Section Eight

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Es gibt nicht oft die Möglichkeiten das Wort „asozial“ positiv konnotiert verwenden zu können, aber heute ist es endlich soweit! Mit „Section Eight“ erreicht uns der asozialste, derbste und perverseste Release, den DC bzw. hierzulande Panini Comics seit Jahren auf die Leser losgelassen hat. Aber eins nach dem anderen.

Für diejenigen, denen der Titel nichts sagt, wäre hier eine kleine Geschichtsstunde in Sachen Comics. Im Jahre 1997 tauchte in der DC-Reihe „Hitman“ ein neues Superhelden-Team auf, welches das Konzept der Cape-Träger unter der Gürtellinie aufs Korn nahm. So wurde es zum einen von „Sixpack“ angeführt, dessen besondere Fähigkeit darin besteht sich auf unnatürliche Weise betrinken zu können und Leute mit einer zerbrochenen Schnapsflasche zu vermöbeln. Ihm folgten „Bueno Excellente“, ein fetter haariger Latino, der nur seinen Namen aussprechen kann und das Böse durch die Macht der Perversion besiegen will. Dazu kamen „der Fensterstürzer“, der alle seine Gegner durch eine mitgebrachte Fensterscheibe wirft, der „Hundschweißer“, der tote Hunde an seine Gegner…naja…schweißt? Ebenfalls dabei waren Freundes-Feuer (er kann nur auf Verbündete schießen), der Schüttler (ein stotternder Penner, den es ständig schüttelt), „Jean de-Baton“ (kämpft mit der Macht des „französisch-seins“) und „Speister“ (verteidigt sich mit hochgewürgtem Rotz). Diese Freak-Versammlung wurde nach einem Einsatz fast gänzlich ausgelöscht und fristete bis jetzt ein Dasein in den nostalgischen Erinnerungen der alten Fans der Serie.

Nun kann sich auch die aktuellste Generation an Lesern an den widerlichsten Protagonisten der Verlagsgeschichte erfreuen, denn das original Team um Garth Ennis (Autor) und John McCrea (Zeichnungen) hat sich erneut zusammen getan um den Ernst aus dem DC-Universum raus zu kitzeln. Es beginnt damit, dass der temporär vom Alkohol losgekommene „Sixpack“ einen Rückfall erleidet und daraufhin sein Alter Ego erneut das Licht der Welt erblickt. Im Rausch beschließt er eine große Bedrohung für die Welt abzuwenden (die er sich eventuell nur einbildet). Dafür muss er aber laut eigner Aussage eine neue „Section Eight“ zusammenstellen um eine Chance gegen das Böse zu haben. Dafür rekrutiert er zunächst den ebenfalls überlebenden „Bueno Excellente“ und holt sich neue Verstärkung durch „Baytor“ (Dämon der Kriminellen und Barkeeper in „Sixpacks“ Stammbar), den „Greiffa“ (eine mit einem Greifhaken ausgestattet Nervensäge, die ihren Mund nicht halten kann), „Bauhauser“ (hat eine Bohrmaschine an seinen Helm montiert) und „Därm“ (ein weiblicher Haufen innerer Organe ohne Körper). Dazu kommt ein von „Hundschweißers“ Ausrüstung besessener Afro-Amerikaner, der seine Stelle im Team einnimmt. Da „Sixpack“ davon überzeugt ist, dass die Gruppe aus genau acht Mitglieder bestehen muss, versucht er den letzten Platz mit jemanden aus der „Justice League“ zu besetzen und damit fängt das ganze Schlamassel erst richtig an.

Um nicht allzu viel vorweg zu nehmen, möchte ich mich einfach mal auf die Hauptereignisse beziehen. „Batman“ ist die erste Wahl, wird jedoch als Rassist hingestellt und dampft sauer ab. „Green Lantern“ hat von Kyle Rayners Schicksal (Stichwort „Bueno Excellente“ und „date-rape“) gehört und lehnt das Angebot ab, „Martian Manhunter“ ist interessiert und „Wonder Woman“…ich will nicht weiter ins Detail gehen.

Während all dieser Geschehnisse scheint es, als ob der Autor versucht sich Stück für Stück in Sachen dreckiger Humor zu steigern und schreckt dabei vor rein gar nichts zurück. Ich meine ein belesener überdimensionaler Bandwurm der gegen unseren perversen Latino um das Herz von „Därm“ kämpft!? Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Ich habe mich selten so gut amüsiert, während unsere Lieblingshelden ganz offiziell und nicht allzu zimperlich durch den Kakao gezogen wurden (Superman schenkt „Sixpack“ eine Flasche Fusel um ihn aufzuheitern! WAS?). Es fühlt sich einfach gut an, wenn man nicht mal im Ansatz vermuten kann was auf den nächsten Seiten passieren wird und verschluckt sich manchmal bei dem Gedanken, dass gewisse Szenen wirklich zu Papier gebracht wurden. Einfach eine große Kunst der Grenzüberschreitung, die insbesondere in Bezug auf das doch recht biedere Genre mehr als ausgiebig zelebriert wird. Wer auf seichte Unterhaltung mit einem Anspruch an Moral steht, sollte schleunigst die Finger davon lassen. Für alle anderen ist das hier eine Pflichtanschaffung, die in meinen Augen das Juwel der „DC You„-Reihe darstellt.

Visuell wird uns eine ordentliche Portion Ekel serviert, die man sich genüsslich von Panel zu Panel einverleibt. Ob klassische Superhelden-Darstellung, groteske Geschöpfe wie aus einem Cartoon oder einfach nur jede erdenkliche Körperflüssigkeit – McCrea weiß von der ersten bis zur letzten Seite zu überzeugen. Man kann förmlich spüren wie sich der Künstler austoben konnte. Jede Linie versprüht einen unwirklich Spaß am Schabernack und nimmt den Betrachter sofort in ihren Bann. Alles in allem einfach eine großartige Arbeit.

Anhand der Lobhudelei ist es für euch wahrscheinlich ersichtlich, aber ich muss es einfach nur wiederholen. „Section Eight“ ist ein durchgehendes Vergnügen am Rande der Perversion, welches zwar nichts für zarte Gemüter aber auf jeden Fall etwas für alle mit einem dehnbaren Begriff von Humor ist! Auf zum nächsten Comic-Shop und viel Spaß beim lesen!

 

Howard the Duck – Ein Erpel für alle Fälle

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Letztens habe ich über den sanften Relaunch bei DC unter dem Namen „DC YOU“ berichtet und über die damit einhergehende humoristische Ausrichtung mancher Reihen bzw. Einzelbände wie „BIZARRO„.

In dem Artikel wurde ebenfalls angesprochen, dass ich so manchen Gag eher von Marvel erwartet hätte und siehe da: heute geht es quasi um den Prototypen der Selbstreferenz im Comic-Universum des Verlags (mit der Ausnahme von „Deadpool“).

Der Titel „Howard the Duck“ lässt vielleicht den ein oder anderen erahnen, dass die Hauptfigur ein Erpel gleichen Namens ist. Im Detail handelt es sich um ein Alien, welches auf der Erde gestrandet ist und sich als Privatdetektiv neu erfinden möchte. Tatsächlich eröffnet er ein eigenes Büro und nimmt sogleich einen Fall an, der ihn durch das halbe Marvel-Universum treibt.

Genaugenommen wird er mit einer bewaffneten Tante May konfrontiert, die einen Laden ausrauben möchte. Das bringt ihn wiederum auf eine Verschwörung, in die manipulierte Rentner involviert sind. Ja, das ist kein Witz und die folgende Anekdote bringt den Verrücktheits-Grad der Story vermutlich ganz gut auf den Punkt: Eine der Methoden die Howard nutzt um unerkannt die Verdächtigen zu observieren, ist es sich nackt zwischen Erden-Enten im Park zu platzieren und um Brot zu betteln. Nackt. Park. Brot. Genau dieses Level.

Während er irgendwie seinem Job nachgeht, stößt er unvermeidlich mit einem Großteil der A-Promis unter den Superhelden zusammen und bringt ihr Leben ordentlich durcheinander. Für den Leser ist es hingegen ein riesen Spaß zuzusehen, wie die Eigenheiten gewisser Charaktere teils bitterböse durch den Kakao gezogen werden. So versucht „Spidey“ zum Beispiel Howard vor einem Angriff zu retten und denkt daraufhin, dass dieser tot sei. Tja, was als nächstes kommt nennt man wohl Flashback. An seine Unfähigkeit Onkel Ben zu retten erinnert, bricht die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft kurzerhand zusammen und errichtet eine Art Schrein um sein Gewissen zu erleichtern. Außerdem muss sich unsere Lieblings-Ente eine Zelle mit „Rocket Raccoon“ teilen, sich mit Affen streiten und „Dr. Strange“ um Hilfe erpressen.

Ich denke allein diese Aufzählung sollte reichen um ein Bild davon zu vermitteln, was man erwarten kann, wenn man diese durchwegs gelungene Ausgabe aufschlägt. Vor allem handelt es sich nur um die Spitze des Eisbergs an wahnwitzigen Situationen und Gastauftritten ohne, dass es zu einer Übersättigung kommt. Verantwortlich dafür ist der Autor Chip Zdarsky, der zwar mit Independet-Projekten wie „Prison Funnies“ und „Monster Cops“ seinen Einstand feierte, sich aber spätestens seit dem Release der Eisner-Award-prämierten Reihe „Sex Criminals“ (die sogar für das TV adaptiert wurde) in die vorderste Reihe der Kreativen in der Branche katapultiert hat. Die Bandbreite seiner Interessen sieht man auch dem aktuellsten Werk an, das haarscharf an der Grenze zur Anarchie balanciert, aber mit einem roten Faden, begleitet von bösen Witzen und Slapstick-Humor die Richtung hält.

Visualisiert wurde alles von Joe Quinones, der zuvor schon seinen Stift bei „Spider-Man“, „Batman/Superman“, „Batman ’66“, „Fantastic Four“ und vielen anderen geschwungen hat. Sein Stil erlaubt es mühelos den cartoonesken Hauptcharakter zwischen realistisch dargestellten Nebenfiguren zu sehen ohne, dass sich etwas fehl am Platz anfühlt. Die Witze werden gekonnt in Bilder verpackt und entfalten auch gerne mal über mehrere Panels hinweg ihren Reiz.

Zusammengefasst kann ich „Howard the Duck – Ein Erpel für alle Fälle“ wirklich jedem ans Herz legen, der sich auch für Humor in Comics erweichen kann. Vor allem wenn dieser so souverän und alles andere als kindisch umgesetzt wurde. Ich hatte auf jeden Fall meinen Spaß und freue mich schon auf weitere Auftritte der Ente zwischen all den Cape-Trägern!

Hier geht es zur Leseprobe!

BIZARRO

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Vor einigen Jahren krempelte DC sein eigenes Universum kräftig um, indem alle laufenden Serien unter dem gemeinsamen Titel „New 52“ (entsprechend der Anzahl der Reihen) wortwörtlich auf 0 gesetzt wurden.

Mit wenigenAusnahmen, wurden alle Vorgeschichten, Entstehungsmythen und Beziehungen für nichtig erklärt und damit ein Neustart ermöglicht, den es in der langen Geschichte des Verlags bis dato nicht gab. Damit sollten vorrangig neue Fans rekrutiert und alte mit frischen Ideen getriggert werden. Selbstverständlich gab es auch einen Aufstand der Puristen, dem jedoch ein klarer Erfolg der Strategie entgegenstand.

So konnte man als alter Hase immer noch überrascht werden, während Neulinge plötzlich die Chance bekamen endlich in den boomenden Markt (vor allem aufgrund der zahlreichen Verfilmungen) einzusteigen. Wie gesagt fing alles schon vor gut 4 Jahren an und wie es eben in der Natur der Sache liegt, erweiterte sich das neue Universum wieder fast ins unendliche, die Erzählstränge wurden komplexer und die Qualität schwankte deutlich zwischen brillant und unerträglich.

Dementsprechend war es nur eine Frage der Zeit bis der nächste (sanfte) Relaunch kommt, um die nächste Generation an Lesern an sich zu binden und mit neuen Reihen das Interesse der Veteranen (wieder mal) hoch zu halten. Nun ist es endlich soweit und „DC YOU“ geht auch hierzulande an den Start. Dabei werden, wie eben angedeutet, nicht alle bisher publizierten Geschehnisse für ungültig erklärt, sondern zum einen die Kontinuität der Reihen aufgelockert und zum anderen ein für bestimmte Serien gültiger humoristischer Ansatz präsentiert.

Zum Beispiel agiert im ersten Fall Jim Gordon als Rächer der Nacht in der regulären „Batman“-Reihe, während der altbekannte Bruce Wayne bei der „JLA“ immer noch seinen Umhang trägt. Bei der zweiten Option sehen wir eine „hippe“ Version von „Bat-Girl“
oder die „Gotham Academy“, die beide eine jüngere und teils weiblichere Zielgruppe ansprechen sollen.

In diese Kerbe schlagen auch einige selbstreferenzielle Titel wie „Bizarro„, den ich euch heute stellvertretend für die gesamte Neu-Ausrichtung präsentieren möchte.
Leser der regulären Serien kennen die Figur als furchteinflößende, von Lex Luthor geschaffene Version des Mannes aus Stahl oder aus der „Superman Adventures“-TV Show aus den 90ern. In der vorliegenden Fassung sehen wir ein naives bis dämliches Alien,
welches es sich seit seiner Ankunft auf der Erde zur Aufgabe gemacht hat, ein eigener „Superman“ zu werden. Dafür ist es zwar mit entsprechend übermenschlicher Stärke, Gefrier-Blick und Laser-Atem ausgestattet, geht mit diesen aber um wie ein Kind,
dass gerade zu laufen beginnt. Darum folgen „Bizarro“ Zerstörung und Chaos auf Schritt und Tritt. Deshalb ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Metropolis vom selbsternannten Helden mehr als genervt und für jede Idee dankbar ist das gutherzige Ungetüm so weit wie möglich fort zu schaffen.

Diese Aufgabe fällt Clark Kents/“Supermans“ Sidekick Jimmy Olsen zu, der das graue Monster nach Kanada (oder auch „Bizarro-Amerika“) verfrachten soll. Daraus ergibt sich ein wahnwitziger Road-Movie bzw. eine Buddy-Komödie, die es in der Form bei DC schon seit Ewigkeiten nicht gab. Dabei erleben wir die beiden Hauptfiguren beim Kampf gegen einen besessenen Gebrauchtwagen-Verkäufer, des Weiteren in einer Geisterstadt im Wilden Westen und einen wahrlich „bizarren“ Körpertausch. Und ja, es ist genauso verrückt wie es sich anhört.

Noch verwirrender aber umso witziger werden diese ganzen Situationen, wenn man sich vor Augen führt, dass „Bizarro“ durchgehend das Gegenteil von dem meint was er sagt und dabei nicht gerade die feinste Grammatik an den Tag legt. Durch diese Mixtur schafft Heath Corson als Autor mit einen Spagat zwischen Vorschlaghammer und dezenten Anspielungen, durchgehend die Lachmuskeln zu bearbeiten. Zusätzlich verknüpft er immer wieder Elemente aus der realen Welt, um das Geschehen trotz absurder Bedingungen dennoch greifbar zu machen. Kleine Gags wie der manchmal eingespielte Liebelingssong von „Bizarro“ („Wrecking Ball“ von Miley Cyrus, was denn sonst!?) stehen repräsentativ für einen Humor, den ich persönlich bis dato nur von Marvel kannte. Hier sieht man jedoch, dass auch in der tendentiell dunkleren Welt von DC Platz für Spaß vorhanden ist und dieser auch passend in Texten und Bildern umgesetzt werden kann.

Apropos Bilder. Gustavo Duarte macht einen ganz wunderbaren Job, indem seine cartoonhaften Panels einen nicht ganz unwesentlichen Beitrag zur Slapstick-Stimmung leisten. Ob nun Mimik oder Bewegung – beides passt wie die Faust aufs Auge und lässt einen Schnitzer höchstens mit der Lupe suchen. Als kleines Extra hat der gute Mann für einzelne Panels Gastzeichner mit an Bord geholt, die den meisten Kennern ein Begriff sein sollten. So finden wir Darwyn Cooke („Before Watchmen: Minutemen“), Tim Sale („Batman: Das lange Halloween“), Francis Manapul („The Flash“) und einige mehr. Da der Stil-Bruch sich zum einen nur auf einzelne Charaktere bezieht und die generelle Stimmung von vornherein sympathisch wirr ist, fallen die kleinen Gastauftritte in keinster Weise negativ ins Gewicht.

Als Fazit kann ich ziehen, dass der humoristische Einstand von „DC YOU“ zumindest in Bezug auf „Bizarro“ mehr als gelungen ist. Man wird durchgehend gut unterhalten und hat im Gegensatz zu den US-Amerikanischen Lesern sofort den Luxus, die Geschichte in einem Zug lesen zu können, da mit dieser Ausgabe die gesamte Miniserie von 6 Heften vorliegt. Da ich persönlich in Bezug auf Humor in Comics relativ schwer zu überzeugen bin, kann ich nach der persönlich positiven Erfahrung jedem einen Blick in den Band empfehlen. Nun bin ich auf „Bat-Mite“ im nächsten Monat gespannt und hoffe euch auch davon berichten zu können!

Eine Leseprobe zu „Bizarro“ findet ihr hier.

Wer gleich zuschlagen möchte, kann sich hier die Ausgabe besorgen.

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Auf 444 Stück limitierte Variant-Ausgabe für die Leipziger Buchmesse

Deadpool: Greatest Hits & Deadpool – Das Film-Special

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Es wird kaum jemanden geben, ob nun Comicleser oder nicht, der die fast schon ausufernde Werbekampagne rund um den Söldner mit der großen Klappe nicht mitbekommen hätte.

Ob nun auf öffentliche Toiletten, ausgestattet mit thematisch passenden Plakaten („Erst pinkeln, dann schütteln!“ oder „Wow, heißes Brazilian Waxing, Bro!“), in Form von ausgeklügelten Hashtags oder die Verulkung popkultureller Themen und Ereignisse (Australian Day, Valentinstag, andere Superhelden-Filme usw.) – Deadpool ist aktuell in aller Munde!

Zu verdanken ist das dem riesigen Engagement des Hauptdarstellers Ryan Reynolds, seines Zeichens Fanboy der Reihe, einer über Jahre gewachsenen Fanbase und dem Einlenken der Filmstudios bezüglich der Ausrichtung des seit gestern in den deutschen Kinos angelaufenen Streifens. Gewalt und Humor funktionieren ab 2016 auch in diesem Genre, welches entweder mit düsteren Farben gezeichnet oder so kunterbunt ausgelegt wurde, dass es schmerzt.

Aufgrund der medialen Aufmerksamkeit, ist es nur logisch, dass auch Leute die zuvor vielleicht noch nie ein Comic-Buch in die Hand genommen haben oder nur die klassischen Helden kennen, sich für die Figur zu interessieren beginnen und sogar einen Einstieg in das Medium wagen.

Für diesen Fall hat Panini Comics Deutschland eine weitere Anthologie auf Lager die, wie schon bei Batman und Joker in den letzten Jahren, die gesamte Bandbreite der Entwicklungsgeschichte von Wade Wilson aka Deadpool abdeckt: Deadpool: Greatest Hits! Aufgrund der anarchischen Ansätze ist diese, trotz der im Verhältnis zu anderen Strumpfhosenträgern kurzen Lebensspanne (er existiert erst seit den 90er Jahren), durchsetzt von unfassbar vielen und vor allem verrückten Einfällen. Angefangen bei seinem ersten Auftritt, bei dem er gegenüber „Cable“ eine lockere Lippe riskiert, über eine Zeitreise in das Spidey-Universum der Ditko-Ära (inklusive Original-Optik!), die durch den derben Humor so richtig durcheinandergewirbelt wird (Mary Jane offensichtlich flachlegen wollen? Sich über die Frisuren der Osbornes lustig machen und nach Whiskey verlangen? Kein Problem!) bis hin zu Crossovern mit dem Punisher und einer Hochzeit! Jede der Storys steht für sich selbst und kann ohne großes Vorwissen genossen werden.

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Die Auswahl ist durchaus gelungen und lädt zum weiteren schmökern ein. Stoff gibt es in diesem Zusammenhang wirklich mehr als genug in Form einer aktuell laufenden Reihe, Tradepaperbacks aus der „Killer-Collection“ oder auch den englischsprachigen Importen aus der Prä-„Marvel Now“-Ära. Das alles zusammen ist die Mixtur, nach der die aktuelle Generation an Lesern verlangt und durch Deadpool auch bekommt. Zynisch, brutal, überbrodelnd an popkulturellen Anspielungen (Video-Games, Comics, Filme) und angereichert mit einem extrem derben Humor, präsentiert sich hier ein „Held“, der das 21. Jahrhundert in seiner Form so wiederspiegelt wie kein anderer seiner Kollegen.

Wenn jemand zunächst eine Kostprobe möchte, kann parallel zu „Deadpool – Das Film-Special“ greifen, welches als Heftausgabe vorliegt und für Sammler sogar als Variant-Cover-Version verfügbar ist. Die Geschichte findet man zwar auch in dem „Greatest Hits“-Band, aber als Leckerbissen für Untentschlossene ist diese Ausgabe perfekt! Thematisch passend zum anlaufenden Film, aber nicht zu verwechseln mit einem Comic zum Film (den es nicht gibt), möchte Wade Wilson sein Leben auf der großen Leinwand sehen und ist entschlossen sich einen Drehbuchautor zu holen, der eine in seinen Augen gelungene Umsetzung liefert. Das ist bei den Ansprüchen des Söldners ein eher komplizierteres Unterfangen, bei dem er jedoch trotzdem jemanden findet, der ihm all seine peinlichen und unglaublichen Details seiner Geschichte herauslocken kann.
Das alles schreit geradezu nach einem Oscar, außer Hollywood baut Mist!

Ihr habt nun die Wahl euch direkt in das verrückte Deadpool-Universum zu stürzen oder euch heranzutasten und am Ende trotzdem seinem Charme zu verfallen. Meine Empfehlung habt ihr auf jeden Fall für beide Optionen!

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Die auf 1.750 Stück limitierte Variant-Ausgabe

Deadpool – Return Of The Living Deadpool

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Was soll man zu Deadpool und seinen Abenteuern sagen? Wie schon bei meiner letzten Besprechung in Bezug auf den Söldner mit der großen Klappe, braucht man auch diesmal nicht nach dem großen Sinn hinter der vorliegenden Geschichte zu fragen. Trotz allem wird man durch die vorliegende Story, die keinen Respekt vor dem Genre, geschweige denn vor der immer wieder porträtierten Popkultur hat oder zu haben braucht, von der ersten bis zur letzten Seite durchgehend unterhalten.

Nun aber eins nach dem anderen. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich den Vorgänger-Band „Night Of The Living Deadpool“ nie gelesen habe. Trotzdem ist es möglich „Return Of The Living Deadpool“ als eigenständige Erzählung zu genießen, deren Titel im Übrigen nicht per Zufall gewählt wurde. Hier liegt nämlich eine astreine Parodie des „Zombie“-Genres vor, die immer wieder eine Brücke zu den Filmen als auch Comic-Reihen (The Walking Dead lässt grüßen) schlägt, die jeder Fan kennen sollte. Sogar die schwarz-weiße Optik der eben erwähnten Erfolgsserie wurde übernommen um keine Zweifel an der vorgegeben Richtung aufkommen zu lassen. Den einzigen Farbtupfer den wir finden, ist entweder der Hauptcharakter oder die mit ihm zusammenhängenden Gegenstände, wie Karten, Waffen etc..

Was die Story anbelangt, ist sie ungefähr so abgedreht wie Deadpool selbst. Nachdem die unvermeidliche Zombie-Apokalypse eingetreten ist, steht die Menschheit einem noch viel größerem Problem gegenüber: Jeder Zombie, der es schafft Deadpool zu beißen, verwandelt sich in einen weiteren Deadpool. Das Ganze hat zur Folge, dass sich diese zu Horden zusammenschließen und große Landstriche und Städte unter ihre Kontrolle bringen. Was kann es schlimmeres geben als wandelnde Untote? Richtig. Wandelnde Untote, die nicht aufhören können wirres Zeug von sich zu geben. Die Geschichte trieft dabei wie gewohnt vor Wortwitz und Anspielungen für die Eingeweihten. Allein folgendes Zitat bringt es mehr als deutlich auf den Punkt: „Das ist das Ende der Welt, oder? Die Gesellschaft ist im Eimer. Aber Campingbusse überleben? Sie sind die Kakerlaken der Behausungen.“

Verantwortlich für das irre Spektakel ist der Autor Cullen Bunn. Dieser kann auf eine lange Geschichte im Schaffensprozess von Deadpool zurück blicken und hat des Weiteren die Ehre den „Helden“ in das kommende Event „Secret Wars“ einzuführen, welches ungeahnte Folgen für das gesamte Marvel-Universum nach sich ziehen wird.

Mit dem Stift bewaffnet ist diesmal ein Neuling im Marvel-Lager. Die Künstlerin Nik Virella feiert ihren Einstand und meistert diesen mit Bravour. Ihr Stil zeichnet sich durch klare Linien, eindeutige Mimik und ausdrucksstarke Kompositionen aus und lässt den Leser auf viele weitere Werke hoffen. Man darf sich in diesem Zusammenhang schon auf eine angekündigte Mini-Serie freuen, die sich in einem Western-Alternativ-Universum der Marvel-Welt abspielt und mit dem Deadpool-Autor Gerry Duggan realisiert wird.

Zusammengefasst lässt sich mal wieder eine Empfehlung für all jene aussprechen, die wie ich auf einen gewollt trashigen Touch stehen und natürlich für Leser, die das Wort Popkultur nicht als Fremdwort betrachten. Hier geben sich Gewalt und Humor wieder mal die Klinke in die Hand und damit dem Fan Unterhaltung in seiner reinsten Form.

„Return Of The Living Deadpool“ erscheint am 24.11.2015.