Gotham Central – Band 2: Doppeltes Spiel

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Nach der ersten, von mir schon hochgelobten und mit dem Eisner Award ausgezeichneten Geschichte um eine Gruppe von Polizisten aus Gotham, erscheint nun endlich der zweite Band und lässt in Sachen Qualität in keinster Weise nach.

Wieder einmal dreht sich die Story um die uns schon bekannten Charaktere, wobei insbesondere Renee Montoya in den Mittelpunkt gerückt wird. Um den übergreifenden Zusammenhang zum Hauptstrang des Bandes zu verstehen, wird jedoch eine Art Prolog vorangestellt, der wiederum aus zwei weiteren Batman-Reihen (Detective Comics & Batman Chronicles) zusammengesetzt wurde.

In diesen kurzen Geschichten wird erklärt wie der erste Kontakt zwischen Montoya und Two-Face, dem Haupt-Antagonisten der aktuellsten Ausgabe, zustande kommt. Dieser bleibt nämlich nicht ohne Folgen, denn der Ex-Anwalt fühlt sich von der Polizistin „verstanden“ und entwickelt ihr gegenüber langsam aber sicher amouröse Gefühle, verschwindet jedoch irgendwann von der Bildfläche.

Doch plötzlich taucht ein zuvor freigesprochener Vergewaltiger auf, gegen den einer der wenigen ehrlichen Polizisten in Form unserer Heldin ausgesagt hat. Es kommt zu Gewaltandrohungen, Psychoterror und Zerstörung des privaten als auch beruflichen Umfelds. Es scheint jedoch mehr dahinter zu stecken, als der zunächst angenommene Rachefeldzug eines Verbrechers…

Wie schon beim Erstling, schaffen es Greg Rucka und Michael Lark einen lupenreinen Thriller mit Drama-Bezug in die Welt des dunklen Ritters zu platzieren und damit ein weiteres Kapitel der Erwachsenenunterhaltung in das immer noch misstrauisch beäugte Comic-Format einzufügen. Themen wie Familienprobleme, Homosexualität, sowie die damit durch gewisse Milieus verbundene Abneigung, Polizeigewalt und fragile zwischenmenschliche Beziehungen finden alle ihren Platz ohne überflüssig zu wirken. In dieser moralisch in sich zusammengefallenen Stadt ist dieses Gefüge erschreckend alltäglich,  während die Gegenwehr der Gesetzeshüter dadurch eine noch größere Bedeutung erfährt. All diese Elemente machen das Gesamtkonstrukt dieser Geschichte ungeheuer spannend und erzeugen das für Krimi-Fans nur allzu bekannte Gefühl nicht mehr mit dem lesen aufhören zu können, bis man das Ende der Geschichte erfahren hat.

Unterstützt wird die Story durch Larks immer noch schön groben Stil, der mit seiner realistischen Darstellung der Figuren fast so etwas wie eine Film-Atmosphäre zu erzeugen weiß. Ein perfektes Zusammenspiel mit der vorgegebenen Erzählung und damit Anreiz sich auch die nächste Ausgabe zu besorgen.

Als Fazit lässt sich ziehen, dass die Handlung auch ohne DC-Kontext auf eigenen Beinen hätte stehen können, in ihrer Form aber der Welt von Batman einen realistischen Anstrich verpasst, der ihr schon seit Frank Millers Revolution am besten zu stehen scheint. Im Gegensatz zur TV-Serie, die zum Teil auf dem vorliegenden Band beruht, zieht die Geschichte ihre Faszination allein aus ihrer starken Komposition und verschont den Leser mit künstlich eingefügten Origin-Storys, die Fanboys bei der Stange halten sollen. Dementsprechend gibt es von mir eine persönliche Empfehlung, wenn das Genre einem zusagt!

Spawn: Blood Feud – Blutfehde

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Als langjähriger Fan der Spawn-Comics freue ich mich immer wie ein Schnitzel, wenn Mini-Serien neu aufgelegt werden, um einer neuen Generation an Lesern den Spaß zu bringen, den andere schon vor vielen Jahren hatten.

Nun kommt nach „Violator“ das nächste Paperback, welches eine vierteilige Geschichte in einem Sammelband vereint. Zwar erschien im Jahr 1999 „Blood Feud“ schon einmal als Gesamtausgabe, aber in der Zwischenzeit ist eine ganze Armada an Fans herangewachsen, die zum einen vielleicht von solchen Auskopplungen nichts weiß oder zum anderen nicht die Möglichkeit besitzt, diese zu erwerben.

Wer die Entstehungsgeschichte hinter der Figur kennt, der weiß welch große Namen einst hinter den Storys standen, die einen regelrechten Kult ausgelöst haben. So hat zum Beispiel die Comic-Legende Alan Moore (Watchmen, V wie Vendetta, From Hell) sowohl etwas zur Handlung der Kontinuität um Al Simmons (bürgerlicher Name des (Anti-)Helden) beigetragen, als auch die Story zur vorliegenden Ausgabe geschrieben. In dieser konnte sich der bärtige Autor austoben, um etwas zu erschaffen, was er vermutlich als reine Parodie auf die etablierten Superhelden sah, denen er auch in seinen größten Werken kritisch gegenüber stand. Bewusst und vollkommen übertrieben, lässt er hier „Spawn“ an zwei Fronten kämpfen. Zum einen gegen den Symbionten, der sein Kostüm darstellt und von dem er sicher ist, dass dieser die endgültige Kontrolle über ihn erlangen möchte, um schreckliche Taten zu begehen. Zum anderen gegen den mysteriösen als auch brutalen Vampir-Jäger John Sansker, der nicht der zu scheint für den ihn alle halten.

In diesem Gemenge finden sich natürlich auch die beliebten Cops Sam und Twitch wieder, die sowohl versuchen die bestialischen Morde in der Stadt als auch die die Herkunft des seltsamen Neuankömmlings zu entschlüsseln. Die Konstellation gelingt erstaunlich gut, obwohl alles typisch für die Reihe vollkommen Over-The-Top ist. Sogar die Auflösung so mancher Frage ist überraschend und das ist bei Comics in diesem Genre wirklich nicht oft der Fall. An solchen Punkten merkt man, wenn ein erfahrener und begabter Autor an der Entwicklung der Story tüftelt.

Mit dem Bleistift ist diesmal der nicht minder prominente Tony S. Daniel bewaffnet, den die meisten vermutlich aus dem „R.I.P.“-Run der „Batman“-Reihe von Grant Morrison kennen sollten. Im vorliegenden Werk hält er sich zwar sehr nah an Todd McFarlanes Stil, der im Laufe der Zeit zu einer Art Markenzeichen avanciert ist, lässt aber oft genug seinen fast schon explosiven Strich durchscheinen. Dieser kommt in den kaum ohne Bewegung auskommenden Panels extrem gut zur Geltung und erzeugt ein durchgehend dynamisches Gefühl, dass den Leser sprichwörtlich von Seite zu Seite treibt.

Zusammengenommen lässt sich die Kooperation der zwei Meister ihres Fachs als vollen Erfolg bezeichnen und ist damit für Fans eine Pflichtanschaffung, während Neulinge zumindest einen Blick in das düstere Universum um „Spawn“ riskieren sollten.

Hier könnt ihr euch die Ausgabe besorgen!

The Little Books of Batman, Superman & Wonder Woman

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Der TASCHEN-Verlag fand vor kurzem schon Erwähnung auf meinem Blog, als er endlich die Aufarbeitung der Historie von DC Comics mit „The Bronze Age Of DC Comics“ fortführte. Dieser und die zwei zuvor erschienenen Bände zur „Golden“ und „Silver Age“ beleuchteten die prägendsten Epochen bis in die 70er Jahre. Die noch kommenden Sammlungen „The Dark Age“ und „The Modern Age Of DC Comics“, werden zusammen ein Konvolut ergeben, welches ganze 75 Jahre an Comic-Literatur abdecken wird.

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In gesammelter Form erschien vor ein paar Jahren schon die Gesamtausgabe, die jedoch mit einem enormen Überformat und entsprechendem Preis zu Buche schlug, dabei aber sowohl inhaltlich als auch visuell seines gleichen suchte. Die Vielzahl an Auszeichnungen, mit denen „75 Years Of DC Comics“ dekoriert wurde, sprechen hierbei für sich selbst. Entsprechend dem gigantischen Umfang wurden Unmengen an Figuren beleuchtet, die entweder im Laufe der Zeit einen kleinen aber stabilen Fankreis vorzeigen konnten, gänzlich von der Bildfläche verschwanden oder zur unvergleichlichen Größe aufstiegen. Diese Bandbreite an Informationen ist selbstverständlich primär für Kenner der Materie interessant und klammert dabei den Mainstream an Lesern aus. Das ist jedoch nicht negativ zu bewerten, denn es spricht für Paul Levitz und sein Team, dass sie sich nicht auf ohnehin schon bekannte Themen stürzen und diese langatmig präsentieren, nur um eine Illusion von Fülle zu erzeugen.

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Um jedoch die Leser, die sich vielleicht nur für die größten Helden die der Verlag vorzuweisen hat  interessieren, davon zu überzeugen, dass es sich lohnt auch die Entstehungsgeschichte von Batman, Superman und Wonder Woman zu entdecken, wurden ihnen nun die „Little Books Of…“ in die Regale gelegt.

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Diese sind jeweils um die 200 Seiten lang und mit 17×12 cm perfekt für die Jacken- oder Hosentasche geeignet. In allen drei Bänden wird die gesamte Geschichte von den Anfangstagen bis kurz vor Beginn der „New 52“ dargestellt und repräsentativ durch die wichtigsten Storys und Titelbilder der letzten Jahrzehnte unterstrichen. Diese werden mit einem kurzen Begleittext versehen, der auf den Zeichner, Autor und die Besonderheit der Geschichte hinweist. So wird die visuelle Reise durch die Bilder der letzten Jahrzehnte informativ aufgewertet ohne aufdringlich zu sein oder den Kunstwerken den Raum zu nehmen, den sie dringend brauchen um zu wirken.

Eingeleitet werden die Bücher durch ein kleines Essay, welches die Frage stellt, warum wir die jeweilige Figur so lieben und teilweise über mehrere Generationen hinweg begleiten. Darauf finden sich teils sehr pointierte Antworten, überlassen aber dem Leser selbst zu entscheiden, warum er eine solche Begeisterung für den jeweiligen Charakter hegt. Allein wenn man sich die Evolution im Bereich der Erzählstruktur und der damit einhergehenden optischen Veränderung ansieht, kann man sich eine schier unendliche Liste an Gründen vorstellen, eine Liebe für Superhelden zu entwickeln.

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Angefangen beim rohen Charme der ersten Ausgaben, die stark an Comicstrips und den kurzen, abgeschlossenen Abenteuern in den Zeitungsausgaben orientiert waren, über die gegenseitige Beeinflussung von Film und Comic, die sich wohl am deutlichsten bei Batman in den 60ern und der Serie mit Adam West niederschlug, bis hin zur brutalen Realität der Gegenwart, die auch weltpolitische Themen nicht ausklammert, ist wirklich alles dabei. Dementsprechend sind die drei Ausgaben nicht nur Einstiegsliteratur für interessierte oder angehende Comic-Fans, sondern auch interessante Nachschlagewerke für langjährige Leser.

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Auch für Cineasten könnten diese Veröffentlichungen eine lohnende Angelegenheit sein. Wie den meisten schon bekannt sein sollte, werden exakt diese drei Superhelden in wenigen Monaten auf der Leinwand aufeinander treffen und in „Batman v. Superman“ epische Kämpfe austragen. Zusätzlich sind für die nächsten Jahre Spielfilme angekündigt worden, die sich gänzlich auf die einzelnen Figuren konzentrieren wollen. Zum Beispiel dürfen wir uns auf Wonder Woman mit Gal Gardot im Jahr 2017 freuen. Die kleinen Büchlein könnten hierfür als die perfekte Vorbereitung auf potentielle Easter-Eggs und Verweise aus der Historie der jeweiligen Charaktere dienen. Ich persönlich besitze alle Teile der DC-Veröffentlichungen bei TASCHEN und kann trotzdem die neuen Ausgaben als perfekte Ergänzung und wunderbare Zusammenfassung mit voller Überzeugung weiterempfehlen. Wer sich schon immer eine Art Enzyklopädie für zum Beispiel Batman gewünscht hat (wie ich), dessen Gebete wurden nun erhört!

Joker Anthologie – Die größten Schurkenstücke des Verbrecherclowns

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Nach der vor einiger Zeit erschienenen „Batman Anthologie“ zum 75. Geburtstag des „Dunklen Ritters“, machten Gerüchte die Runde, dass auch sein bekanntester und vor allem beliebtester Widersacher ebenfalls einen Rückblick spendiert bekommen soll. Als die Veröffentlichung für die USA bestätigt wurde, rieben sich natürlich auch Fans hierzulande die Hände und konnten es kaum erwarten bis „Panini Comics“ auch für den lokalen Release grünes Licht geben würde.

Nun ist es endlich soweit und wir dürfen uns über einen ausführlichen Überblick, angefangen bei Jokers erstem Auftritt in den 40er Jahren bis heute freuen. Dabei werden die letzten 75 Jahre in drei Epochen eingeteilt, in denen der Verbrecherclown seine größten Veränderungen durchlebte. Von einem nach Chaos gierenden Räuber und Dieb in den ersten Geschichten, über einen von der TV-Serie mit Adam West inspirierten Comedian, zu einem wahllos mordenden Psychopathen in den 70ern, bis hin zum nihilistischen Lügner, der sich immer wieder neu erfindet, ist jede Entwicklungsstufe vertreten.

Zusätzlich wird jede Story mit einem einleitenden Text versehen, der das Besondere der nachfolgenden Seiten in den Vordergrund stellt und die zahlreichen Künstler präsentiert, die die Veränderungen des Harlekin des Hasses zu verantworten haben. Desto weiter man in diesem Band vorankommt, umso mehr wird deutlich warum die Figur auch heute noch eine solche Relevanz besitzt.

Während Bösewichte aus anderen Comics und Büchern oft eine sehr eingeschränkte Weltsicht besitzen und dementsprechend in ihrer Handlungs- und Denkfähigkeit limitiert sind, reicht beim Joker beides fast ins Unendliche. Mir persönlich ist kein Antagonist bekannt, der über einen so langen Zeitraum die ihm eigenen Merkmale beibehalten aber trotz allem eine Evolution sondergleichen durchlebt hat. Dementsprechend wirkt auch jede einzelne der vorliegenden Geschichten wie in einem in sich geschlossenem Universum, welches durch die sich wandelnde Inkarnation des Jokers mit den anderen verbunden bleibt.

Trotz der teils enorm prägenden Momente für die Kontinuität des Batman-Universums (Stichwort: Red Hood in den 60er Jahren!) muss ich trotzdem darauf hinweisen, dass hier primär repräsentative Geschichten, die in einem Heft abgehandelt werden konnten, präsentiert werden. Die Meisterwerke „Arkham Asylum“, „The Killing Joke“ oder moderne Klassiker von Jim Lee finden sich nicht darunter. Das ist sicherlich bei dem parallelen Vertrieb der erwähnten Titel und der Länge der Ausgaben nachvollziehbar, aber Einsteiger sollten sich in der Auseinandersetzung mit dem Joker die erwähnten legendären Bände auf jeden Fall zulegen, um diese komplexe Figur in seiner größtmöglichen Bandbreite durchdringen zu können. Die „Joker Anthologie“ kann in diesem Zusammenhang als appetitanregende Sammlung gesehen werden, die neben Neulingen auch langjährigen Lesern wie mir wieder Lust macht, die alten Schinken hervor zu holen und in die zeitlosen Geschichten einzutauchen.

Wer den Clownprinzen des Verbrechens wirklich kennen lernen möchte, der kommt an diesem Band nicht vorbei!

Deadpool – Return Of The Living Deadpool

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Was soll man zu Deadpool und seinen Abenteuern sagen? Wie schon bei meiner letzten Besprechung in Bezug auf den Söldner mit der großen Klappe, braucht man auch diesmal nicht nach dem großen Sinn hinter der vorliegenden Geschichte zu fragen. Trotz allem wird man durch die vorliegende Story, die keinen Respekt vor dem Genre, geschweige denn vor der immer wieder porträtierten Popkultur hat oder zu haben braucht, von der ersten bis zur letzten Seite durchgehend unterhalten.

Nun aber eins nach dem anderen. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich den Vorgänger-Band „Night Of The Living Deadpool“ nie gelesen habe. Trotzdem ist es möglich „Return Of The Living Deadpool“ als eigenständige Erzählung zu genießen, deren Titel im Übrigen nicht per Zufall gewählt wurde. Hier liegt nämlich eine astreine Parodie des „Zombie“-Genres vor, die immer wieder eine Brücke zu den Filmen als auch Comic-Reihen (The Walking Dead lässt grüßen) schlägt, die jeder Fan kennen sollte. Sogar die schwarz-weiße Optik der eben erwähnten Erfolgsserie wurde übernommen um keine Zweifel an der vorgegeben Richtung aufkommen zu lassen. Den einzigen Farbtupfer den wir finden, ist entweder der Hauptcharakter oder die mit ihm zusammenhängenden Gegenstände, wie Karten, Waffen etc..

Was die Story anbelangt, ist sie ungefähr so abgedreht wie Deadpool selbst. Nachdem die unvermeidliche Zombie-Apokalypse eingetreten ist, steht die Menschheit einem noch viel größerem Problem gegenüber: Jeder Zombie, der es schafft Deadpool zu beißen, verwandelt sich in einen weiteren Deadpool. Das Ganze hat zur Folge, dass sich diese zu Horden zusammenschließen und große Landstriche und Städte unter ihre Kontrolle bringen. Was kann es schlimmeres geben als wandelnde Untote? Richtig. Wandelnde Untote, die nicht aufhören können wirres Zeug von sich zu geben. Die Geschichte trieft dabei wie gewohnt vor Wortwitz und Anspielungen für die Eingeweihten. Allein folgendes Zitat bringt es mehr als deutlich auf den Punkt: „Das ist das Ende der Welt, oder? Die Gesellschaft ist im Eimer. Aber Campingbusse überleben? Sie sind die Kakerlaken der Behausungen.“

Verantwortlich für das irre Spektakel ist der Autor Cullen Bunn. Dieser kann auf eine lange Geschichte im Schaffensprozess von Deadpool zurück blicken und hat des Weiteren die Ehre den „Helden“ in das kommende Event „Secret Wars“ einzuführen, welches ungeahnte Folgen für das gesamte Marvel-Universum nach sich ziehen wird.

Mit dem Stift bewaffnet ist diesmal ein Neuling im Marvel-Lager. Die Künstlerin Nik Virella feiert ihren Einstand und meistert diesen mit Bravour. Ihr Stil zeichnet sich durch klare Linien, eindeutige Mimik und ausdrucksstarke Kompositionen aus und lässt den Leser auf viele weitere Werke hoffen. Man darf sich in diesem Zusammenhang schon auf eine angekündigte Mini-Serie freuen, die sich in einem Western-Alternativ-Universum der Marvel-Welt abspielt und mit dem Deadpool-Autor Gerry Duggan realisiert wird.

Zusammengefasst lässt sich mal wieder eine Empfehlung für all jene aussprechen, die wie ich auf einen gewollt trashigen Touch stehen und natürlich für Leser, die das Wort Popkultur nicht als Fremdwort betrachten. Hier geben sich Gewalt und Humor wieder mal die Klinke in die Hand und damit dem Fan Unterhaltung in seiner reinsten Form.

„Return Of The Living Deadpool“ erscheint am 24.11.2015.

Deadpool feiert Halloween

Wie wird Deadpool wohl Halloween verbracht haben? Dieser Teaser macht mir nur umso mehr Lust auf den Streifen! Ich liebe diesen Humor und den längst überfälligen Schritt, sich an ein erwachseneres Publikum zu wenden. Aber seht selbst:

What does this suit looks like to you huh, does it look like a leprechaun had sex with a cartoonist?

Asterix – Der Papyrus des Cäsar

©2015 Les Éditions Albert René

©2015 Les Éditions Albert René

Zwei ganze Jahre mussten die Fans auf ein weiteres Abenteuer um Asterix und Obelix aus der Feder des neuen Kreativteams um den Autor Jean-Yves Ferri und den Zeichner Didier Conrad warten. Nun ist es seit dem 22.10. endlich soweit und „Der Papyrus des Cäsar“ hat als Band 36 seinen Weg ich die Regale und vor allem in die Hände der Leser gefunden. Wer hat in den letzten Wochen nicht mindestens einmal täglich jemanden (egal welchen Alters) die Ausgabe lesend gesehen?

Man muss zwar sagen, dass man durchaus merkt, dass neue Künstler am Werk sind, aber das wohlige Gefühl ein Original in den Händen zu halten verblasst nicht. Vor allem der Raum, der so gut wie allen bekannten Charakteren eingeräumt wird tut sein übriges und vermittelt das typische „Asterix“-Feeling, welches wir seit bestehen der Serie kennen und lieben. Trotzdem ist vor allem durch den Aufhänger der Story ein sehr deutlicher Bezug zum Zeitgeist zu spüren, der in der Form vermutlich nicht in Originalbesetzung gelungen wäre. Zum Beispiel wurden sehr deutliche Anspielungen auf soziale Netzwerke und die Whistleblower-Affären eingebaut und damit ein bemerkenswerter Spagat geschlagen, der Kinder und Erwachsene zwar gleichermaßen unterhält, dafür aber komplett unterschiedliche Verständnis-Ebenen bedient.

©2015 Les Éditions Albert René

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Im Detail geht es darum, dass Cäsar in seinem Werk „Kommentare zum gallischen Krieg“ seine Erfahrungen mit dem unbezwingbaren gallischen Dorf auf Empfehlung seines Beraters Rufus Syndicus unterschlägt und damit die Geschichtsschreibung verfälscht. Dieses Kapitel gerät jedoch in die Hände des Aktivisten Polemix, der in eben genanntes Dorf aufbricht und die Niederschrift über diesen Weg veröffentlicht und damit das römische Reich erschüttert sehen will. Edward Snowden bzw. Julian Assange lassen dabei mehr als deutlich grüßen.

Als Ganzes liegt hier eine wirklich runde Geschichte vor, die durch den unkonventionellen Ansatz an Relevanz gewinnt und einen schön pointierten Schluss findet, der einen Bogen zu den Ursprüngen der Reihe schlägt und damit eine kleine Verneigung vor den Erfindern vollführt. Zeichnerisch wird man glücklicherweise nicht überrascht, denn die Optik der Figuren ist doch neben den tollen Geschichten das, was wir in gewohnter Form erwarten und auch in diesem Fall geliefert bekommen.

©2015 Les Éditions Albert René

©2015 Les Éditions Albert René

Alles in allem ein Pflichtkauf für Fans und für die, die es noch werden wollen. Denn wie alle anderen Storys, lässt sich auch diese Ausgabe für sich genießen, hat aber für alteingesessene Leser genug Anspielungen auf alte Abenteuer im petto. Wir dürfen uns zurecht auf weitere Veröffentlichungen von Ferri und Conrad freuen!

Weiterführende Informationen findet ihr unter www.asterix.com.

Feuer und Stein – Predator

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Nachdem ich schon das Glück hatte die ersten drei Bände der erfolgreichen „Feuer und Stein“-Saga von Cross Cult zu besprechen, ist vor kurzem endlich die Abschlussausgabe „Predator“ in meinen Briefkaste geflattert.

Diese greift wieder die Geschichte um den Söldner Galgo auf, der nach einer gescheiterten Mission sein Schiff „Perses“ und damit sich selbst in Sicherheit bringen möchte. Was er nach dem Angriff der Predatoren im Vorgänger-Band nicht mitbekommen hat, ist jedoch, dass er einen blinden Passagier mitgenommen hat, der ganz andere Pläne hat. Der Predator „Ahab“ (wie er im Laufe der Geschichte von den anderen Figuren betitelt wird) möchte die ultimative Trophäe in Form eines „Konstrukteurs“ in den Händen halten und zwingt dementsprechend den verängstigen Piloten dazu den Kurs auf den infizierten Mond zu nehmen, auf dem das Chaos seinen Anfang nahm.

Auf diesem findet nun das ungleiche Duo die zu einer Handvoll dezimierten Überlebenden der Katastrophe um Kapitän Angela wieder. Nun zu einer größeren Gruppe zusammengeschlossen, fängt die Crew an nach einem Fluchtweg aus ihrem Gefängnis zu suchen als plötzlich der mit der schwarzen Flüssigkeit infizierte Android „Elden“ auf LV-223 abstürzt und der Handlung eine erneute Wendung hinzufügt, die mit großen Schritten auf das offene Ende der Geschichte zusteuert.

Das dieser letzte Teil überhaupt nachzulesen ist, haben wir der Kurzgeschichte „Omega“ zu verdanken, die die Fäden der bis dato erzählten Geschichte nach der Haupt-Story zusammenführt, dem Leser aber selbst überlässt sich Gedanken darüber zu machen, was aus den übrig gebliebenen Charakteren wird. Ohne diese letzten Seiten wäre in meinen Augen ein viel zu großes Fragezeichen übrig geblieben, welches mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Nur mit dieser Erweiterung macht es Sinn, die vorangegangenen Bände überhaupt in eine Reihenfolge zu setzen. Man muss jedoch dem „Predator“-Autor Joshua Williamson zugute halten, dass er als einziger mit der Aufgabe betraut wurde, die vorhandenen Puzzle-Stücke zu einem Ganzen zu formen und dies auch sehr atmosphärisch und zum Teil sogar recht witzig in Szene setzt. So etwas wie Humor ist weder typisch für die Filme, auf denen die „Feuer und Stein“-Saga beruht, noch ist es ein Element, dass in den anderen Geschichten als Stilmittel verwendet wird. Trotzdem fügt es sich sehr gut in den Story-Strang ein und vermittelt dabei zwangsläufig ein frisches Lese-Gefühl, welches auch auf dieser Ebene für einen schönen Cut zwischen den Bänden sorgt. Somit gelingt der etwas schwierige Spagat vier eigenständige Geschichten kreieren zu wollen, die jedoch unter einer Zeitlinie zusammen kommen.

Das Finale wird dabei wieder von einem Künstler umgesetzt, der sich deutlich von seinen Vorgängern abhebt und dabei seine ganz eigene Art einbringt. Wenn es so etwas wie einen „klassischen Action-Stil“ gibt, beherrscht ihn Christopher Mooneyham souverän und erzeugt über mehrere Panels hinweg ein wunderbares Gefühl von Bewegung und Tempo, welches im positiven Sinne kaum Zeit zum durchschnaufen gibt. Zusätzlich nimmt sich der Künstler die Freiheit schon vorhandene Figuren aus dem Film-Universum in seinem Sinne zu modifizieren und kleine Easter-Eggs einzubauen, die nach Entdeckung für zusätzliche Heiterkeit sorgen. So ist zum Beispiel der nach dem Moby Dick-Jäger benannte Predator ähnlich übel zugerichtet wie sein Namensvetter und dadurch in seiner Wirkung noch martialischer. Als kleinen Kontrast trägt er jedoch den Schädel eines simplen Schnabeltiers als Halsschmuck. So ein exotisches Wesen musste wohl auch Teil seiner Trophäen-Sammlung werden.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass „Predator“ ein Muss für jeden Sammler der bisherigen Reihe ist, welches es dabei dank der schon erwähnten Kurzgeschichte schafft einen finalen Bogen über die „Feuer und Stein“-Saga zu spannen. Das hinterlässt wiederum ein gewohnt wohliges Gefühl der Vollendung einer Geschichte, wie es nur nach einer Reise über mehrere hundert Seiten eintreten kann. Science Fiction wird zwar vermutlich nie mein Steckenpferd im Bereich der Comics und Graphic Novels werden. Trotzdem beweisen Veröffentlichungen wie die hier vorliegende, dass das Genre spannende Unterhaltung bieten kann, ohne in das oft so naheliegende Klischee abzurutschen.

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Katharsis

Katharsis

„Eines Tages ist mir das Zeichnen abhandengekommen. Am selben Tag wie auch eine Handvoll teurer Freunde“

Am 7. Januar 2015 veränderte sich die Welt für alle Kunstschaffenden und Freidenker, als zwei Fanatiker versuchten das geschriebene Wort und den gemalten Strich mit Gewalt auszuradieren. Wie wir inzwischen alle wissen, haben sie genau das Gegenteil erreicht und der bekannten Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“ sowie der kritischen Kunst im Allgemeinen zu einer Widergeburt verholfen, die ihresgleichen sucht.

Was jedoch hinter dem abstrakten Konstrukt eines Magazins schnell in den Hintergrund gerückt ist, sind die menschlichen Schicksale der Ermordeten aber vor allem der Überlebenden dieses Massakers. Allen voran der Illustrator Luz, der sich für die Gestaltung des legendären Covers verantwortlich zeigt, welches den Lesern in einer Millionen-Auflage in seinem grünen Schimmer aus den Kiosk-Buden dieser Welt entgegen leuchtete.
Dieser Mann verdankt es einem glücklichen Zufall, dass er an seinem Geburtstag(!) eine Stunde zu spät die Büro-Räume seines Arbeitgebers erreichte und damit dem sicheren Tod entging. Für uns als Außenstehende ist es auch mit der größten Anstrengung nicht möglich die Gedanken und Gefühle nachzuvollziehen, die einen Menschen beim Anblick seiner toten Freunde und Kollegen durchdringen müssen. Wir können es nicht nachempfinden, was es für ein Gefühl sein muss zu realisieren, dass man seine Frau an diesem Morgen fast zum letzten mal gesehen hätte.

Nun ist so etwas wie das visuelle Psychogram des Künstlers erschienen, der nach dem Trauma temporär die Fähigkeit zu Zeichnen verloren und einige Monate später seinen Beruf bei „Charlie Hebdo“ endgültig an den Nagel gehängt hat. „Katharsis“ ist eine emotional sehr schwer verdauliche Sammlung an Cartoons geworden, die Luz im Laufe der Zeit angefertigt hat um die Angst, Trauer, Wut, seinen Weg zurück ins Leben und zur Kunst zu verarbeiten. Angefangen bei seiner Aussage bei der Polizei, während der er das vor Entsetzen starrende Männchen zu Papier brachte, welches auch das Titelbild des Bandes ziert, über Träume, die den eigenen Tod und immer wieder die zwei Mörder thematisieren, bis zur Verarbeitung des Geschehens am Tag der alles verändern sollte, nimmt uns Luz auf eine Reise, die den Leser bis an die Grenzen des emotional Erträglichen bringt.

Das hat vor allem damit zu tun, dass aus jeder, dem Medium Cartoon entsprechend übertriebenen und oftmals recht witzigen Darstellung, die brutale Realität entgegenspringt und dabei jedes Thema streift, welches zum Zeitpunkt des Anschlags aufgekommen ist. Die Solidarität der Gesellschaft, die Verschwörungstheorien einiger Verwirrter, die Anteilnahme der Politik und die plötzlich einsetzende Paranoia im Herzen Europas. Hinzu kommen sehr persönliche Themen in Form von Zusammenbrüchen, Angst-Anfällen, die Schuldgefühle überlebt zu haben und die Hilfe seiner Frau, ohne die der Künstler das Geschehene vermutlich kaum hätte verarbeiten können.

Dabei schwankt der Stil zwischen klassischem Comic, abstrakten Darstellungen und dem dezenten Einsatz von Farbe, die sich auf rot und blau beschränkt. Besonders beeindruckend und dabei umso schmerzlicher, sind zwei Geschichten, die direkt mit dem Angriff zusammenhängen. Zum einen das Eintreffen von Luz am Tatort, an dem ihn Blut-Spuren direkt in die Redaktionsräume führen, die symbolisch als eine gänzlich rot eingefärbte Seite dargestellt werden an deren Ecke ein kleiner blauer Punkt zu sehen ist. Dieser formt sich daraufhin immer weiter in ein Objekt, bis man feststellt, dass es sich um die blaue Jacke seiner Frau handelt, die am Tatort eingetroffen ist und ihn in den Arm nimmt. In diesem Zusammenhang habe ich selten eine so schöne Bebilderung eines rettenden Ankers in Not gesehen, die einerseits überrascht und zum Anderen tief berührt. Die andere Geschichte erzählt vom verspäteten Aufbruch am Geburtstag des Künstlers, an dem ihm seine Frau liebevoll gratuliert, sie sich gegenseitig ihre Liebe bekunden und er fröhlich in die Arbeit fährt. Plötzlich empfängt seine Partnerin (scheinbar die original zitierten!) Kurznachrichten, die vom Schock und der Fassungslosigkeit am Ort des Geschehens zeugen. Diese Darstellung führt so tief in die Gefühlswelt der Beteiligten, dass ein Kloß im Hals noch die geringste emotionale Regung des Lesers sein sollte.

Bei der Beschreibung des Inhalts könnte man denken, dass es sich um ein zutiefst depressives Werk handelt. Doch ein Cartoonist verdient seine Bezeichnung nicht, wenn er es bei all dem Schrecken nicht schaffen würde seinen eigenen Humor mit einfließen zu lassen. Kaum eine Darstellung (mit wenigen Ausnahmen!) kommt ohne Pointe aus, die den Tätern eins nachträglich auswischt, die Medien tadelt oder die kurz anhaltende, oftmals oberflächliche Solidarität geißelt. So schließt das Buch auch mit einem versöhnlichen Motiv ab, welches den Anfang des Werks wieder aufgreift. Dabei wird symbolisch aufgezeigt, dass der Künstler aus Angst nicht stehen bleibt, sondern sich in Form des anfangs gezeigten, paralysierten Männchens in Bewegung Richtung Zukunft setzt.

Trotz der sensiblen Thematik wird hier jedoch kein Voyeurismus bedient, da die Darstellung durchgehend abstrakt bleibt und damit trotz der Nähe zur Realität eine Art Trennwand erschaffen wird, die der Person des Künstlers und den Opfern den nötigen Abstand verschafft.

Dieses Buch ist in meinen Augen für diejenigen gedacht, für die der Angriff auf „Charlie Hebdo“ nicht nur eine von vielen Katastrophen darstellt. Es wurde für jene herausgebracht, die Kunst- und Redefreiheit nicht nur als gegenstandslose Begriffe ansehen. Es liegt in den Buchläden für die Menschen, für die der Schock nicht primär durch die sinnlose Gewalt gegen Menschen kam, sondern durch den Angriff auf die Gedanken, die Freiheit und die Kunst.

Release-Party zur Comicbiographie „Sophie Scholl“

Heute fand die Party zur Veröffentlichung der Comicbiographie „Sophie Scholl“ beim Knesebeck Verlag im Café „Küss die Hand“ in München statt. Mit dabei war natürlich das Kreativteam um Heiner Lünstedt und Ingrid Sabisch sowie die Vorsitzende der „Weiße Rose“-Stiftung Dr. Hildegard Kronawitter. Eine ausführliche Besprechung des Titels kommt Anfang nächster Woche.