[Rezension] Skulldigger und Skeleton Boy (Splitter)

Was soll man eigentlich nach so vielen Bänden aus dem Black Hammer-Universum über Jeff Lemire und seinen schier unaufhörlichen Output sagen? Er schafft es beständig Qualität und Quantität zu verbinden und damit den Hunger seiner Fans zu stillen, während Kritiker seine Geschichten höchstens im internen Vergleich als weniger gut oder besser, aber niemals schlecht einordnen. Diesem Credo folgt nun auch die neueste Veröffentlichung unter dem Titel Skulldigger & Skeleton Boy.

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Diesmal mit dem kroatischen Zeichner Tonci Zonjic an seiner Seite, entführt uns Lemire in seiner Geschichte erneut nach Spiral City und stellt uns den Antihelden Skulldigger vor, der rastlos Verbrecher jagt und diese unter anderem mit seinem an einer Kette befestigten Totenschädel unter die Erde bringt. Doch zunächst beginnt die Geschichte mit einem Jungen, dessen Eltern bei einem Raubüberfall sterben, während er als Waise überlebt. Klingt irgendwie vertraut? Das ist wie bei Black Hammer üblich gewollt und geht wie gewohnt als charmante Hommage mit einem speziellen Twist durch. Denn besagter Junge wird nicht zu einer Art Batman oder Robin, sondern gesellt sich als der Sidekick Skeleton Boy an die Seite von Skulldigger, um ebenfalls zum Verbrecherjäger ausgebildet zu werden. Dabei sind jedoch Gnade und Achtung vor dem Gesetz wie zu erwarten zweitrangig. Um die Grundlage der vorliegenden Geschichte zu vervollständigen, haben wir außerdem eine fast schon besessene Ermittlerin, die Skulldigger hinter Gittern bringen will und mit Grimjim einen Halbdämon, der Chaos sät und Spaß daran zu haben scheint ein düsteres Geheimnis mit sich herumzutragen.

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Betrachtet man all diese Versatzstücke, entdeckt man, dass hier nicht nur eine Verbeugung vor dem Schaffen eines Frank Miller (Batman, Daredevil) vorliegt, sondern die Referenzen sich über alle Grenzen des Superhelden-Genres hinweg erstrecken. Wir entdecken Verweise auf Ghost Rider, Spawn, den Punisher und so viel mehr, dass einem als Kenner der Materie die Augen übergehen. Dabei schafft es Lemire wie immer gekonnt die genannten Vorbilder als Sahnehäubchen auf einer eigenständigen Geschichte zu platzieren und damit Black Hammer nach wie vor als eigenständiges Universum darzustellen. Die Figuren haben eigene Charakterzüge und Motive, fungieren nicht einfach als Projektonsflächen und die Handlung, von der nicht zu viel vorweg genommen werden soll, wird von einem realen Spannungsbogen vorangetrieben. In diesem Sinne wird die gewohnte Qualität eines Lemire präsentiert, die Fans seines Schaffens wunschlos glücklich machen sollte.

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Auf der visuellen Seite des Projekts bietet Toni Zonjic verhältnismäßig ungewohnte Kost, da diesmal auf eine fast schon als klassisch geltende Superhelden-Optik gesetzt wird, die oft an Millers Werke um den dunklen Ritter erinnert, während der Look auf der anderen Seite doch etwas „cleaner“ erscheint. Dadurch entsteht ein roher Realismus, den man von Black Hammer in dem Ausmaß nicht kennt. Selbst die weniger abstrakten Titel spielten oft mit leicht „cartoonesken“ Elementen, während hier gefühlt die 80er und 90er mit ihrer geerdeten Art anklopfen. Eine nicht geringe Rolle übernimmt dabei auch die Farbgebung, die nur selten eine ganze Palette aufzeigt, sondern mit einzeln ausgewählten, auf die Stimmung angepassten Spektren die Handlung zu unterstreichen weiß. Dieser reduzierte Einsatz trägt mitunter zum rauen Feeling bei, welches Perfekt zur Story und den eiskalt agierenden Figuren passt.

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Skulldigger & Skeleton Boy ist in dem Sinne zwar, wie die anderen Spin-Offs der Reihe, eine weitere Verneigung von Genres und Künstlern, funktioniert aber trotzdem geradezu mit Leichtigkeit als eigenständige Geschichte, die in ihrer Gesamtheit zu überzeugen weiß. Daher ist der Titel nicht nur ein Must-Have für Sammler von Lemires Output, sondern ein Tipp für alle, die sich für rohe Action und menschliche Abgründe in Comics begeistern können.

Skulldigger & Skeleton Boy
Verlag: Splitter 
Künstler: Tonci Zonjic
Autor: Jeff Lemire
Format: Hardcover
Seitenzahl: 168 
Preis: 24 EUR 

Signierstunde in Köln: Depeche Mode by Anton Corbijn

Lange mussten wir auf die beliebten Signierstunden in den TASCHEN Stores Köln und Berlin verzichten, doch nun reihen sie sich gefühlt aneinander und erfreuen Fans der aktuellen Veröffentlichungen aus dem Verlag. Dazu gehört auch Depeche Mode by Anton Corbijn. Der im Titel erwähnte niederländische Fotograf konzipierte das Buch in enger Zusammenarbeit mit den legendären Depeche Mode und gibt darin Einblick in über 500 oft unveröffentliche Aufnahmen, die handschriftlich erläutert und mit einem Interview abgerundet werden. Es finden sich hierbei nicht nur offizielle und private Bandporträts, sondern auch viele Fotos von Dreharbeiten zu ikonischen Musikvideos, spontane Schnappschüsse und Live-Aufnahmen von allen Tourneen seit 1988.

Dieses Gesamtwerk zeigt dabei deutlich den Einfluss des Fotografen auf die Band auf und unterstreicht eine der kreativsten und beständigsten Kollaborationen der Musikgeschichte. Nicht ohne Grund wurde Corbijn namentlich erwähnt, als Depeche Mode im Jahr 2020 in die Rock’n’Roll Hall of Fame eingeführt wurden. Sein Wirken kann garnicht hoch genug angesetzt werden und wird mit diesem ursprünglich als Collector’s Edition veröffentlichtem Band untermauert.

Nun kann man sich am Donnerstag, dem 7. Oktober, von 18 bis 19 Uhr im Kölner Store (Neumarkt 3, 50667 Köln) sein Buch Depeche Mode by Anton Corbijn persönlich mit einer Widmung veredeln lassen. Bitte beachtet, dass die Veranstaltung gemäß der aktuell geltenden Corona-Schutzverordnung durchgeführt wird. Der Zugang kann nur mit den 3G (geimpft – genesen – getestet) erfolgen. Bitte denkt an euren Nachweis.

Die Details zur Signierstunde:

Signierstunde: Depeche Mode by Anton Corbijn
Ort: TASCHEN Flagshipstore Köln (Neumarkt 3, 50667 Köln)
Datum: 07.10.2021
Uhrzeit: 18 bis 19 Uhr

Die Details zum Band:

Depeche Mode by Anton Corbijn
Verlag: TASCHEN 
Mehrsprachige Ausgabe: Englisch, Deutsch, Französisch 
Fotograf: Anton Corbijn
Herausgeber: Reuel Golden
Format: Hardcover, 24,3 x 34 cm, 3,69 kg 
Seitenzahl: 512 
Preis: 100 EUR 

Signierstunde in Köln: TATTOO. 1730s-1970s. Henk Schiffmacher’s Private Collection

Der legendäre Henk Schiffmacher signiert am Dienstag, 31. August, von 18 bis 19 Uhr sein Buch TATTOO. 1730s-1970s. Henk Schiffmacher’s Private Collection im Kölner TASCHEN Store (Neumarkt 3, 50667 Köln).

Der große Tätowierkünstler und Historiker nimmt den Leser mit seinem Band mit auf seine ganz persönliche Reise durch 200 Jahre Tattoo-Geschichte von den 1730er bis in die 1970er Jahre. Dieser voluminöse Band zeigt atemberaubende Zeichnungen, Designs, Fotos sowie Artefakte aus aller Welt und vereint das Beste aus Schiffmachers renommierter Privatsammlung mit aufschlussreichen, persönlichen Kommentaren des beliebtesten Tätowierers und Philosophen seiner Kunst. Meine detaillierte Besprechung zu dem Titel könnt ihr hier nachlesen.

© Rudi Huisman

Bitte beachtet, dass die Veranstaltung gemäß der aktuell geltenden Corona-Schutzverordnung durchgeführt wird. Der Zugang kann nur mit den 3G (geimpft – genesen – getestet) erfolgen. Bitte denkt an euren Nachweis.

Die Details zur Signierstunde:

Signierstunde: TATTOO. 1730s-1970s. Henk Schiffmacher’s Private Collection
Ort: TASCHEN Flagshipstore Köln(Neumarkt 3, 50667 Köln) 
Datum: 31.08.2021 
Uhrzeit: 18 bis 19 Uhr

Die Details zum Band:

TATTOO. 1730s-1970s. Henk Schiffmacher's Private Collection
Verlag: TASCHEN 
Mehrsprachige Ausgabe: Englisch, Deutsch, Französisch 
Autor: Henk Schiffmacher
Herausgeberin: Noel Daniel 
Format: Hardcover, 29 x 38,8 cm, 6,13 kg 
Seitenzahl: 440 
Preis: 125 EUR 

[Rezension] Colonel Weird – Cosmagog (Splitter)

Wenn es eine aktuelle Comicbuchreihe gibt, die sowohl Witz und Ernst als auch Hommage und Originalität zu vereinen weiß, dann wäre es defintiv Black Hammer vom kanadischen Tausendsassa Jeff Lemire. Jeder Band der Hauptreihe und der inzwischen zahlreichen Spin-Offs ist für sich eine emotionale Achterbahnfahrt, die insbesondere im Kontrast zu den bewusst kitschigen Namen und Looks im Herzen zu treffen weiß. Jedem Charakter wurde von vornherein eine unfassbare Tiefe mitgegeben, die erklärt, warum man ihnen auch individuell veröffentliche Abenteuer mit unterschiedlichen Zeichnern geschenkt hat. Eine der aktuellsten Auskopplungen ist hierbei „Colonel Weird – Cosmagog„.

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Nach den einschneidenden Ereignissen der Hauptreihe hat Colonel Randall Weird die sonderbare Farm verlassen und begibt sich auf die Suche nach etwas, was er vergessen hat. Dabei weiß er weder was es sein könnte, noch ob es von Relevanz ist. Ihm ist nur bewusst: Es ist für IHN wichtig. Zeitgleich könnte es die Antwort auf alle Fragen sein, die sich der durch Raum und Zeit Springende zuhauf stellt. Bei seiner Reise bewegt er sich über die Jahrzehnte seines Lebens hinweg. Mal in einer unnatürlichen Reihenfolge, mal aus einem seltsamen Blickwinkel, mal sogar im Gespräch mit sich selbst in jungen Jahren – in jedem Fall versucht er dabei bei Verstand zu bleiben (oder was davon übrig ist), damit er all jene die er liebt vor einem zersplitterten Universum bewahren kann.

Offensichtlich stand dabei Dr. Manhatten aus der Watchmen-Reihe Pate für die Fähigkeit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichzeitig wahrnehmen zu können (abzüglich der Superkräfte). Im Kontext von Black Hammer scheint es zunächst nicht verwunderlich, da die meisten Charaktere entweder konkrete Anleihen an bekannte Figuren oder zumindest Epochen in der Comic-Kunst in sich tragen. Was Lemire jedoch schafft, ist dieser Hommage eine emotionale Tiefe beizufügen, die selbst mehrschichtigen Original-Charakteren anderer Verlagshäuser nicht in dem Ausmaß vergönnt ist. Colonel Weird steht geradzu prototypisch für diese Art Geschichten zu schreiben. So nimmt er wie erwähnt alles wahr, ist jedoch emotional nicht entrückt, sondern durch sein Wissen um alles und jeden gerdazu gebrochen, da er daran verzweifelt einen Unterschied zu machen. Dadurch wirkt er eher wie ein Mensch, der seine Gabe als Bürde empfindet und nicht wie ein allwissender Halbgott.

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Bei einem Comic kann eine Geschichte noch so emotional sein, aber ohne den passenden Künstler kann die Reise in das Herz der Leser schnell verpuffen. Daher bin ich umso glücklicher zu sehen, dass Jeff Lemires Wahl bei diesem Spin-Off auf Tyler Crook fiel. Der Künstler schafft es mit seinem meisterhaften Umgang mit der Mimik der Charaktere und dem fließenden Spiel bezüglich des Panel-Aufbaus etwas zu transportieren, wofür oft nichtmal Worte nötig sind: Freude, Schmerz, Liebe oder Angst. In Kombination mit den kurzen aber genialen Dialogen entfalten die Bilder dann noch mehr Tiefe und führen gemeinsam zu dem Ergebnis der Anfangs genannten Achterbahnfahrt der Emotionen.

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In diesem Sinne schließt „Colonel Weird – Cosmagog“ qualitativ nahtlos an die bisher erschienen Veröffentlichungen aus dem Black Hammer-Universum an und beweist erneut, dass Tiefe auch im ungewöhnlichen Gewand an die Leser herangetragen werden kann. Sowohl die Hauptreihe, als auch die Nebengeschichten gehören nach wie vor in jedes gut sortierte Comic-Regal.

Colonel Weird: Cosmagog
Verlag: Splitter 
Künstler: Tyler Crook
Autor: Jeff Lemire
Format: Hardcover
Seitenzahl: 112 
Preis: 19,80 EUR 

TASCHEN-Sale mit bis zu 75% Rabatt auf Display-Bücher

Corona verliert langsam aber sicher seinen Schrecken. Die Impfquote steigt, erste kulturelle Veranstaltungen finden statt und man sieht weitere Lockerungen am Horizont. Bis es jedoch zu einer kompletten „Normalisierung“ der Verhältnisse kommt, bietet sich wie immer die Welt der Kunst an, um sich einen kleinen Vorgeschmack auf das was kommt zu sichern. Dabei kann, wie schon in den vielen Jahren zuvor, der TASCHEN-Verlag besondere Abhilfe schaffen.

TASCHEN Store Berlin

TASCHEN bietet vom Mittwoch dem 07. bis einschließlich Samstag dem 10. Juli einen Sale mit vielen Preisnachlässen von bis zu 75% auf Ansichts- und Mängelexemplare an. Hierbei bleibt thematisch kein Wunsch unerfüllt: Kunst, Architektur, Design, Grafik, Film, Fotografie, Mode, Reise, Popkultur und Sex – allesamt Felder, die abgedeckt und nun erneut erschwinglich sind. Viele der Titel habe ich schon auf ZOMBIACblog besprochen. Gebt einfach den Verlagsnamen in die Suchleiste ein und macht euch selbst ein Bild von der gigantischen Auswahl.

TASCHEN Store Köln

Natürlich könnt ihr dabei wie gewohnt die Website von TASCHEN (www.taschen.com) aufsuchen, aber da die besagte Normalität zumindest schon Teile des Einzelhandels erreicht hat, könnt ihr auch persönlich einen Abstecher zu den TASCHEN-Stores in Berlin (Schlüterstr. 39, 10629 Berlin) und Köln (Neumarkt 3, 50667 Köln) machen und euch durch die gigantische Auswahl des Verlags wühlen.

Signierstunde und Gewinnspiel: Walton Ford. Pancha Tantra

Nach langer Zeit ist es nun endlich möglich eine persönliche Widmung von einem Künstler aus dem TASCHEN-Sortiment zu bekommen. Am kommendem Mittwoch, dem 16. Juni signiert nämlich der amerikanische Künstler Walton Ford sein in einer erweiterten Fassung erschienenes Buch „Pancha Tantra“ im Berliner TASCHEN Store (Schlüterstr. 39., 10629 Berlin).

Unter Einhaltung der allgemein bekannten AHA-Regeln kann man sich dort von 18 bis 19 Uhr Fords Œuvre (nun mit 40 neuen Werken, 120 zusätzlichen Seiten und einem aktuellen Essay des Künstlers) mit einer Unterschrift veredeln lassen. Dabei ist auch eine Anschaffung des Bands unabhängig von einer Reise in die Hauptstadt lohnenswert. Hat man bei einem ersten Blick auf die großformatigen, detailreichen Tieraquarellen zunächst Drucke besagter Motive aus dem 19. Jahrhundert vor Augen, erschließt sich bei einer genaueren Betrachtung ein komplexes und beunruhigend anthropomorphes Univesum voller Symbolik, hintergründigem Humor und Anspielungen auf die „Opernhaftigkeit“ traditioneller Naturkunde.

Die Details zur Signierstunde:

Signierstunde: Walton Ford. Pancha Tantra
Ort: TASCHEN Flagshipstore Berlin (Schlüterstraße 39, 10629 Berlin) 
Datum: 16.06.2021 
Uhrzeit: 18 bis 19 Uhr

Die Details zum Band:

Walton Ford. Pancha Tantra. Updated Edition
Verlag: TASCHEN 
Künstler: Walton Ford
Autor: Bill Buford
Format: Hardcover, 28 x 37,4 cm, 3,89 kg
Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch
Seitenzahl: 424 
Preis: 60 EUR 

Um diese aktalisierte Veröffentlichung zu zelebrieren und euch die Möglichkeit zu geben persönlich einen Blick in „Pancha Tantra“ zu werfen, verlose ich hier zusätzlich ein Exemplar dieses Buchs im XL-Format im Wert von 60 EUR. Das einzige was ihr dafür tun müsst, ist einem (oder mehreren) meiner Social Media-Kanäle zu folgen und ein Like unter dem entsprechenden Beitrag zu hinterlassen. Hier die Details:

Der Beitrag auf Facebook, Twitter und Instagram.

Teilnahmebedingungen

  1. Teilnahmeberechtigte

Teilnehmen kann jede(r) Volljährige, ausgenommen Mitarbeiter der TASCHEN GmbH.

Eine Teilnahme über Gewinnspiel-Agenturen oder sonstige Dritte, die den Teilnehmer bei einer Vielzahl von Gewinnspielen anmelden, ist ausgeschlossen. Ausgeschlossen sind darüber hinaus Personen, die willkürlich an Gewinnspielen teilnehmen (erkennbar an der Social Media-Timeline) und damit die Chance von an Kunst interessierten Lesern schmälern.

  1. Teilnahmemöglichkeiten

Eine Teilnahme ist nur über Facebook, Twitter und Instagram möglich, indem ein Follow bei den Social Media-Accounts von ZOMBIAC gesetzt und der jeweilige Beitrag zum Gewinnspiel mit einem Like versehen wird. Das Gewinnspiel erfolgt ohne Zusammenarbeit mit Facebook, Twitter oder Instagram.

  1. Teilnahmeschluss

Teilnahmeschluss ist der 18.06.2021 um 18:59 Uhr.

  1. Gewinnermittlung

Der Gewinner wird per Los ermittelt.

  1. Art der Gewinnbenachrichtigung

Der oder die Gewinner/in wird über eine persönliche Nachricht schriftlich kontaktiert.

  1. Veröffentlichung der Gewinner

Der Name des Gewinners wird nach seiner Ermittlung in anonymisierter Form veröffentlicht.

  1. Der Rechtsweg

Eine Barauszahlung der Gewinne ist ebenso wie der Rechtsweg ausgeschlossen.

[Rezension] Gung Ho: Die weiße Flut (Cross Cult)

Wie schon Timur Vermes („Er ist wieder da“) in seinen Worten zur Gung Ho-Ausstellung beim diesjährigen Comicfestival München angemerkt hat, ist die inzwischen international erfolgreiche Reihe von Benjamin von Eckartsberg und Thomas von Kummant „…so undeutsch[…][u]nd so wohltuend“. Das Ganze dabei ohne die Qualität von anderen Projekten aus heimischen Ateliers zu schmälern. Was damit gemeint ist, ist die Befreiung von der doch typischen Verkopftheit und spürbaren Konstruktion. Oftmals herangezogen, um das Medium Comic als ernstzunehmend darzustellen, was wie beim Film eigentlich irrelevant ist. Wenn Story und visuelle Aufmachung eine Einheit bilden und man sich in die Erzählung fallen lassen kann, dann wird das Ziel in meinen Augen erreicht: Gute Unterhaltung ohne beliebig zu sein.

© Cross Cult / Benajmin von Eckartsberg, Thomas von Kummant

Genau nach diesem Credo wurde auch der finale Abschlussband „Die weiße Flut“ konzipiert. Nach einem Cliffhanger im Vorgänger „Zorn„, steigen wir in medias res ein und sehen die Siedlung durch die Teenager-Bande erobert. Mit Waffen, Nahrung und einer Geisel (Bagster) ausgestattet, bieten die Kids mit dem Soziopathen Holden an der Spitze den Erwachsenen die Stirn. Abgegrenzt durch Barrikaden und einem jederzeit zur Verfügung stehendem Munitionsdepot, haben die Erwachsenen um Kingsten, die Anführerin der Siedlung, zunächst keine Chance. Gleichzeitig versuchen die Jugendlichen, die den zu unrecht ausgestoßenen Archer wieder in die Siedlung bringen wollen, ihren Weg zurück zu schlagen. Hierbei entdecken sie, dass die sogenannten Reisser, die affenartigen Monster, die die Menschheit in ihrer Existenz bedrohen, sich in Richtung ihrer Heimat aufgemacht haben. Es bleibt nicht mehr viel Zeit um alle vor Ort zu warnen, geschweige denn die nun verfeindeten Gruppen an einem Strang ziehen zu lassen…

© Cross Cult / Benajmin von Eckartsberg, Thomas von Kummant

Wie dabei alles miteinander zusammenhängt, die Kids außerhalb der Siedlung überhaupt die Möglichkeit kriegen sich auf den Heimweg zu machen und welche schockierenden Plottwists den Band in eine sich immer schneller drehende Spirale treiben, muss der Leser für sich selbst herausfinden. Genug Überraschungen sind jedenfalls platziert und wollen selbst entdeckt werden. Dabei wirkt alles wirkt wie aus einem Guss: Die Umgebung ist immer einzuordnen, das Verhalten der Figuren jederzeit logisch nachvollziehbar und doch nicht vorhersehbar. Das macht die Story wiederum spannend und fließend, ohne einen Gedanken daran verschwenden zu müssen in welchem Medium wir sie finden.

© Cross Cult / Benajmin von Eckartsberg, Thomas von Kummant

Das ist dabei nicht nur der spannenden Geschichte aus der Feder von Benjamin von Eckartsberg zu verdanken, sondern dem geradezu cineastischen Blick von Thomas von Kummant, der es schafft seine Bilder so zum Leben zu erwecken, dass man sie so eins zu eins in einer Serienadaption verwenden könnte. Blickwinkel, Emotionen, Licht und Farbauswahl springen in ihrer Kombination fast aus den Panels und brennen sich in das visuelle Gedächtnis des Lesers ein. Genau hier muss nochmal auf das typisch „undeutsche“ an diesem Comic eingegangen werden. Die genannte Melange aus sehr sauberem Storytelling und emotional aufgeladener Action sorgt dafür, dass die Herkunft der Macher de facto nicht auszumachen ist. Zwar sind sie, wie vermutlich viele ihrer Leser, US-amerikanisch sozialisiert, doch der Bubblegum-Aspekt wird durch den rohen europäischen Touch im Bereich der Sexualität und Gewalt verdrängt. Das macht die Lokalisierung schwer, was jedoch mit Sicherheit in Teilen den Erfolg im Ausland erklärt. Ein Fan in Frankreich kann Gung Ho genauso zur Hand nehmen wie ein Leser in den USA und beide würden sich im Setting wiederfinden. In der Hinsicht ein Kunststück, welches Kreativteams auch unabhängig von ihrer Herkunft nicht immer gelingt, hier aber mit Bravour aufgeht.

© Cross Cult / Benajmin von Eckartsberg, Thomas von Kummant

Alles in allem kann gesagt werden, dass „Die weiße Flut“ in ihrer Qualität nahtlos an die Vorgänger anknüpft und damit einen würdigen Abschluss der Gung Ho-Reihe liefert, die vollkommen zurecht gleich in mehreren Ländern eine Fanbase gefunden hat, die nur darauf wartet mit mehr Lesestoff aus diesem Universum versorgt zu werden. Dieses Projekt aus fünf Bänden gehört ohne Zweifel in jedes gut sortierte Comic-Regal eines Fans, dem Indie-Attitüde und Feuilleton-Gefälligkeit egal sind, aber Qualität und Spaß an oberster Stelle stehen.

© Cross Cult / Benajmin von Eckartsberg, Thomas von Kummant
Gung Ho: Die weiße Flut
Verlag: Cross Cult
Autor: Benjamin von Eckartsberg 
Künstler: Thomas von Kummant
Format: Hardcover, 24x32cm
Seitenzahl: 104 
Preis: 25 EUR 

TASCHEN-Präsentation in Berlin: GIO PONTI

Anlässlich des Charlottenwalks, eines Galerienrundgangs in Charlottenburg-Wilmersdorf (Berlin), präsentieren TASCHEN in ihrem Berliner Store (Schlüterstr. 39, 10629 Berlin) am Samstag, dem 19. Juni, von 12 bis 18 Uhr die auf 1.000 Exemplare limitierte Art Edition von GIO PONTI. Dieses Buch beinhaltet bis dato unveröffentlichtes Bildmaterial zum italienischen Star-Architekten, Designer und Architektur-Professors, welches in enger Zusammenarbeit mit dem Gio-Ponti-Archiv zusammengetragen wurden.

Dieser neue Band führt den Leser durch sechs Jahrzehnte von Pontis Schaffen und wird neben der offensichtlichen Qualität auch in Sachen Quantität (572 Seiten, 36×36 cm, 5,67kg) dem Namen Ponti gerecht, da mit diesem Buch die umfassendste Darstellung seiner Arbeit vorliegt. 136 seiner Projekte werden detailliert vorgestellt und mit hochauflösenden Abbildungen reproduziert. Hinzu kommen zahlreiche Bilder und Fotografien, die der Öffentlichkeit bis dato unbekannt waren.

Doch auch abseits des eigentlichen Inhalts ist dieses rare Sammlerstück eine Bereicherung für jeden Sammler und Fan. So besteht diese Art Edition nicht nur aus einem Buch, sondern wird mit einem Tisch und vier Prints geliefert. Der Arlecchino-Gitter-Couchtisch ist dabei nicht einfach nur eine Präsentationsfläche, sondern gilt als ikonisches Design Pontis, welches an den malerischen Ansatz der De-Stijl-Künstler Piet Mondrian und Theo van Doesburg angelehnt ist und aus jedem Blickwinkel eine neue Farbkombination präsentiert. Kenner wissen natürlich, dass er üblicherweise in einer runden Version zu finden ist. Der Verlag hat sich jedoch, zurecht mit Stolz, dazu entschlossen das ursprüngliche quadratische Format neu aufzulegen, welches 1954 für Pontis Villa Planchart produziert wurde.

Die vier nummerierten Ocean-Liner-Interior-Prints beruhen auf Zeichnungen von Ponti aus den Jahren 1948-49. Die Originale werden heute im CSAC aufbewahrt, einer Einrichtung an der Universität Parma. Diese wertvollen Arbeiten entstanden im Rahmen einer Ausschreibung für die Innenausstattung der Ozeandampfer Conte Grande und Conte Biancamano. Sie zeugen von Pontis Idee, für diese Schiffe unterschiedliche Räume mit jeweils völlig eigenständigem Design zu kreiieren, um die elegante und kontemplative Atmosphäre während einer Luxuskreuzfahrt perfekt zu begleiten.

Doch auf Fans des italienischen Meisters, die gerade nicht die finanziellen Ressourcen haben, um eines der begehrten Art Editions zu erwerben müssen nicht auf ein exklusives Stück aus dem Hause TASCHEN verzichten. Die reguläre Ausgabe des Bandes wird nämlich parallel als „Famous First Edition“ in einer nummerierten Erstauflage von 4.000 Exemplaren veröffentlicht.

Wer nun persönlich einen Blick auf die Veröffentlichung werfen möchte, dem sei der Besuch des Berliner TASCHEN-Stores am 19 Juni ans Herz gelegt.

Hier nochmal die Details:

Präsentation: GIO PONTI
Ort: TASCHEN Flagshipstore Berlin (Schlüterstraße 39, 10629 Berlin) 
Datum: 19.06.2021 
Uhrzeit: 12 bis 18 Uhr

[Rezension] Requiem (Zwerchfell Verlag)

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich bis dato nichts von Albert Mitringer gehört habe, obwohl sein Debüt LILA aus dem Jahr 2017 (welches zeitgleich seine Diplomarbeit an der Kunstschule Wien darstellt) durchwegs wohlwollend von Fachpresse und Leserschaft aufgenommen wurde. Nachdem mir sein neustes Werk Requiem (erschienen beim Zwerchfell Verlag) ans Herz gelegt wurde, frage ich mich ich mich nun aber ernsthaft wie oft mir Indie-Perlen entgangen sind, weil sie nicht laut beworben oder mir direkt vom Verlag in den Briefkasten geworfen wurden. Asche auf mein Haupt und insbesondere in diesem Fall. Warum, erfahrt ihr hier im Detail:

Inhaltlich befinden wir uns in einer seit langem entvölkerten Fantasie-Welt, die durchzogen von Dämonen und Monstern kaum Leben in sich birgt und Menschen nur mehr ein Echo vergangener Tage sind. Hier erwacht in der Nähe einer schon lange gefallenen Armee ein verstorbener Krieger, nachdem ihn eine gemeine Wanderkrähe berührt. Nun wieder bei Bewusstsein, spürt er das Bedürfnis mehr über sein altes Leben erfahren zu wollen und folgt besagtem Vogel in der Hoffnung sich erinnern zu können. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die einjährige Wanderschaft des toten Ritters, die in vier nach den Jahreszeiten benannten Kapiteln, beginnend mit dem Sommer, beschrieben wird. Auf diesem Weg setzt sich nicht nur wie geplant sein altes Leben wieder in einer Erinnerung zusammen. Es werden Schlachten geschlagen, Diskussionen mit Dämonen geführt, mythische Wesen eingeführt und Freundschaften geschmiedet. Dabei sind dafür nicht viele Worte nötig, die ohnehin rar gesät, dafür aber mal knackig prägnant, mal malerisch in der Poesie verortet das Abenteuer genau an den Punkten unterstreichen, an denen sie nötig sind.

© Zwerchfell

Den Rest erledigen die wunderschönen, ausschließlich in Handarbeit gefertigten Tusche-Bilder, die einen angenehmen Kontrast für die an digitale Werke gewöhnten Augen bieten. Das soll kein Abwägen der Qualität beider Ansätze sein, aber bei einem sich durchgesetzten Standard sind klassisch angefertigt Schraffuren, eindeutig in sehr langer Arbeit und mit ruhiger Hand entstandene Landschaften und der rohe Charme des irgendwo zwischen Holzschnitt und Manga verorteten Stils eine angenehme Abwechslung beim lesen. Apropos Manga: Trotz der im Kern sehr europäischen Geschichte, merkt man eindeutig die Einflüsse ostasiatischer Steckenpferde wie eine organische und energiegeladene Dynamik bei Kämpfen, mutige Panel-Perspektiven und die typisch überdimensionale Darstellung unterschiedlichster Elemente. Trotzdem bleibt ein sehr eigener Strich erhalten, der viel trockenen Witz aber auch ruhige Momente gut zu transportieren weiß. Dadurch werden die Figuren trotz des erwähnten, eher zurückhaltenden Einsatzes von Rede so sympathisch präsentiert, dass man als Leser von Anfang an mitfiebert und mit Spannung verfolgt wohin die Reise des toten Ritters geht.

© Zwerchfell

Was Requiem davon losgelöst außerdem besonders macht, sind die opulenten Splash pages, die zum innehalten und entdecken einladen. Jede dieser Seiten brodelt geradezu über vor Details, von denen sich bei jedem durchblättern mehr zu zeigen scheinen. Ein Punkt an dem besonders deutlich wird, dass das Medium Comic für sich selber steht und der Genuss eines Bandes auf mehreren Ebenen und hierbei teils losgelöst voneinander erfolgen kann.

In diesem Sinne ist Albert Mitringer, der mit Anfang 30 und erst seinem zweiten Werk am Beginn seines Schaffens steht, ein richtiger Wurf gelungen, der sowohl inhaltlich als visuell überzeugt und Hoffnung auf einen Nachfolgeband weckt. Alles in allem sei Requiem daher jedem ans Herz gelegt, der klassisches Comic-Handwerk und gutes visuelles Storytelling zu schätzen weiß. Beides ist hier zu finden und sollte in keinem gut bestückten Comic-Regal fehlen.

© Zwerchfell
Requiem
Verlag: Zwerchfell Velag 
Autor und Zeichner: Albert Mitringer
Format: Hardcover, 21x28cm
Seitenzahl: 186 
Preis: 25 EUR 

[Rezension] Das Star Wars Archiv. 1999–2005 (TASCHEN)

Wer sich nur im Ansatz mit dem Fandom um Star Wars beschäftigt, weiß um den schweren Stand der Prequel-Trilogie, die viele als seelenloses CGI-Spektakel verschreien, welches nicht im Ansatz an das Original heranreicht. Trotzdem muss hier eine Lanze für die Episoden I bis III gebrochen werden, die für eine ganze Generation als Einstieg in die Abenteuer „[…] in einer weit, weit entfernten Galaxis“ fungiert haben. Als neunjähriger habe ich im Kino mit großen Augen dem Podracer-Rennen zugesehen, über die Slapstick-Einlagen von Jar Jar Binks gelacht und bei dem finalen Laserschwertkampf zwischen Obi Wan, Qui Gon und dem düsteren Darth Maul mitgefiebert. Damals konnte es mir nicht gleichgültiger sein, dass Fans der ersten Stunde die einen Dinge vermisst und die anderen verflucht haben. Ich war gebannt und als Teenager bei den beiden Fortsetzungen schon am ersten Kino-Tag im Saal, um die Vorgeschichte der Star Wars-Saga geradezu zu inhalieren.

Ich kann garantieren, dass es nicht nur mir so ging. Millionen junger Leute haben erst durch diese Neuauflage Interesse daran bekommen die alten Streifen aus den 70ern bzw. 80ern anzusehen und damit den Kreis dieser Geschichte zu schließen. Umso mehr freut es mich, dass TASCHEN nach ihrem gigantischen Werk zur ursprünglichen Trilogie nun auch der Vorgeschichte einen eigenen XXL-Band spendiert hat. Zwar war ich mir fast schon sicher, dass diese Fortsetzung kommen würde, aber die Angst, dass Puristen reinreden und das Projekt verhindern würden war bei mir durchaus gegeben. Nun ist aber Das Star Wars Archiv. 1999–2005 in deutscher Sprache erschienen und wie schon beim Erstling sind Sorgen um einen aufgewärmten Kaffee vollkommen unbegründet.

Man kann davon ausgehen, dass Fans, die 150€ für ein Buch in die Hand nehmen (trotz mehr als gegebenem Preis-Leistungs-Verhältnis) mit allergrößter Sicherheit schon alles an relevanter Sekundärliteratur und Nischenprodukten in ihrem Regal stehen haben, um ihr Bedürfnis nach Informationen zu Jedis, Siths, der Rebellion und dem Imperium zu befriedigen. Doch wie schon zuvor haben TASCHEN es mit Leichtigkeit geschafft hier gefühlt die Bibel zu Star Wars zu publizieren, während „vergleichbare“ Bände sowohl haptisch als auch inhaltlich geradezu verblassen. Damit ist natürlich nicht gemeint, dass hier die seit Jahrzehnten florierende Fanfiction zelebriert wird, die erklärt wie bestimmte Raumschiffe fliegen und woher die Jedi welche Kräfte bekommen. Hier geht es einzig und allein um das Filmprodukt, welches in seiner Größe und Tragweite vermutlich gleich mehrere dicke Schinken füllen könnte. Der Inhalt ist dabei, wie kurz angedeutet, auf keinen Fall schon bekanntes oder nur neu verpacktes Material. Denn neben den bekannten Shots und Promo-Bildern gibt es hier überwiegend unbekannte Drehbuchseiten, Konzeptentwürfe, Storyboards und Fotos von den Sets, die durch Fußnoten in einen Kontext gesetzt werden und dadurch zu einem Verständnis für den Prozess beitragen. Dieser besteht dabei aus deutlich mehr als ein paar Schauspielern, die vor einem Bluescreen mit der Luft reden, wie es diesen Filmen gerne angedichtet wird. Zwar macht George Lucas in dem Band kein Geheimnis aus seiner Affinität zur digitalen Technik, die er bei vorangeschrittener Entwicklung und einem entsprechenden Budget mit aller Sicherheit auch in seinen ersten Streifen verwendet hätte, aber Fans werden sicher überrascht sein wie viel praktisch hergestellt wurde. Zahlreiche Sets, bei denen man hätte schwören können, dass nichts reales auf der Leinwand zu sehen ist, basieren verdammt oft auf kunstvoller Handarbeit und unfassbar langer Vorbereitung.

Doch bevor es ans Eingemachte mit der Einführung des jungen Ben Kenobi und des noch unschuldigen Anakin Skywalker geht, wird überraschenderweise zunächst die Lücke zwischen den beiden Trilogien geschlossen, in der die nicht minder kontroversen Special Editions der Episoden IV bis VI veröffentlicht wurden. Schon hier zeichnete sich ab, was George Lucas nur wenige Jahre später auf Fans und diejenigen, die es noch werden sollten loslassen wollte. Stichworte wären ungewöhnliche Kameras, Bluescreen, etc. Deutlich wird das Ganze in jedem der vier Kapitel (eins pro Film bzw. eins gebündelt für die Special Editions) durch die eingestreuten Aussagen der Beteiligten, von denen sich nur das Gespräch zwischen dem Autoren Paul Duncan (Das Star Wars Archiv. 1977-1938, The Charlie Chaplin Archives, The James Bond Archives) und Regisseur Lucas wie ein roter Faden durch das Buch zieht. Es hat in dem Sinne etwas von einem Audiokommentar. Die anderen Mitarbeiter werden thematisch platziert und vertiefen die Entwicklungsstufen, wie es schon im Vorgängerband der Fall gewesen ist. Es kommen dabei entsprechend des kreativen und technischen Aufwands primär Menschen zu Wort, die hinter den Kulissen dieses gewaltige Universum aus dem nichts gestampft haben. Dazu gehören bekannte Namen wie Rick McCallum (Produzent), Doug Chiang (Illustrator und SFX-Supervisor), Ryan Church (Konzeptzeichner) oder Ben Burtt (Technik und Sounddesign). Die Schauspieler dürfen zwar selbstverständlich nicht fehlen, nehmen aber entsprechend der Stoßrichtung des Bandes keinen zentralen Standpunkt ein. Was wiederum nicht heißt, dass man keine neuen Erkenntnisse aus ihren Gedanken zur Darstellung ihrer Figuren ziehen kann.

Während man nun den Gedankengängen der Beteiligten folgt, wird ersichtlich wie genau George Lucas wusste wohin die Reise gehen würde. Natürlich stand nicht schon in den 80ern ein genauer Plot fest, der nur noch in ein Drehbuch gegossen werden musste, aber die Figuren und ihre Hintergründe hatten schon so viel Tiefe, dass die Erzählung des Ursprungs geradezu unvermeidbar wirkt. Umso spannender ist es zu sehen wie alte Ideen zur Realität wurden, gänzlich neue Ansätze entstanden und zusammen in einer Symbiose aufgingen, die wir später als Prequel-Trilogie kennenlernen sollten. Zwar muss man sich ein wenig an den sprunghaften Charakter der Erzählung gewöhnen (es ist wirklich mehr ein schriftlicher Audiokommentar als eine chronologische Abfassung), aber da man Das Star Wars Archiv. 1999–2005 auch locker unter dem Begriff „Sachbuch“ einordnen kann, lädt es ohnehin mehr dazu ein bestimmte Aspekte zum Film nachzuschlagen, als es in einem Rutsch durchzulesen.

Was man dabei vor allem, insbesondere infolge des zeitlichen Abstands mitnimmt, ist der revolutionäre Aspekt dieser Filme. Ausgestattet mit dem nötigen Budget, Kontakten und einer Vision hat George Lucas schon in den 90ern gewusst, dass das Kino der Zukunft digital und die richtige Kombination aus praktischen und künstlichen Effekten eines Tages zum Standard werden würde. Damals noch mit Skepsis begegnet, kann man heutzutage davon sprechen, dass Türen für Kreative in der Branche aufgestoßen wurden, die nun den Look und Feel des modernen Films bestimmen. Als Kind habe ich mir nichts bei der Schlacht der Gungans gegen die Droidenarmee gedacht, und den eindeutig digitalen Look von Episode II und III schulterzuckend akzeptiert. Nun zu lesen welche gigantischen Evolutionsschritte diese Filme ausgelöst haben, lässt mich die Trilogie mit einem anderen und vor allem verständnisvolleren Blick betrachten und inspiriert mich in absehbarer Zeit wieder die verstaubten BluRays erneut einzulegen.

Alles in allem muss man TASCHEN dafür danken, dass sie mit Das Star Wars Archiv. 1999–2005 ein Buch herausgebracht haben, welches im Endeffekt die Kernelemente der zahlreichen Making Of-Bände und Begleitpublikationen kombiniert und damit das ultimative Nachschlagewerk darstellt, wenn man sich primär für den Film als Kunstwerk interessiert. Es sei hierbei garantiert, dass man kein inhaltlich tieferes und äußerlich opulenteres Werk findet. In dem Zusammenhang darf man nur darauf hoffen, dass weitere Veröffentlichungen in Planung sind. mit den Sequels, Spin-Offs und Serien sollte zumindest mehr als genug Stoff vorhanden sein.

Das Star Wars Archiv. 1999-2005
Verlag: TASCHEN 
Autor: Paul Duncan
Format: Hardcover, Halbleinen, 41,1 x 30 cm, 6,90 kg
Seitenzahl: 600 
Preis: 150 EUR