Bat-Mite

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Wie schon vor einiger Zeit ausführlich berichtet, gab es einen sanften Relaunch beim DC-Verlag, aus dem das sogenannte „DC You“-Universum hervor ging. Hier wurde die Kontinuität der einzelnen Reihen aufgeweicht um Autoren mehr Freiheiten bei der Gestaltung ihrer Geschichten zu geben und andererseits neue Zielgruppen zu erschließen.

Das geschieht aktuell zum Beispiel mit der „Gotham Academy“, „Batgirl“ oder „Bizarro„. Letzterer setzt auf einen humoristischen Ansatz, den man üblicherweise vom Konkurrenten Marvel erwarten würde. In die selbe Kerbe schlägt auch „Bat-Mite“.

Viele Fans des dunklen Ritters kennen mit ziemlicher Sicherheit die 60er-Jahre Serie mit Adam West, die in Bezug auf verrückte Versionen von Batman wohl die Rangliste anführt. Was wiederum wenige wissen ist, dass schon im Jahr 1959 der kleine „Bat-Mite“ seinen Einstand in der US-Reihe „Detective Comics“ feiern durfte. Er stammt laut Origin-Story aus dem selben Universum wie Supermans Widersacher „Mr. Mxyzptlk“, ist aber im Gegensatz zu diesem Bösewicht ein großer Fan des dynamischen Duos „Batman & Robin“. Dementsprechend möchte er die beiden unterstützen, stiftet dabei jedoch mehr Chaos als zu helfen. Er tauchte größtenteils, passend zum damaligen Zeitgeist, in den 60ern auf und verschwand Ende der 70er fast vollkommen vom Radar der Comic-Leser, als  die Geschichten einen ernsteren Anstrich verpasst bekommen haben.

Nun ist der nervige Zwerg mit den magischen Kräften in einer abgeschlossenen Mini-Serie von Autor Dan Jurgens („Der Tod von Superman“, „Flashpoint“, „Batman of the Future“ usw.) und der Zeichner-Newcomerin Corin Howell (dieser Band ist ihr Debüt im Batman-Universum) zu neuem Leben erwacht.

In der vorliegenden Story taucht der Gnom aus dem nichts auf um dem echten dunklen Ritter bei einem Kampf zur Seite zu stehen. Natürlich artet die undurchdachte Aktion in Chaos aus und endet in einer Zerstörungsorgie. Wie üblich kann Bat-Mite jedoch keine Schuld bei sich selbst entdecken und ist nach wie vor überzeugt davon, der bessere Verbrechensbekämpfer zu sein. Dadurch bildet er sich zu allem Überfluss ein, dass Batman sein Sidekick sei, dem er fortwährend unter die Arme greifen muss. Dieser ist davon eher weniger begeistert und im Laufe des Zwiegesprächs entwickelt sich bei dem Wesen aus einer anderen Welt eine irrwitzige Idee. Dadurch, dass er sich für den ultimativen Helden hält, ist es für ihn die logische Konsequenz Amateure wie „Robin“ aka „Damian“, „Hawkman“, „Poster Gold“ oder die „Inferior Five“ zu coachen.

Mit der Umsetzung seines Einfalls bricht nun das komplette Chaos aus, welches unsere Hauptfigur in eine Anstalt für Hirntransplantationen, die Wohnung eines seltsamen Pärchens und in die Konfrontation mit der Cape-tragenden Version eines Sammler-Nerds treibt. Es klingt verrückt? Ist es auch! Glücklicherweise funktioniert dieses Konzept aber wunderbar und lässt den Leser öfter mal laut auflachen. Leider sind ein paar gute Witze durch die Übersetzung verloren gegangen, die ansonsten mehr als deutlich auf die verschiedenste Bereiche der Popkultur verweisen. Sie können aber bei der Masse an Gags gut verschmerzt werden. Filme, Comics und Musik werden mit sicherer Hand durch den Kakao gezogen und bilden das i-Tüpfelchen auf der durchgehend unterhaltsamen Geschichte. Auch mit diesem Band hat DC eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass Humor in ihrem Haus einen Platz finden kann und nicht nur auf depressiv dreinblickende (was nicht schlecht sein muss!) Charaktere bauen muss.

Die visuelle Umsetzung passt dabei wie die Faust aufs Auge und könnte für Corin Howell die Eintrittskarte für eine dauerhafte Etablierung im Verlag bedeuten, wenn „DC You“ einen nachwirkenden Anklang bei der Leserschaft findet. Ihr zwischen Realismus und Cartoon schwankender Stil unterstreicht die bizarre Verflechtung zwischen Superhelden-Genre und Comedy auf eine Weise, die frischen Wind in die Reihen der muskelbepackten Heroen bringen könnte. Ich werde die Dame auf jeden Fall auf dem Radar haben um ihren Werdegang ganz genau verfolgen zu können!

Dafür, dass ich es von mir selbst nicht erwartet hätte, habe ich einen Narren an der neuen Ausrichtung und den abgeschlossenen Serien gefressen, die etwas Leichtigkeit in die dunkle Comic-Welt in meinem Schrank bringen. Wer ebenfalls einen Versuch mit „Bat-Mite“ wagen möchte, kann ab dem 19. April im Comicbuchladen eueres Vertrauens oder hier zuschlagen.

Gotham Central – Band 3: Im Fadenkreuz des Jokers

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Was habe ich lange auf den dritten Band der „Gotham Central“-Reihe gewartet und nun ist es endlich soweit! Als ich die erste Ausgabe vor einigen Monaten in den Händen hielt, wusste ich zwar schon, dass die „Gotham“-TV-Serie unter anderem durch die Geschichten um die Cops aus der gleichnamigen Stadt als Vorlage diente, aber eine so hohe Qualität hätte ich wirklich nicht erwartet.

Was das anbelangt wurde ich relativ schnell überzeugt und gierte sofort nach der Fortsetzung, die in Bezug auf Spannung dem Vorgänger in nichts nachstand. Für diejenigen, die hiermit frisch auf den Titel stoßen, möchte ich kurz erklären was das besondere an „Gotham Central“ ist. Primär ist die Handlung zwar in der Welt von „Batman“ angesiedelt und wir treffen regelmäßig auf seine Widersacher, aber diejenigen, die sich mit ihnen rumschlagen müssen sind in dem Fall die Polizisten der Stadt. Klassischerweise kennen wir die Handlung nach dem Muster „Bösewicht greift an -> Keiner kann etwas dagegen tun -> Batman ist zur Stelle -> Happy End“. Hier wird ein gänzlich neuer Ansatz verfolgt, der das Police Department und seine Akteure in den Vordergrund stellt, die ihrer Arbeit nachgehen, persönliche Geschichten mit sich bringen und sich auch ohne Maske dem Verbrechen entgegenstellen. Dabei sticht die Atmosphäre durchaus auch im Vergleich zu anderen Cop-Reihen individuell hervor, indem die Geschichten sich am Film Noir- und Hardboiled-Genre orientieren. Alles ist geerdet, wobei eine durchgehend zynische Sichtweise auf den Alltag der Hauptfiguren gerichtet wird. Selbst wenn ein Schurke mit ungewöhnlichen Kräften oder Waffen wie „Mr. Freeze“ auftaucht, rutscht die Handlung nie ins fantastische und behält damit die einzigartige Note im DC-Universum bei.

Ein fast schon prototypisches Beispiel ist die vorliegende Story „Im Fadenkreuz des Jokers„. Hier macht der Clownsprinz des Verbrechens Jagd auf die Bewohner des verschneiten Gothams, indem er sie ins Visier seines Scharfschützengewehrs nimmt. Damit wird der Grundstein für eine Handlung um einen „klassischen“ Serienkiller gelegt, mit dem Unterschied, dass dieser üblicherweise in einer direkten Auseinandersetzung mit Batman zu verorten ist. In diesem Fall übernehmen jedoch die Polizisten Renee Montoya, Crispus Allen und ihre Kollegen den Fall, um weitere Mordopfer zu verhindern. Dabei legt der „Joker“ kleine Hinweise aus, verhöhnt sowohl den dunklen Ritter als auch die Gesetzeshüter gleichermaßen und arbeitet dabei auf einen in seinen Augen fulminanten Showdown hin.

In dieser Konstellation folgt der Leser den Ermittlern Schritt um Schritt, leidet mit ihnen um Verluste aus dem Umfeld, fühlt den Druck der Obrigkeit und sieht ihnen beim Messen mit Batman zu, um ihre eigene Legitimation aufrecht zu erhalten. In meinen Augen gibt es dabei während der Lektüre keinerlei Durchhänger oder Lückenfüller, sondern durchgehenden Nervenkitzel, für den das Autoren-Duo schon seit der ersten Ausgabe verantwortlich ist. Greg Rucka und Ed Brubaker, die beide neben Comic-Werken auch im Krimi-Genre beheimatet sind, haben von Anfang an die Messlatte sehr hoch gelegt und schaffen es erstaunlicherweise konsequent das selbst auferlegte Level zu halten. Natürlich bin ich froh darüber, die bis dato konstante Qualität genießen zu können, habe aber zeitgleich Angst bei den folgenden Werken einen Abfall der Kreativität beobachten zu müssen. Das ist natürlich das Los aller hervorragenden Serien, wobei ich mir in diesem Fall einen baldigen Abschluss in Deutschland wünsche, damit der Name „Gotham Central“ als Ganzes in positiver Erinnerung behalten werden kann.

Auf der visuellen Ebene erleben wir zum einen wieder den altbekannten Michael Lark, der mit seinem an den frühen Frank Miller erinnernden Stil für düster-beklemmende Bilder sorgt, während bei einem Kapitel Brian Hurtt den Stift schwingen darf. Da ihr Stil relativ ähnlich ist und sich großteils nur in der mal mehr oder weniger rohen Art der Darstellung unterscheidet, findet kein Bruch statt, der das Lesevergnügen stückelt. Alles in allem scheinen die Panels wie die Faust aufs Auge in Bezug auf die Story zu passen und unterstreichen durchgehend sowohl die bedrohliche Atmosphäre als auch den zynischen Blick der Protagonisten auf das Geschehen.

Zusammengenommen kriegt man hier die Kost, die man als Fan der Vorgänger erwartet und das im positivsten Sinne! Von der ersten bis zur letzten Seite bangt man mit und wird nicht durch allzu offensichtliche Hinweise vorzeitig auf das Ende hingewiesen, was einem Todesstoß für Kriminal-Geschichten gleichkommt. Im Laufe der Zeit habe ich mich wie erwähnt zu einem großen Fan der Reihe entwickelt und freue mich jetzt schon, wenn in der nächsten Panini-Vorschau Band 4 stecken sollte. In diesem Fall habt ihr meine uneingeschränkte Empfehlung bei „Gotham Central – Band 3: Im Fadenkreuz des Jokers“ zuzugreifen!

 

Convergence – Megaband

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Ich muss gestehen, dass es mir wirklich schwer fällt, beim vorliegenden Band des großen DC-Events „Convergence“ ein abschließendes Urteil zu fällen. Ganze acht Story-Lines, realisiert von genauso vielen Kreativ-Teams, verteilt auf stolze 380 Seiten sind ein ganz schöner Brocken, der sich tatsächlich vom untersten bis zur obersten Grenze der Qualitätsskala erstreckt. Aber erstmal eins nach dem anderen.

Wie schon bei meiner Rezension zum ersten Sonderband der Reihe ausgeführt, entführte Supermans Widersacher Brainiac eine Vielzahl an Städten aus der gesamten Historie des DC-Verlags, die eine schier unüberschaubare Menge an Verästelungen und Paralleluniversen bereit hält. Diese müssen nun ihre größten Helden gegeneinander antreten lassen um sich selbst und ihre Welt retten zu können.

Im Megaband sehen wir dabei sowohl Figuren aus der zweiten Reihe als auch einige der prominentesten Vertreter im Ring. Diese werden sogar teilweise von den Autoren und Künstlern in Szene gesetzt, die sie entweder erschaffen oder in ihrer Art revolutioniert haben. So finden wir zum Beispiel Len Wein als Autoren der Swamp Thing-Story „Die Nacht der tausend Augen“, die von Kelley Jones visualisiert wurde.
Dieser hat sein Steckenpferd in den Elseworld-Geschichten gefunden und zeichnet sich insbesondere für die Vampir-Versionen unserer geliebten Cape-Träger verantwortlich. Genau diesen, inklusive einem blutsaugenden Batman im Gepäck, muss sich das Monster aus dem Sumpf in einem der stärkeren Handlungsstränge dieser Ausgabe stellen. Hier haben sich auf der Macher-Seite wirklich zwei Koriphäen gefunden, die auch auf dem Papier wunderbar miteinander harmonieren.

Eine weitere interessante Story-Line mit dem klingenden Titel „Ein letztes mal“ betrifft die ursprünglich in den 50er Jahren angesiedelte Justice Society of America, die Green Lantern, Hawkman, The Flash und Doctor Fate umfasst. Nun sind real fast 70 Jahre vergangen und unsere Capeträger von damals sind längst im Rentenalter angekommen. Aufgrund der über ihre Stadt gestülpten Kuppel verloren sie zusätzlich ihre übermenschlichen Kräfte und sind entsprechend so geschwächt wie es ihr Alter vermuten lassen würde. Nachdem ihr gigantisches Gefängnis sich aber zu Beginn des anbahnenden Kampfes auflöst, erwachen ihre Fähigkeiten zu neuem Leben und das Aufeinandertreffen mit einem marodierenden Roboter gerät zum Spektakel. Auch Dan Abnett als Autor und Tom Derenick haben hier ganze Arbeit geleistet um die alten Recken in neuem Licht erscheinen zu lassen. Nostalgie pur und das im modernem Gewand!

Die letzte Geschichte, die ich persönlich als extrem lesenswert empfinde ist die von Shazam und seinen Mitstreitern, die auf den viktorianischen Batman treffen, den man als Fan natürlich aus der entsprechenden „Elseworld“ kennt. Diese Konstelation ist so unglaublich irre, dass sie schon wieder genial wirkt. Auf der einen Seite vermenschlichte Tiere und einige der bizarrsten Figuren die das DC-Universum hervorgebracht hat (eine bösartige Raupe!?) und dem gegenüber die überzeichneten Bewohner Gothams, die einem Klischee des 19. Jahrhunderts entsprungen sind. Erstaunlicherweise funktioniert diese Kombination aus Humor und Ernsthaftigkeit vom ersten bis zum letzten Panel. Nicht zuletzt die plastisch wirkende Umsetzung des Zeichners Evan Shaner sorgt dabei für ein durchgehendes Lesevergnügen.

Allein dafür lohnt sich die Anschaffung des Megabandes. Im Gegensatz dazu hinken jedoch die anderen Handlungen rund um Question (Renee Montoya aus Gotham Central) samt Two-Face, Hawkman und Hawkwoman, die Titans, die Doom Patrol, Suicide Squad oder die Jutstice League International zum Teil brutal nach. Vereinzelt kann man als Fan der entsprechenden Reihen vielleicht ein Auge zudrücken und es als eingeweihter genießen. Sollte man nicht allzu sehr mit den Figuren vertraut sein oder mit der neuen Optik nicht zurecht kommen (die Kingdome Come Charaktere waren und bleiben Alex Ross-Geschöpfe), kann das Lesen tatsächlich nervig werden.

Aufgrund der Natur des Megabands in Deutschland, hat Panini natürlich versucht so viele Storys des Events in Deutschland zu veröffentlichen wie es nur möglich ist, während sie in den USA in Einzelheft-Format erschienen sind. Um alles komplett zu haben, ist das vielleicht ganz nett, aber aufgrund der fehlenden Auswahl, wird man zwangsläufig auch mit schwächeren Ausgaben konfrontiert, die man eventuell auch ausgelassen hätte.

Damit möchte ich auch wieder zu meiner Aussage vom Anfang dieser Rezension zurück kommen. Einerseits finden sich hier wirklich tolle, nostalgische und vor allem unterhaltsame Geschichten wider, die ich sogar als Must-Have bezeichnen würde. Andererseits kann man getrost einen guten Teil überblättern und ärgert sich vielleicht über das zum Teil verschwendete Potential. Alles in allem liegt es in diesem speziellen Fall am Fan selbst zu entscheiden, ob sich eine Anschaffung lohnt.

Ich persönlich würde aufgrund der Vollständigkeit meiner Sammlung und den gelungenen Umsetzungen zugreifen, die ich zuvor erwähnt habe. Blättert doch einfach im Comic-Shop eures vertrauens rein und lasst mich wissen, wie ihr euch entschieden habt und ob ihr vielleicht eine ganz andere Meinung zu der Veröffentlichung habt! Ich bin gespannt!

Offizieler Suicide Squad-Trailer online!

„Is this real life…?“

Nachdem der offiziell nur für die San Diego Comic Con bestimmte Trailer mit einem außergewöhnlichen Soundtrack und damit zweiter Ebene ausgestattet wurde, schlagen die Macher nun auch beim ersten für die breite Öffentlichkeit bestimmten Ausblick auf die „Suicide Squad“ diesen Weg ein.

Zu Queens „Bohemian Rhapsody“ haben wir das erste mal mehr Möglichkeiten einen Blick auf Jared Letos Interpretation des Jokers zu werfen, die Charaktereigenschaften der restlichen Bande zu beleuchten und ein paar mehr Szenen zu sehen, die uns Hinweise auf den Plot geben könnten.

„Suicide Sqaud“ erscheint im August diesen Jahres und ist Teil des neuen DC-Filmuniversums.

The Little Books of Batman, Superman & Wonder Woman

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Der TASCHEN-Verlag fand vor kurzem schon Erwähnung auf meinem Blog, als er endlich die Aufarbeitung der Historie von DC Comics mit „The Bronze Age Of DC Comics“ fortführte. Dieser und die zwei zuvor erschienenen Bände zur „Golden“ und „Silver Age“ beleuchteten die prägendsten Epochen bis in die 70er Jahre. Die noch kommenden Sammlungen „The Dark Age“ und „The Modern Age Of DC Comics“, werden zusammen ein Konvolut ergeben, welches ganze 75 Jahre an Comic-Literatur abdecken wird.

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In gesammelter Form erschien vor ein paar Jahren schon die Gesamtausgabe, die jedoch mit einem enormen Überformat und entsprechendem Preis zu Buche schlug, dabei aber sowohl inhaltlich als auch visuell seines gleichen suchte. Die Vielzahl an Auszeichnungen, mit denen „75 Years Of DC Comics“ dekoriert wurde, sprechen hierbei für sich selbst. Entsprechend dem gigantischen Umfang wurden Unmengen an Figuren beleuchtet, die entweder im Laufe der Zeit einen kleinen aber stabilen Fankreis vorzeigen konnten, gänzlich von der Bildfläche verschwanden oder zur unvergleichlichen Größe aufstiegen. Diese Bandbreite an Informationen ist selbstverständlich primär für Kenner der Materie interessant und klammert dabei den Mainstream an Lesern aus. Das ist jedoch nicht negativ zu bewerten, denn es spricht für Paul Levitz und sein Team, dass sie sich nicht auf ohnehin schon bekannte Themen stürzen und diese langatmig präsentieren, nur um eine Illusion von Fülle zu erzeugen.

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Um jedoch die Leser, die sich vielleicht nur für die größten Helden die der Verlag vorzuweisen hat  interessieren, davon zu überzeugen, dass es sich lohnt auch die Entstehungsgeschichte von Batman, Superman und Wonder Woman zu entdecken, wurden ihnen nun die „Little Books Of…“ in die Regale gelegt.

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Diese sind jeweils um die 200 Seiten lang und mit 17×12 cm perfekt für die Jacken- oder Hosentasche geeignet. In allen drei Bänden wird die gesamte Geschichte von den Anfangstagen bis kurz vor Beginn der „New 52“ dargestellt und repräsentativ durch die wichtigsten Storys und Titelbilder der letzten Jahrzehnte unterstrichen. Diese werden mit einem kurzen Begleittext versehen, der auf den Zeichner, Autor und die Besonderheit der Geschichte hinweist. So wird die visuelle Reise durch die Bilder der letzten Jahrzehnte informativ aufgewertet ohne aufdringlich zu sein oder den Kunstwerken den Raum zu nehmen, den sie dringend brauchen um zu wirken.

Eingeleitet werden die Bücher durch ein kleines Essay, welches die Frage stellt, warum wir die jeweilige Figur so lieben und teilweise über mehrere Generationen hinweg begleiten. Darauf finden sich teils sehr pointierte Antworten, überlassen aber dem Leser selbst zu entscheiden, warum er eine solche Begeisterung für den jeweiligen Charakter hegt. Allein wenn man sich die Evolution im Bereich der Erzählstruktur und der damit einhergehenden optischen Veränderung ansieht, kann man sich eine schier unendliche Liste an Gründen vorstellen, eine Liebe für Superhelden zu entwickeln.

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Angefangen beim rohen Charme der ersten Ausgaben, die stark an Comicstrips und den kurzen, abgeschlossenen Abenteuern in den Zeitungsausgaben orientiert waren, über die gegenseitige Beeinflussung von Film und Comic, die sich wohl am deutlichsten bei Batman in den 60ern und der Serie mit Adam West niederschlug, bis hin zur brutalen Realität der Gegenwart, die auch weltpolitische Themen nicht ausklammert, ist wirklich alles dabei. Dementsprechend sind die drei Ausgaben nicht nur Einstiegsliteratur für interessierte oder angehende Comic-Fans, sondern auch interessante Nachschlagewerke für langjährige Leser.

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Auch für Cineasten könnten diese Veröffentlichungen eine lohnende Angelegenheit sein. Wie den meisten schon bekannt sein sollte, werden exakt diese drei Superhelden in wenigen Monaten auf der Leinwand aufeinander treffen und in „Batman v. Superman“ epische Kämpfe austragen. Zusätzlich sind für die nächsten Jahre Spielfilme angekündigt worden, die sich gänzlich auf die einzelnen Figuren konzentrieren wollen. Zum Beispiel dürfen wir uns auf Wonder Woman mit Gal Gardot im Jahr 2017 freuen. Die kleinen Büchlein könnten hierfür als die perfekte Vorbereitung auf potentielle Easter-Eggs und Verweise aus der Historie der jeweiligen Charaktere dienen. Ich persönlich besitze alle Teile der DC-Veröffentlichungen bei TASCHEN und kann trotzdem die neuen Ausgaben als perfekte Ergänzung und wunderbare Zusammenfassung mit voller Überzeugung weiterempfehlen. Wer sich schon immer eine Art Enzyklopädie für zum Beispiel Batman gewünscht hat (wie ich), dessen Gebete wurden nun erhört!

Joker Anthologie – Die größten Schurkenstücke des Verbrecherclowns

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Nach der vor einiger Zeit erschienenen „Batman Anthologie“ zum 75. Geburtstag des „Dunklen Ritters“, machten Gerüchte die Runde, dass auch sein bekanntester und vor allem beliebtester Widersacher ebenfalls einen Rückblick spendiert bekommen soll. Als die Veröffentlichung für die USA bestätigt wurde, rieben sich natürlich auch Fans hierzulande die Hände und konnten es kaum erwarten bis „Panini Comics“ auch für den lokalen Release grünes Licht geben würde.

Nun ist es endlich soweit und wir dürfen uns über einen ausführlichen Überblick, angefangen bei Jokers erstem Auftritt in den 40er Jahren bis heute freuen. Dabei werden die letzten 75 Jahre in drei Epochen eingeteilt, in denen der Verbrecherclown seine größten Veränderungen durchlebte. Von einem nach Chaos gierenden Räuber und Dieb in den ersten Geschichten, über einen von der TV-Serie mit Adam West inspirierten Comedian, zu einem wahllos mordenden Psychopathen in den 70ern, bis hin zum nihilistischen Lügner, der sich immer wieder neu erfindet, ist jede Entwicklungsstufe vertreten.

Zusätzlich wird jede Story mit einem einleitenden Text versehen, der das Besondere der nachfolgenden Seiten in den Vordergrund stellt und die zahlreichen Künstler präsentiert, die die Veränderungen des Harlekin des Hasses zu verantworten haben. Desto weiter man in diesem Band vorankommt, umso mehr wird deutlich warum die Figur auch heute noch eine solche Relevanz besitzt.

Während Bösewichte aus anderen Comics und Büchern oft eine sehr eingeschränkte Weltsicht besitzen und dementsprechend in ihrer Handlungs- und Denkfähigkeit limitiert sind, reicht beim Joker beides fast ins Unendliche. Mir persönlich ist kein Antagonist bekannt, der über einen so langen Zeitraum die ihm eigenen Merkmale beibehalten aber trotz allem eine Evolution sondergleichen durchlebt hat. Dementsprechend wirkt auch jede einzelne der vorliegenden Geschichten wie in einem in sich geschlossenem Universum, welches durch die sich wandelnde Inkarnation des Jokers mit den anderen verbunden bleibt.

Trotz der teils enorm prägenden Momente für die Kontinuität des Batman-Universums (Stichwort: Red Hood in den 60er Jahren!) muss ich trotzdem darauf hinweisen, dass hier primär repräsentative Geschichten, die in einem Heft abgehandelt werden konnten, präsentiert werden. Die Meisterwerke „Arkham Asylum“, „The Killing Joke“ oder moderne Klassiker von Jim Lee finden sich nicht darunter. Das ist sicherlich bei dem parallelen Vertrieb der erwähnten Titel und der Länge der Ausgaben nachvollziehbar, aber Einsteiger sollten sich in der Auseinandersetzung mit dem Joker die erwähnten legendären Bände auf jeden Fall zulegen, um diese komplexe Figur in seiner größtmöglichen Bandbreite durchdringen zu können. Die „Joker Anthologie“ kann in diesem Zusammenhang als appetitanregende Sammlung gesehen werden, die neben Neulingen auch langjährigen Lesern wie mir wieder Lust macht, die alten Schinken hervor zu holen und in die zeitlosen Geschichten einzutauchen.

Wer den Clownprinzen des Verbrechens wirklich kennen lernen möchte, der kommt an diesem Band nicht vorbei!