Bat-Mite

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Wie schon vor einiger Zeit ausführlich berichtet, gab es einen sanften Relaunch beim DC-Verlag, aus dem das sogenannte „DC You“-Universum hervor ging. Hier wurde die Kontinuität der einzelnen Reihen aufgeweicht um Autoren mehr Freiheiten bei der Gestaltung ihrer Geschichten zu geben und andererseits neue Zielgruppen zu erschließen.

Das geschieht aktuell zum Beispiel mit der „Gotham Academy“, „Batgirl“ oder „Bizarro„. Letzterer setzt auf einen humoristischen Ansatz, den man üblicherweise vom Konkurrenten Marvel erwarten würde. In die selbe Kerbe schlägt auch „Bat-Mite“.

Viele Fans des dunklen Ritters kennen mit ziemlicher Sicherheit die 60er-Jahre Serie mit Adam West, die in Bezug auf verrückte Versionen von Batman wohl die Rangliste anführt. Was wiederum wenige wissen ist, dass schon im Jahr 1959 der kleine „Bat-Mite“ seinen Einstand in der US-Reihe „Detective Comics“ feiern durfte. Er stammt laut Origin-Story aus dem selben Universum wie Supermans Widersacher „Mr. Mxyzptlk“, ist aber im Gegensatz zu diesem Bösewicht ein großer Fan des dynamischen Duos „Batman & Robin“. Dementsprechend möchte er die beiden unterstützen, stiftet dabei jedoch mehr Chaos als zu helfen. Er tauchte größtenteils, passend zum damaligen Zeitgeist, in den 60ern auf und verschwand Ende der 70er fast vollkommen vom Radar der Comic-Leser, als  die Geschichten einen ernsteren Anstrich verpasst bekommen haben.

Nun ist der nervige Zwerg mit den magischen Kräften in einer abgeschlossenen Mini-Serie von Autor Dan Jurgens („Der Tod von Superman“, „Flashpoint“, „Batman of the Future“ usw.) und der Zeichner-Newcomerin Corin Howell (dieser Band ist ihr Debüt im Batman-Universum) zu neuem Leben erwacht.

In der vorliegenden Story taucht der Gnom aus dem nichts auf um dem echten dunklen Ritter bei einem Kampf zur Seite zu stehen. Natürlich artet die undurchdachte Aktion in Chaos aus und endet in einer Zerstörungsorgie. Wie üblich kann Bat-Mite jedoch keine Schuld bei sich selbst entdecken und ist nach wie vor überzeugt davon, der bessere Verbrechensbekämpfer zu sein. Dadurch bildet er sich zu allem Überfluss ein, dass Batman sein Sidekick sei, dem er fortwährend unter die Arme greifen muss. Dieser ist davon eher weniger begeistert und im Laufe des Zwiegesprächs entwickelt sich bei dem Wesen aus einer anderen Welt eine irrwitzige Idee. Dadurch, dass er sich für den ultimativen Helden hält, ist es für ihn die logische Konsequenz Amateure wie „Robin“ aka „Damian“, „Hawkman“, „Poster Gold“ oder die „Inferior Five“ zu coachen.

Mit der Umsetzung seines Einfalls bricht nun das komplette Chaos aus, welches unsere Hauptfigur in eine Anstalt für Hirntransplantationen, die Wohnung eines seltsamen Pärchens und in die Konfrontation mit der Cape-tragenden Version eines Sammler-Nerds treibt. Es klingt verrückt? Ist es auch! Glücklicherweise funktioniert dieses Konzept aber wunderbar und lässt den Leser öfter mal laut auflachen. Leider sind ein paar gute Witze durch die Übersetzung verloren gegangen, die ansonsten mehr als deutlich auf die verschiedenste Bereiche der Popkultur verweisen. Sie können aber bei der Masse an Gags gut verschmerzt werden. Filme, Comics und Musik werden mit sicherer Hand durch den Kakao gezogen und bilden das i-Tüpfelchen auf der durchgehend unterhaltsamen Geschichte. Auch mit diesem Band hat DC eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass Humor in ihrem Haus einen Platz finden kann und nicht nur auf depressiv dreinblickende (was nicht schlecht sein muss!) Charaktere bauen muss.

Die visuelle Umsetzung passt dabei wie die Faust aufs Auge und könnte für Corin Howell die Eintrittskarte für eine dauerhafte Etablierung im Verlag bedeuten, wenn „DC You“ einen nachwirkenden Anklang bei der Leserschaft findet. Ihr zwischen Realismus und Cartoon schwankender Stil unterstreicht die bizarre Verflechtung zwischen Superhelden-Genre und Comedy auf eine Weise, die frischen Wind in die Reihen der muskelbepackten Heroen bringen könnte. Ich werde die Dame auf jeden Fall auf dem Radar haben um ihren Werdegang ganz genau verfolgen zu können!

Dafür, dass ich es von mir selbst nicht erwartet hätte, habe ich einen Narren an der neuen Ausrichtung und den abgeschlossenen Serien gefressen, die etwas Leichtigkeit in die dunkle Comic-Welt in meinem Schrank bringen. Wer ebenfalls einen Versuch mit „Bat-Mite“ wagen möchte, kann ab dem 19. April im Comicbuchladen eueres Vertrauens oder hier zuschlagen.

Convergence – Megaband

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Ich muss gestehen, dass es mir wirklich schwer fällt, beim vorliegenden Band des großen DC-Events „Convergence“ ein abschließendes Urteil zu fällen. Ganze acht Story-Lines, realisiert von genauso vielen Kreativ-Teams, verteilt auf stolze 380 Seiten sind ein ganz schöner Brocken, der sich tatsächlich vom untersten bis zur obersten Grenze der Qualitätsskala erstreckt. Aber erstmal eins nach dem anderen.

Wie schon bei meiner Rezension zum ersten Sonderband der Reihe ausgeführt, entführte Supermans Widersacher Brainiac eine Vielzahl an Städten aus der gesamten Historie des DC-Verlags, die eine schier unüberschaubare Menge an Verästelungen und Paralleluniversen bereit hält. Diese müssen nun ihre größten Helden gegeneinander antreten lassen um sich selbst und ihre Welt retten zu können.

Im Megaband sehen wir dabei sowohl Figuren aus der zweiten Reihe als auch einige der prominentesten Vertreter im Ring. Diese werden sogar teilweise von den Autoren und Künstlern in Szene gesetzt, die sie entweder erschaffen oder in ihrer Art revolutioniert haben. So finden wir zum Beispiel Len Wein als Autoren der Swamp Thing-Story „Die Nacht der tausend Augen“, die von Kelley Jones visualisiert wurde.
Dieser hat sein Steckenpferd in den Elseworld-Geschichten gefunden und zeichnet sich insbesondere für die Vampir-Versionen unserer geliebten Cape-Träger verantwortlich. Genau diesen, inklusive einem blutsaugenden Batman im Gepäck, muss sich das Monster aus dem Sumpf in einem der stärkeren Handlungsstränge dieser Ausgabe stellen. Hier haben sich auf der Macher-Seite wirklich zwei Koriphäen gefunden, die auch auf dem Papier wunderbar miteinander harmonieren.

Eine weitere interessante Story-Line mit dem klingenden Titel „Ein letztes mal“ betrifft die ursprünglich in den 50er Jahren angesiedelte Justice Society of America, die Green Lantern, Hawkman, The Flash und Doctor Fate umfasst. Nun sind real fast 70 Jahre vergangen und unsere Capeträger von damals sind längst im Rentenalter angekommen. Aufgrund der über ihre Stadt gestülpten Kuppel verloren sie zusätzlich ihre übermenschlichen Kräfte und sind entsprechend so geschwächt wie es ihr Alter vermuten lassen würde. Nachdem ihr gigantisches Gefängnis sich aber zu Beginn des anbahnenden Kampfes auflöst, erwachen ihre Fähigkeiten zu neuem Leben und das Aufeinandertreffen mit einem marodierenden Roboter gerät zum Spektakel. Auch Dan Abnett als Autor und Tom Derenick haben hier ganze Arbeit geleistet um die alten Recken in neuem Licht erscheinen zu lassen. Nostalgie pur und das im modernem Gewand!

Die letzte Geschichte, die ich persönlich als extrem lesenswert empfinde ist die von Shazam und seinen Mitstreitern, die auf den viktorianischen Batman treffen, den man als Fan natürlich aus der entsprechenden „Elseworld“ kennt. Diese Konstelation ist so unglaublich irre, dass sie schon wieder genial wirkt. Auf der einen Seite vermenschlichte Tiere und einige der bizarrsten Figuren die das DC-Universum hervorgebracht hat (eine bösartige Raupe!?) und dem gegenüber die überzeichneten Bewohner Gothams, die einem Klischee des 19. Jahrhunderts entsprungen sind. Erstaunlicherweise funktioniert diese Kombination aus Humor und Ernsthaftigkeit vom ersten bis zum letzten Panel. Nicht zuletzt die plastisch wirkende Umsetzung des Zeichners Evan Shaner sorgt dabei für ein durchgehendes Lesevergnügen.

Allein dafür lohnt sich die Anschaffung des Megabandes. Im Gegensatz dazu hinken jedoch die anderen Handlungen rund um Question (Renee Montoya aus Gotham Central) samt Two-Face, Hawkman und Hawkwoman, die Titans, die Doom Patrol, Suicide Squad oder die Jutstice League International zum Teil brutal nach. Vereinzelt kann man als Fan der entsprechenden Reihen vielleicht ein Auge zudrücken und es als eingeweihter genießen. Sollte man nicht allzu sehr mit den Figuren vertraut sein oder mit der neuen Optik nicht zurecht kommen (die Kingdome Come Charaktere waren und bleiben Alex Ross-Geschöpfe), kann das Lesen tatsächlich nervig werden.

Aufgrund der Natur des Megabands in Deutschland, hat Panini natürlich versucht so viele Storys des Events in Deutschland zu veröffentlichen wie es nur möglich ist, während sie in den USA in Einzelheft-Format erschienen sind. Um alles komplett zu haben, ist das vielleicht ganz nett, aber aufgrund der fehlenden Auswahl, wird man zwangsläufig auch mit schwächeren Ausgaben konfrontiert, die man eventuell auch ausgelassen hätte.

Damit möchte ich auch wieder zu meiner Aussage vom Anfang dieser Rezension zurück kommen. Einerseits finden sich hier wirklich tolle, nostalgische und vor allem unterhaltsame Geschichten wider, die ich sogar als Must-Have bezeichnen würde. Andererseits kann man getrost einen guten Teil überblättern und ärgert sich vielleicht über das zum Teil verschwendete Potential. Alles in allem liegt es in diesem speziellen Fall am Fan selbst zu entscheiden, ob sich eine Anschaffung lohnt.

Ich persönlich würde aufgrund der Vollständigkeit meiner Sammlung und den gelungenen Umsetzungen zugreifen, die ich zuvor erwähnt habe. Blättert doch einfach im Comic-Shop eures vertrauens rein und lasst mich wissen, wie ihr euch entschieden habt und ob ihr vielleicht eine ganz andere Meinung zu der Veröffentlichung habt! Ich bin gespannt!