entschieden hat einen weiteren Band unter dem Banner der Marvel Comics Library zu veröffentlichen. Insbesondere als jemand, der gerne seine Titel im Regal (oder im Fall der XXL-Bände im Schrank) komplementiert, geht einem das Herz auf, wenn man dabei zusehen kann wie sich die Ikonen im Übergrößen-Format nebeneinander aufreihen. Zudem scheint mit Ehrungen wie dem Eisner Award for Best Publication Design ein Ende dieser Reihe nicht absehbar zu sein.

Wie schon beim Erstling bleibt sich der Verlag bei der Konzeption treu. Nach den 21 Heften (inkl. Specials) aus den Jahren 1963 und 1964 kann man sich nun die letzten gemeinsamen Werke zwischen Stan Lee und Steve Ditko während ihrer fünfjährigen Zusammenarbeit zu Gemüte führen, die mit Heft 38 und dem zweiten Annual 1966 ihr Ende fand. In dieser verhältnismäßig kurzen Zeit entstanden Ikonen der Comic-Kunst und des Storytellings im Allgemeinen, die sowohl aktuelle Veröffentlichungen in dem Medium als auch Spielfilme und Videogames so beeinflussen, wie kaum eine Ära des Wandkrabblers danach. Hierzu gehören die ersten Auftritte des Scorpion, Molten Man und des Crime-Masters. Einen ganz besonderen Stellenwert nimmt jedoch die „Master Planner Saga“ ein, die mit drei zusammengehörigen Heften zu den ersten Mehrteilern im Spider-Man-Universum überhaupt gehört. Vor allem Ditkos Artwork und die in dem Kontext legendäre Szene, in der die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft eine gigantische Metall-Konstruktion von seinem eingeklemmten Körper hievt, dient auch Jahrzehnte später als Inspiration für Autoren und Künstler der Branche. Nicht umsonst wird die Handlung von Kritikern immer wieder zur größten Superhelden-Geschichte aller Zeiten erklärt.

Neben den üblichen Auseinandersetzungen mit Bösewichten aus dem inzwischen bekannten Kanon des Titels, ist der zwischenmenschliche Teil derjenige, der Spider-Man aus der Masse an Cape- und Anzugträgern heraushebt. Die Verletzlichkeit eines Teenagers, der langsam in sein eigenes Leben hineinwächst, die Grenze zum Erwachsenenleben überschreitet und dabei den Unwägbarkeiten des Alltags entgegentreten muss, ist die Mischung in der sich viele Leser zur Zeit der Veröffentlichung und auch heute selbst wiederfinden. Diese Dinge nachzuempfinden ist deutlich einfacher, als zum Beispiel der Verlust beider Elternteile in einer Gasse von Gotham City. Daher nimmt die Figur seit dem Jahr 1963 eine Sonderrolle ein. In den letzten Zügen der Zusammenarbeit von Lee und Ditko erkennt man auch, dass ein gigantisches Potential ausgeschöpft wurde. Charaktere wie Gwen Stacy und Harry Osborn sowie Mary Jane Watson geben den Geschichten eine Tiefe, die sich in Fragen der Freundschaft, Liebe und zwischenmenschlichen Zerwürfnissen ergeht. Dabei ist man hier noch nicht einmal beim Status Quo der mit Mary Jane als dauerhafte Partnerin hantiert. In den 60er Jahren ist Batty Brant immer noch die Herzensdame von Peter Parker. Doch wie man es vermutlich erwartet, kann eine Verbindung dieser Art nur dramatisch enden.

Auch auf der rein haptischen und visuellen Ebene weiß dieser Band zu begeistern. Die Proportionen entsprechen den originalen Artboards (das Format in dem Comic-Künstler vor dem digitalen Umschwung arbeiteten) und die Abbildungen sind einzeln abfotografierte Seiten aus der Sammlung von Bob Bretall, seines Zeichens der Besitzer der größten Comicsammlung der Welt. Zwar wurden bestimmte Unvollkommenheiten, die der damaligen Drucktechnik geschuldet sind, korrigiert und mit modernster Retuschetechnik digital überarbeitet, aber näher an das Original (abgesehen von der Größe) wird man als Leser und Sammler nicht kommen. Um dem Ganzen das Sahnehäubchen aufzusetzen, hat TASCHEN für diese Serie ein eigenes Papier entwickeln lassen, welches Haptik und Farbwiedergabe der Originale aus den 60ern täuschend echt simuliert. Mit den zugehörigen Leserbriefen und der Werbung, die den Geschichten vorangeht, ist es wohl DAS Old-School-Leseerlebnis schlechthin, während man eigentlich ein wortwörtlich luxuriöses Buch in seinen Händen hält. Es bleibt dabei aber nicht nur bei der Reproduktion alter Hefte. Abgerundet wird Marvel Comics Library. Spider-Man. Vol. 2. 1965-1966 nämlich von einem amüsanten Essay des britischen TV- und Radiokommentators Jonathan Ross, Originalzeichnungen, Fotos und zeitgenössischen Dokumenten aus Marvels Archiven. Man kann als Fan und Sammler kaum mehr erwarten. Doch selbst an diesem Punkt kann man das Leseerlebnis noch exklusiver gestalten. Wie schon bei den anderen Bänden der Reihe kann man zu der streng limitierten Collector’s Edition von 1.000 Stück greifen.. Beeilt man sich jedoch auch bei der regulären Fassung, darf man sich ebenfalls über eine Nummerierung freuen. Die ersten 5.000 Exemplare gelten nämlich als sogenannte Famous First Editions. Daher heißt es schon wie zuvor: Schlagt zu und ihr werdet es nicht bereuen!

Marvel Comics Library. Spider-Man. Vol. 2. 1965-1966
Verlag: TASCHEN 
Sprache: Englisch
Format: Hardcover, 28 x 39,5 cm, 4,40 kg
Seitenzahl: 626 
Preis: 150 EUR 

[Rezension] Marvel Comics Library. X-Men. Vol. 1. 1963–1966 (TASCHEN)

Viele Teenager, insbesondere diejenigen, die sich Produkten wie Comics oder Fantasy-Romanen widmen, neigen dazu in fremde Welten abzutauchen, da sie sich als Außenseiter verstehen. In diesem Sinne eine Gruppe an Menschen, die sich von der Mehrheitsgesellschaft missverstanden fühlt und sich daher beweisen muss. Die kreativen Köpfe bei MARVEL, allen voran Stan Lee, haben das schon früh verstanden und versucht ihren Leserinnen und Lesern Vorbilder und Helden an die Hand zu geben, mit denen sie sich identifizieren können. Darunter bis heute legendäre Charaktere wie Spider-Man, die Avengers oder die Fantastic Four. So unterschiedlich wie sie alle anmuten, haben sie doch eine Sache gemeinsam: Mit wenigen Ausnahmen erhielten sie ihre übermenschlichen Kräfte durch Experimente oder Unfälle und damit erst im Laufe ihres Lebens. Dadurch konnten Fans sich zwar dem heimlichen Wunschtraum hingeben eines Tages an ihrer Seite kämpfen zu können (wer weiß, wann man mal einer radioaktiven Spinne begegnet?) aber die einschneidenden Veränderungen in Körper und Geist eines Teenagers konnten nie abgebildet werden.

Genau hier setzte Stan Lee an, als er von MARVEL-Verleger Martin Goodman den Auftrag bekam eine weitere Comic-Reihe zu entwickeln. Aus der Not heraus, dass es sich als schwierig gestaltet einem ganzen Team Ursprungsgeschichten zu verpassen, beschloss er, dass seine neuen Figuren schon mit ihren Fähigkeiten, die sich erst mit dem Einsetzen der Pubertät zeigen, geboren werden sollten und damit als Mutanten galten. Eine bessere Metapher für den Übergang von Kindes- zu Erwachsenenalter hat es in der Comicwelt zuvor noch nicht gegeben. Damit waren die X-Men geboren (Menschen mit „x-tra“ Kräften). Zusätzlich wurde in den hitzigen 60ern sogar eine politische Dimension eingebracht. Eine Gruppe an Menschen, die aufgrund ihrer von Natur aus gegebenen Erscheinung gefürchtet, missverstanden und verfolgt wurde, hat bei nicht wenigen auch Assoziationen mit der Realität ausgelöst (Stichwort „Bürgerrechtsbewegung“). Trotz dieses vielversprechenden Ansatzes konnte die Reihe jedoch nicht an die hohen Auflagen der schon erwähnten Titel anknüpfen und spiegelte damit den „Underdog“-Status der Figuren wieder. Eventuell war die Welt noch nicht bereit für uniform auftretende Teams? Vielleicht galten die dargestellten Kräfte nicht als cool? Man wird es wohl nie erfahren. Trotzdem wurde hier die Basis für etwas gelegt, was sich als eine über Dekaden laufende Erfolgsgeschichte entpuppen sollte. Vor allem ab den 70er Jahren stoßen plötzlich Figuren wie Wolverine oder Storm hinzu, definieren das Bild der X-Men und steigern damit die Popularität, die bis heute anhält.

Doch ohne die Ursprünge, lassen sich spätere Erfolge trotzdem nicht erklären. Genau hier setzen TASCHEN erneut mit ihrer beliebten Marvel Comics Library-Reihe ein und liefern mit X-Men. Vol. 1. 1963–1966 den Lesern endlich ein weiteres Must-Have für Sammler, Comic-Historiker und offene Kunstinteressierte. Man darf sich wie schon bei den drei Vorgänger-Bänden auf die ersten 21 Hefte freuen, die in diesem Fall zwischen 1963 und 1966 veröffentlicht wurden. Erneut in enger Zusammenarbeit mit CGC entstanden, wurden für die XXL-Reproduktionen ausschließlich makellose Originalausgaben herangezogen, Seite für Seite fotografiert und mit moderner Retusche-Technik zum bestmöglichen Produkt verwandelt. Um den Retro-Charme zu steigern, wurde für die Comic-Seiten ein eigens dafür entwickeltes ungestrichenes Papier verwendet, welches die Haptik der Hefte aus den 60er Jahren simulieren soll. Ein wahres Fest für Enthusiasten, die dem Original nahe kommen wollen.

Inhaltlich lernt man die erste Generation an Helden und Schurken kennen, von denen einige uns bis heute erhalten geblieben sind. Cyclops, Beast, Professor Xavier, Magneto, Quicksilver, Scarlet Witch, Juggernaut und viele mehr werden von Stan Lee eingeführt und vom legendären Jack Kirby visuell einzigartig in Szene gesetzt. Den Kern bildet dabei auf lange Sicht die Konfrontation zwischen den X-Men und der Bruderschaft böser Mutanten, die jeweils eine eigene Vorstellung davon haben, wie die Stellung der Mutanten innerhalb der Gesellschaft aussehen soll.

Auch auf der Meta-Ebene tut sich in den den drei präsentierten Jahren einiges. Ab einem bestimmten Zeitpunkt überlassen nämlich Lee und Kirby den Platz zwei weiteren (zukünftigen) Giganten der Comic-Branche. Niemand Geringeres als der Zeichner Werner Roth und Autor Roy Thomas übernahmen den Titel und begannen damit eine langjährige gemeinsame Arbeit, die ihre Karrieren beschleunigen und ihren Status zementieren sollte.

Doch auch heute angefertigte Texte und kontextualisierte Originalzeichnungen, Fotos und Erinnerungsstücke finden Eingang in Marvel Comics Library. X-Men. Vol. 1. 1963–1966. In einem Vorwort nimmt Chris Claremont (16 Jahre lang Autor für X-Men) den Leser an die Hand und übergibt ihn an seinen Kollegen Fabian Nicieza, der in einem ausführlichen Essay die Entwicklung der Reihe über die ersten Jahre ihrer Entstehung nachzeichnet. Dadurch wird das Lesen nicht einfach zu einer simplen „Zeitreise“ für Nostalgiker, sondern ein Ritt durch Popkultur, Geschichte und Politik und damit genau das was erfolgreiche Comics ausmacht. Sie sind Unterhaltung und zeitgleich das Produkt eines Zeitgeistes. Genau dieser Punkt wird durch diese qualitativ in nichts nachstehenden Publikation mehr als deutlich unterstrichen. In diesem Sinne handelt es sich bei dem Band nicht einfach um eine Neuauflage für diejenigen, die eine hübsche Kopie im Schrank stehen haben wollen, sondern um ein Stück Zeitgeschichte, welches das Herz von Fans und alle jenen die es noch werden wollen höher schlagen lässt. All jene, für die Geld zumindest in solchen Fällen eine untergeordnete Rolle spielt, können außerdem zu einer auf 1.000 Stück limitierten Version greifen, die in Kunstleder gebunden und eingefasstem ChromaLuxe-Aluminiumprint im Schuber geliefert wird. Alle anderen können mit etwas Glück auch ein Exemplar der ersten Auflage (Famous First Edition) ergattern. Diese ist nummeriert und macht sich nicht minder hübsch in einer gut sortierten Sammlung.

Marvel Comics Library. X-Men. Vol. 1. 1963–1966
Verlag: TASCHEN
Sprache: Englisch
Format: Hardcover, 28 x 39.5 cm, 4.67 kg
Seitenzahl: 666
Preis: 150 EUR

[Rezension] Marvel Comics Library. Avengers. Vol. 1. 1963-1965 (TASCHEN)

Jeder Marvel-Fan weiß um die Ursprünge des „zweiten Frühlings“ des Verlags, der mit den Fantastic Four im Jahr 1961 begann und in den Folgejahren mit weiteren Ikonen wie Spider-Man, Ant-Man, Doctor Strange oder Iron Man weiter aufblühte. Zwar waren einige Serien, wie es damals nicht unüblich war, ein Flop, aber das hinderte Künstler und Autoren nicht mit pfiffigen Ideen auch ehemalige Rohrkrepierer in ein neues Rampenlicht zu rücken. Erstaunlicherweise gehörten dazu auch Titel wie der Hulk. Mit diesem Portfolio an fantastischen, schrägen, mutierten aber übergreifend mutigen Helden konnte man nun ab einem bestimmten Punkt so hantieren, dass Leser zwangsläufig auf Charaktere stießen, die sie noch nicht kannten. Stichwort: Gastauftritte. Mal wollte Spidey den Fantastic Four beitreten, mal wurden ehemals befreundete Cape- und Spandex-Träger zu Feinden usw. Doch Stan Lee sah in diesem Gewimmel an übernatürlichen Persönlichkeiten ein größeres Potential, welches es zu entfalten galt.

Deswegen setzte er sich mit dem legendären Zeichner Jack Kirby zusammen und versammelte mit ihm  Iron Man, Ant-Man, The Wasp, Thor und Hulk, um die Avengers zu gründen. Ein Zusammenschluss aus Superhelden, die weniger familiäre als „berufliche“ und moralische Bande miteinander teilten. Zwar gab es hier und da Querelen, Aus- und Einstiege sowie Seitenwechsel aber zusammen schafften sie es immer wieder die größten Superschurken des Universums in die Flucht zu schlagen. Der größte Coup war jedoch einem Charakter neues Leben einzuhauchen, der Jahre zuvor in der Versenkung verschwunden war: Captain America wurde samt einer Erklärung für seine jahrzehntelange Abwesenheit erneut eingeführt und wurde zum Teil der Avengers. Ein Umstand, der bis heute mit Unterbrechungen und Alternativ-Versionen aufgebrochen, aber im Kern Bestand hat.

Genau diese Momente kann man nun dank TASCHEN so authentisch und umfangreich erleben wie nie zuvor, da der Verlag nach Marvel Comics Library. Spider-Man. Vol. 1. 1962-1964 den zweiten Band ihrer brandneuen Marvel Comics Library-Reihe herausgebracht hat: Avengers. Vol. 1. 1963–1965. Wie schon beim Erstling, wurden auch hier die ersten 20 Ausgaben im XXL-Format nachgedruckt. Hierbei wurden in Zusammenarbeit mit Marvel und der Certified Guaranty Company ausschließlich die makellosesten Hefte herangezogen, die der Markt hergibt. Garniert mit modernster Retusche-Technik wird den Lesern schlussendlich eine Qualität präsentiert, die ihresgleichen sucht. Eine visuell bessere, aber zeitgleich authentischere Fassung der ersten Avengers-Hefte gibt es de facto nicht. Um das „reale“ Gefühl aus den 60ern noch greifbarer zu machen, wurde zusätzlich auch die Auswahl des Papiers beachtet. So erstrahlen Cover auf Hochglanzpapier, während einem originalgetreue Rasterpunkte von einem mattem Offsetpapier entgegen springen. Außerdem wurde darauf geachtet, dass auch Leserbriefe und Werbeanzeigen vollständig abgebildet sind, um wirklich jedem Aspekt der Orignal-Vorlage gerecht zu werden.

Auf den 630 Seiten kommt man zudem nicht nur in den Genuss der angesprochenen Geschichten, sondern wird auch mit einem Vorwort von Kevin Feige, seines Zeichens Präsident der Marvel Studios, bedacht. Historisch eingehegt wird der Inhalt darüber hinaus von Autor und Eisner-Award-Gewinner Kurt Busick. Selbstverständlich wird diese kleine Zeitreise mit Originalzeichnen, seltenen Fotos und Dokumenten bebildert.

Wenn es um den Spaß am Lesen der ersten 20 Hefte geht, so muss man sich vor Augen halten, was man hier in den Händen hält. In erster Linie handelt es sich um popkulturell und kunsthistorisch relevante Reproduktionen von Geschichten, die die Basis für eines der erfolgreichsten Franchises aller Zeiten gelegt haben. Sowohl im Kontext der gleichnamigen Filme, als auch im Hinblick auf die weitere Verwertung der Helden dieses Titels. Wenn es um das ausschließliche Storytelling geht, wird der Spaß durch die Lesegewohnheiten eines jeden Käufers bestimmt. Konsumiert man primär Werke der letzten 20 Jahre, wird einem Vieles zwangsläufig altbacken und steif vorkommen, was aber nicht dazu führen muss, dass man keine Lust hat die Abenteuer der Avengers zu verfolgen, um die vielen ersten Auftritte und Konfrontationen für sich selbst erleben zu dürfen. Dies sei vorausgeschickt, da mich Leser nach der letzten Review des Spider-Man Bandes explizit nach diesem Thema gefragt haben.

Hat sich diese Frage jedoch geklärt, spricht nichts gegen eine Anschaffung von Marvel Comics Library. Avengers. Vol. 1. 1963–1965. Es ist nämlich nicht nur ein Sammlerstück für Fans der Charaktere, sondern für jeden Comic-Interessenten und Popkultur-Geek, der die Ursprünge heutiger Auswüchse persönlich ergründen möchte. Sollte man es sogar noch etwas exklusiver mögen, ist ab Ende Juli eine exklusive „Collector’s Edition“ verfügbar, die zwar mit 500€ zu Buche schlägt, aber eine edle Kunstlederbindung, einen eingefasstem ChromaLuxe-Aluminiumprint und einen wunderschönen Schuber bietet. Wer außerdem nie genug vom Marvel-Universum haben kann, der darf sich jetzt schon auf weitere angekündigte Bände aus der Marvel Library freuen: die Fantastic Four und Captain America stehen schon in ihren Startlöchern bereit!

Marvel Comics Library. Avengers. Vol. 1. 1963–1965
Verlag: TASCHEN 
Sprache: Englisch
Autoren: Kurt Busiek, Kevin Feige
Format: Hardcover, 28 x 39,5 cm, 4,44 kg
Seitenzahl: 630 
Preis: 150 EUR